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Emotionen und Gefühle: Jeder Mensch hat sie, doch versteht er sie auch? Kann er damit umgehen? Oder droht er in einem wilden, unverstandenen Chaos den Boden unter den Füßen zu verlieren? Viele Bücher gibt es zu diesem Thema, doch hier erfahren Sie von Emotionen, die bisher unbeachtet geblieben und dennoch von großer Bedeutung sind.
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Seitenzahl: 37
Wolfgang Brenneisen
hat Bücher geschrieben und Ausstellungen gemacht. Weitere Informationen unter:https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Brenneisen
Emotionen und Gefühle
Anwachslast
Aufräumbock
Bauchgefühl
Behördenbammel
Berühmtsein
Blockade
Chaosphilie
Demo
Einmachglück
Eselstolz
Frittfraß
Geradenochso
Grollz
Grundlos
Hinterhertrott
Ich
Idealgewicht
Juchhe!
Kochlust
Kuckucksfreude
Kuschelwärme
Langeweile
Lorbeer
mmh!
Ein Pizza-Gedicht
Neugier
Obenauf
Partymüdigkeit
Pobehagen
Prahlen
Quaklust
Rivalität
Schirmschutz
Seifenblasen
Seltsamie
Steinzufriedenheit
Strandscheiß
Trampeln
Uff!
Unheimel
Verkosten
Vibraphonie
Vorahnung
Vorfreude
Wandschmeiß
Wartedös
X
Yo-Yo
Zu spät
edition imme
Was wäre der Mensch ohne seine Gefühle? Die Antwort ist klar und einfach: Er wäre kein Mensch. Zwar wird er klassifiziert als „Homo sapiens“ oder sogar als „Homo sapiens sapiens“, um zu unterstreichen, dass Wissen, Intellekt und Verstand seine Sonderstellung im Vergleich zu anderen irdischen Lebewesen begründen. Aber, das hat er selbst mit seiner stupenden Klug‐ heit herausgefunden, ohne die Basis seiner Gefühle wäre das nur die halbe Miete. Seine Verstandesleistungen sind nur möglich mit emotionalem Beistand.
Was hat es nun mit Gefühlen / Emotionen (ich mache da keine begrifflichen Unterschiede) auf sich? Was sind sie? Wie entstehen sie? Wie wirken sie? Das Problem ist: Jeder hat sie, glaubt sie zu kennen – doch wenn man sie dingfest machen will, erweisen sie sich oft als merkwürdig ausweichend und vage. Es gibt einen Kern, der sich einigermaßen klar beschreiben lässt, aber die Ränder sind fließend und entziehen sich einer „objektiven“ Festlegung. Man muss mit Beispielen operieren, auf Situationen verweisen, Abgrenzungen vornehmen und hat am Ende doch den Eindruck, dass nicht alles erfasst und gesagt ist.
Zum Glück gibt es Bücher, die bei der Orientierung helfen. Ich bin da auf ein Buch gestoßen, das ich gerne und mit Gewinn gelesen habe: Tiffany Watt Smith, The Book of Human Emotions, London 2015. Die Wirkungsstätte der Autorin ist vertrauenswürdig: Centre for the History of the Emotions at Queen Mary, University of London. 154 seltene und bekannte Gefühle werden, alphabetisch geordnet, in Mini-Essays dargestellt, Beispiele kommen aus allen möglichen Gegenden der Erde. Aus dem deutschen Gefühlsreich stammen immerhin vier, gegen Ende des Alphabets: Ruinenlust, Schadenfreude, Torschlusspanik, Wanderlust. Das ist eine interessante Aus‐ wahl, oder nicht? Kann man daraus vielleicht einen Schluss auf die deutsche Gemütsverfassung ziehen?
In ihrer verständlichen und informativen Einleitung zeigt T.W. Smith auf, wie sich die Menschheit, sowie sie zum Bewusstsein erwacht ist, um ein besseres Verständnis ihrer Gefühle bemüht hat, zunehmend mit wissenschaftlicher Ausrichtung. Man erfährt von der biologischen Basis der Emotionen, welche Rolle die Sprache bei der Identifizierung der scheinbar diffusen Phänomene spielt und wie der kulturelle Background die Wahrnehmung lenkt. Um ein markantes Beispiel zu geben: Die Baining in Papua-Neuguinea kennen „Awumbuk“, ein Gefühl der Leere, das sich einstellt, wenn (hoffentlich liebe) Gäste gegangen sind. Da sich diese mit möglichst wenig Ballast auf die Reise begeben wollen, hinter‐ lassen sie eine Art Schwere, die wie bedrückender Nebel wirkt. Es hilft, sagen und glauben die Baining, über Nacht eine Schale Wasser aufzustellen, womit die dicke Luft aufgesogen wird. Das ist interessant. Die eine Seite von Awumbuk, die Leere, kenne auch ich, aber das mit dem Wasser war mir neu.
Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen und ins Regal gestellt hatte, empfand ich auch eine Art Awumbuk (manche Bücher sind ja wie liebe Gäste). Ich wollte etwas dagegen tun. Zur Schale mit Wasser hatte ich, muss ich gestehen, als Abendländer kein rechtes Vertrauen. Also beschloss ich, selbst ein Buch zu dem Thema zu verfassen. Gemäß meinem Leitsatz: Nichts ist so bedeutend, dass nicht etwas Unbedeutendes hinzugefügt werden kann (wobei auch das Gegenteil gilt), machte ich mich an die Arbeit.
Selbstverständlich will ich nicht die Felder, die T.W. Smith schon beackert hat, erneut bestellen. Aber es gibt noch reichlich Terra incognita. Zwar sind die großen, allgemein bekannten Emotionen (Liebe, Angst, Mut etc.) schon oft abgehandelt worden, aber viele kleinere, spezielle harren noch ihrer Beachtung und Würdigung. Da ist noch einige Aufklärungsarbeit zu leisten.
Eigentlich ist das Forschungsfeld grenzenlos, denn jeder – das ist meine These – hat seine eigenen Gefühle, die sich vermutlich nicht völlig von denen anderer Menschen unterscheiden, jedoch eine ganz individuelle Färbung besitzen. Das lässt