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Jetzt wenn die Glöckerln und d'Markln klingerln, de staadn Weisn vom Lautsprecher dringerln, Reklamechöre weihnachlich singerln, die silbernen Kugerln und glänzerten Engerln inmitten der duftenden Wurstwaren hängerln, se d'Leut in d'volle U-Bahn neizwängerln, se auf der Straßn halbert derdrängerln, konns sei, daß mia oft nimmer vor Geschenkerln and Geschenk von jener Heil'gen Nacht denkerln.
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LESEPROBE zu Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2001
© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com
Titelbild: Sebastian Schrank, München Illustrationen: Sebastian Schrank, München Satzarbeiten: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
Worum geht es im Buch?
Helmut Zöpfl
Zöpfls Weihnachtsbuch
Jetzt, wenn die Glöckerln und d’Markln klingerln, de staadn Weisn vom Lautsprecher dringerln, Reklamechöre weihnachtlich singerln, de silbernen Kugerln und glanzerlten Ringerln, de rauschgoldgwanderten, lieblichen Engerln inmitten der duftenden Wurstwaren hängerln, se d’Leut in d’volle U-Bahn neizwängerln, konns sei, daß mia oft nimmer vor Geschenkerln
Wenn der Schneewind des letzte Blattl wegtreibt
und der Baum is ganz leer,
koan Vogel hörst mehr,
dann fragst di: Was bleibt?
Was bleibt uns im Lebn
z’letzt übrig von dem,
um des ma se plagt,
hinter dem ma herjagt,
um des ma se streit
und rauft,wia net gscheit,
se halbert derrennt.
Was bleibt scho am End?
Wo bleibns’, de Sorgn,
wo sans’ scho morgn
oder gar in am Jahr?
Wo bleibt, was grad war?
Wo bleibt, was no heut
uns ärgert und gfreut?
Koa Garnix, wo d’Zeit
net feilt dro und reibt,
was kurz oder lang
net wieder vergaang.
A Windhauch und glei
is alles vorbei.
…Wenn der Schneewind des letzte Blattl wegtreibt,
De Flockn falln, falln ohne End
staad wiara Wiagnliad,
a Liad, des wo koa Aufhörn kennt.
As Jahr is alt und müad.
Unter seim Schnee der Tannbaum knarzt
und schaugt recht duster raus.
As Jahr kimmt jetzt mit Weiß und Schwarz,
fast ohne Farbn aus.
Der Tag spart aa mitm Liacht a weng,
macht Feierabend recht fruah.
Doch, wer gscheit lurt, der konn aa seng,
bals net so hell is, gnua.
Der schaugt a wengerl nei in si,
wenns jetzt ruhiger werd,
horcht auf des Unscheinbare hi,
des ma sonst überhört.
De Flockn falln, es dämmert scho,
vui Ruah is weit und breit.
Ma zündt Adventskranzkerzn o.
Jetzt is de staade Zeit.
Schaug naus ausm Fenster: es schneibt!
Schau nur hi, wias d’Flockn treibt,
wias es wurlt und wias es draht,
wias as Weiße wirbelt und waht.
Und schaugst dann a kloans bißl zua,
na bist no amal der kloa Bua,
denkst ans Schneeballwerfa,
ans Schlittnfahrnderfa,
ans Schneewalznrolln,
ans Bravseisolln
zwengs an Gschenkakriagn,
an a knarzade Stiagn,
ans Kettnklirrn,
ans Herzklopfaspürn,
an d’Kerzn, wias riacht,
ans Sternwerferliacht,
ans Glanzn und Klinga,
ans „O Tannenbaum“-Singa …
Doch scho nach einiger Zeit,
bist halt dann wieder im Heut,
und as Schneibn duad di bloß no moniern:
Morgn muaßt dir de Winterreifn montiern!
Ein paar abgebrochene,
abgeschnittene Zweige,
dunkelbraun
wie Besenreisig
weg vom Baum,
vom Baum des Lebens,
der Saft gab
und Halt.
Keine Lebenschance,
bald völlig verdorrt,
allenfalls gut fürs Feuer,
bald Asche, Staub.
Lächerlich, sie in ein Gefäß zu stellen
mit Wasser gefüllt,
wirklich kein Schmuckstück fürs Zimmer.
Aber was geschieht?
Wasser, Wärme
erweckt das scheinbar tote Gehölz,
durch die schwarzbraune Rinde
drängt sich erstes Grün.
Eine Knospe,
mehr Knospen.
Das Leben setzt sich durch,
drängt, sprießt.
Das Reisig beginnt zu blühen.
Frisches Leben läßt
dem scheinbar Erstorbenen
Hoffnung auf die Kraft des Lebens
blühen.
Advent heißt ja eigentlich Ankunft, das Ankommen des Herrn. Wie steht es mit diesem Ankommen heute? Was hat bei uns eine Chance, anzukommen? Die Werbeindustrie bemüht sich immer wieder neu, Produkte anzupreisen, die bei uns ankommen. Dazu benützt sie dann auch entsprechende Worte, die da sind: Das neue … das neueste … modern … super … oder supra … der Hit … der Knüller … sensationell … usw.
Ist es frivol zu fragen, wie die Werbeindustrie wohl die Ankunft des Herrn vermarkten würde, damit sie bei uns ankommt? Oder wie hätte unsere heutige Presse wohl über die Geburt in Bethlehem berichtet? Der inzwischen wie auch immer astronomisch erklärte Weihnachtsstern würde sicher etwas hergeben. Außenpolitisch würde man wohl den Besuch der Heiligen Drei Könige auch entsprechend zur Geltung bringen. Und selbstverständlich würde der Mordbefehl des Königs Herodes mehrere Knallüberschriften wert sein.
Aber die Geburt des Erlösers selbst, im Stall zu Bethlehem, würde wohl nicht einmal im Lokalteil vermerkt werden. Und wie stünde es mit der Weihnachtsbotschaft? „Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind“? Ob man die wohl als Hit verkaufen könnte? Da müßte sich schon irgendein Schlagerstar ihrer annehmen und ein entsprechend zündendes Lied daraus machen. Immerhin, das Lied „Ein bißchen Frieden“ hat ja damals den Grand Prix gewonnen, und die Mutter Gottes taucht ja heute zwar immer weniger in unseren Kirchengesängen, aber dafür in sämtlichen volkstümlichen Musikparaden auf.
Es bedürfte schon eines besonders originellen Werbeeinfalles, daß wir zumindestens einmal die Ohren spitzen. Aber wie lange, denn bald würde eine neue Sensation auf uns zukommen, die noch besser aufgemacht ist als die alte. Ja, was kommt also noch bei uns an? So an, daß es uns beeindruckt oder gar betroffen macht? So betroffen vielleicht, daß dieses Ankommen uns beispielsweise veranlaßt, wieder zu uns selbst zu kommen oder in uns die Frage aufkommen zu lassen, worauf es uns eigentlich ankommt.
Wie weit sind wir überhaupt bereit, etwas ankommen zu lassen, den, der auf uns zukommt, wirklich an uns herankommen zu lassen oder ihn gar an- oder aufzunehmen? Wie schaut also unsere Aufnahmebereitschaft dem Ankommenden gegenüber aus? Können wir überhaupt dem, der ankommt, und dem, worauf es ankommt, noch einen Platz einräumen? Soll doch jeder selbst sehen, wie er durchkommt. Manchmal hat man also den Eindruck, daß es in der Zeit des Advent mehr um das Einkommen oder um das Bekommen geht. Ob wir damit allerdings auf die Zukunft hin zurecht kommen oder ob wir unsere Zukunft nicht doch einmal wieder von jener Ankunft her durchdenken sollten?
As letzte Blattl is vom Baam abegfalln,
es is a Pfüagottsagn jetzat in allm.
Seim End geht as Jahr, gengan d’Tag wieder zua.
Der Sommer is weit und alls hat sei Ruah.
Jetzt steht uns de staade Zeit nei ins Haus.
Nach Hellem und Liachtn schaut ma gern aus.
Mia wartma im Finstern und paßma herent,
ob uns nixn net rüberleucht von da drent.
Wartn fest auf an Stern, der uns leucht in der Nacht,
der uns in dem Dunkln an Wegweiser macht,
und der uns vielleicht aa in unserer Zeit
wia de Bethlehem-Hirtn aufn Weg zu dir leit’.
Wenn die Tage des Jahres gezählt sind, kann es sein, daß man da und dort in einer unruhigen Minute die alte Frage der Menschheit stellt: Was bleibt eigentlich? Man macht eine kleine Inventur bei sich selber und fragt sich, was ist von diesem Jahr eigentlich geblieben, was hat Bestand? Was war wichtig und was wesentlich?
Da kann es sein, daß man noch weiter spintisiert und die Frage stellt: Was ist denn nun eigentlich wirklich wesentlich im Leben? Der „cherubinische Wandersmann“ Angelus Silesius nennt als die große Lebensaufgabe des Menschen: „Mensch, werde wesentlich; denn wann die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.“
Leichter gesagt als getan. Dieses Wesentliche, was ist es? Wie ist es zu finden und zu verwirklichen? Wenn Bildung (nach Fritz Stippel) Selbstverwirklichung des Menschen ist, dann ist sie gleichzeitig die „Fähigkeit, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, und jenes ernst zu nehmen“ (Paul de Lagarde). Aber finden wir dieses Wesentliche bei Normen, Geboten, Gesetzen, Pflichten, gültigen Werten usw.? Immanuel Kant sagte, der Mensch solle so handeln, daß die Maxime seines Handelns gleichzeitig die Maxime allen Handelns, also des Handelns von jedem Menschen jederzeit und an jedem Ort sein könne. Sollten wir da aber nicht auch bedenken, daß wir nicht immer nur an das Allgemeine denken können, sondern daß jeder von uns das vergangene Jahr eine Reihe Chancen zugespielt hat, wo wir unvertretbar die Möglichkeit hatten, etwas Wesentliches zu tun.
Der Philosoph Max Müller nennt einen geschichtlichen Imperativ: „Tue das, was kein anderer tun kann, und was du in der Gemeinschaft als gerade deine jetzige alleinige Aufgabe übernehmen kannst.“ So gehört es vielleicht zu einer Jahresinventur, zu überlegen, wo wir gefordert waren, wo wir Chancen hatten, etwas unvertretbar Wesentliches zu tun.
Was ist für uns wesentlich? Sind es manche Situationen, existentielle Augenblicke, wenn vor uns etwas Letztes, ein Ende, ein Endgültiges steht? Hans Sachs hat gereimt: „Mensch, was du tust, bedenk das End, das wird die größte Weisheit g’nennt.“
Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Welche Bücher wären Ihnen wirklich wesentlich? Existentiell berührt uns vielleicht auch immer wieder jenes frühere Gewohnheitsrecht, dem Hinzurichtenden einen letzten Wunsch zu gestatten. Und weil wir schon bei Wünschen sind, was würden Sie wünschen, wenn, wie weiland im Märchen, Ihnen eine Fee drei Wünsche gestattete? Im Märchen sind es meist Torheiten, weil die Menschen nicht das Wesentliche erkannten.
Wir tun uns oft schwer, Werte wie das Schöne genau zu bestimmen. Könnte es uns da weiterhelfen, wenn wir uns fragen, was wir an unserem letzten Tag auf Erden am liebsten sehen, hören, riechen wollten? Die Schönheit der Natur? Etwa eine Libelle, die im Sonnenlicht über einen Tümpel schwirrt? Der Blick von einem hohen Berg auf die Heimat? Eine kleine weiße Wolke, die über den blauen Himmel zieht? Die Betrachtung eines Kunstwerkes oder einzig und allein die Gegenwart eines lieben Menschen?
Bei solchen Überlegungen kann man den so schwer definierbaren Wert des Schönen plötzlich ganz einfach verstehen: als das, was uns lieb geworden ist. „Schön ist das“, sagt Christian Morgenstern, „was wir mit den Augen der Liebe betrachten.“ Und so kommen wir zum Schluß der Betrachtungen des Wesentlichen auf jene Kraft und Fähigkeit, die uns zu Menschen macht, und ohne die alles unwesentlich bleibt: die Liebe.
Zuaschaung, wenns schneibt,
wias d’Flockn verweht,
wia alls fallt und nix bleibt,
alls verfliaßt und vergeht …
Schaung, wia se der Rauch
zwängt ausm Kamin,
wiara steigt und verhaucht
ins Irgendwohin …
Wia’a Nebelschwadn ziagt
und taucht alls in se ei,
wiara kummt und verfliagt
… kannt i stundnlang fei.
Mit dem Wort ,warten' verbindet sich irgendwie immer etwas Ungewisses. Man weiß nicht genau, was kommt und wie es ausgeht. Es kann aber auch sein, daß man vergeblich wartet, im Guten wie im Schlechten. Man erwartet beispielsweise etwas Schlimmes, und dann stellt sich heraus, daß es nicht halb so schlimm war oder sogar erfreulich.
Das vergebliche Warten hat seinen literarischen Niederschlag in dem Stück von Samuel Beckett: „Warten auf Godot“ gefunden. Warten kann also mit Enttäuschung, aber auch mit einer freudigen Überraschung enden. Es kann aber auch so sein, daß man vor ,warten' und Ausgerichtetsein auf die Zukunft die Gegenwart ganz und gar vergißt. Da gab es einmal ein Chanson: „Im Wartesaal zum großen Glück, da warten viele, viele Leute, warten seit gestern auf das Glück von morgen und vergessen, es ist ja noch heute, die armen, armen Leute.“
Warten hat etwas von Spannung in sich. Das kann eine nervöse Spannung sein, aber auch ein Warten in der Vorfreude, die manchmal sogar schöner ist als die eigentliche Freude. Besser wohl ausgedrückt: Die Vorfreude ist eine ganz eigenständige Freude. Man kann etwas kaum noch erwarten, man ist gespannt, es kribbelt einen förmlich, doch ist es schön, diese Spannung durchzuhalten. Da hat man in der Erziehung der Vergangenheit gewiß einige Fehler gemacht. Denn, so verkehrt es ist, eine solche Spannungshaltung im Sinne des ,Schmorenlassens‘ aufzubauen, so unsinnig ist es auch zu glauben, man solle jede Spannung, jede Erwartung aus dem Leben des jungen Menschen herausnehmen, weil ja sonst „Frustrationen“ entstehen könnten.
Es war und ist ein großer Irrtum zu glauben, daß die sofortige Befriedigung der Bedürfnisse schon das Glück des Menschen automatisch darstellt. Sind es nicht, um mit Goethe zu sprechen, oft die saueren Wochen, die die frohen Feste ermöglichen? Kann sich der wirklich freuen, der sofort all das, was er will, bekommt? Denken Sie an das Märchen vom Schlaraffenland! Die gebratenen Tauben, die in den Mund fliegen, werden nach kurzer Zeit langweilig.
Vielleicht ist es sogar heute eines der größten Probleme, daß wir immer unfähiger geworden sind, etwas abzuwarten – keinen Spannungszustand mehr durchzuhalten. Damit werden eben die Feste immer „unfestlicher“. Denken Sie nur daran, daß infolge des modernen Komforts weitgehend alles über das Jahr immerfort vorhanden ist, z.B. die frischen Erdbeeren, der Spargel usw. Zumindest in Konservenform ist jeder Genuß sofort abholbar. Brachte es nicht mehr Freude, früher auf die ersten Erdbeeren, die ersten Kirschen zu warten? Das läßt sich sicher nicht mehr rückgängig machen, bedeutet aber m.E. einen Freudenverlust. Macht es nicht das Besondere eines Buches aus, daß es spannend ist, d.h. daß man warten muß, sich durchlesen, bis man erfährt, wie es ausgeht? Und ist es nicht auch überhaupt eine spezifische Form des Glückes, daß man eben nicht genau weiß, ob etwas glückt?
Der Advent ist die Zeit der Erwartung, der Erwartung des Herrn. Was ist es für eine Erwartung, die wir heute haben? Diejenige, die man jetzt oft in den Worten ausgedrückt hört: „Froh bin ich, wenn das Ganze wieder vorbei ist. Ich schnaufe erst nach den Weihnachtsfeiertagen wieder auf.“ Ist es noch die kindliche Erwartung, was sich wohl am 24. Dezember hinter der verschlossenen Tür alles Schönes verbergen wird? Ist es die Vorfreude auf das endgültige Kommen des Herrn, der ja auch lange auf sich warten ließ, wie das so schön in dem alten Lied „Tauet Himmel den Gerechten“ ausgesagt wird. Wer könnte von sich sagen, daß nicht auch immer ein wenig Unsicherheit mitschwingt, was uns bei dieser Niederkunft erwartet. Aber natürlich hoffen wir, daß es eben kein „Warten auf Godot“ sein wird und daß es dann etwas Gutes ist, das uns erwartet, und nicht das, was uns im Evangelium immer wieder erzittern läßt, sollten wir zu den „Schafen zur Linken“ gehören.
Die Tage des Advents sollten uns eigentlich ein wenig Zeit lassen, über all unsere Erwartungen etwas nachzudenken. Was erwarten wir vom Leben, von der Zukunft, vom anderen, von Gott? Aber auch, was erwarten andere von uns, was erwartet Gott von uns? Wie sind wir bisherigen Erwartungen gerecht geworden? Uberwiegen in unseren Erwartungen Furcht und Angst oder Hoffnung und Vertrauen? Auf alle Fälle wird uns beim Überdenken dieses Wartens deutlich werden, daß uns Grenzen gesetzt sind, und daß wir nicht alles machen und herstellen können, sondern daß es noch etwas anderes bzw. jemand anderes gibt, von dem wir abhängen, unser Leben und unsere Zukunft. Es bleibt jedem von uns überlassen, in dieser Zeit des Advents, gerade jetzt, da die Tage trüber sind und die Nacht früher kommt, Lichter der Hoffnung zu entdecken oder auch bei anderen solche kleinen Lichter anzuzünden.
(nach einer Idee von H. Seitz)
Was an Nikolaus angeht, liabe Leut,
da glaub i, is’ endlich amal an der Zeit,
daß i a ernsts Wörterl mit euch jetzat red,
weil’s mit de altn Bräuch so weiter net geht.
Seids doch net so fad, seids net aso stur,
sonst ändert se nia unser Gsellschaftsstruktur!
Nikolaus, wenn i den Nama scho hör,
der klingt net wenig nach autoritär.
Heut mit de repressionslosn Kinderladn,
da kann i ’n Eltern und Erziehern grad ratn:
Der Nikolausbrauch, wenn er scho abgschafft net wird,
ghört zum mindesten richtig umstrukturiert.
So müaßt ma zum Beispiel de Kinder erst fragn,
was de überhaupts zum Nikolausbsuach sagn;
dazua daad se dann natürlich aa ghörn,
daß demokratisch abgstimmt müaßt werdn,
und d’ Kinder habn dabei, wia’s se versteht,
net bloß a Drittel-, sondern d’ Halbparität.
Derf er wirklich na kemma laut Kinderentscheid,
na muaß er scho anders ausschaugn wia heut.
Mit Sack oder Ruatn, da geht fei nix mehr,
des schaugat vui zvui nach repressiv her.
Aa sei Bischofsmützn, des wißts es ja wohl,
de kannt als hierarchisches Statussymbol
de arma Kloana irritiern
und in ihrem klaßnlosn Denken verwirrn.
Sei Mantel, der lange, kannt beibhaltn werdn,
denn so was sans gwohnt, „Maxi“ ist ja modern.
Und der Bart, der werd weiterhin onepappt,
weil der Marx und der Lenin ja aa oan habn ghabt.
Oans laßt se besonders nimmer vertretn:
des fromme Liader-Singa und Betn.
Heut hat ma koa goldernes Büachl mehr,
heut nimmt ma de Bibi vom Mao glei her,
aus der ma a Gsatzl draus rauszitiert
und mit de Kloana durchdiskutiert.
Nikolaus, de was auf se haltn,
baun aa sonst sinnvoll Bruckn zwischn Neuem und Altn:
Sie habn statt am Engerl an Engels dabei
und schenkan de Buam Karl Marx statt Karl May.
A bisserl werdn zwar de Kinder scho fluacha,
weils im Marx umsonst Indianer drin suacha.
Jetz hoff i, daß es beherzigts mein Rat
und der bürgerliche Nikolaus ausdeant dann hat.
Wennts des alls so machts, wia se se ghört,
derfts glaubn, daß der Abend vui lustiger werd.
Und ’s Kind, des bieselt dann kaum mehr in d’Hosn
beziehungsweise, modern gsagt, kriagt Angstneurosn.
Doch dafür freilich möglicherweis
kriagns jetzat nacha de Nikoläus.
„In Nacht und Dunkel liegt die Welt“, so lautet ein altes Kirchenlied. Seit eh und je hat die Menschheit das Dunkel mit dem Unheimlichen, Unheilvollen, Schrecklichen, ja Bösen in Verbindung gebracht, während das Helle, Lichte eher das Heil, das Schöne und Gute verkörperte. Die Mächte der Finsternis wurden und werden noch immer gegenübergestellt den Gestalten des Lichts. Dunkelheit und Finsternis verkörpert zwar auch als Nacht Ruhe und Erholung von den Mühen des Tages, man sehnt sich zwar durchaus nach der Ruhe der Nacht, freut sich aber doch wohl mehr auf die ersten Sonnenstrahlen des beginnenden neuen, lichten Tages.
Der Mensch hat sich immer mehr für das Licht als für die Dunkelheit erschaffen angesehen. Das Dunkle hat den Menschen schon immer irgendwie Angst gemacht. Es beklemmt ihn, und er schaut nach Licht und Helle aus. Licht erwartet, erhofft und erfleht sich der Mensch immer letztlich auch vom Göttlichen. Ungezählte Mythen, Glaubensbotschaften, Verkündigungen usw. geben davon Kunde. Gott ist das Licht, und er bringt Licht in die Welt. Der Christ glaubt daran, daß Gott seinen eingeborenen Sohn geschickt hat, um Licht in die Dunkelheit zu bringen. Davon kündet ja auch das Johannesevangelium: Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erkannt.
Gerade die Adventlieder sind voll von dieser Lichterwartung, in denen das Volk „in bangen Nächten“ um Verheißung bittet. Gott erhört das Flehen, und das Wort ist, wie es im Evangelium weiter heißt, Fleisch geworden. Der Weihnachtsstern strahlt als Symbol der erfüllten Erwartung über der Krippe von Bethlehem. Dieses Licht der Erlösung ist aber nun kein fernes Licht, das nur über uns strahlt, sondern es ist auch gleichzeitig eine Verpflichtung für uns, selber Licht ins Dunkel zu bringen, selber eine Kerze anzuzünden, dem andern den Weg zu zeigen, Helle und Wärme auszustrahlen.
Gaudete heißt der dritte Sonntag im Advent, der uns aufruft, uns zu freuen, Freude auszustrahlen und mit Freude sozusagen anzustecken. Da ist aber oft die Hektik der staaden Zeit vor, in der wir uns auf andere Dinge konzentrieren müssen.
Müssen? Gehört es nicht zu den vielen Paradoxien menschlichen Daseins, daß man für ein böses, grantiges Gesicht, für Jammern und Schimpfen zwar allemal Zeit hat, für ein Lächeln und ein freundliches Wort aber die Zeit kaum zu reichen scheint. Ärgern und Schimpfen scheinen uns also wesentlich leichter zu fallen als die Freude. Nach einem bekannten Wort ist die Freude Gabe und Aufgabe zugleich. Mit anderen Worten: Um die Freude muß man sich offensichtlich, obwohl sie wesentlich gesünder ist, mehr bemühen als um den Ärger. „Gaudete“, es muß uns also schon gesagt werden, daß wir uns freuen sollen.
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