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Ein beliebiger Werktag, halb fünf Uhr nachmittags: Sie sind gerade dabei, die wichtige Präsentation vorzubereiten, müssten aber jetzt die Kleinen vom Kindergarten abholen. Und die Mails vom Nachmittag sind auch noch nicht erledigt: Die werden Sie wohl wie sonst auch am Abend beantworten, wenn die Kinder im Bett sind ... Wie geht es Ihnen in unserer heutigen Leistungsgesellschaft? Haben Sie das Gefühl, dass die Arbeit mit ihren Anforderungen an Sie Ihr Leben und das Ihrer Familie diktiert und durchtaktet? Stellen Sie sich die Frage, ob Sie so weitermachen wollen oder ob es Möglichkeiten gibt, Ihre beruflichen und privaten Interessen besser in Einklang zu bringen? Dieser Ratgeber zeigt Ihnen anhand von aktuellen Trends, Entwicklungen und lebensnahen Beispielen, wie es anders gehen könnte, gibt Ihnen konkrete Hilfestellungen, die zum Nachdenken anregen, und zeigt Wege für eine nachhaltige Veränderung auf.
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Seitenzahl: 75
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Stefanie Demmler
Madlen Frieseke
Hendrik Hübner
© 2016 SAT.1 www.sat1.de Lizenz durch ProSiebenSat.1 Licensing GmbH, www.prosiebensat1licensing.com
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg
Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen
Lektorat: Eva Gößwein, Berlin
© 2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2016 erschienenen Buchtitel »30 Minuten Familienfreundlich arbeiten« von Stefanie Demmler, Madlen Frieseke und Hendrik Hübner, ©2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Hinweis:
Das Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autoren noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-738-5
ISBN epub: 978-3-95623-423-1
Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.
In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.
Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.
Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.
Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.
Vorwort
1. Familienleben in Deutschland
Ist Zeitmanagement alles?
Ein bisschen Demografie schadet nie
Kinderbetreuung ist weiblich
Väter im Würgegriff der Anforderungen
Familie und Einkommen
2. Dabei könnte vieles besser sein
Woanders ist es schlichtweg besser
Generation Y – etwas ändert sich
So kann es auch aussehen
3. Wege aus der Alles-ist-machbar-Falle
Standpunkte überdenken
Der schwierige Umgang mit Konflikten
Wie wollen wir leben?
Fast Reader
Die Autoren
Weiterführende Literatur
Internetquellen
Was hat die Leistungsgesellschaft aus unserem Leben gemacht? Geht es Ihnen damit gut? Stimmt bei Ihnen die sogenannte Work-Life-Balance? Ja? Super, dann gratulieren wir Ihnen! Sollte das wirklich auf Sie zutreffen, dann können Sie dieses Buch getrost im Regal stehen lassen. Oder es einfach jemandem mitbringen, von dem Sie wissen, dass es bei ihm oder ihr leider nicht so ist.
Bei der großen Mehrheit läuft es eher anders. Die Arbeit und deren Anforderungen an den Einzelnen diktieren das Leben – oder was davon übrig bleibt. Am Samstagabend (!) schon mit Frust und Angst an den Montag denken, Pillen schlucken, um erst müde und später wieder munter zu werden, auf Pausen und Essen verzichten, sich krank zur Arbeit schleppen, regelmäßig erst um neun Uhr abends nach Hause kommen und morgens um sieben wieder losfahren, Pendelzeiten von zwei Stunden und mehr in Kauf nehmen – das sind nur einige drastische Beispiele für Selbstverständlichkeiten des deutschen Arbeitsalltags, die leider still hingenommen werden.
Vom im Verhältnis zum Aufwand oft schmalen Gehalt und den immensen Abgaben für Steuern und Sozialversicherung ist dabei noch gar nicht die Rede. Und während wir nach diesem ganz normalen Wahnsinn mit Mühe noch einem abendlichen Nachrichtenmagazin folgen, wird darin doch allen Ernstes behauptet, dass alles gut läuft in Good Old Germany und dass uns die ganze Welt beneidet. Oder ob sie uns nicht doch eher kopfschüttelnd belächelt?
Wo bleiben in diesem Umfeld die elementarsten Grundbedürfnisse des Menschen, wenn nicht mal mehr Essen eine Rolle spielt, weil es Zeit kostet? Warum ist der jahrhundertealte Lebensentwurf Familie heute von so einem signifikanten Rückgang gekennzeichnet? Warum befindet sich ein hoher Prozentsatz der deutschen Beschäftigten in psychologischer Behandlung? Die Liste erschreckender Tatsachen wird immer länger und länger. Hören wir hier erst mal auf. Die Menschen sind für die Wirtschaft da – aber ist die Wirtschaft auch umgekehrt noch für die Menschen da?
Die Frage lautet: Wollen Sie das noch? Wollen Sie sich diesem Diktat des Arbeitsmarktes ausliefern, oder gibt es Möglichkeiten, trotz dieses familienfeindlichen Umfeldes (Privat-)Leben und Arbeit in Einklang zu bekommen? Warum gibt es scheinbar einen Widerspruch zwischen den beiden Lebensbereichen Beruf und Familie?
Dieses kleine Buch soll u.a. anhand von aktuellen Trends, lebensnahen Beispielen, die zeigen, wie es anders gehen könnte, und konkreten Hilfestellungen zum Nachdenken und zu Veränderungen anregen.
Viel Spaß beim Lesen und hilfreiche Erkenntnisse wünschen Ihnen
Stefanie Demmler
Madlen Frieseke
Hendrik Hübner
Schon oft wurde die Familie zum Auslaufmodell erklärt. Und doch, es gibt sie noch! Nur: Das heutige Familienleben ist schwieriger geworden und vielfältiger. Neben der klassischen Familie gibt es viele alternative Formen, wie Patchwork-, Stief-, Adoptiv-, Pflege-, Regenbogen-, Mehrgenerationenfamilie, Single mit Kind etc. Eins haben jedoch alle diese Familien gemeinsam: die tagtägliche Herausforderung, alles unter einen Hut bekommen zu müssen, die Bedürfnisse jedes Familienmitglieds genauso wie die Ansprüche der Arbeitswelt. Lange Zeit war die bundesdeutsche Familienpolitik ein Experimentierfeld, das sich vor allem am Alleinverdienermodell orientierte. Die Ergebnisse einer solchen Politik sprechen für sich: Nirgendwo in Europa leben weniger Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren als in Deutschland. Mit einem Anteil von nur 16,5 % sind wir trauriges Schlusslicht. Erst in jüngster Zeit verfolgt die Politik mit dem gesetzlich verordneten Krippenausbau, Regelungen zum Kitaplatzanspruch, Elternzeit und -geld das Ziel, verlässliche Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu etablieren.
„Kind und Job lassen sich nicht zu einem Job vereinbaren, sondern höchstens zu zwei Jobs addieren.“ (Nina Puri, 2014)
„Männer und Frauen müssen Spitzenleistungen in zwei Welten vollbringen, deren Regeln in vielen Bereichen konträr auseinander liegen.“ (Walter Schmidt, 2011)
Durch längere Ausbildungszeiten und damit durch einen späteren Berufseinstieg fällt die Phase der Familiengründung meist in die Phase des beruflichen Einstiegs bzw. Fortkommens, in die sogenannte Rushhour des Lebens. Auf allen Wegen ist alles dicht. Zeitdruck und ständige Unzufriedenheit sind die treuen Begleiter innerhalb dieser Lebensphase, in der zumeist täglich berufliche und private Herausforderungen warten, die sich in unendlichen To-do-Listen widerspiegeln.
Werktage ähneln einem Leben nach dem Zeittakt einer Stoppuhr, begleitet von einer ausgeklügelten Logistikplanung. Doch Unvorhersehbares, also nicht Planbares, wie Krankheiten bei Kindern, Eltern oder Betreuungspersonen, Verspätungen, zusätzlich anfallende, dringende Arbeiten etc., darf nicht dazwischenkommen, denn sonst fällt die Planung in sich zusammen, da meist zeitliche Freiräume und Puffer einfach fehlen.
Ähnlich wie bei der Terminplanung in Büros muss der Tagesablauf der Kinder mit dem der Eltern synchronisiert werden und umgekehrt. Bei Paaren, die gleichberechtigt die Familienaufgaben teilen wollen, sind unter der Woche ganztägig mindestens drei Personen zu berücksichtigen.
Neben Zeitmangel und -druck stellt sich oft noch ein weiteres Problem: Arbeiten beide Eltern sogar Vollzeit, sind sie zwar oft zu Organisationsexperten geworden, was Arbeit und Kinderbetreuung angeht, doch wo bleibt dabei die gemeinsame Zeit als Paar und als Familie?
Vieles, was man unter der Woche nicht schafft, muss dann ins Wochenende verlegt werden: Haushalt, gemeinsame Zeit mit der Familie, Zeit als Paar zu zweit oder auch mal Zeit für sich – oder sogar noch die Arbeit, die man mit nach Hause genommen hat. Wo bleibt dabei die Lebensqualität?
Zwar wird mit dem neuen Begriff „Quality Time“ die Hoffnung geschürt, dass der Zeitmangel durch die bewusste Planung von Zeiten intensiven Zusammenseins kompensiert werden kann, doch schon durch den Aspekt des Planens von Familienzeit wird der Effizienzgedanke aus dem Arbeitsleben auf den privaten Bereich ausgeweitet (vgl. Arlie Russell Hochschild in Garsoffky/Sembach, 2014).
Und damit stehen die Eltern zwischen den Ansprüchen ihrer Arbeitgeber und ihrer Kinder; von beiden Seiten wird qualitativ hochwertiges Erledigen von Aufgaben, zeitliche Verfügbarkeit und räumliche Flexibilität verlangt. Anders als im Berufsleben können die emotional bedingten Erwartungen der Kinder an ihre Eltern nicht ständig delegiert oder gar outgesourct werden. So entsteht ein Familien- und Arbeitsleben, das geprägt ist durch zum Teil dauerhafte Fremdbestimmung und Fremdsteuerung, was zu einer permanenten Überlastung der Eltern führt.
Scheinbar präventiv zugunsten des Nachwuchses treffen deshalb meistens Frauen die Entscheidung für eine Einschränkung der eigenen Berufstätigkeit, eine Verzögerung des Berufseinstieges oder einen vollständigen Verzicht auf die Berufstätigkeit – mit den entsprechenden Konsequenzen jetzt und später. Oder aber eine Elternschaft wird verschoben (auch mithilfe von „Social Freezing“ – dem vorsorglichen Einfrieren von eigenen unbefruchteten Eizellen –, das sogar von Arbeitgebern angeboten wird) oder auf Nachwuchs wird gänzlich verzichtet – auch diese Entscheidungen treffen zur Mehrheit die Frauen. Doch diese Wege aus dem Konflikt verhindern ihn nicht, sondern verschärfen ihn weiter (vgl. Schmidt, 2011). Es sind keine frei getroffenen Entscheidungen, sondern es handelt sich um die Optionen innerhalb einschränkender Rahmenbedingungen.
Die Familienplanung fällt meist in die Rushhour des Lebens. Insbesondere für die Mütter bedeutet das, Einschränkungen im Berufsleben, Verzögerungen des Berufseinstieges oder gar den Verzicht auf die Berufstätigkeit oder aber die Verschiebung der Elternschaft hinzunehmen.
Seit Ende der 1990er-Jahre verzeichnet Deutschland mit durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau weltweit eine der niedrigsten Geburtenraten. Zwar ist die Geburtenrate laut Statistischem Bundesamt in den letzten Jahren mit 1,42 (2013) bzw. 1,47 (2014) Kindern pro Frau leicht gestiegen, betrachtet man jedoch die Bruttogeburtenziffer von 8,28 Kindern pro 1000 Einwohner war Deutschland in den Jahren 2004 bis 2012 Schlusslicht im weltweiten Vergleich (Spiegel Online, 01.06.2015).