A demon's fairy tale - Danae Michaelis - E-Book

A demon's fairy tale E-Book

Danae Michaelis

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Beschreibung

In einem verlassenen Anwesen finden Samael und Richard ein mysteriöses Kind. Lamia hat übersinnliche Kräfte, was die beiden Männer dazu veranlasst, sie bei sich aufzunehmen und großzuziehen. Selbst vier Jahre später, nachdem Lamia unmenschlich schnell zu einer jungen Erwachsenen herangewachsen ist, fasziniert sie Richard noch immer. Zwischen ihnen herrscht eine innige Verbundenheit, welche den Reiz des Verbotenen in sich trägt, denn Richard ist seit seiner Geburt verlobt. Und genau diese Verlobung soll nun in New York gefeiert werden. Dafür besteigen Richard, Samael und Lamia die Titanic, doch eine unverhoffte Wendung macht die Reise alles andere als angenehm. Und dann ist da noch dieser Eisberg … Nicht nur für Richard, auch für Lamia und Samael ist diese Fahrt die wichtigste, die sie bisher unternommen haben. Werden alle ihr selbstgestecktes Ziel erreichen oder kommt die Zerschlagung des Schiffes ihnen dabei in die Quere?

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Seitenzahl: 256

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Veröffentlicht von Danae Michaelis

27.11.2024

1. Auflage

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2024 Danae Michaelis

Texte: © Copyright by Danae Michaelis

Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Coverdesign: TomJay-bookcover4everyone/www.tomjay.de

Lektorat/Korrektorat: Feder und Flamme Lektorat

Bildnachweis: Ziegenkopf (©iStock VeraPetrunk) Rahmen groß (©iStock-VeraPetrunk) Rahmen klein (©iStock-VeraPetrunk) Titelrahmen (©iStock-VeraPetrunk) (©) Dr.PAS / Depositphotos.com

Hightower font: Copyright (c) 1996, Tobias Frere-Jones. Designed by Tobias Frere-Jones. Produced by The Font Bureau, Inc. All rights reserved.

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

A demon's

fairy tale

Danae Michaelis

Danksagung

Als Erstes danke ich meiner Mutter.

Dafür, dass sie jedes Mal wieder mit einer riesigen Geduld all meine Ideen anhört.

Meine unfertigen Manuskripte durchliest und sich durch meinen Gedankenwirrwarr kämpft, bis es endlich eine fertige Geschichte ergibt.

Dann danke ich allen, die mich von Anfang bis Ende bei der Fertigstellung unterstützen. Dazu gehören meine Lektorin/Korrektorin und Klappentextgestalterin, sowie meine Zweitkorrektorin, mein Coverdesigner und natürlich alle Blogger und Leser, die mich immer supporten! Ohne euch wäre ich niemals so weit gekommen!

Was wäre, wenn ein Teufel

Ohne den Wunsch eines

Menschen auf

Seelenjagd geht und daraus ein

Resultat entsteht, das so niemals

geplant war?

Prolog

Engel, Götter, übernatürliche Mächte.

Wesen, deren Geschichten uns schon seit Anbeginn der Zeit fesseln und faszinieren.

Es gibt unzählige Erzählungen über diese höheren Geschöpfe. Die einen schön, die anderen eher tragisch. Menschen lieben sie.

Egal, ob als Buch oder Film, sie lassen sich von diesen Geschichten begeistern. Doch kaum jemand weiß, dass diese Mächte wirklich existieren. Es gibt viele Religionen und Sagen, die uns erzählen, wie die Geschöpfe entstanden und lebten. Die meisten halten sie nur für eine Mär.

Manche Menschen wiederum glauben fest daran. An Götter, Engel, Wiedergeburt, die unsterbliche Seele und … an Teufel.

Schlussendlich existieren diese Wesen wirklich. Sie leben nicht in unserer Welt, aber manchmal, öfter, als wir ahnen, mischen sie sich unter uns.

Allen voran die Teufel.

Denn, ob man es glaubt oder nicht, es gibt mehr von ihnen, als man denkt, und immer wieder kommt es vor, dass sie ihre Finger in den Leben der Sterblichen haben.

Sie leiten sie zu Sünden und Verbrechen, um am Ende ihre Seelen zu bekommen.

Manche Menschen begehren diese Teufel so sehr, dass es für sie eine Ehre ist, wenn ihre Seele nicht von einem Todesgott eingesammelt und zur Wiedergeburt aufgearbeitet wird.

Ja, manche wollen, dass ihre Seele vom „Bösen“ verschlungen wird. Sie sehen es als ihre Berufung an, die Teufel zu stärken, damit diese die Engel und Götter stürzen, um endlich die Sterblichen dorthin zu bringen, wo sie ihrer Meinung nach hingehören.

Nämlich in die sogenannte Hölle.

Ein recht seltsames Denken, wenn man so sagen will. Nichtsdestotrotz tun sich seit Jahrhunderten Menschen in Gruppen zusammen und vollbringen Zeremonien in dem Glauben, einen Teufel beschwören zu können.

Sie hoffen, dass ihnen eines dieser mächtigen Wesen erscheint, um einen Pakt eingehen zu können. Dieser beinhaltet meist, dass der Teufel den Wunsch eines Menschen erfüllt und im Gegenzug dessen menschliche Seele erhält.

Ein Aberglaube, den viele als Blödsinn betiteln.

Aber was, wenn es funktioniert?

Was wäre, wenn man einen Teufel rufen kann, einen Wunsch frei hat und dafür seine Seele opfert?

Doch die interessanteste Frage von allen:

Was wäre, wenn ein Teufel ohne den Wunsch eines Menschen auf Seelenjagd geht und daraus ein Resultat entsteht, das so niemals geplant war?

Ich erzähle euch nun eine Geschichte über ein einzigartiges Ereignis sowie über dämonische Wesen und ein tragisches Schicksal.

Nämlich einer wahren, teuflischen Liebe!

Jahr

1908

In der nächsten Sekunde saß

das "Etwas" auf Richards Brust und ein glimmendes Augenpaar funkelte nichts Gutes verheißend und hungrig zu ihm hinab.

„Ich spüre eine

seltsame Präsenz“

Es war ein sonniger Nachmittag.

Zumindest für England. Und das im Januar. Eigentlich eher untypisch für diese Jahreszeit. Nur vereinzelte Wolken zogen am Himmel entlang, als eine schwere, schwarze Kutsche über den steinigen Weg fuhr.

Die meisten nahmen an der Abzweigung den Weg nach links, hinunter zu einem kleinen, gemütlichen Dörfchen, einige Stunden Fahrt von Southampton entfernt. Doch die Kutsche bog nach rechts, hinein in einen düsteren Wald.

Niemand würde freiwillig den Weg dort entlang nehmen, denn alle wussten, was am Ende auf sie wartete:

Das Anwesen der Countess Dostojewski.

Eine russische, wohlhabende Frau in ihren Vierzigern. Ihr Mann war vor zehn Jahren verstorben.

Sie hatte sein Vermögen geerbt, das er sich durch die russische Mafia sowie andere dunkle Machenschaften ergaunert hatte, und lebte seitdem ein Leben in Luxus, Reichtum und vielen anderen Sünden. Sie war edel und stets freundlich. Zumindest tat sie so.

In Wahrheit war sie eine garstige, tückische Frau, welche den Schalk im Nacken hatte. Jeder verhielt sich zuvorkommend ihr gegenüber, doch über den Weg traute der Countess keiner.

In den letzten Wochen jedoch, genau genommen seit etwa sechs Monaten, hatte man von der Dame oder ihrem Personal nichts mehr gehört.

Es kamen weder Aufträge für Essenslieferungen noch für neue Stoffe, Möbel oder Kleider.

Ebenso wurde das Postfach immer voller.

Die Countess antwortete auf keine Briefe. Das Personal war nicht mehr gesichtet worden und die Ländereien hatten zunehmend die Gestalt eines verfluchten Ortes angenommen. Menschen, die sich in die Nähe trauten, hörten gruselige Geräusche. Als ein Bediensteter, ganz in schwarz gekleidet, bei den Bewohnern nachfragte, beschrieben diese die Klänge als das Fauchen, Knurren und Ächzen eines wilden Tieres.

Keiner traute sich dorthin, und wer es doch wagte, kam nicht mehr zurück.

Dennoch machte sich ein junger Earl an diesem Tag auf den Weg zu ihrem Anwesen, denn die Countess war eine enge Bekannte von einem seiner wichtigsten Geschäftspartner. Dieser hatte ihn gebeten, nach der Countess zu sehen, da er selbst sich gerade in Amerika befand und keine Antworten auf seine Briefe erhalten hatte.

Somit fuhr an diesem Tag eine Kutsche in den dunklen Wald hinein. Der Weg war holprig und zäh, doch irgendwann erreichte sie ihr Ziel.

*

Die Kutsche stoppte vor einem gusseisernen Tor, welches verrostet und zugewachsen war.

Heraus stieg der besagte, schwarz gekleidete Butler. Kurz sah er sich um, ehe er seine behandschuhte Hand in Richtung der offenen Kutschentür hielt.

»Meister, verzeiht, den Rest müssen wir wohl zu Fuß gehen«, sprach er mit angenehmer Stimme. Dabei wurden die Worte von dem lauten Geschrei einer Schar Krähen untermalt.

Seine lilafarbenen Augen erfassten eine Person, die sich noch im Innenraum der Kutsche befand.

Ein Seufzen erklang und ein junger Knabe musterte kurz seinen Bediensteten, ehe er seine Hand in die des Mannes legte, um mit seiner Hilfe auszusteigen. Der Earl richtete seinen Zylinder und nahm den Gehstock zur Hand.

Mit aufmerksamem Blick sah er sich um.

Es war wahrlich kein schöner Ort, die Atmosphäre alles andere als angenehm. In der Ferne erkannte er die Mauern des Anwesens. Eigentlich hatte er keine Lust zu laufen, aber so wie der Weg aussah, würde ihm die Kutsche nicht standhalten.

»Dann gehen wir. Wir sollten keine Zeit verschwenden, Samael«, forderte der Junge und sah nachdrücklich zu seinem Bediensteten auf.

Ein kalter Wind wehte, welcher seinen Mantel sachte tanzen ließ. Sein Blick fiel auf das Tor. Das Rascheln der Blätter sowie das Schreien der Krähen hinterließen einen faden Beigeschmack. Innerlich bezweifelte der junge Earl, dass dort überhaupt jemand lebte. Viel zu verlassen wirkte die Umgebung auf ihn.

Der in schwarz gekleidete Mann bemerkte die ernste Miene des Earls, als sie auf das Tor eines riesigen Zaunes zutraten.

»Warum so ein betrübtes Gesicht? Ihr sitzt den ganzen Tag in Eurem Arbeitszimmer, da ist so ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft doch eine willkommene Abwechslung, oder, Earl Richard Harmsworth?« Manchmal konnte er es nicht lassen, seinen Meister ein wenig zu trietzen, vor allem wenn dieser alles so ernst nahm. Und das, obwohl er noch so jung war, gerade einmal vierzehn Jahre alt.

Richard murrte über die Aussagen seines Butlers. Er schenkte ihm einen Blick, welcher hätte töten können. Jedoch erwiderte er nichts darauf.

Samael wandte sich um, musterte das Tor und legte den Kopf schief.

»Es sieht so aus, als wenn es über längere Zeit nicht mehr benutzt wurde. Aber das sollte kein Problem darstellen.« Er grinste und mit einem gezielten Tritt gegen das Tor sprang dieses in beide Richtungen auf.

Das Schloss fiel zerbrochen zu Boden.

Vor ihnen erstreckte sich ein unebener, gepflasterter Weg. Die Pflanzen hatten schon lange keinen Gärtner mehr gesehen. Das Gras und Unkraut wucherten. Die einst gepflegten Büsche hatten keine Form mehr.

»Na, dann wollen wir mal«, sagte der Butler und ging dem Jungen hinterher.

Nachdenklich ließ Richard seinen Blick über die verwüstete Umgebung schweifen und fragte sich, was hier geschehen war. Dass diese seltsame Bekannte alles so verwahrlosen lassen hatte, passte laut Erzählungen nicht zu ihr. Irgendetwas musste vorgefallen sein!

Samaels Blick glitt über die Ländereien.

Er hatte sie schon einmal gesehen, in einem gepflegten, piekfeinen Zustand. Wunderschön, fast abgehoben perfekt. Nun sah es so aus, als hätte hier nie jemand gelebt. Das war seltsam.

Nachdenklich ging er hinter seinem Meister her. Er erinnert sich noch genau, wie sich die reichen Leute hier getroffen und prunkvolle Feste gefeiert hatten, die in Alkohol und Sex übergegangen waren. Die Adeligen eben.

Na ja, zumindest manche von ihnen.

Es gab auch die Sorte, die Anstand und Werte pflegten. Diese Leute waren Samael schon lieber.

Bevor er sich jedoch weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, wurde er von der Stimme seines Meisters aus den Gedanken gerissen.

»Welche Informationen hast du im Dorf bekommen?«, fragte er streng, und sein kalter Blick traf den seines Butlers.

Samael neigte ergeben das Haupt.

»Ihr habt mich beauftragt, alles über das Anwesen und seine Bewohner herauszufinden, und das habe ich getan.Laut Berichten und Bildern aus vergangenen Zeitungen sah es hier einmal ganz anders aus. Ebenso, wie es sich für eine engstirnige Countess gehört, die auf anmutig und wohlhabend tut.« Er verschwieg, dass er schon einmal hier gewesen war. Vor wenigen Monaten, bevor er den Vater seines Meisters getroffen hatte.

Er hatte nicht gelogen und die Frage seines Herrn beantwortet. Dass er hier gewesen war, spielte keine große Rolle. Somit war es für Samael keine Erwähnung wert.

Der Junge nickte nur.

Er war schon, als Samael ihn letzten Juni kennengelernt hatte, eine ruhige Person gewesen.

Doch seit dem Tod der Schwester und des geliebten Vaters im Oktober war er noch in sich gekehrter. Er versteckte sich im Arbeitszimmer des toten Earls und versuchte, dessen Titel und Namen gerecht zu werden.

Menschen sind eine seltsame Spezies, dachte Samael. Dafür sind ihre Seelen köstlich. Erst recht, wenn sie von Kummer genährt wurden. Aus diesem Grund versuchte der Teufel auch nicht, den Earl aus seiner Lethargie zu holen, sondern ließ ihn sich im Kummer suhlen.

*

Am Herrenhaus angekommen griff Samael nach der Klinke der riesigen Doppeltür.

Die Augen des Teufels wurden kugelrund, denn es war nicht abgeschlossen und die Pforte einfach angelehnt gewesen.

»Oh«, sagte er verwundert und drückte die Tür auf.

Die beiden Anwesenden wechselten einen Blick, ehe der Earl nickte und seinen Bediensteten vorgehen ließ.

Somit trat Samael in die Eingangshalle.

Selbst hier wuchs schon Unkraut durch die zerbrochenen Scheiben hinein. Durch diese wehte ein eisiger Wind durch die Gänge. Man spürte, dass es Januar war.

Der Blick des Earls glitt durch die Halle, als er hinter seinem Butler den Raum betrat. Ihm war mulmig zumute. Ein Gefühl sagte ihm, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Daher wandte er sich an seinen Beschützer.

»Bleib wachsam und vergiss nicht unseren Vertrag. Wenn du mir in den Rücken fällst oder mir etwas passiert, verstößt du dagegen.«

Sein kalter Blick traf den seines Butlers.

»Kannst du irgendetwas spüren? Etwas, das nicht hierhergehört?«, fügte er hinzu, wohl wissend, dass Samael anders empfand als jeder Sterbliche.

»Ich spüre eine seltsame Präsenz«, gab der Butler zu, nachdem er sich umgesehen hatte. Er konnte nicht genau sagen, was es war. Es fühlte sich bekannt, aber auch befremdlich an.

Genau wie Richard vermutet hatte.

Der Wind stach auf dem Gesicht wie tausend kleine Nadeln. Die Worte seines Bediensteten ließen seine Nackenhaare zu Berge stehen, jedoch hätte er dies niemals zugegeben.

»Kannst du herausfinden, woher die Präsenz kommt?« Es ging ihm gegen den Strich, dass er Samael heute jedes kleinste Detail aus der Nase ziehen musste.

Beschweren konnte Richard sich jedoch nicht, denn er selbst war nicht der gesprächige Typ, und es gab Tage, da musste Samael mit nichts anderem als „Hmms“ und „Ahas“ von ihm klarkommen.

Gerade konnte Richard so etwas aber nicht ertragen. Diese Umgebung ließ ihm ständig kalte Schauer über den Rücken laufen. Bei jedem kleinen Geräusch horchte der junge Earl auf. Ein seltsames Gefühl der Beobachtung überkam ihn.

»Wir sollten aufmerksam bleiben. Wenn es stimmt, was du herausgefunden hast, dann passiert jedem, der dieses Anwesen betritt, etwas, wovor niemand fliehen kann«, murmelte er.

»Das stimmt, wir sollten aufpassen. Aber ich glaube kaum, dass es hier etwas geben wird, was Euch gefährlich werden kann, solange ich in Eurer Nähe bin«, entgegnete der Teufel.

Soweit er feststellen konnte, ging gerade keine Gefahr von diesem Ort aus. Wäre jemand in der Halle gewesen, der seinem Meister gefährlich werden könnte, hätte er ihn längst gespürt und zur Strecke gebracht.

Der Earl machte ein bejahendes Geräusch, wich von dessen Seite und trat die Stufen hinauf, die in den ersten Stock führten. An der Wand hing ein zerstörtes Bild einer Dame, welche in edle Kleidung gehüllt war.

Einen Moment betrachtete er das Gemälde.

»Habt Obacht, junger Herr«, mahnte er und folgte ihm die Treppe hoch. Richard öffnete gerade den Mund und wollte etwas sagen, als es über ihnen polterte und krachte. Sofort wandte Samael seinen Blick an die Decke über ihnen.

Sein Gesicht wurde ernst.

»Wir sind nicht allein, so viel steht fest.«

*

Aufgeschreckt sah Richard sich um.

»Gehen wir hoch!«, befahl er mit leiser Stimme. Er merkte, dass die unbekannte Ursache des Geräusches ihn nervös machte. Das Gemälde vergessend, stieg er die ersten Stufen hinauf. Er hörte Schritte und leises Poltern.

»Samael, halte dich bereit«, flüsterte er, während er die Treppe weiter emporstieg. Mit seinem Blick suchte er die Dunkelheit nach sich bewegenden Schatten und nach Hinweisen zu der Geräuschquelle ab.

Richard hielt seinen Gehstock in beiden Händen, bereit, sich im Notfall verteidigen zu können.

Samael war in seinen Augen als Butler zwar unfähig und hatte noch viel zu lernen, jedoch versuchte er, sich auf dessen Fähigkeiten zu verlassen, was dem Schutz seiner selbst und seines Herren diente.

Immerhin wollte dieser Teufel in Menschengestalt seine Seele verschlingen, und diese sollte gewiss unbeschadet bleiben.

Er sah einen dunklen Flur entlang.

Sein Atem ging flach.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Ein nahes Krachen riss ihn aus den Gedanken.

Sein Kopf fuhr herum, dann sah er auf zu seinem Butler und nickte ihm zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass er vorgehen sollte.

»Jawohl, Meister.« Seine Stimme war kaum mehr ein Hauchen, als er voranging. Alle seine Sinne waren angespannt. Bereit, seinen Paktpartner zu beschützen.

Somit gingen sie eine weitere Treppe hoch und Samael bemerkte, dass das Poltern verstummte.

Er nahm die ihm am nächsten liegende Tür, öffnete diese und stockte.

*

Ein Kinderzimmer?

Ja, dieser Raum war eindeutig als liebliches Kinderzimmer eingerichtet worden.

Leider waren Sofas, Kuscheltiere, Puppen und alles weitere an Spielzeug brutal zerstört. Die Füllung der Polsterung lag überall herum. Vorhänge, einst rosa und geblümt, waren zerrissen.

Das wunderschöne Himmelbett halb demoliert.

Auch Richard war ihm hineingefolgt und seine blauen Augen huschten über die zertrümmerten Sachen.

»Die Countess hatte ein Kind?«

Davon hatte er nichts gewusst. Als er gebeten worden war, nach ihr zu schauen, hatte man ihm nur mitgeteilt, dass ihr Ehemann vor zehn Jahren verstorben war.

Er trat weiter in den Raum hinein und bei jedem Schritt staubte der verschmutzte Teppich unter seinen teuren Schuhen auf. Er war fleckig, und als Richard einen großen Placken musterte, drehte sich ihm der Magen um.

»Ist das … Blut?«, keuchte er und versuchte, ruhig zu bleiben.

Samael trat neben ihn, ging in die Hocke und rieb über den Fleck. Eine bräunliche Substanz blieb an seinen Fingern kleben.

»Ja, Meister«, antwortete er düster.

»Ich kann erkennen, dass dieser Fleck noch nicht allzu alt ist.« Damit richtete er sich wieder auf.

Der junge Earl schluckte.

»Denkst du, es kommt von dem Kind? Dass ihm und der Countess etwas passiert ist? Warum hat man mir nichts von Nachwuchs gesagt? Hast du darüber nichts in Erfahrung bringen können?«

Seine Stimme war ungehalten. Er selbst wollte lieber zuhause im Arbeitszimmer seines Vaters sitzen und sich in Dokumenten verkriechen. Jetzt stand er hier und alles wurde immer seltsamer. Er hatte Besseres zu tun, als eine verschwundene Countess und nun auch noch ihr mysteriöses Kind zu suchen.

Samael wandte sich um und schüttelte den Kopf, wodurch einige Strähnen seines schwarzen Haars in seine blasse Stirn fielen. Von einem Kind wusste er nichts.

Sein Blick glitt durch das Zimmer.

Die Einrichtung, die Tapete ... sie waren noch nicht alt. Gut, das Zimmer war mittlerweile heruntergekommen, dreckig und voller Schimmel.

Trotzdem konnte er erkennen, dass die ganze Einrichtung noch recht neu sein musste. Das Zimmer war höchstens direkt nach seinem Besuch bei der Countess eingerichtet worden.

Er hatte geplant, wiederzukommen und ihre Seele zu holen, doch dann kam Richards Vater dazwischen und die Frau geriet in Vergessenheit. Sie war nichts Besonderes für Samael gewesen. Eigentlich nur ein Spiel.

Doch was war hier danach geschehen?

Sie war nicht schwanger gewesen, das hätte er gespürt, und dann hätte er sie auch nicht als seine Beute ausgesucht, denn schwangere Frauen waren als Nahrung strengstens verboten!

Samael wurde mulmig, und dies lag nicht an dem Zustand des Zimmers.

»Als wir in dem Dorf Rast gemacht haben, habe ich jeden befragt, den es nicht fürchtete, über dieses Anwesen zu reden. Alle sagten mir, dass man die Countess seit sechs Monaten nicht mehr gesehen habe. Ihr Personal verschwand nach und nach und jeder, der hierherkam wurde nie wieder gesehen. Von einem Kind war nicht die Rede. Bei niemandem«, erklärte er und ging durch den Raum. Je weiter er sich zwei anderen Türen näherte, umso mehr umgab ihm ein seltsamer Geruch.

»Riecht ihr das auch? O–« Als er die erste Tür öffnete, schlug er sich die Hand vor den Mund.

Jemand hatte den Schrank als Klo benutzt.

Er war voller Urin und Fäkalien. Schnell schloss er die Tür, als er Richards entsetzten Blick sah.

»Was zum –?«, entkam es diesem perplex.

»Was ist hier nur geschehen? Es wird immer seltsamer«, sprach der Earl seine Verwirrung aus, und als er die nächste Tür öffnete, schrie er auf.

Samael konnte ihn gerade noch auf die Seite ziehen, sonst wäre er unter einem Berg aus Körpern begraben worden.

*

Das ganze Personal. Alle tot!

Die Leichen verwesten bereits und verströmten den typisch süßlichen Leichengeruch.

»Wir sollten hier raus, bevor Eu–«, konnte Samael gerade so sagen, als eine kleine Person hinter dem Vorhang hervorschnellte.

Blitzschnell, dass selbst Samael nicht rechtzeitig reagieren konnte.

In der nächsten Sekunde saß das "Etwas" auf Richards Brust und ein glimmendes Augenpaar funkelte nichts Gutes verheißend und hungrig zu ihm hinab.

„Sag mir, was sie ist!“

Richard sah in das Gesicht eines kleinen Mädchens. Sie besaß ein braunes und ein lilafarbenes Auge.

Das Kind knurrte wie ein wildes Tier. Ehe er sich versah, drückte es die Lippen auf seine.

Richard konnte spüren, wie plötzlich etwas schmerzhaft in seinen Körper stach, als würde das Kind irgendwas aus ihm heraussaugen und das unter höllischen Schmerzen.

Diese hielten jedoch nur wenige Sekunden an.

Samael löste sich aus seiner Starre, sprang zu den beiden und packte das kleine Mädchen an dem Laken, das es trug. Er riss sie von Richard und hielt dieses fauchende Mädchen wie eine Katze von sich, da es wild um sich schlug, trat und animalisch schrie.

Der junge Earl richtete sich auf und wischte sich mit dem behandschuhten Handrücken über die Lippen. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.

»Was … was ist das?«

Er sah zu seinem Butler auf, hoffend, dass dieser ihm Antwort geben konnte. Das Wesen, welches Samael festhielt, war nicht menschlich, so viel wusste er. Er war verwirrt.

Hielt die Countess ein Kind geheim?

Aber was war mit diesem passiert?

Samael beobachtete, wie das Kleine wild um sich schlug, während es ohrenbetäubend schrie, ehe es sich zu Richard wandte. Es blickte genau in seine Richtung und er erkannte, dass ihr linkes Auge lilafarben war. Wie das eines Teufels!

Es sah Richard grimmig an, streckte die Arme nach ihm aus, knurrte und fauchte, als wolle es unbedingt zu ihm. Mit aller Kraft versuchte sie, an ihn heranzukommen, bis sie plötzlich Samaels Hand packte und hineinbiss. Dieser war so perplex über die ganze Situation, dass er das Kind fallen ließ. Sofort wirbelte die Kleine herum und sprang auf Richard zu. Viel zu schnell für einen normalen Menschen.

Samael kam aus seiner Trance, schnappte das Kind im Flug und packte es. Eisern hielt er sie fest und musterte erneut das lilafarbene Auge, doch bei dem Gebrüll konnte er keinen klaren Gedanken fassen.

*

Plötzlich flackerte seine Aura.

Die Ränder seines Körpers wurden zu Rauch.

Seine Augen leuchteten rot auf und ein animalisches, lautes Knurren entkam ihm.

Das Mädchen hörte sofort auf, zu brüllen und zu zappeln.

Sie sah den Mann mit großen Augen an, blinzelte mehrere Male und legte den Kopf schief. Dann blickte sie wieder zu Richard und leckte sich über die Lippen.

Erneut ließ Samael ein Geräusch ertönen. Sofort ließ das Mädchen von Richard ab. Es wehrte sich nicht mehr, blieb ganz ruhig. Ein vorsichtiges Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Samael atmete durch und sein Blick blieb auf dem Kleinkind.

»Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was das ist«, antwortete er nun endlich auf Richards Frage.

»Geht es euch gut, junger Herr?«

Sein Meister war so gebrechlich, dass ihn ein Angriff mit solch einer Wucht sicher schnell verletzen hätte können.

Richard nickte.

»Was ist sie für ein Wesen? Ist sie wie du? Ein Teufel?« Er hatte keine Vorstellung davon, welche Wesen es in dieser Welt gab.

Samael verblüffte ihn auch nach den Monaten, die sie zusammen verbracht hatten, immer wieder aufs Neue. Doch dieses Wesen schien anders zu sein. Wild und ungezähmt.

Kurz atmete er durch und schloss die Augen, dann wandte er den Blick zu dem Mädchen. Er ließ es nicht aus den Augen, richtete sich auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung.

»Was auch immer es ist ... es ist wahrscheinlich für die Morde verantwortlich«, mutmaßte Richard und wandte sich dem Haufen an Leichen zu. Übelkeit überkam ihn, welche er zu verbergen versuchte, indem er Samael wieder ansah.

»Sag mir, was sie ist!Ich will hier nicht länger verweilen, als nötig.«

Samael nahm das Kind auf seinen Arm, damit es auf diesem gemütlich sitzen konnte.

Bei der Frage von Richard seufzte er leise.

»Was genau wollt ihr von mir hören?Ich kenne dieses Kind genauso wenig wie ihr, wie soll ich euch da eine rechte Antwort geben?«

Das Mädchen konnte kaum den Blick von Richard abwenden. Sie nuckelte mittlerweile auf einer Kette herum.

Daran baumelten verschiedene Anhänger und ein Amulett. Ein leises Gurren kam aus dem Hals des Mädchens.

Samael musterte das Kind.

*

Es war schon seltsam.

Er hatte bei seinem damaligen Aufenthalt einen kurzen, intimen Moment mit dieser Sterblichen verbracht und nun war hier ein Kind, das eindeutig ein Teufel war.

Jedoch konnte dies eigentlich nicht möglich sein. Teufel waren nicht dazu in der Lage, sich fortzupflanzen.

Teufel entstanden anders. Sie hatten keinen Sex mit anderen Teufeln, um Nachwuchs zu zeugen, und trotzdem war dieses kleine Wesen hier in seinen Händen. Nun, als er sich konzentrierte, bemerkte er, dass diese seltsame Präsenz, die er vorher im Anwesen gespürt hatte, der eines Teufels ähnelte.

Die Kleine wollte Richards Seele rauben und besaß ein lilafarbenes Auge, was ein eindeutiges Indiz für Samaels Spezies war.

Konnte es sein, dass dieses Mädchen …?

Nein ... das ging nicht!

Teufel konnten nicht …!

Er stockte, als das Mädchen sich ihm zuwandte, ihm genau in die Augen schaute und dann teuflisch lächelte. Sah sie ihm ähnlich?

Samael hatte das Gefühl, dass er langsam, aber sicher Halluzinationen bekam. Er versuchte, sich zu konzentrieren und wandte den Blick von dem Kind in seinen Armen ab. Dadurch sah er den abwartenden und genervten Blick seines Vertragspartners, woraufhin ihm einfiel, dass Richard ja noch viel mehr gesagt hatte. Am liebsten hätte Samael sich das schwarze Haar gerauft.

Solch ein flatterhaftes Verhalten kannte er nicht von sich. Aber seit dem Betreten dieses Anwesens und durch das Auftauchen des Kindes hatte er den Eindruck, seine Gefühlswelt fuhr Achterbahn, und das als Teufel. Leise räusperte sich Samael.

»Ich denke auch, dass sie die Übeltäterin ist. Wenn auch unbewusst, da sie nicht erzogen ist. Sie ist ein Kind.Ich kann sie ... na, ihr wisst schon. Ihr müsst es nur befehlen, Meister«, schlug er unsicher vor.

»Dann könnt Ihr Eurem Geschäftspartner schreiben und der Fall wäre erledigt. Ich denke, das sollte kein Problem darstellen. Erst recht nicht, wenn die Morde danach enden und …«

Richard stieß einmal mit seinem Gehstock auf den Boden auf. Er musterte das Kind.

Sollte er das Wesen töten lassen?

Immerhin würden die Morde so tatsächlich aufhören. Jedoch bezweifelte er, dass sein Geschäftspartner damit zufrieden wäre.

»Ich glaube kaum, dass ich lediglich schreiben kann, dass es sich erledigt hat. Die Countess ist tot. Wie soll ich ihm Rede und Antwort stehen?«, entgegnete er genervt.

»Ich muss ihm Auskunft geben können, Samael!«

Der Teufel seufzte. Das stimmte natürlich.

Warum waren die Menschen so kompliziert?

In seiner Welt würde es niemanden interessieren, wenn ein anderer Teufel starb.

Warum machte man hier so ein Drama daraus?

Er sah sich um und zuckte mit den Schultern.

»Dann sollten wir vielleicht nach Informationen suchen. Ihr Sterblichen dokumentiert doch, wenn ein Kind geboren wird. Vielleicht finden wir etwas über sie heraus.«

Richard nickte.

»Daran habe ich auch schon gedacht. Suchen wir das Anwesen ab, aber ich bleibe keine weitere Sekunde in diesem Raum. Ich will wissen, wo dieses Ding herkommt. Du hast so lange die Verantwortung, dass sie ruhig bleibt, Samael«, gab er kühl zu verstehen. Dann verließ er den Raum. Der Geruch nach Verwesung lag immer noch in der Luft, war jedoch auf dem Flur erträglicher als in dem Zimmer.

»Natürlich, wie Ihr wünscht, junger Herr!«, antwortete Samael und folgte dem Earl.

Er wollte das Mädchen auf dem Arm behalten, welches jedoch bald darauf so heftig zu zappeln begann, dass er sie herunterließ und dabei ihr kleines Händchen festhielt. Tatsächlich ging sie brav neben ihm her, als würde sie wissen, dass Samael das Sagen hatte.

*

Richard sah den langen Flur auf und ab.

Dokumente, welche die Herkunft des Kindes belegten?

Er dachte nach. Sie könnten in einem Büro hinterlegt sein. Möglicherweise gab es einen Arzt im nahen Dorf, welcher mehr wusste.

»Wenn es Niederschriften über sie gibt, werden sie gut versteckt sein. Suchen wir erst einmal das Büro.« Mit diesen Worten ging er los und sah sich um. Wenn das Kind die einzige Gefahr in diesem Anwesen war, hatte er nichts zu befürchten.

Das Mädchen hingegen beobachtete Richard, während sie neben Samael ging.

Sie legte den Kopf schief und schien zu verstehen, was Richard wollte. Rasch riss sie sich von Samael los.

»Hey!«, rief dieser, doch sie ignorierte ihn, hüpfte zu Richard und nahm dessen Hand. Sie machte nun eine Reihe „Bruh-“ und „Gurr-“ Geräusche und zog den Jungen zu einer Tür. Das Mädchen sprang an dieser immer wieder hoch, kam aber nicht an den Griff. Beim Springen fiel den Männern auf, dass ein goldener Schlüssel an ihrer Kette hing. Er war wunderschön verziert, mit kleinen Diamanten darauf.

Auch ein Anhänger befand sich an der Kette.

Die Kleine wandte sich an Richard und schob ihre Unterlippe vor. Sie nahm seine Hand und drückte sie zur Tür. Er sollte sie öffnen.

Samael beobachtete das Schauspiel skeptisch, auch wenn er längst bemerkt hatte, dass sie seinen Meister nicht angreifen wollte.

»Sie möchte, dass Ihr dort hineingeht. Aber lasst mich vorgehen, falls es eine Falle ist. Zudem-« Er wollte nach der Kette greifen, doch da knurrte die Kleine. Sie grummelte in Samaels Richtung.

Richard zuckte zusammen, er fühlte sich nicht wohl. Sein Blick fiel auf ihre Hände, die die Anhänger an ihrer Kette festhielten. Kurz zögerte er, dann ging er in die Hocke.

Richard ließ nicht von ihren Augen ab. Langsam streckte er die Hand nach den Anhängern aus.

»Denk gar nicht erst daran, mich anzufallen«, murmelte der Junge und ergriff die Kette. Er war aufmerksam und vorsichtig, als würde er mit einem wilden Tier arbeiten, welches jeden Moment wieder in Jagdfieber geraten könnte.

Die Kleine blieb jedoch ganz ruhig stehen.

Samael beobachtete sie und runzelte die Stirn.

Richard nahm den goldenen Schlüssel sowie das Amulett an sich. Er war sich nicht sicher, ob er es untersuchen sollte, also beließ er es zunächst dabei und schloss damit lediglich die Tür auf. Bevor er sie jedoch ganz öffnete, wartete er einen Moment, um zu horchen.

»Ich denke, hier sind wir richtig.«

Ein kurzer Blick durch den Türspalt verriet ihm, dass sie das Büro gefunden hatten. Es war verstaubt, jedoch sah es als einziger bisheriger Raum noch halbwegs normal aus.

»Wer auch immer zuletzt hier gewesen war, wollte nicht, dass Unbefugte den Raum betreten«, vermutete Richard laut.

Samael folgte dem Jungen in den Raum und sah sich um.

»Ja, anscheinend sollte es vor ihrer unbändigen Wut verschont bleiben. Ob die Mutter wusste, was sie in sich trägt?«, murmelte der Teufel gut hörbar. Sofort durchsuchte er Schubladen und Schränke.

Auch das Mädchen flitzte hinein. Auf allen vieren ging sie durch den Raum, die Nase am Boden und schnüffelte wie ein Hund.

So schlich sie durch das ganze Zimmer, bis sie bei einem riesigen Porträt ankam. Dieses ging vom Boden bis an die etwa zwei Meter hohe Decke und war mindestens genauso breit. Die Kleine knurrte.

Sie kratzte an dem Rahmen des Gemäldes, welches den verstorbenen Earl zeigte.

Samael, sichtlich genervt, weil sie nichts fanden, wurde das Geräusch lästig, weshalb er zu dem Kind ging und streng einen Finger hob.

»Nein! Aus!«, sprach er wie mit einem unerzogenen Welpen, worauf die Kleine hinter Richard rauschte.

Samael seufzte und suchte weiter.

*

Kaum tat er dies, lief das Mädchen wieder zu dem Porträt.

Sie knurrte und kratzte daran.