95 Lutherorte, die Sie gesehen haben müssen - Werner Schwanfelder - E-Book

95 Lutherorte, die Sie gesehen haben müssen E-Book

Werner Schwanfelder

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Beschreibung

Lutherland - das sind hauptsächlich Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Hier finden sich die unterschiedlichsten "Lutherorte": Städte, Gebäude und Plätze, die alle etwas mit Martin Luther zu tun haben. Werner Schwanfelder hat sich auf den Weg gemacht, diese Lutherorte zu entdecken. Er hat die 95 interessantesten Orte ausgewählt und zu einem breiten Themenpanorama zusammengestellt, das nicht nur Luther selbst, sondern auch seine Mitstreiter Georg Spalatin und Philipp Melanchthon sowie deren Frauen umfasst. 95 Lutherorte laden Sie zu einer spannenden Erlebnisreise auf den Spuren Martin Luthers ein. Mit Geleitworten von Landesbischof Jochen Bohl (Ev.-luth. Landeskirche Sachsens) und Landesbischöfin Ilse Junkermann (Ev. Kirche in Mitteldeutschland).

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Seitenzahl: 191

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Dies ist eine ungewöhnliche Widmung, weil ich Widmungen eigentlich versuche zu vermeiden. Aber bei diesem Buch muss es sein.

Weil Du dieses Buch befruchtet hast mit vielen Ideen und Anregungen, Aufmerksamkeiten für Kleinigkeiten, die an der Strecke liegen und die ich häufig übersehe. Weil Du mit mir die ganzen Lutherstätten abgefahren und abgelaufen bist, sie begutachtet und Material gesammelt hast. Weil Du mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehst. Die Widmung gilt Dir! Meiner Frau Susanne!

Inhalt

Geleitwort GeleitwortVorwortAltenburg, Die Spalatin-StadtAltenburg: Stiftskirche St. MarienAltenstein: Das SchlossArnstadt: Bach-DenkmalBad Frankenhausen: Das Panorama MuseumBad Salzungen: Ruine der HusenkircheBerka/Werra: Gasthof Alter SternBernburg: MarienkircheBitterfeld: StadtkircheBorna: Stadtkirche St. MarienBorna: EmmauskircheBrehna: St. Jakobus KircheColditz: SchlossCoswig: St. Nicolai KircheCreuzburg: NicolaikircheCrimmitschau: Kloster FrankenhausenCrimmitschau: LaurentiuskircheDessau: JohannbauDessau: St. Johannis KircheDöbeln: St. Nicolai-KircheEilenburg: MarienkircheEisenach, Die Wartburg-StadtEisenach: BachhausEisenach: GeorgenkircheEisenach: WartburgEisenach: Luthers WartburgEisleben, die Luther-StadtEisleben: St. AndreaskircheEisleben: SterbehausEisleben: St. Petri-Pauli-KircheErfurt: AugustinerklosterErfurt: SynagogeErfurt: DomGeorgenthal: Ruine des ZisterzienserklostersGnandstein: BurgGotha: AugustinerklosterGotha: Schloss FriedensteinGräfenhainichen: Paul-Gerhardt-KapelleGrimma: KreismuseumGrimma: Klosterkirche St. AugustinHalle: Franckesche StiftungenHalle: MarktkircheHalle: MoritzburgJena: StadtkircheKemberg: MarienkircheKöthen: Johann-Georg-BauKöthen: St. JakobLandsberg Gützer Kirche Leipzig – Die GeschäftsstadtLeipzig: NikolaikircheLeipzig: PaulinumLeipzig: Thüringer HofLeipzig: PleißenburgLeipzig: ThomaskircheLeisnig: StadthausLöbnitz: StadtkircheMansfeld, Die HeimatstadtMansfeld: ElternhausMansfeld: Schloss MansfeldMansfeld: St. GeorgMöhra: LutherstammortMühlhausen: KornmarktkircheNeukieritzsch: DenkmalGrimma: Nimbschen KlosterNordhausen, Die Hanse-StadtNordhausen: St. PetriNordhausen: St. Blasii-KirchePetersberg: Kloster und KircheRochlitz: DenkmalRochlitz: SchlossSaalfeld: Stadtkirche St. JohannisSchildau: MarienkircheSchmalkalden: LutherhausSitzenroda: St. MariaSteckby: St. NicolaikircheStolberg: Thomas-Müntzer-DenkmalStolberg: MartinikircheStotternheim: WieseSüptitz: Pfarrkirche St. MarienTorgau, die Amme der ReformationTorgau: AlltagskircheTorgau: Katharina-Luther-StubeTorgau: SchlosskircheTrebsen: StadtpfarrkircheUnterrißdorf: Kalte StelleWaldheim: KlosterkircheWeimar: Stadtkirche St. Peter und PaulWettin: St. NicolaiWittenberg, die Mutter der ReformationWittenberg: MelanchthonhausWittenberg: Judensaurelief Wittenberg: Cranach-HofWittenberg: LutherhausWittenberg: SchlosskircheWohlsdorf: PilgerherbergeWolkenburg: St. MauritiuskircheWörlitz: St.-Petri-KircheWurzen: Dom St. MarienZeitz: MichaeliskircheZerbst: FrancisceumZerbst: NicolaikircheZerbst: St. BartholomäiZwickau: Rathaus

Geleitwort

Liebe Leserinnen und Leser,

kaum jemand wird alle 95 Lutherorte besuchen können, die hier vorgestellt werden – aber wer dem Leben Martin Luthers nachspüren möchte und sich für seine Bedeutung in unserer Zeit interessiert, wird im Zusammenhang des Reformationsjubiläums sicherlich den einen oder anderen besuchen wollen.

Die Person Luthers und die Entwicklung der Reformation erzählen eine bewegte und bewegende Geschichte. Dieses Buch stellt 95 Orte vor, an denen Martin Luther sich im Laufe seines Lebens aufgehalten hat – in einer Zeit, in der die allermeisten Menschen ihr Dorf oder ihre Stadt und die unmittelbare Umgebung so gut wie niemals verließen.

Luthers Lebensgeschichte war aber nicht nur im geographischen Sinn bewegt. Sie führte ihn vom Eislebener Sohn einer mittelständischen Familie zum Wittenberger Professor; vom Katholiken zum Reformator; vom Mönch zum Ehemann; vom Reformator letztlich zum Gründer einer neuen Kirche. Er veränderte das theologische Denken und die Frömmigkeit seiner Zeit mit der Wiederentdeckung der Erkenntnis, dass die Rechtfertigung des Menschen vor Gott ein Gnadengeschenk ist und nicht erarbeitet werden muss. So setzte er eine geistige Entwicklung in Gang, die schließlich den Anbruch der Neuzeit einleitete. Auf den Reformator geht vieles zurück, was noch heute unser Leben prägt, wie z. B. der Gebrauch einer einheitlichen deutschen Sprache – eine Folge seiner Bibelübersetzung.

Wer Luthers Wegen nachspürt, wird auf seiner Reise spannende Entdeckungen machen und Geschichte wie bleibende Bedeutung des Reformationsgeschehens besser verstehen lernen. Dieses Buch wird dabei helfen, indem es interessante Perspektiven eröffnet.

Jochen Bohl

Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens

Geleitwort

Liebe Leserinnen und Leser,

auf Luthers Spuren kommen, auf Luthers Spuren unterwegs sein, das hat verschiedene Dimensionen.

Einmal ganz praktisch und konkret: Wo war Martin Luther überall? Was hat ihn dorthin geführt? Was hat er dort gemacht? Welche Spuren und Zeugnisse gibt es davon? Es ist gut, sich die konkreten Orte anzusehen. Manche sind sehr klein, waren es damals auch schon – aber für ihn nicht zu klein. Er hat so viele Orte und Menschen besucht, ganz getragen vom Evangelium, von der guten Botschaft: Jeder Mensch ist von Gott und bei Gott angesehen; Christus verschafft jedem Menschen ein Ansehen bei Gott, unverdient, nicht zu kaufen, aus reiner Liebe.

Das hat Martin Luther auch gelebt, unter anderem darin, dass er die Menschen an so vielen Orten aufgesucht hat.

Damit sind wir schon bei der zweiten Dimension: Wie können wir heute dem wieder und neu auf die Spur kommen, was Martin Luther neu zum Leuchten gebracht hat, die gute, froh machende Botschaft von Gottes Liebe und gnädiger Zuwendung? Diesem inneren Erkennen hilft ein äußeres Kennenlernen.

Wer unterwegs ist mit seinen Füßen, bei dem kommt manches in Fluss, an Gedanken, an Gefühlen, an Einsichten.

Dass das Pilgern gerade am Ende des 20. Jahrhunderts von vielen Menschen wieder entdeckt wurde, hat mit dieser Erkenntnis zu tun:

Es tut wohl, wenn Kopf und Herz von Füßen und Händen unterstützt werden. Wenn wir uns er-gehen in Ansichten von Landschaften, Dörfern und Städten, hilft das auch unserem inneren Ergehen.

Und es tut wohl, wenn wir Neues ansehen, das kann bisherige An- und Einsichten verändern.

Und es tut wohl, sich auf neue Wege zu begeben. So kann ich Abstand und Entlastung finden von allzu tief Eingespurtem – und Neuem auf die Spuren kommen.

Mögen die Wege zu den 95 Lutherorten Ihnen als Leserin und Leser zu solchem Wohlergehen helfen – und zu neuen Einsichten und Spuren für Ihr Leben! Herzlich willkommen im Mutterland der Wittenberger Reformation!

Ilse Junkermann

Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

Vorwort

Luther allerorten

Über Luther wird viel gesprochen. Man kann die Lutherdekade ruhig an sich vorbeiziehen lassen oder man kann sich Luther stellen. Ich habe mich Luther gestellt und bin seinen Spuren nachgegangen: Wo war dieser Luther in Deutschland unterwegs und was hat er an all diesen Orten gemacht?

Ich begann mit einer gründlichen Recherche. Vorher wusste ich auch nicht mehr über Luther als was man eben im Religionsunterricht und später in Kirchengemeinden über ihn hört. Zusammen mit meiner Frau habe ich viele der Stätten, an denen sich Luther aufgehalten hat und die heute noch irgendwie an Luther erinnern, aufgesucht. Meine Frau war die Pfadfinderin. Sie gab an, wie ich fahren sollte und wo genau sich die Lutherorte befanden. Unterwegs bemerkte sie noch weitere Lutherstätten, die ich in der Recherche übersehen hatte. Auch diese suchten wir auf. Jede war anders, jede interessant. Wir sahen uns die Bauten, die Denkmäler an, ich machte Fotos. Wir sprachen mit Anwohnern, wir sammelten weiteres Material. Es war eine anstrengende, aber auch herrliche Zeit: eintauchen in das Lutherleben. Ich wünschte, Luther hätte 150 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt; denn wir hatten uns vorgenommen, 95 Lutherstätten zu veröffentlichen, im Gedenken an die 95 Thesen. Aber es gibt viel mehr Lutherstätten.

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben Lutherwege ausgewiesen, die man bewandern und befahren kann. Auch unsere Lutherstätten befinden sich auf diesen Lutherwegen, so dass man als Ergänzung das Material der jeweiligen Fremdenverkehrsämter nutzen kann.

Ich will Ihnen aber auch noch erzählen, was mir an Luther aufgefallen ist. Erstens: Luther war wahnsinnig viel unterwegs. Dabei habe ich die Stätten, die außerhalb der drei genannten Bundesländer liegen, gar nicht erfasst. Er war ja auch in Coburg, Worms, Rom und in vielen anderen Orten. Er war ständig auf Tour. Manchmal ritt er oder nahm eine Kutsche, viele Strecken ging er zu Fuß. Welch eine Leistung!

Zweitens: An vielen der Stätten, die wir aufgesucht haben, hat er gepredigt. Er musste die Predigten ja auch vorbereiten – wo und wie hat er das gemacht? Wann nahm er sich die Zeit dazu? Er hatte eine außergewöhnliche Schaffenskraft. Wenn er zu Hause in Wittenberg war, hielt er äußerst fundierte Reden beim Mittagstisch. Er hatte Tischgäste, die den Reden lauschten, sie niederschrieben und veröffentlichten. Dann hat er noch Briefe, Traktate und Broschüren geschrieben sowie Bibelstellen übersetzt. Unglaublich, was der Mann alles arbeitete!

Drittens: Er besaß viele Unterstützer. Seine Frau Käthe kümmerte sich um ihn, wenn er wieder von einer Reise nach Hause gekommen war, umsorgte ihn und hielt auch seine Launen aus. Vor dieser Frau muss man genauso viel Respekt haben wie vor Luther. Ohne seine Käthe hätte er nie so viel schaffen können. Und: Luther war nicht der einzige Mann der Reformation. Der engere Kreis bestand aus Luther, Melanchthon und Spalatin. Luther war das Raubein, der Emotionale und Grobschlächtige. Melanchthon war der Organisator im Hintergrund. Er schuf die neue evangelische Gemeindeorganisation, er glich aus, wo Luther aufbrauste, er stabilisierte die Reformation. Spalatin war der politische Vermittler, hielt Kontakt zu den Politikern, den Fürsten und Bischöfen. Ohne seine politische Gestaltung wäre die Reformation schnell aufgerieben worden.

Viertens: Luther hätte ein guter Personalchef sein können. Er vermittelte fast alle evangelischen Pfarrer dieser Zeit in die Gemeinden. Die meisten hatten bei ihm studiert und er sandte sie zu den neuen evangelischen Gemeinden.

Bei der Arbeit an den Lutherstätten habe ich jedenfalls ein anderes, auch tiefer gehendes Lutherverständnis bekommen. Schon allein das war der Mühe wert.

Dem Leser möchte ich gute Erlebnisse mit dem Buch und mit Luther wünschen. Ich freue mich, wenn Sie dieses Buch in Ihrem Lesesessel genießen. Noch mehr freue ich mich, wenn Sie vor Ort die Lutherstätten entdecken und besuchen. Wenn Sie dann auch noch Lust auf neue Entdeckungen verspüren, würde es mich ganz besonders freuen, denn das ist der Hauptzweck dieses Buches.

Altenburg, Die Spalatin-Stadt

Er hieß Georg Burkhardt, war ein uneheliches Kind, Vater unbekannt, und wurde am 17. Januar 1484 in Spalt, also in tiefster fränkischer Provinz, geboren. Was sollte aus ihm schon werden? Da hatte er die Kühnheit, sich gemäß damaligem humanistischen Brauch nach seiner Heimatstadt Spalt in Spalatin umzubenennen. Er studierte Theologie, erhielt 1503 die Magisterwürde in Wittenberg und wurde 1507 zum Priester geweiht.

Entscheidend war, dass er eine Stelle als Prinzenlehrer am kurfürstlichen Hof in Torgau erhielt und dadurch schnell das Vertrauen des Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen, genannt der Weise, erwarb. Es wird kolportiert, dass er zwar nicht der beste Lehrer, aber der beste Geheimsekretär, geistlicher Berater und Hofprediger war. In Wittenberg lernte er Luther kennen. Sie befreundeten sich. Die Geschichtsschreibung sieht ihn als Bindeglied zwischen Luther und Friedrich dem Weisen, denn Reformator und Kurfürst hatten sich persönlich nie kennengelernt.

Spalatin, der Diplomat, wachte über Luther und beeinflusste Weltgeschichte. Er nahm an allen wichtigen Reichstagen und Fürstentreffen seiner Zeit teil und erkannte schnell die politischen Strömungen. Es war Spalatins Plan, Luther nach dem Reichstag in Worms 1521 zum Schein auf die Wartburg zu entführen, um ihn so in Sicherheit zu bringen.

Nach dem Tod Friedrichs des Weisen verlor auch Spalatin seine Arbeit. Nun konnte sich sein Freund Luther revanchieren. Auf dessen Empfehlung kam er 1525 als Stadtpfarrer nach Altenburg. Spalatin beschloss, in Altenburg die Ideen der Reformation umzusetzen und veränderte die Strukturen der damaligen Stadtgesellschaft vollständig. Die Klöster wurden aufgelöst. Das Gesundheitswesen, das Bildungswesen und auch die Armenversorgung wurden neu und modern organisiert. Herkulestaten.

Spalatin erkannte, dass man Menschen mit Begeisterung motivieren kann – allerdings nur vorübergehend. Danach muss sich das Leben qualitativ verbessern. So erfand er die Methode der Visitationen. Bei diesem Verfahren wurden die kirchlichen Strukturen und die Geistlichen in den Gemeinden überprüft und Verbesserungen eingeführt: In den Jahren von 1527 bis 1542 wurden auf diese Weise die landeskirchlichen Strukturen geschaffen. Er stand in regelmäßigem Austausch mit Luther, hauptsächlich brieflich, aber sie besuchten sich auch häufig. Spalatin hat seine Bedeutung sehr realistisch eingeschätzt. Er behauptete von sich: „Wenn ich nicht gewesen wäre, nimmer wäre es mit Luthero und seiner Lehr soweit kommen.“

Der gewaltige Macher litt in seinen letzten Lebensjahren an Depression. Zu groß waren die Probleme der Umsetzung der Reformation. 1545 starb der Steuermann der Reformation in Altenburg und wurde in der St. Bartholomäikirche beigesetzt.

Wichtigste Person an seiner Seite war seine Frau Katharina, die er am 19. November 1525 in der St. Bartholomäi Kirche von Altenburg geheiratet hatte. Katharina Spalatin war die Chefin des Haushalts: Zwei Töchter, das große Haus, ein kleiner Bauernhof mit sechs Hektar Äckern und Wiesen, zwei Gärten und Vieh, darunter sieben Rinder und vierzehn Schweine, ein eigenes Brauhaus mit einem Ausstoß von 18.000 Liter Bier im Jahr – und viele Gäste. „Meine Fessel“ nannte Spalatin seine Frau Katharina, eher bewundernd als lamentierend und als intellektuelles Wortspiel, weil „catena“ eben Fessel heißt.

Die Spalatin-und Luther-Stätten in Altenburg sind:

Die Brüderkiche, zwar erst 1905 erbaut, allerdings auf dem Grund der alten Franziskaner-Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert. Das Kloster wurde 1529 aufgelöst, die Klostergebäude wurden zu Schulgebäuden.

Das Renaissance-Rathaus am Markt schuf der sächsische Baumeister Nicolaus Grohmann, der auch die Schlosskapelle in Torgau als erste protestantische Kirche erbaut hatte. Dies war sein Einsatz für Reformation und Renaissance gleichermaßen.

Die Nikolaikirche wurde bald ein Opfer der Reformation: 1528 geschlossen und dann rückgebaut, so dass heute nur noch der Turm existiert. Er ist begehbar und gewährt einen herrlichen Blick über die Stadt.

Das Augustiner-Chorherrenstift „die Roten Spitzen“, nationales Kulturdenkmal, bestimmt mit seinen Backsteintürmen die Silhouette der Stadt.

Schließlich ist die Stadtkirche St. Bartholomäi zu nennen, die älteste Stadtkirche.

1 Altenburg: Stiftskirche St. Marien

Wo rote Spitzen cool in den Himmel ragen

Die „Roten Spitzen“ der Stiftskirche St. Marien prägen das Erscheinungsbild Altenburgs. Kaiser Friedrich Barbarossa stiftete einst die mächtige Klosteranlage als Symbol kaiserlichen Machtanspruchs, italienische Mönche schufen einen mustergültigen Bau der staufischen Romanik. Der Legende nach wurden die roten Backsteintürme dem Bart Kaiser Barbarossas nachempfunden.

In Reformationszeiten hatten die Bischöfe von Zeitz-Naumburg das Sagen. Das bedeutete mannigfache Privilegien: keine Steuern und keine Abgaben, keine weltliche Gerichtsbarkeit. Das bot eine gute Perspektive: Man konnte ohne Anstrengung Geld scheffeln. Für die Bevölkerung waren die Mönche mit ihrem verschwenderischen und unmoralischen Lebensstil die Maden im Speck. So kam es 1521 zu Ausschreitungen gegen Mönche und Klostergemeinschaften. Im Frühjahr 1522 hatten die Altenburger Bürger die Nase voll und wandten sich an den Kurfürsten und an Martin Luther mit der Bitte um einen protestantischen Prediger. Luther kam persönlich. Am 22. April 1522 predigte er öffentlich in der Brüderkirche. Nur zwei Monate später, am 26. Juni, wurde Wenzeslaus Linck zum ersten evangelischen Prediger Altenburgs ernannt. Luther selbst hat in St. Marien nie gepredigt. 1543 löste man das Rote-Spitzen-Kloster auf, 1665 zog eine Schule ein, 20 Jahre später fand man es besser, in den Türmen ein Gefängnis einzurichten, das sogar 200 Jahre lang bestand. Im 17. Jahrhundert baute man das Kirchenschiff um, etablierte ein Witwen- und Waisenhaus. Seine heutige Gestalt erhielt das Bauwerk im 19. Jahrhundert. Erst seit Ende der 90er Jahre kümmert man sich wieder um den Bau. Um das Gebäude entstanden viele Privathäuser, so dass es kaum noch einen Zugang gibt. Die Archäologen gehen davon aus, dass der Bau noch manches Geheimnis birgt. Das macht die roten Spitzen noch interessanter, gelten sie doch als das Wahrzeichen der Stadt.

Den lang gezogenen Marktplatz kann man nicht verfehlen. In der Mitte steht das Rathaus. An einem Ende befindet sich die Brüderkirche, am anderen Ende sieht man die „Roten Spitzen“. Man muss die Berggasse hoch gehen. Von hier hat man auch einen schönen Ausblick auf die Stadt.

1523

Am 28.1. trat Wenzeslaus Linck als erster evangelischer Pfarrer in Altenburg seinen Dienst an. Er predigt in der St. Bartholomäi Kirche.

2 Altenstein: Das Schloss

Wo Luther in Sicherheit gebracht wurde

Nur die Buche war Zeuge, wie es wohl geschah: Am 26. April 1521 verließ Martin Luther Worms. Er musste das freie Geleit nutzen, um zurückzureisen. Sein Freund Spalatin war wahrscheinlich der Spiritus Rector: Luther sollte zunächst von der Bildfläche verschwinden, danach wollte man die politische Entwicklung abwarten. Friedrich der Weise war einverstanden. Versteck sollte die Wartburg sein.

Luther erreichte am 4. Mai 1521 nachmittags von Möhra und Schweina kommend bei Altenstein eine Buche. Da erschienen vor ihm Hans von Berlepsch, der Schlosshauptmann der Wartburg, und Burkhard Hund, Ritter von Altenstein. Sie gaben ihm Ritterkleidung, versteckten sein Mönchsgewand und brachten ihn unerkannt zur Wartburg.

Auf den Spuren des Entführers Burkhard Hund kommt man zum Park Altenstein mit dem gleichnamigen Schloss. 1492 hatte Hans Hund von Wenkheim vom Kurfürsten Friedrich von Sachsen Altenstein als erbliches Lehen erhalten.

Der Schlossbau, den wir heute sehen, stammt aber nicht aus dieser Zeit. Er stammt auch nicht aus dem Jahr 1736, als ein Barockschloss erbaut wurde, sondern wohl eher aus dem Jahr 1888, als Herzog Georg II. das Schloss grundlegend umbauen ließ. Von Ferne ist es ein beeindruckender Bau. Aus der Nähe erkennt man, dass noch viel renoviert werden muss. Nachweislich war der Komponist Johannes Brahms mehrmals zu Gast.

Beeindruckend ist aber insbesondere die Parkanlage. An der Parkgestaltung wirkten drei herausragende Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts mit: Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Carl Eduard Petzold und Peter Joseph Lenné.

Schloss und Parkanlage stammen zwar aus der Nach-Luther-Zeit. Die wunderbare Aussicht, die man vom Schloss hat, ist dagegen uralt. Vielleicht hat auch Luther sie einmal genossen.

Die Altensteiner Straße in Ruhla führt genau zum Park. Der Gebäudekomplex des Schlosses wird heute von der TÜV Akademie Thüringen genutzt. Weiterhin gibt es ein kleines Schlossmuseum.

1492

Kurfürst Friedrich von Sachsen vergibt an den Ritter Hans Hund von Wenkheim Burg und Land Altenstein als erbliches Mannlehen.

3 Arnstadt: Bach-Denkmal

Wo Bach seine wilden Jahre verbrachte

Luther erzählte gerne von einer Reise nach Arnstadt, wo er als junger Mönch bei den Franziskanern zu Gast war. Er lernte dabei den sehr fortschrittlichen Franziskaner Henricus Kühn kennen, von dessen Predigten in der Oberkirche er sagte: „Wir jungen Mönche saßen und sperrten Maul und Nase auf, schmatzten auch vor Andacht gegen solch tröstliche Rede von unserer heiligen Möncherei.“ Neue Impulse. Er kam noch öfter nach Arnstadt, am 15. März 1516, als er sich mit Generalvikar von Staupitz im Arnstädter Kloster traf. 1531 wurde in Arnstadt die Reformation eingeführt. Die Klöster wurden in den nächsten Jahren säkularisiert. Auf dem Weg nach Schmalkalden übernachtete Luther vom 5. zum 6. Februar 1537 in der Stadt und 1540 ein letztes Mal, als er mit seinem kranken Freund Philipp Melanchthon kurz verweilte. 1553 begannen die Bauarbeiten an Schloss Neideck, der gräflichen Residenz, und 1581 wurde die Kirche des Barfüßerklosters, nunmehr als Oberkirche, die Stadtkirche.

In dieser hatte der junge Johann Sebastian Bach seine erste Anstellung als Organist (1703–1707). Aber bereits im 17. Jahrhundert waren Vorfahren Bachs als Kirchenmusiker tätig und auch nach ihm wirkten Mitglieder der Familie Bach musikalisch in der Stadt. Deshalb nennt sich Arnstadt auch Bachstadt. Johann Sebastian Bach wirkte nur vier Jahre in der Stadt. 1705 überzog er seinen Urlaub um einige Wochen, weil er Dieterich Buxtehude, den berühmtesten Organisten der damaligen Zeit, in Lübeck aufsuchte. Außerdem fand der Rat, „er verwirre die Gemeinde mit harmoniefremden Tönen“, was die Zusammenarbeit natürlich nicht verbesserte. Heute ehrt man Bach mit einem Denkmal auf dem Marktplatz. Tipp: Auf Luthers und Bachs Spuren die Oberkirche aufsuchen. Und Schloss Neideck nicht vergessen. 1620 und 1633 wohnte Caspar Bach, der Ahnherr der Arnstädter Bachlinie, als Hausmann und Türmer auf dem Neideckturm.

Das Bach-Denkmal steht am Markt. Schloss Neideck befindet sich im Schlossgarten, Richtung Bahnhofstraße und Dammweg.

1531

wurde in Arnstadt die Reformation eingeführt. Die Klöster wurden in den nächsten Jahren säkularisiert. Übrigens: In Arnstadt wurde die Thüringer Bratwurst das erste Mal erwähnt (1404), 1617 ebenfalls das Weizenbier – außerhalb Bayerns.

4 Bad Frankenhausen: Das Panorama Museum

Wo man sehen kann, was die Bauern trieben

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Oberkirchturm, vielleicht, weil er aus dem Lot geraten ist. 1382 haben die Mitglieder der christlichen Salzsieder-Gilde die gotische Basilika „Unserer lieben Frauen am Berge“ fertiggestellt. 1525 fand in der Kirche der Zusammenschluss der Patrizier und Salzarbeiter mit Thomas Müntzer statt. Das war sicherlich nicht der Grund, dass die Sole unterhalb der Kirche den Untergrund ausgehölt hat. Aber die Turmspitze ist 4,60 m aus dem Lot geraten und damit schiefer als der schiefe Turm von Pisa.

Das Panorama Museum ist der wahre Besuchermagnet. Es steht auf dem Schlachtberg oberhalb der Stadt, ein Gebäuderondell, in dem nur ein einziges Gemälde hängt. Dieses aber ist monumental: Auf 1.722 qm zeigt es mit über 3.000 Einzelfiguren vielfältige Szenen der „Frühbürgerlichen Revolution“ – wie man in der DDR zu sagen pflegte – in Deutschland Mitte des 16. Jahrhunderts. Der Leipziger Maler Werner Tübke schuf es von 1976 bis 1987. Grundlage war ein Staatsauftrag der DDR, das Ergebnis ein einmaliges, monumentales Kunstwerk, ein gesellschaftliches Sittengemälde. Allein die Größe der bemalten Fläche ist mit 14 m Höhe und rund 120 m Umlauf ohne Beispiel. Hinzu kommt der Anspruch, ein ganzes Zeitalter möglichst glaubhaft und überzeugend darzustellen. Ob das Ergebnis dem Wunsch des Auftraggebers voll entsprach, weiß man nicht genau. Die Hülle für das Kunstwerk liegt auf historischem Boden oberhalb von Bad Frankenhausen. Hier tobte der Thüringer Aufstand, Höhepunkt des Bauernkrieges. Gewidmet ist es dem Vorbild Thomas Müntzer, den die DDR gerne als kommunistischen Vorkämpfer vereinnahmte.

Das Museum ist seit der Eröffnung ein Publikumsmagnet. Unzählige Besucher kommen und studieren mit viel Geduld das monumentale Werk, das Einblick in die Zeit der Reformation gibt.

Das Panorama Museum befindet sich oberhalb von Bad Frankenhausen (Am Schlachtberg 9). Man sollte unbedingt an einer Führung teilnehmen, die ca. 1/2 h dauert.

1987

Am 16. Oktober übergab der Maler Werner Tübke das fertige Werk seinem Auftraggeber. Er hatte daran mehr als ein Jahrzehnt gearbeitet.

5 Bad Salzungen: Ruine der Husenkirche

Wo Luthers Eltern getraut wurden

Manches liegt im Dunkel der Geschichte. Von der Husenkirche ist heute nur noch eine Ruine erhalten geblieben, umgeben von einem Friedhof. Die Quellenangaben zur Grundsteinlegung unterscheiden sich erheblich: 1101 oder 1161 soll der steinerne Kirchenbau erschaffen worden sein. Eine erste urkundliche Erwähnung der Husenkirche findet sich 1258. Auf dem Grund der späteren Kirche soll einmal eine Kultstätte gewesen zu sein, ein Holzbau, um 775 erstellt – mitten in der Salzunger Mark.

Kaum 500 m vom Standort der Husenkirche entfernt befand sich das Dorf Salzungen, die Hauptsiedlung des Tales. Später entwickelte es sich zur Stadt und die Husenkirche wurde die Stadtpfarrkirche. In ihr, so heißt es, sollen die Eltern Martin Luthers, Hans Luder und Margarethe Lindemann, um 1479/80 ihre Ehe geschlossen haben. Das ist aber nicht bestätigt. Auch die Jahreszahl ist nicht abgesichert. Es muss vor 1483 gewesen sein. Um 1500 wurde die Kirche im spätgotischen Stil umgebaut. Das hat sich aber kaum gelohnt, denn 1533 wurde die Pfarrei zu Husen auf Anordnung des Kurfürsten Johann von Sachsen mit der Simpliciuskirche in der Stadt vereinigt. Damit diente das Gotteshaus nur noch als städtische Friedhofskirche.