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Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Zweimal bearbeitet Arthur Schnitzler den Casanova-Stoff in seinem literarischen Schaffen: 1918 erscheint die Novelle Casanovas Heimfahrt, ein Jahr später die Komödie Die Schwestern oder Casanova in Spa. Beide Werke entstehen somit zeitgleich zum Ersten Weltkrieg, allerdings werden Stoff und Figur des Casanova unterschiedlich ins Licht gerückt: „Alles, was in der Komödie positiv gesehen wird, gerät in der Erzählung in die Krise.“1 Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Novelle Casanovas Heimfahrt und mit ihr die krisenhafte Existenz des alternden Abenteurers Casanova, dem die Konstruktion eines authentischen Ich-Bewusstseins in einer verwandelten Gegenwart nicht gelingt. Schlussendlich scheitert er als einsame, alte und Ich-lose Existenz. Zunächst sucht diese Arbeit Antworten auf die Frage nach dem Reiz, den der Casanova-Stoff auf die Autoren der Wiener Moderne ausübte. Dabei machen zwei Aspekte machen die Brisanz des Stoffs besonders nachvollziehbar: Zum einen Überlegungen zum impressionistischen Menschenbild, zum anderen die Verbindung dieses Menschenbildes mit dem Konzept des Abenteuers. In einem weiteren Schritt soll auf dieser Basis die Textarbeit mit Fokus auf Casanovas krisenhafte Existenz und Entwicklung in Casanovas Heimkehr erfolgen. Mit der Untersuchung der Aspekte Zeit und Zeitlichkeit und ihrer mannigfaltigen Verarbeitung in der Novelle nähert sich die Untersuchung im Folgenden der Fragestellung an: Erinnerungen an ein erfülltes, sinnliches Leben des jungen Abenteurers Casanova stehen in der Novelle im ständigen Kontrast zu einer veränderten Gegenwart, die sich vor allem als ein Verfallsprozess entpuppt. Kontinuität bleibt in diesem Kontrast unerkennbar, Erinnerungen verfehlen die Gegenwart2, Angst und das Wehren vor der Vergänglichkeit und der Endlichkeit verhindern einen neuen Zugang zum Leben, die Selbstwahrnehmung stagniert zwischen den Polen gefühlter Omnipotenz und Abscheu. Sind durch die Bindung der Figur des Abenteurers an Zeit und Zeitlichkeit in Schnitzlers Novelle von vornherein Krise und Scheitern als unabwendbare 1 Farese, Giuseppe: Arthur Schnitzler. Ein Leben in Wien 1862-1931. München (1999), S. 199. 2 Vgl. Corbineau-Hoffmann, Angelika: Paradoxie der Fiktion. Literarische Venedigbilder 1797-1984. Berlin (1993), S. 394. 2 Konsequenzen angelegt?
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