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Der längere Weg in die Freiheit ist der bessere. Gott jedenfalls führte sein Volk zunächst in die Wüste. Dort lernte Israel sich selbst, aber auch seinen Gott besser kennen. Die Lektion waren gleichermaßen gründlich wie schmerzhaft. Aber was lange währt, wird endlich gut. Damals wie heute.
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Seitenzahl: 64
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„In the wilderness
He calls His sons and daughters
In the wilderness
But He gives grace sufficient
To survive any test
And that's the painful purpose
Of the wilderness“
Michael Card
Vorwort
Die Führungen Gottes
Der Weg in die Wüste
Das Geheimnis des Kreuzes
Die Wasser von Mara
Der Wert des Wortes
Das Brot des Himmels
Die Frische des Geistes
Das Wasser aus dem Fels
Die Macht des Gebets
Der Kampf gegen Amalek
Die Perspektive des Glaubens
Die Erkundung des Landes
Die Rettung aus Sünde
Die eherne Schlange
Nachwort
Gott führte sein Volk nicht auf dem schnellsten Weg aus der Knechtschaft Ägyptens in die Freiheit des “Gelobten Landes”. Vielmehr machte er mit ihm einen langen Umweg über den Süden der Sinaihalbinsel. Aus zwei Wochen, die die Route an der Mittelmeerküste entlang gedauert hätte, sollten zwei Jahre werden. Tatsächlich wurden es, bedingt durch die Rebellion Israels gegen seinen Bundesgott, 40 lange Jahre.
Du wirst nun sagen: “Schön und gut! Aber wen interessiert es, ob 600.000 Schafhirten mit ihren Familien vor 3480 Jahren 40 Jahre lang durch eine Wüste irrten? Da gäbe es doch weitaus wichtigere Ereignisse aus der jüngeren Geschichte, oder gar dem Tagesgeschehen, die es zu durchdenken gäbe. Was soll also die, wahrscheinlich langweilige, Beschäftigung mit Geschichtchen, die wir vielleicht noch aus Zeiten kennen, da wir die Sonntagsschule oder den Kindergarten besuchten?”
Recht hast du! Rein geschichtlich bewertet, gab es wahrscheinlich sehr viel wichtigere Ereignisse. Aber es geht bei der Wüstenwanderung Israel weniger um faktische Geschichte, als um zeitlose Dynamiken. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Der Autor ist der Überzeugung, dass es sich bei dem “Exodus” um tatsächlich so geschehene Geschichte handelt. Aber er glaubt auch, dass diese Geschichte Anschauungsmaterial darstellt, das unser Leben mit und vor Gott veranschaulicht. Und damit ist es zeitlos und von unschätzbarem Wert!
In den sieben ausgewählten Szenen der Wüstenwanderung geht es, unter anderem, um Lebenshunger- und Lebensdurst, um Frosch- und Adlerperspektiven, um Wünsche, die eintreffen und solche, die uns versagt bleiben. Die ausgewählten Begebenheiten aus dem Buch Exodus (2. Buch Moses) und dem Buch Numeri (4. Buch Moses) erklären die Art und Weise, wie wir mit Gott umgehen und er mit uns. Insofern ist es praktisch bedeutsame Theologie, die uns hilft, das Leben besser zu verstehen.
Der längere Weg in die persönliche Freiheit ist tatsächlich der bessere. Das ist die Lektion der Wanderung des Volkes Israels durch die Wüste. Wir wünschen dem Leser eine gesegnete Lektüre!
Siegen, im August 2024
Der Weg in die Wüste
2. Mo 13:17-22.
Der Jakobsweg ist ein ungefähr 800 Kilometer langer Pilgerweg im Norden Spaniens. Er hat das angebliche Grab des Apostels Jakobus in der Stadt Santiago di Compostela in Galicien zum Ziel. Seit 1993 zählt er zum UNESCO-Welterbe. Jährlich gehen tausende Menschen diesen Weg, um sich selbst, aber auch Gott zu finden. Allein im Jahr 2017 machten Wanderer aus über 177 Ländern den Weg.
Der Weg der Heiligung ist noch älter als der Jakobsweg. Sein Ziel ist der auferstandene Herr. Er führt von der Bekehrung des Gläubigen bis zu dessen Aufnahme in den Himmel. Er ist ein gemeinsames Erbe aller Heiligen zu allen Zeiten. Viele Abertausende Menschen sind ihn gegangen, solange es den Glauben gibt. Sie haben dabei einen unsichtbaren heiligen Gott, aber auch ihre eigene Seele besser kennengelernt.
Der Weg Israels durch die Wüste ist hierfür ein anschauliches Bild. Überraschenderweise führte der Bundesgott der Juden sein Volk nicht auf dem kürzesten Weg in das gelobte Land. Anstatt dessen wählte er den langen, ungewöhnlichen Weg durch die Wüste. Zum einen wollte er seine Kinder seine eigene, heilige Natur offenbaren. Zum anderen wollte er ihnen aber auch einen Einblick in ihr eigenes, verdorbenes Wesen geben. Hiervon berichtet uns 2. Mo 13:17-22.
Die Führungen Gottes
Gott führt uns behutsam
Gott führt uns langsam
Gott führt uns persönlich
Gott führt uns behutsam.
Damit es das Volk nicht gereue, wenn sie den Streit sehen, und sie nicht nach Ägypten zurückkehren.
(2.Mo 13:17)
Die Macht des Pharaos war gebrochen. Nun übernahm ein anderer die Führung. Der führte die Erlösten behutsam. Er wählte für sie den langen Weg über die Sinaihalbinsel, nicht etwa den kurzen durch das Land der Philister. Dafür hatte er seine Gründe. Er wusste um die Unerfahrenheit der Schafhirten im militärischen Kampf. Er wollte sie nicht durch frühe kriegerische Auseinandersetzungen erschrecken.
Der kürzere Weg hätte durch das Land der Philister geführt. Die als „Horusweg“ bekannte Handelsstraße stand unter ägyptischer Kontrolle. Er hätte die Erlösten in ungefähr 2 Wochen ins gelobte Land gebracht. Er hätte sie aber auch ganz sicher in einen militärischen Konflikt mit den ehemaligen Besatzern geführt. So war es weise von Gott, dass doch sehr zerbrechliche Millionenvolk zunächst in die Wüste umzuleiten.
Gott führt seine Kinder behutsam. Er lässt die Bekehrten in Ruhe und Beschaulichkeit heranwachsen. Danach gewöhnt er sie allmählich an Dienst und Belastung. Bis sie individuell wie auch kollektiv zur vollen „Mannesgröße“ herangewachsen sind, wie es Eph 4:13 sagt, dauert es seine Zeit. Gott baut seine Diener behutsam auf, bevor er sie definitiv in die geistliche Auseinandersetzung schickt.
Streit ist schlecht für die Ohren von Gotteskindern. Viele wenden sich angewidert von der Gemeinde ab, wenn sie dessen Zeugen werden. Daher warnt der Apostel Paulus: „Den Schwachen im Glauben aber nehmet auf, doch nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen“ (Röm 14:1). Es scheint das Vorrecht der Neubekehrten zu sein, sich ihres neu erworbenen Heils in Christo ausgiebig und ungetrübt freuen zu dürfen.
Gott will, dass sich die Erlösten an der „Milch des Wortes“ (1.Pe 2:2) erfreuen und sättigen. Deshalb führte er Israel an den Sinai. Dort erwartete sie das „theologische Jahr“. Sie lernten dort, wer Gott ist und wie man mit ihm umgeht. Deshalb führt Gott auch heute noch zu seinem Wort, wenn wir uns zu ihm bekehren. Manch einer entscheidet sich in dieser Zeit dann auch, eine Bibelschule zu besuchen.
Die Kinder Gottes haben das Recht auf eine gewisse Harmonie in der Familie Gottes. Deshalb sollte man sie nicht zu früh in Verantwortung setzen. Denn dort hören sie Dinge, die noch nichts für ihre Ohren sind. Das Geschäft mit Sünde und Versagen kann mitunter nervenzehrend sein. Nein, ein Neubekehrter hat das Recht, sich ausgiebig an seiner Errettung und der Güte Gottes zu freuen.
Wenn du gewusst hättest, was da nach der Bekehrung auf dich zukommen würde, hättest du dann diesen Schritt getan? Ich glaube nicht. Deshalb führt Gott dich den längeren Weg der Heiligung. Deshalb lehrt er dich nach und nach den Kampf gegen die Sünde. Deswegen deckt er deine Schwächen und Fehler erst nach und nach auf. Ansonsten wäre die Gefahr groß, dass du auf dem Absatz umdrehen würdest.
Gott führt uns langsam
Und es geschah, als der Pharao das Volk ziehen ließ, da führte Gott sie nicht den Weg durch das Land der Philister, wiewohl er nahe war
(2.Mo 13:17)
Gott führte sein Volk zum Sinai hinunter. Er führte es nicht nach Kanaan hinauf. Dieser Weg dauerte viel länger. Nach menschlichem Ermessen war er nicht zielführend. Aus 2 Wochen sollten nun 2 Jahre werden. Denn am Sinai angekommen, verordnete der Allmächtige seinem Volk das „theologische Jahr“. Durch Israels Ungehorsam wurden später sogar 40 lange Jahre daraus.
Sterbend schärfte Mose dann später der neuen Generation den Sinn im Unsinn ein: „Und du sollst gedenken des ganzen Weges, den der Herr, dein Gott dich hat wandern lassen diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu versuchen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote beobachten würdest oder nicht“ (5.Mo 8:2).