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Wissen Sie, wo einst in Celle die Chirurgenschule stand? Kennen Sie den jüdischen Friedhof? Waren Sie jemals im Celler Märchenwald? Wissen Sie, dass in Celle ganz viel "Bauhaus" zu sehen ist? Haben Sie je vom Celler Weinberg gehört? Waren Sie schon mal in Celles Kultkneipe? Den Band "100 besondere Orte in Celle" lesen heißt die Stadt (neu) entdecken! Lernen Sie Celle auf einer literarischen Tour von einer ganz anderen Seite kennen, lassen Sie sich von den ausgewählten Orten überraschen und schärfen Sie Ihren Blick! Das vorliegende Buch ist für Alteingesessene und Neuzugezogene gleichermaßen lesenswert. Es ist für wissbegierige Gäste ebenso interessant wie für neugierige Touristen, (wehmütige) Ehemalige oder treue Liebhaber der Stadt. Es ist für Weltoffene und Schollenverhaftete, Stadtneurotiker und Landeier, Junge und Junggebliebene, Kinder, Jugendliche, Alte, Männer und Frauen, Kunstinteressierte und Naturbegeisterte, Weise, Unwissende und Wissende, Kopfmenschen und Bauchtypen - kurz also einfach für alle, die mehr über diese Stadt wissen wollen!
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Seitenzahl: 229
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Cosima Bellersen Quirini
100
besondere Orte
in Celle
Schadinsky Verlag
Impressum:
Copyright: © 2013 Schadinsky Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Originalausgabe
Verlag: Schadinsky Verlag, www.schadinsky.de
epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-9061-5
Umschlaggestaltung und Layout: Julia Kirschner und Carolin Deich
Lektorat: Wolfgang von Rekowski
Fotograf: Ulrich Loeper
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Grußwort von Susanne McDowell – Stadt Celle Leiterin des Fachbereichs Kultur –
100 besondere Orte – in Celle, mit seiner durchaus überschaubaren Größe? Jawohl, die kann man finden, wenn man sich auf die Suche begibt wie Cosima Bellersen Quirini, ausgestattet mit einer guten Spürnase, Sachkenntnis, der Liebe zum Detail und vor allem mit einer großen Zuneigung zu dieser Stadt, von der manche allzu schnell meinen, sie in- und auswendig zu kennen. „Celle, die verträumte Fachwerkstadt am Rande der Lüneburger Heide“ – ja, danke, dieser Titel ist lieb gemeint, wir fühlen uns aber nicht wirklich angesprochen. In Celle sind viele scheinbare Widersprüche eine gute Symbiose eingegangen: Die Fachwerkstadt ist eine der wichtigsten deutschen Städte des Neuen Bauens, die Behördenstadt ein Wirtschaftsstandort von Weltgeltung, die historische Innenstadt ist wichtiger Ausstellungsort zeitgenössischer Kunst, die beschauliche Residenzstadt unterhält weltweit zehn Städtepartnerschaften und bietet Menschen aus über 100 Nationen ein Zuhause. Warum ist das so? Geschichte besteht aus Geschichten, und Orte werden (in diesem Buch: zumeist) von Menschen geprägt. So lernen wir die eine oder andere Persönlichkeit kennen, die Celle zu dem gemacht hat, was es heute ist. Erstaunen ist vorprogrammiert angesichts der Vielzahl von Besonderheiten, die dieser Band vereint. Eine Tiefenbohrung (man verzeihe mir dieses Bild, das in einer Stadt der Erdöl- und Erdgas-Zulieferindustrie quasi auf der Hand liegt), die sich gelohnt hat. Für Neubürger und Alteingesessene, zum Immer-wieder-Nachlesen oder zum Verschenken, am besten an Menschen, die woanders leben, damit sie dann Lust bekommen, Celle zu besuchen und mit dem Buch unter dem Arm auf Entdeckungsreise zu gehen.
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Susanne McDowell
Vorwort von Gabi Bauer – ARD Nachtmagazin Moderatorin –
Celle ist meine Heimatstadt. Hier im Stadtteil Klein-Hehlen bin ich geboren und aufgewachsen. Spielte im Garten und an der Aller, später dann vor allem Handball beim MTV. Und legte mein Abi am Hermann-Billung-Gymnasium ab. Also: 18 schöne Jahre war ich in Celle zu Hause. Bisher dachte ich auch, ich kenne diese Stadt so gut wie meine ewig überfüllte Handtasche. Das alte Fachwerk und die Hinterhöfe, das Café Krämer, wo wir als Schüler – heute schüttelt´s mich bei dem Gedanken – vom Taschengeld „Negerkussbrötchen“ gekauft haben. Das Schlösschen im Französischen Garten, wo früher Hofgärtner angesiedelt waren und inzwischen eine Kita sitzt, in der ich mein erstes Praktikum absolvierte. Den Knast, wie wir die JVA nannten, wenn wir über die alte Holzbrücke hinter dem Gefängnis radelten. Die Brücke ist weg. Die alten Geschichten sind geblieben: Uni gegen Knast zum Beispiel – warum die braven Celler zu Beginn des 18. Jahrhunderts gegen eine Universität und für die JVA stimmten. Das ist die Art von Story, die hier einfach jeder kennt. Genau wie die spannende Historie des Celler Schlosses, die Dramen um Liebe und Verrat, die sich darin abspielten. Und das wunderbare Bomann-Museum. Wo ich früher viele Sonntage verbracht und mich in alte Zeiten geträumt habe. Heute bin ich begeistert über das neue, sehr raffiniert gebaute und an die alten Bomann-Gemäuer angegliederte Kunstmuseum. Moderne Kunst. Toll in Szene gesetzt. Aber ich muss zugeben: Alles von Celle kenne ich doch nicht! Dass die Mutter des US-Präsidenten Roosevelt, Sarah Delano, mal Schülerin am Gymnasium KAV war? Dass der Texter Fritz Graßhoff-Hans Albers hat sein „Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise“ berühmt gemacht – in Celle lebte? Sicher kenne ich das Bieneninstitut im Französischen Garten. Aber dass „Die Biene Maja“, eines der meistgelesenen Bücher des letzten Jahrhunderts, in den 20er Jahren in einem Celler Verlag erschienen war? Dass der Platz hinter der Allerbrücke mal als Hinrichtungsstätte diente? Dass in Celle sogar mal in Sachen Uran geforscht wurde? Burgenreste? Jährliche Seifenkistenrennen? Ein Celler begründete die moderne Landwirtschaft? Alles nie gehört. Deshalb freue ich mich sehr über dieses Buch, das wirklich allen, Celle-Kennern und Neulingen, viel Wissenswertes, Überraschendes und Unterhaltsames bietet. Über die Stadt seit ihrer Gründung bis heute. Es ist ein spannendes, kurzweiliges Buch, mit dem Celle neu oder nochmal ganz anders zu erkunden ist. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!
Ihre Gabi Bauer
Vorwort der Autorin
Die „Vermessung“ der Stadt Celle auf eine etwas andere Art – das will dieses Buch zeigen. Mehr als Reiseführer-Romantik oder Fachwerkflair, mehr als Hengstparaden und Welfenschloss. All das gehört zu Celle und hat der Stadt einen wohligen und prägenden Stempel aufgedrückt. Doch damit allein wird man dem Ort nicht gerecht. Celle ist die Residenzstadt, die im Barock mit französischer Bau- , Ess- und Hofkultur überschüttet wurde. Celle ist die Stadt, welche jahrzehntelang einer der größten Garnisonsstandorte des Deutschen Reiches war. Celle ist die Stadt, deren wirtschaftliches Leben immer wieder neue Zweige erfindet und dabei im Laufe der Zeit einige Turbulenzen, Höhen und Tiefen durchschritten hat und immer noch durchschreitet. Celle ist die Energiestadt und die Stadt, die wie jede andere auch in Deutschland das Erbe des Nationalsozialismus aufarbeiten muss. Celle ist aber auch die Stadt der Zuwanderer und die Stadt, in der Kunst, Bildung, Sport, Brauchtum und Lebensart ganz groß geschrieben werden. Straßen, Plätze und Namen zeugen von dieser langen urbanen Kultur, bezaubernde Grünanlagen, eine kulturlandschaftlich interessante Umgebung sowie wunderschöne Naturdenkmäler bilden einen reizvollen Rahmen und bieten damit Erholung, Zerstreuung und Anregung gleichermaßen. Auf Neugierige warten also viele neue Eindrücke: Die historischen Bauten der Stadt haben seit der Stadtgründung 1292 durch Herzog Otto dem Strengen sehr viele verschiedene Zeiten, Nutzungen und Besitzer erlebt. Die aufgeführten Faktoren haben der Stadt ihr heutiges Gesicht verliehen und dabei das Bild immer wieder verändert. Die kleineren und größeren Hinterlassenschaften jener Zeit und jedweder Art sind uns als Bewohner im Alltag wie als interessiertem Besucher so selbstverständlich wie größtenteils unbekannt. Es ist daher an der Zeit, einige historische und moderne Stätten, aber auch viele unscheinbare und kaum beachtete Schönheiten und Besonderheiten in Stadt und Stadtgebiet abseits der gängigen Beschreibungen zu entdecken und über dieses und jenes aufzuklären. Es ist an der Zeit, Celle vom feinen Heidestaub zu befreien und den Weg frei zu machen für eine neue und auch mal andere Sicht auf die Dinge. Entdecken Sie ein buntes und vielseitiges Kaleidoskop, welches die Alliance dieser Stadt, nordisch verliebt einerseits und von beinah südlichem Charme andererseits, mit freundlichem Blick einfängt! Für die Fotos zeigt sich der Celler Fotograf Ulrich Loeper verantwortlich – an dieser Stelle DANKE für diese wunderbaren Aufnahmen!
Dieses Lesebuch ist für Menschen geschrieben, die sich von Celle überraschen lassen wollen. Es ist für Alteingesessene und Neuzugezogene gleichermaßen lesenswert. Es ist für wissbegierige Gäste ebenso interessant wie für neugierige Touristen, (wehmütige) Ehemalige oder treue Liebhaber der Stadt. Es ist für Weltoffene und Schollenverhaftete, Stadtneurotiker und Landeier, Junge und Junggebliebene, Kinder, Jugendliche, Alte, Männer und Frauen, Kunstinteressierte und Naturbegeisterte, Weise, Unwissende und Wissende, Kopfmenschen und Bauchtypen – kurz also einfach für alle, die mehr über diese Stadt wissen wollen! Damit Sie die Orte schnell und bequem finden, sind diese auf den hinteren Seiten auf Übersichtskarten markiert.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Cosima Bellersen Quirini
PS: Die Wahl für diese 100 Orte war teils sehr schwierig, es gibt in Celle hunderte besondere Orte und das Aussortieren der Kapitel oft von zähem Ringen begleitet. Aber der Titel ist Programm und gebietet eine begrenzte Auswahl – weitere Bände sind in Planung.
Für meine Kinder
Inhalt
Impressum:
Grußwort von Susanne McDowell – Stadt Celle Leiterin des Fachbereichs Kultur –
Vorwort von Gabi Bauer – ARD Nachtmagazin Moderatorin –
Vorwort der Autorin
Für meine Kinder
1 Das Bronzemodell der Altstadt
Celle zum Fühlen, Sehen und Begreifen
2 Das Accouchirhospital Am Heiligen Kreuz
Vom Entbindungshospital zur Gaststätte
3 Das Barocktheater
Und sieh, er hat sich neu verjüngt!
4 Die Stadtgrabenbrücke im Französischen Garten
Schlösser für ewige Liebe
5 Die Weinhandlung Bornhöft
Nicht von gestern, sondern vorgestern
6 Skulpturen 1
Kunst im Stadtgebiet
7 Das alljährliche Anrudern auf der Aller
Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
8 Der jüdische Friedhof
Spurensuche im Hehlentor
9 Das Luftbrückendenkmal
Wietzenbruchs Platz in der Weltgeschichte
10 Kleine Kirchentour
Ein Blick auf die alten Stadtteilkirchen
11 Die Burgenanlagen in Altencelle
Frühmittelalterliche Spuren vor der heutigen Stadt
12 Die Fischerei Nölke
Was darf es sein? Aal oder lieber Forelle?
13 Magazin und Werkstätten des Bomann-Museums
Der eigentliche Kern des Museums
14 Die sprechenden Laternen
Einzigartige Lichtart auf dem Globus
15 Dammaschwiese und Thaers Garten
Über alte Schweineweiden und den Eselsweg
16 Der Celler Dickstiel
Was ein Apfel mit dem Heilpflanzengarten zu tun hat
17 Die Bauhaussiedlungen und das Otto-Haesler-Museum
Architektur auf Weltniveau
18 Der Schlosspark
Exotische Baumflora in historischer Kulisse
19 Das Atelier des Künstlers Fritz Graßhoff
Schlager versus Halunkenpostille
20 Das Neue Rathaus
Zeugnis der ehemaligen Garnisonsstadt
21 Storchennester
Auf unsren Wiesen gehet was, watet durch die Sümpfe . . .
22 Das Triftdenkmal und die Grabstätte auf dem Waldfriedhof
Mahnende Erinnerungen an das Celler Massaker
23 Der Königsplatz in Lachtehausen
Wo sich die höfische Gesellschaft zum Picknick traf
24 Das Celler Glockenspiel
Pittoreskes Überbleibsel der Siebziger Jahre
25 Die Bohrmeisterschule
Glückauf in Celle
26 Wasserkunst und Pipenposten
Relikte der mittelalterlichen Wasserversorgung
27 Die Ipoustéguy-Skulpturen
Französische Bildhauerei in Celle
28 Bäume in Celle
Naturdenkmäler mittendrin und weiter draußen
29 Die Synagoge
Ein jüdisches Gotteshaus hat überlebt
30 Der Weinberg an der Aller
Ein guter Tropfen aus Celle
31 Celler Brunnen 1
Von plätschernden Wasserquellen im Stadtgebiet
32 Weihnachtsstimmung in Celle
Wenn die Altstadt zum Wintermärchen wird
33 Das Caroline Mathilde Denkmal
Young died english princess
34 Das Retabel in der Peter-und-Paul Kapelle
Neuanfang nach 150 Jahren Glaubensverbot
35 Skulpturen 2
Kunst im Stadtgebiet
36 Die vollzugliche Sammlung in der JVA Celle
Ein kleines heimliches Museum
37 Der Märchenwald
Wo Fuchs und Has zuhause sind
38 Das Celler Modellbaueisenbahnhäuschen
Wo Spur-H0-Fans voll auf ihre Kosten kommen
39 Der Pirol
Ein Plätzchen zum Zwitschern
40 Skulpturen 3
Kunst im Stadtgebiet
41 Auf den Spuren von Herbert Blasek
Den Menschen zur Freude, Gott allein zum Ruhm
42 Die öffentlichen Bücherschränke
Lesestoff stets griffbereit
43 Sankt-Georg-Straße
Ein Spaziergang durch die alte Masch
44 Zwei weiße Grabstelen auf dem Harburger Bürgerfriedhof
Das Grabmal der Beckmannschen Kinder
45 Gut Tannholz
Schieblers einstige „Königliche Hof-Sämereihandlung und Baumschulen zu Celle“
46 Die halben Häuser
Verständliches „Menscheln“ im Barock
47 Von Kerzen, Knöpfen und Keksen
Alte Fabrikgebäude im Celler Stadtgebiet
48 Die Friedensglocke der Stadtkirche Sankt Marien
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch . . .
49 Eine Schifffahrt auf der Aller
Den Fluss hoch und wieder runter
50 Die Miniaturensammlung Tansey
Filigrane Kunst auf kleinster Fläche
51 Das Goedecke-Haus
Wo der berühmte Literaturwissenschaftler groß geworden ist
52 Die Kaffeerösterei Huth
Die Milch der Denker und Schachspieler aus Celle
53 Le Temple
Oder wie die Hugenotten einst nach Celle kamen
54 Das Êzidische Kulturzentrum in Celle
Integration als EU-Projekt
55 Der Arloh
Wind Südost, Startbahn null zwei . . .
56 Die alten Spuren der Spinnhütte
Seide und Uran für Volk und Vaterland
57 Der Torplatz
Die einstige Hinrichtungsstätte im Hehlentor
58 Die Majas aus Celle
Das Institut für Bienenkunde
59 Der Lichtraum im Kunstmuseum
Das Lichterballett von Otto Piene
60 Die Partnerschaftspyramide
Völkerverständigung „von unten“
61 Bierbrauen in Celle
Vom Kasmann zum Augustiner und Bekenner Bock
62 Hof Wietfeldt
Kunst, Kultur und Kulinarik
63 Bibliothek der Grupenschen Stiftung
Wertvolles Kleinod für Historiker, Juristen und Bücherliebhaber
64 Der G.J. Lichtenberg-Gedenkstein
Andenken an den ersten motorisierten Verkehrstoten von Celle
65 Skulpturen 4
Kunst im Stadtgebiet
66 Die Goldschmiede Bade
Gold und Silber schenk ich dir . . .
67 Das jährliche Seifenkistenrennen
Reminiszenz an viele Kindheiten
68 Das Celler Örtchen
Geschissen in die Zwische
69 Das KAV
Moderne Vorreiterin in Sachen Mädchenbildung oder wo einst eine amerikanische Präsidentenmutter die Schulbank drückte
70 Der Französische Garten
Éléonores „Wundergarten“
71 Das große Feuer
Der Erinnerungsstein an die Waldbrandkatastrophe
im Sommer 1975 in Hustedt
72 Die Stele am Nordwall
Wo einst das „Billung“ stand
73 Celler Brunnen 2
Von modernen Wasserquellen im Stadtgebiet
74 Das Celler Loch
„Staatsunsinn“ par excellence
75 Die Ritterschaft und Stechinellis Brunnen
Kleinode am Schlossplatz
76 Das Wirken des Künstlers Erich Klahn
Oldenburger Kunst in Celle
77 Honky Tonk und Streetparade
Celle im Musikfieber
78 Die Adelsgräber im Neuenhäusen
Wo nicht nur die „Hübschen“ ihre letzte Ruhe fanden
79 Skulpturen 5
Kunst im Stadtgebiet
80 Das Kino achteinhalb
Programmkino auf 90 Quadratmetern
81 Celler „Löwenfutter“
Feines Erbe von der Schlachtertheke
82 Der künstlerische Nachlass von C. Ferdinand Hartzer
Portraitbildhauer und Sohn der Stadt
83 Die Messermacher-Werkstatt
Alte Handwerkskunst in der Neustadt
84 Flüsse für die Seele
Entlang an Aller, Fuhse und Lachte
85 Die Zeichnungen im Landgestüt
Lagerinsasse Jószi, August 1945
86 Café Kiess
Kaffeehausfeeling anno 1927
87 Der Garten in der Emigrantenstraße
Blumenkohl und Kirschenbaum, wächst in
unserem Garten . . .
88 Skulpturen 6
Kunst im Stadtgebiet
89 Das „Königlich Großbritannisch-hannoversche Collegium anatamico-chirurgicum“
Die Chirurgenschmiede von Celle
90 Das Quempassingen in der Stadtkirche
Weihnachtliches Brauchtum aus dem 15. Jahrhundert
91 Das Orchideenzentrum
Blütenvielfalt aus der ganzen Welt
92 Hofarchitekt Laves in Celle
Im Dienste seiner Majestät
93 Fachwerkzier in Celle
Sag' mir nur, wie alt du bist . . .
94 Skulpturen 7
Kunst im Stadtgebiet
95 Das Marienwerderzimmer in der Ross'schen Villa
Ohne Heimat sind wir einer Felsenpflanze gleich . . .
96 Mit dem Stadtkirchenturmbläser über den Dächern der Stadt
Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt
97 Beim TuS Celle live dabei
Eine Stadt, eine Region, ein Verein
98 Die Gerberwerkstatt in Groß Hehlen
Rares Handwerk in der Heidestadt
99 Das Neustädter Holz und die Gaststätte Alter Kanal
Deutsche Dichtung vom Celler Stadtwald?
100 Der Braune Hirsch
Kult mit Tresen
Nachwort
Quellenverzeichnis
Fotohinweise
Zur Autorin
Geplant sind weitere Bände mit folgenden Titeln:
1 Das Bronzemodell der Altstadt
Celle zum Fühlen, Sehen und Begreifen
Wenn Sie mal zufällig vor dem bronzenen Altstadtmodell an der Stechbahn stehen, schließen Sie dabei die Augen und versuchen Sie, mit dem Modell allein und eins zu sein. Erkunden Sie dabei mit Ihren Fingerkuppen die Straßenzüge, ertasten Sie die Häuser, Kirchen, Plätze und Gassen. Was können Sie mit Ihren Fingern „sehen“? Was nehmen Sie mit ganz anderem Sinn als sonst üblich wahr, was erspüren Ihre taktilen Fähigkeiten? Celle schmückt sich seit 1997 mit diesem ungewöhnlichen Bronzemodell, welches zum einen den „normalen“ Blick auf die Celler Altstadt aus der Vogelperspektive, aber vor allem das „Sehen durch Tasten“ ermöglicht. Letzteres ist der eigentliche Auftrag der bronzenen Blinden-Stadtmodelle des Bildhauers und Objektdesigners Egbert Broerken, geboren 1950 in Lippetal-Hovestadt. Angeregt durch Rotary Clubs, begann der Künstler, der nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer an der Fachhochschule Münster Design studiert hatte, mit Schülern und Lehrern der Westfälischen Blindenschule in Soest eine optimale Tastbarkeit für Stadtmodelle zu entwickeln. Mit der Bronzegießerei fand er ein geeignetes Verfahren, wie er die feinen Beschreibungen in Brailleschrift (Blindenschrift) herausarbeiten kann. Die Modelle entstehen im Wachsausschmelz-Verfahren, einem alten Kunsthandwerk, das Detailtreue und Unverwüstlichkeit gleichermaßen garantiert. Broerken, der in einem Renaissance-Wasserschloss in Welker lebt, gab mittlerweile seine über zwanzig Jahre andauernde Lehrtätigkeit an der Fachhochschule für Design in Dortmund auf, um sich ganz den Stadtmodellen zu widmen, die, im kleinen Maßstab modelliert, als Bronzeguss kopiert und auf Sockel gesetzt, meist urbane Kerne von alten Städten wiedergeben. Das Celler Altstadt-Modell ist eine Spende der Rotary Clubs Celle und reiht sich in die mittlerweile über 50 Modelle des Künstlers ein, die in ganz Deutschland zu finden sind, beispielsweise neben Celle in Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Halberstadt, Hamburg, Lübeck, Minden, München, Osnabrück, Stralsund oder Verden. In Münster stehen vier Bronzereliefs, die jeweils einen anderen Stadtteil zeigen. Auch Einzelmodelle stammen aus der Hand des Künstlers wie der Kölner oder Aachener Dom und die Klosteranlage zu Altenberg. Durchschnittlich ein Dreivierteljahr arbeitet Egbert Broerken an einem Projekt, von den ersten Fotos der Gebäude und Häuserzeilen angefangen, dem Entwurf des maßstabsgetreuen Architekturmodells, der künstlerischen Gestaltung und Bearbeitung der Wachsmodelle bis schließlich hin zum Bronzeguss und den bildhauerischen Tätigkeiten am Sockel.
3 Das Barocktheater
Und sieh, er hat sich neu verjüngt!
1674: Düfte, schwül und schwer, raschelnde Seide, dunkles Frauenhaar zu verspielten Löckchen gedreht, vor Aufregung flirrende Luft . . . gleich beginnt die erste Theaterpremiere im neu erbauten Theater in Celle! Éléonore Desmier d’Olbreuse schaut freudig zu ihrem Gatten Georg Wilhelm, Herzog zu Braunschweig–Lüneburg–Celle, auf. Er, der Liebhaber der Schauspielkünste, hatte die Idee gehabt, das Theater auf einem gekappten Wehrturm des Schlosses zu erbauen. Ohne ihn wäre das Projekt niemals zustande gekommen, doch ohne ihr Zutun erst recht nicht! Sie hat schließlich die feine Lebensart nach Celle gebracht und was lag näher, als der hiesigen Gesellschaft nicht nur Manieren und Esskultur beizubringen, sondern sie auch mit gehobener Kunst, Gesang und Schauspiel zu unterhalten? Dankbar blickt die fünfunddreißigjährige Éléonore, die kleine Tochter Sophie Dorothea fest an der Hand, im neu erbauten Theater um sich, als sie sich an der Seite Georgs nun hoheitsvoll und unter dem Applaus der Gäste, Höflinge und ihrer Familien in der mit rotem Samt ausgekleideten Fürstenloge niederlässt. Sie hat etwas geschaffen, das der Nachwelt erhalten bleiben würde!
Das Theater ist ihr Werk!
1774 – 100 Jahre später: Schauspielvorführungen – ein Lichtblick in den Tagen des Exils. Die blutjunge dänische Exilkönigin und Ururenkelin Éléonores, Caroline Mathilde, hat mit Hilfe ihres Bruders Georg III. von England dem etwas angestaubten Theater zu neuem Glanz verholfen. Es erstrahlt neu in Gold und zartem Bleu, mit feinen Mustern und Motiven verziert, zeigen sich die weißen Säulen! Von nah und fern strömen die Menschen, Schauspieltruppen aus Bremen, Hannover und Braunschweig geben nun wieder ihr Stelldichein im Celler Schlosstheater. Dank Caroline und Bruder Georgs Finanzspritze blüht das Theater förmlich wieder auf! 2012 – 338 Jahre später: „Und sieh! Er hat sich neu verjüngt, ihn hat die Kunst zum heitern Tempel ausgeschmückt, und ein harmonisch hoher Geist spricht uns aus dieser edlen Säulenordnung an und regt den Sinn zu festlichen Gefühlen“, so äußerte sich auch Schiller einst einmal zu einem Theaterbetrieb.
Nach zweijähriger Umbauzeit, gründlicher Renovierung, dem Einbau modernster Bühnentechnik und mit einem Kostenaufwand im zweistelligen Millionenbereich ist das barocke Schlosstheater von Grund auf neu saniert worden. Raus sind der rote Plüsch und der Mief der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, raus alles Überflüssige, was in der Vergangenheit unnütz verbaut wurde. Neu und uralt zugleich ist das Erscheinungsbild zu Zeiten der dänischen Königin Caroline Mathilde, tradiert der Wunsch nach gehobener Kunst sowie der Geist des Gründerpaares, welches sicherlich seine Freude daran hätte, dass das Celler Schlosstheater heute das älteste noch bespielte Barocktheater Deutschlands mit festem Ensemble und der unumstrittene kulturelle Mittelpunkt der Stadt ist!
Willkommen im schönsten Theater Deutschlands!
4 Die Stadtgrabenbrücke im Französischen Garten
Schlösser für ewige Liebe
Es braucht nicht viel, um einen Brauch, dessen sich mittlerweile in halb Europa die Liebenden bedienen, auch im Heideort Celle zu etablieren: Ein kleines Brückchen mit Geländer genügt! Hier ist es das Brückchen, welches den Eintritt zum Französischen Garten am Südwall hinter dem Café markiert. Ursprünglich wahrscheinlich um 1880 erbaut, hat es sich in letzter Zeit zum attraktiven Blickfang für Einheimische wie Touristen gemausert. Angefangen hat die Sache möglicherweise mit Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz, die damit das Ende ihrer Ausbildungszeit anzeigen wollten. Schnell hatten sich Liebende den Brauch nicht nur in Italien (Serbien nimmt beispielsweise für sich in Anspruch, den Brauch bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu bedienen) zu eigen gemacht und für sich auf ihre Weise umgesetzt. Seitdem sind die „Lucchetti dell‘Amore“, die Vorhängeschlösser, die Jung- wie Altverliebte an Brücken anbringen, um ihre Liebe mit einem Symbol der Ewigkeit zu krönen, allerorts zu finden. Die Schlösser, oft mit einer Gravur in Form von Initialen, Namen, Symbolen wie Blumen, Herzen oder Tieren sowie meist auch mit Datum versehen, werden am Geländer befestigt, den Schlüssel dazu müssen die Verliebten gemäß des Brauches anschließend ins darunter strömende Nass werfen – in Celle ist das der Stadtgraben – und dabei den Schwur sagen: Amore per sempre – Liebe für immer. Wer den Liebesbund wieder lösen will, muss buchstäblich ins kalte Wasser springen und wahrscheinlich lange nach dem richtigen Schlüssel suchen! Da die Brückengeländer mancherorts leider sehr viel Schaden nehmen, ist der Brauch in vielen Gemeinden, vor allem in Italien, schon wieder verboten und teilweise mit hohen Bußgeldern belegt. Doch hier in Celle sehen die Stadtväter das noch recht gelassen. Man ist sich wie in Kiel oder Lübeck durchaus des fördernden Einflusses auf den Tourismus bewusst und manche Paare kommen gerne häufiger zurück zur Brücke, um sich ihrer ewigen Liebe wieder und wieder direkt vor Ort rückzuversichern. Diana & Simon, Bettina & Holger, Serkan & Aleggy, Sarah & Konny, M & P sowie allen anderen Liebenden überall auf der Welt sei hiermit der Wunsch ausgesprochen: Amore per sempre!
5 Die Weinhandlung Bornhöft
Nicht von gestern, sondern vorgestern
Zunächst stolpert man über zwei Inschriften und ein Buchstabenrästel, dann über den Wein und wenn man Glück hat, schließlich die Stufen zu einem Keller hinab. Aber der Reihe nach. Im Foyer der Weinhandlung Bornhöft lädt zunächst rechts ein Holzbalken zum Rätselraten ein, auf dem in einer Reihe zu lesen ist:
W.F.G.T.D.H.G.W.G.W.A.G.D.G.E.G.D.M.O.D.I.D.D.A.D.F.S.G.V.B.I.A.M.S.I.V.G.A.B.M.
Was das nur heißen mag? Bis heute ist das Geheimnis dieser Inschrift nicht gelöst, man kann nur mutmaßen: In der Schweiz bedeuten solche Buchstabenreihen oftmals gängige Bibelzitate oder weise Sprüche. Ein Balken mit lateinischer Inschrift (übersetzt: In dich setze ich meine Hoffnung, Gott. Dem Satan und der Welt entfliehe ich), ebenfalls im Foyer links zu sehen, galt lange Zeit als möglicher Restbalken des alten Franziskanerklosters, das einst „Am Heiligen Kreuz“ gelegen war. Leider ist diese Idee widerlegt – der Balken passt nicht in die Zeit der Klostergründung. Auch hier ist also die Herkunft offen. Vor lauter Rätseln nun schon ganz durstig, betritt man die ehemals königliche hannoversche Hofweinhandlung in Celle, das Weinkontor, welches seit 1828 besteht und sich von 1889 bis 1994 im Familienbesitz der Bornhöfts befand. Seitdem wird die Weinhandlung mit der Unterstützung der Erbengemeinschaft von Familie Surborg betrieben. Es hat sich in den Verkaufsräumen zur Straße hin seit Gründung nicht allzu viel verändert. Hier wird immer noch Wein verkauft, und zwar aus aller Welt, in allen Preislagen und allen Geschmacksrichtungen. Ebenso idyllisch sieht es in den hinteren Gefilden aus. Gelangt man über die Eingangshalle zum lauschigen Innenhof, kann man sich dort, wo einst rege Geschäftigkeit herrschte, einen Schoppen gönnen und dazu einige Kleinigkeiten zu sich nehmen, um dann vielleicht gestärkt einen Blick in den alten Weinkeller und die dazugehörige Ausstellung werfen zu dürfen. In liebevoller Kleinarbeit wurde hier ein Bild geschaffen, das den Besuchern anschaulich das frühe Arbeitsleben in Weinkellern vermittelt, angefangen von Kerzenlicht, Leinenfiltern, die von der Decke hängen, bis hin zu knorrigen Schubladen, gefüllt mit Korken in allen Größen. Wieder oben, führt die Dame die Besucher in jene Räume, die historisches Zeugnis vom eigentlichen Weinhandel ablegen und wertvolle Exponate zeigen: Weinfiltrieranlage, Etikettenschrank, alte Likörflaschen oder mit Maschine getippte Belege und Preislisten. Eine Flasche Berncasteler Doctor gab's früher mal für eins fünfzig, den 36er Dürkheimer Feuerberg konnte man für achtzig Pfennige erwerben, einen 34er Beaujolais Fleurie für zwei Mark. „Nicht das Gestern, sondern das Vorgestern wollen unsere Besucher erleben“, ist dazu der heitere Kommentar der Dame, die so beschwingt und lebendig erzählt, dass man dazu nur beeindruckt nicken kann.
6 Skulpturen 1
Kunst im Stadtgebiet
An vielem in Celle geht man einfach so vorbei, auch an den Skulpturen, die im gesamten Stadtbild zu sehen sind. Dabei lohnt sich ein Blick auf alle . . .
Die 1944 geborene und in Hannover lebende Künstlerin Ulrike Enders hat die Skulptur „Fachwerkbalkenmann“ als Ergebnis eines Wettbewerbs 1991 geschaffen, am Platz „Kleiner Plan“ zu sehen. Sie nimmt damit Bezug auf die besondere Gestaltung mancher Giebel und Balken in der Stadt; die Bauweisen und Verzierungen der Celler Häuser dienten ihr als Vorlage, ähnlich den eingearbeiteten Gesichtern, überall an Häuserfronten sichtbar. Die Künstlerin verwendete als Materialien Kupfer, Bronze und Neusilber. Die Figur soll zum Verweilen einladen und weist gleichzeitig in die Straßen des mittelalterlich geprägten Ortes hinein.
„Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“, so äußert sich Timm Ulrichs, der, 1940 in Berlin geboren, sich als Totalkünstler versteht. Seine Werke wollen Wahrnehmungsmuster und Weltsichten sensibilisieren und hinterfragen. So soll auch seine Plastik, der „überdimensionierte Blumentopf“ im Französischen Garten, verstanden werden: Etwas Statisches inmitten einer Naturlandschaft bewirkt ein von der Gewohnheit abweichendes Sehverhalten. Lässt sich der Betrachter auf die Idee ein, alles ist in Bewegung, alles ist veränderbar, so erfährt er im Bewusstseinsraum zwischen Sein und Schein etwas Neues.