101 Lissabon - Reiseführer von Iwanowski - Barbara Claesges - E-Book

101 Lissabon - Reiseführer von Iwanowski E-Book

Barbara Claesges

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Beschreibung

Lissabon macht es Besuchern leicht, sich wohlzufühlen, denn für eine Hauptstadt geht es hier erstaunlich entspannt zu. Das historische Zentrum ist überschaubar und viele Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuß zu erreichen. Dabei hat sich jedes Altstadtviertel seinen ganz eigenen Charme bewahren können. Die Hautstadt Portugals ist reich an Geschichte und Geschichten – blickt sie doch auf mehr als eine 3.000-jährige Vergangenheit zurück. Dabei bieten sich dem Besucher faszinierende Kontraste: Im Stadtteil Belém zeugen Bauwerke der Manuelinik vom "Goldenen Zeitalter" der Weltentdeckungen, im Parque das Nações trifft man auf spektakuläre Architektur des 21. Jh. und dazwischen erhebt sich die Geburtsstätte Lissabons: der Burgberg mit dem Castelo São Jorge. In 101 Artikeln beleuchten die Lissabon-Expertinnen Barbara Claesges und Claudia Rutschmann verschiedenste Aspekte der Stadt, beantworten Fragen kenntnisreich und mit viel Liebe zum Detail: Wie "funktioniert" Lissabon? Welche Sehenswürdigkeit lohnt sich für wen? Aber z. B. auch: Wo gibt es die leckersten Törtchen oder die schönsten Azulejos? So laden die Autorinnen den Leser immer wieder ein, sein ganz persönliches Lissabon zu entdecken.

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Der Praça do Comércio ist einer der zentralen Plätze in der Baixa, Lissabons traditionellem Einkaufs- und Geschäftsviertel (ab S. 14). Er ist ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung der historischen Stadtviertel.Die Ruinen der Carmo-Kirche sind ein beeindruckendes Mahnmal des großen Erdbebens von 1755 (S. 16). Von römischen Spuren über das Portugal der Seefahrer bis hin zu Diktatur und Revolution wird in Lissabon die Geschichte gegenwärtig (ab S. 44)Fantasietiere, Monster, Blumen: Manuelinik heißt der typisch portugiesische Baustil aus der Zeit, als sich das kleine Land zur Entdeckernation mauserte. Im Stadtviertel Belém gibt es besonders viele Beispiele zu sehen (ab S. 72).Immer wieder neue Blickwinkel auf Stadt und Fluss bieten die Plätze, Parks und vor allem die vielen Miradouros (ab S. 96). Gar nicht so einfach, da den eigenen Lieblings-Aussichtspunkt zu finden. Viel Spaß dabei!Die kleinen quadratischen Kunstwerke sind die stummen Stars der Stadt, Lissabons historische Viertel kann man als riesiges Azulejo-Freilichtmuseum betrachten. „Richtige“ Museen und andere Kulturangebote gibt es natürlich ebenfalls reichlich (ab S. 120).Eine Fahrt mit einer der historischen Straßenbahnen ist für viele Lissabon-Besucher ein Muss. Seit 1901 rattern die gelben Wahrzeichen der Stadt durch die Gassen und über die Hügel (S. 160).Von bica bis galão, ein Kaffee gehört in Lissabon einfach dazu: gemütlich im Café sitzend, zwischendurch im Stehen am Tresen, nach dem Essen oder vor dem Ausgehen am Abend (S. 198).Raus aus der Stadt und ans Meer? In Lissabon kein Problem: im traditionsreichen Seebad Cascais (ab S. 214) oder am wilden Strand der Costa da Caparica auf der anderen Seite des Tejo (S. 210).

Barbara ClaesgesClaudia Rutschmann

101 Lissabon

Geheimtipps und Top-Ziele

Im Internet:www.iwanowski.deHier finden Sie aktuelle Infos zu allen Titeln, interessante Links – und vieles mehr!Einfach anklicken!Schreiben Sie uns, wenn sich etwas verändert hat. Wir sind bei der Aktualisierung unserer Bücher auf Ihre Mithilfe angewiesen:[email protected]

101 Lissabon – Geheimtipps und Top-Ziele1. Auflage 2019

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbHSalm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 DormagenTelefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]

Titelfoto: Azulejos, © stendrix82/FotoliaAlle anderen Farbabbildungen: siehe Bildnachweis S. 250Layout: Monika Golombek, KölnLektorat: Mareike Wegner, HürthKarten: Thomas Buri, BielefeldTitelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.deRedaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung:Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. „Links“) damit verbunden sind.

ISBN epub: 978-3-86457-343-9ISBN Mobipocket: 978-3-86457-344-6ISBN pdf: 978-3-86457-345-3

Inhalt

Einleitung

Lissabon entdecken

Stadtviertel und Stadtansichten

    1     Lissabon – Stadt des Lichts im Umbruch

    2     Praça do Comércio – von Königen, Börsenhändlern und Touristen

    3     Baixa I – das große Erdbeben von 1755 und der Wiederaufbau der Stadt

    4     Baixa II – Einkaufen und Sightseeing in Lissabons historischer Unterstadt

    5     Lissabon von oben – Aussichtspunkte-Hopping

    6     Sé und Castelo – rund um Lissabons ersten Hügel

    7     Alfama – die alte Seele der Stadt

    8     Graça und Mouraria – Arbeiterviertel und ethnischer Schmelztiegel

    9     Chiado – das ehemalige Literatenviertel

   10   Bairro Alto – nicht nur Partymeile

   11   Avenida da Liberdade I – die Prachtallee Lissabons

   12   Avenida da Liberdade II – Protestmärsche und Wirtschaftskrise

   13   Entlang des Tejo – ein Spaziergang am Ufer des „Strohmeers“

   14   Belém – das Portugal der Seefahrer, Entdecker und Eroberer

   15   Campo de Ourique – Ausflug in den Lissabonner Alltag

Geschichte erleben

   16   Römische Spuren – von unterirdischen Galerien und Fischsoße

   17   Lissabons alte Stadtmauern – von den Römern bis zum Mittelalter

   18   Lissabons Kathedrale – das älteste erhaltene Gebäude der Stadt

   19   Castelo de São Jorge – Lissabons Burg sieht älter aus, als sie ist

   20   Igreja São Domingos – Pracht, Macht und Verfall

   21   Der Torre de Belém – Wahrzeichen und Weltkulturerbe

   22   Praça dos Restauradores und Palácio da Independência – Erinnerung an das Ende der spanischen Fremdherrschaft

   23   Praça Marquês de Pombal – ein Platz für den Krisenmanager des Erdbebens von 1755

   24   Vilas Operárias – von verlassenen Palästen, Industrialisierung und Arbeitersiedlungen

   25   Câmara Municipal – Lissabons Rathaus und die Ausrufung der Republik

   26   Palácio da Assembleia Nacional – Portugals Parlament und Regierung

   27   Der Rossio-Bahnhof und der Zweite Weltkrieg – Flüchtlinge, Spione und Propaganda

   28   Largo do Carmo – Schauplatz der Nelkenrevolution

Architektur erleben

   29   Mosteiro dos Jerónimos – Kronjuwel der Manuelinik

   30   Manuelinik – Kunst als Gedächtnis

   31   Padrão dos Descobrimentos – das Denkmal der Entdeckungen und die „Ausstellung der portugiesischen Welt“ von 1940

   32   Igreja São Roque – barocker Goldrausch hinter schlichter Fassade

   33   Elevador de Santa Justa – 360-Grad-Ausblick und Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt

   34   Kirchen in der Baixa – eingereiht ins Schachbrettmuster der Unterstadt

   35   Igreja São Vicente de Fora und Panteão Nacional – wo Könige und Nationalhelden ihre letzte Ruhestätte finden

   36   Lissabons Bahnhöfe – von Klassizismus bis Postmoderne

   37   Prémio Valmor – Lissabons Architekturpreis und die Avenidas Novas

   38   Ponte 25 de Abril und Ponte Vasco da Gama – die Brücken über den Tejo

   39   Parque das Nações – das Lissabon des 21. Jahrhunderts?

Aussichtspunkte, Plätze und Parks

   40   Miradouros I – Aussichtspunkte westlich der Baixa

   41   Miradouros II – Aussichtspunkte östlich der Baixa

   42   Rooftops – auf und über den Dächern von Lissabon

   43   Rossio – Lissabons „Wohnzimmer“ und sein Nachbar

   44   Rund um den Praça Príncipe Real – am schönsten Baumdach der Stadt

   45   Jardim und Basílica da Estrela – romantische Gartenanlage und spätbarocke Kirchenpracht

   46   Parque Eduardo VII – Park in Hanglage mit schöner Aussicht

   47   Rund um den Praça Martim Moniz

   48   Rund um den Largo do Intendente – Revitalisierung eines Viertels

   49   Campo dos Mártires da Pátria – Lissabons Wunderdoktor und eine portugiesische Königin aus deutschem Hause

   50   Grünes Lissabon – Botanische Gärten & Co.

Kunst, Kultur und Museen

   51   Azulejos – kleines Stück Kunst ganz groß

   52   Calçada Portuguesa – „Bürgersteige aus schwarzer Spitze“

   53   Fado I – Lissabons Sehnsuchtsmusik

   54   Santo António – Lissabons Volksheiliger und sein Stadtfest

   55   José Saramago und die Casa dos Bicos – Portugals Literaturnobelpreisträger und seine Stiftung

   56   Fernando Pessoa – ein Poet mit vielen Namen

   57   Praça Luís de Camões – Portugals Nationaldichter und sein Ehrenplatz

   58   Theater, Oper und Ballett – Lissabons große Häuser

   59   Cemitério dos Prazeres – der „Friedhof der Vergnügungen“ und andere letzte Ruhestätten

   60   Streetart, Alternativkultur & Co.

   61   Museu Calouste Gulbenkian – Mister Five Percent und seine Stiftung

   62   Centro Cultural de Belém – Kulturzentrum und Museum für moderne Kunst

   63   Die Museumsmeile in Belém – von historischen Segelschiffen über Kutschen bis zu archäologischen Fundstücken

   64   Weitere Museen – von Alter Kunst über den Orient bis zur Moderne

   65   Museen zur Stadtgeschichte – das Gedächtnis Lissabons

Bummeln, Shoppen und andere Aktivitäten

   66   Traditionelle Geschäfte – von Kurzwaren, Hüten und Handschuhen

   67   Feira da Ladra – der „Markt der Diebin“

   68   Markthallen & Märkte – von Gemüse bis Kunsthandwerk

   69   Erinnerungen für zu Hause – Souvenirs von Sardinen bis Seife

   70   Linie 28 & Co. – historische Straßenbahnen und Aufzüge

   71   Stadterkundung – von Tuk-Tuk bis Teleférico

   72   Fado II – wo man Lissabons Sehnsuchtsmusik erleben kann

   73   Stierkampf auf Portugiesisch – Touradas, Cavaleiros, Toiros und Forcados

   74   Ozeanarium und Wissenschaftsmuseum – von Haien, einem Mondfisch und vielen Experimenten

   75   Fußball – nicht nur ein Ball und 22 Spieler

   76   Lissabons Trinkwasserversorgung und ihre Geschichte

Essen, Trinken und Ausgehen

   77   Von der Platzwahl bis zum Trinkgeld – kleiner Restaurant-Knigge

   78   Bacalhau – ein Fisch für jeden Tag

   79   Sardinen und andere Köstlichkeiten aus dem Meer

   80   Petiscos – kleine Leckereien zum Naschen

   81   Pastéis de Belém und anderes süßes Gebäck

   82   Bodenständig bis deftig

   83   Essen in besonderem Ambiente

   84   Sterne-Köche & Co.

   85   Küchen der portugiesischsprachigen Welt

   86   Ginjinha – Lissabons traditioneller Kirschlikör und andere „gute Geister“

   87   Wein, Portwein und Moscatel – edle Tropfen aus Trauben

   88   Kaffee und Cafés

   89   Quiosques – Treffpunkte für jedermann

   90   Nachtleben – vom Bairro Alto bis zum Cais do Sodré

   91   Bier – vom klassischen Brauhaus bis zur Mikrobrauerei mit Taproom

Ausflüge

   92   Cacilhas, Almada und die Christus-Statue – Ausflug auf die andere Seite des Tejo

   93   Costa da Caparica – der Strand vor Lissabons Haustür

   94   Estoril – von Königen ohne Thron, europäischem Jetset und anderen Glücksrittern

   95   Cascais I – Seebad mit Tradition

   96   Cascais II – entlang der Küste bis zum Cabo da Roca

   97   Sintra – historisches Zentrum und Königspalast

   98   Sintra Parks und Paläste I – Maurenkastell, Pena-Palast und das Chalet der Gräfin von Edla

   99   Sintra Parks und Paläste II – Quinta da Regaleira und Monserrate

 100  Queluz – das Versailles Portugals

 101  Klosterpalast in Mafra – barocker Monumentalbau

Anhang

Lissabon auf einen Blick

Geschichtlicher Abriss

Besondere Unterkünfte

Lissabon für Kinder

Feiertage, Festivals und Events

Praktische Informationen

Kleiner Knigge

Etwas Portugiesisch für unterwegs

Stichwortverzeichnis

Die Autorinnen

Bildnachweis

Kartenmaterial

Dieses Buch enthält folgende Karten:

Stadtplan Lissabon

Faltkarte zum Herausnehmen (nur in der Printausgabe)

Lissabon Innenstadt

Im vorderen Teil

Lissabon Umgebung

Im vorderen Teil

Metroplan

Im vorderen Teil

Belém

Im hinteren Teil

Cascais

Im hinteren Teil

Sintra

Im hinteren Teil

Die Faltkarte sowie der Innenstadtplan sind mit einem Raster versehen. Auf dieses Raster beziehen sich die Angaben unter dem Punkt „Hinkommen“ in den Infokästen (z. B.: [D4]).

Willkommen in Lissabon

Lissabon macht es Besuchern leicht, sich wohlzufühlen. Erstaunlich entspannt für eine Hauptstadt geht es hier zu. Denn auch wenn im Großraum Lissabon über ein Viertel der Bevölkerung Portugals lebt, sind es im Stadtgebiet selbst nur etwas mehr als eine halbe Million Menschen. Das historische Zentrum ist überschaubar und viele Sehenswürdigkeiten lassen sich gut zu Fuß erreichen. Dabei hat jedes der Altstadtviertel seinen ganz eigenen Charme bewahrt. Lissabon ist zudem reich an Geschichte und Geschichten. Kein Wunder, blickt die Stadt am Tejo doch auf mehr als 3.000 Jahre zurück.

Lissabon vereint viele Gegensätze: Im Westen, am Ufer des Tejo, zeugen im Stadtteil Belém die Bauwerke der Manuelinik vom „Goldenen Zeitalter“, als sich das kleine Portugal aufmachte, die Welt zu erobern. Am anderen Ende der Stadt, ebenfalls am Tejo, erprobt Lissabon mit dem – auf dem Gelände der Expo 98 geschaffenen – Stadtviertel Parque das Nações in zum Teil spektakulärer Architektur das 21. Jh. Zwischen diesen Extremen erstreckt sich die Stadt, mittendrin die Geburtsstätte Lissabons: der Burgberg. Auf ihm thront das Castelo São Jorge über der Alfama und über der Mouraria mit ihren mittelalterlichen Gassenlabyrinthen, über der nach dem Erdbeben 1755 in geradliniger Symmetrie wieder aufgebauten Baixa und über der Avenida da Liberdade, der Prachtstraße des 19. Jh. Der Burg gegenüber liegt auf einem weiteren Hügel das quirlige Ausgehviertel Bairro Alto.

Seit dem Ende der langen Diktatur des Estado Novo 1974 und dem Beitritt Portugals zur Europäischen Gemeinschaft 1986 hat sich das Land stark verändert. Das gilt besonders für die Hauptstadt Lissabon, sie ist moderner geworden. Dennoch gibt es weiterhin auch viel von dem zu entdecken, was Lissabon seit jeher ausmacht: die Hügel mit ihren herrlichen Aussichtspunkten, das riesige Mündungsbecken des Tejo, das Licht, die Stein gewordene Geschichte, die Azulejos, den Fado, die historischen Straßenbahnen. Dazu die Mischung der Kulturen, das maurische Erbe und die Einflüsse aus den ehemaligen Kolonien in Afrika, Indien, China und Brasilien.

„Allein schon das Wissen der Jahrhunderte und die Zeichen der vielen Welten, die Lissabon ausmachen, bieten viele Lesarten an“, schrieb der Schriftsteller José Cardoso Pires im „Lissabonner Logbuch“: „Deshalb hat, wie man so häufig sagen hört, jeder Besucher sein eigenes Lissabon.“

In diesem Buch haben wir für Sie 101 Gründe zusammengetragen, sich in Lissabon zu verlieben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und vor allem beim Entdecken „Ihres Lissabon“ und Ihrer ganz persönlichen Highlights.

Lissabon und Köln, im September 2018

Ein Wochenende in Lissabon

Zum ersten Mal in Lissabon?

Angekommen in Lissabon gilt es erstmal, sich einen Überblick über die hügelige Stadt zu verschaffen, am besten auf einem der vielen Aussichtspunkte (ab S. 96). Alternativ oder im Anschluss kann man, vorbei an der geschichtsträchtigen Kathedrale (S. 48), hoch zur Burg (S. 50) steigen. Ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung des traditionellen Geschäfts- und Einkaufsviertels Baixa (S. 18) ist der Praça do Comércio (S. 14), direkt am Tejo-Ufer. Am Aufzug Santa Justa (S. 80) und an den Ruinen der Carmo-Kirche (S. 28) gibt es Geschichte und Aussicht zu erleben. Mit einer der historischen Straßenbahnen (S. 160) oder zu Fuß geht es weiter durch die Altstadtviertel. Im Stadtteil Belém (S. 38) kann man Portugals Vergangenheit als Seefahrernation nachspüren. Abends geht es in eines der vielen Fado-Lokale (S. 164) oder zum Bar-Hopping (ab S. 202).

Lissabon und die Kunst

Bei Spaziergängen durch die historische Innenstadt lassen sich die kunstvoll gestalteten schwarz-weißen Bürgersteige (S. 122) und die allgegenwärtigen Azulejos (S. 120) bewundern. Streetart und Alternativkultur gibt es in der LX Factory und bei den Underdogs (S. 138). Zu den Klassikern in Sachen Museum (ab 140) gehören die Sammlung der Gulbenkian-Stiftung sowie das Museum für Alte Kunst. Die größte Museumsdichte der Stadt gibt es in Belém. Und das ist nur eine kleine Auswahl der Kunsthäuser der Stadt.

Lissabon entspannt

Neben den vielen Miradouros mit herrlichen Aussichten (ab S. 96) gibt es auch in Parks und auf vielen Plätzen Kiosk-Cafés (S. 200). Hier lässt es sich hervorragend aushalten. Schön ist auch ein Spaziergang entlang des inzwischen wieder zugänglich gemachten Tejo-Ufers (S. 36). Nach Andenken von kurios bis kunstvoll kann man auf dem größten Flohmarkt der Stadt (S. 154) oder auf einem der vielen Kreativmärkte (S. 139 und S. 156) suchen.

Lissabon für Genießer

Wer Süßes mag, der kommt um die berühmten Pastéis de Belém bzw. Pastéis de Nata (S. 184) nicht herum. Ein Glas des typischen Lissabonner Kirschlikörs Ginjinha (S. 194) gehört zum Pflichtprogramm, genauso wie der Besuch eines der traditionellen Cafés (S. 198). Die Restaurants der Stadt bieten von bodenständig bis Sterneküche für jeden Gaumen etwas (ab S. 186). Allerlei Leckeres lässt sich auf und in den Märkten und Markthallen probieren (S. 156). Musikliebhabern sei der Besuch in einem der Fado-Lokale ans Herz gelegt. (S. 124 und S. 164).

Lissabon mit Kindern

Portugiesen lieben Kinder, das macht es Familien einfach in Lissabon. Die historischen Straßenbahnen und Aufzüge (S. 160), die Burg (S. 50) und die nahen Strände in Cascais (ab S. 214) stehen bei Kindern hoch im Kurs. Immer einen Besuch wert sind die Unterwasserwelten im Ozeanarium (S. 168). Für Kinderwagen ist die hügelige Stadt mit ihren Treppengassen und dem holprigen Kopfsteinpflaster allerdings wenig geeignet.

   1   Lissabon – Stadt des Lichts im Umbruch

Sanfte Hügel, fruchtbare Böden, mildes Klima, ein natürliches Hafenbecken und über den ruhigen Tejo eine direkte Verbindung zum stürmischen Atlantik: der ideale Ort, eine Stadt zu gründen. Das wussten schon frühere Generationen zu schätzen, seit über 3.000 Jahren ist die Region Lissabon durchgehend besiedelt. Und noch heute sorgt der Tejo mit seinem Mündungsbecken für das ganz besondere Licht der Stadt. Die riesige Wasserfläche reflektiert das Sonnenlicht und lässt Lissabon strahlen.

Das Flussufer dominierten über viele Jahrzehnte allerdings Militär- und Hafenanlagen. Seit einiger Zeit erobert sich die Stadt einen Teil ihres Flusses zurück. Zwar dient der Abschnitt vor dem Altstadtviertel Alfama inzwischen als Anleger für Kreuzfahrtschiffe und ist damit nicht mehr öffentlich zugänglich, dafür wird aber nach und nach das Ufer ab der Anlegestelle in Richtung Innenstadt bis Belém durch Promenaden erschlossen. Das wissen die Lissabonner ebenso zu schätzen wie die Besucher der Stadt.

Als Hauptstadt des ehemaligen Weltreiches Portugal hat Lissabon über die Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte mit vielen Umbrüchen erlebt. Die radikalste Zäsur war sicherlich das Erdbeben von 1755, in dem fast zwei Drittel der Stadt zerstört wurden. Zu den eher schleichenden Veränderungen gehörte der langsame Verfall der Bausubstanz in den historischen Vierteln. Die über Jahrzehnte existierende Mietpreisbindung (S. 111) und Wirtschaftskrisen erschwerten Investitionen in notwendige Sanierungen. Steigende Touristenzahlen und Investitionserleichterungen haben das geändert und in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Bauboom geführt. Immer mehr der zum Teil baufälligen Gebäude werden kernsaniert und viele in Hotels, Ferienwohnungen und Luxusapartments umgewandelt. So können die schönen historischen Häuser vor dem Verfall gerettet werden. Allerdings bringt diese Entwicklung auch die üblichen Probleme wie steigende Miet- und Immobilienpreise mit sich. Vor allem in den Altstadtvierteln wie Alfama und Mouraria können sich viele der ursprünglichen Bewohner die teuren Mieten nicht mehr leisten. Gentrifizierung ist auch in Lissabon ein Problem.

Alt und Neu – immer mehr Altbauten werden restauriert

Die Stadt erobert ihren Fluss zurück

Die steigenden Besucherzahlen versucht die Stadt zu nutzen, sie hat 2016 eine Touristensteuer auf Übernachtungen eingeführt. Im ersten Jahr brachte die neue Steuer der Stadt rund 13,5 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen. Für 2019 ist eine Erhöhung von einem auf zwei Euro pro Gast und Nacht in der Diskussion. Das Geld fließt in einen Fonds für touristische Stadtentwicklung. Finanziell unterstützt werden sollen damit z. B. der Neubau eines jüdischen Museums und ein Museum der Entdeckungen. Schon profitiert haben Projekte wie der Aufzug samt Aussichtsplattform an der Brücke 25 de Abril (S. 90) und das Programm „Lojas com História“ („Geschäfte mit Geschichte“). Damit sollen einige der wenigen noch existierenden traditionellen Geschäfte in der historischen Innenstadt unterstützt werden. 2018 nahmen gut 80 Geschäfte an dem Projekt teil. Ob das momentane Volumen von 250.000 Euro pro Jahr substantiell dazu beitragen kann, diese zu erhalten, ist fraglich. Aber immerhin hat die Stadt grundsätzlich den Wert der Traditionsgeschäfte für die „Marke Lissabon“ erkannt.

Viele Lissabonner sehen die Entwicklungen der vergangenen Jahre mit gemischten Gefühlen. So erscheint das Preisniveau, z. B. in der Gastronomie, ausländischen Besuchern noch recht günstig, viele Portugiesen können sich die steigenden Preise jedoch nicht mehr leisten – kein Wunder bei einem Mindestlohn von 580 Euro pro Monat (2018). Kritisch gesehen wird auch das sogenannte „goldene Visum“. Als Gegenleistung etwa für Investitionen ab 350.000 Euro in Immobilien gewährt es außereuropäischen Investoren ein Aufenthaltsrecht mit Aussicht auf einen portugiesischen Pass. Zwischen 2012 und 2017 investierten vor allem Chinesen, aber auch Brasilianer und Russen 3,4 Milliarden Euro. Bei den dadurch steigenden Immobilienpreisen können viele Portugiesen nicht mithalten. Kritiker befürchten einen Ausverkauf der Stadt und manch ein Lissabonner beklagt, dass mehr für Touristen getan werde als für die Bevölkerung. Der Gastfreundschaft tut das aber keinen Abbruch, fast überall sind Besucher herzlich willkommen und die „Lisboetas“ sind sehr stolz auf ihre wunderschöne Stadt.

   2   Praça do Comércio – von Königen, Börsenhändlern und Touristen

Imposant öffnet sich der Praça do Comércio, der „Handelsplatz“, demjenigen, der über den Fluss nach Lissabon kommt. Früher stand hier der Königspalast. Er gab dem Platz seinen damaligen Namen Terreiro do Paço, „Platz des Palasts“, der heute auch noch verwendet wird. Sogar die noch relativ neue Metrostation heißt so. Im 16. Jh. legten hier am Cais das Colunas, dem „Säulenkai“, Handelsschiffe und internationale Delegationen an. Er war das neue, prächtige Stadtzentrum Lissabons. Nach dem großen Erdbeben 1755 versuchte man die ehemalige Eleganz wiederherzustellen. Prächtige gelbe Häuser mit Arkadengängen rahmen den Platz von drei Seiten ein. Die wichtigsten Ministerien wurden hier untergebracht. Bereits 1769 gründete der damalige Premierminister Marquês de Pombal (S. 58) hier eine Börse. Der wichtigste Handelsplatz des Landes hatte bis 1994 im Ostturm der Anlage seinen Hauptsitz, daher auch der heutige Name des Platzes.

In der Mitte befindet sich ein Reiterdenkmal für König José I., es wurde anlässlich seines Geburtstags 1775 aufgestellt. Das Pferd trampelt auf Schlangen und besiegt so symbolisch das Erdbeben, der Elefant repräsentiert das portugiesische Weltreich. Auf dem Sockel befindet sich ein Medaillon, auf dem Marquês de Pombal abgebildet ist. Während der Herrschaft von Maria I., einer ausgesprochenen Gegnerin des Ministers, wurde dieses zeitweilig entfernt und erst 1833 wieder angebracht.

An der Nordseite des Platzes erhebt sich der erst 1875 fertiggestellte Triumphbogen Arco daRua Augusta und lädt zum Betreten der Unterstadt ein. Die Statuen ehren Helden der portugiesischen Geschichte: Viriatus, den Anführer der Lusitaner im Kampf gegen die Römer, den großen Seefahrer Vasco da Gama, Marquês de Pombal und Álvares Pereira, der die portugiesische Unabhängigkeit im 14. Jh. gegen die Spanier verteidigte (von links nach rechts). Die Statuen der bärtigen Männer repräsentieren die Flüsse Tejo (links) und Douro. Die allegorische Figurengruppe zeigt Gloria, wie sie Genie und Tapferkeit krönt.

Aussicht vom Triumphbogen

Seit einigen Jahren lässt sich der Triumphbogen auch besichtigen. Ein Aufzug bringt die Besucher in den Uhrensaal. Über eine Wendeltreppe, die so eng ist, dass der Besucherstrom durch eine Ampelanlage geregelt wird, gelangt man auf die Aussichtsplattform. Von hier hat man eine wunderbare Rundumsicht über den Fluss, die schachbrettartig angelegte Unterstadt Baixa sowie den Platz selbst.

Die Stadt bemüht sich seit einiger Zeit, diesen zentralen Platz für Einheimische und Touristen wieder attraktiver zu machen. Nachdem ein Teil der früher hier angesiedelten Ministerien umgezogen ist, hat sich eine ganze Reihe von Cafés und Restaurants mit Außengastronomie angesiedelt, darunter eines mit angeschlossenem Biermuseum. Auch wenn diese Lokale nicht zu den günstigsten gehören, gewinnt der Platz nach Jahren des Umbaus so an Leben. Einige der neuen Locations haben vor allem im Sommer auch schon mal bis spät in die Nacht geöffnet. Eine Dependance der Vermarktungsgesellschaft Vini Portugal (S. 197) bietet die Verkostung portugiesischer Weine an. Das Lisboa Story Centre (S. 149) gibt Einblick in Highlights der Lissabonner Stadtgeschichte. Das Schild „The Sexiest WC on Earth“ weist übrigens auf eine kostenpflichtige öffentliche Toilette hin, die der portugiesische Toilettenpapierhersteller Renova hier mit kleinem Shop eingerichtet hat. Der Platz selbst wird mittlerweile auch wieder für Veranstaltungen und wechselnde Ausstellungen genutzt.

Triumphbogen und Reiterdenkmal

Info

Hinkommen:

Metro Terreiro do Paço (blaue Linie); Straßenbahn 15, 25. [D4]

Information:

Arco da Rua Augusta, tgl. 9–20 Uhr, Eintritt 2,50 €, bis 5 J. frei. Der Eingang befindet sich auf der Seite zur Rua Augusta hin.

Touristeninformation, Lisboa Welcome Center, Praça do Comércio, Tel. 21 031 2810,www.visitlisboa.com, tgl. 9–20 Uhr.

In der Nähe:

 3  und  4  Baixa (S. 16ff.),  25  Câmara Municipal (S. 62),  34  Kirchen in der Baixa (S. 82),  33  Aufzug Santa Justa (S. 80).

   3   Baixa I – das große Erdbeben von 1755 und der Wiederaufbau der Stadt

Die Baixa, Lissabons Unterstadt, erstreckt sich im Tal zwischen dem Burgberg und dem sogenannten siebten Hügel, auf dem das Viertel Chiado liegt. Heute ist sie das traditionelle Einkaufs- und Geschäftsviertel der Stadt mit Straßencafés und Fußgängerzone. Bei einem Spaziergang (S. 18) durch die symmetrisch angelegten Straßen lässt sich der frühere mittelalterliche Charakter des Stadtkerns nicht mehr erahnen. Einst war die Stadt geprägt von dem typischen Wirrwarr aus engen und dunklen Gassen, durch die nur schwerlich eine Kutsche passte. Händler aus aller Herren Länder boten hier Waren aus den Kolonien an. Edelmänner, Handwerker, Sklaven und Bettler tummelten sich in den Straßen. Inmitten des Chaos standen unzählige prunkvolle Klöster, Kirchen und Paläste. All dies wurde beim großen Erdbeben 1755 zerstört.

Der Königspalast am Praça do Comércio vor 1755

Der 1. November 1755 war ein milder Herbsttag. Es war Allerheiligen und die Lissabonner waren auf dem Weg in die Kirchen oder schon in den Messen, als morgens um halb zehn die Erde zu grollen begann. Drei heftige Beben verwandelten die Stadt innerhalb von zehn Minuten in ein Trümmerfeld. Um der bebenden Erde zu entkommen, versuchten viele, sich auf die Boote im Hafen zu retten, was wenig später die nächste Katastrophe auslöste. Das Epizentrum des Bebens lag weit draußen im Meer, rund 200 km vor dem Kap São Vicente, dort zog sich eine riesige Wassermenge zusammen. In Lissabon beobachteten die verschreckten Menschen, wie sich das Wasser des Flusses zum Meer hin zurückzog. Die Schiffe lagen trocken. Plötzlich begann das Wasser jedoch wieder zu steigen und eine riesige Welle, eine Wand aus Wasser, überflutete die ganze Unterstadt bis hoch zum Rossio. Das Seebeben – nach heutigen Maßstäben auf Stärke neun nach der Richterskala geschätzt – war so stark, dass es an der ganzen Atlantikküste von Afrika bis Nordeuropa und Amerika zu spüren war.

Aber am heftigsten traf es Lissabon: Nach dem Beben und der Flutwelle entfachten Kerzen und offene Feuerstellen Brände, die tagelang wüteten. Am Ende sind nach heutigen Schätzungen 10.000 bis 30.000 Menschen in dem Unglück umgekommen. Zwei Drittel der Stadt wurden zerstört. Am schlimmsten sah es in der Unterstadt aus. Die einfachen Häuser waren ebenso betroffen wie die Kirchen und die Prachtbauten am Tejo, die riesige Staatsbibliothek mit ihren unschätzbaren Kostbarkeiten sowie der Königspalast. König José I. weilte außerhalb der Stadt und überlebte die Katastrophe unbeschadet. Aus Angst vor einem neuen Beben betrat er das Zentrum erst Jahre später wieder.

Tipp

Lesetipp:

Titus Müller: Die Jesuitin von Lissabon. Historischer Roman über die Zeit des großen Erdbebens 1755. Erzählt wird vom Machtkampf der Jesuiten. Ihr erbitterter Gegner ist Antero Moreira de Mendonça, ein junger Wissenschaftler und ehemaliger Jesuitenschüler. Aufbau 2011.

Es war Premierminister Marquês de Pombal, der direkt eine Prioritätenliste aufstellte: die Toten begraben und den Lebenden helfen. Mit eiserner Hand organisierte er den Wiederaufbau. Die komplette Innenstadt wurde in nüchterner Symmetrie, einem Schachbrett gleich, organisiert – ein Paradebeispiel der Stadtplanung im 18. Jh. Öffentliche Gebäude, Kirchen und Plätze wurden auf dem Reißbrett entworfen. Einzig der Rossio, der mittelalterliche Hauptplatz, sollte seine ursprünglichen Ausmaße beibehalten. Finanziert wurde der Wiederaufbau mit Spenden, einem Sonderzoll sowie mit Gold und Diamanten aus der damaligen Kolonie Brasilien.

Auch international entwickelte das Erdbeben eine enorme Wirkung. Es stürzte das bestehende Weltbild in eine Krise. Philosophen wie Rousseau und Kant diskutierten das Ereignis. Voltaire fühlte sich durch das Erdbeben veranlasst, seinen Roman „Candide“ zu schreiben. Goethe notierte später in seinen Kindheitserinnerungen: „Am ersten November 1755 ereignete sich das Erdbeben von Lissabon, und verbreitete über die in Frieden und Ruhe schon eingewohnte Welt einen ungeheuren Schrecken.“ Im kollektiven Gedächtnis der Lissabonner stellt der 1. November 1755 eine der wichtigsten Zäsuren dar. Noch heute sortiert sich die Baugeschichte in „vor dem Erdbeben“, „im Erdbeben zerstört“ und „nach dem Erdbeben“.

Wiederaufbau im Schachbrettmuster und in Standardbauweise

   4   Baixa II – Einkaufen und Sightseeing in Lissabons historischer Unterstadt

Die Baixa ist das traditionelle Geschäfts- und Einkaufsviertel der Stadt. Hier haben nicht nur viele Ministerien, Banken und andere große Firmen ihre Sitze, sondern auch viele Geschäfte, darunter einige der traditionsreichsten der Stadt (S. 152). Am südlichen Ende, direkt am Fluss, befindet sich Lissabons größter und prächtigster Platz, der Praça do Comércio (S. 14). Durch den mächtigen Triumphbogen betritt man die Hauptader der Unterstadt, die Fußgängerzone der Rua Augusta mit den für Lissabon so typischen schwarzen und weißen Pflastersteinen, der Calçada Portuguesa (S. 122). Hier gibt es unzählige Cafés und die Dependancen der großen internationalen Modeketten. Es tummeln sich Geschäftsleute und Familien beim Einkauf, daneben Touristen und Straßenkünstler. Mit dem Aufzug Santa Justa (S. 80), der von vielen Teilen der Stadt aus zu sehen ist, steht hier eines der Wahrzeichen Lissabons.

Das nördliche Ende bilden die Plätze Praça da Figueira und Praça Dom Pedro IV (S. 102). Letzterer wird im Volksmund einfach „Rossio“ genannt. Hier lässt sich von den Terrassen einiger traditioneller Cafés (S. 198) das rege Treiben beobachten. Mit zum Stadtbild gehören immer noch die Schuhputzer, die hier die Schuhe ihrer Kunden zum Glänzen bringen. Nebenbei erhält man auch immer die neuesten Nachrichten. Das ehrwürdige Nationaltheater D. Maria II (S. 134) ist hier zu finden und gleich drei traditionsreiche Verkaufsstellen bieten Lissabons typischen Kirschlikör Ginjinha an (S. 194).

In unmittelbarer Nähe erinnert der Palácio da Independência (S. 57) an Portugals Unabhängigkeit von Spanien 1640. Unweit davon befindet sich die geschichtsträchtige Dominikaner-Kirche, auf deren Vorplatz es 1506 zum Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung gekommen war (S. 52). Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint, gibt es noch viele andere Kirchen in der Baixa zu entdecken, geschickt eingefügt in das Schachbrettmuster der Stadt (S. 82). Nach dem großen Erdbeben von 1755 wurden die Straßen zweckmäßig den verschiedenen Handwerkern und Zünften zugesprochen. Ihre Namen haben viele bis heute beibehalten, etwa die Straße der Tuchmacher (Rua dos Fanqueiros), die der Silber- und Goldschmiede (Rua da Prata bzw. Rua do Ouro) oder die der Schuhmacher (Rua dos Sapateiros). Obwohl die strenge Anordnung der Geschäfte mittlerweile aufgeweicht ist, finden sich immer noch einige von ihnen in den ehemaligen Straßen ihrer Zunft.

Rua Augusta – die Fußgängerzone

Jahrzehntelang wurden viele Gebäude der Baixa kaum instand gehalten, viele Wohnungen über den Geschäften standen leer. Mittlerweile aber wird an allen Ecken und Enden renoviert und restauriert. Befördert durch den Tourismusboom der vergangenen Jahre halten in vielen Gebäuden Hotels, Ferienwohnungen und auf Touristen ausgerichtete Geschäfte und Lokale Einzug. Da dabei auf größere Bausünden verzichtet wurde, bleibt der architektonisch eigene Charakter des Viertels aber erhalten und die Baixa ist nach wie vor der zentrale Ausgangspunkt für die Erkundung der Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Der Praça da Figueira

Info

Hinkommen:Metro Terreiro do Paço (blaue Linie), Baixa/Chiado (blaue und grüne Linie), Rossio (grüne Linie); Straßenbahn 15, 25, 28; Zug Bahnhof Rossio. [D3–4]

Einkaufen: Traditionelle Geschäfte (S. 152), Tipps für Souvenir-Jäger (S. 158), Wein und Spirituosen (S. 196).

Essen & Trinken:

Süßes gibt es im A Casa Brasileira (S. 185). Schöne Cafés sind Nicola und Confeitaria Nacional (S. 198). Erfrischungen gibt es im Kiosk-Café am Rathaus (S. 201). Leckerer Bacalhau lässt sich im João do Grão und im O Bacalhoeiro/A Licorista (S. 179) speisen. Kirschlikör bieten gleich mehrere Verkaufsstellen (S. 194). Eine Weinprobe lässt sich im Vini Portugal (S. 197) machen.

In der Nähe: 2  Praça do Comércio (S. 14),  3  und  4  Baixa (S. 16ff.),  13  Entlang des Tejo (S. 36),  16  Römische Spuren (S. 44),  20  Igreja São Domingos (S. 52),  22  Praça dos Restauradores (S. 56),  25  Câmara Municipal (S. 62),  33  Aufzug Santa Justa (S. 80),  34  Kirchen (S. 82),  43  Rossio (S. 102).

   5   Lissabon von oben – Aussichtspunkte-Hopping

„Sete colinas são teu colo de cetim“ („Sieben Hügel sind dein Samtschoß“), heißt es in einem Fado von Ercília Costa. Tatsächlich sind es heute weitaus mehr als sieben Hügel, aber die typische Topografie Lissabons sorgt dafür, dass sich immer wieder schöne und überraschende Ausblicke über Stadt und Fluss ergeben.

Der Legende nach sind die sieben Hügel der Stadt durch die Göttin Ofiúsa entstanden. Halb Mensch, halb Schlange verliebte sie sich unsterblich in den großen Seefahrer Odysseus und wollte ihn für immer an sich binden. Dieser hatte jedoch anderes vor und floh eines Nachts auf dem Seeweg. Ofiúsa, aus dem Schlaf erwacht, wollte das auslaufende Schiff einholen und schlängelte sich wutentbrannt gen Tejo. Als sie jedoch das Wasser berührte, erstarrte sie zu Stein und schuf damit die sieben Hügel der Stadt. Ganz nebenbei wurde so die Legende von Odysseus als Gründer der Stadt Lissabon geboren (S. 133).

Erstmals aufgezählt wurden die sieben Hügel Lissabons 1620 im „Livro das grandezas de Lisboa“ („Buch der Sehenswürdigkeiten Lissabons“) von Frei Nicolau de Oliveira: São Vicente, Santo André (Graça), Castelo, Santana (heute Mártires da Pátria), São Roque (Bairro Alto), Chagas (Largo do Carmo) und Santa Catarina. In den 1920er-Jahren griff eine Tourismusagentur das Motiv in einem Slogan wieder auf. Und noch heute heißen Tickets der Lissabonner Verkehrsbetriebe „Sete Colinas“ – „Sieben Hügel“.

Besonders schöne Aussichten über Lissabon und den Fluss bieten die Miradouros (ab S. 96). Von diesen Aussichtspunkten gibt es über die Hügel der Stadt verteilt so viele, dass man kaum sagen kann, welcher der schönste ist. Muss man auch nicht, denn es macht besonders viel Spaß, bei der Erkundung der einzelnen Stadtviertel Aussichtspunkte-Hopping zu betreiben. Für das leibliche Wohl sorgen an den meisten Miradouros nette Kiosk-Cafés. Neuzugang in Sachen ungewöhnliche Aussicht ist der 2017 eröffnete Panorama-Aufzug „Pilar 7“ an der Brücke 25 de Abril (S. 90).

„Pilar 7“ – Panorama-Aufzug an der Brücke 25 de Abril

Die Alfama bei Nacht

Neben den klassischen Aussichtspunkten gibt es natürlich noch jede Menge Bars und Restaurants, die mit einer Dachterrasse (S. 100) samt herrlicher Aussicht aufwarten, darunter viele Hotels der gehobenen Klasse. Das oft schickere Ambiente schlägt sich mancherorts deutlich in den Preisen nieder, aber es muss ja nicht direkt das komplette Abendmenü sein – die Aussicht lässt sich vielerorts auch bei einer Stippvisite mit Kaffee oder einem Glas Wein genießen.

Wer sich einen Überblick über die gesamte Stadt verschaffen möchte, dem sei der Miradouro da Nossa Senhora do Monte empfohlen, einer der höchsten Aussichtspunkte der Stadt, oder alternativ die Sky Bar mit ihrem spektakulären Panorama.

Tipp

Bei einer Fährfahrt über den Tejo (S. 208) kann man Lissabon dann noch mal aus einer ganz anderen Perspektive entdecken. Herrliche Ausblicke gibt es also reichlich.

Für eine besonders schöne Sicht auf den Fluss eignen sich die Miradouros Santa Luzia, Portas do Sol oder Santa Catarina. Von letzterem und auch vom Aussichtspunkt der Graça oder dem Café-Restaurant Zambeze aus kann man herrlich den Sonnenuntergang bei einem Drink genießen. Einen schönen Blick über die Baixa, die Lissabonner Unterstadt, bieten zum Beispiel das Less im obersten Stockwerk des Kaufhauses Pollux, die Bar Entretanto und die Terraços do Carmo. Wer die Aussicht lieber in Ruhe, etwas abseits der Touristenströme genießen möchte, dem seien der Miradouro do Torel oder der Miradouro do Largo das Necessidades empfohlen. Zudem bieten auch einige Sehenswürdigkeiten eine gute Möglichkeit, neben dem Kulturerlebnis zusätzlich einen schönen Blick über Stadt und Fluss zu erhaschen, so die Burg S. 50, der historische Aufzug Santa Justa (S. 80) oder der Triumphbogen am Praça do Comércio (S. 14). Im Stadtteil Belém lässt es sich besonders schön vom Museum MAAT (S. 145), dem Kulturzentrum CCB (S. 142) oder dem Denkmal der Entdeckungen (S. 76) auf den Tejo blicken.

   6   Sé und Castelo – rund um Lissabons ersten Hügel

Den Burgberg könnte man als den ersten Hügel Lissabons bezeichnen, denn hier entstanden die ersten Ansiedlungen schon zur Zeit der Phönizier. Erst unter maurischer Herrschaft aber wurde im 8. Jh. das Castelo São Jorge gebaut. Nach der Reconquista („Rückeroberung“) 1147 wurde es von den christlichen Herrschern vergrößert. In und um die Burg spielte sich das mittelalterliche Leben ab. Im 14. Jh. wurde der ehemals maurische Schutzring erweitert. Die Cerca Fernandina (S. 46) schloss nun außer der Alfama auch die heutige Mouraria sowie Teile der Unterstadt mit ein. Südlich der Burg fällt der Hang sanft zum Fluss hin ab, er stellte schon unter römischer Herrschaft die wichtigste Verbindung zum Hafen dar. Ab dem 16. Jh. verlor der Burgberg an Bedeutung, der König bezog seinen neuen Palast in der Baixa, der Adel tat es ihm gleich. Die mittelalterlichen Strukturen im Burgviertel wurden vom großen Erdbeben kaum in Mitleidenschaft gezogen und sind bis heute erhalten geblieben.

Südlich der Burg liegt die Sé, die Kathedrale Lissabons (S. 48). Mit ihren wuchtigen Mauern ist sie das älteste heute noch erhaltene Bauwerk der Stadt. Sie ist ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch das Viertel. In unmittelbarer Nähe gedenken eine kleine Barockkirche und ein Museum Santo António, dem Volksheiligen Lissabons (S. 126).

Den Schienen der historischen Straßenbahnlinie 28 folgend, passiert man die Ruinen eines römischen Theaters samt Museum (S. 44) sowie zwei ehemalige Gefängnisse. Im Aljube-Gefängnis ist heute ein Museum untergebracht, das unter anderem die Geschichte des Widerstands und der politischen Gefangenen während der Salazar-Zeit dokumentiert (S. 69). Im ehemaligen Gefängnis O Limoeiro befindet sich heute sinnigerweise ein Ableger der juristischen Fakultät der Uni Lissabon. Im späten 18. Jh. saß hier z. B. der Dichter Bocage drei Jahre lang ein. Er war in Ungnade gefallen, weil er auf satirische Weise die sozialen Verhältnisse sowie den Despotismus der Herrschenden anprangerte. Neben dem ehemaligen Gefängnis ist ein uraltes Exemplar eines Ombubaums mit seinem typischen riesigen Wurzelwerk zu bewundern.

Der Burghügel

Auf halbem Weg zur Burg lässt sich eine Verschnaufpause am schönen Aussichtspunkt Miradouro de Santa Luzia einlegen (S. 98).

Den Schildern folgend geht es dann durch die Gassen des Viertels hoch zur Burg (S. 50).

Über die Rua da Costa do Castelo, den ehemaligen Burggraben, gelangt man zurück in Richtung Unterstadt. Auf halber Höhe befindet sich neben einer steilen Treppengasse der Zugang zum Elevador do Castelo, der hinunter in die Baixa führt. Wer den Aufstieg zu Fuß scheut, kann die Route des Spaziergangs einfach umdrehen und hier beginnen.

Immer den Berg hinauf geht es zur Burg

Info

Hinkommen: Mit der Straßenbahn 28 oder zu Fuß, Abkürzung über den Elevador do Castelo (S. 80) oder über das Rolltreppensystem in der Mouraria. Ausgangspunkt dort sind die Escadinhas da Saúde in der Nähe des Praça Martim Moniz (S. 110). [D3–4]

Einkaufen:

Fabula Urbis, Rua de Augusto Rosa 27, Do–Sa 11–13.30 und 15–20 Uhr. Kleiner, gut sortierter Buchladen.

A Arte da Terra, Rua de Augusto Rosa 40,www.aartedaterra.pt. Souvenirladen in den ehemaligen Stallungen des früheren Bischofspalasts. Eindrucksvolle Gewölbedecke, die einstigen Futtertröge dienen Kunsthandwerkern als Auslage.

Essen & Trinken:

Im Restaurante Zambeze (S. 100) mit sehr schöner Terrasse und toller Aussicht. Leckere Gerichte aus Goa gibt es im Arco do Castelo (S. 193).

Chapitô, Rua Costa do Castelo 7,www.chapito.org. Das Chapitô, entstanden aus der Kantine der gleichnamigen Zirkusschule, ist seit Jahrzehnten eine Institution in Lissabon. Bar, Restaurant und Terrasse mit schöner Aussicht. Regelmäßige Aufführungen der Zirkusschule.

Claras em Castelo, Rua Bartolomeu de Gusmão 31, Tel. 21 8853071, tgl. außer mittwochs, Küche schließt gegen 21.30 Uhr. Netter, kleiner Familienbetrieb, tgl. wechselnde Tagesgerichte, direkt bei der Burg.

In der Nähe:

 18  Kathedrale (S. 48),  19  Castelo São Jorge (S. 50),  7  Alfama (S. 24),  8  Mouraria (S. 26).

   7   Alfama – die alte Seele der Stadt

Nahezu unbehelligt von städteplanerischen Veränderungen besteht die Struktur dieses ältesten noch erhaltenen Stadtviertels. Bereits im 8. Jh. wurde das Gebiet am Fuß der Burg von den Mauren besiedelt. Später residierten hier die Adeligen der Stadt. Aus der maurischen Zeit hat das Viertel seinen Namen, vermutlich ist er aus dem arabischen Wort al-hama abgeleitet, was „heiße Quellen“ bedeutet. Ab dem 16. Jh. verlor der Stadtteil an Bedeutung und Glanz. Handwerker, Fischer und Seeleute bevölkerten die Alfama, nachdem die Adeligen in neuere Stadtviertel weiter westlich gezogen waren. Das verheerende Erdbeben von 1755 richtete in der Alfama nur wenig Zerstörung an.

Im 19. Jh. galt die Alfama mit ihren dunklen Gassen und zwielichtigen Tavernen als gefährliches und armes Viertel. In diesem Milieu entstand der Fado, der bis heute die gute, alte und schöne Alfama besingt.

Viele Jahre blieb der Stadtteil seinem Schicksal überlassen. Wer es sich leisten konnte, zog in modernere Wohnviertel. Es blieben vor allem sozial schwächere Familien und ältere Leute in den oft kleinen, feuchten und dunklen Wohnungen. Trotzdem hatten die Bewohner ein besonderes Verhältnis zu ihrem Viertel, wohnten doch die meisten Familien schon seit Generationen hier.

In den vergangenen Jahren hat sich die Alfama radikal verändert. Nach dem Ende der Mietpreisbindung (S. 111) wurden viele der oft heruntergekommenen Gebäude restauriert und in schicke Apartments, Hotels oder Ferienwohnungen umgewandelt. Waren auf Touristen ausgerichtete Geschäfte und Restaurants lange Zeit nur Beiwerk, bestimmen sie heute viele Gassen im Viertel. Der nahe Anleger für Kreuzfahrtschiffe tut sein Übriges. Viele Anwohner können sich die heutigen Mieten nicht mehr leisten. Trotzdem versprühen die engen Gassen und Treppchen, das Flattern der Wäsche an den Minibalkonen, das Leben auf den Straßen noch viel Charme.

Gasse in der Alfama

Im Nordosten markieren die mächtig über dem Viertel thronende Igreja São Vicente de Fora und das Nationalpantheon (S. 84) sowie die wuselige Feira da Ladra (S. 154) den Anfang des Viertels, im Südwesten die Kathedrale (S. 48) und die Casa dos Bicos (S. 128). Folgt man von dort der Verlängerung der Rua da Alfândega, gelangt man zum ältesten Brunnen Lissabons, dem Chafariz d´El Rei . Im 13. Jh. gebaut, versorgte er als Hauptwasserquelle auch die Schiffe im Hafen. In unmittelbarer Nähe sind heute noch letzte Überreste der Judiaria Pequena zu finden. Die Judiaria in der Alfama war das kleinste von einst drei Judenvierteln in Lissabon (S. 52).

Einer der zentralen Punkt der Alfama ist der Largo do Chafariz de Dentro. Abends verwandelt sich der Platz in eine Ausgehmeile für Fado-Fans, hier befindet sich auch das Fado-Museum (S. 125). Der Brunnen, nach dem der Platz benannt ist, lag innerhalb der Stadtmauern, daher „de Dentro“ („drinnen“). Gleich nebenan, im Beco do Mexias, ist eines der verbliebenen öffentlichen Waschhäuser der Alfama zu finden. Vom Platz aus sieht man den Turm der Igreja Santo Estêvão. Im Erdbeben 1755 wurde einer der beiden Kirchtürme zerstört und bis heute nicht wieder aufgebaut. Das Innere der Kirche ist reich verziert mit den typischen vergoldeten Holzschnitzereien des portugiesischen Barock, der sogenannten Talha Dourada. Ein Stück weiter die Gassen hinauf gelangt man, vorbei an Resten der maurischen Stadtmauer (S. 46), zum Largo das Portas do Sol. Von der großen Aussichtsplattform hat man einen wunderbaren Blick über die Alfama und den Tejo. Das Castelo São Jorge befindet sich in unmittelbarer Nähe. Die berühmte Straßenbahnlinie Nr. 28 rumpelt und quietscht die kurvigen Straßen den Hügel hinauf.

Öffentliches Waschhaus

Info

Hinkommen: Metro Terreiro do Paço oder Santa Apolónia (blaue Linie); Straßenbahn 12, 28. [E3–4]

Essen & Trinken:

Am Chafariz de Dentro finden sich mehrere Lokale mit Außengastronomie. Leckeres vom Holzkohlegrill gibt es im Pateo 13 (S. 181), gute Petiscos und leckere Bacalhau-Gerichte im Vila Flor (S. 179). An der Aussichtsplattform Portas do Sol versorgt ein Kiosk Durstige.

Ausgehen: Für Tipps zum Thema Fado s. S. 124 und 164.

In der Nähe: 53  Museu do Fado (S. 124),  6  Sé und Castelo (S. 22),  8  Graça und Mouraria (S. 26),  35  Igreja São Vicente und Nationalpantheon (S. 84),  67  Feira da Ladra (S. 154).

   8   Graça und Mouraria – Arbeiterviertel und ethnischer Schmelztiegel

Graça und Mouraria sind zwei Altstadtviertel, die nicht mit vielen großen Sehenswürdigkeiten aufwarten, sich aber beide für schöne Spaziergänge anbieten. Bevor das Viertel Graça  8a  entstand, zierten den Hügel nördlich der Alfama riesige Olivenhaine. Im 12. Jh. schlug Afonso Henriques bei der Rückeroberung Lissabons hier sein Militärlager auf. Knapp ein Jahrhundert später entstand an gleicher Stelle das religiöse Zentrum des Augustinerordens. Die weiße Igreja da Graça samt Klosteranlage ist bis heute von vielen Punkten der Stadt aus zu sehen.

Die Igreja da Graça ist von vielen Punkten der Stadt aus zu sehen

Direkt vor der Kirche befindet sich einer der schönsten Aussichtspunkte Lissabons, der Miradouro da Graça (S. 98). 2016 begann die Stadtverwaltung mit dem Bau eines Aufzugs, der hier künftig eine Abkürzung zum tiefer gelegenen Mouraria-Viertel schaffen und in den neu angelegten Jardim da Cerca da Graça führen soll.

Mit der aufkommenden Industrialisierung Ende des 19. Jh. wuchs das Viertel um die Kirche herum. Es entstanden die sogenannten Vilas Operárias (S. 60), die typischen Arbeitersiedlungen, von denen hier noch einige erhalten sind. In dem Viertel leben auch heute noch viele Arbeiter und Angestellte. Entlang den Straßenbahnschienen der Linie 28 den Berg hinauf, gelangt man zu einem weiteren sehr schönen Aussichtspunkt, dem Miradouro de Nossa Senhora do Monte (S. 99). Auf einem der höchsten Hügel Lissabons hat man hier eine fantastische Sicht über die ganze Stadt.

Über die wohl steilste Treppe von Lissabon, die Calçada do Monte, geht es hinab durch das Gassengewirr der Mouraria  8b , das alte Maurenviertel. Nach der Rückeroberung wurde die maurische Bevölkerung hierher zwangsumgesiedelt. Ab dem 16. Jh. nutzten Klerus und Adel die privilegierte Lage am Burgberg zum Bau von Palästen, von denen die meisten dem Erdbeben von 1755 zum Opfer gefallen sind.

Am Largo da Severa wird der ersten Ikone des Fado gedacht. Hier lebte die 1820 geborene Sängerin Maria Severa Onofriana. Ihr nicht standesgemäßes amouröses Verhältnis zu einem Grafen und ihr früher Tod – sie starb mit nur 26 Jahren an Tuberkulose – machten sie zur tragischen Heldin. Noch heute tragen viele Fado-Sängerinnen im Gedenken an sie ein schwarzes Schultertuch.

Vor allem rund um den PraçaMartim Moniz (S. 110) haben sich in den letzten Jahrzehnten viele Einwanderer aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika und aus China sowie Indien niedergelassen. Viele Häuser waren und sind heruntergekommen, manche Gassen gehören noch heute nicht zu den sichersten.

Gasse in der Mouraria

Seit 2010 investiert die Stadt vermehrt in das Viertel. Vor allem in den nahe der Baixa gelegenen Teilen der Mouraria haben in den vergangenen Jahren kleine Geschäfte und Ateliers eröffnet, Kulturinitiativen der Anwohner beleben das Viertel. Aktuell herrscht auf den Straßen eine bunte Mischung aus Alteingesessenen, Zugezogenen und Touristen. Da immer mehr Häuser in Ferienwohnungen umgewandelt werden, scheint die Mouraria nach der Alfama das nächste Altstadtviertel zu sein, das stark vom Tourismus geprägt sein wird.

Info

Graça:

Hinkommen: Straßenbahn 28. [D–E3]

Einkaufen:Garbags, Taschen und Accessoires aus Recyceltem (S. 159).

Essen & Trinken:Kiosk-Café direkt am Miradouro (S. 98), mit Fado-Untermalung (Sa/So) in der Tasca do Jaime (S. 165).

Mouraria:

Hinkommen: Metro Martim Moniz (grüne Linie), Straßenbahn 12, 28. [D3]

Einkaufen: Entlang der Rua do Regador, des Beco da Farinha und am Largo dos Trigueiros gibt es einige kleine Souvenirgeschäfte, Galerien und Ateliers, z. B. das der Fotokünstlerin Camilla Watson (S. 159).

Essen & Trinken:

Cantinho do Aziz, afrikanische Küche (S. 193).

O Corvo, Largo dos Trigueiros 15 A/B. Café-Restaurant an einem sehr hübschen Plätzchen.

Mouradia, Beco do Rosendo 8,www. renovaramouraria.pt