3K und TIGER - Helmut Brixel - E-Book

3K und TIGER E-Book

Helmut Brixel

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Beschreibung

Willkommen in der Welt der Katzen! Eine tierische Fiktion! Klaus kannte in seiner Kindheit nur den kleinen Bach hinter dem Haus, den fernen Wald und die Wiese davor. Auf der anderen Hausseite führte ein Feldweg zu ein paar weiteren Häusern. Das war die heile Welt von Klaus. Und den Katzen, die hier lebten. Er liebte die Tiere über alles. Er sprach zu ihnen und sie miauten zurück, als ob sie es verstanden hätten. Kurz vor seinem fünfzehnten Geburtstag musste die Familie in ein Hochhaus in der Stadt umziehen. Weinend ließ er seine geliebten Katzen zurück. Später lernte er einen Beruf und sehnte sich immer wieder nach dem Grün seiner Kindheit. Und vor allem nach den Katzen, die er immer noch vermisste. Eines Tages zog er allein zurück in seine alte Heimat, in der sich inzwischen einiges verändert hatte. Auf dem Weg nach Hause fand er eines Abends eine kleine Katze, die er mitnahm. Sie eröffnete ihm ein völlig neues Leben durch ihre Anwesenheit. Sie sprach mit ihm in Gedanken! Aber nein! Die Katze dachte es an Klaus und er konnte es in seinen Gedanken verstehen. Klaus sprach und dachte, die Katze verstand ihn. Unglaublich? Absolut nein. Klaus und seine Katze bildeten eine gute Truppe. Lest weiter und lasst Euch überraschen, was Klaus und seine Katze noch gemeinsam mit anderen Tieren erlebten.

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3K und TIGER

Willkommen in der Welt der Katzen!

In seiner Kindheit kannte Klaus nur den kleinen Bach hinter dem Haus, den fernen Wald und die Wiese davor. Auf der anderen Seite des Hauses führte ein Feldweg zu ein paar anderen Häusern. Das war die Welt von Klaus und den Katzen, die dort lebten. Er liebte die Tiere über alles. Er sprach mit ihnen und sie miauten zurück, als hätten sie ihn verstanden.

 

Kurz vor seinem fünfzehnten Geburtstag musste die Familie in ein Hochhaus in der Stadt umziehen. Klaus ließ weinend seine geliebten Katzen zurück. Später lernte er einen Beruf und sehnte sich immer wieder nach dem Grün seiner Kindheit. Vor allem vermisste er immer noch seine geliebten Katzen.

 

Eines Tages zog Klaus allein in seine alte Heimat zurück, in der sich inzwischen einiges verändert hatte. Eines Abends fand er auf dem Heimweg eine kleine Katze, die er mitnahm. Durch diese Freundschaft wurde ihm ein ganz neues Leben eröffnet.

 

Sie sprach in Gedanken mit ihm! Aber nein! Die Katze dachte an Klaus und er konnte es in seinen Gedanken hören. Klaus sprach und dachte. Die Katze verstand ihn! Kaum zu glauben? Aber wahr!

Klaus und seine Katze haben sich zu einem guten Team entwickelt. Lest weiter und lasst euch überraschen, was Klaus und seine Katze noch mit anderen Tieren zusammen erlebt haben.

 

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3K und TIGER

∗ ∗ ∗

Tierische Katzengeschichten

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Impressum

 

 

 

Texte: © Copyright by Helmut Brixel

 

Umschlaggestaltung: © Copyright by Helmut Brixel

 

Titelbild: ein altes Foto aus meinen Kindertagen

 

 

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3K und TIGER

∗ ∗ ∗

01 Klaus

02 Wie Tiger zu seinem Namen kam

03 Die Katzenklappe

04 Der erste Kontakt

05 Mia am Sonntag

06 Nachwuchs ist da!

07 Mias Geschichte

08 Die Kollegin

09 Herr Nachbar

10 Vernehmung

11 Karolin

12 Besuch bei Oma

13 Probleme

14 Verhaftung

15 Geständnis

16 Karolin wird Karo

17 Draußen

18 Hund

19 Padabumm

20 Brutus

21 Der Unfall

22 Schnurrhaare

23 Einsatz von Brutus

24 In der Zelle

25 Die Falle

26 Bei den Waldkatzen

27 Omas Besuch

28 Umzug nach Nr.15

29 Kind wird vermisst

30 Besuch bei Oma

31 Das Eichhörnchen

32 Zwei Waldkater

33 Besuch von Kindern

34 Bauernhof

35 Kletterwand

36 Der erste Schnee

37 Schneeball

38 Schneemenschen

39 Schneekatze

40 Schussfahrt

41 Advent

42 Weihnachten

43 Stille Knallerei um Mitternacht

 

∗ ∗ ∗

Klaus

Am Ortsrand, kurz vor den Feldern und Wäldern, endete die menschliche Bebauung. Die alten Häuser waren klein und gerade deshalb gemütlich. Vor langer Zeit bestand die winzige Siedlung aus nur ein paar Häusern. Haus um Haus wuchs die nächste Ortschaft und dehnte sich mit neuen, asphaltierten Straßen und modernen und größeren Häusern in allen Richtungen aus. Eines Tages wurde die Gemeinschaft der alten Häuser in die große Stadt Tierbach eingemeindet. Zwischen der alten Siedlung und den Feldern, die von einem dunklen Wald umgeben waren, sprudelte leise ein kleiner Bach namens Tierbach. Er hatte der Stadt zu ihrem Namen verholfen.

Er floss jeden Tag von morgens bis abends, sowie die ganze Nacht hindurch. Sein Weg wurde durch Baumwurzeln und Steine in seinem Bett geformt. Das Wasser umschiffte alle Hindernisse mühelos, indem es links oder rechts daran vorbeiströmte. Über die kleineren Steine im Weg floss es sanft hinweg und erzeugte dabei kleine Wellen.

Es schien fast so, als ob Glitzersterne auf den Wellen tanzten. Aber nur, wenn die Sonne zwischen den fernen dunklen Wolken vom Landregen, die weitergezogen waren, mit ihren Strahlen nach dem Bächlein griff.

 

In einem der kleinen Häuser war Klaus in jenen längst vergangenen Tagen zu Hause gewesen. Hier ist er aufgewachsen und zur Schule gegangen. In den Häusern der Nachbarn gab es einige Tiere, vorwiegend Katzen. Klaus spielte gerne mit ihnen. Zu den Vögeln in den Käfigen und den Fischen in den Aquarien konnte er keine Beziehung entwickeln wie zu den geliebten Katzen.

Seit vielen Jahren war dies seine urwüchsige Heimat gewesen. Der sattschwere Duft des dunklen Waldes wurde mit dem Wind bis zum Haus getragen. Ebenso die der Wiese davor. Überhaupt, wenn sie gemäht worden war, dann roch es wunderbar nach frischem Gras. Es war seine Welt mit den Tieren im Grünen. In seiner Vorstellung gab es nichts Schöneres. Gab es überhaupt etwas anderes?

 

Leider ja. Klaus musste bereits seinen fünfzehnten Geburtstag in einem großen Wohnblock in der fernen Stadt feiern. Seine Eltern waren umgezogen, weil der Vater dort eine bessere Arbeit gefunden hatte. Klaus ließ weinend seine geliebten Katzen zurück. Für ihn war es beinahe unerträglich, jeden Tag fern vom Grün, dafür diesem Lärm und den fremden Gerüchen ausgesetzt zu sein. Es gab gelegentlich einen Baum mit ein paar Grasbüschel drumherum. Als Kind kann man nicht einfach wegziehen.

 

Mittlerweile hatte Klaus seine Lehre abgeschlossen und wollte nun als Polizist arbeiten, um den Verkehr zu regeln. Allerdings gab es infolge der vielen Ampeln und Schilder an den Straßenkreuzungen kaum noch Arbeit für Verkehrspolizisten. Der Wunsch von Klaus, Polizist zu werden, verflüchtigte sich daher schnell, insbesondere wegen des Lärms. Stattdessen wollte er inzwischen Kriminalkommissar werden. Sein neues Ziel war es, Gauner und Täter zu jagen, zu verfolgen und zu fassen.

Seine Eltern lebten weiterhin in der Großstadt, in der es Klaus nicht mehr lange aushielt. Nach einigen Jahren im Berufsleben wollte er bald wieder in ein altes Haus am Stadtrand ziehen. Es war ihm egal, was für ein Haus. Klaus wollte nur am Rande der Stadt, in der Nähe der Natur, wieder wohnen. Plötzlich war die Gelegenheit da und er hatte sofort zugeschlagen.

 

Klaus zog um!

 

Schon nach kurzer Zeit befand sich sein neues Zuhause wieder am Rande des Grüns, der Felder und des Waldes in der Ferne, seiner alten und vertrauten Heimat.

Das weiße Haus war nicht groß, aber gemütlich. Von der Straße aus sah man in der Mitte die hellbraune Haustür, eingerahmt von zwei Fenstern mit grünen Läden. Links und rechts vom kleinen Weg von der Straße bis zur Haustür wuchsen Wildblumen in allen Farben und Größen. Es sah ungezähmt aus, aber sie dufteten. Klaus empfand es trotzdem als schön. Die Tür führte in einen langen Flur. Auf der linken Seite befand sich das helle Badezimmer und dann folgte auch schon das Wohnzimmer. Von hier aus ging man durch eine Glastür auf eine kleine Terrasse, die sich auf der Rückseite des Hauses befand. Rechts vom Eingang lag das Schlafzimmer. Eine weitere Tür führte in den winzigen Keller. Danach folgte bereits die Küche. Von ihr aus führte eine alte Holztür nach draußen. Statt Grün vegetierte hier ein alter Kräutergarten von einem halben Quadratmeter. Umgeben war das Ganze von einem kleinen Garten, in dem ein wenig Gras wuchs und weitere Wildblumen um die Wette blühten.

 

Die Arbeit von Klaus in der Stadt, die zum größten Teil aus Schreibtischarbeit bestand, wurde von ihm gerne bis in die Abendstunden ausgehalten. Er freute sich, wenn er an die Zeit danach dachte.

Den Feierabend verbrachte Klaus damit, auf den alten Wegen seiner Kindheit spazieren zu gehen. Sie erschienen ihm jetzt viel kürzer und schmaler. Lag es an der Größe seiner erwachsenen Füße oder an seiner gesamten Körpergröße von einem Meter fünfundneunzig? Es war ihm schnurzpiepe egal.

 

Das Wichtigste auf der Welt schien ihm zu sein, sich wieder im Grünen aufhalten zu können. Wegen seiner Länge von 1,95 hatte er sich schon so einiges anhören müssen, wie Langer Lulatsch, Bohnenstange und langes Elend und so Ähnliches. Aber das perlte an ihm ab wie Wassertropfen an einer frisch geputzten Fensterscheibe. Heute konnte Klaus darüber schmunzeln, wenn er an den Langen Lulatsch denken musste. Das passte auf keinen Fall mehr zu seinem Nachnamen! Klaus hieß nun mal Klein mit Nachnamen. Einen Meter 95 und dann Klaus Klein. Er lächelte und genoss die frische Luft des Waldes, die ihm der Wind in einer sanften Brise entgegenwehte. Die braunen, kurzen Haare auf dem Kopf von Klaus stellten sich dem Wind wie eine Bürste entgegen.

∗ ∗ ∗

Wie Tiger zu seinem Namen kam

Klaus Klein fuhr wie jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit, wenn das Wetter mitspielte. Den Bus nahm er nur, wenn es regnete. Sein kleines Auto benutzte er hauptsächlich für größere Einkäufe.

An diesem merkwürdigen Tag regnete es ununterbrochen seit drei Nächten und zwei Tagen. Überall auf den Straßen standen knöcheltiefe Pfützen. Die vorbeifahrenden Autos ließen das Wasser fast einen Meter hoch spritzen. So viel Wasser, wie es darüber hinaus regnete, konnte der Straßenablauf gar nicht schlucken.

 

Zum Glück war heute Klaus mit Regenschirm und Anorak unterwegs und eilte nun zum Bus. Triefend nass wie die anderen Fahrgäste stieg er schnell ein. Nach einer kurzen Fahrt von vier Stationen war er fast zu Hause. Die letzten Meter von der Haltestelle bis zur Haustür schritt er mit dem aufgespannten Schirm in der rechten Hand um einiges schneller als sonst. Trotz Anorak und Schirm peitschte der Wind den kalten Regen Klaus mitten ins Gesicht.

»Mie«, vernahm er plötzlich zwischen den trommelnden Regentropfen auf seinem Schirm. Klaus drehte sich um und konnte nichts entdecken!

»Mie«, hörte er wieder. Erst als Klaus in die dunkle Ecke der Wand und auf den Boden blickte, strahlten ihn zwei grüne Augen an. Der Rest um sie herum sah klatschnass aus. Klaus nahm das Katzenbaby hoch.

 

»Na, wo gehörst du denn hin?«, fragte er das nasse Fellknäuel. »Mie«, kam einzig als Antwort.

Klaus sah überall nach, ob nicht eine Kätzin auf der Suche nach ihrem Jungen war. Er stopfte das Tier in seinen leicht geöffneten Anorak und ließ das Köpfchen herausschauen. Nach einer guten halben Stunde mit Regenschirm und Kätzchen entschied sich Klaus, nach Hause zu gehen. »Mie«, rief das kleine Tier.

 

Zu Hause trocknete Klaus die kleine Katze zunächst mit ein paar weichen Tüchern ab. Er richtete ihr ein Nachtlager auf seinem Sofa im Wohnzimmer ein. Es bestand aus einer doppelt gefalteten Decke, die er an zwei Seiten etwas hochzog. Klaus beobachtete das Kätzchen eine Weile und überlegte, ob er seine Nachbarin fragen sollte, die zwei Katzen besaß.

Vielleicht hat sie noch etwas Futter und ein Körbchen, damit das kleine Ding nicht vom Sofa fallen kann, dachte Klaus. »Mie«, kam aus dem trockenen Fellknäuel.

 

Die nette Nachbarin hatte noch einiges übrig: eine Dose Futter, ein rechteckiges Körbchen und sogar eine Katzentoilette mit Streu. Als Klaus mit den Utensilien in die Wohnung zurückkam, war der Schreck groß! Auf der Decke saß niemand mehr! Die Katze war weg!

 

Schnell legte er alles auf den Tisch und ging vorsichtig zur Zimmertür zurück. Er schloss sie und ging in die Hocke. Von unter dem Sofa drang ein Geräusch zu Klaus. Dort unten entdeckte er das Kätzchen, und wieder ertönte das zarte Stimmchen des Kätzchens mit einem »Mie«. Klaus streckte langsam seinen Arm unter das Sofa, um das Tier nicht zu erschrecken. Es ließ sich ohne Schwierigkeiten hervornehmen.

»Okay! Dann machen wir es anders. Ich stelle dir dein Körbchen neben das Sofa und die Katzentoilette hinter die Zimmertür«, sprach er liebevoll zum kleinen Tier. »Mie«, kam prompt die Antwort. Klaus breitete die Decke im Körbchen aus und stellte die Katzentoilette hinter die Tür. Anschließend ging er in die Küche und suchte in den Schubladen nach einem Dosenöffner.

 

»Da war doch …, der müsste …, ich hatte doch noch einen«, dachte er laut und suchte. »Ach, da ist er ja.« Klaus öffnete damit die Dose und löffelte etwas Katzenfutter auf eine Untertasse.

»Mie«, schrie plötzlich das kleine Tier hinter ihm. »Was machst du denn hier in der Küche? Komm, ich trage dich wieder ins warme Wohnzimmer.«

 

Nach dem Futtern sah es für Klaus aus, als ob das Fellknäuel sein Geschäft verrichten müsste!

»Aber nicht auf den Teppich, mein Lieber!« Er schnappte sich das Tier und setzte es so schnell es ging hinter die Tür in die Kiste mit dem Katzenstreu. Klaus blieb derweil sitzen und sah zu. Wie recht er doch hatte! Das kleine Tier verrichtete sein Geschäft und scharrte ein wenig Streu darüber. Dann kletterte es aus der Kiste und ging zurück zum Sofa. Dort blieb es stehen.

»Mie.« »Willst du zu mir hoch?« Klaus breitete seine Arme aus und hob das Tier auf seinen Schoß. Das Kätzchen dehnte sich und blieb lang und ausgestreckt liegen. Sein Köpfchen ruhte bei Klaus auf seinem Bein.

Klaus betrachtete sich das Kätzchen zum ersten Mal genauer. Es sah aus wie die Ringelsocken, die er früher immer getragen hatte, mit den bunten Streifen drumherum. Aber das Kätzchen hatte nur zwei Farben. Ein helles Braun, das fast ins Gelbe ging, und ein dunkles Braun, fast Schwarz. Wie das Tier ausgestreckt auf ihrem Schoß lag, erinnerte es ihn an einen kleinen Tiger.

 

»Gefällt es dir hier? Willst du bei mir bleiben? Wenn ja, nenne ich dich ab jetzt Tiger. Einverstanden?« »Mie«, sagte der Kater zustimmend, dachte Klaus, kraulte das Köpfchen und begann, Tiger zu streicheln. Plötzlich hörte und spürte Klaus ein wohliges Schnurren der kleinen Katze!

 

Damit besiegelten beide ihre neue Freundschaft.

 

∗ ∗ ∗

Die Katzenklappe

Die Monate vergingen. Klaus ging jeden Tag zur Arbeit, die kleine Katze blieb allein zu Hause. Zu futtern und zu trinken gab es immer genug für das Tier. Die Katze freute sich jeden Abend, wenn Klaus nach Hause kam. Gemeinsam verbrachten sie Stunden mit Spielen, Toben und Kuscheln. Manchmal jagte Klaus seinen kleinen Tiger, das nächste Mal rannte er vor der kleinen Katze davon. Spaß bereitete es beiden. Müde vom Spielen schlief Klaus manchmal bereits auf dem Sofa ein. Die kleine Katze kuschelte sich an ihn und schnurrte sich in den Schlaf.

 

Tiger hatte sich gut in seinem neuen Zuhause eingelebt. Der kalte Winter hatte sich verabschiedet und dem blühenden Frühling Platz gemacht. Klaus und Tiger verstanden sich sehr gut. Wenn Klaus nach dem Abendbrot vor dem Fernseher saß, lag sein Tiger ausgestreckt neben ihm. Oder er lag auf dem Bauch, wie ein langes Brot, die Hinterbeine angezogen, den Schwanz an den Körper gedrückt und die Vorderpfoten nach innen gebogen. Inzwischen war er kräftig gewachsen und konnte selbst auf das Sofa springen. Klaus kraulte seinen Tiger, der ihm mit einem Schnurren zeigte, dass er zufrieden war.

 

Die ersten warmen Sonnenstrahlen kamen am Morgen ans Fenster und hießen den Tag willkommen. Klaus war immer etwas früher aufgestanden, um Tiger seinen kurzen Ausflug zu ermöglichen. Er öffnete die Tür und streichelte Tiger, der sich mit einem lauten Miau bedankte und verabschiedete. Die alte Küchentür hatte Klaus mit einem Schrank zugestellt. Er ließ Tiger immer durch die Glastür im Wohnzimmer hinaus auf die kleine Terrasse. Jetzt schob er den Küchenschrank etwas zur Seite und überlegte, ob seine neue Idee vielleicht doch passen könnte.

 

Am kommenden Wochenende wollte Klaus mit dem Umbau beginnen. Er stellte den Besen in die andere Ecke und schob mit viel Mühe den Schrank in die frei gewordene Besenecke. Fröhlich vor sich hin pfeifend griff er zu Meterstab, Papier und Bleistift und maß erst die Tür und dann Tiger aus. Aus der Katzenperspektive malte Klaus seltsame Dinge auf das Papier. Dann hängte er die Tür aus und legte sie auf den Küchentisch. Klaus bastelte an der Tür herum. Er bohrte, sägte und schraubte. Tiger beobachtete alles ganz genau aus sicherer Entfernung.

 

Als er fertig war, hängte Klaus die Tür wieder ein. Er betrachtete sein Werk und war zufrieden. Neben dem Schrank war jetzt ein schmaler Durchgang, nur eine Handbreit von der alten Tür entfernt.

»So! Fertig! Jetzt kannst du raus und rein, wann du willst! Tiger, komm her!« Als hätte die Katze verstanden, was er gesagt hatte, stolzierte sie auf Klaus zu. Er hob sie ein Stück hoch und stellte sie vor die neu gebaute Katzenklappe. Mit einem Finger stupste er sie an. Tiger sah, dass draußen ein paar Blätter wehten und flitzte sofort hindurch.

 

»Na also! Das ist doch viel besser, als immer Türöffner zu spielen.« Ein paar Minuten später war vor der Küchentür ein Miauen zu hören. Klaus hockte sich auf den Boden, öffnete die Holztür mit den Fingern und spähte hinaus. Vorsichtig näherte sich Tiger der Klappe und steckte nur kurz den Kopf durch die Öffnung.

 

»Tiger! Komm herein! Komm doch rein, Tiger. Komm!«, lockte Klaus seinen Tiger. Der blieb mit dem Kopf in der Öffnung stehen. Klaus drehte sich in der Küche um und holte die Dose mit dem Katzenfutter und den Öffner dafür heraus.

 

»Miau!«, ertönte es plötzlich neben ihm. »Gut so, Tiger. Das klappt schon.«

 

Jeden Tag rückte Klaus die Katzentoilette ein Stückchen näher an die Katzenklappe. Eines Tages war sie ganz weg. Erst miaute Tiger, schaute durch die Klappe nach draußen und entdeckte seine Katzentoilette auf der kleinen Terrasse. Von diesem Tag an verrichtete er sein Geschäft immer draußen. Im Winter wollte Klaus die Katzentoilette wieder ins Haus holen. Dann wäre es zu kalt für die Katze.

 

Aber jetzt wurde es erst einmal wärmer. Der Frühling verabschiedete sich langsam und der Sommer verbreitete überall seine angenehme Wärme.

Jeden Tag stellte Klaus eine große Schüssel mit Wasser für Tiger auf die Terrasse. Das Tier sollte auf keinen Fall verdursten. Nach der Arbeit setzte sich Klaus gerne auf den Klappstuhl auf der Terrasse. Sein Getränk stellte er auf den runden Bistrotisch. So hatte er den Blick frei auf die Wildblumen, die in seinem kleinen Garten in voller Blüte standen. Er hatte kein Händchen dafür. Unkraut jäten, Blumenzwiebeln rechtzeitig pflanzen und so etwas. Nein, das war nicht sein Ding.

 

Klaus arbeitete lieber mit Holz. So hatte er letzte Woche seinen alten Klappstuhl repariert. Das Sitzbrett war durchgebrochen. Im Baumarkt hatte er ein neues gekauft und an den Stuhl geschraubt und geleimt. Dann hat er ihn in einem schönen grün gestrichen. Der Tisch wurde sonnengelb. Jetzt konnte er seine Limo genießen. Plötzlich sah er Tiger zwischen den wilden Pflanzen. Er scharrte ein Loch, verrichtete sein Geschäft und scharrte es danach wieder zu. Anschließend pirschte er zu Klaus und wich dabei den Blumenstängeln aus. Tiger schlabberte seinen Napf leer.

»Na, Tiger. Willst du noch mehr?«, fragte Klaus scherzhaft. Ein Miau war die Antwort. Klaus stand auf und brachte eine Kanne Wasser, die er in den Napf goss. Tiger schlabberte weiter.

 

Das Thema Katzentoilette war somit erledigt. Tiger liebte die Wildblumen und verrichtete dort sein Geschäft.

 

∗ ∗ ∗

Der erste Kontakt

Mitten in der Nacht musste Klaus aufstehen. Der viele Sprudel des Abends drückte auf seine Blase. Als er sich schlaftrunken zurück in Richtung Bett bewegte, warf er wie immer einen Blick auf den Wecker. Dabei stellte er fest, dass dieser wohl defekt und hinüber war. Der Digitalwecker zeigte unsinnig 27:05 Uhr an!

Macht nichts, morgen habe ich Zeit zum Ausschlafen – ist schließlich Sonntag!

Klaus zog sich die Decke über die Schulter - und trotzdem: Dieser Mist-Wecker belastete seine müden Gedanken!

Also drehte er sich auf die linke Seite, um noch einmal einen Blick auf das miese Ding zu werfen: 27 : 09!

 

Alles war still und dunkel. Und Klaus war immer noch sehr müde. Wie immer lag er auf der linken Seite und zog sich die Decke über die rechte Schulter. Klaus schloss die Augen und versuchte, wieder in den Schlaf zurückzufinden. Die Gedanken an den Wecker wollten ihn nicht loslassen.

Was ist mit dem Wecker passiert? Morgen, am Sonntag, kann ich keinen neuen Wecker kaufen. Hoffentlich funktioniert übermorgen der Radiowecker! Seine Gedanken begannen zu kreisen, schwebten immer höher, um schleichend wieder zu verschwinden. Im verwobenen Dunst der Nacht verfiel er wieder in den Schlaf.

 

Ein leises »Miau« bahnte sich quälend seinen Weg durch die Traumwatte zu Klaus. Und gleich noch ein »Miau« kam hinterher. Sachte verließ ihn der Wunsch zu schlafen und Klaus begann nachzudenken.

Die Katzenklappe war doch gestern in Ordnung? Was will Tiger?

Das Miauen drang seltsam melodisch aus der Nähe an sein Ohr. »Miau.« Jetzt war Klaus wach! Diesmal klingt es ganz nah - hier im Zimmer! Tiger kommt doch sonst nie ins Schlafzimmer!

Erschrocken fuhr Klaus hoch und sah sich im Schlafzimmer um. Der suchende Blick streifte den Digitalwecker: 31:12! Jetzt werde ich gar nicht mehr in den Schlaf kommen - sogar der blöde Wecker ist gegen mich.

 

Das spärliche Licht der Straßenlaterne am anderen Ende des Hauses erzeugte durch die nicht ganz geschlossene Jalousie nur schmale Lichtstreifen an der Wand gegenüber seinem Bett. Nichts Ungewöhnliches war zu sehen - auch keine Katze!

 

Wo ist eigentlich Tiger?, dachte Klaus. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr starrten ihn plötzlich zwei Augen an! Silbern leuchteten sie ihm entgegen! Da saß tatsächlich eine Katze auf dem Sideboard vor seinem Bett! Die Katze duckte sich und sprang auf den Boden. Klaus hörte nur den leisen Aufprall der vier Pfoten auf dem Holzboden. Er lag noch im Bett. Dann konnte er in dem spärlichen Licht nur noch schemenhaft ihre Umrisse erkennen, wie sie durch die Tür des Schlafzimmers auf den Flur hinaus stolzierte.

 

Ist das Tiger? Dass sie wieder hinauswill, ist mir klar, die Katzenklappe funktioniert doch, oder?

 

Klaus wurde in seinen müden Gedanken unterbrochen, als die Katze wieder in der offenen Schlafzimmertür auftauchte. Sie blieb stehen und miaute leise, als wolle sie sagen: Steh auf! Ihre silbern blitzenden Augen zogen Klaus in ihren Bann. Mühsam riss er sich vom Kissen los, warf die Bettdecke zur Seite und streckte die Füße aus dem Bett. Brr - ist das kalt in der Nacht! »Miau.« »Ja, ich komme schon.«

 

Klaus wankte müde zur Tür. Schwungvoll fegte die Katze schon um die nächste Ecke und immer noch schlaftrunken wankte Klaus ihr hinterher. Die Katze marschierte an der Küchentür vorbei ins Wohnzimmer.

 

Wo will Tiger nur hin? Mir doch egal - mein Bett ruft nachher …

 

Als Klaus im Wohnzimmer ankam, die Straßenlaterne erhellte den Raum ein wenig mehr, erkannte Klaus seine Nachtstörung aus Fell auf dem Tisch sitzend. Majestätisch sah sie aus: kerzengerade Haltung, beide Vorderpfoten nebeneinander, den Schwanz um sich geschlungen.

 

Der Kopf mit den dreieckigen Ohren, die beide in seine Richtung zeigten, unterstrichen noch den auf Klaus gerichteten Blick der silbern blinkenden Augen. Klaus ließ sich müde auf die Couch fallen und starrte den Maustiger an. Dieser saß ruhig da und registrierte wohlwollend jede Bewegung von Klaus.

 

Klaus knipste die kleine Leselampe an der Couch an. »Hallo Tiger! Willst du raus?« Erneut drang ein leises »Miau« an sein Ohr. Doch der Kater blieb sitzen. Das Licht veränderte die Farbe ihrer Augen. Die jetzt grünen Augen strahlten Wärme und Lebensfreude aus.

 

‚Bitte erschrick nicht, wenn ich mit dir spreche‘, hörte Klaus. Seine Haare sträubten sich, Hitze und gleichzeitig eisige Angstkälte stiegen in ihm auf. Was war das? Die grünen Augen fixierten ihn und nahmen ihm auf unbeschreibliche Weise die aufsteigende Angst.

 

‚Nein, ich spreche nicht wirklich. Nur meine Gedanken dringen in deinen Geist ein, damit du mich verstehen kannst. Was du selbst sprichst, verstehe ich. Auch die Gedanken deiner Sprache dringen zu mir durch. Denke die Antwort und ich kann sie aufnehmen.‘

 

Sofort schwirrten Klaus viele Fragen durch den Kopf, sodass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Seine wirren Gedanken schienen sich zu überschlagen und viele Fragen strömten plötzlich alle gleichzeitig auf ihn ein. Da saß er nun auf dem Sofa, vor ihm seine Katze, die mit ihm redete! Absurd! Bin ich verrückt oder träume ich?

 

‚Nein, warum solltest du träumen? Du unterhältst dich mit deiner Katze. Das ist alles.‘

 

»Warum redest du mit mir, was ist los?«, schaffte es Klaus in wenigen Sekunden, seine Gedanken zu ordnen.

‚Immer mit der Ruhe und alles der Reihe nach‘, sagte der kleine Tiger, ohne das Maul zu bewegen, drehte den Kopf nach hinten und leckte sich nervös das Fell über den Rücken. Also doch leibhaftig durch die Gedanken funktioniert das!

‚Du hast immer wieder mit mir geredet. Du hast mir dein Leben erzählt. Ich kenne dich, wie du mich kennst. Du bist schon immer gut zu allen Katzen gewesen.‘ »Ja, das ist möglich. Ich habe ein paar Mal das Gefühl gehabt, dass die Katzen mich verstehen würden. Wenn ich also etwas zu dir gesagt habe, machte ich mir nie Gedanken darüber.«

‚Und genau das ist es. Ich habe dich sehr gut verstanden. Und auch deine Gedanken. Normalerweise verstehen wir nur junge Menschen. Wenn sie älter werden, geht ihnen diese Fähigkeit leider verloren.‘

 

»Und warum verstehe ich dich jetzt und heute?«