4 Blicke auf Amerika - Vera Geier - E-Book

4 Blicke auf Amerika E-Book

Vera Geier

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Beschreibung

Immer mehr Familien entscheiden sich zu einer gemeinsamen Auszeit, um Länder oder Regionen dieser Erde zu entdecken, um fremde Kulturen kennen zu lernen und um intensive Momente als Familie zu erleben. Einmal im Leben einfach ins Ungewisse reisen, den Mut haben, zusammen loszuziehen und mit offenem Blick auf eine Welt zu schauen, die sich immer rasanter verändert und die unser aller Schutz benötigt. Das ist der Traum vieler Menschen, aber nur Wenige setzen ihn in die Tat um. Eine längere Reise mit der ganzen Familie ist ein Geschenk - sie fokussiert den Blick auf das wirklich Wichtige im Leben, auch für die mitreisenden Kinder. Es unterstützt sie in ihrer Entwicklung zu reflektierten, weltoffenen Erwachsenen, die sich eine eigenständige Meinung bilden, dazu stehen und mit anpacken Dinge zu verändern. "Denn ein Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu betrachten." (Henry Miller)

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Seitenzahl: 211

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Für Jan, der über seinen Schatten springt und mit mir Pferde stehlen geht.

„You only live once. travel the world, laugh, love, eat different food. Experience in what we take in the end.“

Unbekannter Autor, Valparaiso, Chile, September 2018

Inhaltsverzeichnis

Wenige Worte Vorweg

Von der Besonderheit Auszusteigen

„Panamericana Light“

Familiäre Eigenschaften, die Helfen

Gute Planung Schafft Sicherheit

Völlig Ungeplante Highlights

Der Countdown Läuft - Noch 3 Wochen

Von San José Nach Monteverde 28.7.- 1.8.2018

Vulkan und Schokolade 2.-4.8.2018

Die Big Five von Costa Rica, 5.-8.8.2018

Zwischentöne, 9.8.2018

Der Friedliche Ozean, 8.-11.8.2018

Heidi Klum und Ihre Behaarten Freunde 12.-15.8.2018

Ein Faultier unter der Dusche, 16/17.8.2018

„Schüttel Deinen Speck“, 17.-19.8.2018

San Salvador – Quito, 20/21.8.2018

Die Mitte der Erde, 21.-23.8.2018

Lonesome George, Santa Cruz, 24.-26.8.2018

Höllenritt mit Feinkost Schmidt, Isola Isabela, 27.-31.8.2018

Eine Insel mit Viel Bergen, Isola Floreana, 1.-4.9.2018

Reisepraktisches zu den Galapagos-Inseln

Zwei Welten, Guayaquil und Valparaiso, 4.-6.9.2018

Into the Great Wide Open, under the Sky so Blue 7.-9.9.2018

Die Stille der Wüste, San Pedro de Atacama 10.-12.9.2018

Am Wendekreis des Steinbocks, 13.-15.9.2018

Der Glückliche Finder, 16.-19.9.2018

Highway to Hell, 20.-21.9.2018

Die Karawane Zieht Weiter, 22.-25.9.2018

Magie und Mystik, 26.9.-30.9.2018

Die Magellanschen Wolken, 1.10.-3.10.2018

Abschied von Chile, 4.10.2018

Kulturschock Nordamerika, 5.-8.10.2018

If you are going to San Francisco…, 9.-12.10.2018

Lyftomanie, 13.-14.10.2018

Go East, 15.-17.10.2018

Am Tiefpunkt Angekommen, 18.-20.10.2018

Impassible when Wet, 21.-23.10.2018

Quer Durch Utah, 23.-27.10.2018

Digitales Nomadentum, 28.-29.10.2018

Am Farbigen Fluss, 30.-31.10.2018

Leaving Las Vegas, 1.-2.11.2018

Von der Schwierigkeit Zurückzukommen

Vom Guten Schluss zum Reisebeginn

WENIGE WORTE VORWEG

4 Jahre sind vergangen, in denen wir Zeit und Geld angespart haben, unser Ziel, alle Hürden dafür zu überwinden, fest im Blick. Von Ende Juli 2014 bis Mitte Februar 2015 waren wir schon einmal auf Familien-Weltreise. Unsere Kinder waren bei der Rückkehr 15 und 6 Jahre alt. Nach dieser Reise war uns allen klar, dass wir noch einmal gemeinsam für längere Zeit unterwegs sein möchten – wir waren infiziert, süchtig nach gemeinsamer Zeit, danach, uns treiben zu lassen, Menschen und Orte zu entdecken. Und so sind wir letztes Jahr, nach der Abiturprüfung unserer Tochter, noch einmal zu viert losgezogen, als Wiederholungstäter mit viel Zuversicht, dass uns wieder eine wunderbare Zeit bevorsteht.

Unsere Traumziele lagen in Süd-, Mittel,- und Nordamerika. Trotzdem hatten wir auch diesmal einige Herausforderungen: Die richtige Route auswählen, ein verträgliches Klima unterwegs und die Vermeidung von unnötigen Belastungen, z.B. durch den Aufenthalt in extremen Höhenlagen der Anden. Und natürlich war die Schulbefreiung wieder ein Thema, denn wir konnten nicht davon ausgehen, dass die Grundschule unseren Sohn in der 4. Klasse genauso pragmatisch freistellt, wie das Gymnasium unsere Tochter während der ersten Reise. Es waren zwei sehr persönliche und ehrliche Gespräche mit der Schulleitung nötig, um zu begründen, warum diese Reisen für uns so wichtig waren. Erst als wir die Befreiung in der Tasche hatten, haben wir die Tickets gekauft, denn ohne die Freistellung hätten wir die Reise nicht angetreten. Allerdings, je länger wir warten mussten, desto mehr gab es die Sorge, dass die Tickets immer teurer wurden (was aber letztlich nicht eingetreten ist, weil wir mit der Planung rechtzeitig begonnen hatten). Wieder in der Heimat beunruhigte mich, dass die wunderbaren Erlebnisse in Vergessenheit geraten könnten, und so bin ich froh, fast täglich alles aufgeschrieben zu haben.

VON DER BESONDERHEIT AUSZUSTEIGEN

Aus unserer Sicht ist die Möglichkeit, sehr viele intensive Erlebnisse als Familie und innerhalb der Familie zu erleben, von unschätzbarem Wert. Wir alle sind reicher um Erfahrungen und einen neuen Blick auf die Welt und andere Kulturen. Heute wissen wir sehr zu schätzen, wie privilegiert wir eigentlich sind. Wir haben Essen, ein Dach über dem Kopf und eine exzellente medizinische Versorgung. Uns ist Werteorientierung sehr wichtig, unsere Kinder sollen zu reflektierten, weltoffenen Menschen heranwachsen können, d.h. auch, sich eine eigenständige Meinung bilden, dazu stehen und mit dabei anpacken, Dinge zu verändern. Die Reisen waren für uns eher Forschungsreisen als klassische Urlaubsreisen, in denen jeder/jede von uns immer wieder an seine Grenzen kam, so z.B. bei der Überquerung der Anden oder beim Schnorcheln mit Haien im Pazifik. Bemerkenswert und besonders waren aber immer die Begegnungen mit Menschen, meist unsere Gastgeber oder einfach nur Menschen auf der Straße. In Costa Rica durften wir einige Schulen besuchen, für die wir dann Spenden organisiert haben, als wir wieder daheim waren. Einige Kontakte bestehen auch heute noch und das ist das Schönste. Während der Reisen gab es auch keinen besonders schwierigen Moment, sondern eher die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Verantwortung, z.B. braucht es etwas Mut, mutterseelenallein mit dem Auto auf 4800 m stundenlang über die Anden zu rumpeln. Selbst wenn wir es dann doch gewagt haben, blieb bei uns Eltern immer die Verantwortung für die Kinder. In dieser konkreten Situation hatten wir Angst, vielleicht zu viel gewagt zu haben. Auch wenn der Straßenverkehr in Deutschland für Kinder vielleicht ähnlich risikoreich ist, erleben wir das nicht so intensiv wie in einer unbekannten Welt, in einer fremden Kultur und mit ungewöhnlichen Transportmitteln.

„PANAMERICANA LIGHT“

Unsere Route führte über Madrid nach Costa Rica/San Jose, weiter über El Salvador nach Quito/Ecuador und zu unserem Traumziel, den Galapagos Inseln. Von dort ging es Richtung Süden nach Santiago de Chile du dann wieder nordwärts, mit dem Auto in die Atacama Wüste und über die Anden bis nach Argentinien und wieder zurück nach Santiago. Den Schlusspunkt bildete ein Roadtrip von Los Angeles bis San Francisco, von wo aus wir dann weiter bis nach Utah und Arizona gefahren sind.

FAMILIÄRE EIGENSCHAFTEN, DIE HELFEN

Besonders wichtig ist gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung bei der Reiseplanung. Wir haben in der Vorbereitung unsere Aufgaben nach Leidenschaft klar verteilt und genossen, was der/die andere organisiert hat. Z.B. habe ich beide Reisen geplant und mich um die Unterkünfte und Aufenthaltsorte gekümmert. Jan dagegen war unser „Ausrüstungswart“, er hatte großen Spaß, sich um unsere Reiseausrüstung zu kümmern. Wir haben uns wenig reingeredet, sondern einfach angenommen, was der andere organisiert hat. Natürlich haben wir uns auch über die Pläne ausgetauscht, aber wir haben uns dabei praktisch nie ausgebremst. So hatten wir kaum Konflikte im Rahmen der Planung. Wir wurden in den letzten Jahren immer wieder gefragt, wie wir uns das alles leisten könnten und ob es keine Hindernisse gäbe, die uns aufhalten würden. Die Antwort auf solche Fragen ist immer sehr individuell und eine Frage der eigenen Prioritäten und Lebenswünsche. Ich fand es immer schwierig von anderen zu hören, dass sie sich das nie leisten könnten, stattdessen aber regelmäßig kürzere Fernreisen machen oder sich andere teure Luxusgüter leisten. Und ja, die eigenen Karriere-Ambitionen sind sicher dabei auch zu hinterfragen, denn natürlich würde ich bestimmte Positionen in meinem Unternehmen heute nicht mehr anstreben, ganz einfach um mir die lieb gewonnene Freiheit zu erhalten, die ich für meine Lebensträume benötige. Es ist also immer die Frage, welche Ziele man sich selbst im Leben setzt und was dabei wirklich wichtig ist. Wir haben Menschen auf unseren Reisen getroffen, die einfach ihren Job gekündigt haben, um ihren Traum zu realisieren und das hat uns sehr beeindruckt.

GUTE PLANUNG SCHAFFT SICHERHEIT

Um sich sicher und wohl zu fühlen, sollte man ein Familien-Abenteuer gut planen und individuelle Bedürfnisse berücksichtigen. Wenn ein Land gesundheitliche oder politische Gefahren birgt, würde ich es mit Familie nicht bereisen – zumindest nicht so, wie wir gereist sind (meist mit eigenem Auto). Wir lieben Chile und sind schockiert über die aktuellen Unruhen in Santiago de Chile, denn vor genau einem Jahr waren wir dort unterwegs. Auch sollte man sich über mögliche Gefahren gut informieren, nicht nur auf den Internetseiten des Auswärtigen Amtes, sondern auch im Hinblick auf mögliche Naturkatastrophen. Wir sind während unserer Reisen fast durchgehend auf dem zirkumpazifischen Feuerring unterwegs gewesen. Und so habe ich bereits während der ersten Reise ständig mit Erdbeben gerechnet, doch kein einziges haben wir 2014/15 erlebt. Letztes Jahr (2018) dagegen schien es, als würde die Erde nie zur Ruhe kommen. In Costa Rica erlebten wir ein Erdbeben der Stärke 6.4 auf der Richterskala und auch in Chile gab es einige deutlich spürbare Beben. Das ging so weit, dass wir uns irgendwann schon fast daran gewöhnt hatten.

VÖLLIG UNGEPLANTE HIGHLIGHTS

Die Auswanderungsgeschichte der Familie Wittmer auf Floreana, eine der weniger besuchten, aber dennoch bewohnten Inseln auf Galapagos, hat uns besonders fasziniert. In den frühen 30er Jahren ist das frisch vermählte Ehepaar Wittmer unter großen Gefahren von Berlin nach Floreana gereist, wo sie erst in einer verlassenen Piratenhöhle lebten und dann als erste Siedler der kleinen Insel sesshaft wurden. Im Laufe der ersten Jahre kamen noch andere verrückte Aussteiger aus Deutschland auf die Insel, es gab mysteriöse Todesfälle, und vieles ist bis heute im Unklaren geblieben. Margret Wittmer hat Tagebuch geschrieben und alles dokumentiert in ihrem Buch „Postlagernd Floreana“. Wir haben zusammen mit einem Ehepaar aus Italien einige Tage im Haus der Enkelin auf Floreana verbracht, so konnten wir viele der im Buch beschriebenen Plätze besuchen und uns hineinversetzen, wie es war, auf einer kleinen vulkanischen Insel mitten im Pazifik, abseits der Zivilisation zu leben.

Doch davon später mehr, denn was wir erlebt, wie es uns ergangen ist und welche Blicke wir auf den Kontinent Amerika werfen durften, möchten wir hier erzählen.

DER COUNTDOWN LÄUFT - NOCH 3 WOCHEN

So schnell rast die Zeit. In Reisestimmung kommen wir erst nach einem Besuch bei einer befreundeten Familie, die uns von ihrer 3-monatigen Reise kreuz und quer über den Erdball erzählt. Wir hatten sie zu dieser Reise angestiftet und als Nele, Mark, Berit und Jette dann mit leuchtenden Augen von ihren Erlebnissen berichten, wird uns plötzlich bewusst, dass unser nächstes Abenteuer so kurz bevorsteht. Zeitlich wird es etwas eng, was die Vorbereitungen angeht, denn übermäßig geplant habe ich diesmal nicht - schließlich sind wir jetzt schon Wiederholungstäter! Trotzdem kommt langsam ein Gefühl von Nervosität auf. „Hauptsache es steht alles auf meiner Liste“, denke ich und baue auf die letzten 2 Wochen, die ich ausschließlich zur Vorbereitung nutzen will, um die Liste abzuarbeiten.

Ziele für diese Reise und Lernerfahrungen von der letzten Reise: Noch weniger Gepäck, insbesondere weniger Medikamente, noch weniger Kleidung (damit man sich auch mal etwas vor Ort kaufen kann), Gummistiefel – denn die von uns zu besuchende Osa-Halbinsel von Costa Rica verfügt weltweit über die höchste Schlangendichte. Jans Gummistiefel stehen schon im Flur. Ich selbst weiß wirklich nicht, ob ich mein ohnehin schon knappes Gepäckkontingent damit belasten soll. Aber Jan behauptet, dass die Lanzenotter (bothrops asper) bei Bedarf die Störenfriede sogar verfolgt, ein völlig untypisches Verhalten für Schlangen! Dann fällt mir dazu der Kinofilm “Unsere Erde 2” ein, bei dem die gerade geschlüpften, noch fast bewegungsunfähigen schwarzen Leguane am Strand der Galapagos-Inseln von Galapagos-Schlangen gejagt werden. Kommentiert von Günter Jauch erntete der Filme kontroverse Kritiken, dennoch sind die Tierszenen spektakulär, und wenn man hunderte von grazilen Schlangen Jagd auf süße kleine, frisch geschlüpfte Leguane machen sieht, fällt die für Tierdokus nicht wirklich geeignete Stimme von Günter nicht weiter ins Gewicht. Jan hat diesen Film noch nicht gesehen und Mika und ich verpflichten uns zu Stillschweigen. Ein Paar Gummistiefel in Größe 49 im Gepäck sind einfach genug!

Am Verlauf der Amazon Suchanfragen erkenne ich, dass wohl nicht jeder Gummistiefel den Ansprüchen gerecht wird, denn biss- und rutschfest soll er sein. Es freut mich, dass Jan seine angestammte Rolle als Ausrüstungswart sehr ernst nimmt. Was treibt uns noch um in diesen Tagen vor der Reise? Und wie sieht eigentlich die Route aus?

Am 29.7. geht es frühmorgens los, über Madrid nach San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Dort verbringen Jan, Mika und ich 3 Wochen mit einer Rundreise, die uns auch auf die besagte Schlangen-Halbinsel führen wird. Am 20.8. fliegen wir weiter nach Quito, der 2800 m hoch gelegenen Hauptstadt von Ecuador, dessen Altstadt Weltkulturerbe ist. Dann werden wir endlich auch alle wieder beisammen sein, denn Nele fliegt von Frankfurt aus über Dallas am gleichen Tag ebenfalls nach Quito. Derzeit feiert sie in Kroatien noch den erfolgreichen Schulabschluss. Die Trennung für 6 Wochen ist uns nicht leichtgefallen. Mika ist traurig, seine Schwester so lange nicht zu sehen, und auch für uns ist das völlig ungewohnt. Neben den Sorgen „hoffentlich geht alles gut“, fehlt sie uns einfach sehr. Wir versuchen in den 3 Wochen vor der Abreise so oft wie möglich Freunde zu treffen. Und jetzt frage ich mich, ob man sich für 3-6 Monate von der gewohnten Welt verabschieden muss, um sich zu einem Glas Wein oder zum Grillen zu verabreden! Am Sonntag beim Grillen im Flux’schen Schrebergarten wurden wir begrüßt mit den Worten: „das finde ich ja lustig, dass ihr 3 jetzt mit dem kleinen Fiat Panda unterwegs seid“. „Nein, lieber André, unser “richtiges” Auto vertreibt sich gerade die wohlverdiente Urlaubszeit in Südeuropa, gelenkt von einer 18-jährigen und flankiert von 2 aufmerksamen Mitfahrerinnen, um die noch wenig erfahrene Fahranfängerin zu unterstützen. „Die, die hinten sitzt quatscht nicht rein, die Beifahrerin macht den Co-Pilot“ – klare Regelungen und Teamwork von Anfang an. Wir sind beeindruckt und hoffen, dass die Rechnung ohne Schaden aufgeht.

Wie geht es weiter? Am 24.8. fliegen wir auf die Galapagos-Inseln. Auch wenn wir uns gegen die teure Kreuzfahrt dort entschieden haben, hoffen wir, auf den 3 Inseln, die wir besuchen werden, so einiges zu sehen. Dann geht es am 4.9. wieder zurück aufs Festland und am nächsten Tag weiter nach Santiago de Chile. Hier haben wir 30 Tage, die wir im Norden von Chile und Argentinien verbringen werden. Zurück in Santiago fliegen wir dann am 5.10. nach Los Angeles, USA – und dann werden wir schauen, wo es uns hin verschlägt. Zurückkehren werden wir am 3.11., denn Mika muss nach den Herbstferien gleich wieder in die Schule gehen. Gestern haben wir seine Schulmaterialien abgeholt, es gibt einiges zu tun während wir unterwegs sind…

VON SAN JOSÉ NACH MONTEVERDE 28.7.- 1.8.2018

Wir fragen uns, warum uns am Mannheimer Hauptbahnhof eine verzweifelte Frau nach einer Autofahrt zum Frankfurter Flughafen bittet. “Tut uns leid, wir fahren mit dem Zug, aber was ist eigentlich passiert”, fragen wir. Sie hat keine Zeit für Erklärungen, doch der übervolle Bahnsteig verheißt nichts Gutes. “ICE 72 hat 180 Minuten Verspätung, wir bitten um Entschuldigung”. Es sind ja nur Minuten, das hört sich doch gleich viel besser an als 3 Stunden. Wir gehören zu den glücklicheren Reisenden, denn unser Flug geht erst morgen früh, heute erwartet uns nur noch das MotelOne beim Flughafen Frankfurt. Für viele Urlaubsreisende aber, die ihren Flieger heute noch bekommen müssen, ist es der pure Stress. Ich habe Mitleid und versöhne mich gerne mit der am Ende nur 45-minütigen Verspätung unseres Zuges. Heute, am 28.7., kehren wir Deutschland für 3 Monate den Rücken – nachdem wir Jill, unserer “Housesitterin” alle Rechte und Pflichten übertragen haben.

Frühmorgens um 5 Uhr geht es dann endlich los, über Madrid nach San José, Costa Rica. Insgesamt sind wir 15 Stunden unterwegs. Brachial ist für Jan und mich der zutreffendste Ausdruck, wenn es um diese Form des Reisens geht. Wir empfinden die vielen Stunden im Flieger als Tortur, nicht nur, weil es eng und voll ist, sondern weil uns eine langsame, klimafreundliche Annäherung an unser Reiseziel eigentlich lieber ist. Mika arbeitet sich durchs Filmprogramm und gönnt sich keine Minute Schlaf. Irgendwann sind wir tatsächlich gelandet und freuen uns auf eine nachzuholende Nacht im Hotel La Sabana in San José, es ist eine Oase der Ruhe. Mika schläft sofort ein, es ist 5 Uhr am Nachmittag. Der nächste Morgen beginnt für daher bereits um 3.30 Uhr, 3 Stunden vor dem ersten Frühstück. Letzteres verwöhnt uns mit dem allerbesten Kaffee, exotischem Obst und klassischen puertoricanischen Spezialitäten, Gallo Pinto (Reis mit Bohnen), Ei mit Blumenkohl und gebackene Platanes (eine Backbanane, die angebraten als Süßspeise zubereitet wird). Beim Frühstück sind wir nicht allein! Kolibris umschwirren den wunderschönen exotischen Innenhof des Hotels mitten in San José.

Um 9 Uhr treffen wir den Mitarbeiter von “Wild Rider” im Hotel, der uns unseren Allrad-Mietwagen übergibt und uns mit vielen wertvollen Tipps versorgt. Und dann geht es los: “rechts rum müsste viel kürzer sein”, also probieren wir es aus, entgegen der Empfehlung von Wild Rider, und verfahren uns prompt in den Straßen der Hauptstadt. Jetzt noch einkaufen und dann schnell auf die “Autobahn” in nordwestlicher Richtung. “Sind die Menschen hier arm!” Stellt Mika ernüchtert fest. Er hatte sich Costa Rica aus unerklärlichen Gründen sehr reich vorgestellt. Aber es gibt viele einfache Wellblechbehausungen, einiges erinnert uns an Tonga, dass wir während unserer letzten Reise besucht haben. Besonders krass sind die sind die sogenannten “gated communities”, direkt neben herunter-gekommenen Armenvierteln. Die Supermarktparkplätze der Reichen werden mit Argusaugen von eigens dafür eingestellten Wachleuten bewacht und auch wir fühlen uns privilegiert und sind gleichzeitig beschämt, wenn wir uns unseren eigenen Luxus vor Augen führen. Klar, wir reisen sehr einfach, aber wir können es uns leisten 3 Monate die Seele baumeln zu lassen um fremde Länder, Tiere und Kulturen anzuschauen. Trotz, oder gerade wegen der Gegensätze fühle ich mich gleich nach den ersten paar Metern Fahrt durch Costa Rica magisch angezogen von Süd- bzw. Zentralamerika. Ich liebe die freundliche Zurückhaltung der Menschen und die Aufgeschlossenheit, wenn man mit Ihnen in Kontakt kommt. Man braucht wenig zum glücklich sein, pura vida ist allgegenwärtig. Unser erstes Ziel in Costa Rica ist der Nebelwald im Nordwesten des Landes. Beth Quinn, eine Kanadierin, die mit einem Costa-Ricaner verheiratet ist, erwartet uns schon – mit einem Bananen-Kuchen und einem Koffer voll Lego für Mika. Wir beziehen ein kleines, gemütliches Holzhaus auf ihrem Grundstück, dass mitten im Wald steht. Um uns herum Schmetterlinge und hoffentlich auch bald ein Faultier oder ein Puma (der hat allerdings gerade den Nachbarshund gefressen und sollte sich laut Beth besser nicht so schnell wieder blicken lassen.) Obwohl wir noch nicht im Nationalpark sind, gibt es auch hier unten schon einiges zu sehen. Große bunte Schmetterlinge flattern um unsere Behausung herum. Hier ticken die Uhren anders, bedingt durch die Regenzeit und die Jahreszeit. Da es gegen 6 Uhr abends bereits dunkel wird, bricht man frühmorgens um 7 Uhr auf zu den Beobachtungsgebieten im Nationalpark. Spätestens nachmittags um 15 Uhr setzt in der Regel der Regen ein, aber bis dahin kann man bei angenehmen Temperaturen vieles erleben – ohne großen Touristenandrang. Dann sitzen wir in unserer gemütlichen Hütte, essen Bananenbrot und lauschen dem stetigen Regengeprassel. Costa Rica zur Regenzeit? Unbedingt! Am nächsten Morgen geht es direkt auf den Weg in das Nebelwaldgebiet von Santa Elena. Nicht ohne einen Zwischenstopp in der Schule einzulegen, wo Jan aufgefordert wird, dem Unterricht beizuwohnen. Als interessierter Austauschlehrer sozusagen! Die Straßen hier oben im Gebiet von Monteverde sind in einem katastrophalen Zustand. Zwar haben wir einen n Allradwagen, jedoch ist es oft so steil, dass man sich im ersten Gang die Schotterpiste hochquälen darf. Nichtsdestotrotz gibt es schon so viele Eindrücke auf dem Weg in den Nationalpark, die wir nicht missen möchten. Unser kleiner “Bigo” macht gleich am ersten Tag reifenschlapp – und das bei angepasster Fahrweise!

Heute, am 1.8.2018, fahren wir mit Ersatzreifen und Manolo (Der Mann unserer Vermieterin) in ein weiteres Schutzgebiet. Manolo ist Naturführer, er ist hier aufgewachsen und kennt sich bestens aus mit der der Fauna und Flora des Nebelwaldes. Um Punkt 7 Uhr morgens treffen wir uns, um als erstes einen “Gomista” aufzusuchen, der für umgerechnet 3 Euro unseren Reifen flickt. Wir kennen das schon aus Chile. Eine Reifenpanne gehört hier zum Alltag, nur den richtigen Wagenheber sollte „Mann“ dabeihaben. Unser Mietwagen ist diesbezüglich leider schlecht ausgestattet und wir müssen uns mit selbst gebauten Stützeinrichtungen aus Naturmaterialien behelfen. Immerhin hat Jan, nach erfolgreichem Reifenwechsel auf dem Nationalpark-Parkplatz ein bewunderndes “Pura Vida” vom Nationalparkhüter zu hören bekommen. Das ist ja so etwas wie ein Ritterschlag für einen Touristen.

“Stop, there is a sloth (Faultier)”, ruft Beth, als sie uns zur Reifenreparatur begleitet. Und tatsächlich, nur wenige 100 m von unserem Haus entfernt hängt ein Faultier mit seinem Baby im Baum. Es zeig uns sogar sein Gesicht, was bei Faultieren eine Seltenheit ist. Meistens kugeln sie sich irgendwo ein und man sieht nur ein Büschel Haare. Es ist ein Zwei-Zehen-Faultier, das sich von uns nicht stören lässt. Das Baby liegt genüsslich auf dem Bauch der Mutter. Später führt uns Manolo durch den Curi Cancha Park, der uns ein Stück des Artenreichtums der Costa-ricanischen Nebelwälder vor Augen führt. Es gibt grandiose Würgefeigen, das sind Ficus-Gewächse, die einen Baum von oben nach unten bewachsen. Irgendwann hat die Würgefeige den Baum verdrängt, er stirbt ab und an manchen Stellen kann man sich in den Baum stellen und die Aussicht in das Baumkronendach genießen. In diesen Bäumen wohnen auch Klammeraffen, die sich von Baum zu Baum hangeln. Wir hören sie erst, dann sehen wir, wie sich ein ganzer Tross über uns eine lautstarke Familienfehde liefert. Das am meisten gesuchte Tier hier in Monteverde ist und bleibt aber der Quetzal, der Vogel der Inkas. Für sie hatte der Vogel einen gottähnlichen Status. Wenn die Tiere fliegen, bewegen sich ihre prächtigen Federn in der Luft wie eine Schlange. Dieser Umstand hat dazu beigetragen, dass die Vögel bis heute verehrt werden und einen besonderen Status genießen. Und wer diese langen Schwanzfedern besaß, war ein einflussreicher Priester in präkolumbischer Zeit. Uns scheint, dass das Hauptaugenmerk von Manolo und den anderen Guides im Park genau deshalb diesem Vogel gilt, und ja, wir haben ihn gefunden – auch wenn das in der Regenzeit eher schwierig ist, denn die langen grünen Schwanzfedern fehlen, sie wachsen den Tieren nur zur Balzzeit. Wunderschön ist auch der farbenfrohe Mot-Mot, ein in Costa Rica häufig anzutreffender Vogel. Nach 3 Stunden auf der Pirsch mit einheimischen Ornithologen werden wir von Beth noch in ihre Schule eingeladen. Sie wurde von den Quäkern gegründet, die 1952 das Land in Monteverde erwarben, um darauf Landwirtschaft und eine Molkerei zu betreiben. Heute bewirtschaften die Quäker das Naturreservat von Monteverde, wozu auch das Gebiet Curi Cancha gehört. Als Mika die Preschool betritt, fällt ihm gleich das Montessori-Material auf. Aber zum Glück sind noch Ferien und er muss nicht hierbleiben. Wir hatten uns schon gedanklich darauf eingestellt, ein deutsches Lied zum Besten geben zu müssen, aber das blieb uns dann doch erspart…Morgen verlassen wir Beth und Manolo bereits wieder. Sie haben mit ihrer unglaublichen Gastfreundschaft, der Tour in den Nebelwald, dem Lego-Koffer (für Mika zum Spielen), dem Bananenkuchen und den (selbstangebauten) Maistortillas viel dazu beigetragen, uns in der Fremde einzuleben.

VULKAN UND SCHOKOLADE 2.-4.8.2018

Es tut uns ein wenig leid, das kleine Holzhaus bei Beth und Manolo schon verlassen zu müssen. Aber wir wollen weiter zum Vulkan Arenal und in den Regenwald des gleichnamigen Nationalparks. 40 km sind es von Santa Elena nach Tilaran, eine 2-stündige Tour im Schneckentempo und kreuz und quer den Schlaglöchern der Schotterpiste ausweichend. Einmal setzen wir auf, doch diesmal lässt uns der Karren nicht im Stich. Die Fahrt durch die Hügel von Monteverde führt uns ein weiteres Mal vor Augen, in welchem Luxus wir in Deutschland leben. Oft sind wir nicht sicher, ist es eine Behausung für Menschen, oder doch nur der Rinderstall? Ab Tilaran endlich Asphalt unter den Rädern! Nun geht es weitere 2 Stunden etwas zügiger voran, immer entlang des Arenal-Stausees. Der Stausee mit Staumauer liegt bedenklich nah am Vulkan Arenal, der 2010 das letzte Mal Feuer gespuckt hat. Viele Touristen nutzen diese Strecke zwischen den beiden Hauptattraktionen Arenal und Monteverde, es locken Schilder zu Schlemmerstopps. Auch wir gönnen uns einen Kaffee mit Seeblick, zu mehr können wir uns mit Blick auf die Reisekasse nicht hinreißen lassen. Costa Rica ist teuer.

Düster ziehen die Wolken über den Himmel, und je mehr wir uns der 15 Uhr Nachmittagszeit nähern, desto bedrohlicher