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Würziger Silvaner, trockener Ausbau, mineralstoffreicher Müller-Thurgau - dafür ist Mainfranken berühmt. Aber wo ist die fränkische Rotweinecke? Erfahren Sie es mit Werner Schwanfelder, der seine Wurzeln in Franken hat. Lassen Sie sich zu Winzern und an Lieblingsplätze führen, die erstaunliche Perspektiven auf Mainfranken eröffnen. Die Gegend hat viel zu bieten: die Meterbratwurst in Sulzfeld oder den Schweinfurter Schrotturm. Aber auch das Höttehött-Denkmal in Iphofen zählt zu Werner Schwanfelders ganz persönlichen Lieblingsplätzen.
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Seitenzahl: 138
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LieblingsplätzeMainfranken
Werner Schwanfelder
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Alle Bilder stammen von Werner Schwanfelder. Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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1., überarbeitete Neuauflage 2021
© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575/2095-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Anja Kästle
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © Benjamin Arnold; © mohamed_hassan – pixabay.com; © EH Grafik – stock.adobe.com; © Fiedels – stock.adobe.com; © SylwiaNowik – stock.adobe.com; © paullouis – stock.adobe.com; © Design Studio RM – stock.adobe.com
Kartendesign: Kim-Anna Bucher / Susanne Lutz
ISBN 978-3-8392-7020-2
Impressum
Zu Gast in Main- und Weinfranken
Vorwort: Eine Einladung
Um Schweinfurt herum
1 Friedrich Rückert war unzufrieden
Zeil am Main: Um Schweinfurt herum
2 Als wir noch gegen Hexen kämpften
Zeil am Main: Hexenturm
3 Bester Wein im schönsten Haus
Zeil am Main: Weinhaus Nüßlein
4 Eine bunte, futuristische Himmelswelt
Schweinfurt: Altarbild von St. Johannis
5 Wie stellt man Schrot her?
Schweinfurt: Schrotturm
6 Ein Schwimmbad als Kunsthalle
Schweinfurt: Kunsthalle
7 Zur Orientierung und zur Meditation
Werneck: Bildstockweg ab Egenhausen
8 Vom Kloster zum Bauernhof
Schwanfeld: Kloster Heiligenthal
9 Pfadfindergeist notwendig
Schwanfeld: Jüdischer Friedhof
10 Don Quijote kämpft noch immer
Dipbach: Windmühlen
11 Wo der Wein bunt schmeckt
Eisenheim: Weingut Hirn
12 Bierbrauer im Weintrinker-Land
Volkach: Privatbrauerei Friedrich Düll in Krautheim
13 Auferstehung über den Weinbergen
Volkach: Wallfahrtskirche Maria im Weingarten
14 Der Wein für Philosophen
Nordheim: Vinothek Divino
15 Winzer im himmlischen Weinreich
Sommerach: Weinreich im Winzerkeller Sommerach
16 »Alter Satz« und »Junge Franken«
Sommerach: Weingut Zang
17 Gräflicher Wein im Schatten der Burg
Volkach: Schloss Hallburg
18 Was die Bibel zum Wein spricht
Dettelbach: Bibel-Wein-Pfad in Neuses am Berg
19 Die coolste Location der Gegend
Dettelbach: Main-Street-Café
20 Drei Ziele, ein Bau
Dettelbach: Kultur- und Kommunikationszentrum
21 Wein mit Persönlichkeit
Dettelbach: Apfelbacher Weingut-Weinkellerei
22 Ein monumentales Ei
Dettelbach: Mainfrankenpark
23 Chinesische Heilmethoden in Franken
Gerolzhofen: Klinik am Steigerwald
24 Stadtgeschichte in Brunnenform
Gerolzhofen: Stadtbrunnen
25 Ein Bußort ohne Lebensgefahr
Prichsenstadt: Hotel Freihof
Um Kitzingen herum
26 Das Reinheitsgesetz und die Narren
Kitzingen: Im Zentrum des Maindreiecks
27 Wertvolles aus Abfall schöpfen
Abtswind: Schwanfelder Ölkernprodukte
28 Der älteste Weinlehrpfad in Bayern
Abtswind: Frankenwein-Lehrpfad
29 Hier kann man alt werden
Mainstockheim: Seniorenheim Schloss Ebracher Hof
30 Ein Wohnhaus mit Glockengeläut
Mainstockheim: Ältester Siedlungskern Gumbertla
31 Im Haus der Ewigkeit
Rödelsee: Jüdischer Friedhof
32 Auf dem Weg zur allerletzten Ruhe
Rödelsee: Evangelisch-Lutherischer Friedwald bei Schwanberg
33 Auf Meineid steht die Todesstrafe
Iphofen: Das Tor zum Höttehött-Denkmal
34 Weine, Kultur und ein bisschen mehr …
Iphofen: Vinothek
35 Der Vorgarten der Stadt
Mainbernheim: Graben- und Mauergärten
36 Alles nur Gips
Iphofen: Knauf Museum
37 Süß bis zuckersüß
Kitzingen: Conditorei-Museum
38 Lachen erwünscht
Kitzingen: Deutsches Fastnachtmuseum
39 Turmzimmer zu vermieten
Sulzfeld am Main: Stadtmauer und Jocklerturm
40 5,60 Meter Bratwurst
Sulzfeld am Main: Meterbratwurst im Gasthaus Zum Goldenen Löwen
41 Die Winzer sind »Silvanianer«
Sulzfeld am Main: Weingut Brennfleck
42 Weingeschichten im Eiltempo
Frickenhausen: Weingut Meintzinger
43 Schon vergessen?
Marktbreit: Alzheimer Geburtshaus
44 Die Zuckerfee von Ochsenfurt
Ochsenfurt: Zuckerfabrik Südzucker
45 Wo Wasser heilt
Ochsenfurt: Kneipp-Werke in Hohestadt
46 15 Stationen bis zur Auferstehung
Ochsenfurt: Kirche des Kartäuserklosters in Tückelhausen
47 Weite Kultur in engen Räumen
Sommerhausen: Torturmtheater
48 Wein seit Jahrhunderten
Sommerhausen: Weingut Schloss Sommerhausen
49 Kunst im Weinort
Sommerhausen: Spaziergang zu den Galerien
50 Lügen mit kultivierten Beinen
Eibelstadt : Lügensteinweg
Um Würzburg herum
51 Weintrauben – Inspiration pur
Würzburg: In und um die Stadt herum
52 Heilig. Wein. Stiftung.
Würzburg: Weingut Juliusspital
53 Wo der Bocksbeutel erfunden wurde
Würzburg: Bürgerspital
54 Weg mit dem Müll
Würzburg: Müllheizkraftwerk
55 Moderne Kunst in alten Räumen
Würzburg: Kulturspeicher
56 Trotz Altar unbekannt
Rimpar: Riemenschneider-Altar in Maidbronn
57 Antiken Göttern die Hand geben
Veitshöchheim : Hofgarten
58 Im Wappen dokumentiert
Veitshöchheim: Wallfahrtskirche St. Vitus
59 Orchideenfelder und Fotografengefahr
Thüngersheim : Orchideenpfad
60 Von allem das Beste
Retzbach: Winzerhütte
61 Die Poststelle des Christkinds
Himmelstadt: Spaziergang durch den Weihnachtsort
62 Im Haus des ewigen Lebens
Laudenbach: Jüdischer Friedhof
63 Katzen fallen weich
Karlstadt: Katzenturm
64 Ich bin Klempner von Beruf
Karlstadt: Europäisches Klempner- und Kupferschmiedemuseum
65 Der Wein und unsere Gesundheit
Eußenheim: Wein- und Gesundheitsweg
66 Sängerfest auf der Homburg
Gössenheim: Homburg
67 Die Gartenanlage eines Bürgers
Gemünden: Ronkarzgarten und Kulturhaus
68 Wo die Hoffnung in der Musik liegt
Hammelburg: Schloss und Kloster Saaleck
69 Die runden Ohren für das Weltall
Fuchsstadt: Erdfunkstelle
Um Aschaffenburg herum
70 Politisch Franken, emotional Hessen
Aschaffenburg: Perlen vor den Toren der Stadt
71 Auf den Spuren der Gebrüder Grimm
Lohr am Main: Schneewittchen im Spessartmuseum
72 Die Welt der Isolatoren
Lohr am Main: Isolatorenmuseum
73 Kleinste Bibliothek und Sektwiege
Marktheidenfeld : Franck-Haus
74 Ein Paradies für Schokoladen-Genießer
Wertheim: Art of Chocolate
75 Samtiger Frühburgunder
Bürgstadt am Main: Weingut Fürst und Weinkulturhaus
76 Wie Bier im Weinland bestehen kann
Miltenberg: Brauerei Faust
77 Gewürze, liebevoll gemischt
Klingenberg: Altes Gewürzamt
78 In der Rotweinecke Frankens
Klingenberg: Weingut Steintal
79 Saurer Wein auf Pompejanum-Grund
Aschaffenburg: Pompejanum
80 Sich selbst auf den Arm nehmen
Aschaffenburg: Ascheberger Arsch
81 Die Fahrschule der ersten Autofahrer
Aschaffenburg: Denkmal Autolenkerschule
82 Als die Römer frech geworden …
Franken: Die Geschichte des Frankenweins
Karte
Wir sind Mitte. Das können die Unterfranken durchaus behaupten. Mitten in Europa gelegen. Fünf Autobahnen erschließen die lebenswerte Region. Würzburg ist Intercity-Knotenpunkt, die Flughäfen Frankfurt und Nürnberg sind rasch erreichbar.
Mainfranken nennen viele das Gebiet. Damit wird der kulturelle Kontext beschrieben. Man versteht darunter das Maingebiet um Würzburg, Bamberg und Aschaffenburg. Leider erhielt der Begriff eine besondere Bedeutung unter den Nationalsozialisten, die den NSDAP-Gau und den Regierungsbezirk so benannten. Da die Bezeichnung nach 1945 als belastet galt, hieß der Regierungsbezirk seit 1946 (wieder) Unterfranken. Und dann hört man noch den Begriff »Weinfranken«, der allerdings nicht ganz deckungsgleich ist. Das Weinbaugebiet Franken liegt im Nordwesten der Region, hat etwa 6.000 Hektar Anbaufläche und ist damit eines der eher mittelgroßen Anbaugebiete Deutschlands. Der weitaus größte Teil der Rebflächen befindet sich in Unterfranken, aber nennenswerte Teile auch in Mittel- und kleinere Teile sogar in Oberfranken. Die Ortsbezeichnung für dieses Buch würde ich gerne mit Wein-Main-Franken beschreiben, das Land am Main, wo alles fließt. Es deckt sich natürlich weitgehend mit Unterfranken.
Alles im Fluss. Der Fluss prägt die Region landschaftlich, kulturell und wirtschaftlich. Mainfranken hat wirtschaftliches Potenzial. Natürlich dominiert der Weinbau. Aber nicht nur. Über 70.000 Unternehmen haben ihren Sitz in dieser Region. Mainfranken ist einer der zehn führenden High-Tech-Standorte in Europa.
Und schließlich Kultur und Kunst. Mainfranken ist historischer Boden. Schon 1.000 vor Christus kamen die Kelten hierher, später die Römer, noch später im Dreißigjährigen Krieg die Schweden, die eigentlich finnische Söldner waren. Die Region war und ist Schnittpunkt von Handelsrouten und Pilgerwegen. Davon zeugen heute noch historische Altstädte mit zünftigen Maueranlagen, schnuckeligen Fachwerkhäusern und lebendigen Marktplätzen. Berühmte Architekten und Künstler haben Schlösser und Kirchen erbaut. Die Spuren von Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann sind unübersehbar. Unbekannter sind häufig die Schöpfer der Bildstöcke, die am Wegesrand stehen. Viele Prominente sind in der Region geboren oder haben dort gelebt und gewirkt. Allein zu den berühmtesten Würzburgern zählen Walther von der Vogelweide, Wilhelm Conrad Röntgen und Dirk Nowitzki.
Es gibt »große« Sehenswürdigkeiten und unbekanntere, die beim Vorbeifahren eher nicht auffallen. Denen ist dieses Buch auf der Spur. Bei näherer Betrachtung überraschen sie. Weil sie mehr sind, als sie scheinen. Weil sie den Besucher erfreuen, wenn er sie entdeckt hat.
Doch was für ein Besucher ist das? Ich habe mich für Sie auf den Weg gemacht, die Schönheiten von Unterfranken, von Mainfranken zu entdecken. Es war für mich auch ein Weg in meine Vergangenheit. Meine Großmutter stammt aus Obernbreit. Später wohnten wir im Raum Nürnberg-Fürth. Doch in meiner Jugend waren wir regelmäßig in Unterfranken, um Verwandtschaft zu besuchen und auf der einen oder anderen Burg herumzukraxeln. Und auch heute noch machen wir gerne Ausflüge in diese Region. Da bin ich auch meinem Namen irgendwie verpflichtet: So gibt es einen Ort namens Schwanfeld. Und ich kenne einen Schwanfelder-Clan sehr gut, der in Abtswind eine Ölmühle betreibt. In Rödelsee gehen wir gerne in die Winzerstube, in der Thomas Schwanfelder kocht. Wir sind zwar nicht verwandt, aber trotzdem kocht er einfach gut.
Eine letzte Erklärung vorab: Zu meinen Lieblingsplätzen gehören mancherorts Vinotheken, weil dies Orte sind, an denen man Wein genießen kann, aber auch »mehr« bieten: Museen, Informationen, Bibliotheken. So grenzen sie sich von den Winzern ab.
Lassen Sie sich einladen auf einen Streifzug durch Mainfranken.
Werner Schwanfelder
»Hättest Mainfurt, hättest Weinfurt heißen können, weil du führest Wein, aber Schweinfurt, Schweinfurt sollt es sein«, bemerkte der wichtigste Sohn der Stadt Friedrich Rückert zum Namen. Vermutlich gab aber doch die für Schweine begehbare Furt der Stadt ihren Namen: 791 wurde der Name Swinfurt erstmals urkundlich belegt. Er wandelte sich sich über Suinuurde, Suinfurte, Swinvordi, Sweinvort und Sweinfurt im Laufe der Zeit zu Schweinfurt.
Vom 12. Jahrhundert an war die Stadt freie Reichsstadt. Das endete jedoch 1802, als sie in das Königreich Bayern eingegliedert wurde. Als alte Industrie- und Arbeiterstadt ist sie bis heute das Zentrum der Wälzlagerindustrie. Dennoch – Schweinfurt war nie ein Industrie-Moloch. Und heute leben Menschen jeder Couleur in der Stadt, denn es lebt sich dort gut. Es sind an die 50.000.
Schweinfurt wirbt für sich mit dem Slogan »Industrie und Kunst«, der neben den industriellen Wurzeln auch Kunst, Kultur und Wein betont. 1200 Jahre Geschichte haben sich in einem bunten Mosaik von Bauwerken im Stadtbild niedergeschlagen: moderne Architektur neben Gebäuden vergangener Jahrhunderte. Durch die Straßen weht der Geist der alten Industriepioniere, die Lebensfreude der freien Reichsbürger und der frische Wind der Gegenwart.
Schweinfurt liegt weit östlich in Unterfranken am Main, der Stadtkern weitgehend rechtsmainisch. Gleichzeitig befindet sich Schweinfurt aber auch ganz im Norden des Gebietes, das wir mit Weinfranken umschreiben. Nachdem der Main Schweinfurt passiert hat, biegt er nach Süden ab und es beginnt das Maindreieck. Im Süden wachsen die Weinreben.
Die Perlenkette meiner Lieblingsplätze beginnt bei Zeil am Main (noch etwas weiter östlich) und führt bis nach Prichsenstadt im Süden. Die meisten Plätze liegen linksmainisch. Die Auswahl fiel schwer und viele Plätze, die ich gerne besuche, konnte ich nicht aufnehmen. Hier ein paar Anmerkungen zu den Lieblingsplätzen, die ich nicht berücksichtigt habe: Vom Zeiler Käppele hat man einen wunderbaren Blick auf die Mainlandschaft. Wenn ich Zeit habe, gehe ich in Schweinfurt an der Main-Promenade spazieren – sehr kurzweilig. Das Museum Georg Schäfer ist einen Besuch wert, schon allein die Architektur ist beeindruckend. In Werneck gibt es ein großes Schloss, für das einmal ein Unternehmenskonzept gesucht war: heute gefunden, eine große Klinik. Volkach kommt viel zu kurz. Die Stadt selbst ist erlebenswert mit ihren Gärten an der Stadtmauer. Im Hinterhöfle kehre ich gerne ein, in Obervolkach findet man die beste Fischzucht weit und breit und dort, wo die Weinberge beginnen, im letzten Haus, hat ein Künstler einen Skulpturengarten wachsen lassen. Auch die Vogelsburg habe ich nicht aufgenommen; sie ist vielleicht schon zu bekannt. In Astheim befindet sich in der Kartause das Museum für christliche Bildgeschichte, deren Ausstellung spannender ist, als man sich vorstellt. In Nordheim gibt es nicht nur eine empfehlenswerte Vinothek, sondern auch den Zehnthof, in dem sich bestens essen und trinken lässt. In Dettelbach kann man den Skulpturenweg entlanggehen und in Neuses am Sand besuche ich gerne Wörners Schloss, das neben Gastronomie auch viel Kleinkunst bietet. Streift man durch Gerolzhofen, überrascht die Anmut des Städtchens. Ein Seniorenheim ist in historischen Gemäuern untergebracht und ich habe den Eindruck, dass man hier beschaulich alt werden kann. Machen Sie einfach die Augen auf, wenn Sie auf den Spuren dieses Buches durch die Lande fahren: Es gibt noch mehr zu entdecken.
Und ab und zu Pause machen! Ich trinke dann gerne einen kleinen Frankenwein. Er stärkt und macht neugierig – auf all die Lieblingsplätze.
Friedlich, ganz unschuldig gibt sich Zeil am Main als malerisches mittelalterliches Fachwerkstädtchen mit einem wunderbaren Marktplatz. Um die Altstadt herum zeugen einige Türme von der alten Stadtbefestigung. In einem dieser Stadttürme ging es im 17. Jahrhundert alles andere als friedlich zu – dort wurden nämlich der Hexerei Bezichtigte gefangen gehalten. Der Zeiler Hexenturm wurde umfassend saniert, der historische Zugang zum Turm wiederhergestellt. Dabei restaurierte man auch Überreste eines Kerkers aus dieser Zeit.
Seit 2011 beherbergt er das Dokumentationszentrum Hexenverfolgung. Mit der Ausstellung an diesem Originalschauplatz möchte man daran erinnern, dass Zeil am Main als Richtstätte des Hochstifts Bamberg Schauplatz vieler Hexenprozesse und -verbrennungen war. Nach den Unterlagen im Stadtarchiv wurden damals über 400 sogenannte Hexen verbrannt.
Die Gestalter richteten im ersten Obergeschoss eine Dauerausstellung mit Dokumenten und audiovisuellen Veranschaulichungen zur Geschichte der Hexenverfolgung ein. Eindrucksvolles Zeugnis ist das Tagebuch des Johann Langhans, der selbst Opfer wurde und seine Geschichte aufzeichnete. Es lohnt sich, für diese Aufzeichnungen Zeit zu investieren. Sie helfen, einen Zipfel dieser schlimmen Zeit zu entdecken und zu begreifen.
Auch wenn im Mittelpunkt der Ausstellung die lokale Spurensuche steht, geht die Ausstellung auch auf das generelle Thema Ausgrenzung ein, beleuchtet ihre Gründe und Mechanismen. Die Besucher erhalten Anregungen zum Nachdenken. So steht am Ende die plakative Frage: Könnte dies heute auch noch geschehen? Wenn man darüber ernsthaft nachdenkt, wächst einem statt einer einfachen Antwort Gänsehaut – auch im schönen Franken, im lieblichen Zeil am Main.
Ab und zu organisiert das Dokumentationszentrum einen Rundgang durch die nächtlichen Gassen. Ohne Straßenbeleuchtung. Im Schein der Fackeln durch die Altstadt.
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Der Hexenturm ist nicht zu verfehlen: Er definiert die Ortsausfahrt.
Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm
Obere Torstraße 14
97475 Zeil am Main
09524 949861
www.zeiler-hexenturm.de
Das Weinhaus Nüßlein kann man nicht übersehen, weil das Weingeschäft in einem der schönsten Häuser am Marktplatz untergebracht ist. Vor ein paar Jahren kaufte Roger Nüßlein das Nachbarhaus und richtete dort eine helle, moderne Vinothek ein, in der man sich den Wein der Nüßleins schmecken lassen kann.
Die Weine aus Zeil am Main und besonders die vom Weingut Nüßlein haben schon viele Preise eingesammelt. Besonders erfolgreich war das Premium-Sortiment 1er Traube. Der Ertrag der Trauben ist gering, aber die Qualität bestens – Handarbeit eben. Besonders zu empfehlen: der Riesling aus dem Eulengrund, ein kräftiger, würziger Wein mit einer dezenten Frucht.
Die Besitzer des Weinhauses Nüßlein betreiben in der vierten Generation Weinbau in Zeil am Main. Schon der Urgroßvater von Roger Nüßlein hat in der Region seine Weinberge bestellt. Das war damals aber gar nicht so einfach. Ihm ist sogar zu verdanken, dass es einen Weinanbau am Obermain nach den Wirren der Nachkriegszeit noch gab. Aber insbesondere sein Sohn Anton, ein Visionär, entwickelte in Zeil wieder eine blühende Weinbauregion, machte sich für die Wiederbelebung des Weinbaus und für die Flurbereinigung stark. Nicht überall führte sein Engagement zu einem neuen Flächennutzungsplan, so kaufte er manche kleine Parzelle auf, um zu einer Fläche zu kommen, die sich besser bewirtschaften ließ. Er wagte sich auch wieder an den Anbau von Riesling, Burgunder und Rotwein bis hin zum Eiswein. Am besten kann man selbst einen Eindruck von diesem Wein-Schaffen bekommen, wenn man entlang des Weinwanderweges Abt-Degen-Steig schlendert.
Abt Degen? Alberich Degen führte die aus Österreich stammende Silvanerrebe 1665 in Franken ein. Er war der Abt des Zisterzienserklosters, zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt und stammte selbst aus Zeil.
Das Haupthaus ist das schönste Fachwerkhaus am Marktplatz. Hier befindet sich das Ladengeschäft, aber auch die Vinothek.
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Weinhaus Nüßlein
Marktplatz 1
97475 Zeil am Main
09524 279
www.weinhaus-nuesslein.de
Die St.-Johannis-Kirche ist die evangelische Hauptkirche Schweinfurts, wie alle evangelischen geöffnet. Sie ist übrigens das einzige noch erhaltene mittelalterliche Gebäude der Stadt, stammt wohl aus dem 12. Jahrhundert, und ist 1542 mit der gesamten Bevölkerung Schweinfurts konvertiert.
Drinnen merkt man: Berühmt ist die Kirche für ihr Stilgemisch, also Kostproben aus fast allen Kunstepochen. Ein Bilderbuch der Kunstgeschichte, inklusive seltener Übergangsstile. Das wird durchaus unterschiedlich gewürdigt.
So ist es fast keine Überraschung, dass auch das Altarbild von Adolf Kleemann (1904–1989) ein Objekt der Diskussion ist. Es ist sehr dicht gehalten, kontrastiert trefflich mit der Umgebung, was zunächst durchaus störend wirkt. Man muss sich erst auf das Altarbild konzentrieren, sich damit beschäftigen. So schreibt die Gemeinde: »Das Bild prägt sich ein und darüber können wir uns nur freuen.«
Es ist ein Auferstehungsbild. Aber Kleemann malt Christus nicht als lächelnden Sieger, sondern eher als ein Objekt, das in eine bunte, futuristische Himmelswelt gezogen wird. Darunter breitet sich die irdische Welt aus mit Wohnblocks und purem Alltagsleben. Doch finden wir auch Adam und Eva. Eva hält noch den verlockenden Apfel unangebissen in der Hand. Die Entscheidung gegen das Paradies wurde noch nicht getroffen.