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7 Psalmen. 7 Lieder aus uralten Zeiten und doch zeitlos modern. 7 Lieder, gesungen von Menschen, aber inspiriert von Gott. Lieder von ungerechter Behandlung, von der Treue in guten wie in schlechten Zeiten, von der Hoffnung des Menschen, von der Sehnsucht nach dem Himmel, dem Fehlen der Alten, dem Ende der Bedeutungslosigkeit und dem Vergessen Gottes. Auch wenn wir die Melodie der 7 Lieder nicht kennen, ihre Texte sind uns seltsam vertraut.
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Seitenzahl: 70
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Auf den Flügeln der Morgenröte
Über die Meere der Zeit
Unter dem Klang von Harfe und Flöte
Machten Worte sich breit,
die David, Mose und Korah einst schrieben,
von dem Geiste Gottes getrieben.
Sie gaben mir Trost und gaben mir Halt
Sie gaben mir Worte für die Gebete,
die sonst wortlos wären verhallt,
weil es an Worten mir fehlte.
Komm, lass uns zusammen hingehen
und die uralten Worte verstehen.
CG
12.12.2024
Vorwort
Das ist nicht fair!
In guten wie in schlechten Zeiten
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Auf dem Weg zum Himmel
Wie uns die Alten sangen
Das Ende der Bedeutungslosigkeit
Die Gottesdemenz
Nachwort
Sieben Psalmen. Sieben Lieder, wie sie die Alten sangen. David, Asaph, Korah, Mose, um nur einige zu nennen. Sieben Lieder, deren Melodien wir nicht kennen. Deswegen haben wir neue Tonfolgen für sie entworfen. Sie werden in fast allen Glaubensgemeinschaften viel und gerne gesungen. Mit den originalen Intonationen hätten wir wahrscheinlich unsere Schwierigkeiten. Und doch es bleiben Lieder, die aus der Antike in die Moderne hinüber klingen.
Ihre Texte hingegen sind zeitlos und damit zeitgemäß. Die Worte der Sänger lassen uns Einblick nehmen in ihr Innerstes. Vor allem in die Gebete, die Menschen vor Gott brachten. Wir werden so Zeugen ihrer Kämpfe, ihrer Verzweiflung, aber auch ihre überströmende Freude und Triumphe. Nirgendwo dringen wir tiefer in das Denken derer ein, die ihre Angelegenheiten vor allen Dingen mit dem Unsichtbaren ausmachten.
Die sieben Psalmen, die dieses Büchlein behandelt, wurden willkürlich ausgesucht. Sie gehören zu dem Schönsten, was die Poesie des Alten Testamentes zu bieten hat. Denn, bei aller Ehrfurcht vor dem gesamten Wort Gottes, müssen wir doch sagen, dass es schöne und weniger schöne Perlen in der „Schatzkammer Davids“, wie Spurgeon die Psalmen einmal nannte, gibt. Die hier ausgewählten sieben haben jedenfalls zur Seele des Autors verstärkt geredet.
Sie erzählen von der rechten Reaktion auf ungerechte Behandlung (Psalm 37), der Treue zu Gott in guten wie in schlechten Zeiten (Psalm 44), der unerschütterlichen Hoffnung, die wir haben (Psalm 46), vor allem der auf den Himmel (Psalm 84), von der Kunst im Glauben alt zu werden (Psalm 71), dem Ende der Bedeutungslosigkeit (Ps. 91) und der Gefahr, Gott zu vergessen (Psalm 103).
Gerade in Zeiten wie diesen erwachen die Aussagen der alten Lieder dann auch wieder zu neuem Leben. Sie sind in gewisser Weise Prototypen der menschlichen Reaktion, wenn wir über den Sinn im Unsinn des Lebens nachdenken. Von jeher hat der Druck des Leides Menschen in das Gespräch mit Gott getrieben. Nicht umsonst werden die Psalmen deshalb auch das „Gebetsbuch“ der Christenheit genannt. Sie geben uns die Worte, die uns immer öfter fehlen.
So gesehen, mag man sie mit einer Treppenleiter in den Himmel vergleichen. Wer die Psalmen betend liest, nähert sich Schritt für Schritt dem unsichtbaren Gott. Nicht so sehr in einer nur rationalistischen Denkarbeit, sondern vielmehr auch auf den Wogen authentischer Emotion. Denn die Autoren machten keinen Hehl aus ihrer Verzweiflung und Niedergeschlagenheit auf der einen, und ihrer Freude und Faszination auf der anderen Seite.
In diesem „bipolaren Geschehen“ von „himmelhochjauchzend“ und „zu Tode betrübt“ befinden wir uns also, wenn wir uns fragen, was das Buch der Psalmen heute für uns bedeutet. Das kann manchmal ein wenig stressig sein. Auf jeden Fall ist es gleichermaßen wirklichkeitsnah. Der Leser wird sich in den Liedern der Alten wiederfinden. Manchmal mehr und manchmal weniger. Auf jeden Fall wird er feststellen, dass er nicht allein ist mit seinen Erwartungen und auch Enttäuschungen.
Wir wünschen eine gesegnete Lektüre!
Siegen, im Dezember 2024
Psalm 37
Der größte Fußballer aller Zeiten ist für mich persönlich Zinédine Zidane. Gleichzeitig ist er mir aber auch ein warnendes Beispiel. Denn er wurde im Finale der WM von 2006 vom Platz gestellt. Er hatte sich provozieren lassen. Sein Gegner Marco Materazzi wurde ihm dabei zum Verhängnis. An dem rächte sich das Mittelfeldgenie Frankreichs mit einem berühmt – berüchtigten Kopfstoß gegen die Brust. Deswegen musste er in der 109. Minute das Feld verlassen. Damals wurde Italien Weltmeister. Nicht wenige behaupten auch deshalb, weil der Kapitän der „Equipe trikolor“ Provokationen nur schlecht ertragen konnte.
Wie reagieren wir auf Unrecht. Dies ist ein heißes Eisen auch für Christen. Wie sollen wir uns verhalten, wenn wir ungerecht behandelt werden? Sollen wir unserem Widersacher ein geschehenes Unrecht in gleicher Münze heimzahlen? Sollten wir den austricksen, der uns gelinkt hat? Wie oft liegen wir in der Nacht wach und käuen Fragen wie diese oder Ähnliche wieder? Wir gleichen dem „Ochs vor dem Berge“, der versehentlich giftige Kräuter gefressen hat. Wir verbittern über Gedanken, die uns immer wieder hochkommen, wie eine Tasse schlecht gerösteten Kaffees. Ratlos driften wir in diesen Nächten durch die Wogen unserer Gedanken.
Die Schrift schafft unserer Ratlosigkeit Abhilfe. Zum Beispiel durch den Psalm 37. Der ist ein Lehrpsalm. Dies erhellt aus dem Vers 25 und den vielen wohl gemeinten Ratschlägen, die er enthält. Er stellt ein geistliches Vermächtnis des gealterten Königs David dar. Der Liederdichter hat die Perlen seiner Lebensweisheiten an dem Faden der Buchstaben des hebräischen Alphabets aufgefädelt. Inhaltlich stellt der Psalm ein Juwel des Gottvertrauens in den Verfolgungen des ersten Psalmbuches dar. Wir tun gut daran, diese einzeln durchzubuchstabieren. Es wird Heilung für unsere Seele sein.
Wenn du ungerecht behandelt wirst
Erzürne dich nicht
Wenn du ungerecht behandelt wirst
Vertraue still dem Herrn
„Erzürne dich nicht über die Übeltäter, beneide nicht die, welche Unrecht tun!“
Ps 37:1
„Erzürne dich nicht!“ lautet der väterliche Rat Davids an seine jüngeren Zuhörer. Er wollte nicht, dass sie von dem Sturzbach des Jähzorns fortgerissen werden. Er schien die überwältigende Kraft unkontrollierter Gefühle aus seinem inneren Erleben zu kennen. Gleich zweimal warnt er deshalb in den Versen 1 und 7 vor der zwar menschlichen, aber doch so ungeistlichen Reaktion des Zorns auf erfahrenes Unrecht.
Er selbst war vor seinem eigenen Jähzorn bewahrt worden. Seine spätere Frau Abigail hielt ihn auf, als er seine Hand gegen ihren damaligen Ehemann Nabal erheben wollte (1. Sam. 25:25). Der Unmut des designierten Königs gegen den undankbaren Großgrundbesitzer war verständlich. Dessen Name bedeutete „Tölpel“ und dieser war Programm. Aber es war Gott, der ihn, wahrscheinlich durch einen Schlaganfall, richtete. So wurde David vor Blutschuld bewahrt.
Zorn ist nun an sich nichts Schlechtes. Gott selbst zürnt und der hat diese Fähigkeit auch in die Natur seines Schöpfungsabbilds gelegt. Zorn hat die Fähigkeit, Hindernisse schnell und kräftig aus dem Weg zu räumen. Jesus selbst gebrauchte ihn, als er den Tempel von den Verkaufstischen befreite (Joh. 2:15). Gideon, der „Fäller“, stieß in dieser Haltung die Götzen in seines Vaters Stadt um (Ri. 6:27), und Mose zermalmte in demselben das „Goldene Kalb“ (2. Mo 32:20).
Das Problem am Zorn ist aber, dass er uns die Kontrolle raubt. Irgendwann kontrollieren nicht mehr wir den Zorn, sondern er uns. Dann sprechen die Psychologen gerne von einem Impulskontrollverlust. Die Pferde, die wir zügeln sollten, gehen mit uns durch. Wir geraten emotional in eine Schussfahrt, die wahrscheinlich in einem Crash am nächsten Baumstamm endet. Deshalb warnt uns die Schrift „Zürnet und sündiget nicht“ (Eph. 4:26).
“Power is nothing without control!” So lautet der Werbeslogan des Reifenherstellers Pirelli. Das dazu verwendete Bild der Starfotografin Annie Leibowitz aus den 70er-Jahren zeigt den muskulösen Sprinter Carl Lewis in rot lackierten Stöckelschuhen auf der Aschenbahn. Jedem war klar, dass diese ihm nicht genügend Grip verleihen würden, wenn er durchstartete. Ein schönes Bild, wie ich meine, für das Ungestüm ungezügelter Kraft in unserem Charakter.
Rache nun wird kalt serviert. Und zwar von Gott. Deshalb warnt die Schrift: „Rächet nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebet Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr" (Röm 12:19). Unsere Emotionen dürfen uns nicht auf den Richterstuhl Gottes setzen. Dies wäre Anmaßung im Amt. Wir müssen lernen, zu warten, bis Gott sein Werk an unseren Gegnern tut. So wie er es an Nabal tatsächlich nach 10 Tagen tat.
Ich weiß nicht, was dich derzeit bis zur Weißglut reizt. Vielleicht ist es die Beförderung deines tölpelhaften Kollegen. Möglicherweise auch die phlegmatische Einfalt deines Lebenspartners. Oder es sind die lächelnden Leiter deiner Gemeinde, die wieder einmal ein Problem falsch einschätzen – wie du meinst. Was immer es auch sein mag: Erzürne dich nicht! Warte ab, bis Gott sein Werk in dieser Sache tut. Hüte dich vor dem Sturzbach deiner Emotionalität.