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Erlebnisse, die zusammenschweißen Mit eigenen Händen ein Kanu bauen, einen Jodelkurs absolvieren oder die Zugspitze erklimmen – nichts stärkt das Verhältnis von Vater und Sohn mehr als ein gemeinsames Abenteuer, vor allem, wenn es ein bisschen außergewöhnlich ist. Gerhard von Kapff stellt seine schönsten und spannendsten Vater-Sohn-Unternehmungen in Bayern vor. Humorvoll berichtet er von den Erlebnissen mit seinen Söhnen und zeigt, dass die Touren bei aller Unterschiedlichkeit eines gemeinsam haben: Sie bieten intensive Zeit zu zweit und machen Vater und Sohn zum Team. Erst vielleicht nur für ein Wochenende, mit ein wenig Glück aber für den Rest des Lebens.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 128
GERHARD VON KAPFF
Abenteuer für Vater
und Sohn
Unvergessliche Erlebnistouren
in Bayern
Mit 66 Abbildungen und
6 Übersichtskarten
Fotos und redaktionelle
Mitarbeit: Sibylle von Kapff
Hinweis: Die Angaben zu Alter und Schwierigkeit der Touren basieren auf einer subjektiven Einschätzung. Wie Sie wissen, unterscheiden sich Kinder jedoch in ihrer Leistungsfähigkeit, Größe und ihrem Entwicklungsstand trotz gleichen Alters teilweise gravierend. Bitte prüfen und beurteilen Sie selbstverantwortlich, welche Tour für Ihr Kind oder Sie selbst geeignet ist. Die Benutzung dieses Buches geschieht auf eigenes Risiko.
Die in diesem Buch enthaltenen Informationen wurden nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt vom Autor und dem Verlag überprüft. Dennoch sind, wie wir im Sinne des Produkthaftungsrechtes betonen müssen, inhaltliche Fehler nicht mit letzter Gewissheit auszuschließen. Daher erfolgen die Angaben ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Autors und des Verlags, die keinerlei Haftung im Falle von Unstimmigkeiten übernehmen.
Das enthaltene Kartenmaterial dient lediglich der Orientierung und ersetzt keine detailgetreuen Wander- und Landkarten.
Meinen Jungs Felix und Lukas
Besuchen Sie uns im Internet unter www.terramagica.de
© für die Originalausgabe und das eBook: 2014 F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlag: Wolfgang Heinzel
Fotos: Sibylle und Gerhard von Kapff
Karten: Eckehard Radehose, Schliersee
Satz und Layout: Frank Kreyssig – Mediengestaltung
E-Pub-Produktion: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
Reproduktionen: Heartwork-Media, Germering
ISBN 978-3-7243-6004-9
Terra magica ist seit 1948 eine international geschützte Handelsmarke des Belser Reich Verlags AG.
Inhalt
Vorwort
1. Dinosauriern auf der Spur – der Altmühl-Panoramaweg
2. Abenteuer mit Gruselfaktor – Höhlenklettern in der Fränkischen Schweiz
3. Shakira, Lady und der Wilde Westen
4. Mit dem Tandem auf dem Bockl-Radweg
5. Ein bedeutender Schritt – barfuß übers Feuer laufen
6. Auf dem Bayerischen Amazonas
7. Huliodürü – damit wir was Eigenes haben
8. Rumgurken im selbst gebauten Kanu
9. Einmal ein König – eine Wanderung zu den Soiernseen
10. Auf die Zugspitze – zu Fuß, wie sonst?
11. »Und wie komm ich wieder runter?« –ein Schnupperkurs im Gleitschirmfliegen
12. Neue Horizonte – von München aus in die Berge wandern
Dank
Vorwort
»Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.«
Erasmus von Rotterdam
»Es waren die besten Tage meines Lebens«, sagte Felix nach einer unserer ersten Touren. Nicht zu mir, seinem Vater, denn das hätte ein bisschen weniger gezählt. Sondern zu seinem Bruder Lukas, der ihn fragte, wie es denn gewesen sei. Für mich war dieser Satz ein Geschenk: Denn spätestens jetzt hatte ich verstanden, dass Vater und Sohn bei nichts anderem so sehr zusammenwachsen wie einem gemeinsamen Abenteuer.
Es wurde mir klar, dass nicht irgendwann, sondern genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ganz bewusst und nur zu zweit etwas zu unternehmen. Zusammen mit dem eigenen Sohn etwas Außergewöhnliches zu erleben und ihm ganz nebenher ein paar Anregungen zu geben, die sein Leben ein bisschen reicher machen.
Vielleicht kennen Sie diesen Satz: »Eigentlich müssten wir zwei mal …« Gut möglich, dass Sie nur auf den richtigen Anlass gewartet haben. Oder jetzt etwas nachholen wollen, bevor es zu spät ist. Glauben Sie mir, auch ich kenne diese Gedanken sehr gut. Ich würde mich daher freuen, wenn dieses Buch für möglichst viele Väter und Söhne die Initialzündung für spannende Abenteuer zu zweit wäre. Für Männertouren halt, etwas ganz Besonderes.
Zwölf unserer schönsten und spannendsten Touren verrate ich Ihnen in diesem Buch. Ein paar davon sind echte Geheimtipps, Sie werden bereits beim Lesen sehr schnell spüren, welche es sind. Auf jeden Fall hoffe ich, dass Sie sich inspirieren lassen, die eine oder andere Idee zu verwirklichen. Egal, ob Sie das Buch selbst gekauft oder als Geschenk von Ihrer Frau oder – der Wink mit dem Zaunpfahl – sogar von Ihrem Sohn erhalten haben. Vielleicht auch andersherum: Schenken Sie es Ihrem Sohn und streichen die Touren an, die Sie mit ihm machen wollen.
Also packen Sie es an, schmökern Sie, amüsieren Sie sich über unsere kuriosen Erlebnisse und stellen Sie gemeinsam mit mir fest, dass die eine oder andere Tour für mich vielleicht lehrreicher war als für meine Jungs. Vor allem aber lassen Sie sich anstecken von diesen spannenden, lustigen, mitunter ein bisschen verrückten Abenteuern. Ganz egal, ob Sie die Touren genauso machen wie wir, an Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche anpassen oder dieses Buch einfach als Ideenpool verwenden. Wichtig ist nur eines: Schaffen Sie gemeinsame Erinnerungen, von denen Ihr Sohn noch lange erzählen wird. Vielleicht sogar als alter Mann noch, mit dem Enkel auf den Knien und einem wissenden Lächeln um die Lippen: »War schon ziemlich cool, mein Vater. Und jetzt erzähle ich dir, wie wir zwei damals …«
Ihr
Gerhard von Kapff
PS: Wenn Sie wollen, hinterlassen Sie nach Ihren eigenen Vater-Sohn-Abenteuern ein paar Zeilen auf meiner Homepage und verraten, wie es war. Ich würde mich freuen. www.vater-sohn-abenteuer.de
1. Dinosauriern auf der Spur – der Altmühl-Panoramaweg
Fauchend streckt er uns seinen fleischigen Schädel entgegen, spitze Fangzähne lassen ahnen, was seinen Opfern droht. Zehn Meter ist der gefürchtete Allosaurus lang und er steht uns im Altmühltal direkt gegenüber. Etwas gruslig ist der Dinosaurier schon, aber Felix ist trotzdem begeistert. Wenn Ihr Sohn ein bisschen wanderfaul ist, ist diese Tour genau das Richtige, um ihn ein wenig aus der Reserve zu locken. Konkret sieht das so aus: Sie wandern, er dagegen sucht im Steinbruch nach Dinos, findet den Archaeopteryx, wird mit einer Burgbesichtigung sowie einer Pizza oder Hamburgern belohnt – und wandert trotzdem 16 Kilometer.
Charakteristik
Leichte, aber lange Wanderung mit kurzen Steigungen.
Dauer
Reine Wanderzeit fünf Stunden (Länge: 15,9 Kilometer, Höhenmeter: 810); als Tagesausflug oder mit Übernachtung möglich.
Alter
Ab 6 Jahre.
Beste Monate
Mai bis September.
Umgebung••••
Aufwand••
Sportlicher Anspruch•••
Teambuilding•••
»Fossilien zu klopfen ist ziemlich cool, weil man eigentlich immer etwas wie eine versteinerte Schnecke oder einen Fisch findet.«
Diese Tour führt einen ganz besonders schönen Abschnitt des gut 200 Kilometer langen Altmühltal-Panoramaweges entlang. Das hat den Vorteil, dass Kartenmaterial eigentlich unnötig ist. Der Weg ist gut beschrieben, überall stehen Schilder mit dem prägnanten Symbol des Weitwanderweges oder es kleben Markierungen an den Felsen. Einfach diesen Hinweisen folgen und, wenigstens dieses eine Mal, die männliche Intuition – »Eigentlich müsste es doch jetzt hier links nach oben gehen« – ignorieren.
Felix und ich schlendern vom Bahnhof aus in Richtung der Ortsmitte Dollnsteins und laufen nördlich über die Altmühlbrücke. Immer das Wichtigste an einer Vater-Sohn-Tour im Auge: die Brotzeit. Die darf, wenn die Mama nicht dabei ist, auch mal ein wenig süßer ausfallen. Nicht zu übersehen ist der große Supermarkt mit seiner kleinen Bäckerei auf der linken Straßenseite, in der an guten Tagen ganz ausgezeichnete Granatsplitter lauern. Einer wird gleich gegessen, der zweite als Brotzeit mitgenommen. Mehr brauchen zwei Männer nicht. Meine Frau Sibylle würde jetzt sagen: »Reicht euch das wirklich?«, »Ihr braucht was Richtiges« oder »Der wird sicher weich und zerbazt dann«. Recht hat sie! Aber es geht hier nicht um Rationalität, sondern um eine Männertour. Was vernünftig gewesen wäre, wird später entschieden. Nur mit einem Argument würde sie uns überzeugen: »Nehmt euch etwas zu trinken mit.« Also gibt es ein Bier für mich und ein Spezi für Felix. »Schmeckt sicher super zum Granatsplitter«, wäre ihr finaler Kommentar. Egal, jetzt aber los!
Immer wieder wird der Panoramaweg zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt – und zwar nicht von Marketingexperten, sondern von ganz normalen Wanderern oder Wandermagazinen. Die Attraktivität des Weges ergibt sich zum einen aus der gemütlich dahinfließenden Altmühl und zum anderen aus den teils hohen Hängen des Urdonautales. Wer weit oben steht und auf das sattgrüne Tal hinuntersieht, kann sich nur schwer vorstellen, fast am Grund eines subtropischen Unterwasserparadieses zu stehen. Das befand sich genau hier vor 150 Millionen Jahren in einem flachen, warmen Meer. Die Felsen, auf denen wir jetzt wandern, sind nichts anderes als die kalkhaltigen Ablagerungen dieses Urmeeres.
Ein anderes Bild ist leichter vorstellbar: die Urdonau. Der gewaltige Strom, von dem heute nur die Altmühl geblieben ist, fräste dieses breite Tal aus dem Kalk. Schon als Kind hat mich der Gedanke fasziniert, wie ein Fluss aussehen muss, der sich bis zu 800 Meter breit über dieses Tal erstreckt und bei einem Gewitter wild tobend in Richtung Osten strömt. Das ist fast ein bisschen gruslig – und schon ist man wieder froh, heute das am langsamsten fließende Flüsschen Europas vor Augen zu haben. Abgesehen davon, dass wir, wenn wir jetzt die Kletterfelsen Dollnsteins auf dem Wanderweg im Talgrund passieren, ansonsten gut 50 Meter unter Wasser wären.
Kletterer sind fast immer auf den bleichen Felsen, die schon am Ausgangspunkt in Dollnstein nicht zu übersehen sind, unterwegs, und darum bietet sich, kaum dass wir losgegangen sind, schon wieder eine Pause an. Es ist faszinierend, wie sich die Sportler spinnengleich langsam die Wände nach oben schieben, ihre Seile oder Karabiner immer wieder einhaken und mühsam einen geeigneten Weg suchen. Vielleicht eine ganz gute Idee für den nächsten Vater-Sohn-Ausflug?
Es ist ein ruhiger, selbst am Wochenende fast einsamer Weg von Dollnstein in Richtung Eichstätt. Mitunter steigt er auf halbe Talhöhe an, bleibt aber mit Ausnahme von kurzen Waldpassagen in der Nähe der Altmühl. Weil wir Zeit haben, da nichts drängt oder zur Eile zwingt, bleiben wir immer wieder stehen. Wir bewundern die Aussicht auf Dollnstein oder setzen uns einfach auf die Wiese und beobachten ein paar Kanu-Wanderer, die mit ihren Booten ob der vielen Windungen der Altmühl meist gar nicht viel schneller sind als wir.
Eine gute halbe Stunde nach Breitenfurt, das ein Stück unterhalb der Gehstrecke liegt, steht rechts an der Altmühl ein so gar nicht ins sattgrüne Landschaftsbild passender weißer Imbisswagen. Am Wochenende, wenn es Sommer ist und kein Regenschauer ansteht, werden hier Würstl gebraten, es gibt Schnitzel und hinterher ganz ausgezeichnete, selbst gebackene Kuchen.
Unerwartet geht es jetzt steil bergauf. Ein schmales Weglein führt ans ehemalige Ufer der Urdonau, hoch über dem Tal. Das dauert nicht lang und ist offen gesagt eher für mich als für Felix eine tatsächliche Anstrengung. Nur nichts anmerken lassen, einfach nach oben und sich dann auf die Bank plumpsen lassen. Keine Angst, sie werden hier immer einen Platz finden, notfalls auch mit gut 100 anderen Wanderern. Die längste aus einem Stück gefertigte Holzbank Deutschlands, vielleicht sogar Europas, nein, wahrscheinlich sogar der ganzen Welt, steht hier. Ganz sicher jedenfalls ist sie 36,5 Meter lang. Wie so oft sind Kinder und Erwachsene aus ganz anderen Gründen beeindruckt: Felix gefällt die Bank, eben weil sie so lang ist, und mir, weil genau von dieser Bank aus der Blick ganz einfach wunderschön ist. Wem bis dahin noch nicht klar ist, warum dieser Weg Altmühltal-Panoramaweg heißt, der versteht es spätestens jetzt.
Wer möchte, kann sich nun kurz vom vorgesehenen Weg abwenden und nicht der Beschilderung nach rechts folgen, sondern ein paar Hundert Meter nach links gehen. An schönen Tagen starten hier Gleitschirmflieger und lassen sich von der Thermik hoch in den Himmel heben.
Zurück auf dem Hauptweg, stehen die nächsten Highlights an: Versteinerungen anschauen und dann selbst Dinos und Fossilien aus den Steinplatten klopfen. Das kleine Museum Bergér ist nicht ganz einfach zu finden. Ein paar Minuten nach der rekordverdächtigen Bank zweigt der Weg zum Steinbruch nach rechts ab, links dagegen geht es zu dem sehenswerten Museum. Lassen Sie sich nicht täuschen, einfach hinein in das Gewirr aus landwirtschaftlichen Gebäuden, Pferdeställen, Juramarmorproduktion und bäuerlichen Wohngebäuden des Gutes Harthof. Vielleicht zehn Meter nach den Produktionsstätten öffnet sich rechts ein kleines Gässchen in Richtung Osten und eines großen Innenhofes. Dort angekommen laufen Sie geradeaus auf einen Museumsshop zu und in dem Gebäude links ist das Museum untergebracht.
Mit etwas Glück ist der Chef selbst da. Georg Bergér, der Vorsitzende des Trägervereines des Museums, zeigt und erklärt mit so großer Begeisterung die im Museum ausgestellten Versteinerungen, dass man am liebsten sofort den nächsten Fossiliensteinbruch stürmen möchte. Vor allem stellt er Felix in Aussicht, dass er, falls er tatsächlich einen Dino freiklopfen sollte, diesen auch mitnehmen darf. Grundsätzlich zumindest: »Er darf nur den Wert von 5000 Euro nicht übersteigen. Wenn dein Dino aber mehr wert ist, kaufen wir ihn dir ab.« Bergér verrät auch, dass ein Sammler kürzlich eine richtig große Versteinerung gefunden hat. Einen Ichthyosaurier, insgesamt zwei Meter lang. Meist allerdings kommen nur Rochen, Haie, große und kleine Fische, Ammoniten und Haarsterne ans Tageslicht. Wenn auch nicht täglich, versteht sich.
Dann zeigt Bergér auf einen Stein, auf dem sich etwas befindet, das wie eine Ansammlung von versteinerten Regenwürmern aussieht: »So etwas findest du auf jeden Fall. Das gibt es hier überall.« Felix ist beeindruckt: »Und was ist das?« Bergér lacht: »Das ist nichts anderes als Tintenfischkacke.«
Wie praktisch, dass der Steinbruch nur ein paar Gehminuten entfernt und schon von Weitem zu sehen ist. Denn ein lebensgroßer Raubsaurier, der gefürchtete Allosaurus,streckt uns sein gefräßiges Maul entgegen. Sogar die Dimensionen dürften in etwa stimmen. Die Hüfthöhe beträgt gut vier Meter und die Länge mehr als zehn Meter. Da er allerdings aus Kunststoff ist und nur den Eingang zum Steinbruch markiert, wagen wir uns näher. Nun hören wir auch schon ein beständiges Klopfen aus der Senke. Es sind bereits ein paar Besucher da, die mit Hammer und Meißel auf der Suche nach Sensationen sind. Wir natürlich auch. Schließlich hat hier jeder, der den Eintritt bezahlt, die Hoffnung, etwas Spektakuläres zu finden. Grundsätzlich ist es ganz einfach: eine etwas dickere Platte nehmen und das brüchige, schieferartige Gestein mit dem Meißel in zwei kleinere Platten spalten.
Teile von Schnecken finden wir immer wieder, nur leider nichts Zusammenhängendes. Stundenlang klopfen wir, sitzen tatsächlich in Unmengen von Tintenfischkacke, doch dann teilt sich eine Platte und Felix ist nur noch am Staunen. »Papa, schau her, was ist das denn?« Er hat die versteinerte Flosse eines Fisches, der vor 150 Millionen Jahren hier gestorben ist, in Händen. Es ist faszinierend. Ganz fein sind die Konturen zu sehen, wir spüren sie deutlich, als wir mit den Fingern darüberfahren. Da der Fund trotzdem ganz klar unter 5000 Euro liegt, nehmen wir ihn mit. Ganz vorsichtig packt Felix ihn in Papiertaschentücher und eine Plastiktüte ein. Er wird einen Ehrenplatz bekommen, beschließen wir spontan – wahrscheinlicher ist allerdings, dass wir die Platte irgendwo herumliegen lassen und meine Frau sie irgendwann einfach verschwinden lässt.
Nach unserem erfolgreichen Einsatz im Steinbruch machen wir uns zügig wieder auf den Weg. Der Blick schweift über das Kloster Rebdorf hinweg und links auf die imposante Willibaldsburg, die genau an der Innenseite einer Biegung des Talkessels liegt. Direkt unterhalb des Kinderdorfes, das wir soeben passiert haben, findet übrigens einmal im Jahr das Eichstätter Open Air statt, eines der friedlichsten und preislich angenehmsten Open-Air-Festivals in Deutschland überhaupt.
Es ist nun nicht mehr weit bis Eichstätt. Die Willibaldsburg mit ihrer Archaeopterix-Ausstellung ist bereits in Sicht und direkt unterhalb liegt die Bischofsstadt selbst. Der Wanderweg zieht sich in einer weiten Kurve links um die Domstadt herum, ehe er langsam in sie hineinführt. Ein charmanter Ort, in dem die Uhren noch ein bisschen langsamer ticken als anderswo. Das beginnt bei den vielen Straßencafés sowie der verkehrsberuhigten Zone um den Marktplatz und endet damit, dass um 18.30 Uhr auch das letzte Geschäft geschlossen hat. Man ist modern, Studentenstadt, nimmt sich aber heraus, dem Verkaufspersonal und sich selbst einen ordentlichen und familienfreundlichen Feierabend zu gönnen. Sehr sympathisch.
Die letzten Meter dieser Tour stehen an und nach gut 16 Kilometern blicken wir ein wenig sorgenvoll hinauf auf die hoch über Eichstätt thronende Willibaldsburg. Es geht richtig steil nach oben. Einerseits hätten wir nun die Möglichkeit, gleich