Steve Biddulph
10 Geheimnisse glücklicher Mädchen
Steve Biddulph
10 Geheimnisse glücklicher Mädchen
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1. Auflage 2018
© 2018 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Copyright der Originalausgabe: © Steve Biddulph 2017
Die englische Originalausgabe erschien 2017 bei Harper Collins unter dem Titel 10 Things Girls Need Most To Grow up Strong and Free.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Informationen, Ideen und Übungen in diesem Buch sind nur als Diskussionshilfen und Denkanstöße gemeint. Sie sollten sich auf Ihr eigenes Urteil verlassen, denn Sie kennen Ihr Kind am besten. Bei Bedarf holen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie sich Sorgen um das Wohlergehen Ihrer Tochter machen.
Die Geschichten über Mädchen, über deren Eltern und Schulen in diesem Buch wurden aus verschiedenen Geschichten zusammengesetzt und so verändert, dass ihre Anonymität gewahrt bleibt.
Es wurden alle Anstrengungen unternommen, die Inhaber von hier genutztem Copyright-Material ausfindig zu machen und deren Erlaubnis einzuholen. Der Verlag entschuldigt sich für etwaige Versäumnisse und fügt eventuell fehlende Quellenangaben in einer Neuauflage gerne ein.
Übersetzung: Christa Trautner-Suder
Redaktion: Judith Mark
Umschlaggestaltung: Manuela Amode
Umschlagabbildung: gettyimages/Biddiboo, Shutterstocck/AfricaStudio
Satz: Carsten Klein, in Anlehnung an das Originallayout
Druck: Firmengruppe APPL, aprinta Druck, Wemding
Printed in Germany
ISBN Print 978-3-86882-904-4
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-163-0
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-164-7
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.mvg-verlag.de
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Inhalt
Ein Brief von Steve
Vorwort
Der Weg Ihrer Tochter
10 GEHEIMNISSE GLÜCKLICHER MÄDCHEN
1.Geborgen und geliebt ins Leben starten
2.Wild sein dürfen und Zeit haben, ein Kind zu sein
3.Freundschaften schließen können
4.Liebe und Respekt eines Vaters
5.Für etwas brennen
6.Tanten
7.Eine glückliche Sexualität
8.Rückgrat zeigen
9.Feminismus
10.Spiritualität und Sinnfrage
Anmerkungen
Buchempfehlungen
Bildnachweis
Register
Danksagung
Ein Brief von Steve
Liebe Leser,
seit 40 Jahren arbeite ich mit Elterngruppen, und diese befriedigenden und bewegenden Erfahrungen wollte ich mit aller Welt teilen. Aus meinen Überlegungen, wie ich Lesern dieselbe Erfahrung ermöglichen könnte, entstand das Buch, das Sie nun in der Hand halten. Sie können es einfach durchlesen; wer sich jedoch intensiver mit dem Thema befassen möchte, findet auf vielen Seiten interaktive Möglichkeiten in Form sehr einfacher Übungen – einen Test zur Selbsteinschätzung oder einen Gedanken, der schnell zu bewerten ist. Durch diese Spontanantworten entsteht ein individuelles Konzept, das Sie auf Ihr eigenes Leben, Ihre Familie und vor allem Ihre Tochter anwenden können.
Bei der praktischen Umsetzung haben wir festgestellt, dass Eltern die neuen Erkenntnisse lieben. Außerdem macht es Spaß! Sie werden merken, dass Sie viele Dinge klarer sehen und verstehen, bei denen Sie sich vorher völlig verwirrt oder verloren fühlten. Auf dieser Basis können Sie sich zu dem Vater oder der Mutter entwickeln, den oder die Ihre Tochter braucht.
Lesen Sie diese Seiten also bitte mit einem Stift in der Hand. Probieren Sie es einfach aus. (Viele von uns hätten als Kind Ärger bekommen, wenn sie in ein Buch gekritzelt hätten. Ich hoffe, Sie können diese Hemmschwelle überwinden!) Die Fragebögen können Sie auch unter www.stevebiddulph.co.uk/resources herunterladen.
Und noch etwas: Manche Fragen können zu Tränen oder starken Emotionen führen, und ich hoffe, dass Sie auf diesen Seiten die Unterstützung und Fürsorglichkeit der vielen anderen spüren, die dasselbe durchmachen. Wir müssen aufeinander achtgeben auf diesem Weg, der die Welt für alle Mädchen besser machen soll.
Alles Liebe,
Steve
Sie können das Buch auch als Grundlage für Diskussionen mit Freunden verwenden. Gründen Sie eine Gruppe von Eltern, die Töchter haben, nehmen Sie sich jeweils ein Kapitel vor und besprechen dieses gemeinsam. Genau so sollten Mädchen erzogen werden – durch eine Sippe.
Vorwort
DER KAMPF, MÄDCHEN FREIER ZU MACHEN
Sie erinnern sich bestimmt an diesen Moment, als Sie Ihre kleine Tochter erstmals im Arm hielten. Mit großen Augen schaute sie Sie an. Sie fühlten sich so beschützend, stolz und glücklich. Eine Tochter!
In den letzten 100 Jahren hat sich die Lage der Mädchen verbessert. Es wurde hart für mehr Gleichberechtigung und mehr Möglichkeiten für unsere Töchter gekämpft. Aber vor etwa zehn Jahren begann sich alles zu verändern. Mädchen, die im Jahrhundert des Feminismus ihren Höhenflug begonnen hatten, begannen abzustürzen.
Alle haben das bemerkt – nicht nur Psychologen und Berater, auch die Eltern. Sie sagen: »Vierzehn ist das neue Achtzehn« oder: »Sie werden zu schnell erwachsen«. Oder sie verdrehen einfach nur die Augen und sagen: »Mädchen!«
Das britische Bildungsministerium berichtet, dass ein Drittel aller weiblichen Teenager im Land unter Depressionen oder Angstzuständen leidet, was als »erheblicher und bedeutsamer Trend« bezeichnet wird. Das Gesundheitsministerium führt an, dass 20 Prozent der Mädchen sich selbst verletzen – dreimal so viel wie vor zehn Jahren. 13 Prozent der Mädchen weisen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung auf – als Folge eines schweren Traumas oder Leides. Essstörungen, Körperhass, freudloser und unerwünschter Sex: All das ist auf dem Vormarsch. Nicht alle Mädchen sind betroffen, aber genügend, um sich Sorgen zu machen.
Wir kennen die Ursachen für diese Veränderung in den Mädchenjahren. Zum einen ist es die explosionsartige Ausweitung der sozialen Medien und der Zeit, die wir vor Bildschirmen verbringen, aber auch die heutige Lebensart – immer unter Druck, immer im Wettbewerb. Zum anderen ist es die immer weniger werdende Zeit, die mit älteren, klügeren, freundlichen Menschen in der realen Welt verbracht wird, beim entspannten, träumerischen Spielen, das am besten geeignet ist, um junge Gehirne erwachsen werden zu lassen.
Wir wissen, was Mädchen stark und unabhängig macht, und das sind nicht die Dinge, die man ihnen im Fernsehen, Internet, in Zeitschriften oder der Werbung erzählt. Es sind auch nicht die Tests in der Grundschule. Ebenso wenig ist es tolles Aussehen, »scharf« oder cool zu sein, den Jungen zu gefallen oder ins Bild eines geschäftlichen Erfolgsmodells zu passen (es sei denn, das ist wirklich ihr Wunsch!).
In diesem Buch verrate ich Ihnen zehn Geheimnisse aus meiner Arbeit mit Mädchen und deren Eltern, die Mädchen glücklich machen. Das Buch will Selbsterkenntnis, Klarheit und Zielsetzung fördern. Es belebt Ihre erzieherischen Instinkte als Eltern neu. Sie erhalten die besten Informationen und entscheiden dann selbst, was für Ihre Tochter und alle Mädchen in Ihrem Umfeld zu tun ist.
Es ist ein Powerpaket mit Werkzeugen, um Ihr Mädchen frei und unabhängig zu machen. Ganz nebenbei befreien Sie sich vielleicht sogar selbst. Das tut schließlich uns allen gut.
Dies ist ein interaktives Buch. Hier werden Sie erstmals tätig - welches Bauchgefühl haben Sie gerade?
(Kreuzen Sie die Aussage an, die Ihrem Gefühl am nächsten kommt.)
1.Bloß nicht, ich will das alles gar nicht wissen! Verschont mich damit.
2.Ich bin nervös, werde aber weiterlesen. Ich liebe meine Tochter und will ihr helfen.
3.Ich bin schon ganz aufgeregt und will sofort anfangen!
DER WEG IHRER TOCHTER
Ihre Tochter ist einmalig. Auf der ganzen Welt gibt es niemanden, der so ist wie sie. Und sie hat einen einmaligen Grund, hier zu sein, eine Bestimmung, die es in ihrem Leben zu entdecken und zu entfalten gilt. Sie spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Alles beginnt damit, Ihre Tochter wertzuschätzen, sie genauer zu sehen als andere und zu lieben, was Sie sehen. Das Gute zu nähren und an den Dingen zu arbeiten, die noch gestärkt werden müssen.
Diese Selbsteinschätzung hilft Ihnen, sich über zwei Dinge klarzuwerden. Erstens: das Mädchen, das sie heute ist. Zweitens: die Frau, die sie werden wird – mit Ihrer Hilfe. Es ist eine schöne Aufgabe, fangen wir also an …
1.Ich habe _____ Tochter/Töchter.
Wenn Sie mehrere Töchter haben, wählen Sie ein Mädchen aus, auf das Sie sich während jeder Übung zunächst konzentrieren möchten, und wiederholen Sie anschließend die Übungen für jede weitere Tochter.
2.Ihr Alter:
0123456789101112131415161718192021Älter? _______
3.Sie heißt:
Das Mädchen, das sie heute ist
Drei Dinge, die ich an ihr besonders mag und bewundere:
1. ___________________________________________________________________________
2. ___________________________________________________________________________
3. ___________________________________________________________________________
Eine Veränderung, die mir bei ihr am meisten auffällt:
Das Wichtigste, was ich ihr mitgeben möchte:
Das Wichtigste, was sie mir gibt, ist:
Die Frau, die sie werden wird
Nachdem Sie nun ein klares Bild von Ihrem Mädchen haben, wird es Zeit, sich das Ziel anzuschauen.
Die Frau, die sie werden soll.
Stellen Sie sich Ihre Tochter mit 25 Jahren vor.
Stellen Sie sich vor, sie ist so geworden, wie Sie sich das in Ihrem Herzen erhofft haben.
Welche drei Eigenschaften erhoffen Sie sich für Ihre Tochter, die andere in ihr sehen oder mit ihr erleben werden?
1. ___________________________________________________________________________
2. ___________________________________________________________________________
3. ___________________________________________________________________________
Was bemerken Sie, wenn Sie die erhofften Eigenschaften und die bereits vorhandenen vergleichen?
Ihre Tochter ist einmalig. Auf der ganzen Welt gibt es niemanden, der so ist wie sie.
WO STEHT IHRE TOCHTER HEUTE?
Nun, da Sie sich darauf fokussiert haben, wie Ihre Tochter ist und welche Ziele Sie für sie haben, können wir anfangen, am Erreichen dieser Ziele zu arbeiten. Wir können herausfinden, wo genau sie aktuell steht. So wissen Sie, was aktuell nötig ist.
Wir Eltern wissen, dass unsere Aufgabe nicht nur darin besteht, unsere Kinder zu ernähren, sauber zu halten, zur Schule zu bringen und an den Wochenenden zu »bespaßen«. Wir wissen auch, dass die Reise irgendwohin geht. Jeden Tag bewegt sich Ihre Tochter schrittweise in Richtung Frausein. Sie sind ihr Reiseführer und brauchen daher eine Landkarte.
In meinem Buch Mädchen! Wie sie selbstbewusst und glücklich werden habe ich einen Fahrplan der wichtigsten Lebensphasen eines Mädchens aufgestellt. Diese Phasen werden heute von tausenden Eltern in aller Welt berücksichtigt. Sie sind ganz einfach, und Sie werden Sie sicher wiedererkennen, wenn Sie an die Mädchen denken.
Die Altersstufen 0–2, 2–5, 5–10, 10–14 und 14–18 sind jeweils bestimmte Phasen mit bestimmten Schwerpunkten. (Die Phasen überschneiden sich natürlich und der Zeitpunkt ist von Kind zu Kind unterschiedlich – aber nicht viel!) Diese Phasen zeigen Ihnen, worauf Sie sich jeweils konzentrieren sollten, was am wichtigsten ist.
In der intensiven Zeit der Elternschaft können Sie leicht den Überblick verlieren, das Kind mit dem Bad ausschütten oder den Teenager hinter dem Wutanfall nicht mehr sehen. Diese Phasen helfen Ihnen, in der Spur zu bleiben.
Hier sehen Sie jede Phase mit der jeweils wichtigsten Lektion. Oder anders gesagt, das Wichtigste, worauf der Fokus in diesem Alter liegen sollte.
0–2
Wird sie geliebt und ist GEBORGEN?
2–5
Ist sie vertrauensvoll und fühlt sich ermun tert, die Welt zu ERFORSCHEN und zu genießen?
5–10
Hat sie die Fähigkeiten erworben, FREUNDE zu finden, Spaß zu haben und allgemein gut mit anderen auszukommen?
10–14
Wer ist sie als EINMALIGE Person? Welche Werte und Überzeugungen hat sie?
14–18
Ist sie praktisch darauf VORBEREITET und geübt, ins Erwachsenenleben einzutreten?
Eltern lernen aus Erfahrung, dass es diese Phasen gibt. Wenn eine Freundin Sie beispielsweise bittet, einen Tag lang auf ihre Zweijährige aufzupassen, können Sie damit rechnen, auf Trab gehalten zu werden. Es wird ein vergnüglicher, aber nicht wirklich ruhiger Tag werden. Wenn eine Vierzehnjährige zum Essen kommt, können Sie mit einer gewissen Unbeholfenheit rechnen, gemischt mit Augenblicken reiner Freude. Die Phasen sind universal und zeitlos, und wir wissen zum Glück, was wir tun können, damit sie gut verlaufen.
DIE »SUCHWANDERUNG« DER MÄDCHENZEIT
Die Mädchenzeit ist eine Art »Suchwanderung« – ein Weg, auf dem Mädchen die Komponenten für ihr Frausein sammeln. Wir sind ihre wichtigsten Führer, vor allem in der Anfangszeit, später (nur) noch im Hintergrund. Bei der Erziehung eines Kindes haben wir immer dieses zweifache Bewusstsein: Wir genießen jeden Tag um seinetwillen, zugleich haben wir auch immer das Gesamtbild im Kopf – welche Erfahrung für unsere Tochter wichtig ist, was sie lernen soll für die Zeit, wenn wir nicht mehr da sind, um ihr zu helfen.
Es ist sehr hilfreich, die Phasen zu kennen, weil wir damit einem Plan folgen können. Unser Ziel ist, dass unsere Tochter eine wunderbare Frau wird. Und genau das geschieht in den verschiedenen Phasen.
Wir beginnen mit einer einfachen Frage.
Wie alt ist Ihre Tochter aktuell?
Und jetzt die wichtige Frage: Vielleicht hat Ihre Tochter bereits einige Phasen hinter sich. Wie gut hat sie diese Ihrer Meinung nach absolviert? Nutzen Sie den Bewertungsbogen auf der nächsten Seite.
Nehmen Sie die Bewertung ganz spontan vor, auch wenn Sie die einzelnen Phasen noch nicht richtig verstehen. Wir kommen später im Detail darauf zurück.
Ich habe die Phasen umgekehrt, sodass Sie sie wie ein Gebäude sehen mit dem Fundament unten. (Ist Ihre Tochter unter zwei Jahre alt, können Sie nur die Grundlinie bewerten. Ist sie zwischen zwei und fünf Jahre alt, können Sie auch den zweiten Punkt bewerten. Zwischen fünf und zehn den dritten, zwischen zehn und vierzehn den vierten und ab vierzehn den fünften. So bewerten Sie die Stufen bis zu ihrem derzeitigen Alter.)
Geben Sie jeder Lebensphase einen bis fünf Sterne, als würden Sie ein Hotel bewerten.
5.Für das Erwachsenenalter gut vorbereitet14–18 Jahre4.Hat sich selbst gefunden10–14 Jahre3.Ist gut im Schließen von Freundschaften5–10 Jahre2.Geht vertrauensvoll auf Erkundung2–5 Jahre1.Wird geliebt und fühlt sich geborgen0–2 Jahre
Sehen Sie, wo es Lücken gibt?
Wo könnte Ihre Tochter Ihre Hilfe brauchen, um fehlende oder schwache Phasen im Heranwachsen auszugleichen? Die Neuroplastizität unseres Gehirns ermöglicht es normalerweise, Erfahrungen nachzuholen, die früher im Leben verpasst wurden. (Die folgenden Kapitel zeigen Ihnen, wie Sie Ihrer Tochter dabei helfen können.)
Vervollständigen Sie den folgenden Satz
Ich glaube, arbeiten müssen wir noch an einer Verbesserung der Phase
WIE SIEHT ES MIT IHNEN AUS?
Und nun zu der wirklich tiefgehenden – und der vielleicht nützlichsten – Frage. Wenn Sie ihre Mama sind: Wie gut sind diese Phasen in Ihrer eigenen Jugend verlaufen? Für Papas gilt dieselbe Frage.
Denken Sie in aller Ruhe darüber nach. Vielleicht sind Sie ernüchtert, weil Ihre eigene Kindheit katastrophal war. Deswegen sind wir so motiviert, unserer Tochter eine bessere Kindheit zu bieten, als wir sie selbst erlebt haben.
Wenn Sie Phasen identifizieren können, in denen Sie Probleme hatten, oder Zeiten, in denen Ihre Bedürfnisse nicht sehr gut erfüllt wurden, wird Ihnen das alles viel bewusster sein und Sie werden es mit Ihrem eigenen Mädchen besser machen können. Das könnte sogar die wichtigste Aufgabe dieses Buches sein.
Mamas Mädchenzeit-Profil
Wie gut wurden in Ihrer eigenen Mädchenzeit diese Bedürfnisse erfüllt? Bewerten Sie jeden Punkt mit einem bis fünf Sternen. Beginnen Sie bei Nummer 1 und arbeiten Sie sich nach oben.
5.14–18Jahre Für das Erwachsenenalter gut vorbereitet4.10–14Jahre Hat sich selbst gefunden3.5–10Jahre Ist gut im Schließen von Freundschaften2.2–5Jahre Geht vertrauensvoll auf Erkundung1.0–2Jahre Wird geliebt und fühlt sich geborgen
Dies kann wichtig sein, wenn Ihre Tochter gerade eine Phase durchmacht, die in Ihrer eigenen Kindheit/Jugend für Sie nicht einfach war oder in der man sich nicht gut um Sie gekümmert hat. Dann sollten Sie etwas zusätzliche Unterstützung in Anspruch nehmen, um sicherzugehen, ihrer Tochter bestmöglich helfen zu können. In diesem Buch finden Sie viele Anregungen dazu, wie Sie das tun können. Nun, da Sie sich der Herausforderung bewusst sind, wird sicher alles besser gehen.
Papas Jungenzeit-Profil
(oder Profil des zweiten Elternteils, wenn Sie ein gleichgeschlechtliches Paar sind)
Die Jungenzeit hat andere Phasen und Altersstufen als die Mädchenzeit. Der Einfachheit halber verwenden wir jedoch dieselben. Es kann auch so als Leitfaden dienen. Wie gut wurden in Ihrer Kindheit diese Bedürfnisse erfüllt?
Bewerten Sie jeden Punkt mit bis zu fünf Sternen.
5.14–18 JahreFür das Erwachsenenalter gut vorbereitet4.10–14 JahreHat sich selbst gefunden3.5–10 JahreIst gut im Schließen von Freundschaften2.2–5 JahreGeht vertrauensvoll auf Erkundung1.0–2 JahreWird geliebt und fühlt sich geborgen
FORTGESCHRITTENE ÜBUNG
Wenn Sie ein Paar sind, können Sie Folgendes ausprobieren: Addieren Sie jeweils die Punktzahlen Ihrer beiden Profile. Jede Reihe kann also bis zu zehn Sterne enthalten.
Kombinierte Profile von Mama und Papa (oder Partner)
5.Für das Erwachsenenalter gut vorbereitet4.Haben sich selbst gefunden3.Gut im Schließen von Freundschaften2.Gehen vertrauensvoll auf Erkundung1.Werden geliebt und fühlen sich geborgen
Wenn Sie sich Ihr zusammengesetztes Profil anschauen, werden Sie vielleicht feststellen, dass einer die Lücken des anderen hilfreich schließt. Oder auch nicht. Die Kombination Ihrer Stärken und Schwächen ergibt das psychologische Profil Ihrer Familie. Es sagt Ihnen, was Sie noch weiterentwickeln müssen. Bei den Punkten, bei denen Sie – gemeinsam – mindestens sechs Sterne erreichen, können Sie der jeweiligen Phase wahrscheinlich ganz entspannt entgegensehen. Sehen ein oder zwei Punkte etwas unsicher aus, wird Ihnen dieses Buch in den entsprechenden Phasen helfen.
Unsere Familie muss sich am meisten auf die Phase ______________________________ konzentrieren.
Seien Sie guten Mutes! Lücken sind leichter zu schließen, wenn man sie kennt. Im Familienleben verursachen die Dinge die größten Probleme, die Sie über sich selbst nicht wissen – die blinden Flecken, die wir alle haben. Sobald Sie alles klar erkennen, sind Sie besser dafür gerüstet, Änderungen vorzunehmen, und können Ihrer Tochter das geben, was sie braucht (auch wenn Sie selbst es damals nicht bekommen haben).
Beim Beantworten dieser Fragen habe ich mit Entsetzen festgestellt, dass die Kindheit meiner Tochter bisher eine Wiederholung meiner eigenen Kindheit war. Zu viele Umzüge. Unzuverlässige Männer. In der Schule alleine und ein Außenseiter. Das war ein Weckruf für mich. Ich weiß jetzt: »Ich muss es für sie anders machen.« Wir streiten uns ständig. Ich bin entschlossen, unser Leben positiver, ruhiger und beständiger zu gestalten. Ich will, dass ihr Leben besser wird als meines.
Lorna, 42
Alles war letztlich immer Stress. Finanziell kamen wir zurecht, aber wir waren immer in Eile und unter Druck. Meine Eltern waren arme Einwanderer und immer sehr beschäftigt, aber hier und jetzt müssen wir nicht so hektisch sein. Die Fragen haben mir gezeigt, dass wir daran arbeiten müssen, das Leben glücklicher zu machen und uns mehr auf die alltäglichen Momente zu fokussieren. Es muss nicht ein solcher Kampf sein wie in meiner Kindheit.
Damien, 31
Wir wissen jetzt genau, wo Ihre Tochter steht. Es wird Zeit, mit dem Hauptteil des Buches zu beginnen:
10 Geheimnisse glücklicher Mädchen …
10 GEHEIM-NISSE GLÜCKLICHER MÄDCHEN
Erstes Kapitel
GeborgenundgeliebtinsLeben starten
Alles beginnt in Ihren Armen, in denen Ihre Tochter sich geliebt und geborgen fühlt. Um ihr diese Geborgenheit geben zu können, müssen Sie jedoch selbst in Ihrer Mitte sein.
In diesem Kapitel schauen wir uns an, wie Sie das Wichtigste in der Kindheit Ihrer Tochter gut hinbekommen: wie Sie Ihrer Tochter das tiefe Gefühl von Geborgenheit und Wertschätzung geben können. Jeder von uns braucht das, um sich in der Welt wohlzufühlen, anderen nah sein und entspannen zu können. Das Babyalter ist die beste Zeit, dieses Gefühl zu bekommen, aber es ist nie zu spät dafür.
Für ein Kleinkind bedeuten Mama und Papa die Welt. Deren Gefühle sind seine Gefühle. Ein Baby weiß nicht (oder es ist ihm egal), ob es in einer winzigen Hütte oder einem Palast lebt, solange die Menschen, die es versorgen, freundlich und friedlich sind. Wenn uns das zumindest eine Zeit lang gelingt, wird es diese Erinnerung noch lange, nachdem wir gegangen sind, in sich tragen. In schwierigen Zeiten wird es von diesem Gefühl zehren können. Vielleicht tun wir uns schwer, das zu hören, weil unsere Erwachsenenwelt voller Hetze und Stress ist. Vielleicht haben wir unser Leben bisher im Eiltempo verbracht, um klarzukommen. Aber mit einem Baby oder Kleinkind ändern sich die Prioritäten. Das Wertvollste, was wir tun können, ist – sehr wenig. Wir müssen für viel Ruhe sorgen.
Stellen Sie sich einmal vor, wie es sich anfühlt, ein kleines Baby zu sein, sanft in den Armen gehalten und liebevoll angeschaut zu werden. Können Sie in Ihrem Körper spüren, wie das wäre? Genießen Sie es einen Moment. Stellen Sie sich vor, zu wissen, dass Sie im Mittelpunkt der Liebe und Fürsorge dieser Person stehen. Zu wissen, dass diese Person fähig ist, sich gut um Sie zu kümmern. Dass Sie nichts tun, nichts beweisen und nichts fürchten müssen. Dass diese Person Freude an Ihnen hat, Sie genießt und liebt und Ihnen alles geben wird, was Sie brauchen. Dass Sie vollkommen sicher und geborgen sind. Stellen Sie sich das alles vor und achten Sie auf die Gefühle in Ihrem Körper. Wo fühlen Sie das? Wie fühlt es sich an?
MIT DIESEM GEFÜHL SOLLEN UNSERE KINDER INS LEBEN STARTEN
Ihre Tochter kann diese Art der Erfahrung nur von Ihnen bekommen – und hoffentlich noch ein paar weiteren Menschen, die sie lieben und ihr dies auch zeigen. Am besten und einfachsten geht dies, wenn sie noch ein Baby ist, aber es zieht sich durch das ganze Leben. Und auch wenn Ihre Tochter schon zehn oder siebzehn Jahre alt ist, können Sie es noch immer in Ordnung bringen. Im weiteren Verlauf des Buches erfahren Sie, wie das geht.
SORGEN SIE DAFÜR, DASS SICH IHRE TOCHTER GEBORGEN FÜHLT
»Werde ich geliebt, fühle ich mich geborgen?« Diese Frage steht im Mittelpunkt jedes Wimmerns von ihr, jedes Blickes, mit dem sie Ihr Lächeln sucht, jeder Exkursion, die sie krabbelnd oder auf unsicheren Beinchen unternimmt, bevor sie schnell in Ihre Arme zurückkehrt.
Eine gewaltige Frage. Die Antwort hängt davon ab, ob sich eine Mutter (oder ein Vater oder eine sonstige Betreuungsperson) selbst sicher gebunden fühlt. Unterstützt. Nicht durch äußere Faktoren gestresst. Sie hängt davon ab, ob die Menschen rund um die Mutter – ein Partner, die Großeltern, Nachbarn und Freunde – fürsorglich und warmherzig mit ihr umgehen, damit sie ihrem Baby gegenüber ebenso sein kann. Und sie hängt davon ab, ob sie selbst Erinnerungen an Wärme und Geborgenheit hat, wenn nicht aus der Babyzeit, dann aus einer späteren Lebensphase.
Babys brauchen die Liebe aus einem ganz praktischen Grund: Sie gewährleistet, dass sich jemand um sie kümmert, sie füttert, tröstet, sauber hält, mit ihnen spricht und singt und spielt. Das braucht sehr viel Zeit. Und es bringt einen Erwachsenen, der eine ausreichende Reife erreicht hat, dazu, die Bedürfnisse dieses kleinen Wesens über seine eigenen zu stellen. Liebe ist nicht nur ein sentimentales Gefühl, sie ist ein loderndes Feuer, eine gewaltige Kraftquelle, die Sie durch alle diese Dinge trägt. Deshalb muss dieses Feuer sorgfältig entfacht werden.
Vielen Lesern wird dieser Fragebogen einen leichten Schlag versetzen, weil Elternschaft in der modernen Welt sehr stressig geworden ist und wenig unterstützt wird. Wir mögen zwar materiell gut abgesichert sein, aber emotional sind wir weit davon entfernt. Oder umgekehrt. Oder weder noch. Möglicherweise ist der Fragebogen in Ihrem Fall sogar völlig unzutreffend. Das kann vorkommen. Im ersten Jahr hatten Sie es möglicherweise sehr schwer – wenig Unterstützung, schlechte materielle Bedingungen, Sie waren isoliert, hatten schlimme Erinnerungen an Ihre eigene Kindheit und haben es dennoch durch Ihre große Liebe und Hingabe geschafft, für Ihre Tochter eine umsorgende, emotional antwortende und ruhige Atmosphäre zu schaffen. Kringeln Sie in diesem Fall den folgenden Satz ein, einfach so, zur Feier des Tages.
»Ich glaube, ich habe schwierige Umstände oder einen schrecklichen eigenen Hintergrund überwunden und es geschafft, dass sich meine Tochter geliebt fühlte.«
Größte Bewunderung und alles Liebe für Sie.
Falls der Start nicht ideal war, egal, wie Sie es drehen und wenden – machen Sie sich keine Vorwürfe. Machen Sie anderen keine Vorwürfe. Lassen Sie zu, dass es in Ihrer Familie und den frühen Erfahrungen Ihrer Tochter eine Belastung gegeben hat, die einige Herausforderungen erklären kann, mit denen sie zu kämpfen hat. Sie können daran arbeiten, aber am Anfang steht eine ehrliche Einschätzung.
Ist das Gefühl der Liebe und Geborgenheit unklar, liegt darauf der erste Fokus. Selbst wenn Ihre Tochter schon zehn oder sechzehn Jahre alt ist, kann es vorrangig sein, die Gefühle aus der Babyzeit in Ordnung zu bringen. Sie braucht vielleicht wirklich jeden Tag sehr viele Streicheleinheiten und ruhige Zeiten mit Ihnen, um ihr autonomes Nervensystem zur Ruhe zu bringen, das immer auf »Alarmstufe rot« lief, seit sie klein war. Auch wenn sie fähig und hilfsbereit ist und mit der großen weiten Welt zurechtkommt, braucht sie es vielleicht noch, innezuhalten und ihre Reserven aufzufüllen, bis ihr Verstand gelernt hat, dass sie wirklich geborgen ist.
Wir haben unsere Tochter adoptiert, als sie ein Jahr alt war. Wir wissen nicht einmal, wie ihre Babyzeit verlaufen ist – wir vermuten, es war eher schrecklich. Sie hatte als Kind ziemlich viele Probleme. Aber wir haben sie unverdrossen und mit Geduld geliebt und wussten, dass sie sehr viel Bestätigung, Routine, Kuschelzeit und Aufbauendes brauchte. In Steves Büchern hatten wir gelesen, dass Kinder mit dreizehn Jahren ihre Babyzeit »recyceln« oder eine zweite Babyzeit durchmachen, in der sie für Liebe und Zuneigung offener sind. Daher haben wir sie in diesem Alter sehr verzärtelt. Mit vierzehn hatte sie alles hinter sich, und seither geht es ihr großartig. Wir glauben, sie wird immer ein ziemlich intensives Mädchen bleiben, aber ihr Leben wird gut verlaufen.
Mark, 48, und Amy, 42
Als mein Baby ein Jahr alt war, musste ich wegen meines Studiums für ein Jahr aus China in die USA gehen. Unser Baby blieb bei seiner Großmutter. Als ich zurück war, bekam ich ein weiteres Baby. Unsere Beziehung ist dadurch eher wacklig. Es ging meiner Tochter bei der Oma gut, aber sie kann jetzt nicht mehr bei ihr leben. Ich weiß nicht, ob meine berufliche Laufbahn gut für sie war, und hoffe, manches wiedergutmachen zu können.
Guan-yin, 38
Kleine Kinder zu lieben, ist ganz natürlich – wir haben Hormone wie Oxytocin, die uns helfen, in ihrer Gesellschaft sanft und weich zu sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass jedem diese liebevolle Art ganz natürlich gelingt, denn auch wenn die Gefühle vielleicht da sind, muss deren praktische Umsetzung erlernt werden. Wer liebevolles Verhalten nie gesehen oder erlebt hat, ist vielleicht nervös und unbeholfen beim Ausdrücken der Liebe für sein Baby. (Es kommt auch vor, dass eine Mutter oder ein Vater gegenüber dem neugeborenen Baby gar nichts empfindet, schrittweise anfangen muss, es kennen zu lernen, und dabei Unterstützung von außen braucht.) Fast jeder hat heute Lücken in seiner Liebesfähigkeit, aber machen Sie sich darüber keine Sorgen: Sie können sie wie ein Feuer entzünden, das dann von selbst weiterbrennt.
Zwei Dinge verbessern die Liebesfähigkeit in Ihrer Familie. Diese Liebesquellen sind:
1.Das Entschleunigen Ihres Lebenstempos.
2.Das Eintauchen in den Fluss der Liebe.
Lassen Sie mich erklären, was dies bedeutet …
Entschleunigung
WO DIE LIEBE WÄCHST – DAS GEHEIMNIS
Wenn ich vor Eltern spreche, beobachte ich genau und höre gut zu. Bei einigen Gedanken werden sie still, andere bringen sie dazu, laut zu lachen. Von einigen kommt Zustimmung, ein gutes Beispiel dafür ist die Äußerung: EILE IST DER FEIND DER LIEBE. Wenn wir durch unser Leben hetzen, werden unsere Interaktionen immer lauter und unbefriedigender, bis zur Gefühllosigkeit. Wärme und Harmonie zwischen uns verschwinden. Ehepartner kommen nicht mehr miteinander klar. Eltern und Kinder sind gereizt. Die Liebe ist zwar da, sie wird aber davon ausgezehrt, dass man nicht mehr aufeinander eingestimmt ist. Es braucht Zeit, Nähe zu bestätigen, zu verstehen, »wo jeder gerade steht«. Wenn Sie Kinder haben, vor allem wenn sie noch klein sind, ist Langsamkeit sehr wichtig, damit die Liebe wachsen kann.
Damit Liebe zwischen Eltern und Kind (oder zwischen Erwachsenen) entstehen kann, müssen sich zunächst beide sicher und präsent fühlen. Sie müssen eingestimmt sein – auf sich selbst und die anderen.
Die Abfolge zum Aufbau einer zwischenmenschlichen Beziehung ist zeitlos und erfolgt in dieser Reihenfolge: Zuerst kommen Sie zur Ruhe. Sie atmen bewusst, Ihre Schultern entspannen sich, Sie sinken auf einen Stuhl und Sie fangen an, sich in Ihrem Inneren zu Hause zu fühlen. Nun ist da dieses Baby oder Kleinkind vor Ihnen. Auf der Basis Ihres inneren Gefühls, okay zu sein, strecken Sie Ihre Hand aus. Vielleicht ist das Kind ärgerlich oder ängstlich oder bedürftig, oder es möchte mit Ihnen sprechen oder braucht Ihre Hilfe. Da Sie in Ihrem Inneren okay sind und Zeit haben, färbt seine Not nicht auf Sie ab. Sie können sich um das Kind kümmern und freuen sich, helfen zu können.