Zwei Fremde - Martin Griffin - E-Book
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Zwei Fremde E-Book

Martin Griffin

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Beschreibung

Die Chancen stehen 50:50 - wirst du dich richtig entscheiden?

Das Hotel in den Highlands, in dem Remie Yorke als Managerin arbeitet, wird ausgerechnet am letzten Tag der Saison von einem frühen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten. Kein Telefon mehr, kein Internet. Zum Glück verfügt das Hotel wenigstens über ein Notstromaggregat. Dann stehen mitten im Sturm nacheinander zwei Fremde vor der Tür. Jeder der beiden behauptet von sich, ein Polizist zu sein, der einen geflohenen Mörder sucht und Remie und die Gäste schützen will. Remie weiß genau: Einer der beiden ist wirklich Polizist. Der andere aber ist ein brutaler Mörder. Doch wer von den beiden lügt, und wer sagt die Wahrheit? Remie hat eine Fifty-fifty-Chance, sich richtig zu entscheiden - oder zu sterben ...

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Seitenzahl: 355

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INHALT

CoverInhaltÜber das BuchÜber den AutorTitelImpressum123456789101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839

ÜBER DAS BUCH

Das Hotel in den Highlands, in dem Remie Yorke als Managerin arbeitet, wird ausgerechnet am letzten Tag der Saison von einem frühen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten. Kein Telefon mehr, kein Internet. Zum Glück verfügt das Hotel über ein Notstromaggregat. Dann stehen mitten im Sturm nacheinander zwei Fremde vor der Tür. Jeder der beiden behauptet von sich, ein Polizist zu sein, der einen geflohenen Mörder sucht und Remie und die Gäste schützen will. Remie weiß genau: Einer der beiden ist wirklich Polizist. Der andere aber ist ein brutaler Mörder. Doch wer von den beiden lügt, und wer sagt die Wahrheit? Remie hat eine 50:50-Chance, sich richtig zu entscheiden – oder zu sterben …

ÜBER DEN AUTOR

Bevor Martin Griffin Schriftsteller wurde, war er stellvertretender Schulleiter und ein dem Untergang geweihter Sänger, der einmal sogar die britische Rockband THE FALL auf ihrer Tour begleiten sollte - einen Gig, den er absagen musste, weil er nur zwei gute Songs geschrieben hatte. Griffin lebt mit seiner Frau und Tochter in Manchester. Zwei Fremde ist sein Debüt.

MARTIN GRIFFIN

ZWEI

FREMDE

THRILLER

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Dieser Titel ist auch als Hörbuch erschienen

Für die Originalausgabe: Copyright © 2023 by Martin Griffin

Titel der englischen Originalausgabe: »The Second Stranger«

Originalverlag: Sphere, London

Textredaktion: Ralf Reiter, Köln

Einband- / Umschlagmotive: © FinePic®, München; © Getty Images / Brais Seara Fernandez / EyeEm

Umschlaggestaltung: © zero-media.net, München

eBook-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7517-4243-6

luebbe.de

lesejury.de

1

Da die Nacht ein Wendepunkt meines Lebens werden sollte, goss ich mir Wein in einen Plastikbecher und nahm mir einen Moment Zeit, um den Sturm zu beobachten.

Es war Viertel vor sieben. Vor achtundzwanzig Tagen hatte ich die Anzeige aufgegeben, und gleich würde meine letzte Nachtschicht beginnen. An die Balustrade meines verschneiten Balkons gelehnt, träumte ich vom nächsten Morgen; wie ich meine Habseligkeiten in den Nissan lud, nach Aberdeen fuhr und ihn bei seinem eBay-Käufer ablieferte. Nach dem Verkauf und mit dem Bargeld in der Tasche würde ich mich zu meinem 11-Uhr-Flug zum Flughafen begeben. Nach anderthalb Stunden Landung in Heathrow, umsteigen nach Madrid und morgen Abend von dort nach Santiago de Chile. Morgen Abend.

Die abenteuerliche Chance auf diese Befreiung, eine Flucht, die ich mir fünfzehn Jahre lang erträumt hatte, machte mich schwindlig. Ich trank den Wein. So zu denken, kam mir fast irrsinnig vor. Meine letzte Nacht im Mackinnon. Das war die Gelegenheit, meinem alten Ich Lebewohl zu sagen, als neuer Mensch ins Ausland zu entkommen. Mag sein, dass ich anderes, was man mit Anfang dreißig erreicht zu haben hofft, nicht abhaken konnte – ich hatte keine Karriere mehr vor mir, keinen festen Wohnsitz, keine Kinder und ab dem nächsten Morgen auch keinen Job –, doch meine letzte Schicht empfand ich als den Anfang von etwas Neuem. Das im Haus untergebrachte Personal hatte Dachgeschosszimmer mit Balkon, aber meine Kollegen waren bereits in Urlaub, sodass ich im dritten Stock die Einzige war. Eingedenk meines bisherigen Lebens fand ich es in gewisser Weise angemessen, diese besondere Gelegenheit allein zu feiern, eine Frau in Winterjacke und Beanie, die gegen das Schneetreiben die Arme um sich legte.

Der Wein war dasselbe billige Zeug wie in den Minibarflaschen, doch da ich zum letzten Mal über das Hotelgelände schaute, schmeckte er ganz passabel. Im Sommer bot mein Quartier eine schöne Aussicht, aber Anfang Februar war das anders. Der zugefrorene Loch Alder hatte die Farbe von Lakeland-Schiefer, eine stille Präsenz zwischen unseren zwei Bergen: dem Bray Crag am fernen Ufer, schneebedeckt und zerklüftet, und dem Farigaig hinter dem Hotel auf dieser Seeseite, heute Abend nur eine Silhouette auf Transparentpapier, obwohl seine steilen, bewaldeten Hänge bis an den Hotelzaun reichten. In den letzten achtzehn Monaten war das Panorama mit dem See, den Bergen und dem fernen Gefängnis mein Leben gewesen. HMP Porterfell war größtenteils von den Kiefernpflanzungen an den Ausläufern des Farigaigs verdeckt, aber die Scheinwerfer des Gefängnishofes waren im Schneetreiben als helle Punkte mit einem Halo zu sehen, und der nördliche Wachturm war zu erkennen. Ich hob meinen Becher zu einem stillen Toast auf Cameron und genoss die Wärme des Alkohols.

Ich schaute noch dort hinüber, als die Sirene zu heulen begann.

Der Klang war mir vertraut. Wenn es im Porterfell zu einem Gewaltausbruch kam, was häufig passierte, da es überfüllt und veraltet war, merkte das die Umgebung an dem Sirenengeheul und den schweifenden Lichtkegeln der Suchscheinwerfer. Er rief Erinnerungen wach. Ich musste meinen Becher hinstellen und meinen Puls mit langen, tiefen Atemzügen runterbringen. Vor einem Jahr war mein Bruder dort bei einem Aufruhr unter den Häftlingen getötet worden. Derselbe Sirenenlärm hatte den Beginn angezeigt. Damals flackerte Feuer an Ziegelmauern, der Wind trug das Geschrei herüber, und der Motorenlärm der Sicherheitsfahrzeuge, die über die Bergstraße fuhren, war immer wieder zu hören. Zuerst wusste ich nicht, dass Cameron tot war. Die nächsten Angehörigen wurden erst spät informiert. Bei einer Prügelei zwischen fünfundfünfzig Insassen ist es anscheinend unmöglich zu ermitteln, durch welchen davon ein Häftling umgekommen ist, und weil eine vorsätzliche Tötung schwer zu beweisen war, wurde Camerons Hinscheiden als Unglücksfall zu den Akten gelegt. Folglich war mein Bruder nun tot, der Verursacher ungestraft und ich hier gestrandet, eine dreiunddreißigjährige Frau, die nachts in einem Hotel im Hochland arbeitete und das Gebäude betrachtete, in dem er eingepfercht gewesen war.

Beim Gejammer der Sirene betrachtete ich die fernen Gebäude. Durch den Schnee über dem See konnte ich das unregelmäßige Flackern von Lampen erkennen. Das Gefängnistor war geöffnet worden. Drei Fahrzeuge verließen den Komplex; jeweils ein Pkw vor und hinter einem Kastenwagen, der nach einem Hochsicherheitstransport aussah. Das mochte die Störung erklären. Wenn ein Häftling weggebracht wurde, brach wegen der Überbelegung unweigerlich Gewalt aus. Der Sirenenlärm schwoll weiter an und ab, und ich sah den Konvoi nach links in unsere Richtung abbiegen und die Bergstraße entlangkommen. Ich dachte an die Fahrer und an meine zweistündige Fahrt am nächsten Tag. Im Gegensatz zu ihnen würde ich den Vorteil von Tageslicht haben, aber es hatte in der letzten Woche viel geschneit, und die Minusgrade hatten die Schneewehen in Eisskulpturen verwandelt. Der Wind hatte gedreht, Polarluft von Sibirien löste rote Wetterwarnungen aus, und Sturm Ezra war aufgezogen und hatte neuen Schnee mitgebracht. In solch einer Nacht Auto zu fahren konnte nur ein Akt der Verzweiflung sein.

Doch bis zum Morgen würde es aufklaren. Ganz bestimmt. In zwölf Stunden wäre alles vorbei. Um sieben Uhr würde mein Kollege Mitchell von der Tagschicht seinen Fiat 500 beim Eingang parken und in seinen Schnürschuhen und der Hotellivree über den Vorplatz traben. Bei der fünfzehn Minuten dauernden Übergabe würde ich ihn zum letzten Mal auf den neuesten Stand bringen, dann mein Gepäck in den Kofferraum legen und abfahren.

Ich kehrte in mein Zimmer zurück, schloss die Balkontür und wärmte mich am Elektrokamin auf, bevor ich den Mantel ablegte und mich für die Arbeit fertig machte. Ich zog ein Unterhemd unter der Bluse an, darüber meinen Hosenanzug, und bevor ich das Jackett zuknöpfte, entfernte ich mein Namensschild. Remie Yorke war in das goldfarbene Plastik eingeprägt, und darunter: Wie kann ich helfen? Die letzten zwei Gäste des Hotels kannten meinen Namen, sodass ich das Schild auf dem Nachttisch neben den wenigen Dingen liegen ließ, die ich noch nicht eingepackt hatte: den Rasen-Hockeyball, den Reiseführer für Chile und die Osterinsel, die Sammlung spanischer Redewendungen. Nachdem ich meine Tür zugeschlossen hatte, ging ich an den leeren Zimmern vorbei zu der alten Hintertreppe. Die Gefängnissirene war inzwischen verstummt. Auf dem Weg nach unten hörte ich nur, wie das alte Hotel in dem stürmischer wehenden Wind knackte.

Das Mackinnon ist ein großer viktorianischer Bau in einer Senke am Fuß des Farigaig mit Spitzdach, Turmfenstern, zwei Turmspitzen über gedrungenen Kaminen und hat sechzehn Gästezimmer. Die Gäste bewundern vor allem den Glockenturm mit dem Kegeldach, den architektonischen Garten und die Glyzinie über dem Eingang. Als ich vor achtzehn Monaten die Stelle des Nachtmanagers annahm, ging es mir nur um einen Arbeitsplatz, von dem ich mit dem Auto bequem zum Gefängnis fahren konnte. Dass ich diese Kuriosität am Seeufer fand, war ein Lichtblick zwischen lauter schlechten Neuigkeiten. Anfangs hegte ich die Hoffnung, mich sogar in den Ort zu verlieben, denn meine Wohnung in Leith hatte ich immer als Übergangslösung angesehen, und trotz meiner seltenen Besuche zu Hause hatte ich mich auf die Straße gesetzt gefühlt, als sich unsere Eltern trennten und ihr Haus in Northumberland verkauften. Folglich kamen mir jene ersten Monate im Mackinnon damals wirklich wie ein Neuanfang vor. Ich entspannte mich beinahe. Ein- oder zweimal wachte ich morgens sogar erfrischt auf. Dann kam es zu dem Gewaltausbruch im Gefängnis, bei dem Cameron den Tod fand. Danach war ich gezwungen, meine vorige Existenz ständiger erschöpfter Wachsamkeit wiederaufzunehmen. Doch diese Zeit war nun fast vorbei. In sechzehn Stunden würde ich im Flugzeug sitzen.

Unten checkte ich die Rezeption, dann ging ich den Hauptflur hinunter zur Bar. Die Standuhr hielt vor dem Wintergarten Wache. Von der Küche her roch es noch nach Wildbraten und Knoblauch, obwohl das Küchenpersonal den Nachmittag über alle Arbeitsflächen geputzt und wegen der Winterpause die Reste eingefroren hatte. Gegenüber der Küche, an der Seeseite des Hotels, lag die Bar. Als Nachtmanager hatte ich die Pflicht, sie bis zum Schluss zu unterhalten, eine Aufgabe, die ich genoss; ein loderndes Feuer, zum Trocknen aufgestapelte Scheite, einladende Ledersessel.

Meistens hatte ich die Bar für mich allein, da die einzigen Gäste im Februar Gefängnisangestellte waren, die auf dem Heimweg auf einen Schluck hereinkamen, und ich freute mich schon auf das Alleinsein. Ich sollte enttäuscht werden. Da saß jemand vor den Zapfhähnen. Jaival Parik – Jai –, einer der letzten zwei Gäste; Ende dreißig, Kaschmirpulli, Blazer. Er trug einen Dutt, eine dickrandige Brille und einen einzelnen AirPod im Ohr. Am Abend zuvor war er auch in die Bar gekommen, und wir hatten uns miteinander bekannt gemacht. Jai hatte mit dem Rücken zu der fast leeren Lounge gesessen. Die Augen auf sein Display geheftet, hatte er durch seinen Posteingang gescrollt und dabei langsam ein großes Glas Malbec getrunken. Beim Wein war er anspruchsvoll, wie sich dabei herausstellte; wir hatten uns kürzlich mit südamerikanischem Roten eingedeckt – ich kannte mich damit nicht aus, hatte ihm aber von Santiago erzählt, worauf er mir eine Tour durch die Weingüter empfahl. Wir hatten uns über die Wanderwege auf den Farigaig und übers Mountainbiking unterhalten. Und natürlich über das Thema, das jeden beschäftigte: Sturm Ezra.

»Nur noch eine Nacht!« Er strahlte mich an, als ich in die Bar kam. »Ich wollte Ihnen einen ausgeben, um das zu feiern, aber ich nehme an, Sie sind im Dienst.« Lächelnd ging ich hinter die Theke, und er bestellte noch einen Malbec, während seine Daumen über das Handydisplay flogen.

»Guten Tag gehabt?«, fragte ich beim Eingießen.

Er deutete mit dem Kopf zu den französischen Fenstern auf der anderen Seite der Bar, die wegen des Wetters geschlossen waren. »Er war gewissermaßen eingeschränkt«, sagte er grinsend. »Allmählich bereue ich mein Timing.«

Ich wusste genau, was er meinte. Ich dachte an den Flughafen und hätte schreien können wegen der Gemeinheit. Stattdessen holte ich Luft und sagte: »Ich bin sicher, Sie werden noch wandern können.«

Er trank von seinem Wein und schwenkte das Glas. »Hoffen wir’s. Und was bringt Sie in diese einsame Gegend? Haben Sie Familie hier?«

Ich dachte an Cameron, an Porterfell. »Ich hatte einfach mal die Nase voll von der Großstadt.«

»Kann ich verstehen. Die Cairngorms sind ein erhabener Anblick. Wenn man sie durch den Schnee denn mal sieht.« Wir lachten. Ich wischte die Theke ab, und er nahm den Faden wieder auf. »Finden Sie es hier nicht ein bisschen zu abgelegen? Keine Geschäfte, kein Internet.« Er deutete auf sein Handy. »Ich könnte ein bisschen Empfang gebrauchen. Muss ein paar Dinge regeln. Haben Sie die letzte Wettervorhersage gesehen?«

Nicht mehr seit dem Morgen, als von möglichen Lawinen die Rede war und der Leiter des Geländepersonals hastig die Karte des Lawinenwarndienstes aufrief. Die Gegend zwischen Montrose und Inverness starrte jedes Jahr von roten Stecknadeln, und das Mackinnon lag mitten im Stecknadelgebiet. Jeden Abend hatte ich in die fünftägige Vorhersage geschaut. Laut der letzten sollte Sturm Ezra gegen Mitternacht nachlassen. Die Hauptstraßen östlich von hier waren offenbar gestreut. Ich sagte mir immer wieder, dass eine gute Chance bestand, morgen sicher zum Flughafen zu gelangen.

»Auf News 24 dürfte eine kommen«, sagte ich.

»Sofern der Fernseher noch Empfang hat«, scherzte Jai. Als er aufstand, um zu dem Gerät hinüberzugehen, streifte er mit dem Handballen sein Handy. Es leuchtete auf, aber er schien es nicht zu bemerken. Das bleiche Licht zog meinen Blick an, und ich bekam eine Gänsehaut. Die rote Linie der Aufnahmefunktion bewegte sich, während der Timer die Sekunden zählte.

Er nahm unsere Unterhaltung auf.

Mit angehaltenem Atem blickte ich auf das Display. Ich klaubte zusammen, was ich über Jai wusste. Beim Ende meiner Schicht am frühen Morgen hatte ich ihn im Frühstücksraum Kaffee trinken sehen, einen Rucksack neben seinem Stuhl, eine New-York-Yankees-Kappe auf dem Kopf und seine Culloden-Karte zusammengefaltet in einer wasserdichten Klarsichttasche. Er war eine jüngere, hippere Version des üblichen Wanderers und Vogelbeobachters, nichts Ungewöhnliches. Ich schluckte mit trockener Kehle. Wahrscheinlich hatte er die Aufnahmefunktion versehentlich eingeschaltet. Ein Versehen, mehr nicht. Ich ging weg und polierte Whiskygläser, während er vom Fernseher zurückkam. Als er sich setzte, sah ich ihn das Display abschalten.

»Sieht für morgen nicht gut aus.« Er zwirbelte seinen Bart zwischen Daumen und Zeigefinger. »Rote Wetterwarnungen. Starker Schneefall, stürmische Winde noch mindestens in den nächsten fünf Stunden.«

Ich lächelte und bemühte mich, unbekümmert zu klingen. »Morgen früh werden Sie sicher spazieren gehen können. Es gibt einen Weg am Ufer entlang, der bei klarem Himmel sehr schön ist.«

»Ja, den habe ich mir schon auf der Karte angesehen.« Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Sehr einsam. Da ist bis Braemar praktisch nichts. Nur das Gefängnis.«

Und da war es: das Stichwort Porterfell. Das beunruhigte mich noch mehr, und ich dachte: Es geht um Cameron.

Mein Bruder wurde geboren, als ich sieben war. Solange er klein war, waren wir vier glücklich, eine richtige Familie. Aber nachdem Cam in der Schule schwierig geworden war und mit vierzehn zum ersten Mal festgenommen wurde – Drogenbesitz mit Verkaufsabsicht –, griff mein Vater zu einer einfachen Strategie: Er verstieß ihn. Cameron reagierte mit Trotz. Er wurde zum schwarzen Schaf der Familie, das unseren Ruf ruinierte, ein problematischer Junge, der die Absicht verfolgte, ein kriminelles Leben zu führen. Unser Vater gab auf, unsere Mutter brach zusammen. Und folglich war ich es, die ihre berufliche Laufbahn abbrach, als Cam schließlich im Gefängnis saß, und von Edinburgh nach Norden zog, um mit dem Anwalt an der Berufung zu arbeiten und Cam dreimal im Monat zu besuchen.

Dann wurde mein Bruder umgebracht. In Gefängnissen war Gewalt so normal, dass solche Vorfälle in den überregionalen Nachrichten nicht erwähnt wurden. Aber nach seinem Tod gab es allerhand Medieninteresse. Eine Lokaljournalistin war angereist, um mich zu interviewen, und ich wies sie ab. Das Personal an der Rezeption hatte genaue Anweisungen für den Fall, dass jemand anrief und sich nach mir erkundigte, und das kam einige Male vor. Das lag nun ein Jahr zurück, und seitdem hatte ich Ruhe gehabt.

Außer dass jetzt ein Mann an der Bar aufnahm, was ich redete, und die Unterhaltung auf Porterfell hinlenkte. Ich wappnete mich gerade gegen Fragen, als die nächste Seltsamkeit passierte.

Am Haupteingang klingelte es.

Das kam unerwartet. Das Schild am Ende der Hotelzufahrt gab bekannt, dass das Haus geschlossen war, und auf der Webseite stand, dass wir erst im Frühjahr wieder öffnen würden. Wer immer da draußen klingelte, ich würde ihn abweisen. Ich entschuldigte mich und ließ Jai mit seinem Wein allein.

Ohne irgendein Unbehagen ging ich an dem Wagen mit den Staublaken und den Farbtöpfen vorbei, die für die Renovierung dastanden, zum Foyer. Ich könnte nicht behaupten, dass ich irgendeine Gefahr ahnte. Vielmehr war ich erleichtert, der Unterhaltung mit Jai erst mal entkommen zu sein, und das Gefühl war noch dominant, als ich mich an die Rezeption setzte.

Inzwischen erscheint mir meine mangelnde Beunruhigung haarsträubend.

2

»Mackinnon Hotel«, sagte ich in die Sprechanlage. »Ich fürchte, wir haben geschlossen und nehmen keine Gäste auf. Kann ich etwas anderes für Sie tun?«

Niemand antwortete. Es war seit Stunden dunkel, und das Licht im Haus wurde von den deckenhohen Fenstern des modernen Foyeranbaus reflektiert. Das Glas war schwarz wie ein spiegelglatter See. Nur unmittelbar an der Scheibe waren wirbelnde Schneeflocken zu erkennen. Wer da draußen stand, konnte mich deutlich sehen, ich ihn dagegen nicht. Gott sei Dank hatte ich die Drehtür verriegelt.

Ich drückte auf den Sprechknopf und versuchte es noch mal. »Hallo. Mackinnon Hotel. Wir haben bis zum Frühjahr geschlossen und nehmen keine Gäste auf. Wie kann ich Ihnen helfen?«

Wieder nichts. Das schwarze Schweigen machte mich irgendwie nervös. Auf dem Weg zur Drehtür versuchte ich, das zu ignorieren. Zehn Schritte davon entfernt wirkte die Glasscheibe undurchsichtig, aber als ich in Reichweite kam, konnte ich in der Dunkelheit draußen Umrisse ausmachen. Der Wendekreis und der Brunnen erschienen immer wieder kurz in der Spiegelung. Ich sah die alte Lärche, die angeblich über zweihundert Jahre alt war. An der Basis ein runzliges verschlungenes Wurzelwerk und der Stamm eine Landkarte voller Furchen und Spalten. In ihrer Glanzzeit war die Lärche über sechzig Meter hoch gewesen, doch ein Sturm hatte die obersten Äste vor ein paar Jahren abgeknickt, und nach einem Streit mit dem Amt wegen der Anordnung, den Baum zu erhalten, schnitten Baumchirurgen den beschädigten Teil weg, sodass die Lärche nur noch bis zum Dachfirst des Hotels reichte. Ich spähte daran vorbei. Oben an der Zufahrt konnte ich unter schwarzen Bäumen die Gästegaragen ausmachen, die inzwischen leer standen. Dahinter mehr Dunkelheit, Wachpostensilhouetten von Waldkiefern.

Ich ging ein paar Schritte nach links und rechts. Dabei war mir klar, was der Besucher sah: eine Frau im Hosenanzug mit straff zurückgebundenen Haaren und beklommenem Gesichtsausdruck. Es war mir unangenehm, so exponiert zu sein, und deshalb kehrte ich an das Pult zurück. Mir kam die Idee, dass es nützlich wäre, einen Anruf vorzutäuschen. Ich nahm den Hörer ab, klemmte ihn zwischen Schulter und Wange und tat, als drückte ich auf Tasten. Es dauerte einen Moment, bis mir auffiel, dass die Leitung nach draußen tot war. Die Leitung innerhalb des Hauses, eingerichtet in den Fünfzigern, nachdem man die Glockenzüge entfernt hatte, war ein wetterunabhängiger geschlossener Schaltkreis, aber Mitchell hatte mich gewarnt, dass die Verbindung nach draußen bei schlechtem Wetter abreißen könnte. Die Stille im Hörer bekam die Angst in mir zu packen und holte sie hervor. Jetzt erschien es mir reizvoller, an der Bar zu arbeiten und meine Geheimnisse vor Jais Neugier zu schützen.

Es klingelte erneut, sodass ich zusammenschreckte. Ich legte den Hörer auf und drückte auf den aufleuchtenden Knopf der Gegensprechanlage. »Mackinnon Hotel. Wie kann ich helfen?«

Eine atemlose Stimme sagte: »Polizei.« Im Dialekt der Gegend. »Ich muss ins Haus.«

Ich schaute zu den spiegelnden Glasscheiben. Dort stand ein Mann mit einer Schulter an den Rahmen der Drehtür gelehnt. Soweit ich sehen konnte, trug er eine dicke Skijacke, den Kragen zum Schutz gegen den Wind hochgeklappt.

»Ich hatte einen Unfall oben an der Bergstraße.« Er atmete angestrengt und klang, als hätte er Schmerzen. »Ich hab den Funkkontakt verloren und brauche Ihr Telefon.«

Mein Verstand schaltete und kam in Fahrt. »Ich muss Sie bitten, sich auszuweisen. Anweisung der Hotelleitung.« Ich dachte an die tote Leitung. Es war möglich, ein Mobilfunksignal in einem der oberen Zimmer zu bekommen, wenn der Signalverstärker noch funktionierte, aber wahrscheinlich würde der Officer Pech haben.

»Gaines.« Er drückte ein Kärtchen gegen die Scheibe. »PC 4256 Gaines, Polizei Schottland. Öffnen Sie bitte die Tür, Miss.« Sein Umriss wirkte schräg, und ich erkannte, dass er sein Gewicht auf ein Bein stützte und das andere leicht angehoben hatte. Er war verletzt.

»Sekunde.«

Ich durchquerte das Foyer und schloss auf. In der Drehtür war er eine schwarze, massige Gestalt wie ein eingepferchtes Tier in der Schlachthausschleuse. Sobald er herauskam, war er wieder ein Mann, eins achtzig groß, breitschultrig und wuchtig durch die Stichschutzweste unter seiner Polizeijacke. Am rechten Knie hing ein Fetzen der Hose herab, sodass die Verletzung zu sehen war. Er sah aus wie vierzig.

»Danke.« Er humpelte an mir vorbei und hinter die Rezeption. Er roch nach Benzin.

Ich folgte ihm. »Sie sind verletzt«, sagte ich mit plötzlicher Besorgnis. »Soll ich Ihnen Verbandszeug holen? Ein Antiseptikum?«

Ohne darauf einzugehen, nahm er den Hörer vom Telefon, verzog das Gesicht wegen der toten Leitung und schaute durch das Foyer. Durch die Drehtür war Schnee hereingeweht und taute auf dem Teppich. »Sie müssen wieder abschließen.« Ich nickte und tat es.

»Das Telefon ist tot«, sagte er, als ich zurückkam.

»Die Festnetzleitung. Manchmal hat man im dritten Stock Handyempfang. Was ist eigentlich los?«

Der Officer schaute sich um, registrierte Sichtlinien und Zugänge, schätzte Risiken und Sicherheit ab. »Können wir diese Lampen ausschalten?«

»Vermutlich. Warum?«

»Wie viele Gäste sind noch im Haus?«

»Nur zwei. Und ich.«

»Und Sie sind?«

Mir fiel ein, dass ich mein Namensschild oben gelassen hatte. »Remie Yorke.«

»Heute Abend keine anderen Besucher, Miss Yorke?« Ich schüttelte den Kopf, verblüfft über seine schroffe, drängende Art. »Können Sie die Lampen bitte ausschalten? Alle an der Vorderseite. Von draußen aus leuchtet das Foyer wie ein Weihnachtsmarkt.«

»So soll es sein«, sagte ich, absichtlich unernst. Er zog die Brauen zusammen und zeigte mir den Gesichtsausdruck, den ich aus bitterer Erfahrung kannte, den Polizisten einsetzen, wenn sie eine schlimme Nachricht überbringen. »Ich kann die Lampen ausschalten«, versicherte ich. »Was ist los?«

»Ich habe Grund zu der Annahme, dass ein Häftling geflohen ist.«

Ich dachte an die Gefängnissirene und bekam ein flaues Gefühl im Magen. »Wie bitte?«

Der Polizist – Gaines, so hatte er sich vorgestellt – straffte die Schultern und legte die Hände an die Hüften. Ich musterte ihn erneut: das schmuddelige weiße Oberhemd, den Polyesterschlips. Blonder Bart, grau an der Kieferlinie. Ein schwerer Ledergürtel unter einer Wampe. Sein Holster war leer, die Taschen der Weste – ich hatte Polizisten Pfefferspray, Funkgerät oder Taschenlampe darin tragen sehen – ebenfalls, bis auf ein Handy. »Es gab einen Verkehrsunfall«, antwortete er. Was er dann sagte, raubte mir den Atem. »Ich war zum Transport eines Häftlings abgestellt. Hab in dem Schnee die Kontrolle über den Wagen verloren. Falls der Mann da draußen frei herumläuft, will ich nicht, dass er uns einen Besuch abstattet. Zu Ihrer Sicherheit will ich die Türen alle verschlossen und das Licht ausgeschaltet haben.«

Die Fahrzeugkolonne, die das Gefängnis verlassen hatte. Plötzlich wurde mir heiß. »Sie kommen vom Porterfell?«

»So ist es.« Er machte sich auf die Suche nach Lichtschaltern, humpelte durch den hinteren Bereich des Foyers zum Hauptflur, der an den Aufzügen vorbei zum Wintergarten, zum Restaurant und zur Bar führte, wo Jai noch saß und darauf wartete, dass ich ihm nachschenkte. »Gibt es noch andere Eingänge? Ich bin an einem Nebengebäude vorbeigekommen.«

»Die Garage.« Ich schaltete eine weitere Lampe aus. »Die ist nicht mit dem Hotel verbunden. Hier ist alles zugeschlossen. Wer ist geflohen?«

Der Wind drückte gegen die Glasscheiben, und oben klapperte ein Fensterrahmen. Gaines schnaufte schwer, wahrscheinlich erschöpft von dem steilen Abstieg zum Hotel. Die Bergstraße lag anderthalb Kilometer entfernt am Ende der Zufahrt, die eine Steigung von 58 Prozent hatte. Er musste durch kniehohen Schnee gestapft sein, für niemanden ein leichtes Gelände. »Was ist mit denen?« Gaines tippte mit der Stiefelkappe an die LED-Leiste, die am Fuß des Pults entlanglief. Sie sah aus wie eine kleine blaue Landebahnbefeuerung.

»Ich weiß nicht. Die brennen immer.« Die LEDs gaben ein kaltes, schummriges Licht ab, in dem wir für den Betrachter von draußen nur schemenhaft zu erkennen waren. Ich bereute, dass ich mir das Unterhemd angezogen hatte. Mein Hosenanzug war mir zu warm und unbequem.

Der Officer schwenkte ab. »Wer sind die beiden Gäste?«

»Wir haben einen in der Sechzehn.« Ich ging hinter das Pult und rief die Informationen auf. »Alex Coben. Noch bis morgen hier. Und Jaival Parik in Nummer dreizehn.« Als ich seinen Namen nannte, bekam ich erneut Angst. »Er reist ebenfalls morgen ab. Danach ist das Haus geschlossen.«

Er schob nachdenklich das Kinn hin und her. »Ich möchte beide sprechen. Ich muss sie auffordern, für einen kurzen Zeitraum in ihren Zimmern zu bleiben.«

»Okay, das klingt ernst.« Ich hatte Cameron regelmäßig besucht, und er hatte mir von seinen Mithäftlingen erzählt. Die saßen nicht wegen Steuerhinterziehung. Der Flüchtige konnte verzweifelt und gefährlich sein. Ich atmete langsam aus und schluckte. Als ich meine Frage stellte, war meine Zunge wie angeschwollen. »Sollte ich beunruhigt sein?«

Sein Blick war auf die dunklen Fenster gerichtet. Außer Benzin roch ich an ihm Fast Food und billiges Rasierwasser. »Kümmern wir uns um die Situation.« Er drehte den Kopf zu mir. »Ich will mir das Haus gründlich ansehen, nur um auf der sicheren Seite zu sein. Dabei können wir auch überall das Licht ausschalten. Haben Sie Taschenlampen?«

»Im Büro.«

Das lag direkt hinter der Rezeption, halb Ständerwand, halb Glaswand. Dort stand der Schreibtisch, den ich mir mit Mitchell von der Tagschicht teilte, außerdem eine miese Kaffeemaschine, zwei Aktenschränke, eine Korkpinnwand mit einem Kalender, Dienstplan, Übergabenotizen und Erinnerungszetteln.

Gaines nahm es rasch in Augenschein. »Wessen Schreibtisch ist das?«

»Meiner. Bis morgen früh um sieben bin nur ich im Dienst.«

»Und die übrigen Angestellten?«

»Sind heute Nachmittag gegangen. Die Jagdsaison ist vorbei. Keine Gäste mehr.«

»Was ist das?« Er deutete auf den alten Computerbildschirm und die Tastatur in der Ecke.

»Videoüberwachung. Die braucht ein Upgrade. Wir benutzen sie kaum.«

»Auf dem Weg zum Haus habe ich keine Kameras gesehen.«

»Es gibt welche am Grundstückszaun, wo sich das Wild manchmal verirrt. Eine oben an der Zufahrt. Eine hinten im Hof, eine am Bootshaus.«

»Bootshaus?«

»Am Seeufer liegt eine kleine Jacht für Gäste.«

Er wischte mit den Fingerspitzen über den Brauen entlang. »Gibt es auch Kameras im Haus?«

»Vor den Aufzügen da drüben.«

»Zeigen Sie mal.«

Ich drückte auf eine Taste und bewegte die Maus hin und her, bis der Bildschirm erwachte. Darauf waren sechs verschiedene Aufnahmen zu sehen, die so körnig und unscharf waren, als würden sie von einem anderen Planeten gesendet. Auf den Bildern der Außenkameras war kaum etwas zu erkennen, außer dass es schneite.

»Herrgott noch«, fauchte er. »So kriege ich überhaupt keinen Eindruck von dem Gelände.« Er fuhr sich mit der Hand über den Mund und schloss kurz die Augen. Offenbar, um sich zu beruhigen.

»Tut mir leid.« Ich zeigte auf die Pinnwand. »Da hängt ein Lageplan.«

Gaines trat näher und studierte die Lage der Feuersammelstellen. Das lenkte meinen Blick auf die Drehtür vor der Rezeption. In meiner Fantasie sah ich Leute nach draußen fliehen. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Schreibtischschubladen und fand schließlich die gummibeschichteten Taschenlampen. Nachdem ich sie geprüft hatte, suchte ich den Erste-Hilfe-Koffer.

»Setzen Sie sich hin«, sagte ich, sobald er gefunden war. »Lassen Sie mich das Knie ansehen.« Ich kramte durch die Pflaster und Schmerztabletten, und Gaines ließ sich langsam auf einem Schreibtischstuhl nieder, was ihm sichtlich wehtat. »Die Tupfer werden brennen, aber wir müssen die Wunde reinigen.« Etwas Gezacktes hatte die Haut oberhalb des Knies aufgerissen, und seine Hose war inzwischen mit der Wunde verklebt. Während er vor Schmerzen das Gesicht verzog, zog ich den Stoff weg und säuberte die Wundränder mit Alkoholtupfern. Anschließend drückte ich einige Mullkompressen fest auf die Wunde und versuchte, ihn nicht merken zu lassen, dass meine Finger zitterten.

Das gelang mir anscheinend, denn beim nächsten scharfen Luftholen sagte der Officer: »Sieht aus, als hätten Sie das schon mal gemacht.«

Ich wischte das Blut weg und bereitete einen Verband vor. »Ich hatte einen straffälligen Bruder«, erzählte ich. »Er hat sich allerhand Verletzungen zugezogen, weil er sich für unverwundbar hielt. Und er fürchtete sich vor Krankenhäusern, also habe ich ihn oft verarzten müssen. Nach Prügeleien, Stürzen und dergleichen.«

Ich wollte nicht die Stichwunde erwähnen, die ich mal verbinden musste. Ich sah ihn noch vor mir, Cameron mit fünfzehn Jahren, der mir die Sternbilder zeigte, während ich ihn zusammenflickte. Schwan und Leier, Fuchs mit Gans.

3

»Ist nur eine Fleischwunde«, flüsterte Cam, eine blutrote Hand gegen seine Hüfte gedrückt. Seine blasse Haut war schweißüberströmt, sein schwarzes T-Shirt blutgetränkt und klebrig.

Mit fünfzehn war er ein schlanker, muskulöser, scharfsichtiger Junge mit geschorenem Kopf. In den zwei Jahren, seit der Ärger in der Schule angefangen hatte, war es mit ihm rasch bergab gegangen. Während ich mühelos durch die höhere Schule kam, behütet in den gemütlichen, pflichtbewussten obersten Leistungsgruppen, hatte sich Cam langsamer entwickelt und war in den unteren Leistungsgruppen gelandet. In diesen Klassen, wo der Unterricht regelmäßig von rüpelhaften Kindern aus örtlichen Banden gestört wurde, ging es wild zu. Eines Tages kam ein Messer auf dem Schulgelände ins Spiel, und Cam wurde beschuldigt. Obwohl er sagte, er habe nichts damit zu tun, wurde er vorübergehend vom Unterricht ausgeschlossen. Da ich sieben Jahre älter war als er, ging ich schon zur Uni, als das passierte, doch laut unserer Mutter war jene Suspendierung ein Wendepunkt. Er schloss sich einer örtlichen Schülerreintegrationsgruppe an, und als er in die Klasse zurückkehrte, hatte sich sein Ansehen auf dem Schulhof geändert. Die Lehrer hatten ihn aufgegeben. Sein Ruf festigte sich, und mit fünfzehn war der Zug abgefahren. Er schwänzte die Schule und ging jeden Abend arbeiten.

An dem Abend, als er mir die Sternbilder zeigte, rief er mich an, damit ich ihn abholte. Zu der Zeit fuhr ich einen heruntergekommenen Volvo, den ich einer Freundin in der Hockeymannschaft abgekauft hatte, und war gerade von der Uni in Edinburgh heimgekommen. Normalerweise rief er mich nicht an. Als ich ranging, verriet sein verzweifelter Tonfall, dass unsere Eltern keine Option waren. Und als er am Straßenrand aus dem Gebüsch kam, dabei nach allen Seiten in die Dunkelheit spähte und sich die Seite hielt, sah ich, warum.

»Bloß eine Fleischwunde? Was weißt du verdammt noch mal über Stichwunden, Cam?«, fauchte ich, als ich Gas gab.

»Beruhige dich erst mal.« Er brachte ein wässriges Grinsen zustande, das mich beruhigen sollte. »Ich schwöre, wenn du mich hier rausbringst, werde ich das alles aufgeben.«

Mit »das alles« meinte er die krummen Kurierdienste, in die er im Lauf des Jahres reingeraten war. Er fuhr als Beifahrer in einem unversicherten Lieferwagen mit, der von einem älteren Jungen namens Danny Franks gesteuert wurde. Pakete wurden abgeliefert, Geld wechselte den Besitzer, es kam zu Prügeleien. Mehr wusste ich darüber nicht.

Ich hielt das Lenkrad so fest gepackt, dass meine Knöchel im Schein der Straßenlampen weiß hervortraten. In der Gegend gab es viel unbebautes Gelände mit vermülltem Gebüsch. Wir kamen an einem rostigen Schiffscontainer vorbei, der zu einem Fernfahrerimbiss umgebaut worden war. Die Fahrt war anstrengend, weil ich ständig in den Rückspiegel blickte und gleichzeitig auf den Verkehr vor mir achten musste. Ein verdächtiger schwarzer Range Rover blieb immer eine Straßenlänge hinter uns. Ich fuhr die Steigung hinauf durch Newburn, und er folgte uns. Kieselrauputzhäuser aus den Fünfzigerjahren und Backsteinreihenhäuser gingen an der Rückseite auf Gassen hinaus, die voller Mülltonnen standen. Bald Felder auf der linken Seite und ein Ortsteil mit Sozialwohnungen.

»Wir werden verfolgt«, sagte ich zu Cam. Inzwischen fuhren wir an Feldern entlang, am Nachthimmel wurden die Sterne sichtbar, die Straßenbeleuchtung dünnte sich aus.

Er drehte den Kopf nach hinten. »Verdammt, ich glaub’s nicht.«

Seine Angst lud die Atmosphäre auf. Zu der Zeit hatte noch niemand ein brauchbares Navi im Handy. Ich kannte mich in der Innenstadt ziemlich gut aus, aber die ländliche Umgebung war für mich wie eine andere Welt. Niedrige Reihenhäuser standen an Kreuzungen, die Fenster dunkel. Eine geschlossene Tankstelle mit dichten Bäumen hinter dem Vorplatz.

»Wenn die uns kriegen, sind wir beide tot«, zischte er.

Damals mit zweiundzwanzig war ich weniger seine Schwester als vielmehr eine zusätzliche Mutter, die jedes Wochenende heimfuhr, um dafür zu sorgen, dass Cameron sich benahm, was ein Glück war, da unser Vater das Interesse verloren hatte. Ersatzeltern lernen schnell, mit Angst zu leben. Das Gefühl hatte ich reichlich in den folgenden Jahren. Angst vor dem, was er anstellen oder was jemand anderer ihm antun könnte, doch an jenem Abend hörte ich ihn zum ersten Mal eingestehen, dass sein Leben in Gefahr war. Mein Herz hämmerte so stark, dass ich Sterne sah. Ich blinzelte Tränen weg. »Cam, ich weiß nicht, wohin ich fahre.«

»Biege bei der nächsten Gelegenheit nach rechts ab. Wir müssen auf eine Hauptstraße zurück.« Verzweifelt hielt ich nach Abzweigungen Ausschau, aber die Straße führte mitten durch Felder. Noch immer sah ich die Scheinwerferkegel hinter uns. »Das sind mächtige Typen, Rem«, flüsterte er. »Ich wäre nicht lebend rausgekommen, wenn ich nicht jemanden angerufen hätte. Die haben einen Hund.«

Ich weiß noch genau, wie flau mir war, wie panisch ich aufs Gas trat und mit hohem Tempo durch die ländliche Dunkelheit raste. »Das ist das letzte Mal«, sagte ich immer lauter. »Wenn wir sie abgehängt kriegen, hörst du auf. Was immer du gemacht hast, du lässt es sein und besorgst dir einen Job. Man wird es dir schwer machen, Cam. Aber du musst stark sein, weil ich das nie wieder tun werde. Hast du mich verstanden?«

Eine Hand an seine Seite gepresst, beobachtete er die Scheinwerfer hinter uns. Ich sah das Blut glänzen und roch es auch. Es war viel. »Bring uns einfach von hier weg.«

Vom Armaturenbrett piepte es. Tankwarnung. Mir wurde schlecht, die Angst war beinahe lähmend. »Wir kommen vielleicht noch fünfzehn Kilometer weit. Die Abzweigung sollte besser bald kommen, sonst …«

»Da.« Cam zeigte.

»Nur ein Feldgatter.« Ich fuhr daran vorbei.

Cam fluchte kraftlos. »Da kommt noch eine«, sagte er. »Ist das eine Straße?«

»Weiß ich nicht!« Ich fuhr ziemlich schnell, und wir hatten den Abstand zu unseren Verfolgern vergrößert. Ich bremste scharf und bog nach rechts ab. Nur ein Feldweg. Zu spät, wir konnten nicht zurück. Während wir den Weg entlangrumpelten, sah ich in einer Hecke eine Lücke kommen und lenkte den Wagen hindurch. Auf dem Feld dahinter hielt ich neben einem Silage-Anhänger und schaltete das Licht aus. Tief in die Sitze geduckt, warteten wir im Dunkeln ab, bereit, jederzeit abzuhauen. In der Luft hing der Geruch von Pferdemist, Angst und Blut. Cams Stichwunde hatte wieder angefangen zu bluten, als er sich zusammenkrümmte. Ich hörte ihn flach atmen. Ich tätschelte seine Schulter. Zum ersten Mal seit fünf Jahren wehrte er mich nicht ab. Wir verharrten angstvoll schweigend und horchten auf jedes Geräusch, immer mit dem scharfen Bewusstsein, dass wir sterben würden, wenn sie uns fanden.

Doch der Wagen, der uns gefolgt war, kam nicht an dem Feldweg vorbei. Als ich zur Straße schlich, um nachzusehen, fast starr vor aufgestauter Angst, war dort weit und breit kein Auto zu sehen. Ich war überzeugt, dass die Kerle irgendwo auf uns lauerten, harte Typen mit wütenden Hunden irgendwo knapp außerhalb meines Blickfelds. Deshalb warteten wir weiter nebeneinander im Wagen bei ausgeschaltetem Licht, während Cameron mit schmerzverzerrtem Gesicht seine bleichen Hände auf die Wunde drückte.

»Du musst weiter draufdrücken. Wie stark blutet es?«

Er hob die Hände an, um die Stelle zu betrachten. »Hat nachgelassen.« Einige Minuten später beugte er sich zur Windschutzscheibe und zeigte zum Himmel. »Guck. Vulpecula, der Fuchs.«

»Welches ist es?«

Zu seinem achten Geburtstag hatte er einen großen Kasten mit Sternen bekommen, die im Dunkeln leuchteten, und dazu eine Sternenkarte. Stundenlang klebte er Sterne an die Decke über seinem Bett. Er wollte die Sternbilder exakt nachbilden, weshalb er immer wieder in Wut geriet und vor Frustration weinte, bis es endlich geschafft war. Ich weiß noch, dass ich seine Zimmertür öffnete und ihn im Dunkeln auf seiner Sonnensystem-Bettwäsche liegen und mit einer Taschenlampe über seinen privaten Sternenhimmel schwenken sah. Mit fünfzehn hatte er noch dasselbe umfassende Wissen darüber.

»Die Sternreihen unter dem Schwan. Hießen früher mal Fuchs mit Gans.« Er zeigte darauf, und seine Stimme zitterte. »Jetzt nur noch Fuchs.«

»Ein Fuchs mit Gans käme mir jetzt gelegen. Der auf einem Wirtshausschild«, scherzte ich.

Er holte Luft, und ich hörte ihn vor Schmerzen wimmern. »Nachts in der Atacama-Wüste in Chile«, krächzte er, die Augen zum Himmel gerichtet, »kann man die Hand nicht vor Augen sehen. Nur Sterne, Milliarden von Sternen. Der beste Ort der Welt, um die Sterne zu betrachten. Keine Funkstörung, keine Lichtverschmutzung, keine Wolkendecke.«

»Sag bloß.«

»Irgendwann fliege ich mal dorthin, Rem«, sagte er und zuckte zusammen. »Hab mir das schon genau überlegt. Es muss im Februar sein, wenn die Nachttemperatur angenehm ist. Man braucht nur ein Zelt und ein bisschen Geld für Essen. San Pedro de Atacama, das größte Observatorium von Südamerika.« In seine schmerzverzerrte Miene schlich sich ein höhnisches Grinsen, und er fügte hinzu: »Über elftausend Kilometer von diesem Drecksloch entfernt.«

»Du könntest Astronomie studieren, weißt du?«, sagte ich. So war ich damals, machte mir Sorgen wegen des Blutverlusts, versuchte, ihn aufzumuntern, und irgendwie schaffte ich es, mich dabei dumm und unsensibel anzustellen.

»Scheiß drauf«, erwiderte er heftig, beide Hände auf der Wunde. »Noch mehr Jahre auf der Schulbank in einem beschissenen College? Ich habe genug Zeit damit verschwendet. Ich werde nach Chile reisen und mir das mit eigenen Augen ansehen, anstatt in einem Klassenraum eingesperrt zu sein.«

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das war das erste Mal, dass ich solch eine Meinung über die Schulzeit hörte, nicht nur von ihm, sondern überhaupt. In den nächsten zwei Jahren wurde ich allerdings damit vertraut. Ich arbeitete ehrenamtlich mit straffällig gewordenen Jugendlichen und hörte diese Ansicht immer wieder, vorgetragen von verschiedenen Stimmen mit verschiedenen Bildern und Vergleichen, aber im Kern dieselbe.

Wenn ich ein wenig älter und erfahrener gewesen wäre, hätte ich ihm vielleicht eine bessere Schwester sein können. Das denke ich immer wieder. Dass in solchen Augenblicken, wo wir versteckt auf einem Feld zusammen den Fuchs mit Gans betrachteten, ich ihm vielleicht zu einer entscheidenden Einsicht hätte verhelfen können, einer, die sein Leben in eine andere Richtung gelenkt hätte.

»Bitte.« Ich gab Gaines die Schmerztabletten. »Nehmen Sie zwei davon. Ich bin fast fertig.«

Ich wickelte eine Mullbinde um seine Wunde. »Das muss genäht werden«, sagte ich, als ich die Sicherheitsnadel durch die fransige Kante stach. »Sie müssen nach Raigmore, sobald die Straßen befahrbar sind.« Gaines krümmte versuchsweise das Bein, belastete es. Zufrieden schaltete er die Lampe aus. Eine Sekunde lang stand ich im Dunkeln, zusammen mit einem beunruhigenden Fremden. Dann klickte die Taschenlampe und beschien die graue Blässe seiner Haut und seine Uniform.

»Wenn Sie mich jetzt herumführen könnten?«, sagte er.

»Natürlich«, sagte ich. »Ich werde helfen, wo ich kann. Sie brauchen es nur zu sagen.«

Wir schlossen das Büro hinter uns zu und gingen los. Dabei dachte ich daran, wie seltsam und nervenaufreibend meine Schicht begonnen hatte, und sagte mir: Morgen Abend sitze ich im Flieger nach Santiago.

4

Auf dem Weg durch den Hauptflur erläuterte ich das Wesentliche. »Hier sind die Aufzüge, ins Untergeschoss geht es da drüben …«

»Weshalb stehen die da?« Er blieb bei dem Wagen mit den Farbdosen und Pinseln stehen und hob die Staublaken an.

»Ab morgen haben wir für zwei Wochen geschlossen, dann wird allerhand erneuert. Die Maler werden tapezieren. Am Ufer wird eine schadhafte Brücke erneuert. Dachdecker bessern das Dach aus, Gärtner kommen.« Er nickte, und ich setzte die Hausführung fort. »Dort hinten ist die Küche, die Bar und hier rechts der Wintergarten.«

Gaines wartete, während ich die Tür aufschloss und das Licht einschaltete. Der Wintergarten war unser Konferenzraum: Tische gedeckt mit weißen Tischtüchern, Karaffen, Schälchen mit Bonbons, Werbekugelschreibern und Notizblöcken. Die französischen Fenster gingen auf die Rasenterrassen hinaus. Heute Abend hatte man jedoch einen direkten Blick auf Ezras Treiben. Ich lauschte dem Heulen des Sturms, als Gaines die Riegel prüfte und den Notausgang kontrollierte. Zufrieden damit nickte er mir zu, und wir ließen den Raum dunkel zurück.

»Hier links geht es in die Küche«, sagte ich, als wir an den Stahlschwingtüren ankamen. »Ich kann Ihnen etwas zu essen machen, falls Sie Hunger haben.«

Gaines ging nicht darauf ein. Ich wunderte mich, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, dann sah ich es: Ein Luftzug saugte an der linken Türhälfte und zischte durch die Bürstendichtung des Mittelspalts. Irgendwo musste ein Fenster oder eine Tür offen stehen. Die Küche hatte einen Liefereingang zum hinteren Hof. Im Herbst hatte ich mal gesehen, wie vom Lkw des Metzgers Ware ausgeladen wurde, Schweinehälften und Truthähne. Die Schwingtür atmete aus. Vielleicht stand die Hoftür offen. Dann konnte jemand ins Haus gelangt sein.

»Ist das normal?«, fragte PC Gaines. Ohne auf Antwort zu warten, schob er die Tür mit der Schulter auf.

In der Dunkelheit schimmerten die Edelstahlflächen. Umrisse von Zubereitungstischen, Dunstabzugshauben und Schränken. Die Küchenleute hatten geputzt, bevor sie gegangen waren, und der Boden glänzte im Schein von Gaines’ Taschenlampe. Die dunkle Küche kam mir kälter vor als der warme Hauptflur, und deshalb blieb ich an der Tür stehen, während Gaines drinnen seine Runde machte, mit dem Lichtkegel den Raum zerteilte und Arbeitsflächen, Grillplatten, Spülen und Wasserhähne beschien. »Wohin geht’s da?«, fragte er über die Schulter.

»In den Kühlraum.« Dort hing das Fleisch an Haken und standen bergeweise geschälte Kartoffeln zum Braten bereit. Gaines ignorierte ihn und ging zur Hoftür – die verschlossen war –, dann spürte er die Quelle des Luftzugs durch das klappernde Gitter eines Klimageräts auf. »Falscher Alarm«, sagte er und kam zurückgehumpelt. »Die Geschichte meines Lebens«, fügte er hinzu, als er an mir vorbei auf den Flur trat.

Erleichterung durchströmte mich. »Der nächste Raum ist die Bar.«

Jaival Parik blickte von seinem Handy auf, als wir hereinkamen, und drehte sich um. Er blinzelte überrascht, fing sich aber schnell und schätzte Gaines ab. Ich stellte die beiden einander vor, und sie gaben sich die Hand. »Sie sehen aus, als kämen Sie von der Front«, sagte Jai.

»Auf der Bergstraße gab es einen Verkehrsunfall«, sagte Gaines. »Wie ich schon Miss Yorke erklärt habe, muss ich auf dem Hotelgelände für Sicherheit sorgen. Oberste Priorität hat der Schutz der Gäste, also würde ich Sie bitten, sich vorerst in Ihrem Zimmer aufzuhalten, bis ich die Situation unter Kontrolle habe.«

»Die Situation?« Jai blickte zwischen uns hin und her. »Was ist denn los?«

»Nichts, das Sie beunruhigen müsste, Sir. Ich bitte aber darum, dass alles unnötige Licht ausgeschaltet bleibt, solange der Sturm anhält. Aus Sicherheitsgründen.«

»Bin überrascht, dass wir bei dem Wetter noch keinen Stromausfall hatten«, bemerkte Jai. »Ich habe einen Signalverstärker mitgebracht – schickes Teil, tellerförmig, hat ein Vermögen gekostet. Aber ich bekomme keinen Empfang. Vorgestern war er noch sehr gut, aber als der Sturm losging …« Er blähte die Wangen.

»Sind Sie hier, um zu arbeiten, Sir?«, fragte Gaines.