101 Stockholm - Geheimtipps und Top-Ziele - Ulrich Quack - E-Book

101 Stockholm - Geheimtipps und Top-Ziele E-Book

Ulrich Quack

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Beschreibung

Eine "Stadt, die auf dem Wasser schwimmt": Bereits Nils Holgerson bemerkt beim Überfliegen der schwedischen Metropole ihre Besonderheit. Denn wie ein amphibisches Wesen präsentiert sich Stockholm inmitten von Buchten, Inseln, Schären, Brücken und Booten – hier, wo der östliche Ausläufer des Mälarsees und die Ostsee zusammentreffen. Prächtige Adelspaläste und reiche Patrizierhäuser zeugen von den Goldenen Zeiten im 17.-18. Jahrhundert. Architekturfreunde können sich u. a. auf eine geschichtsträchtige und lebendige Altstadt mit farbenfrohen Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen und dem alles überragenden Königlichen Schloss freuen. Die Lage der Stadt, die sich über 14 Inseln erstreckt, macht ihren charakteristischen Reiz aus – was Beinamen wie "die Schöne am Wasser" oder "Venedig des Nordens" erahnen lassen. Der Schweden-Experte Ulrich Quack stellt in 101 doppelseitigen und reich bebilderten Porträts die vielen Facetten Stockholms vor. In einem Extra-Stadtplan sind die beschriebenen Punkte verzeichnet und erleichtern die Planung der persönlichen Tour durch Schwedens Hauptstadt. Darüber hinaus gibt es Programmvorschläge für Aufenthalte von einem Wochenende bis zu zwei Wochen. Themen: Stadtviertel und Spaziergänge; Kunst und Kultur; Architektur; Stockholm von oben – Ausblicke und Perspektiven; Aktivitäten; Stockholm im Fahren erleben; Stockholm und sein Schärengarten; Ausflüge; Pippi Langstrumpf & Co. – Stockholm für Kinder; Grünes Stockholm; Zimmer mit Aussicht; Shopping; Kulinarisches Stockholm

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IWANOWSKI’S101

101 STOCKHOLM– TOP-ZIELE

Der Besuch der Altstadt ist ein Muss! Wer sich nicht tagsüber mit dem touristischen Strom durch die schmalen Gassen treiben lässt oder abends die besondere Atmosphäre Gamla Stans erlebt, der kennt Stockholm nicht, S. 12.Nicht umsonst zählt die Vasa zu den größten Touristenattraktionen Skandinaviens. Am besten besucht man das einzigartige Kriegsschiff am späten Nachmittag, wenn die meisten Reisegruppen das Museum schon verlassen haben, S. 60.Eine der schönsten Fahrradtouren führt durch Djurgården. Ab dem Botschaftsviertel und der Museumsmeile am Djurgårdskanal entlang, dann kreuz und quer über die Tiergarten-Insel mit vielen kulturellen Highlights und wunderbaren gastronomischen Angeboten, S. 124, 176.Auch wenn das eigentliche Schloss von Haga nie gebaut wurde: Das Gesamtensemble mit Park, Gewässern, kleinen Tempeln, Pavillons, den Kupferzelten und anderen Attraktionen stellt eine beeindruckende Verbindung von Landschaft, Architektur, Kultur und Sportmöglichkeiten dar, S. 128.Das Kindermuseum Junibacken ist ein märchenhafter Abenteuerspielplatz, auf dem Astrid Lindgrens Bücher zum Leben erwachen – Pippi Langstrumpf darf da natürlich nicht fehlen, S. 164.An einem schönen Sommerabend in dem lebhaften Biergarten Mosebacke zu sitzen, die Aussicht auf Gamla Stan zu bewundern und den Sonnenuntergang zu genießen – es gibt keine angenehmere Art, einen interessanten Tag abzuschließen, S. 53, 212.Einen Ausflug in die Schären, eine amphibische Wunderwelt aus Tausenden Inselchen, kann man mit dem Boot oder mit dem Auto unternehmen. Ein Highlight ist das Festungsstädtchen Vaxholm, ab S. 152.

Ulrich Quack

101 Stockholm

Geheimtipps und Top-Ziele

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101 Stockholm – Geheimtipps und Top-Ziele2. Auflage 2019

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbHSalm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 DormagenTelefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]

Titelfoto: Mauritius Images / Axiom PhotographicAlle anderen Farbabbildungen: siehe Bildnachweis Seite 250Layout: Ulrike Jans, KrummhörnKarten: Klaus-Peter Lawall, UnterensingenTitelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.deRedaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung:Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen (sog. „Links“) damit verbunden sind.

ISBN epub: 978-3-86457-352-1ISBN Mobipocket: 978-3-86457-353-8ISBN pdf: 978-3-86457-354-5

Inhalt

Einleitung

Die Stadt, die auf dem Wasser schwimmt

Stockholm entdecken

Tourenvorschläge

Stadtviertel und Spaziergänge

     1   Gamla Stan I: rund um das Königliche Schloss

     2   Gamla Stan II: vom Stortorget durch das deutsche Quartier zum Järntorget

     3   Gamla Stan III: zwischen Järntorget und Riddarhuset

     4   Riddarholmen: Nationalheiligtum, berühmte Yacht und märchenhafter Blick

     5   Helgeandsholmen: Hier wird Schweden regiert

     6   Norrmalm I: rund um den Gustav Adolfs torg

     7   Norrmalm II: modern, hektisch und mobil – die Bahnhofsgegend

     8   Norrmalm III: auf der Drottninggatan zum Hötorget

     9   Norrmalm IV: entlang dem Sveavägen

   10  Spurensuche vor der Tunnelgatan: der Mord an Olof Palme

   11  Blasieholmen: auf drei Seiten von Wasser umgeben

   12  Zwischen Norrmalm und Östermalm: rund um den Berzelii Park

   13  Skeppsholmen und Kastellholmen: Museen, Militär und Maritimes

   14  Östermalm I: Jugendstil-Theater und Hotspot – vom Nybroplan zum Stureplan

   15  Östermalm II: zwischen Östermalmstorg und Strandvägen

   16  Östermalm III: Prachtstraße der Belle Époque – auf dem Strandvägen zum Nordischen Museum

   17  Östermalm IV: Diplomatenstadt und Museumsmeile

   18  Kungsholmen: zwölf Brücken, viel Grün und Wohnen am Wasser

   19  Södermalm I: vom Armenhaus zum Szeneviertel

   20  Södermalm II: rund um den Medborgarplatsen

   21  Södermalm III: durchs pittoreske Katharinenviertel

   22  Vasastaden: großzügige Neustadt nach Wiener Vorbild

   23  Nacka: wo sich Stadt und Schären treffen

Kunst und Kultur

   24  Vom Wrack zur Weltsensation: die Vasa

   25  Große Kunst im Doppelpack: Nationalmuseet & Moderna Museet

   26  Der malende Prinz und sein „Schloss“ Waldemarsudde

   27  Erinnerungen an Alfred Nobel

   28  Storkyrkan: die Domkirche und ihre Kunstschätze

   29  Svea, Wikinger und jede Menge Gold: das Historische Museum

   30  Jüdisches Leben in Stockholm: Große Synagoge und Jüdisches Museum

   31  Skansen: das erste Freilichtmuseum der Welt

   32  Carl Milles’ Skulpturenpark auf Lidingö

   33  ABBA! Das Museum

   34  Tatort Stockholm

Hoch, höher, am höchsten: Orte mit Aussicht

   35  Stockholms Balkon: die Fjällgatan

   36  Nicht nur für Verliebte: Panoramaweg Monteliusvägen

   37  Zwei markante Türme: Stadshustornet und Kaknästornet

   38  „SkyView“ von der Riesenkugel des Ericsson Globe

   39  Wie Karlsson vom Dach: „rooftop tour“ über die Stockholmer Giebel

   40  Aus der Nils-Holgersson-Perspektive: Hot Air Ballooning

Architektur

   41  Royales Stockholm: das Königliche Schloss

   42  Wo der Adel thront: das Ritterhaus (Riddarhuset)

   43  Die Riddarholmskirche: vom Kloster zur königlichen Grabkirche

   44  Ulriksdal: Schloss mit Orangerie, Kapelle und Rokokotheater

   45  Die großen Boulevards: Valhallavägen, Karlavägen und Narvavägen

   46  Burg oder Sportarena? Das Olympiastadion

   47  Stockholms Wahrzeichen: das Stadshuset

   48  Stockholms Broadway: Kungsgatan

   49  Ein Waldfriedhof als UNESCO-Weltkulturerbe

   50  Modernisierungswahn der 1950–60er: Sergels torg und HötorgsCity

   51  Die „Arena-Stadt“: Sport, Wirtschaft und Kommerz in Solna

   52  Verkehrsknoten Slussen: Umbau eines Prestigeobjekts

Grünes Stockholm

   53  Djurgården: eine Welt für sich

   54  Royale Erholung mitten im Zentrum: der Kungsträdgården

   55  Der Hagapark: das Projekt des Theaterkönigs

   56  Gefängnisinsel mit Freizeitwert: Långholmen

   57  Grüne Oase mit Kultur: der Humlegården

   58  Ein Nationalpark in der Stadt? In Stockholm geht das!

   59  Vita bergen: der grüne „Weiße Berg“

   60  Noch mehr Grün: Tantolunden, Observatorielunden und Tyresta-Nationalpark

Stockholm im Fahren erleben

   61  Die „längste Galerie der Welt“: mit der Tunnelbanan unterwegs

   62  Kreuz und quer mit der Personenfähre oder dem Wasserbus

   63  Auf Süß- und Salzwasser: Boot-Sightseeing

   64  Rauf und Runter: mit dem Bus zu Wasser und zu Land

Stockholm und sein Schärengarten

   65  Schärengarten und Schärenboote

   66  Schärenerlebnis vor der Haustür: Fjäderholmarna

   67  Drei der inneren Schären: Grinda, Djurö und Ängsö

   68  Drei der äußeren Schären: Möja, Sandhamn und Utö

   69  Eine Schärenrundfahrt mit dem Auto

Pippi Langstrumpf & Co.: Stockholm für Kinder

   70  Junibacken: Astrid Lindgrens Märchenwelt

   71  Gröna Lund: Schwedens ältester Vergnügungspark

   72  Naturgeschichte und Experimente: Museen (nicht nur) für Kinder

   73  Stockholmer Badevergnügen

Aktivitäten

   74  Auf Mälarsee und Ostsee: ein Kanu-Eldorado

   75  Auf zwei Rädern durch Stockholm – mit dem Fahrrad oder der Vespa

   76  Angeln, Schlittschuhlaufen und Skifahren

   77  Wellnessoasen im Jugendstil

Zimmer mit Aussicht

   78  Schiff ahoi: aber ohne Seekrankheit!

   79  Hinter Schwedischen Gardinen oder lieber im Jumbo-Cockpit?

   80  Die erste Adresse: Grand Hôtel Stockholm

Shoppen und Ausgehen

   81  Stockholmer Nachtleben

   82  Kaufhäuser mit Tradition: NK & Åhléns

   83  Swedish Design

   84  Shoppinggalerien in der City

   85  Hipper Shopping-Distrikt: SoFo

Essen & Trinken: kulinarisches Stockholm

   86  Eine der schönsten Markthallen weltweit: Östermalms Saluhall

   87  Typisch Schwedisch: Smörgåsbord, Fika, Kräftskiva

   88  Die Crème de la Crème: Stockholms Zwei- und Drei-Sterne-Köche

   89  Weitere Sterne und Haute Cuisine

   90  

Die Stadt, die auf dem Wasser schwimmt

Als der kleine Nils Holgersson in Selma Lagerlöfs wunderbarer Geschichte auf dem Rücken einer Graugans über Schweden fliegt und zum ersten Mal die Hauptstadt erblickt, erscheint ihm diese als „Stadt, die auf dem Wasser schwimmt“. Tatsächlich ist die Durchdringung von Land und Wasser an der Stelle, wo der östliche Ausläufer des Mälarsees und die Ostsee zusammentreffen, charakteristisch für Stockholm: Buchten, Inseln, Schären, Brücken, Fähren und Boote – dem Besucher präsentiert sich die Stadt wie ein amphibisches Wesen.

Mitte des 13. Jh. gegründet, erbte Stockholm die Rolle der Hauptstadt von Uppsala. Vor allem im 17.–18. Jh., als Schweden zur Großmacht im Ostseeraum aufgestiegen war, erlebte die Stadt ihr Goldenes Zeitalter. Davon zeugen noch heute prächtige Adelspaläste, nicht weniger als zehn Königliche Schlösser und reiche Patrizierbauten.

Trotzdem war Stockholm noch zu Beginn der 1850er-Jahre im internationalen Vergleich eine rückständige Stadt mit schlimmen hygienischen Verhältnissen, ohne Straßenbeleuchtung und Kanalisation. Dann führte die Industrialisierung zu einer Verdoppelung der Einwohnerzahl, Mietskasernen ersetzten die kleinstädtische Bauweise, und der Generalplan von 1866 sorgte nördlich des historischen Kerns für eine Straßenführung nach Pariser bzw. Wiener Vorbild.

Die Attraktivität Stockholms für den heutigen Besucher verdeutlichen Beinamen wie „die Schöne am Wasser“ oder „Venedig des Nordens“. Es ist die topografische Lage, die der Stadt auf 14 Inseln ihren besonderen Reiz verleiht. Ein Drittel der Fläche ist Wasser, sauberes Wasser: Am Fuße des königlichen Schlosses kann man Lachse angeln und unweit des Zentrums sogar baden. Ein weiteres Drittel nehmen die Parks und Grünanlagen ein. Stockholms Einbindung in eine faszinierende Naturlandschaft unterstreicht die Zahl von 33 Naturreservaten allein im inneren Stadtbereich, darunter der 1995 geschaffene erste Nationalstadtpark der Welt, der Ekopark. Das Herz- und Prunkstück ist die geschichtsträchtige, lebendige Altstadt mit ihren meist ockergelben Gebäuden aus verschiedensten Zeiten und dem alles überragenden Königlichen Schloss. Abseits von Renaissance, Barock und Rokoko können sich Architekturfreunde auf eine große Anzahl sehenswerter Bauten freuen, die der Nationalromantik, dem Jugendstil und dem Funktionalismus zuzuordnen sind. Für das grandiose kulturelle Angebot der Stadt stehen rund 70 Museen, einige davon mit Weltruf, sowie etliche Bühnen, von denen zwei noch aus der Zeit des Rokoko stammen. Besucher werden zudem von den kulinarischen und Shopping-Möglichkeiten beeindruckt sein – sowie vom ganzjährigen Angebot an hervorragenden musikalischen und sportlichen Veranstaltungen, bei denen häufig der kugelförmige Ericsson Globe im Mittelpunkt steht.

Einzigartig ist auch das Umland der Weltstadt, sowohl rings um den Mälarsee als auch zur Ostsee hin. Deren Schärengarten stellt ein Freizeitparadies besonderer Güte dar, das zunehmend mehr Touristen nicht nur für Tagesausflüge, sondern auch für den gesamten Sommerurlaub entdecken.

In 101 Artikeln werden unterschiedliche Aspekte einer der schönsten Städte der Welt beleuchtet – einer Metropole, die Kunst- und Kulturfans, Naturliebhaber und alle Freunde urbanen Lebens gleichermaßen begeistern wird. Und die immer schon Besuchern gegenüber auf ein Wort besonders großen Wert legte: „Välkomna!“

Ulrich Quack

Tourenvorschläge

Erste Bekanntschaft: Stockholm in zwei Tagen

Tag 1: Die Altstadt Gamla Stan sollte am Anfang eines ersten Stockholm-Besuchs stehen: vormittags Riddarholmen, Riddarhuset, Rundgang um das Schloss mit Wachablösung. Mittagspause und Rundgang durch die Altstadtgassen. Am späten Nachmittag Spaziergang durch das Katharinenviertel, Abendessen am Medborgarplatsen, z. B. im Kvarnen. Tag 2: Beginn am Stadthaus mit Innenbesichtigung und evtl. Turmbesteigung, dann über Gustav Adolfs Torg zum Kungsträdgården. Dort oder im Kaufhaus NK oder in der Östermalms-Markthalle Mittagspause. Über den Strandvägen nach Djurgården mit Besuch des Vasa-Museums. Am späten Nachmittag zum Freilichtmuseum Skansen; evtl. Abendessen dort oder mit der Tram zurück in die Innenstadt.

Stockholm intensiv für Fortgeschrittene (drei bis fünf Tage)

Tage 1 und 2: (wie oben). Tag 3: Vormittags Rundgang durch Norrmalm, vom Gustav Adolfs Torg bis zum Hötorget. Anschließend mit dem Bus zum Hagapark (Besichtigung, Spaziergänge), Tagesausklang am Stureplan Tag 4: Rundgang durch Östermalm, Blasieholmen und Skeppsholmen. Am Nachmittag mit dem Fahrrad oder Kanu rund um Djurgården Tag 5: weitere Museumsbesuche je nach Interesse, nachmittags Aufenthalt auf Södermalm mit Panoramaweg Monteliusvägen und Besuch des Szene-Viertels SoFo.

Schwedenurlaub: Stockholm mit Schärenküste und Mälarsee-Region (2 Wochen)

Die schwedische Hauptstadt eignet sich vorzüglich für einen Sommerurlaub, bei dem auch die Naturschönheiten des Schärengartens und des Mälarsees zu ihrem Recht kommen. Dabei muss das Standquartier nicht in Stockholm sein. Wer ein Ferienhaus, einen Zeltplatz oder ein Apartment etwa in Waxholm, in Nacka Strand, in Saltsjöbaden, in Sigtuna oder auf einer der Schären hat, ist immer ganz nah am urbanen Geschehen und kann die Stadt ganz nach Belieben auf Tagesausflügen erkunden. Das ausgezeichnete System der öffentlichen Verkehrsmittel mit U-Bahnen, Vorortbahnen, Bussen und Fähren erleichtert die Sache ungemein.

   1    Gamla Stan I: rund um das Königliche Schloss

Das Herz Schwedens ist Stockholm, das Herz Stockholms ist die Altstadt Gamla Stan, und das Herz der Altstadt ist das Königliche Schloss. Diese einfache Formel vermag zu erklären, warum sich die Touristen dem Schloss in Massen zuwenden und warum es auch sinnvoll ist, bei einem Stockholm-Besuch zuallererst dieses Monument der schwedischen Großmachtzeit aufzusuchen. Dabei sollte man die Dimensionen dieses riesigen Gebäudes erst einmal von außen auf sich wirken lassen; dann kann man sich dem Inneren und seinen Museen widmen (S. 98).

Viele nähern sich dem Schloss von der City/Norrmalm aus. Besonders eindrucksvoll ist der Weg über die Verlängerung der Fußgängerzone Drottninggatan, sozusagen quer durch den schwedischen Reichstag (S. 20). Man betritt die Altstadt auf dem Platz Mynttorget. Der große Komplex zur Rechten, der sich auf der anderen Straßenseite der Myntgatan fortsetzt, ist das Kanzleihaus (Kanslihuset). Er beherbergt u. a. das Büro des Regierungschefs, die Verwaltung und die Bibliothek des Reichstages sowie Abgeordnetenbüros. Die beiden Gebäudeteile sind miteinander und unterhalb der Stall-Brücke auch mit dem Reichstag verbunden. Ihr ältester Teil ist die einem dorischen Tempel nachgebildete Fassade zum Mynttorget hin (1790), doch insgesamt geht das Erscheinungsbild auf die 1920er zurück, als auch die beiden schönen öffentlich zugänglichen Innenhöfe entstanden.

Vom Mynttorget wendet man sich dem Königlichen Schloss (Kungliga Slottet) (S. 98) zu. Dieses wird von der Nähe zum Wasser und der Hanglage geprägt, deshalb gibt es nicht nur eine, sondern vier unterschiedliche Schauseiten, jede mit ganz eigenem Gepräge und einen näheren Blick wert. Dem Reichstag gegenüber erscheint die Nordseite des Schlosses schwer und majestätisch, außer den Fenstern schmückt allein der Balkon mit dem Reichswappen die Fassade. Damit der Höhenunterschied zum Innenhof auch für Kutschen zu bewältigen war, legte man zwei mächtige Rampen an, die seit 1704 von Bronzelöwen (Foucquet) bewacht werden. An der Ostseite des Schlosses sollte man die Stufen hinaufsteigen und von dort auf die wunderschönen Gärten blicken. Der Ostseite sind zu beiden Seiten Flügel vorgebaut, die zur Straße hin jeweils mit einem künstlichen Wasserfall prunken.

Auf der Südseite des Schlosses ist der Hügel Slottsbacken vor allem während der Wachablösung von Reisebussen vollgestellt. An seinem Anfang, auf dem Rondell nahe am Wasser, erhebt sich die von Tobias Sergel geschaffene Statue Gustavs III., die den Theaterkönig mit Ölzweig und Siegerkranz zeigt. Das Bronze-Denkmal wurde 1808 enthüllt, 16 Jahre nach Gustavs Tod. Am anderen Ende des Hügels wirkt der Obelisk, der von vielen Touristengruppen als Treffpunkt genutzt wird, wie ein unübersehbares Ausrufezeichen. Seit 1800 erinnert diese 22 m hohe Granitnadel an den Schwedisch-Russischen Krieg 1788–90. Am Slottsbacken ist schön zu sehen, wie die Südfassade des Schlosses die Steigung des Hügels auffängt, indem das untere Stockwerk des Hauptgebäudes zum oberen des Südflügels wird. Unten im Südflügel befindet sich der Eingang zu den Gewölben, in denen die Königliche Rüstkammer untergebracht ist. Das Hauptgebäude gliedern Fenster und Nischen mit Skulpturen, in der Mitte öffnet sich zwischen sechs Säulen eine Art Triumphbogen, durch den man zu den Sälen und in den inneren Schlosshof gelangt.

Wachablösung am Schloss

Zur anderen Seite, dem Schloss gegenüber, fällt die rote Finnische Kirche (Finska Kyrkan) ins Auge, deren profanes Äußere daran erinnert, dass sie einst als Ballhaus für höfische Feste diente. Der prächtige Tessinsche Palast (Tessinska Palatset) daneben war die Privatresidenz des Schloss-Architekten Nicodemus Tessin d. J. Im Westen findet der Hügel seinen Abschluss in der Barockfassade der Domkirche (Storkyrkan) (S. 68) und dem Standbild des Reformators Olaus Petri. Auf der Ecke zum Storkyrkobrinken lugt rechts ein mit vielen Sandstein-Reliefs geschmücktes rostrotes Barock-Haus hervor: Axel Oxenstiernas Palast, benannt nach seinem Bauherrn, dem großen Strategen des Dreißigjährigen Krieges, der nach Gustav Adolfs Tod eine Zeitlang als Reichsverweser die Geschicke des Königreichs lenkte. An der Westseite schließlich umfassen zwei Gebäudebögen den äußeren Schlosshof, in dem die Wachablösung (tgl. 12.15, So 13.15 Uhr) abgehalten wird, ein 40-Minuten-Spektakel, das immer viele Schaulustige anzieht. Von der nördlichen Terrasse (Högtvaktsterrassen) eröffnet sich ein schöner Blick auf den Reichstag und auf den Mynttorget, den Ausgangspunkt dieses Rundgangs.

Info

Hinkommen: U-Bahnstation Kungsträdgården oder Gamla Stan, Buslinien 2, 3, 5, 9, 43, 55, 71, 76

   2    Gamla Stan II: vom Stortorget durch das deutsche Quartier zum Järntorget

Südlich der Storkyrkan (S. 68) öffnet sich das Gassengewirr der Altstadt zum Stortorget. Auf dem „großen Platz“ befand sich im Mittelalter der Hauptmarkt der Stadt, außerdem war er die Hinrichtungsstätte und Standort des Prangers. Im November 1520 fand hier das berüchtigte „Stockholmer Blutbad“ statt. Damals hatte der Dänenkönig Christian II. etwa 90 Menschen köpfen und ihre Leichname einige Tage auf dem Stortorget liegen lassen. Heute gehört der Platz mit seinem Brunnen und den bunten Renaissance-Fassaden der Patrizierhäuser zu den bekanntesten Postkartenmotiven Stockholms. Seine Nordseite wird zur Gänze von der edlen klassizistischen Börse (1773–78, Erik Palmstedt) eingenommen, die sporadisch auch als Rathaus oder für Krönungsfeierlichkeiten genutzt wurde. Heute beherbergt sie die 1786 gegründete Schwedische Akademie, die u. a. alljährlich – wenn auch nach der Krise der Akademie nicht im Jahr 2018 – den Literaturnobelpreis vergibt. Auch die Nobel-Bibliothek und das Nobel-Museum (S. 66) sind hier untergebracht.

Bummelt man der Börse gegenüber über die Svartmangatan nach Süden, kommt man schnell in das ehemalige deutsche Quartier Stockholms – erkennbar an den vielen Straßen- und Platznamen mit dem Bestandteil „tysk“, was „deutsch“ bedeutet. Sein unübersehbares Zentrum ist die Deutsche Kirche (Tyska Kyrkan), deren 96 m hoher Turm, errichtet nach einem Brand anno 1879, die Silhouette der Altstadt beherrscht. Die Kirche geht auf den Saal einer mittelalterlichen Gilde zurück, der zuerst in eine Kapelle und im 17. Jh. zu einer zweischiffigen, spätgotischen Hallenkirche für die deutsche St.-Gertrud-Gemeinde umgebaut wurde. Diese ist die älteste deutschsprachige Gemeinde im Ausland. Da immer schon gebürtige Deutsche im Königshaus vertreten und damit automatisch Mitglieder der Deutschen Gemeinde waren (wie derzeit Königin Silvia), wurde Nicodemus Tessin d. Ä. beauftragt, für die Kirche eine Königsloge zu entwerfen. Neben dieser sind in dem barocken Innenraum die Kanzel aus Ebenholz und Alabaster, der 10 m hohe Altar, die Taufkapelle und die Glasmalereien vom Ende des 19. Jh. sehenswert – und außen das Sandsteinportal mit Skulpturenschmuck und deutscher Inschrift.

Am Stortorget

Inschrift an der deutschen Kirche

Tipp

Phönix aus der Asche

An vielen Altstadthäusern sieht man über dem Eingang ein oft in roten, blauen und goldenen Farben bemaltes Relief mit dem antiken Motiv eines Phönix, der sich unter einer Krone aus Flammen erhebt: das Zeichen der 1746 gegründeten Reichsbrandversicherung. Stockholmer Hausbesitzer, die in die Versicherung eingezahlt hatten, wurden im Falle eines Brandes bevorzugt, d. h. die Löschmannschaften konzentrierten sich auf die mit diesem Symbol versehenen Häuser.

Ein Stückchen weiter die Svartmangatan hinab findet man am Tyska Brunnsplan (Deutscher Brunnenplatz) eine edle, klassizistische Brunnenanlage. Auf diesem Platz mit seinen Kastanienbäumen wendeten früher die Kutschen. Ein kleiner, schöner Abstecher führt von hier aus über die Själagårdsgatan zunächst zum hübschen Mini-Platz Brända Tomten. Wenige Schritte dahinter geht es rechter Hand auf den Köpmantorget zu, als Wegweiser nimmt man hier die unübersehbare Skulptur des St. Georg mit dem Drachen, eine Bronzekopie von Bernt Notkes berühmtem Kunstschatz (S. 69). Über Treppenstufen gelangt man nun hinab auf die Fußgängerzone Österlånggatan, der man nach rechts folgt. Immer wieder schimmert auf diesem Weg das Blau der Ostsee durch. Viele der langgestreckten Häuser, die die schmalen Gassen zum ehemaligen Hafen Skeppsbron flankieren, stammen aus der Hansezeit, einige tragen noch die originalen Hebebäume. Es macht Spaß, über das grobe Pflaster dem gebogenen Verlauf der Gasse zu folgen, auch weil diese nicht ganz so überlaufen ist wie die Fußgängerstraße Vesterlånggatan auf der anderen Seite von Gamla Stan. Vorbei an Boutiquen, Cafés und dem traditionsreichen Wirtshaus „Den Gyldene Freden“, das bereits 1722 eröffnet wurde, gelangt man schließlich zum Järntorget.

Info

Hinkommen: U-Bahnstation Gamla Stan oder Kungsträdgården, Buslinien 2, 43, 46, 55, 59, 76 (Skeppsbron)

Deutsche Kirche: Tyska Kyrkan, Svartmangatan 16, www.svenskakyrkan.se/deutschegemeinde; Mai–Mitte Sept. Mo–Sa 11–15, So 12.30–16, sonst Fr/Sa 11–15, So 12.30–16 Uhr (freier Eintritt). An Sonn- und Feiertagen findet um 11 Uhr in der Kirche ein Gottesdienst in deutscher Sprache statt.

   3    Gamla Stan III: zwischen Järntorget und Riddarhuset

Der Järntorget erhielt seinen Namen „Eisenplatz“ nach der Waage, auf der früher das Eisen, Hauptexportartikel Schwedens, vor der Verschiffung gewogen wurde. Heute herrscht hier tagsüber lebhaftes touristisches Treiben, alte Bankgebäude, traditionsreiche Konditoreien, nette Cafés und Souvenirläden bestimmen sein Bild.

Tipp

Auf Straßenschildern: antike Helden und Götter

Unter den Straßennamen in der Gamla Stan steht oft die Abkürzung „kv.“ und ein Name aus der griechisch-römischen Mythologie. Das „kv.“ steht für „kvarter“, also Quartier oder Viertel. Ihre antiken Bezeichnungen erhielten die Häuserblocks im 18. Jh., als es noch keine Hausnummern gab.

Vom Eisenplatz aus windet sich die Fußgängerzone Vesterlånggatan entlang der ältesten Uferlinie in einem weiten Bogen Richtung Mynttorget. Ihr Verlauf wird von mittelalterlichen Häusern flankiert, von denen viele im Lauf der Zeit umgebaut wurden und insgesamt einen wilden Mischmasch aus Gotik, Renaissance, Barock und Jugendstil abgeben. Zu beiden Seiten zweigen von der Vesterlånggatan etliche schmale Gassen ab – darunter gleich zu Anfang die Treppengasse Mårten Trotzigs Gränd, mit knapp 90 cm die engste in der gesamten Altstadt. In der Fußgängerzone selbst reihen sich Restaurants (darunter einige sehr gemütliche in mittelalterlichen Kellergewölben), Cafés, Andenkenläden und Modegeschäfte eng aneinander – weshalb es in der Saison brechend voll sein kann.

Blick auf die Uferstraße Skeppsbron in Gamla Stan, im Hintergrund die Katharinen-Kirche

Wer es nicht ganz so betriebsam mag, hat zwei ruhigere (allerdings nicht autofreie) Alternativen. Dazu bummelt man vom Järntorget über die Triewaldsgränd nach Süden und gelangt zuerst zum Kornhamnstorg, der zu drei Seiten von hohen Patrizierhäusern gesäumt wird. Vom Platz am ehemaligen Kornhafen, über den die Stadt mit Getreide und anderen Lebensmitteln versorgt wurde, bringen einen zwei Straßen zum Riddarhuset: In den Pubs und Cafés der Stora Nygatan verkehrt ein eher junges Publikum, hier befindet sich auch der legendäre Jazz-Club Stampen. Auf der parallelen Lilla Nygatan hingegen findet man eher gediegene Lokale sowie das schön eingerichtete Postmuseum, das sich u. a. der Geschichte des Briefes und des Postwesens widmet. Besonders umfangreich ist die kostbare Sammlung schwedischer Briefmarken ab 1855. Unter den ca. vier Mio. Marken (eine der vollständigsten Sammlungen weltweit) findet sich manche Rarität, darunter die berühmte schwedische 4-Schilling-Briefmarke und eine „blaue Mauritius“.

Alle drei Straßen münden im Norden auf die Myntgatan, an deren Verkehr man sich nach den nahezu autofreien Gassen der Altstadt erst wieder gewöhnen muss. Jenseits der Straße prunken zwei barocke Paläste: Links, Richtung Riddarholm, erhebt sich das Ritterhaus (Riddarhuset), das vielleicht schönste Gebäude der schwedischen Großmachtzeit (S. 100). Rechts daneben schließt sich das weiße Bondesche Palais an, ein H-förmiger Palazzo, der 1662–73 für den Reichsschatzmeister Gustaf Bonde nach Plänen von Nicodemus Tessin d. Ä. und Jean de la Vallée errichtet wurde. Später diente das Palais zunächst als Gerichtsgebäude, dann als Königliche Bibliothek und von 1730–1930 schließlich als Rathaus; heute wird es vom Obersten Gerichtshof genutzt. Schöner noch als die Vorderfront ist die Rückseite, wo die beiden Seitenflügel einen kleinen Barockgarten einrahmen.

Abendstimmung in Gamla Stan

Von dieser Stelle am Riddarhuskajen hat man auch einen herrlichen Blick auf die benachbarten Pavillons des Ritterhauses, auf zwei Brücken und zwei weitere Inseln: so z. B. das kreisrunde Mini-Eiland Strömsborg direkt neben der Brücke Vasabron – die Schäre mit einem Durchmesser von nur 50 m trägt einen 1895–97 gebauten Stadtpalast, in dem sich u. a. der Sitz des Ostsee-Rates befindet. Schräg gegenüber ist Insel Helgeandsholmen mit dem Reichstag nur einen Steinwurf entfernt.

Besonders schön ist der kurze Spaziergang zurück zum Mynttorget: Während dieses Bummels über die Promenade entlang dem Strömmen-Ufer hat man einen hervorragenden Blick auf den Plenarsaal und die verglaste Passage für die Abgeordneten.

Info

Hinkommen: U-Bahnstation Gamla Stan, Buslinie 59 (Kornhamnstorg)

Museum: Postmuseum, Lilla Nygatan 6, www.postmuseum.se; Di–So 11–16, SEK 80, bis 18 Jahre frei.

   4   Riddarholmen: Nationalheiligtum, berühmte Yacht und märchenhafter Blick

Die Centralbron mit Stadtautobahn und Eisenbahngleisen ist eine laute, breite und, ja, hässliche Schneise, die die Insel Riddarholmen (Ritterinsel) von der Altstadt trennt. Die Riddarholmsbron, die den Kanal samt Autobahn überbrückt, stellt den einzigen Landzugang dar. Man lässt Gamla Stan, wo sich die Besucher vor und in Restaurants, Kneipen, Läden und Andenkenshops drängen, hinter sich und gelangt auf die ruhige Insel. Vor allem abends ist es fast schon gespenstisch leer.

Gasse am Birger-Jarl-Turm

Lange Zeit wurde die Insel hauptsächlich als Ziegenweide genutzt und deshalb „Kidskär“ genannt. Einziges Gebäude war damals ein Kloster der Franziskaner. Als sich im 17. Jh. mehrere Adelsfamilien hier ihre Privatpaläste errichten ließen, wurde aus der „Schäre der Ziegen“ die „Ritterinsel“. Heute dienen die ehemaligen Adelsresidenzen fast ausnahmslos als Gerichte; darunter die wichtigsten des Landes, sodass Riddarholmen mit Fug und Recht als das schwedische Justizzentrum bezeichnet werden kann. Das heißt andererseits aber auch: Gearbeitet wird zwar auf der Insel, gewohnt aber so gut wie gar nicht mehr. Selbst tagsüber und im Sommer bleibt der Andrang überschaubar, da es keine Einkaufs- und fast keine Einkehrmöglichkeiten gibt. Ausnahmen bilden sporadische Events, etwa zu Mittsommer oder beim Stockholm-Marathon, wenn auf der Uferterrasse zum Mälarsee hin eine Bühne aufgebaut wird.

Sobald man die Insel betreten hat, breitet sich vor einem der ansteigende, grob gepflasterte Birger Jarls torg aus, in dessen Mitte sich die Statue des sagenhaften Stadtgründers erhebt. An Ende des Platzes leuchtet der helle Bau des Wrangelska Palatset (Wrangelsches Palais). Seine heute eher schlichte Fassade verrät nicht, dass er einst zu den prächtigsten und größten Adelspalästen des Landes zählte und nach dem Schlossbrand von 1697 auch die Residenz der Königlichen Familie war. Nicodemus Tessin d. Ä. ließ das Haus 1652–70 für den Feldmarschall Carl Gustav Wrangel errichten, mit vier Türmen, einem grandiosen Treppenaufgang an der Seeseite, terrassenförmigen Gar-tenanlagen und eigenem Hafen. Nach vielen Umbauten (zuletzt 1802) beherbergt es heute das höchste schwedische Gericht (Svea hovrätt).

Ausblick von Riddarholmen

Noch viel auffälliger ist das Gebäude zur Linken am Südrand des Platzes: die spätgotische Riddarholmskirche (Riddarholmskyrkan), die man unschwer an ihrem hohen Westturm mit der schwarzen Spitze aus durchbrochenem Gusseisen erkennt. Schon bei der Annäherung über den Birger Jarls torg sind die verschiedenen Grabkapellen der schwedischen Könige zu sehen, die den Besuch dieses nationalen Heiligtums (S. 102) so lohnend machen.

Geht man zwischen Riddarholmskirche und Wrangelschem Palais zum Mälarsee-Ufer hinunter, wird man mit einem der herrlichsten Panoramen Stockholms belohnt: Nirgendwo ist der Blick auf das Stadthaus besser, ist man den hohen Häusern auf der Södermalm-Granitklippe näher, scheint der Doppelbogen der Vesterbron märchenhafter – besonders in den Morgen- und den Abendstunden. Wer jemals an einem klaren Wintertag durch den Schnee bis zu dieser Stelle gestapft ist und die blutrote Sonne über dem Mälarsee untergehen sah, wird den Anblick nie vergessen! Auf der breiten Uferterrasse steht das ein oder andere Monument, u. a. für den Sänger, Lautenspieler und Nationaldichter Evert Taube (1890–1976).

Linker Hand sind es nur einige Schritte zur Mälardrottning (Mälarkönigin, http://malardrottningen.se). Das auffällige Schiff wurde 1924 von einem Amerikaner bei der Krupp Germaniawerft in Kiel bestellt, es war damals die größte dieselbetriebene Privatyacht der Welt. Insgesamt hatte das Boot zehn unterschiedliche Besitzer, darunter die Woolworth-Erbin Barbara Hutton, bis es in ein Hotel- und Restaurantschiff umgebaut und 1982 an seinen festen Platz in Riddarholmen gebracht wurde.

Zur rechten Seite führt ein kleiner Spaziergang über die Uferterrasse bis zum runden Birger-Jarl-Turm. Trotz seines Namens hat er nichts mit dem Stadtgründer zu tun, sondern gehörte zu einer ehemaligen Befestigungsanlage Gustav Wasas. Über einen schmalen Treppenweg am Turm gelangt man wieder hinauf zum Birger Jarls torg.

Info

Hinkommen:U-Bahnstation Gamla Stan, Buslinien 3, 5, 9 (Riddarhustorget)

   5    Helgeandsholmen: Hier wird Schweden regiert

Helgeandsholmen, die „Heilig-Geist-Insel“, sieht aus wie ein Boot, das zwischen Gamla Stan und Norrmalm im Strömmen (Strom) schwimmt, mit Befestigungstauen (Brücken) zu beiden Seiten. Ursprünglich lag hier ein Mini-Archipel aus mindestens drei Inselchen, die erst im Laufe der Zeit zusammengewachsen sind und schon viel auf ihrem Grund und Boden gesehen haben: ein Stadttor, mittelalterliche Wohnhäuser, einen Friedhof, eine Brauerei, einen Adelspalast, Königliche Ställe, Basarhallen, ein Hospital und ein Schlachthaus. Erst 1806 bekam die Insel ihre heutige Form mit den geraden Kaianlagen, die im Westen und Osten halbkreisförmig abgerundet sind, und den vier Brücken: im Norden die Riksbron nach Norrmalm, im Süden die Stallbron zur Altstadt und im Osten die Norrbro, die das Inselchen komplett durchschneidet. Es dauerte aber noch bis Anfang des 20. Jh., bis auch die Bebauung der Insel ihrer einmaligen Lage entsprach.

Heute wird Helgeandsholmen von dem pompösen Reichstagsgebäude (Riksdagshuset) dominiert, das aus der ehemaligen Reichsbank (Westteil) und aus dem ursprünglichen Reichstag (Ostteil) besteht. Der aus schwedischen Natursteinen errichtete, neubarocke Bau (1897–1905; Aron Johansson) ist von drei Seiten von Wasser umgeben und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft von Schloss, Oper und Ritterhaus.

Nachdem 1971 das schwedische Zweikammer- in ein Einkammersystem umgewandelt worden war, legte man Reichstag und Reichsbank zusammen. 1980–83 setzte man auf die ehemalige Reichsbank noch einen modernen Plenarsaal für die 349 Abgeordneten. Da die Straße Riksgatan durch die mit zwei monumentalen Torbögen verbundenen Gebäudeteile führt, spaziert man sozusagen mitten durch das politische Herz Schwedens – ganz ohne Polizei oder Sicherheitsschleusen. Nicht selten begegnet man den Abgeordneten oder Regierungsmitgliedern, die auf dem Weg zum Plenarsaal oder zum Kanzleigebäude sind.

Blick auf den Reichstag

Das schwedische Parlament

Zum Osten hin ist dem Reichstag der parkähnliche Riksplan vorgelagert, hinter dem wiederum die Norrbro entlangführt, eine der ersten Steinbrücken der Stadt. Ihr nördlicher Teil führt zum Gustav Adolfs torg, ihr südlicher zum Mynttorget. Von der Norrbro führen zwei Steintreppen zur Strömparterren (Strom-Parterre) hinab, einem öffentlichen Park, der 1807–10 angelegt wurde. Von dieser Uferterrasse am östlichsten Ende der Insel eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Stadt, den Strom und oft auch auf aufgehängte Fischreusen.

Auf der Strömparterren befindet sich außerdem der Eingang zum unterirdischen Mittelaltermuseum (Medeltidsmuseet). Als 1978 für das Reichstagsgebäude eine Tiefgarage angelegt werden sollte, entdeckte man bei den Schachtarbeiten u. a. Hausfundamente aus dem 13. Jh. und die Reste einer Apotheke, Bestandteile der Stadtmauer, mehrere Boote aus verschiedenen Jahrhunderten und über 1.000 menschliche Skelette. Daher richtete man statt der Garage dieses 1.750 m² große Museum ein, das dem Besucher – vor allem Kindern – eine Vorstellung von der Gründung, vom Leben und der Entwicklung Stockholms vermittelt. Wer möchte, kann sich mit einer Audio-Führung (auch auf Deutsch) durch das Museum bewegen.

Info

Hinkommen: U-Bahnstation Kungsträdgården, Buslinien 54, 65 (Gustav Adolfs torg)

Reichstag: Riksdag, Riksgatan 1, Tel. 08 786 400 0, www.riksdagen.se. Die Plenarsitzungen können von der Zuhörerloge aus verfolgt werden, Führungen durch den Reichstag (engl.) im Sommer mehrmals tgl., ansonsten Sa/So 12 und 13.30 Uhr; der Eingang für Besucher ist auf der Riksgatan 3.

Museum: Medeltidsmuseet, Strömparterren 3, Norrbro, Tel. 08 508 316 20, www.medeltidsmuseet.stockholm.se; Juli–Aug. Di–So 10–17, sonst Di–So 12–17, Mi bis 22 Uhr, frei.

Essen & Trinken: Auf der Insel Helgeandsholmen gibt es keine Einkehrmöglichkeiten, dafür umso mehr aber in der benachbarten Gamla Stan. Bei gutem Wetter ist ein kleines Picknick auf der Terrasse Strömparterren eine einzigartige Alternative!

   6    Norrmalm I: rund um den Gustav Adolfs torg

Obwohl er nicht autofrei ist, zählt der Gustav-Adolf-Platz eindeutig zu den schönsten und interessantesten Ecken des Stadtteils Norrmalm. Dafür sorgen nicht nur seine Lage am Wasser des Strömmen und die freie Aussicht auf Reichstag, Schloss und Altstadt, sondern auch die Bedeutung und Eleganz der umgebenden Bebauung. Insgesamt beruht die Anlage auf Plänen Nicodemus Tessins d. J. aus dem Jahre 1712.

Schon das Entrée über die Norrbro (Nordbrücke) ist im wahren Wortsinn „stark“, denn flankiert wird die Brücke zu beiden Seiten von Bronzelöwen, deren ägyptische Originale im Vatikanischen Museum stehen. Von ihnen aus blickt man auf das Reiterstandbild Gustav II. Adolf – ein Werk des Franzosen Pierre Hubert L’Archevêque, der im 18. Jh. in Stockholm Karriere als Bildhauer des Hofes und Direktor der Kunstakademie machte. Dieses erste Reiterstandbild Schwedens markiert den geografischen Mittelpunkt der Stadt, d. h. von hier aus werden die Kilometerangaben nach/ab Stockholm berechnet, u. a. auf Straßenschildern.

Im Westen des Platzes ragt der Erbfürstenpalais (Arvfurstens palats) auf, seit 1906 Sitz des Außenministeriums. 1783–94 hatte Erik Palmstedt einen Renaissance-Palast für eine Schwester Gustavs III. im neuklassizistischen Stil umgebaut und sich dabei exakt an das Vorbild der gegenüberliegenden Oper gehalten. Der Name verdankt sich einer testamentarischen Bestimmung Prinzessin Sofia Albertinas, dass zukünftig immer der jeweilige Erbprinz (d. i. der zweite in der männlichen Thronfolge) den Palast bewohnen könne. Dahinter ist an der Ecke zur Fredsgatan der rostrote Bau des Mittelmeermuseums (Medelhavsmuseet) zu erkennen. Schöner als das Äußere ist die klassizistische Innenarchitektur. Das Museum verfügt über eine bedeutende Sammlung diverser Kulturen aus der Mittelmeer-Region, Highlights sind die ägyptischen Mumien, altgriechischen Vasen, römischen Skulpturen und die berühmten, 2.500 Jahre alten Terrakottafiguren aus Zypern.

Königliche Oper am Gustav Adolfs torg

Die Nordseite des Platzes nimmt der Skandinavische Bankenpalast von 1914 ein. In Form- und Farbgebung richtet sich der enorme Bau, in dem heute das schwedische Verteidigungsministerium zu Hause ist, nach den älteren benachbarten Gebäuden. Dazu zählt in der nordöstlichen Ecke das Davidsonska huset (Davidsonsches Haus) von 1894–96, einstiger Hauptsitz der Stockholmer Handelsbank. Das rechts angebaute Danmarks hus (Dänemark-Haus) ist ein Jahrzehnt älter und dient heute als Botschaftsgebäude Dänemarks, oft sind hier auch Ausstellungen zu sehen.

Der größte und prächtigste Bau liegt an der Ostseite des Platzes: die Königliche Oper (Kungliga Operan). Den ursprünglichen Prachtbau ließ der kunstsinnige Gustav III. 1775–1782 hier errichten, in eben diesem wurde der König 1792 ermordet. 1892 wurde das Gebäude abgerissen und durch den heutigen neoklassizistischen Bau ersetzt. Dieser wurde 1898 eingeweiht und weist die gleiche Farbgebung auf wie das Königliche Schloss. Das Innere spiegelt den schwülstigen Stil der Regierungszeit Oskars II. wider, etwa im 1.100 Plätze fassenden Saal mit seinem 2 t schweren Kronleuchter, vor allem aber im sog. Gold-Foyer im ersten Stock. Für die königliche Familie ist eine eigene, besonders prächtige Loge reserviert. Opernaufführungen machen nur einen Teil des Programms aus, denn das Haus ist auch Sitz des Königlichen Balletts. Weitere Institutionen im Gebäude sind die Königliche Hofkapelle und das berühmte Restaurant „Operakällaren“ (S. 210).

Unter dem Eindruck der neuen Opernhäuser in Kopenhagen und Oslo wurde auch in Stockholm ein Neubau diskutiert. Seit Mitte 2017 wird die Oper jedoch nach und nach bei laufendem Betrieb renoviert und modernisiert. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant.

Info

Hinkommen: U-Bahnstation Kungsträdgården, Buslinien 54, 65 (Gustav Adolfs torg)

Oper: Kungliga Operan, Gustav Adolfs torg, Tel. 08 791 430 0, www.operan.se.

Museum: Medelhavsmuseet, Fredsgatan 2, www.varldskulturmuseerna.se/medelhavsmuseet; Di–Fr 11–20, Sa/So 11–17 Uhr, frei.

Essen & Trinken:Bagdad Café, Restaurang & Vinbar, Fredsgatan, Stureparken 2, Tel. 08 121 471 17; nettes und authentisches Café am Mittelmeermuseum mit mediterranen Gerichten und günstigem Lunch; Mo 11.30–14, Di–Fr 11.30–20, Sa/So 12–17 Uhr.

Brasseriet, Guldterrassen und Strömterrassen, Kungliga Operan, Tel. 08 791 435 7. Es muss nicht der hochpreisige „Operakällaren“ sein: Auch die beiden Terrassenlokale und die Brasserie/Bar der Oper sind gut und besitzen vor allem unglaublich viel Atmosphäre. Während die Brasserie im Juli oft geschlossen ist, kann man im Sommerhalbjahr in der Strömterrassen Mo–Fr 11.30–1, Sa 12–1 Uhr vorzügliche kleinere Gerichte bekommen und in der Guldterrassen Di–Sa 15–22.30 Uhr exquisite Drinks samt prächtiger Aussicht genießen.

   7    Norrmalm II: modern, hektisch und mobil – die Bahnhofsgegend

Das Bahnhofsviertel an der Vasagatan/Klarabergsgatan ist der mit Abstand betriebsamste Ort in ganz Schweden. Allein den Hauptbahnhof (Stockholm Centralstation bzw. Stockholm C) nutzen täglich über 400.000 Pendler und Reisende, hinzu kommen noch über 160.000 Fahrgäste, die die U-Bahn-Station T-Centralen frequentieren (die U-Bahn heißt auf Schwedisch „tunnelbana“). Seit 2016 verstärken mehrere Tausend Gäste der neuen Stockholm City Station das Gewimmel. Außerdem ist der Bahnhof mit dem Cityterminal verbunden: An dieser größten Busstation der Stadt machen täglich rund 800 Busse Halt, darunter fast alle Fernbusse aus dem In- und Ausland, die Buslinien zu den Flughäfen Arlanda und Skavsta („flygbussar“) und die Zubringerbusse zu den Fährterminals („båtbussar“). Natürlich gibt es vor dem Bahnhof auch Haltestellen der städtischen Linienbusse und Taxistände.

Wie verhält man sich nun als Besucher im ständigen Fluss des größten Passagieraufkommens Skandinaviens? Auf keinen Fall selbst hektisch werden, sondern „mitschwimmen“, das vielfältige touristische Angebot nutzen und die Bahnhofsgegend als das verstehen, was sie nebenbei auch ist: eine Sehenswürdigkeit!

Der Hauptbahnhof

Da wäre zunächst der 1871 eröffnete Bahnhof. Sein heutiges Aussehen ist vom Umbau der Jahre 1925–27 bestimmt, als die beeindruckende Wartehalle (119 m lang, 28 m breit, 13 m hoch) errichtet wurde. Da seit der Einweihung der Tunnelbana 1957 immer mehr Verkehrsbetriebe an- und unter den Bahnhof gebaut wurden, stellt sich das Innere als ein riesiger, labyrinthartig verschachtelter Komplex auf vier Ebenen dar, die durch Treppen, Rolltreppen und runde Sichtöffnungen miteinander verbunden sind. Die verschiedenen Ebenen sind auch deshalb notwendig, weil die nördliche Klarabergsgatan (Nebeneingang) deutlich höher liegt als die Vasagatan (Haupteingang).

Neben den digitalen Fahrplänen von Eisenbahn, S-Bahn, U-Bahn, Citybahn und Busterminal sowie den entsprechenden Ticket- und Infoschaltern stößt der Reisende im Bahnhof auf eine umfangreiche und fast rund um die Uhr geöffnete Palette an Geschäften, Fast-Food-Läden, Restaurants, Kiosken und Buchhandlungen. Den Ingenieuren ist es übrigens gelungen, die Körperwärme der vielen Besucher zur Energiegewinnung zu nutzen, weshalb Bahnhof und Cityterminal als „grüne Gebäude“ gelten.

Moderne Architektur gegenüber dem Bahnhof

Nördlich an den Bahnhof schließt sich der City Terminal für Fernbus-Reisende an, beide sind durch eine unterirdische Passage miteinander verbunden. Der City Terminal wiederum ist Teil des World Trade Center, in dem u. a. verschiedene schwedische Konzerne, Konferenz-Einrichtungen und ein 460-Zimmer-Hotel zu Hause sind.

Der Haupteingang des Bahnhofs befindet sich an der betriebsamen Vasagatan; dort erhebt sich auf dem kleinen Vorplatz die Statue des schwedischen Ingenieurs und Erfinders Nils Eriksson (1802–70). Seit 2016 dominiert ein auffälliger Neubau den gesamten Block: Der Komplex des dänischen Architekten K. H. Nielsen besteht aus vier unterschiedlich hohen Türmen, jeweils mit begehbaren, teils auch begrünten Flachdächern. Eines davon ist der Öffentlichkeit zugänglich und mit einer Bar ausgestattet. Im Innern befinden sich u. a. ein 400-Zimmer-Hotel, exklusive Apartment-Wohnungen, Boutiquen und Büros der Eisenbahngesellschaft. Und im Untergrund der Terminal der Citybanan, einer 2017 eröffneten S-Bahn-Linie, für die man einen Tunnel unter die bestehenden Zug- und U-Bahn-Trassen gesprengt hat.

Hinter der schmalen Straße zwischen den beiden Hotels ragt der Kirchturm der S:ta Clara kyrka (Klarakirche) auf, mit 116 m der höchste der Stadt und der zweithöchste Skandinaviens. Der kurze Weg zur Kirche lohnt sich für alle, die der Hektik des Bahnhofsviertels für eine Weile entkommen wollen, denn der quadratische Kirchplatz wirkt mit seinem Baumbestand wie eine grüne Oase im Großstadtgetümmel. Sehenswert sind auf dem Friedhof verschiedene Grabdenkmäler aus dem 18./19. Jh.; hier bzw. in der Kirche sind u. a. der schwedische Nationaldichter Carl Michael Bellman und Ministerpräsident Gustaf Åkerhielm beigesetzt. Die Kirche selbst entstand 1572–90 an der Stelle eines ehemaligen Klosters, wurde allerdings nach einem Brand 1751 und durch eine Renovierung 1884–86 stark verändert.

   8    Norrmalm III: auf der Drottninggatan zum Hötorget

Neben der Vasagatan, die am Bahnhof vorbeiführt, wird der Stadtteil Norrmalm von zwei schnurgeraden Straßen in Süd-Nord-Richtung durchzogen: der Drottninggatan und dem Sveavägen. Während erstere eine unverzichtbare Adresse für Shopping-Enthusiasten ist, dient letztere hauptsächlich als Ausfallstraße in die nördlichen Stadtgebiete.

Die Drottninggatan (Königinnenstraße) beginnt im Süden an der Brücke Riksbron am Strömmen. Ab hier und bis jenseits der Kungsgatan ist sie Fußgängerzone und bildet vor allem in den Sommermonaten einen engen Rahmen für ein dichtes Gewühl von Einheimischen, Touristen und Straßenmusikanten sowie auch manchen Bettlern und Taschendieben. Auch in der Weihnachtszeit, wenn die Drottninggatan festlich illuminiert wird, kommen viele Kauflustige. Am 11. Dezember 2010 war die Drottninggatan Schauplatz eines terroristischen Angriffs. Mitten im vorweihnachtlichen Trubel explodierte eine Autobombe, 15 Minuten später zündete ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz.

Vor dem Konzerthaus

Zwar bietet die Einkaufsstraße durchaus einige hochwertige Läden und traditionsreiche Warenhäuser wie das 1916 eröffnete PUB am Hötorget. Doch bestimmen insgesamt die internationalen Kettenfilialen, hauptsächlich der Textil- und Schuhbranche, das Bild. Wer auf „Premium-Shopping“ aus ist, sollte entweder die kleinen, originellen Läden in Södermalm oder die Edel-Boutiquen am Stureplan aufsuchen.

Die Drottninggatan wartet aber nicht nur mit Einkaufswelten auf. Vor allem in ihrem südlichsten Abschnitt stößt man auch auf kulturell Sehenswertes. So flankieren unmittelbar vor der Brücke zum Reichstag zwei Blocks mit mehreren kulturhistorisch bedeutsamen Gebäuden der Zeit um 1900 die Straße. Im Westen findet sich der ausnehmend schöne Komplex Rosenbad mit den Büros des Ministerpräsidenten und dem Justizministerium, während östlich der Straße im ehemaligen Erbfürstenpalais (S. 22) das Außenministerium zu Hause ist.

Auf dem Bummel in nördlicher Richtung passiert man das private Tanzmuseum (Dansmuseet), eine der wenigen Institutionen dieser Art weltweit und für Theater- und Ballett-Fans eigentlich ein Muss. In der permanenten Sammlung werden Kostüme, Modelle, Bühnenbilder und Merkmale des Balletts und des Tanzes aus allen Teilen der Welt gezeigt, hinzu kommen jährlich 2 bis 3 Wechselausstellungen.

Im Komplex Rosenbad gegenüber dem Reichstag liegen die Regierungsbüros

Etwas weiter öffnet sich die Straße rechter Hand zum ellipsenförmigen und städtebaulich oft kritisierten Sergels torg (S. 116), während jenseits der Klarabergsgatan das Kaufhaus Åhléns City (S. 194) aufragt. Weiter auf der Drottninggatan gelangt man unmittelbar vor der Querung des ehemaligen Prachtboulevards Kungsgatan (S. 112) rechter Hand nach wenigen Schritten zum Hötorget (Heumarkt), auf dem regelmäßig Wochenmärkte (Gemüse, Blumen, Kleidung) stattfinden. Als Marktplatz fungiert er schon seit dem 17. Jh., seine heutige Gestalt bestimmen allerdings die baulichen Veränderungen der 1920er- und 1950er-Jahre. Am eindrucksvollsten ist das Konzerthaus (Konserthuset), das 1923–26 nach Plänen des Architekten Ivar Tengbom errichtet wurde und als bedeutendstes Beispiel für den schwedischen Neoklassizismus