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Um mit seiner Familie nach Europa zu kommen, entwickelt der verheiratete junge Mann Mendo choup ke joug Evarist Dieu ne dort, genannt Johnny Walker, einen Plan, der weltweit seinesgleichen sucht: Eine weiße Frau, die Frau Visum muss her! Diese muss er dann dazu bekommen, ihn zu heiraten, damit er ausreisen kann. Seine jetzige Frau gibt er als seine Schwester, seine Kinder als seine Neffen und Nichten aus. Mit seiner weißen Frau in Europa angekommen, will er dann seine "Schwester" und ihre Kinder nachholen. Der erste Teil des Plans geht auf: er ist in Europa. Doch wie bekommt er seine "Schwester" zu sich? Der findige Johnny entwickelt den zweiten Teil des Plans. Seine weiße Frau hat einen Bruder, dem er solange von seiner "Schwester" vorschwärmt, bis dieser nach Kamerun fliegt, sich in sie verliebt, sie heiratet und mit nach Europa bringt. Dann leben alle vier mit den Kindern in einem gemeinsamen Familienhaus – eine ménage à quatre, von der die beiden deutschen Geschwister nichts ahnen, bis der dritte Teil von Johnnys Plans Gestalt annimmt…
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Seitenzahl: 365
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Nana Goulap Malone
4 Shades of Black and White: schwarze Liebe, schwarzer Sex, weiße Passion – tausend Wege raus aus Afrika
Band 1: Liebes-Wirbelsturm in Kamerun – Feuer trifft auf Eis
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
4 Shades of Black & White
Vorwort
Band 1: Liebes-Wirbelsturm in Kamerun – Feuer trifft auf Eis
Kribi, Kamerun, Sommer 2005, ein Hotelzimmer: Ein Gespräch zwischen Mauritz und Carla über ihre Liaison mit Johnny
SO FING ALLES AN – Douala, Kamerun, Anfang des Sommers 2005
Johnny Walker und seine Affäre mit der verheirateten Amina
Johnny reist nach Kribi und lernt eine Gruppe Deutscher kennen
Johnnys Affäre mit Carla, seiner ersten weißen Frau
Johnny und Mauritz werden Freunde
Johnnys neues Leben ohne die Deutschen
Impressum neobooks
Darum geht es in 4 Shades of Black & White
Um mit seiner Familie nach Europa zu kommen, entwickelt der verheiratete junge Mann Mendo choup ke joug Evarist Dieu ne dort, genannt Johnny Walker, einen Plan, der weltweit seinesgleichen sucht: Eine weiße Frau, die „Frau Visum“ muss her!
Diese muss er dann dazu bekommen, ihn zu heiraten, damit er ausreisen kann. Seine jetzige Frau gibt er als seine Schwester, seine Kinder als seine Neffen und Nichten aus. Mit seiner weißen Frau in Europa angekommen, will er dann seine „Schwester“ und ihre Kinder nachholen. Der erste Teil des Plans geht auf: Er ist in Europa. Doch wie bekommt er seine „Schwester“ zu sich? Der findige Johnny entwickelt den zweiten Teil des Plans. Seine weiße Frau hat einen Bruder, dem er solange von seiner „Schwester“ vorschwärmt, bis dieser nach Kamerun fliegt, sich in sie verliebt, sie heiratet und mit nach Europa bringt. Dann leben alle vier mit den Kindern in einem gemeinsamen Familienhaus – eine ménage à quatre, von der die beiden deutschen Geschwister nichts ahnen, bis der dritte Teil von Johnnys Plan Gestalt annimmt…
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage August 2019
Copyright © 2019 indayi edition
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages widergegeben werden.
Umschlaggestaltung, Satz und Lektorat: Birgit Pretzsch
Nana Goulap Malone
4 Shades of Black & White
schwarze Liebe
schwarzer Sex
weiße Passion –
tausend Wege raus aus Afrika
Zwei weiße Frauen, ein schwarzer Mann
Band 1:
Liebes-Wirbelsturm in Kamerun – Feuer trifft auf Eis
Basiert auf wahren Begebenheiten
Roman von indayi edition
Über den Autor
Der Schriftsteller Nana Goulap Malone stammt ursprünglich aus Afrika und lebt seit vielen Jahren in Darmstadt.
Dieser Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Eine wahre Geschichte, in der sich alle Beteiligten nur als Opfer sehen.
Er zeigt, was Menschen in Afrika und in anderen Ländern bereit sind zu tun, um nach Europa, „dem Paradies“, zu kommen. Es gibt keine moralischen Grenzen mehr und je mehr Europa die Tür zumacht, desto findiger und schlauer werden die Lösungen von Ausreisewilligen. Viele Männer in Afrika spielen europäischen Frauen die Liebe vor, um nach Europa zu kommen, das ist bekannt. Dass viele europäische Frauen das Gleiche tun, und gern junge, gut gebaute Afrikaner ausnutzen, nur um das Leben zu genießen oder ihre Fantasien auszuleben, ist auch bekannt. Sogar, dass es Fälle gibt, in denen europäische Frauen gar nicht ahnen, dass ihre afrikanischen Männer Frauen und Kinder daheim haben, wissen viele und überrascht heute niemanden mehr. Aber dieser Fall hier ist anders und übertrifft alles, was der normale Mensch sich vorstellen kann.
Der Roman befasst sich mit den unterschiedlichen kulturellen Ansichten in afro-europäischen Partnerschaften und zeigt, wo solche Beziehung wunderschön, leidenschaftlich, ansteckend, und liebevoll sind, aber auch, wo sie an ihre Grenzen stoßen und woran sie oft scheitern. In diesem Buch erfährt der Leser, wie der Alltag in Europa die Beziehungen schwer beeinflusst und belastet und welche Fehler die Partner in Bezug auf Verletzungen, Diskriminierung und mangelnder Wertschätzung der Kultur des anderen begehen. In vielen schwarz-weißen Beziehungen spielt die Sinnlichkeit eine große Rolle.
Ich habe, bevor und während ich den Roman schrieb, viele Gespräche mit Menschen auf beiden Seiten solcher interkulturellen Beziehungen geführt. Als Coach habe ich häufig mit solchen Konstellationen zu tun. Ich habe Afrikaner getroffen, und treffe sie noch heute, die aus ähnlichen Gründen europäischen Frauen geheiratet haben, ebenso Frauen, die so etwas miterlebt haben. Ich möchte mit dem Roman die Situationen, die Beweggründe, die täglichen Erlebnisse, die Gespräche (die vor oder hinter dem Rücken des anderen Partners geführt werden), die Reaktionen der Familien und das Umfeld in beiden Kulturkreisen, die vielen Klischees ohne Tabus, den Sex und die Sehnsucht – die eine sehr wichtige Rolle dabei spielt – so echt und realitätsnah wie möglich darstellen.
Besonders die Sexszenen habe ich in dem Buch sehr detailliert beschrieben, was sicherlich bei vielen Menschen das Blut in Wallung bringt. Wer schwarzen Sex kennt, dem werden die erotischen Szenen vertraut vorkommen. Wer noch nie mit einem schwarzen Mann oder einer schwarzen Frau erotische Erfahrungen gemacht hat, dem werden diese Erzählungen vielleicht übertrieben und unrealistisch erscheinen, aber es war mir wichtig, die Dinge so zu schildern, wie sie tatsächlich sind, so realistisch wie möglich – weil es einfach so ist.
Es ist eine sehr spannende Geschichte entstanden, die den Leser fesseln wird, auch wenn sie dramatisch und schmerzhaft endet. Man taucht ein in eine magische Welt voller Abenteuer, in eine fremde Kultur mit ihrer Leichtigkeit des Lebens und ihren vielen, hilfreichen Weisheiten. Eine Kultur, in der viele Dinge, die für den westlichen Menschen schwer vorstellbar sind, selbstverständlich sind. Das Leben muss man nicht immer so ernst nehmen. Vieles passiert sowieso ohne unser Zutun. Warum sich dann sorgen? Der Leser erfährt unglaubliche, spannende, sehr lustige und auch schmerzhafte, aber echte Erlebnisse und lernt den afrikanischen Way of Life aus nächster Nähe kennen, als ob er da wäre. Man fängt an zu lesen und kann nicht mehr aufhören.
Der Roman erzählt nicht nur die grausame und harte Geschichte von Johnny, sondern berichtet auch in lustiger und lebendiger Art vom realen Leben in Kamerun und in Deutschland.
Schon die ersten Zeilen des Romans lassen den Leser über das Leben in Afrika fantasieren, und man kann sich bildlich vorstellen, was dort so vor sich geht. Eine Welt, wo die Uhren manchmal ganz anders laufen. Eine Welt voller Entdeckungen, voller Magie, voller Überraschungen.
Wenige Romane haben so detailliert, ohne Tabus und ohne Umwege, so viele „Geheimnisse“ über diese afro-europäischen Beziehungen „preisgegeben“. Klischees, die wir in beiden Kulturen kennen, gehören auch dazu und werden ebenfalls ohne Wenn und Aber in dem Roman thematisiert.
Orte und Namen habe ich geändert. Der Mann stammte nicht aus Kamerun. Ich habe Kamerun gewählt, weil ich mich dort am besten einfühlen konnte. Aus dem gleichen Grund habe ich als deutsche Stadt Darmstadt gewählt.
Band 1 erzählt von der Suche Johnnys nach der weißen Frau, der „Frau Visa“, der Frau, die ihm die Tür nach Europa öffnen soll. Er lernt seine erste weiße Frau kennen.
In Band 2 kommen zwei weitere Frauen hinzu, das macht die Entscheidung von Johnny nicht einfacher und der dramatische Liebeskampf nimmt seinen Lauf. Der größte Teil der Ereignisse in diesen ersten beiden Bänden findet in Kamerun statt.
Band 3, der in naher Zukunft publiziert wird, erzählt von der perfiden Umsetzung von Johnnys Plan, der nun mit seiner Frau in Europa lebt.
Es steckt in diesem Roman viel mehr Wahrheit, als man glauben mag.
Man kann beide Bände auch einzeln beziehen. Wir haben uns entschieden, das Buch auch in 2 Teilen zu veröffentlichen, weil die Geschichte fast 600 Seiten so lang ist, dass es in einem Band recht teuer ist. Beim Kauf der einzelnen Bände muss der Leser nicht so viel bezahlen und hat den Vorteil, erst einmal mit einem Buch zu starten und nur bei Gefallen den zweiten Band zu erwerben, das spart Zeit und Geld.
Die Geschichte beginnt in Kamerun.
„Ich will aber nicht mehr, dass du dich mit ihm triffst“, sagte Mauritz.
„Es geht nicht, Mauritz, es geht einfach nicht. Ich muss ihn treffen“, entgegnete Carla.
„Aber du hast doch gesagt, dass du mich liebst und wir haben doch gerade schönen Sex gehabt. Was hat er, was ich nicht habe?“, fragte Mauritz.
„Siehst du, ich habe dir die ganze Zeit gesagt, dass es nichts mit dir zu tun hat. Es geht nicht darum, dass der Sex mit dir schlecht war oder ist. Schau mal: Wir haben gerade sehr, sehr tollen Sex gehabt. Ist das nicht der Beweis, dass es nicht um Sex geht? Aber ich will und brauche Johnny. All meine Organe brauchen ihn. Ich weiß nicht, wie es in einer Woche sein wird. Aber jetzt weiß ich, dass es für mich sehr ungesund wäre, meinem Instinkt nicht zu folgen“, erklärte Carla ihrem Freund.
Mauritz sprang aus dem Bett und war vor Wut fast außer sich.
„Carla, du musst dich entscheiden. Ich kann das nicht mitmachen. Ich versuche es und ich habe es versucht, aber es zerreißt mich innerlich. Du wirst mich verlieren, wenn du weiterhin mit ihm schläfst!“, drohte er.
„Ich weiß es, Mauritz. Ich weiß es doch. Ja, vielleicht werde ich dich verlieren, wenn ich Johnny weiterhin treffe, aber ich weiß, dass ich mich verlieren werde, wenn ich ihn nicht mehr treffe“, antwortete Carla.
Mauritz wusste nicht mehr, was er tun sollte und konnte, um Carla von ihrem Weg abzubringen. Völlig überfordert, fing er wieder an zu weinen.
„Bitte mein Schatz, ich liebe dich doch so sehr! Ich kann nicht mit Johnny konkurrieren und ich möchte dich nicht verlieren. Ich werde mich ändern. Ich weiß, dass ich nicht immer richtig gehandelt habe mit dir. Ich...“ Carla war genervt von dieser Jammerei und stoppte ihn.
„Hör auf, dich zu beschuldigen. Du hast keine Schuld daran. Das hat wirklich nichts mit dir zu tun. Du hast mir nichts Böses getan. Du hast dir nichts vorzuwerfen“, versuchte Carla ihn zu beruhigen.
„Warum kannst du dich dann nicht von Johnny trennen?“, fragte Mauritz.
„Weil es nichts zu trennen gibt, Mauritz. Es gibt nur ein Verlangen, einen Trieb, eine Sehnsucht. Kannst du dein Verlangen nach Wasser stoppen, wenn du durstig bist? Kannst du das von dir trennen?“, fragte Carla.
„Kann nicht auch ich dir dieses Wasser geben? Du kannst mir sagen, was du willst, was dir fehlt. Du kannst mir zeigen, wie du es haben willst und wir versuchen es dann gemeinsam zu tun“, bettelte Mauritz.
„Ja, das ist das Problem, Mauritz. Ich kann dir nicht sagen, nicht zeigen, was ich will. Johnny weiß genau, was mir fehlt, was ich will. Ich weiß selbst nicht, was kommt, aber er lässt mich immer etwas Neues entdecken, er lässt mich über mich selbst staunen. Ich genieße es einfach, wie es kommt. Ich denke nichts dabei und fordere auch nichts dabei“, sagte Carla.
„Weil er schwarz ist? Ist es das, was dich so anmacht? Dich so anzieht? Bitte verstehe mich nicht falsch. Du hast gesagt, dass es nichts mit mir zu tun hat, dass es nichts mit seinem Penis zu tun hat. Womit dann?“, wollte Mauritz wissen.
Carla schloss die Augen für einen Moment, überlegte ein paar Minuten und fuhr fort:
„Es ist wie ein Wunder. Ein Licht entsteht in dir, ohne dass du weißt, woher es kommt. Mauritz, das ist mehr als Sex. Es ist das ganze Feeling drum herum. Bei ihm habe ich das erste Mal in meinem Leben meine Weiblichkeit entdeckt bzw. richtig akzeptiert, dass ich eine Frau bin. Mit ihm habe ich gesehen, wie schön es ist, einen Mann an meiner Seite zu haben. Ich meine hier einfach, Frau und Mann zu sein, ohne Hintergedanken. Eine Frau mit Busen und Vagina und er ein Mann, stark, ohne Busen, mit einem Penis. Einfach Frau zu sein, ohne Angst zu haben, sich unterzuordnen. Er als Mann, ohne zu befürchten, dass er der Chef ist. Verstehst du, was ich meine? Durch ihn habe ich die Freiheit der einzelnen Körperteile erfahren, die unabhängig voneinander funktionieren, aber doch gemeinsam agieren. Körperteile, die da sind, um mich glücklich zu machen. Meine Brüste kann ich nun mehr schätzen, das Fett an meinen Hüften lieben, meine Vagina und Klitoris als wertvolle Geschenke Gottes sehen. Bei ihm habe ich meinen Körper entdeckt, den Körper einer Frau und nicht mehr immer nur den Körper einer werdenden Mutter oder ein Lustobjekt des geilen Mannes. Nicht mehr ein Körper, der sich modellieren muss, um sich der Lust des Mannes anzupassen“, führte Carla aus.
Mauritz setzte sich auf den Stuhl, hielt seinen Kopf in beiden Händen und hörte alles, was Carla sagte.
„Ich kann das leider nicht verstehen. Das heißt, du hast dich früher nicht wohl gefühlt? Ich habe dir nie gesagt, dass dein Körper mir nicht gefällt. Du hast mir doch immer gefallen und ich habe nie das Gegenteil behauptet. Wie viele Mal habe ich dir gesagt, dass ich dich liebe? Liegt nicht in diesen Worten all das, was du meinst und willst und wünschst?“
Carla legte sich wieder hin und schaute nach oben.
„Ja, Mauritz, du hast es nie behauptet, du hast auch gesagt, dass ich schön bin. Aber das waren nur leere Worte. Du hast es mich nicht spüren lassen. Du hast mich als Frau nicht gewürdigt und auch nicht so angefasst. Du hast meinen Körper nicht als etwas Besonderes angesehen. Vielleicht war dir all das so selbstverständlich, dass ich ständig über mich jammern und deinen Körper bewundern musste. Du hast dich sicher großartig gefühlt, als ich dir sagte, dass du einen tollen Körper hättest und ich voller Fett sei, oder? Du hast mir gesagt, ich sei schön, aber trotzdem noch Heidi Klum angehimmelt. Ich habe dir gefallen, aber ich habe mir selbst nicht gefallen. Zumindest habe ich es erst gerade mit Johnny gemerkt. Ich habe mich immer im Spiegel gesehen und alles an mir ein bisschen korrigieren wollen. Ich wollte wie du sein. Fettfrei, sportlich, einfach ein bisschen männlicher werden. Nun mit Johnny ist es anders. Er ist noch viel sportlicher als du, er hat volle schöne Muskeln, ist stark und ich spürte auf einmal, dass es schön ist, breitere Hüften zu haben, einen Arsch zu haben, einen dicken Busen zu haben. Weißt du wirklich, was mich noch total anzieht? Seine Männlichkeit. Er ist ein Mann, nicht der Mann, sondern ein Mann. Seine Ausstrahlung und seine selbstsichere Art. Ich bin einfach selbstbewusster und selbstsicherer geworden, weil ich mich nun auch so akzeptiert habe und vor allem meinen Körper und mich liebe. Du sagst, du liebst mich. Keine Frage, ich weiß es. Aber ich habe mich selbst nicht geliebt. Es ist schön geliebt zu werden, aber es ist wunderbar, sich selbst zu lieben, Mauritz“, sagte Carla.
„Heißt es dann, dass du nicht bereit bist, die Affäre zu beenden? Rede Klartext!“, forderte Mauritz.
„Du sprichst davon, eine Affäre zu beenden? Gibt es sie wirklich? Wenn es eine Affäre wäre, würde ich das vielleicht für dich tun. Wenn es eine Beziehung wäre, würde ich vielleicht aus Liebe zu dir stoppen, weil ich dich liebe. Wenn es eine Liebe wäre, vielleicht würde ich davor flüchten, weil sie mir unheimlich wäre und mir Angst machen würde. Aber es ist nichts von all dem. Es ist viel subtiler. Das ist mehr wie eine Verbindung, wie zwischen Gott und uns. Gott zeigt dir den Weg, Gott weiß deine geheimsten Geheimnisse, Gott macht dich glücklich, Gott macht dich frei, die Gedanken an ihn entfalten dich und lösen deine Sorgen auf. Gott nimmt dir die Angst weg, Gott gibt dir den Orgasmus, die Lust. Gott ist mit dir, Gott ist in dir. Gott ist bei dir. Kannst du so eine Verbindung benennen? Kannst du diese Verbindung beenden, ohne in eine Krise zu fallen? Ich bin wie besessen und es tut mir so gut. Bitte Mauritz, wenn du mich wirklich liebst, verlange nicht mehr, dass ich Johnny nicht mehr sehe. Verlange nicht, dass ich auf das verzichte, was mir so guttut. Ist das nicht auch der Sinn des Lebens, glücklich und erfüllt zu sein? Ist das nicht auch ein Liebesbeweis, wenn es deiner Freundin gutgeht und sie glücklich ist? Was hast du dagegen, dass ich es bin? Du liebst mich doch? Warum tut es dir so weh, mich glücklich zu sehen? Ist es, weil ich es auch ohne dich bin? Muss es immer um dich gehen?“
Sie machte eine Pause, drehte sich zu Mauritz um und redete sanft, voller Liebe und mit Tränen in den Augen weiter: „Liebling, bitte verlange nicht mehr, dass ich seine rosa Hände nicht mehr auf meinem Körper spüre, seinem wertschätzenden Blick entgehe. Das ist zu viel verlangt. Ich kann es nicht. Meine Kräfte reichen nicht dafür. Er hat mich erneut entjungfert, aber diesmal ging die Entjungferung viel weiter, als eine Vagina zu öffnen. Er hat mich ganz entjungfert.“
Mauritz wurde seltsamerweise immer ruhiger, man merkte, wie es noch in seinem Inneren kochte, aber nichts kam mehr nach außen.
„Dann bleibe doch bei ihm. Ich will all das nicht mehr hören. Bleibe bei ihm, aber dann will ich dich nicht mehr“, sagte er.
„Es tut mir sehr leid, Mauritz. Bitte habe ein bisschen Geduld mit mir. Ich weiß, Mauritz, ich weiß es auch, dass es wieder vorbei gehen wird. Ich weiß gar nicht, was in einer Woche passiert. Dann sind wir wieder in Bamenda allein ohne ihn. Weit weg von ihm und wir hätten beide gewonnen. Wir beide würden davon profitieren. Bitte nur ein bisschen Geduld.“
Mauritz schüttelte ablehnend den Kopf.
„Ich weiß nicht, ob ich dir noch vertrauen werde. Weißt du, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er dich als schwarzer Mann beeindruckt hat und nicht nur als Mann. Das hat nichts mit Rassismus zu tun. Das ist normal, denke ich. Ich bin halt weiß und er schwarz. Da kann man auch nicht so tun, als ob wir diesen Unterschied nicht sehen. Übersehen kann man das nicht. Ich werde immer das Gefühl haben, es fehlt dir das schwarze Feeling, der schwarze Penis, der schwarze Mann. Kannst du dich auch ohne ihn sexuell wirklich wohlfühlen, wenn ich sehe, was du hier darüber gesagt hast? Kannst du es? Kann man das wirklich so einfach voneinander trennen, abstellen, Liebe und Sex und Sehnsucht? Oder ist es nicht nur Feigheit, um dem anderen nicht wehzutun, zu behaupten - Ich liebe dich und mit ihm ist es nur Sex, das hat nichts mit dir zu tun und so weiter - Du siehst doch, wie der Sex einen Menschen total verändern und den anderen völlig traurig und kaputt machen kann. Kann man so tun, als ob das alles normal ist? Was erwartest du von mir, Carla? Was erwartest du bloß von mir? Dass ich hier ruhig schlafe und weiß, dass Johnny dich in den siebten Himmel bringt? Dass er mit dir Sachen tut, die ich nicht tun darf und nicht tun kann? Dass er wie Gott zu dir steht? Du sagst, ich soll warten und geduldig sein. Ist das nicht zu viel verlangt? Werde ich danach überhaupt fähig sein, dich zu verwöhnen, ohne ihn im Hinterkopf zu haben? Wirst du dich voll auf mich einlassen können, ohne ihn im Hinterkopf zu haben? Wäre das nicht schon Betrug genug? Ist die Messlatte nicht vielleicht schon zu hoch für mich? Ja, ich verliere dich vielleicht, wenn ich es nicht kann, nicht aufhören kann, zu fordern, dass du ihn nicht mehr triffst, ich verliere dich, wenn ich nicht geduldig bin, aber ich verliere mich ganz bestimmt, wenn ich mitmache. Was willst du? ‚Weiße Liebe, schwarzen Sex?‘ Oh, du liebst mich und die Liebe ist doch alles. Darauf sollte ich stolz sein? Das willst du von mir, oder? Sollte ich mich freuen, dass du mich liebst, aber mit Johnny den wunderbaren Sex genießt? Wird nicht doch der schwarze Sex die Macht über die weiße Liebe übernehmen? Du weißt, wie du selbst erzählt hast, von der Macht und dem Einfluss der Sehnsucht und der Abhängigkeit davon. Welche Sicherheit habe ich, dass diese Sehnsucht nach dem schwarzen Körper danach endgültig verschwunden ist? Kannst du es versprechen? Sicher wirst du es versprechen, um mich zu beruhigen, aber kann ein Alkoholiker versprechen, dass er nie mehr einen Tropfen Alkohol zu sich nehmen wird? Kann er das ohne eine tiefgreifende Therapie? Und du, warum solltest du etwas therapieren, was dir so gutgetan hat? Alles aufgeben, was dich glücklich macht? Ist es überhaupt möglich, darauf zu verzichten?“, schimpfte Mauritz, der aufgehört hatte zu weinen und wieder mutiger wurde.
Dann war auf einmal alles still.
Nach fast zehn Minuten Schweigen sagte Carla: „Vielleicht kann man beides haben, ohne auf das eine zu verzichten. Gute Nacht, Mauritz.“
„Hey Rita, ich habe gerade etwas sehr Interessantes im Internet gelesen.“
Rita tat so, als ob sie nichts gehört hätte.
Sie hatte es satt, von diesen Ankündigungen von Johnny Walker zu hören, die sich doch immer in Luft aufgelöst hatten. Dazu hatte sie noch einen weiteren Grund, heute richtig sauer auf ihn zu sein.
„Hast du mich gehört, Rita?“, fragte Johnny.
„Dich hören? Bezahlt dein Internet etwa die Wasserrechnung, die Stromrechnung? Das Essen für die Kinder, Evarist?“, antwortete Rita.
Johnny wusste genau, wenn Rita ihn „Evarist“ nannte, musste sie sehr sauer sein.
Johnny Walker war auch nicht sein richtiger Name. Sein richtiger Name war Mendo choup ke joug Evarist Dieu ne dort. Wegen seiner ausgeprägten Vorliebe zum Whisky, hatten sich seine Freunde als Spitznamen die Whiskymarke Johnny Walker, abgekürzt J.W., ausgedacht. Manche nannten ihn einfach Johnny Waka. Waka nennt man in Kamerun einen Menschen, der sehr viele wechselnde, sexuelle Partnerschaften hat.
Ja, Johnny Walker war die Verkörperung eines Mannes, der hundertprozentig lebt: Voll leben, einfach leben, als ob die Welt an besagtem Tag zu Ende gehen würde. Monsieur la vie (Mister Life), wie man ihn in allen angesagten Kneipen und Diskotheken der Stadt rief, mochte das Leben und dabei vor allem das gute feine Leben. Er sah zwar nicht schlecht aus, aber auch nicht besonders gut. Aber man fragte sich, warum J.W. so erfolgreich bei Frauen war, obwohl sein Portemonnaie fast immer leer war.
J.W. war 32 Jahre alt, aber wann genau er geboren wurde? Das wusste niemand. Er spielte gerne damit. Auf diese Frage sagte er einfach: “Ich wurde 1973 geboren, während der großen Mais-Erntezeit.“
Er wurde in dem schönen bergigen Land Westkamerun, in der Stadt Banganté geboren. Banganté lag in der NDE-Region und gehörte dem Volk der Bamileké. Er rühmte sich damit, dass er aus dem NDE kam. Der NDE war die Abkürzung für „Departement des gens Nobles, Dignes et Elegants“ (Land von adeligen Menschen voller Würde und Eleganz). Und so versuchte er sich immer nach außen zu verhalten, zumindest was die Eleganz betraf.
Als er zehn Jahre alt war, wurden seine Eltern beruflich bedingt nach Bafoussam geschickt. Bafoussam war die Hauptstadt der Bamileké Region. Das Land der roten Erde. In Kamerun war es so, dass die staatlichen Beamten ständig von Stadt zur Stadt abkommandiert wurden, damit ihre Dienste das ganze Volk erreichten. So wollte das Land die Einheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken.
Er hatte sechs Geschwister, zwei Brüder und vier Schwestern, und er war der Letztgeborene der Familie. Dementsprechend wurde er sehr verwöhnt. Er war der Chou-Chou (Liebling) der Familie. Er hatte nicht gelernt, durch Anstrengungen etwas zu erreichen. Alles wurde ihm zu Füßen gelegt und er genoss diesen Zustand sehr.
Seine Geschwister, die, bis auf eine Schwester, nach ihrem Abitur in Europa und Amerika studierten, schickten ihm immer die schönsten Kleider, Spielzeuge usw. Deswegen wollten alle in der Stadt – Jungen wie Mädchen – mit ihm befreundet sein. Damals nannte man ihn Chaudgars (Hot Guy).
Eine Schulparty ohne den Chaudgars wäre nichts. Er war das Zentrum des Geschehens in der Stadt.
Jeden Mittwochnachmittag sowie Samstag und Sonntag verbrachten die Jugendlichen ihre Zeit am Sportplatz „La Pelouse“ hinter dem Rathaus von Bafoussam. An diesen Tagen versammelten sich Schüler von verschiedenen Schulen dort und taten so, als ob sie Sport treiben würden. Tatsächlich ging es da mehr um Show, wer die neuesten Schuhe hatte, das neueste Handy, und auch darum, Mädchen anzubaggern.
Hot Guy war immer der Bestangezogenste, er hatte immer etwas Neues dabei und oft auch viele Leckereien aus Europa. Sie wurden ihm von seinen Geschwistern geschickt.
Man hätte erwartet, dass er damit angab. Aber erstaunlicherweise war Johnny nicht arrogant oder hochnäsig. Er war immer gut gelaunt, immer mit einem lächelnden Gesicht. Er brüskierte seine Freunde nie und war sehr hilfsbereit. Er konnte auch gut geben, ohne zu zählen.
Schon damals merkte man, dass er sehr intelligent war. Wenn er sich etwas in seinen Kopf gesetzt hatte, konnte ihn nichts daran hindern, das zu erreichen.
Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen hatte er mehr als genug. Er strahlte schon damals als Schüler eine unwiderstehliche Persönlichkeit aus, obwohl er nicht der Hübscheste war.
Die Schule absolvierte er mit Erfolg. Nach seinem Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1 ging er in die Wirtschaftsstadt Douala, um zu studieren.
Ein Jahr später starb sein Vater bei einem mysteriösen Unfall. Alle sprachen von Magie, weil sein Vater Mitglied einer satanistischen Sekte gewesen sein soll. In Afrika starb man nicht auf natürliche Weise. Es gab immer einen Grund, warum man starb. Es wurde viel erzählt; zum Beispiel sagte ein Mann, dass der Vater von Johnny sterben musste, weil er kein Opfer, keinen Preis für seinen steilen und schnellen Erfolg geben wollte, obwohl er für diesen Erfolg einen Pakt mit den Geistlichen gemacht hatte. Als Strafe musste er in einem komischen Unfall sterben, um andere Leute in der gleichen Situation abzuschrecken. Der Unfall schien auch tatsächlich seltsam zu sein. Er war unterwegs von Bafoussam nach Douala, auf der schönsten bergigen Landstraße Kameruns, die sich in einer wunderschönen grünen Landschaft zwischen Bergen schlängelte, als er den Autounfall ohne Unfall hatte. Man sah später das Auto mitten auf der Straße stehen, der Motor lief noch und der Mann saß einfach hinter dem Lenkrad, als ob er sich erholte. Er war aber tot. Im Auto war eine Boa zu sehen, die aber auch tot war. So die Erzählung.
Eine Boa? Am helllichten Tag? In einem klimatisierten Auto? Obwohl niemand die Boa gesehen hatte und es keinen Beweis dafür gab, reichte es, um die Fantasie der Menschen zu schüren: „C‘est un sectaire“ (Er ist Mitglied eines Geheimbundes). „Nun verstehen wir, warum er so viel Geld hatte“ und „Ja, und all seine Kinder sind in Europa“ sagten die einen, „Oh ja, und sein Bruder, der vor fünf Jahren gestorben ist! Hatte er ihn umgebracht für den ersten Pakt...?“, sagten die anderen. Damit stand fest, der Mann war ein „sectaire“. Er hatte sein Geld mit Blut verdient und war auch genauso gestorben. Ob es wahr war oder nicht, interessierte eigentlich niemanden. Die Menschen interessierte nur die Geschichte.
Als die Gerichtsvollzieher nach dem Tod seines Vaters all sein Hab und Gut konfiszierten, wegen angeblich hoher Schulden, waren es nicht mehr nur Gerüchte, nein, es war nun mathematische Wahrheit. Dieser Mann gehörte einem magischen Bund an, der den Teufel anbetet. Du bekamst alles, was du wolltest: Ruhm, Geld, Erfolg usw., aber irgendwann musstest du es zurückzahlen und all dein Reichtum verschwand einfach nach deinem Tod, so plötzlich, wie es auch gekommen war.
Solche Menschen waren zwar physisch bzw. körperlich tot, aber sie lebten weiter in einer anderen Welt und arbeiteten all das ab, was sie auf der Erde bekommen hatten. Das war die Strafe. Auf jeden Fall wurde es so in Kamerun erzählt.
So waren in der afrikanischen Kultur und im Glauben die Toten nicht tot. Sie lebten weiter. Deswegen war auch der Kult der Toten sehr wichtig. Sie lebten weiter in einer anderen Dimension, aber sie sahen alles, was wir hier taten und man konnte sogar mit ihnen in Kontakt treten. Man hörte deswegen überall von Geschichten über Leute, die bei einem afrikanischen Geistlichen ihre verstorbenen Verwandten gesehen und mit ihnen geredet hatten. So konnten sie zum Beispiel erfahren, was die Ursache des Todes war.
Diese Geschichte hatte Hot Guy sehr getroffen, weil sie falsch war. Nach dem Tod seines Vaters war auf einmal seine heile, reiche Welt zusammengebrochen. Den Luxus und das schöne Leben konnte er nicht mehr so einfach finanzieren. Seine Geschwister in Europa und Amerika hatten alle nun auch eigene Familien und konnten und wollten sich nicht mehr um ihn kümmern. Aber tapfer hielt er durch.
Die Zeit verging und er war inzwischen 32 Jahre alt. Alt genug, um alleine durch die Welt zu gehen. Inzwischen hieß Hot Guy in Douala nun Johnny Walker. Er beendete mit 27 sein Studium der Philosophie und Psychologie. Aber was konnte er damit in Kamerun anfangen? Als Lehrer arbeiten und dafür ca. 200€ im Monat bekommen? Nein, das war für den einfallsreichen Mann zu wenig. Er lebte deswegen von kleinen Vermittlungsgeschäften und von verheiraten Frauen reicher Männer, die sich sehr gerne junge Männer zum Vergnügen suchten.
Es war sehr erstaunlich, wie Johnny Walker sich der neuen Realität angepasst hatte. Er hatte nie gejammert. Von seiner Würde und Eleganz hatte er nichts, aber auch gar nichts verloren. Er entwickelte Strategien, um zu leben. Andere würden das Überleben nennen, aber Johnny Walker war kein Mensch, der sich anmerken ließ, dass es ihm nicht gutging. Nein, sein Stolz war dafür zu ausgeprägt.
Er kaufte sich in Second Hand Shops gebrauchte Markenkleidungen aus Europa, die die afrikanischen Märkte überflutet hatten. Diese ließ er in den modernen Reinigungen waschen und danach waren sie wie neu und deswegen sah er immer top gekleidet aus, wie früher.
Die Frauen liebten ihn. Es machten sich Gerüchte breit, dass er im Bett ein Hengst wäre, aber lieb, weich, achtsam. Man sagte, dass er in viele Stundenhotels der Stadt gar nicht mehr hereingelassen wurde, wenn er in Begleitung einer Dame war. Der Grund dafür wären die lauten Lustschreie der Frauen, die nicht nur andere Hotelgäste stören würden, sondern sogar die Nachbarn. So hätte die Polizei mehrmals intervenieren müssen, damit es leiser zuginge. So wurde J.W., ohne es zu wollen, ein Frauenheld in Douala.
Er lebte in einer beschaulichen 3-Zimmer-Wohnung in einem normalen Viertel im Stadtteil Bonaberi mit Rita und ihren zwei gemeinsamen Kindern.
Er war zwar nicht zufrieden mit seiner neuen Situation, aber er hatte sich damit arrangiert. Er beklagte sich nie. Wenn er Geld hatte, war der Abend hot bis zum letzten Cent. Am Tag danach, mit leeren Taschen, blieb er einfach zu Hause, ohne jemanden zu stören, oder er las Bücher oder verbrachte Zeit bei Wadjo, einem Moslem aus Nordkamerun, der ein kleines Internetcafé betrieb.
So ging J.W. immer gut gelaunt durchs Leben, ob nun mit oder ohne Geld.
Alle Versuche, ein Visum nach Europa oder Amerika zu bekommen, misslangen. Aber auch das konnte seine optimistische Laune und seine Visionen nicht stoppen. Er wusste, dass sein Tag bald kommen würde.
Er hatte immer tausend Ideen, wie er zu Geld kommen könnte, aber keine der Ideen verfolgte er bis zum Ende. Er sagte immer zu Rita, als sie wieder enttäuscht merkte, dass die neue Hoffnung wieder nicht viel mehr war als Luft: „Rita, warte, ich werde eines Tages dein Leben verändern. Sei geduldig. Egal wie lang die Nacht ist, der Tag wird kommen. Die Sonne scheint für alle Menschen und auch für uns wird sie scheinen.“
Er wiederholte seine Aussage vom Anfang: „Ich sage dir, dass ich was Interessantes im Internet gelesen habe und das interessiert dich nicht.“
Rita schaute kurz in seine Richtung, verdrehte die Augen und begutachtete ihn mitleidig von Fuß bis Kopf und von Kopf bis Fuß, auf eine Weise, wie es nur Afrikanerinnen tun können und schnitt weiter das Gemüse für das Abendessen.
Johnny Walker war es gewohnt diese abfälligen Blicke auf sich zu nehmen. Er wusste selbst, dass er schon so viel versprochen hatte, viele Hoffnungen geweckt hatte und dass nichts bis jetzt wahr geworden war. Aber trotzdem hatte er nie einen Zweifel daran gelassen, dass er irgendwann mal doch sein Glück haben würde. Deswegen war er nicht überrascht, dass Rita so reagierte.
Er hatte das erwartet. Er versuchte es noch einmal. „Rita, ich sage dir, Information und Wissen sind Macht, sind mehr als Geld. Hast du die richtige Information und das nötige Wissen, kannst du dir New York an einem Tag bauen“, dabei sah er ganz ernst aus.
Rita lächelte abfällig und sagte: „He heeeeee, bevor du New York an einem Tag baust, bitte ich dich zuerst die einfache Wasserrechnung zu zahlen. Das Wasser wurde nämlich heute unterbrochen, wegen 15 Euro Schulden, und du, du sitzt stundenlang in deinem scheiß Internet oder du machst mit einer jungen Frau rum, die deine Tochter sein könnte. Du kommst dann noch hierher und erzählst, wie du New York an einem Tag bauen kannst. 15€ hast du seit zwei Wochen nicht beschaffen können, aber New York kannst du an einem Tag bauen. Bitte, du n‘importe quoi.“
Darauf war J.W. nicht vorbereitet. Er sah verdutzt aus. So weit war Rita noch nie gegangen.
Wie hat Rita nur herausgefunden, dass er mit einem sehr jungen Mädchen rummachte, fragte er sich?
Johnny Walker war sauer und verärgert. Er versuchte, sich zu kontrollieren, um nicht seine Würde zu verlieren und griff an: „He, du femme, was glaubst du denn? Was machst du überhaupt hier? Geh und such dir einen Mann, der dich dann versorgen kann. Hat man deine Hände festgebunden oder abgeschnitten, damit du selbst dein Leben nicht finanzieren kannst? Du hast zwei Beine, wie ich, aber du sitzt gern zu Hause und wartest, dass der reiche Prinz kommt. Nein, so geht es nicht. Ich habe Erfolg, auch ohne Geld. Siehst du, wie viele Frauen hinter mir herlaufen? Und eine kleine Tutsi wie du glaubt, dass sie sich mit mir messen kann?“
Er tat so, als ob er sehr verletzt war. So machten es viele afrikanische Männer, wenn sie sich schämten, um weitere Diskussionen zu blockieren.
Er drehte sich um und ging wieder weg.
Aber er wusste selbst, dass Rita Recht hatte. Und das war der Grund, warum er so sauer war. Rita hatte sein Gewissen berührt. Er schämte sich so, aber wollte es selbstverständlich nicht zeigen. Er dachte, er hätte die Beziehung mit der jungen Frau ganz gut versteckt. Wie hatte Rita es nur herausgefunden? Wie viele Leute wussten es? Nur Wadjo kannte seine Geschichte in seinem Viertel. Hatte Wadjo ihn verraten? Er wusste, dass Wadjo ein Auge auf Rita geworfen hatte. Aber in Afrika wurden Absprachen unter Männern sehr geheim gehalten.
Er dachte an die Wasserrechnung: „Ich weiß ja, dass es wirklich unverantwortlich war, die Wasserrechnung nicht zu zahlen und das Geld mit dem Mädchen auszugeben“, erkannte er an.
Er ging wieder zurück, ging hinein und holte die Wasserrechnung aus seinem Anzug, ohne Rita eines Wortes und eines Blickes zu würdigen. Diese Rechnung lag seit zwei Wochen in diesem Anzug. Damals wollte er sie bezahlen und hatte auch Geld dafür, aber Johnny Walker wäre nicht Jonny Walker, wenn er das Geld nicht lieber für ein Geschenk für seine neue Flamme Nicole, eine 18-jährige Schülerin, ausgegeben hätte.
Wegen Nicole war Johnny Walker seit vier Wochen fast immer knapp bei Kasse. Er nahm Geld von den verheirateten älteren Frauen und gab alles nur für Nicole aus.
Nicole war ein sehr hübsches Mädchen, schwarz und glatt, wie das Ebenholz, mit einer super Figur. Jennifer Lopez würde ganz sicher eifersüchtig auf ihren Po sein: rund, knackig, gestützt von den langen ikonenhaften Beinen. Ihre Brüste waren rund, fest und sehr spitz mit dicken Nippeln.
Johnny Walker hatte die Frau zufällig in einem Internetcafé in einem anderen Stadtviertel, genannt Akwa, getroffen. Die Frau faszinierte ihn total, aber sie hatte ihn nicht bemerkt. Nicole war, wie viele Kamerunerinnen, gerade dabei, in einer Partnerschaftsbörse „vient et laisse toi aimer“ (komm und lass dich lieben) zu chatten und hoffte so, mit Glück ihren Traum „Mr. Europavisum“ zu treffen. Damit meinte sie einen alten Europäer, den sie über das Internet kennenlernen würde, dem sie Liebe versprechen, und der sie heiraten würde, damit sie nach Europa kommen könnte. Manche dieser Männer waren so unerträglich, dass die Kamerunerinnen verschwanden, sobald sie in Europa waren. Viele aber spielten das Spiel mit, bis sie ihre Papiere hatten und dann ließen sie sich von heute auf morgen scheiden.
Das Mädchen gefiel Walker sehr. Er wollte sie haben.Johnny Walker hatte schon – wie immer – eine Idee. Er ging an die Rezeption, plauderte mit dem Kassierer und ging schnell ungesehen weg.
Am nächsten Tag kam er wieder in das Internetcafé und der Kassierer gab ihm ein Stück Papier und Johnny Walker verschwand für immer aus diesem Café.
Nach dem Streit mit Rita ging er hin und her um den Block und dachte nach, wie er es anstellen konnte, an Geld zu kommen. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit, eine von seinen verheirateten Frauen anzurufen. Sein Handyguthaben war leer. Er musste aber unbedingt die Rechnung zahlen. Es war so wichtig, dass die Rechnung noch am Nachmittag bezahlt wurde.
Er ging wieder zu Wadjo, dem Internetbesitzer. Nach 5 Minuten Unterredung kam er mit leeren Händen wieder heraus. Wadjo wollte ihm keinen weiteren Kredit gewähren. Er müsse zumindest einen Teil seiner Schulden abbezahlen, um wieder dort telefonieren oder surfen zu können.
Er stand vor dem Café in der großen Hitze Doualas. Es waren über 32 Grad im Schatten. Die Luft war schwer und es fühlte sich so schwül an. Man musste gar nichts tun, um zu schwitzen, als ob es geregnet hätte.
Alles störte ihn plötzlich. Dieser Verkehr vor seinen Augen, Verkehr ohne Regeln, die Fahrweise der Verkehrsteilnehmer, gelbe Taxiautos kämpften gegen die Mototaxis, gegen andere Busse und Lkws.
Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie gefährlich das Fahren in Douala war. Die Mototaxis waren am schlimmsten. Mit zwei bis drei Fahrgästen auf dem Moto versuchten sie ohne Vorwarnung, den Taxis die Vorfahrt abzuschneiden und sie zu überholen, egal aus welchem Winkel sie kamen. Egal, ob es möglich war oder nicht. Man hörte überall nur piep, piep, piep. Sie bogen links ab, um danach sofort rechts zu fahren, und fragten sich nicht, ob da jemand kam. Die Straßen mit den vielen Löchern machten das Fahren hier zu einem Dschungel-Abenteuer. Ganz nach dem Motto: „Ich schau nach vorne und das Schicksal passt hinter mir auf.“
Johnny Walker fragte sich, warum er das noch nie früher so bemerkt hatte. Er schüttelte den Kopf und sagte sich ganz leise: „Bald bin ich sowieso weit weg von hier, raus aus diesem Land.“
Diese Gewissheit, dass er bald das Land für Europa – das Geldparadies auf der Erde – verlassen würde, gab ihm auf einmal wieder Mut und Motivation.
Er entschied sich, ohne Geld für ein Mototaxi (15 Cent), zu Fuß zu einer angesagten Bar des Stadtteils Bonanjo zu gehen, wo er mit Glück eine Affäre treffen könnte. Das waren ca. 5-8 km, zu Fuß in dieser glühenden Hitze.
Als er die Terrasse des Internetcafés verlassen wollte, um sich auf den Weg nach Bonanjo zu machen, klingelte sein Handy. Vor Freude schrie er: „Gott vergisst seine Kinder nicht. Das muss eine dieser verheirateten Frauen sein.“
Mit breitem Grinsen versuchte er hektisch das Handy aus seiner Jeanstasche rauszuholen und wie so oft, schaffte er es nicht schnell genug. Um dem Anrufer zu signalisieren, dass er da war, und um ihn somit festzuhalten oder zu animieren noch einmal anzurufen, versuchte er noch in der Tasche die grüne Abnehm-Taste zu drücken. In diesem Moment war alles wieder still. Er fluchte laut vor sich hin und war so sauer, weil er ganz sicher eine Gelegenheit verpasst hatte und nun musste er doch zu Fuß laufen, ohne sicher zu sein, dass er eine Frau treffen würde.
Der Wadjo, der hinter Johnny alles mitbekommen hatte, machte sich lustig über ihn: „Johnny Waka, das ist das Leben, Gott vergisst seine Kinder nicht, ha ha ha.“
Johnny ignorierte ihn und schaute auf sein Handy, um zu sehen, wer da überhaupt angerufen hatte. Sein Puls ging hoch und er bekreuzigte sich.
„Was ist denn, J.W.?“, fragte Wadjo.
Johnny drehte sich ganz fröhlich zu ihm um und sagte nur: „Das stimmt, Gott vergisst seine Kinder wirklich nicht.“ Gut gelaunt machte er sich auf den Weg nach Bonanjo.
Unterwegs dachte er nach, was er getan hätte, wenn er doch das Telefonat angenommen hätte? Nicole war die letzte Person, die er in dieser Situation sehen wollte. Er war doch irgendwie wirklich ein Kind Gottes, sagt er sich. Er war sehr froh darüber, dass er das Handy doch nicht so schnell aus der Hosentasche geholt hatte. Heute gab es keine Nicole. Es hieß: zuerst Geld suchen, die Rechnung bezahlen, Rita etwas Schönes mitbringen und sich wieder versöhnen.
Rita war eigentlich eine ganz liebe Frau, geduldig, mütterlich, hatte aber eine sehr starke Persönlichkeit. Die Männer waren immer unsicher in ihrer Nähe. Aber sie tat Johnny Walker so gut und trotz allem stand sie immer zu ihm.
Johnny Walker wechselte die Straßenseite, um dort zu laufen, wo es wegen der Bäume ein bisschen Schatten gab. Er war schon total nass geschwitzt und durch das Hemd, das an seiner Brust klebte, konnte man einen super Körper erahnen. J.W. liebte es, seinen Körper zu pflegen und trieb regelmäßig Sport. Er wusste genau, dass dieser Körper sein Kapital war. Ein Kapital, das er sehr gut anlegen musste, um nur von den Zinsen dafür zu leben. Genau das hatte er heute im Internet noch besser begriffen. Schade, dass Rita nicht hören wollte.
Plötzlich raste ein Mototaxi direkt vor ihn, ohne zu hupen und mit drei Fahrgästen darauf. Johnny Walker schaffte es gerade noch so, dem Moto auszuweichen und fiel auf den sandigen Boden. Nun war er richtig schmutzig. Das weiße Hemd war nun voller roter Flecken. Seine Jeanshose war zwischen den Beinen aufgerissen. „Das hat mir gerade noch gefehlt“, schimpfte er lautstark.
Der Motofahrer bremste gar nicht, er schleuderte mehrmals nach links und nach rechts und schaffte gerade noch die Kurve, als ein voll beladener Bus von der Ecke kam. Er hörte nur ein Echo des Motofahrers, der so was gesagt haben musste wie: „Du Arschloch, willst du mich verkaufen? Geh und hol andere Leute, nicht mich, Dummkopf!“ ‚Jemanden verkaufen‘ hieß in Kamerun, jemanden als Opfer hingeben, um reich oder mächtig zu sein.Die ganze Szene war verrückt. Der Motofahrer hatte Schuld, riskierte sein Leben und die seiner Mitfahrer und schimpfte sogar noch dazu. Überhaupt keine Selbstkritik. Das Moto war schon weg. „Typisch Kamerun“, sagte Johnny. „Was kostet denn ein Menschenleben hier? Sie fahren so, als ob sie nie sterben könnten.“
Er stand wieder auf, schaute, wie er aussah und, typisch Johnny Walker, lachte schon wieder. Er hatte einen Plan, was er erzählen würde, wenn die Frauen ihn in so einem bemitleidenswerten Outfit sehen würden. Was für andere Menschen negative Situationen waren, aus denen konnte Johnny Walker Gold extrahieren.
Mit seiner ganzen Würde ging er seinen Weg weiter. Kurz vor der Ankunft in der Straße, in der die In-Kneipen und Bars waren, klingelte noch einmal sein Telefon. Er zögerte und überlegte kurz, wer das sein könnte. Nicole hoffentlich nicht. Er würde bei ihr sowieso nicht rangehen. „Diese Nicole nervt mich schon langsam“, sagte er, aber er wusste, dass er selbst schuld war, dass es so gekommen war.
Er konnte nicht von Nicole und von ihrem schönen und sinnlichen Körper lassen (nur an sie zu denken, gab ihm schon eine unglaublich starke Erektion).
Das Problem aber war, dass er sich Nicole als wohlhabende, aus New York kommende Persönlichkeit vorgestellt hatte. Er hatte sich als Johnny fuck me Walker präsentiert. Es klang total amerikanisch. Er wäre hier nur zum Urlaub und wolle einige Immobilien kaufen.
Nun dachte Nicole, sie hätte das große Los gezogen. „Er ist nicht nur mein Mr. Europavisum und ein wohlhabender Mann, nein, er ist dazu noch ein Afrikaner, ein Kameruner. Ja, so einen Mann darf man und kann man nur lieben“, erzählte sie überall. Ihr Glück sei perfekt. Das meinte sie. Doch sie erwartete ein böses Erwachen. (Die ganze dramatische Geschichte wird in einem anderen Buch „Filou“ ausführlich dargelegt.)