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Zuerst beginnt es unmerklich, um dann unheimlich zu werden: Jeden Morgen zeigt die Waage ein bisschen mehr an – bis aus ›den paar Gramm‹ dann plötzlich mehrere unerfreuliche Kilo geworden sind.
Was Ärzte oftmals nicht diagnostizieren: In vielen Fällen steckt dahinter eine Insulinresistenz, bei der durch die Überflutung des Körpers mit Insulin, welches er jedoch nicht verwerten kann, immer mehr Fett angelagert wird. Die Autorin hat diese Diagnose Anfang 2017 bekommen – und wenig später aktiv den Kampf dagegen aufgenommen.
›Essen muss schmecken!‹, so ihr Credo. Und so soll dieses Buch zeigen, dass man keinesfalls hungern muss, sondern sogar schlemmen darf, zusätzlich auch noch abnimmt – und vor allem wieder gesund wird.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Zuckermanagement - Abnehmen trotz Insulinresistenz
Zuerst beginnt es unmerklich, um dann unheimlich zu werden: Jeden Morgen zeigt die Waage ein bisschen mehr an – bis aus ›den paar Gramm‹ dann plötzlich mehrere unerfreuliche Kilo geworden sind.
Was Ärzte oftmals nicht diagnostizieren: In vielen Fällen steckt dahinter eine Insulinresistenz, bei der durch die Überflutung des Körpers mit Insulin, welches er jedoch nicht verwerten kann, immer mehr Fett angelagert wird. Die Autorin hat diese Diagnose Anfang 2017 bekommen – und wenig später aktiv den Kampf dagegen aufgenommen.
›Essen muss schmecken!‹, so ihr Credo. Und so soll dieses Buch zeigen, dass man keinesfalls hungern muss, sondern sogar schlemmen darf, zusätzlich auch noch abnimmt – und vor allem wieder gesund wird.
Copyright © 2018 Valeska Réon – publiziert von telegonos-publishing
www.telegonos.de
(Haftungsausschluss und Verlagsadresse auf der Website)
Cover: Kutscherdesign
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Alle Ratschläge in diesem Buch sind von der Autorin sorgfältig erwogen und geprüft worden. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden und sie sind auch kein Ersatz für die Beratung durch einen Mediziner. Eine Haftung von Verlag und Autorin für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
Kontakt zur Autorin über die Verlagshomepage
Inhalt:
Teil 1: Das Krankheitsbild
Teil 2: Ernährung: Bunt, lecker und heilsam
Teil 3: Die Rezepte: Skandalös simpel
VORWORT
Wie alles begann
Es fing damit an, dass ich in den letzten fünf Jahren immer mehr zunahm. Dummerweise war dies genau zu dem Zeitpunkt, als mein erster Roman erschien und ich auf Lesungsreise ging. Anfänglich zog ich immer eines dieser tollen Spanxhöschen an und den Bauch ein, doch irgendwann half auch das nicht mehr – ganz abgesehen davon, dass meine Stimme immer höher wurde, je länger mein Bauch eingedrückt wurde.
2016 war es dann nicht mehr nur ›un peu‹, sondern viel mehr als mir lieb war – und vor allem mehr, als ich auf meine neue sitzende Tätigkeit als Lektorin hätte schieben können. Mittlerweile sah ich aus, als hätte man mich wie eine menschliche Kanonenkugel in die Klamotten reingeschossen.
Für mein Autorenportrait, das zusammen mit dem Trailer für ein neues Buch entstand, hatte ich zwar ein wunderbar faltenfreies Gesicht, aber mir passte fast gar nichts mehr, was ich im Kleiderschrank hatte.
Im Sommer 2016 hatte ich dann solch einen Bauchumfang, dass ich mehrfach angesprochen wurde: »Oh, du bist schwanger, wie schön für dich!«
Mit Mitte 50 mag man solch eine Aussage als Kompliment nehmen, für mich war es jedoch eher ein Warnschuss. So ging ich also zu meiner Hausärztin, die eine, wie sie es nannte ›Spezial-Blutuntersuchung‹ veranlasste.
»Es ist alles in Ordnung«, verkündete sie, nachdem das Ergebnis vorlag. Allerdings fügte sie noch ein kleines Sätzchen hinzu, das mich aufhorchen ließ: »Alles, was mit Hormonen zu tun hat, ist nicht mein Fachgebiet.«
Im Nachhinein bin ich erstaunt, dass sie bei einem Blick auf meinen Bauch nicht direkt die richtige Diagnose parat hatte, denn wenn dieser extrem dick ist, kann man das als Indiz für eine Insulinresistenz ansehen.
Mit ihrer ›Alles-ist-in-Ordnung-Diagnose‹ gab ich mich natürlich nicht zufrieden – und ließ mich zu einem Endokrinologen überweisen. Da wir hier in Dortmund nur einen weit und breit haben, dauerte es sechs Monate, bis ich einen Termin bekam, und zwar im Januar 2017.
Der Arzt, ein emeritierter Professor von Anfang 80, dem es anscheinend zuhause zu langweilig geworden war, entpuppte sich 1. als Gentleman alter Schule und 2. als Fachmann. Da er mich wohl irgendwie ganz besonders mochte, meinte er mit einem Blick in seinen Computer: »Ich mache jetzt hier mal überall ein Häkchen dran und wir untersuchen alles, was es gibt.«
Eine Woche später bekam ich dann ein nettes Briefchen vom Herrn Professor, in dem u.a. ›Verdacht auf Insulinresistenz‹ stand. Da ich wegen eines erhöhten Prolaktin-Wertes sowieso noch einmal in seine Praxis musste, fragte ich dann einmal ganz dezent nach, ob man diesem ›Verdacht‹ nicht einmal nachgehen sollte. »Das hat der Herr Professor nicht angeordnet«, so die Dame am Empfang.
»Aber ich«, teilte ich ihr kurz und bündig mit, völlig fassungslos darüber, dass zwar ein Diagnoseverdacht geäußert, dem aber nicht nachgegangen wurde. Obwohl ich ansonsten ein echter Sonnenschein bin, aber die Mixtur aus Dummheit, Ignoranz und fehlender Empathie macht mich so richtig böse.
So wurde dann am nächsten Morgen ein Glukosebelastungstest bei mir durchgeführt. Dabei trinkt man eine Zuckerlösung und über zwei Stunden verteilt, wird viermal Blut abgenommen. Das Ergebnis war eindeutig: Insulinresistenz.
Da zeitgleich ein gutartiger Hirntumor bei mir festgestellt wurde, ließ ich mir zuerst diesen entfernen. Danach war ich so fertig – zu allem Überfluss war genau zu diesem Zeitpunkt auch noch mein vierbeiniger Freund von mir gegangen –, dass ich sogar zwei Tage lang am Rollator ging, ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie man sich mit 90 fühlt. Danach habe ich alles gegessen, worauf ich Lust hatte – ich wollte einfach erst einmal wieder gesund werden.
Wobei ›gesund‹ es nicht ganz traf, denn als ich das erste Mal wieder auf die Waage ging, zeigte diese 95 Kilo an. Bald ist es dreistellig, so mein erster Gedanke – und ich fing an, meine Insulinresistenz aktiv anzugehen.
Das Merkwürdige für mich daran war vor allem, dass ich in über 50 Jahren nie dick gewesen bin, ganz im Gegenteil. Im Kindergarten war ich so spindeldürr, dass die Ärztin meinte: »Für das Kind muss aber was getan werden!« Während meiner Zeit als Model wog ich 54 Kilo bei 1 Meter 74 – was in der heutigen Size Zero-Ära schon dick wäre, doch in den 1980-er Jahren sahen alle Models auf dem Laufsteg eher gesund als anorexisch aus. Betrachte ich alte Fotos, sehe ich darauf echt dünn aus. In den letzten Jahren hatte ich immer um die 65 Kilo gewogen – und plötzlich waren es 30 Kilo mehr. Höchste Zeit also, das Ruder rumzureißen!
Doch leider wurde ich ziemlich alleine gelassen, die Literatur zum Thema Insulinresistenz erhellte mir zwar die Hintergründe des Krankheitsbildes, nicht jedoch die praktische Umsetzung im (Küchen-)Alltag. Und so wurde dann die Idee zu diesem Büchlein geboren, eine Kombination aus Ratgeber und Kochbuch. Es sollte leicht zu lesen sein und die Gerichte in weniger als 30 Minuten Vorbereitungs- und Kochzeit auf dem Tisch stehen.
Zum Glück bin ich einer jener Menschen, die von Null auf jetzt den Reset-Knopf drücken können, und so startete ich mein Selbsthilfe-Programm.
Als Ziel hatte ich mir gesetzt, dass dieses nette Kleidchen von Victoria Beckham, welches einsam und verlassen in meinem Kleiderschrank hing, endlich wieder passen sollte. Ein sehr weiblicher, aber durchaus effektiver Anreiz.
Doch schauen wir uns zuerst einmal an, was Insulinresistenz, die wir nachfolgend der Einfachheit halber IR nennen, überhaupt bedeutet.
Das Krankheitsbild
Was genau ist Insulinresistenz?
Bei dem, was wir im normalen Sprachgebrauch als ›Zuckerkrankheit‹ bezeichnen, ist Diabetes Typ 1 gemeint. Durch diesen ›Fehler im System‹ zerstört das Immunsystem die sogenannten Betazellen (auch Langerhans-Inseln genannt) in der Bauchspeicheldrüse, die normalerweise Insulin produzieren. Dadurch kann nicht genügend Glucose an die Zellen weitergeleitet werden und der Blutzuckerspiegel ist auf einem hohen Level. Da die Zellen nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt werden können und somit nicht in der Lage sind, ihre Arbeit in ausreichendem Maß zu verrichten, ist Vorsicht geboten. Aufgrund dieses Insulinmangels muss dann Insulin gespritzt werden. Wird dieser Typ Diabetes nicht behandelt, kommt es letztendlich zu einer Übersäuerung des Blutes, wodurch sämtliche Stoffwechselvorgänge im Körper beeinträchtigt werden. Das Fatale ist, dass sich Diabetes Typ 1 zumeist erst bemerkbar macht, wenn bereits mehr als 80 Prozent der vorgenannten Inselzellen zerstört sind.
Bei der Insulinresistenz (der Einfachheit halber nennen wir sie hier IR) verlieren die Insulinrezeptoren der Zellen, insbesondere der Leber-, Muskel- und Fettzellen, allmählich ihre Fähigkeit, auf Insulin zu reagieren – sie werden insulinresistent.
Vereinfacht ausgedrückt geschieht Folgendes: Da das Insulin vom Körper nicht verwertet werden kann, fragt die Bauchspeicheldrüse: »Hey, habe ich eigentlich kein Insulin produziert? Okay, dann mache ich eben noch eine Portion.«
Dummerweise ist Insulin nun genau das Hormon, das dem Körper sagt: »Leg mal ein paar nette Fettdepots für schlechte Zeiten an.« Diese verteilen sich jedoch nicht so gleichmäßig wie auf den schönen alten Gemälden von Peter Paul Rubens, sondern vor allem sehr unschön in der Bauchgegend. Oder, um es ganz prosaisch auszudrücken: Taille adé – lebt wohl ihr wundervollen Kreationen von Lanvin und Balenciaga!
Doch Scherz beiseite, auf lange Sicht betrachtet ist mit einer IR nicht zu spaßen, denn die Bauchspeicheldrüse arbeitet so dermaßen auf Hochtouren, dass sie letztendlich total überfordert ist und irgendwann einmal ganz ihren Dienst aufgibt. Die produzierte Insulinmenge reicht dann nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken, man rutscht in einen Diabetes vom Typ 2 und wird ›insulin-pflichtig‹. Daher wird Insulinresistenz auch Prä-Diabetes genannt, weil es die Vorstufe oder, wie ich es auch gern nenne, die Warnstufe ist, wo man dringend etwas unternehmen sollte, damit die Krankheit nicht fortschreitet – was auch durchaus machbar ist, wie wir noch sehen werden. Unternimmt man nichts gegen IR, muss bei einem Fortschreiten dann als Therapie Insulin gespritzt werden – für mich das absolute Horrorszenario, das ich unbedingt vermeiden wollte.
Viele Betroffene zeigen eher unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, ständiges Hungergefühl, Gewichtszunahme und depressive Verstimmung. Deshalb wird IR häufig erst sehr spät festgestellt, da diese Symptome auch auf viele andere Erkrankungen zutreffen können.
Ein augenscheinliches Zeichen für eine IR ist das Betrachten des Bauchumfanges. Je ausgeprägter dieser ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Insulinresistenz.
Bauchfett
In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die vom Bauchfett ausgesandten Botenstoffe die Insulin-Rezeptoren der Körperzellen unempfindlicher (sprich resistent) machen. Sind die Rezeptoren der Zellen nun unempfindlich gegenüber Insulin geworden, kann die Glucose nicht in die Zellen gelangen. Halten die auslösenden Faktoren für die IR, wie beispielsweise die Ausschüttung der oben genannten Botenstoffe aus dem Bauchfett an. So entsteht ein Teufelskreis aus IR, erhöhtem Blutzucker und vermehrter Insulin-Ausschüttung. Oder um es ganz einfach auszudrücken, es ist wie eine Art Ping Pong-Situation: Ist man insulinresistent, legt man an Gewicht zu, und ist man erst einmal übergewichtig, verschlimmert sich das Krankheitsbild.
Ab wann ist der Bauch zu dick?
Eine aktuelle Blutanalyse kann eindeutige Informationen zu den relevanten Werten liefern (Blutzucker, Blutfette, Cholesterin, Entzündungsmarker usw.). Sie können jedoch vorab auch schon einmal selbst Ihr persönliches Risiko anhand des Bauchumfangs einschätzen. Dazu gibt es einige komplizierte Formeln, viel einfacher ist indes der Maßbandtest.
Legen Sie dazu das Maßband in Höhe des Bauchnabels an und messen Sie Ihren Bauchumfang. Bei Frauen ist ab einem Wert von 80 Zentimetern, bei Männern ab 94 Zentimetern Vorsicht geboten.
Sollten Sie als Frau mehr als 88 Zentimeter oder als Mann mehr als 102 Zentimeter messen, dann gibt es keinerlei Zweifel mehr: Das Risiko für eine IR ist stark erhöht oder die Krankheit sogar schon weit fortgeschritten.
Das Schlimme dabei ist: Die Fettdepots im Bauchbereich setzen ihrerseits Entzündungsstoffe frei, die eine Insulinresistenz fördern, welche sich in Kombination mit der falschen Ernährung und Bewegungsmangel weiter verschlimmern kann.
Die Ursachen
Es gibt mehrere auslösende Faktoren für eine Insulinresistenz, nicht alle davon hängen mit dem Gewicht zusammen. Einige davon können wir kontrollieren, andere indes (noch) nicht. Vererbung und Alter spielen dabei eine Rolle, aber auch einige Medikamente wie z.B. Steroide können die Insulin-Mechanismen aus dem Gleichgewicht bringen. Ernährung, Alkoholkonsum, Rauchen, mangelnde Bewegung und Stress spielen dabei eine Schlüsselrolle. Zu Letzterem ist nun dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie ein Durchbruch gelungen.1 Es konnte nachgewiesen werden, dass Diabetes durch das Stressprotein FKBP51 im Muskelgewebe begünstigt wird. Hierdurch eröffnen sich völlig neue Behandlungsansätze bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes. Dass dieses Protein in Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen steht, wussten die Forscher schon länger. »FKBP51 beeinflusst im Muskelgewebe eine Signalkaskade, die bei zu großer Kalorienzufuhr zur Entstehung von Glukoseintoleranz führt, also dem Kernsymptom von Typ-2-Diabetes«, resümiert Projektleiter Mathias Schmidt. Eine ungesunde Ernährung bedeutet Stress für den Körper, in der Folge wird vermehrt FKBP51 im Muskel gebildet und führt dazu, dass Glucose vermindert aufgenommen wird – Diabetes und Fettleibigkeit können entstehen.
Die Idee hinter einem neuartigen Therapieansatz ist es nun, FKBP51 zu blockieren, damit es gar nicht erst zu Glukoseintoleranz und in der Folge zu Diabetes kommt, im Idealfall selbst dann nicht, wenn weiterhin ein Überangebot an Kalorien zugeführt wird. Nun die gute Nachricht: FKBP51 kann durch Moleküle, die am Max-Planck-Institut entwickelt wurden, gehemmt werden. Zusammen mit Wissenschaftlern der TU Darmstadt sollen diese Substanzen nun weiterentwickelt und in klinischen Tests erforscht werden. Ich bin wirklich sehr gespannt und setze große Hoffnungen in diesen neuen Behandlungsansatz.
Schauen wir uns nun einmal die anderen Ursachen an, gegen die wir bereits jetzt ganz gezielt ankämpfen können.
Fehlende Bewegung
Asche auf mein Haupt: ich hasse Sport. Während viele meiner Freundinnen beim Joggen um den Dortmunder PHOENIX See den absoluten Glücksflash erleben, finde ich es einfach nur doof. Das war schon immer so und ich dachte im Stillen stets bei mir: Irgendwas stimmt nicht mit dir! Bis ich dann vor einiger Zeit einen Artikel darüber las, dass es Menschen gibt, denen das entsprechende Gen fehlt, um dieses Hochgefühl mitzunehmen. Wenn ich damit auch entschuldigt war: bei Insulinresistenz gibt es kein Vertun und man muss sich mehr bewegen. Unsere überwiegend sitzende Lebensweise und der damit verbundene Bewegungsmangel stellt einen großen Risikofaktor für die Entwicklung einer IR dar. Regelmäßige Bewegung erhöht jedoch die Insulinempfindlichkeit der Zellen. Schauen wir uns einmal an, warum dies so ist.
Bei jeder Bewegung verbraucht unser Körper Energie, die er zuvor vor allem über Glucose aufgenommen hat, welche beim Abbau von Kohlenhydraten entsteht. Im Detail passiert dabei Folgendes: Zu Beginn des Laufes um den PHOENIX See, um beim Beispiel zu bleiben, verbrauchen die Muskeln zunächst die in den Muskelzellen vorhandene Glucose. Ist diese aufgebraucht, muss sie nachgeliefert, also aus dem Blutkreislauf in die Muskeln transportiert werden. Je mehr Runden um den See wir laufen, desto mehr Glucose nehmen die Muskelzellen auf, in der Folge sinkt entsprechend die Glucosekonzentration im Blut. Das körpereigene Hormon Insulin beschleunigt diese ›Nachlieferung‹, bei Insulinresistenz ist dieser Transport jedoch gestört. Dieser Prozess kann zumindest teilweise durch vermehrte körperliche Aktivität ausgeglichen werden.
Für mich selber habe ich entschieden, meine Hunderunden mit Max und Brandy auszuweiten. So gehen wir jetzt morgens ein bis zwei Stunden im Wald spazieren, immer wieder mal angereichert mit kurzen Jogging-Einlagen. Abends gibt es Seilspringen und Gewichtheben, verbunden mit einigen Yoga- und Stretchingübungen sowie Trampolinspringen. Der Lohn: Direkt in den ersten drei Wochen waren zwei Kilo weg, daher bleibe ich hier am Ball.
Schlafmangel
Sicherlich haben Sie schon gehört, dass Schlafmangel dick macht. Warum dies so ist, habe ich allerdings jetzt erst verstanden, denn schon eine einzige Nacht ohne Schlaf kann ähnliche Folgen haben wie sechs Monate lang ungesundes Essen: Beides bringt den Insulin-Haushalt ähnlich stark aus dem Gleichgewicht, wie eine Studie an Hunden zeigt. Darum ist im Kampf gegen Diabetes und Übergewicht eine ungestörte Nachtruhe ebenso wichtig wie eine ausgewogene Ernährung.
»Frühere Forschungsergebnisse haben bereits gezeigt, dass sowohl Schlafmangel als auch eine fettreiche Ernährung die Empfindlichkeit für Insulin senken«, so Josiane Broussard vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles.2 Die Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren sind bislang jedoch wenig erforscht gewesen und es blieb unklar, welcher von ihnen die schlimmeren Konsequenzen hat.
Neueste Studienergebnisse zeigen nun, wie wichtig ausreichender Schlaf für einen stabilen Blutzuckerspiegel und damit für ein niedrigeres IR-Risiko und die Vermeidung von Fettleibigkeit ist.
Die Ergebnisse sind natürlich auch auf uns Menschen übertragbar. Je schlechter IR-Patienten schlafen, desto schwieriger wird es, den Blutzuckerspiegel dauerhaft konstant zu halten – so das Ergebnis einer Studie des Schlaflabors an der University of Chicago.3 Die Wissenschaftler beobachteten 161 unter IR leidende Frauen, dabei mussten die Probandinnen Auskunft über ihr Schlafbedürfnis, ihre Schlafdauer und ihre Schlafqualität geben. Danach wurde ihnen Blut abgenommen und der HbA1c-Wert analysiert (dieser gibt an, wie hoch oder niedrig der Blutzuckerwert in den letzten drei Monaten war).
Schon ein relativ geringer Schlafmangel von drei Stunden pro Woche führte dazu, dass sich der Blutzuckerwert erhöhte. Diabetiker sollten deshalb auf regelmäßigen und ausreichenden Schlaf achten. Für mich selber gesprochen sind dies mindestens 8 Stunden pro Nacht – als Baby soll ich nach Aussage meiner Mutter rund um die Uhr geschlafen haben und sie musste mich zum Stillen sogar wecken.
Befolgen Sie folgende Tipps, um Ihre Schlafqualität zu verbessern:
Sorgen Sie für feste Schlafzeiten und versuchen Sie, eine gewisse Schlafroutine einzuhalten.
Lüften Sie! Das Schlafzimmer sollte nicht mehr als 18 °C warm sein.
Vermeiden Sie alles, was Ihren Schlaf stören könnte: Lärm, helles Licht, insbesondere Fernseher und Computer sind Schlaf-Räuber.
Reduzieren Sie auch tagsüber den Stress. Managen Sie Ihren Zeitplan und schonen Sie wann immer möglich Ihre Ressourcen. Praktizieren Sie Meditation und Tiefenentspannungsübungen, um den Stresslevel nach unten zu schrauben.
Schnarchende Männer: raus. Auch wenn es hart klingt, aber dies ist die einzige Methode, um Ruhe ins Schlafzimmer zu bekommen.
Und wo wir gerade beim Thema guter Schlaf sind: In der Nacht bildet unser Körper sein ganz eigenes Wundermittel: das Wachstumshormon. Es handelt sich um einen Botenstoff, der in der Hirnanhangdrüse gebildet und stoßweise – vor allem nachts – in den Blutstrom abgegeben wird. Wachstumshormon wird auch Somatotropin oder HGH (vom englischen Human Growth Hormone) genannt. Vitamine und Hormone helfen, unser jugendliches Aussehen zu erhalten, aber nichts verjüngt so dermaßen und vor allem auf einen Schlag wie HGH. Durch die Ausschüttung von HGH teilen sich die Zellen bis zu achtmal schneller als am Tag, das Stresshormon Cortisol wird ausgebremst und die Haut intensiv durchblutet, sodass sie elastischer wird und an Volumen zunimmt. Der Fettanteil des Körpers wird reduziert und die schlanke Muskelmasse erhöht, man sieht sichtbar jünger aus, zumeist schon nach wenigen Wochen.
Zum Schluss noch die ›latest news‹: Schlafforscher der Berliner Charité fanden heraus, dass blaues Licht die Produktion von Melatonin, dem ›Schlafhormon‹, drosselt. Wem sein Schlaf heilig ist, sollte abends also besser nicht vor LED-beleuchteten Computern, Smartphones oder iPads hocken. Und es ist auch besser, sich vom guten, altmodischen Wecker wachklingeln zu lassen, als die ganze Nacht das Smartphone auf dem Nachttisch liegen zu haben.
Insulinresistenz: eine Epidemie
Wer nun denkt, Insulinresistenz sei ›etwas ganz Seltenes‹, den muss ich enttäuschen. Einer Studie des Robert Koch-Instituts4 zufolge ist die Häufigkeit von Diabetes in Deutschland in den letzten vierzehn Jahren von 5,2 auf 7,2 Prozent gestiegen, was ich ganz enorm finde. Doch auch die Schätzungen der US-Gesundheitsbehörde CDC sind schockierend: im Jahr 2050 werden bis zu 30 Prozent der Amerikaner an Diabetes leiden, eine absolute Hammerquote!
In China sieht es ebenfalls düster aus: dort hat sich die Zahl der erwachsenen Diabetiker innerhalb der letzten 30 Jahre verzehnfacht (!!!). Die Volksrepublik zählt heute 22 Millionen Menschen mit Diabetes – das sind so viele wie die gesamte australische Bevölkerung. Anders ausgedrückt heißt das: Fast jeder dritte Diabetiker weltweit lebt in China. Während ihr Anteil an der erwachsenen Bevölkerung 1980 unter einem Prozent gelegen hat, ist er laut einer Studie auf 11,6 Prozent angestiegen. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es 9,3 Prozent Diabetiker.
Die massive Zunahme der Diabetes-Erkrankungen in China ist auf die rasante wirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen, verbunden mit westlichem Fast Food.
Was viele unterschätzen, und neue Studien zeigen es deutlich: Diabetiker haben nicht nur mit ihrer Krankheit zu kämpfen, sondern ein fast doppelt so hohes Risiko an Krebs (vor allem Bauchspeicheldrüsenkrebs) zu erkranken wie die restliche Bevölkerung. Mit IR gehen häufig auch noch andere Krankheiten einher wie Hashimoto (eine chronische Entzündung der Schilddrüse), PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) und Fettleber. Da dies zu weit führen würde, gehe ich darauf hier und jetzt nicht näher ein, bitte Sie aber, eventuelle Symptome durch Ihren Arzt abchecken zu lassen.
Ist Insulinresistenz heilbar?
Nun wird es interessant – aber auch sehr erstaunlich. Meine Hausärztin wollte mir im Januar, also direkt nach der Diagnose durch den Endokrinologen, Metformin verschreiben, von einer Ernährungsberatung hatte sie wahrscheinlich noch nie etwas gehört. Das Rezept habe ich jedoch gar nicht erst eingelöst in der Apotheke, sondern mich auf die Suche begeben, das Problem anders anzugehen.