28,99 €
Holen Sie sich professionelle Unterstützung in allen Bewerbungsphasen und wertvolle Zusatzfunktionen mit der Augmented-Reality-App: Videos zur Vorbereitung auf das Gespräch, zum Bewerbungsfoto und Outfit, ein Voting zum Outfit, Checklisten zum Bewerbungsprozess, Tests zum Allgemeinwissen, zu Soft Skills und beruflichen Fähigkeiten, Bildergalerien zur Körpersprache, zum stilsicheren Auftritt u.v.m. So werden sowohl die Bewerbungsunterlagen selbst als auch die Gesprächssituation perfekt vorbereitet. Inhalte: - Der letzte Schliff für die schriftliche Bewerbung - Tipps und Tricks für den gelungenen Auftritt beim Vorstellungsinterview - Wenn's um Geld geht: Angaben zum Gehalt - Personalberater-Tipps zu speziellen Bewerberproblemen - Die optimale Visitenkarte: Spuren im Netz beseitigen oder souverän darstellen
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 253
Veröffentlichungsjahr: 2019
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Print: ISBN 978-3-648-11561-9 Bestell-Nr. 14030-0002
ePub: ISBN 978-3-648-11562-6 Bestell-Nr. 14030-0101
ePDF: ISBN 978-3-648-11563-3 Bestell-Nr. 14030-0151
Claus Peter Müller-Thurau
Bewerbungstipps und -tricks
2. Auflage 2019
© 2019 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
www.haufe.de
Produktmanagement: Jasmin Jallad
Lektorat: Cornelia Rüping
Satz: kühn & weyh Software GmbH, Satz und Medien, Freiburg
Umschlag: RED GmbH, Krailling
Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.
Der Fuchs kennt viele Tricks, der Igel kennt nur einen – aber einen besonders tollen. So heißt es in einer Überlieferung des antiken griechischen Poeten Archilochos. Und wer von den beiden gewinnt die Zukunft? Zunächst gibt es keinen Zweifel, dass der Fuchs bei all seiner Raffinesse vor dem Igel kapitulieren muss. Der rollt sich zusammen und der Fuchs ist chancenlos. Doch einstweilen haben sich die Verhältnisse geändert – der Igel kommt heute kaum noch heil über die Straße. Angesichts einer Herausforderung macht er das, was er immer getan hat und was er am besten kann, und gerät unter die Räder. Genauso geht es nicht wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.[2]
Wer sich als Bewerber vorteilhaft positionieren will, muss ein Fuchs sein. Es gilt, das schon im schriftlichen Bewerbungsprozess zu zeigen. Fachkompetenz ist unverzichtbar, aber es reicht eben nicht aus, das Richtige zu wissen – man muss es auch umsetzen können. Und deshalb schaut sich der Personaler das „Gesicht” einer Bewerbung an: Was verrät sie über die Persönlichkeit des Absenders? Im Vorstellungsgespräch geht es dann so gut wie gar nicht mehr um das fachspezifische Wissen, sondern fast ausschließlich um Persönlichkeitseigenschaften.
Dieses Buch richtet sich an Jobaspiranten, die nach guten Ideen für ihren persönlichen Marktauftritt suchen, um sich im Bewerberranking möglichst weit vorn zu positionieren. Es bringt nichts, gutes Potenzial zu haben, wenn es keiner bemerkt. Lassen Sie sich von einem Praktiker inspirieren, der seit Jahren in der Personalbeschaffung tätig ist. Die besten Tipps und Tricks – so ist das Leben nun einmal – schaden nur jenen, die sie nicht kennen.
Um Sie über das Buch hinaus zu inspirieren und Ihnen weitere wertvolle Anregungen zu bieten, haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, mit Ihrem Smartphone direkt aus dem Buch heraus auf weitere Hilfsmittel zuzugreifen, darunter Hörbeispiele, Videos, Muster für Ihre Bewerbungsunterlagen, Analysetools und Tests.[3]
Wie Sie die Haufe-smARt-App herunterladen, ist auf der Seite eins des Buchs beschrieben. Alle Bilder mit Zusatz-Content (Hörbeispiele, Videos, Checklisten, Votings, Muster) sind mit dem smARt-Icon gekennzeichnet. Nach dem Download der App scannen Sie das jeweilige Bild im Text, um den digitalen Content zu erreichen.
Testen Sie gleich unsere Bewerbungs-Roadmap. Schauen Sie sich zu jedem Bewerbungsschritt ein kurzes Video an, in dem Sie die einzelnen Szenen zur Vorbereitung, zu den Bewerbungsunterlagen, zum Bewerbungsfoto, zum Bewerbungs-Outfit, zum Vorstellungsgespräch und zur Nachberatung aus dem Gesamtbild einscannen.
Viel Spaß dabei!
Hamburg, im November 2018
Claus Peter Müller-Thurau
Die Wette gilt, dass mancher Bewerber den Job seiner Träume bekäme, wenn er sich persönlich vorstellen könnte. Aber es kann nicht jeder Interessent eingeladen werden und die erste Hürde auf dem Weg zum Vertrag ist nun einmal mit der schriftlichen Bewerbung zu nehmen – egal, ob man diese online oder als Printversion auf den Weg bringt. Wenn beispielsweise aus Zeit- und Kostengründen zehn Bewerber eingeladen werden sollen und man landet mit seinen Unterlagen auf Platz elf, ist man aus dem Rennen. Oft ist dieser undankbare Platz lediglich auf kleine Unebenheiten im Anschreiben oder im Lebenslauf zurückzuführen – aber das sagt einem später aufgrund des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) leider niemand. Verstolpern Sie also nicht gleich den Start Ihrer Bewerbungsaktion, sondern beherzigen Sie die folgenden Tipps aus der Praxis eines Personalberaters.[4]
Fast jeder Jobsuchende wird es schon einmal bemerkt haben: Im Bewerbungsprozess geht es nicht zu wie im richtigen Leben. Im richtigen Leben dürfen Fehler passieren, aus denen ja schließlich etwas zu lernen ist – für die schriftliche Bewerbung gilt dagegen die Null-Fehler-Toleranz. Kein Personaler wird Ihnen Ihre Unterlagen mit dem Vermerk „Ihr Anschreiben ist verkorkst, schreiben Sie ein neues” zurücksenden. Nein – es gibt eine Absage! Das heißt also, Orthografie beziehungsweise Orthographie, Grammatik und Interpunktion müssen fehlerfrei sein.
Jeder weiß oder sollte wissen, dass man in Bezug auf einen selbst verfassten Text mehr oder weniger „blind” ist. Deshalb gilt in vielen Unternehmen das „Vier-Augen-Prinzip”. Dieses Vorgehen setzt die Weisheit des Volksmundes in die Praxis um, dass vier Augen in der Regel mehr sehen als zwei. Abgestraft wird also nicht der Fehler an sich, sondern der Verstoß gegen diesen Grundsatz.
Selbstverständlich hängt die Bedeutung, die Personaler einem Lapsus zuschreiben, auch von der zu vergebenden Aufgabe ab. Wer sich als Jurist in einer Kanzlei bewirbt und im ersten Satz des Anschreibens einen Fehler einbaut, darf nicht damit rechnen, dass der Adressat noch weiterliest. Das gilt für alle Jobs – vom Debitorenbuchhalter über den Flugzeugmechaniker bis hin zum Chirurgen –, die ein hohes Maß an Gewissenhaftigkeit verlangen.[5]
Aber schauen Sie doch einmal, welche Fehler Bewerbern immer wieder unterlaufen – mal, weil sie sich auf ihr Rechtschreibprogramm verlassen, und mal, weil sie es ignorieren oder keine Lust haben, in den Duden zu schauen. In dem folgenden Text sind sechs Fehler versteckt, die es zu finden gilt.
„… habe ich mit Interesse gelesen … Ein großer teil meiner bisherigen Aufgaben lag in der Kundenbetreuung … Gern weise ich bei dieser Gelegenheit auf meine ausgeprägten aquisitorischen Fähigkeiten hin. Außerdem bin ich fit in SAP R3 und beherrsche Exel aus dem Effeff. Satt Französisch verfüge ich über sichere Spanischkenntnisse. Auf die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch freie ich mich.”
Von Oscar Wilde stammt der Befund, dass nur oberflächliche Menschen nicht nach dem Äußeren urteilen würden. In diesem Sinne dürfen Personalexperten keinesfalls oberflächlich sein. Sie schauen sich sehr wohl das „Gesicht” der Bewerbungsunterlagen an, kennen aber auch den zweiten Teil des obigen Zitats, denn Oscar Wilde setzt wie folgt nach: „Das Sichtbare ist das Geheimnis, nicht das Unsichtbare.” Was verrät ein optisch unstrukturiertes Anschreiben und ein unaufgeräumter Lebenslauf über den Verfasser? Chaot? Mangelnde Motivation? Kein Gespür für die werbliche Außenwirkung? Hier geht es darum, den Geheimnissen des Sichtbaren auf die Spur zu kommen.
Zeig mir, wie du deine Bewerbungsunterlagen optisch aufbereitet hast und ich sage dir, wer du bist! Ansprechend (!) gestaltete Unterlagen weisen auf einen Menschen hin, der sich zumindest in eigener Sache Mühe gibt, der sich die für eine gekonnte Selbstdarstellung notwendigen Informationen beschafft hat, der über ein Gespür für Ästhetik verfügt und der obendrein noch umsetzungsstark ist.[6]
Wie lautet doch der unterschwellige Appell eines jeden Bewerbers? Bitte machen Sie sich ein positives Bild von mir! – Dafür will der Personaler allerdings Gründe sehen.
Es folgen nun einige typische gestalterische Unebenheiten, die das Bild trüben und damit den Gesamteindruck beschädigen können. Nachlässigkeiten wie diese bringen Minuspunkte:
Sie haben es gesehen? Die Binde- beziehungsweise Gedankenstriche zwischen den Zahlen sind in diesem Beispiel unterschiedlich ausgefallen. Sorgen Sie auch dafür, dass auf der Datenseite links kein Flattersatz entsteht. Schreiben Sie statt „8/06-10/07” bitte „08/06–10/07” und tun Sie dies konsequent bei allen Zeitangaben. Außerdem reduzieren Sie den Zahlensalat, indem Sie als Jahreszahl zum Beispiel nur „07” schreiben. Nach menschlichem Ermessen kann es sich nicht um das Jahr 1907 handeln.
Manche schriftlichen Bewerbungen wirken wie Augenpulver, andere so, als seien sie mit dem Kartoffeldruckverfahren erstellt worden. Auch der Ehrgeiz, zeigen zu wollen, was man in Sachen Gestaltung so alles mit dem Computer anstellen kann, wird vom Adressaten nicht honoriert. Bunt und abwechslungsreich darf es auf dem Basar zugehen, aber nicht bei der Vermarktung der eigenen Qualifikationen. Sie müssen kein Layouter oder Grafikdesigner sein, um Ihre Unterlagen gefällig gestalten zu können.[7]
Dieter Rams, ehemaliger Chef-Designer des Elektrogeräteherstellers Braun und Großvater des Apple-Designs, definierte sein Berufsverständnis folgendermaßen:
Gutes Design ist unaufdringlich.
Gutes Design ist ehrlich.
Gutes Design ist konsequent bis ins letzte Detail.
Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.
Das ist zeitlos und gilt deshalb noch heute und auch für jede Bewerbung.
Die folgenden Empfehlungen zur Gestaltung unterstützen dabei, gelungene Unterlagen zu erstellen:
Die „Farbe” Weiß erhöht die Lesbarkeit von Texten. Gehen Sie also großzügig mit dem Papier um. Das gilt auch für das Lesen auf dem Bildschirm.
Entscheiden Sie sich für eine der üblichen Schriftarten. Machen Sie keine wilden Experimente, Arial ist auf jeden Fall besser als Zapfino.
Wer persönlich keine Vorlieben hinsichtlich der Schriftart hat, schaut sich den Text des Stellenangebots oder auch die Homepage des Zielunternehmens an. Wurde dort durchgängig eine serifenfreie Schrift (also ohne Schnörkel) verwendet, zum Beispiel Arial oder Calibri, dann tun Sie das doch auch. Noch eine Anmerkung: Für Präsentationen sind serifenfreie Schriften von Vorteil, weil sie nicht vom Inhalt ablenken.
Eine Schriftgröße von elf bis zwölf Punkt ist gut.[8]
Wenn Sie beim tabellarischen Lebenslauf noch einen „Überhang” von wenigen Zeilen auf der folgenden Seite haben, wählen Sie eine Elf-Punkt-Schrift. Oder prüfen Sie, wo Kürzungen möglich sind.
Für die Überschriften im Lebenslauf (Persönliche Daten, Schulbildung, Ausbildung etc.) ist eine 13-Punkt-Schrift angemessen, die zudem gefettet oder unterstrichen werden sollte – aber bitte nicht beides.
Wählen Sie im Fließtext einen einzeiligen Abstand. Lassen Sie im Curriculum Vitae (CV) zwischen den einzelnen Rubriken etwas mehr Abstand.
Das Anschreiben sieht individueller aus, wenn es linksbündig – also nicht im Blocksatz – formatiert wird. Das gilt nicht für den Lebenslauf.
Machen Sie aus Ihrer Bewerbung vorzugsweise ein PDF und alles ist gut.
Der Adressat einer Bewerbung soll erkennen können, dass der Absender die Regeln für Geschäftsbriefe kennt. Das kommt immer gut an, denn damit hebt er sich von jenen ab, die da recht beliebig vorgehen. Die Norm DIN 5008 regelt die Struktur und das Design von Geschäftsbriefen (also auch von Bewerbungsanschreiben) folgendermaßen: Seitenränder oben 4,5 und unten 2,5 cm, links 2,5 und rechts 2 cm; Schriftgröße und Schriftart: zwölf Punkt. Ist das Anschreiben recht lang, darf es auch elf Punkt sein, damit das Ganze auf eine Seite passt. Zur Schriftart gibt es keine Regelung, Arial oder Times New Roman sind Standard.
Zur Struktur:
Die Empfängeradresse ist maximal 8,5 cm breit und beginnt drei Zeilen unter der eigenen Anschrift. So passt alles in das standardisierte Sichtfenster von DIN-C6-Briefumschlägen und das gilt auch im Internet-Zeitalter.[9]
Datum und Ort folgen mit einer Leerzeile Abstand rechtsbündig unter dem Adressfeld.
Der Betreff (Betreffzeile) beginnt zwei Zeilen unter dem Datum und darf „fett” oder durch eine größere Schrift hervorgehoben werden (13 oder 14 Punkt). Niemals mehr als zwei Zeilen für den Betreff verwenden und es versteht sich von selbst, dass „Betreff:” nicht mehr vorangestellt wird.
Zwischen Betreff und Anrede liegen zwei Leerzeilen und nach einer weiteren Leerzeile folgt das eigentliche Anschreiben.
Unter der Unterschrift steht „Anlagen” (fett oder unterstrichen). Manche Bewerber führen hier sämtliche Anlagen einzeln auf und zerstören damit die Optik des Anschreibens.
Der Spruch ist uralt und stimmt ausnahmslos: Der Wurm muss nicht dem Angler schmecken, sondern dem Fisch. Ein Beispiel: Auch in der digitalen Welt wünschen sich manche Firmen noch Bewerbungsmappen, genauso gibt es Bewerber, die sich von einer eindrucksvollen Mappe Vorteile versprechen. Der Handel hat dieses Bedürfnis längst erkannt und bietet nach dem Vorbild eines Flügelaltars gestaltete „Dreiteiler” an, mit denen Personaler nur arbeiten können, wenn sie als Schreibtisch eine Tischtennisplatte haben. Schließlich möchten sie ja mehrere Unterlagen miteinander vergleichen. Eine Klemmmappe mit transparentem Deckel wäre daher vom Handling her deutlich komfortabler.[10]
„Aber diese Präsentationsmappen sehen doch toll aus!”, wenden viele Bewerber ein. Und genau damit begehen sie den Fehler, der jede Marketingkampagne von vornherein zum Scheitern verurteilt: Sie orientieren sich an dem, was ihnen selbst gefällt, und nicht daran, was im Markt beziehungsweise bei einer definierten Zielgruppe vorteilhaft ankommt. „Gut gemeint”, das stellte der österreichische Schriftsteller und „Fackel”-Herausgeber Karl Kraus einmal fest, „ist ein anderes Wort für schlecht.” Wer die folgenden Tipps beherzigt, meint es nicht nur gut, sondern macht es auch gut:
Weg mit dem Deckblatt. Es ist überflüssig wie ein Kropf und wird sofort in den Datenhimmel gescrollt beziehungsweise weggeblättert. Der Empfänger möchte sich mit dem Anschreiben und dem Lebenslauf befassen und keine Deckblätter nebst Ganzkörperablichtungen und Anlagenverzeichnis bewundern. Inzwischen sind die meisten Bewerbungsunterlagen mit einem lästigen Deckblatt versehen. Damit hat sich das Argument, man wolle dadurch auffallen, allemal erledigt. An dieser Stelle sei noch der Hinweis erlaubt, dass in einschlägigen Bewerberseminaren eine gigantische Zeitvergeudung mit der Gestaltung solcher Deckblätter betrieben wird.
Das Foto gehört auf den tabellarischen Lebenslauf – und zwar rechts oben auf die erste Seite (gescannt oder manchmal noch geklebt). Der ersten Seite des CV schenkt der Personaler nach dem Anschreiben logischerweise die meiste Aufmerksamkeit. Ist dann neben den persönlichen Angaben rechts ein Bild zu sehen, dann passt das doch, weil beides zusammengehört. Achten Sie darauf, dass die Proportionen stimmen und das Foto nicht die ganze Seite dominiert.[11]
Weg mit Inhaltsverzeichnissen! Bürokraten haben wir genug.
Der Volkshochschulkurs „Excel für Anfänger” muss nicht mit einem Zertifikat belegt werden. Irgendwann kann man auch die Schulzeugnisse weglassen. Zeitdiebe sind nicht gefragt. Es gibt Bewerber, die fügen Kopien von Schwimmpässen und Pilotenscheinen an, obwohl sie sich weder als Bademeister noch als Flugzeugführer bewerben. Warum, fragt sich manch ein Personaler, schickt mir jemand so etwas?
Manche Zeugnisse sind grafisch und farblich edel gestaltet, deshalb erstellen Bewerber gern Farbscans. Damit können sie keinen Personaler beeindrucken, wohl aber die Firewall des Unternehmens, die die Bewerbung ablehnt. Bei einer Größe von maximal 5 MB ist nicht selten Schluss.
Bei Bewerbungen empfiehlt es sich immer, den Empfänger persönlich und mit Nachnamen zu nennen, wenn dieser bekannt ist. Also:
Sehr geehrter Herr Mustermann,
Sehr geehrte Frau Mustermann,
Oder: Sehr geehrte Frau Mustermann, sehr geehrter Herr Müller,
Bei männlichen und weiblichen Empfängern ist es üblich, die Frau zuerst zu nennen – es sei denn, es gibt ein starkes Hierarchiegefälle: Werden ein Chef und seine Assistentin adressiert, wird der Chef zuerst genannt.
In vielen Unternehmen geht es allerdings im Briefverkehr und bei internen E-Mails längst lockerer zu. So haben sich einige moderne Anredeformeln neben dem klassischen „Sehr geehrte Damen und Herren” etabliert. Dazu zählen beispielsweise:[12]
Guten Tag, Herr Müller,
Guten Tag, Frau Mustermann,
Hallo Herr Müller,
Hallo, liebe Frau Mustermann,
Lieber Herr Müller,
Wenn ein Bewerber bereits diverse Gespräche geführt hat und sich ein Vertragsangebot abzeichnet oder bereits vorliegt, kann ein lockerer Umgangston gewählt werden.
Und was empfiehlt sich bei folgendem Stellenangebot? „Wenn Du gern in unserem jungen Team mitarbeiten möchtest, freuen wir uns auf Deine Bewerbung, die Du bitte an Marvin Westphal sendest.”
Sehr geehrter Herr Westphal,
Oder: Hallo Marvin?
Jetzt ist Empathie gefragt. Es gilt herauszufinden, wie das Du gemeint ist. Geht es eher um Personalmarketing, also darum, junge und kreative Köpfe für ein Start-up zu gewinnen, oder orientiert man sich an den Umgangsformen schwedischer Unternehmen, in denen sich alle unabhängig von der hierarchischen Position mit Vornamen anreden? Wer hinsichtlich der Anrede unsicher ist, kann eine Mischform wählen:
„Hallo Herr Westphal,
gern würde ich in eurem Team erfolgreich mitarbeiten, da ich dafür gute Voraussetzungen mitbringe.”
Wer auf Nummer sicher gehen will, ruft Herrn Westphal an und bittet um weitere Informationen zur Aufgabe: „Hallo, mein Name ist Dustin Hoffmann. Ich hätte noch eine Frage zu dem interessanten Stellenangebot eurer Firma.” Wenn der Angerufene daraufhin duzt beziehungsweise den Anrufer mit Dustin anspricht, weiß dieser, welche Anrede in der Bewerbung zu wählen ist. Derartige Formalien sind nicht unerheblich, da sie zeigen, ob ein Bewerber zum Unternehmen passen könnte oder nicht.[13]
„Herzlichen Glückwunsch! Ich bin der, den Sie suchen.” Vielen Bewerbern missglückt das Anschreiben. Zugegeben – es ist auch der schwierigste Part der schriftlichen Bewerbung. Aber genau deshalb bringt ein gelungenes Anschreiben einen weiter in Richtung Vorstellungsgespräch. Der österreichische Schriftsteller Robert Musil hat den Sinn des Anschreibens auf den Punkt gebracht: „Eine Persönlichkeit ist Ausgangs- und Fluchtpunkt alles dessen, was gesagt wird, und dessen, wie es gesagt wird.” Und genau deshalb interessieren sich Personalexperten für das Anschreiben. Welche Persönlichkeit mag sich hinter den Zeilen verbergen? Das Anschreiben ist die erste eignungsdiagnostische Hürde.
Versuchen Sie sich an den folgenden Beispielen aus der Praxis einmal selbst als Psychodiagnostiker. Würden Sie diese Bewerber/innen zum Vorstellungsgespräch einladen?
Sehr geehrter Herr Müller-Thurau,
schwierige Zeiten erfordern neue Unternehmensstrategien und die Mobilisierung der Reserven. Dies wird mit zunehmendem Leidensdruck auch vom höheren Management erkannt (…)
Mit einer zügigen Bearbeitung meiner Bewerbungsunterlagen würden Sie mir sehr entgegenkommen, da ich mich innerhalb der nächsten Woche entscheiden muss, ob ich eine mir angebotene Stelle im Außendienst annehme (…)
Absage! Der Bewerber startet mit einer schrägen Diagnose der Verhältnisse, die ja nie so sind, wie sie sein sollten, und schließt mit der Drohung ab, ein anderes Angebot anzunehmen, falls der angeschriebene Personaler nicht aufs Tempo drückt. Und offensichtlich ist ihm nicht klar, dass zwischen der Bewerbung als Junior-Berater und einer Tätigkeit im Außendienst Welten liegen.[14]
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin nicht der Musterkandidat, auf den Ihre erste Wahl fällt, aber der Kandidat, der auf Ihre Stellenbeschreibung passt.
In Kürze lässt sich nicht ein Eindruck meiner Person aus dem Lebenslauf vermitteln, aber seien Sie sich dessen bewusst, meine Leidenschaft ist der ständige Dialog mit dem Kunden, dieses ist der rote Faden, der sich durch mein Berufsleben zieht und welcher mich für diese Position qualifiziert (…)
Es geht nicht darum, sich über Anschreiben von Bewerbern lustig zu machen, sondern aus den Fehlern anderer zu lernen. Dieses Anschreiben bedarf eigentlich keiner Kommentierung. Dennoch ein kurzer Hinweis: niemals defensiv starten und schon gar nicht dem Adressaten erklären, dass man in der Bewerbung seine tatsächliche Eignung nicht komplett darstellen könne. Das erwartet niemand, denn dazu ist das Vorstellungsgespräch da und das natürlich auch mit Einschränkung.
Ist dies das von vielen Bewerbungscoaches angemahnte Feuerwerk? Sind Personaler davon wirklich beeindruckt? Wie reagieren sie wohl auf die kecke Formulierung „Wann darf ich mich vorstellen?”. Manche männliche Personalbeschaffer schauen vielleicht zunächst einmal auf das Foto und jene, die ihre Aufgabe mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit betreiben, fragen sich, wozu die Absenderin wohl noch fähig sein könnte.
Wie fange ich bloß an? Mit dieser Frage plagen sich nicht nur Verliebte, die es drängt, ihre einschlägige seelische Verfassung zum Ausdruck zu bringen. Auch Bewerber müssen das Ziel ihrer beruflichen Sehnsüchte in Worte fassen. Bekanntlich kann bereits der erste Satz alles verderben. Hier einige abschreckende Beispiele aus der Praxis:
„Bill Gates hat einmal gesagt, …”
„Die Globalisierung der Märkte erfordert vom Management …”
„Unternehmen, die sich behaupten wollen, müssen in Zeiten des ständigen Wandels …”
Solche Schlaumeier bekommen nach dem ersten Satz bereits die gelbe Karte. Genau das meint der oben erwähnte Robert Musil mit dem Hinweis, dass wir über die Art und Weise, wie wir kommunizieren, etwas über uns selbst verraten.[16]
„Ihr Angebot habe ich mit Interesse gelesen und deshalb bewerbe ich mich um diese Aufgabe.” Wie bitte? Das ist doch langweilig, hört man oft. Man müsse doch, so heißt es, zum Start ein Feuerwerk zünden. Man stelle sich vor, jeder Bewerber würde dieser Empfehlung folgen. Feuerwerke können eine Strafe sein, wenn man gezwungen wird, sie unentwegt zu besichtigen. In diesem Sinne kann auch Originalität sehr anstrengend sein.
„Ihr Angebot habe ich mit Interesse gelesen und deshalb bewerbe ich mich um diese Aufgabe.” Dieser schnörkellose Satz ist eine Wohltat. Mit dem ersten Wort „Ihr” wird der Adressat angesprochen und dem Schreiben damit eine persönliche Note gegeben. Und wer in der Betreffzeile angeführt hat, worum es geht, muss nicht noch einmal schreiben, dass er sich als „Key-Account-Manager” bewirbt. Das Wort „Aufgabe” zeigt übrigens, dass Sie die sich zunehmend flexibilisierende Arbeitswelt verstanden haben. Es geht nicht um Stellen oder Positionen, sondern um zu erledigende Aufgaben.
Nach dem Start kommt folgerichtig eine Antwort auf die Frage: „Was kannst du?” Es geht also um die Fachkompetenz, die zwar nicht alles ist, aber ohne die alles nichts ist. Hier werden die eigenen berufsbezogenen Qualifikationen wie Ausbildungs- und Studienabschlüsse erwähnt, zudem gegebenenfalls besondere Kenntnisse und Erfahrungen, die zur angestrebten Aufgabe passen.
„Vor dem Hintergrund einer Ausbildung zur/zum … (eines Studiums mit den Schwerpunkten …) verfüge ich über (gute/fundierte) Kenntnisse und (solide/erste) Erfahrungen auf den Gebieten XYZ.[17]
In meinem derzeitigen (letzten) Anstellungsverhältnis bin (war) ich vorrangig verantwortlich für XYZ. Davor habe ich (…).”
Oder: „Im Rahmen meiner Praktika konnte ich interessante Einblicke in (…) gewinnen und im Bereich (…) erfolgreich mitarbeiten.”
Wenn das Thema einer Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeit zum Job gut passt, kann es bereits im Anschreiben erwähnt werden – aber auch nur dann. Sonst gehört es in den Lebenslauf.
Sprachen und IT-Kenntnisse gehören nicht in das Anschreiben, außer es handelt sich um geforderte besondere Qualifikationen wie Japanisch oder spezielle Programmiersprachen oder Netzwerktechniken. Alles andere steht ebenfalls im tabellarischen Lebenslauf unter der Rubrik „Sprachkenntnisse” oder „IT-Kenntnisse”.
Firmennamen werden im Anschreiben nur genannt, wenn sie einen besonderen Aufmerksamkeitswert haben. Auch sie sind ansonsten im Lebenslauf zu finden.
Die Antwort auf die Frage „Wer bist du?” eröffnet weite Spielräume der Beliebigkeit. Und hier kann man lügen, dass sich die Balken biegen. Aber darum geht es zunächst gar nicht. Mit den erwähnten Soft Skills sollen Bewerber zeigen, dass sie die Anforderungen der Aufgabe verstanden haben. Meist stehen die geforderten fachübergreifenden Qualifikationen im Stellenangebot, aber: Es kommt auf das Ranking an. Wer sich beispielsweise als Assistent der Geschäftsführung bewirbt und zuallererst seine ausgeprägte Teamfähigkeit betont, hat den Job nicht verstanden. Als Assistent eines Top-Managers ist man dessen rechte Hand und sehr einsam. Von einem Team ist weit und breit nichts zu sehen. Hier sind Soft Skills wie Loyalität, Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit gefragt.[18]
Drei ist eine gute Zahl. Beantworten Sie die Frage nach den persönlichen Stärken daher zunächst mit drei Soft Skills, die zur angestrebten Aufgabe passen und die Sie im Vorstellungsgespräch auch belegen können. Wer im Anschreiben Kommunikationsfähigkeit als Stärke anführt und später keinen unfallfreien Satz hinbekommt, schießt sich selbst ab.
Warum ist die Drei eine gute Zahl? Es gibt eine alte Handwerkerregel, die lautet: „Nach fest kommt ab!” Wenn man beim Anziehen einer Schraube diese überdreht, fällt sie einem vor die Füße. Das gilt auch für die Auflistung von Soft Skills: „Zu meinen besonderen Stärken zähle ich Teamfähigkeit, kommunikative Kompetenz, Flexibilität, Organisationstalent, Belastbarkeit, Kreativität und interkulturelle Kompetenz.” Diesem Bewerber wird nicht einmal mehr die erste angeführte Eigenschaft geglaubt.
Hier ein Tipp, wie man es machen kann, wenn es zur Aufgabe passt: „Zu meinen persönlichen Stärken zähle ich Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität.” Und wer richtig gut ist und weiß, worauf es im Arbeitsalltag ankommt, fügt noch eher beiläufig hinzu: „Außerdem kann ich sehr gut sowohl selbstständig als auch im Team arbeiten.”[19]
Was will der Personaler im Regelfall zum Schluss noch wissen? Er will erfahren, welche Gehaltsvorstellungen ein Bewerber hat und ab wann er zur Verfügung steht. Um diese Angaben wird normalerweise im Stellenangebot ja auch gebeten. Wer als Bewerber für die Anreise zum Vorstellungsinterview Reisekosten verursachen würde, sollte sich bezüglich seiner Gehaltswünsche unbedingt vorab erklären. Das einladende Unternehmen möchte natürlich nicht erst vor Ort feststellen müssen, dass eine Anstellung am Geld scheitern würde. Besonders unerfreulich wäre dieser Sachverhalt für den Personaler, der die Reisekosten auch noch rechtfertigen muss. Der Vorwurf lautet: „Hätten Sie das nicht vorab klären können?”
Wer sich in seinem lokalen Umfeld bewirbt, kann sich im Zweifelsfall bezüglich der Gehaltsfrage noch bedeckt halten. Das gilt vor allem für diejenigen, die ein Leistungsprofil haben, das gut zur ausgeschriebenen Stelle passt.
Im letzten Absatz gilt es nun, sich anständig zu verabschieden. Verzichten Sie auf das Bekenntnis, wie gern Sie den Job hätten und wie toll Sie das Unternehmen finden. Bestenfalls kann man in einem Satz noch einmal anführen, warum einen die Aufgabe und das Unternehmen interessieren. Meist läuft dies auf eine Pflichtübung hinaus und jeder Personaler weiß das und ist gelangweilt.
Und nun zur Abgangsformel: „Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch würde ich mich freuen.” Wie bitte? Ein Konjunktiv? Das ist doch völlig out. „Ich freue mich auf unser gemeinsames Gespräch.” Dieser Satz wird von Flensburg bis Passau von Bewerbungsberatern dringend empfohlen, die freilich niemals in ihrem Leben je eine Stelle besetzt haben. Mit den Deutschlehrern in der Schule geht das schon los, wenn Bewerbungen um Praktika besprochen werden, und endet noch längst nicht mit von den Arbeitsagenturen verordneten Bewerbungstrainings. Man müsse doch selbstbewusst auftreten, wird argumentiert. Nein – gesucht werden Frauen und Männer mit einer gesunden Einstellung zum Wettbewerb, mit Realitätssinn und mit der Fähigkeit zur Selbstkritik. Eine „Hoppla-jetzt-komme-ich”-Mentalität ist weniger gefragt.[20]
In Wirklichkeit gibt es doch keinen Grund, einen Vorstellungstermin als selbstverständlich anzunehmen. Es sei denn, man leidet unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Wohltuend – weil äußerst rar – ist einstweilen tatsächlich der schlichte Satz: „Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch würde ich mich freuen.” Es lebe der Konjunktiv! Man muss sich nicht klein machen, aber ein Vorstellungsgespräch würde man ja auch nicht mit dem Satz „Ich freue mich schon auf meinen Vertrag!” beenden.
Eine Schriftstellerregel lautet: „Schreib keinen Satz so hin, wie er dir gerade einfällt.” Manche Anschreiben sind stilistisch schaurig und wenn es im Job unter anderem um kommunikative Kompetenz geht, hat sich die Sache oft schon deshalb erledigt. Aber Personaler ärgern sich bisweilen auch über kleinere textliche Unebenheiten – zumal wenn sie sich selbst bei der Ausformulierung des Stellenangebots viel Mühe gegeben haben. Daher heißt die Devise für Sie: feilen und redigieren![21]
Keine Dubletten! Beispiel: „… suche ich eine neue Herausforderung. Da Ihr Unternehmen international tätig ist, wäre es für mich als Absolvent einer Business-School eine besondere Herausforderung …”
Keine Schachtelsätze! Drei Kommas in einem Satz ist eins zu viel. Es sei denn, es handelt sich um eine Aufzählung.
Keine Strich- oder Punktaufzählungen! Dieses Gestaltungsmittel passt in den tabellarischen Lebenslauf – im Anschreiben wirkt es eilig und lieblos.
Nicht zu viele Substantive! Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit und kommunikative Kompetenz sind zweifellos gefragt, aber zur Abwechslung klingt ein Eigenschaftswort auch ganz schön. Etwa: „Ich bin belastbar, flexibel und arbeite gern im Team.”
Sätze nicht zu oft mit „Ich” beginnen! Beispiel: „Ich habe Ihre Anzeige mit Interesse gelesen und … Ich habe eine Ausbildung zum …”
„Mit herzlichen Grüßen Ihr …” Mit dieser Abschiedsfloskel ist die Schraube in Sachen Vertraulichkeit überdreht. Es ist schon toll, wie oft Personaler von ihnen völlig fremden Menschen herzliche Grüße zugestellt bekommen.