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Mit Selbstvertrauen und Souveränität ins Vorstellungsgespräch - mit diesem Buch kein Problem, denn es bietet Bewerbern die perfekte Vorbereitung. So sind Sie auch bei schwierigen oder unangenehmen Fragen gerüstet und können in allen Gesprächssituationen überzeugen. Inhalte: - Fragen zum Bildungs- und Berufsweg - Fragen rund um die Persönlichkeit - Fragen zu Unebenheiten im Werdegang: So dürfen Sie Ihren Lebenslauf "schönen" - Fragen zum Thema Führung und Zusammenarbeit - Diese Fragen können Sie dem Unternehmen stellen
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Seitenzahl: 227
Veröffentlichungsjahr: 2019
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Print:
ISBN 978-3-648-12357-7
Bestell-Nr. 04300-0002
ePub:
ISBN 978-3-648-12358-4
Bestell-Nr. 04300-0101
ePDF:
ISBN 978-3-648-12359-1
Bestell-Nr. 04300-0151
Claus Peter Müller-Thurau
101 Fragen und Antworten im Vorstellungsgespräch
2. Auflage, 2019
© 2019 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
www.haufe.de
Bildnachweis (Cover): shutterstock.com
Produktmanagement: Jasmin Jallad
Lektorat: Cornelia Rüping
Satz: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld
Umschlag: RED GmbH, Krailling
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Alle Angaben/ Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.
»Wer bist du?«, »Was kannst du?«. »Was willst du?«: Diese drei Fragen muss ein Bewerber glaubwürdig und in Hinblick auf die zu vergebende Aufgabe überzeugend beantworten. Das klingt einfach – und ist doch manchmal recht schwer. Es ist schwer, weil die Personalexperten ihr Frageziel aus unterschiedlichen Richtungen kommend ansteuern und deshalb oft für Überraschungen sorgen. Mancher Bewerber wird da auf dem falschen Fuß erwischt, verstrickt sich in Widersprüche oder muss gänzlich passen. Besonders ungemütlich sind jene Fragen, die gut getarnt daherkommen – man erkennt als Kandidat nicht auf Anhieb, worauf der Interviewer überhaupt hinauswill. Nicht zuletzt kann man noch mit Fragen konfrontiert werden, die unerlaubt oder schlicht blödsinnig sind. Aber auch hier gilt es angemessen zu parieren.
Selbstsicherheit, Überzeugungskraft und Schlagfertigkeit sind immer auch eine Frage der Vorbereitung. Wer im Vorstellungsinterview das jeweilige Frageziel durchschaut und inhaltlich aus dem Vollen schöpfen kann, wird elastischer reagieren und damit besser ankommen. Und darum geht es in diesem eBook. Lesen Sie also, wie und warum sich Bewerber im Frage-und-Antwort-Spiel um Kopf und Kragen reden, und erfahren Sie, wie und warum sich andere vorteilhaft positionieren.
Um Sie über dieses eBook hinaus zu inspirieren und Ihnen weitere wertvolle Anregungen zu bieten, stellen wir Ihnen Hörbeispiele, Videos, Muster für Ihre Bewerbungsunterlagen, Analysetools und Tests zur Verfügung.
Testen Sie gleich unsere Bewerbungs-Roadmap. Schauen Sie sich zu jedem Bewerbungsschritt ein kurzes Video an:
Vorbereitung,Bewerbungsunterlagen,Bewerbungsfoto,Bewerbungs-Outfit,VorstellungsgesprächNachbereitungViel Spaß dabei!
Hamburg, im Januar 2019
Claus Peter Müller-Thurau
Nach einer Studie des Arbeitsmarktdienstleisters Robert Half aus dem Jahr 2014 fallen 46 Prozent der Berufseinsteiger durch eine mangelhafte Auseinandersetzung mit dem Unternehmen auf, bei dem sie gern anheuern möchten. Selbst bei erfahrenen Bewerbern monieren die befragten HR-Manager, dass sich immerhin 32 Prozent nicht hinreichend über ihren möglichen zukünftigen Arbeitgeber informiert hätten. Deshalb folgt zur Einstimmung eine Liste mit den häufigsten Bewerberfehlern.
Im Idealfall ist eine Bewerbung eine kleine Liebeserklärung. So zumindest sehen und hätten es gern viele Jobanbieter. Man möchte auserwählt sein und verspricht sich davon ein besonderes Engagement. Kein Betrieb ist an neuen Mitarbeitern interessiert, die irgendwo unterkommen möchten – also bei der Jobsuche beliebig vorgehen. Ein wenig Herzblut sollte dabei sein.
[18]Antwort A
»Ich habe mich schon immer für Ihr Unternehmen interessiert. Und als ich dann die Stellenanzeige sah, habe ich sofort die Initiative ergriffen und mich beworben. Ich finde die Produkte einfach toll – und deshalb möchte ich in Ihrem erfolgreichen Team sehr gern mitarbeiten.«
Streichen Sie Satzanfänge wie »Ich habe schon immer …« oder »Ich wollte schon in meiner Kindheit …« und Ähnliches. Das bekommt man als Personaler ständig zu hören und aus diesem Grund klingt es wenig originell – vor allem aber kann es nicht als Argument durchgehen. Wer erklärt, dass er schon immer Zahnarzt werden oder bei Siemens arbeiten wollte, verweigert seinem Gegenüber auf die Frage nach den Motiven die Antwort.
Antwort B
»Nun – zunächst habe ich mir natürlich überlegt, welche Aufgabe beziehungsweise welcher Job zu mir am besten passt. In schwierigen Zeiten kann man sich als Bewerber ja nicht zunächst ein Unternehmen ausgucken und dann warten, bis etwas Passendes angeboten wird. Ihr Stellenangebot hat mich jedenfalls angesprochen und dann hab ich mich informiert und festgestellt: Mit Ihren Produkten kann ich mich gut identifizieren und die Größe des Betriebs entspricht meinen Vorstellungen.
Was mir besonders entgegenkommt, ist Ihr Engagement in den neuen EU-Staaten – ich habe gelesen, dass Sie unter anderem in Posen und Bialystok Verkaufsbüros einrichten werden. Meine Großeltern stammen aus dem ehemaligen Breslau und daher verfolge ich derartige Aktivitäten mit besonderem Interesse.«
Wie hieß es doch eingangs? Im Idealfall ist eine Bewerbung eine kleine Liebeserklärung – das Unternehmen möchte auserwählt sein. Durchschaubare Treueschwüre und Schmeicheleien sind jedoch nicht angesagt. Von einem Bewerber wird erwartet, dass er zunächst prüft, welche Aufgabe zu ihm passt. Erst dann gilt es zu klären, aus welchen Gründen man sich mit einem Unternehmen identifizieren könnte. Genau dies ist mit der Antwortvariante B gelungen. Natürlich lässt sich nicht immer eine persönliche Beziehung zum Unternehmen ins Feld führen, aber wer einen entsprechenden Aufhänger findet, der sollte ihn ruhig benutzen.
Ein erfolgreicher Bewerber hat bei seinem Interviewpartner nicht nur die Hoffnung genährt, dass er aus dem angebotenen Job im Interesse des Unternehmens fachlich [19]etwas Gutes machen wird, sondern dass er im Betrieb auch seine – zumindest vorübergehende – berufliche Heimat finden könnte. Mögliche Gründe oder Argumente hierfür lassen sich auf den folgenden Gebieten finden:
Welcher grundsätzliche Geschäftszweck wird verfolgt?Was ist das Besondere an den Produkten?Was ist typisch für die Branche?Welche möglichen Vorzüge hat die Unternehmensgröße?Was gibt die Unternehmensgeschichte her?Handelt es sich um einen Familienbetrieb?Hat das Unternehmen einen besonderen Ruf in Sachen Unternehmenskultur beziehungsweise gibt es Führungsleitsätze?Wie ist die Marktposition? Marktführerschaft? Handelt es sich um einen interessanten Nischenanbieter?Welche Rolle spielen Eigenschaften wie Innovationsstärke, Kundenorientierung und Umweltschutz?Wie ist die Altersstruktur?Ist das Unternehmen national oder international aufgestellt?Orientiert sich das Unternehmen an Werten wie »Fair Trade« oder »Nachhaltigkeit«?Gibt es in der Biografie des Bewerbers einen Bezug zum Unternehmen?Weitere gute Antworten
»Ihr Betrieb ist ja von der Größe her eher überschaubar und da reizen mich besonders die kurzen Informations- und Entscheidungswege.«
Oder: »Ihr Unternehmen ist ja noch relativ jung und da finde ich es schon sehr spannend, sozusagen in der Pionierphase mit dabei sein zu können.«
Falls es passt, wäre auch dies ein gutes Argument: »Ich habe im Rahmen meines Studiums ein Praktikum in der Automobilzuliefererindustrie absolviert – Sie haben das in meinen Unterlagen ja gesehen – und deshalb interessiere ich mich besonders für Unternehmen, die in diesem Umfeld aktiv sind.«
Weitere Impulse zum Thema Motivation in Form eines Hörbeispiels und einer Checkliste finden Sie auf den Arbeitshilfen online
»Quadratisch – praktisch – gut« wäre eine prima Antwort im Vorstellungsinterview bei einem einschlägig bekannten Schokoladenhersteller. Zu zwei anderen Unternehmen passt wahlweise »Ich bin doch nicht blöd« beziehungsweise »Nichts ist unmöglich«. Auf jeden Fall möchte der Interviewer hier keine Hymne über die Trefflichkeit seiner Produkte hören, sondern wissen, ob und wie diese bei einem Bewerber emotional-assoziativ besetzt sind. Wer gar nichts zu bieten hat, muss damit rechnen, dass er den Eindruck erweckt, nichts mit den Produkten des Unternehmens anfangen zu können.
Antwort A
»Die finde ich toll. Also – ich kann mich sehr gut mit den Produkten Ihres Hauses identifizieren. Und die Preise stimmen ja auch. Ich glaube, dass Sie sehr viele zufriedene Kunden haben. Ja – das fällt mir da so spontan ein.«
Wer sich bei einem Betrieb bewirbt, der Schrauben, Schneckentod oder technische Gase vertreibt, sollte seine Begeisterung beziehungsweise Identifikationsbereitschaft [21]zügeln. Solche Bekundungen wirken aufgesetzt und manchmal sogar albern. Aber Sie haben sicher schon selbst bemerkt, dass das obige Beispiel wenig überzeugend ist.
Antwort B
»Überzeugender Nutzen für den Anwender. Guter Bekanntheitsgrad. Nach meiner Einschätzung liegen die Produkte von den Preisen her eher im oberen Bereich. Sie sind also qualitativ hochwertig!«
Der Bewerber nennt Kriterien, nach denen Produkte und Dienstleistungen bewertet werden. Welcher Nutzen wird gestiftet? Verkauft es/sie sich über den Preis oder die Qualität? Wie hoch ist der Bekanntheitsgrad? Das wirkt überzeugender als eine undifferenzierte Lobhudelei.
Wenn auch Sie auf diese Frage eine gute Antwort geben wollen, befassen Sie sich mit den folgenden Anregungen:
Wie sieht die Produktpalette aus? Ist sie breit oder wenig aufgefächert?Gibt es Traditionsprodukte?Welche Produkte sind besonders modern oder innovativ?Wo mögen die Wettbewerbsvorteile liegen? Preis? Qualität? Image? Kundenbindung? Marktführerschaft? Innovationskraft?Wie austauschbar beziehungsweise verwechselbar sind die Produkte?Wo werden die Produkte hergestellt?Wie werden die Produkte beworben? Wie ist der Marktauftritt?Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie gegebenenfalls mit den Produkten gemacht?Branchen haben eine mehr oder weniger ausgeprägte Identität. Alle, die zumindest einen Teil ihres Berufslebens in einer bestimmten Branche verbracht haben, sind mehr oder weniger durch eine gemeinsame Biografie und ein gemeinsames Lebensgefühl verbunden. Prägend sind hier erlebte, oft auch erlittene technische Revolutionen, spektakuläre Firmenpleiten und -fusionen oder dramatische Veränderungen der Rahmenbedingungen. Denken Sie nur an die Versicherungs-, Banken- oder Pharmabranche, an das Hotelgewerbe oder den Lebensmitteleinzelhandel mit den aggressiven Aktivitäten der Discounter.
[22]Wer in den Branchenkreis aufgenommen werden möchte, muss zeigen, dass seine Persönlichkeit und Einstellung zum Umfeld passt. Bezüglich der Werbebranche sind vor allem bei Nachwuchskräften die größten Missverständnisse und Fehleinschätzungen anzutreffen. Offenbar herrscht bei vielen der Eindruck vor, dass Agenturen und Werbeabteilungen von stets fröhlichen Menschen bevölkert sind, die konsequent ihren Neigungen nachgehen und dafür üppig bezahlt werden. Wer als Bewerber in Verdacht gerät, diese Sicht zu teilen, wird als alltagsuntauglich abgelehnt.
Antwort A
»Versicherungen braucht jeder und wird auch in Zukunft jeder brauchen. Gerade in heutiger Zeit ist die Sicherheit des Arbeitsplatzes nicht hoch genug einzuschätzen. Wenn ich da an andere Branchen denke – ständig hört man von Personalabbau oder Verlagerungen ins Ausland …«
Es ist keine gute Idee, eine Bewerbung mit dem Bedürfnis nach Sicherheit zu begründen. Wer kein Risiko eingehen will, geht das größte Risiko ein. Im Zweifelsfall ist ein Bewerber mit diesem Argument aus dem Rennen, weil in unseren Zeiten nichts beständiger als der Wandel ist. Firmen suchen Mitarbeiter, die mit diesen unsicheren Verhältnissen gut leben können.
Antwort B
»Wie Sie meinen Unterlagen entnommen haben, habe ich vor meinem Studium eine Ausbildung zum Speditionskaufmann absolviert. Ich habe mich bereits recht früh für die Logistikbranche interessiert und sehe hier gute Entwicklungsmöglichkeiten – nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Globalisierung. Ich bin mir sicher, dass sich hier viele Prozesse optimieren lassen, da wäre ich gern mit dabei.«
Die Antwort passt. Der Bewerber hat natürlich den Vorteil, durch seine einschlägige Ausbildung seine Nähe zur Branche bekunden zu können, aber die Argumentation über Stichwörter wie »Globalisierung« und »Prozessoptimierung« ist überzeugend.
Sie bewerben sich in einem Unternehmen des Einzelhandels? Schauen Sie nach unter www.hde.de (Hauptverband des deutschen Einzelhandels). Dort finden Sie jede Menge Informationen über die Branche. Mit Sicherheit ist etwas dabei, das Sie im [23]Vorstellungsinterview nutzen können. Darüber hinaus gibt es für nahezu jede Branche ein Branchenportal im Internet:
Tourismus: www.deutschertourismusverband.de,Gastgewerbe: www.dehoga.de,Metallindustrie: www.metall-verband.de,Chemie: www.vci.de,Pharma: www.vfa.de,Baugewerbe: www.bauindustrie.de,Handwerk: www.handwerk.de,Speditionen: www.spedition.de,Verlage Zeitungen: www.bdzv.de,Verlage Zeitschriften: www.vdz.de,E-Commerce: www.bvoh.deEs gibt Bewerber, die sich zwar hervorragend über den potenziellen Arbeitgeber informieren, aber dabei das Umfeld, in dem sich dieses Unternehmen bewegt, voll und ganz vergessen. Von den Arbeitgebern werden aber Mitarbeiter gesucht, die in der Lage sind, im Gesamtzusammenhang zu denken. Ein Bewerber zeigt diese Fähigkeit, indem er über die anderen Marktteilnehmer beziehungsweise Mitbewerber Informationen recherchiert und sich sachkundig macht.
Antwort A
»Ihr Unternehmen hat für mich eindeutig den besten Ruf in der Branche. Ihre Produkte haben ein super Image – da können andere gar nicht mithalten. Deshalb wäre es für mich ja auch eine tolle Herausforderung, bei Ihnen tätig zu werden.«
Das mag ja alles so sein – aber bei der Frage nach der Konkurrenz geht es nicht darum, das Unternehmen, bei dem man gern einen Job hätte, zu loben. Die Antwort ist zu dürftig.
[24]Antwort B
»Die größeren Konkurrenten in Ihrer Branche sind mir natürlich bekannt. Vom Umsatz her liegen Sie mit dem Unternehmen auf Platz zwei. Aber das sagt natürlich noch nichts über die wirkliche wirtschaftliche Lage aus.
Ihr wohl stärkster Konkurrent – die Firma Beta Laval – ist in Skandinavien besonders aktiv. Und dann hab ich noch gelesen, dass sich zwei etwas kleinere Firmen Ihrer Branche zusammengeschlossen haben.«
Diese Antwort ist in der Regel vollkommen in Ordnung. Das Wissen, das hier vom Interviewten erwartet wird, hängt natürlich von der Position im Unternehmen ab, um die sich jemand bewirbt. Ein Vertriebs- oder Marketingleiter zum Beispiel muss einen deutlich besseren Überblick über den gesamten Markt haben, als von einem zukünftigen Leiter der Debitorenbuchhaltung erwartet wird.
Für einen halbwegs qualifizierten Bewerber ist es selbstverständlich, sich im Internet über das Unternehmen zu informieren, bei dem er sich beworben hat oder bewerben will. Eine gute Vorbereitung besteht auch darin, sich die Homepage der Mitbewerber anzusehen. Sie bewerben sich bei einem Hersteller von Gabelstaplern? Verschaffen Sie sich einen Überblick über alle bedeutsamen Hersteller, über deren Produkte, Größe (Marktanteile) und Märkte.
Erfolgreiche Firmen haben Alleinstellungsmerkmale, sogenannte Unique Selling Propositions (USP). Darunter fallen die Eigenschaften, die das Unternehmen und seine Produkte unverwechselbar und damit in diesem Sinne einzigartig machen.
Ein Alleinstellungsmerkmal kann unter anderem der Preis, die Angebotsvielfalt, die Qualität, der Service, die Beratungsqualität und/oder die Schnelligkeit, mit der ein Anbieter auf Kundenwünsche reagiert, sein. Anhand der Unique Selling Proposition, der Firmengeschichte und der Unternehmenskultur ergibt sich in der Regel die Firmenidentität, also so etwas wie ein Wir-Gefühl.
Es kann also niemanden erstaunen, dass man auf Unternehmensseite im Vorstellungsinterview sehr gern erfahren möchte, ob der Bewerber eine Vorstellung von der Einzigartigkeit des Unternehmens hat. Genau das wird mit dieser Frage versucht.
[25]Antwort A
»Im Vergleich zu anderen Unternehmen ist zunächst die breite Produktpalette zu nennen – dann die unschlagbaren Preise und der Service. Und dann ist da die Qualität natürlich nicht zu vergessen – die Produkte Ihres Unternehmens sind bekanntlich qualitativ besonders hochwertige Markenartikel.«
Was hier recht gut klingt, ist in Wirklichkeit grober Unfug. Die Unique Selling Proposition eines Unternehmens kann unmöglich darin bestehen, bei allen Wettbewerbsparametern vorne zu liegen. Kein Unternehmen kann langfristig die höchste Qualität, die niedrigsten Preise, die größte Produktvielfalt, den besten Service, die umfangreichste Beratung bieten – und dies alles wohlmöglich auch noch ganz schnell.
Antwort B
»Ihr Unternehmen ist in der dritten Generation im Familienbesitz. Ich bin überzeugt davon, dass dies prägend für die Art und Weise der Zusammenarbeit ist – also für das Betriebsklima. In einem Familienbetrieb spielt die Identifikation ja immer eine besondere Rolle – zu Recht, wie ich meine. Das ist ja ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.«
Hier wurde vom Bewerber erkannt, was die Einmaligkeit des Unternehmens ausmacht – es befindet sich im Familienbesitz. Das ist heutzutage eher die Ausnahme und deshalb ein nicht unwichtiges Unterscheidungsmerkmal. Gesprächspartner, die Eigentümer sind beziehungsweise zur Eigentümerfamilie gehören, horchen bei dieser Argumentation sicher wohlwollend auf.
»Setzen Sie auf Kompetenz und Wachstum. Wir gehören zu den weltweit erfolgreichsten Anbietern von … Unsere Vision ist es … Es erwartet Sie ein junges Team, eine gute Arbeitsatmosphäre mit kurzen Entscheidungswegen und …« Im Stellenangebot findet man genau die Eigenschaften, auf die das Unternehmen besonders stolz ist und mit denen es sich gegenüber den Mitbewerbern abzuheben versucht. Achten Sie auf die eigenen Formulierungen der Unternehmen.
Der Gesprächspartner will wissen, ob der Bewerber von den werblichen Aktivitäten beziehungsweise der werblichen Optik des Unternehmens überhaupt etwas mitbekommen hat und ob er zu einer Stellungnahme in der Lage ist. Mit Äußerungen wie »Finde ich gut!« oder »Überzeugend!« ist man keineswegs aus dem Schneider.
Antwort A
»Sie meinen Werbekampagnen? Mir ist da leider nichts aufgefallen, weder Plakate noch Funk- oder Fernsehspots. Vielleicht habe ich etwas übersehen …«
Wenn keine Werbekampagnen gelaufen sind, kann einem auch nichts aufgefallen sein. Aufgefallen sein muss einem in diesem Fall aber das Logo des Unternehmens beziehungsweise alles das, was unter dem Begriff »Corporate Design« zusammengefasst wird. Wie schaut das Briefpapier aus? Gibt es eine typische »Hausfarbe«? Wie sind die Prospekte aufgemacht? Wie präsentiert sich das Unternehmen im Stellenangebot? Und vor allen: Wie präsentiert sich das Unternehmen im Internet? Wie sieht das Webdesign aus? Antwort A geht an der Sache völlig vorbei.
Antwort B
»Besonders gelungen finde ich den Slogan ›Rechnen Sie mit allem‹. Ich denke, das kommt in diesen Zeiten bestimmt gut an. Na ja, und Ihre Hausfarbe Gelb hat sicher inzwischen einen hohen Bekanntheitsgrad. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, bewerben Sie Ihre Produkte ja vorrangig in Tageszeitungen.«
Dies ist eine überzeugende Antwort, sofern man sich nicht für eine Aufgabe im Marketing oder in der Werbung interessiert.
In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, sich ausführlich mit den folgenden Fragen zu befassen, um den werblichen Marktauftritt des Zielunternehmens zu analysieren:
Welche Werbekampagnen laufen gerade beziehungsweise liefen kürzlich?Welches sind die Werbeträger oder Werbemittel dieser Kampagnen? Fernsehen? Funk? Plakate? Zeitungen? Zeitschriften? Beilagen und Prospekte? Mailings? Schaufenstergestaltung? Dekorationen im Ladengeschäft?[27]Wie ist der Online-Auftritt bzw. die Website gestaltet?Wie sind die Firmenprospekte aufgemacht?Wie ist der Eingangs- und Empfangsbereich des Unternehmens gestaltet?Bei Ladengeschäften: Wie ist die werbliche Optik der Einrichtung und Warenpräsentation? Wie sind die Mitarbeiter gekleidet? Wie ist die Beschilderung der Warengruppen? Wie die Beleuchtung?Welche Farben werden bevorzugt? Gibt es eine Hausfarbe?Die Identität beziehungsweise Unverwechselbarkeit eines Unternehmens ist auch durch seine Geschichte bestimmt. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Firmen auf ihre Geschichte stolz sind und ein Bewerber deshalb mit den entsprechenden Kenntnissen punkten kann.
Antwort A
»Ihr Unternehmen wurde 1865 gegründet – als Hersteller von Papier und später auch Gummiprodukten. Als sich die Elektrizität verbreitete, wurden die Finish Rubber Works gegründet, die sich auf die Produktion von Kabeln für die sich rasant entwickelnde Telegrafenindustrie spezialisierten. 1967 entstand durch den Zusammenschluss der ursprünglichen Papierfabrik mit den Gummi- und Kabelwerken das jetzige Unternehmen.
Ihr Haus war übrigens in seiner Geschichte immer ganz vorn im Trend. So entstand beispielsweise in den 1960er Jahren die Idee, knallbunte Gummistiefel zu produzieren. Bis heute spielt bei Ihren Produkten neben dem hohen technischen Standard das Design eine wichtige Rolle.«
Sie haben es sicher bemerkt – dies ist der Ausschnitt eines Vorstellungsgesprächs bei der Firma Nokia. Der Interessent hat sich behauptet. »Connecting People« – diesen Anspruch dürfte er in eigener Sache eingelöst haben.
Antwort B
»Sie sind ja ein sehr junges Unternehmen, die Geschichte gibt also noch nicht viel her. Auf Ihrer Homepage habe ich gelesen, dass Sie sich im Jahr 1990 mit zwei ehemaligen Kollegen aus der Beleuchtungsbranche zusammengetan und einen Vertrieb für Spezialleuchten aufgemacht haben. Ihre Zielgruppe waren zunächst [28]