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Haben die Menschen, ihren Naturfähigkeiten überlassen, sich selbst Sprache erfinden können?
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Copyright
Abhandlung über den Ursprung der Sprache
Erster Teil
Erster Abschnitt
Zweiter Abschnitt
Dritter Abschnitt
I. Töne
II. eine Sprache, wo ihm kein Ton vortönte,
Zweiter Teil
Erstes Naturgesetz
Zweites Naturgesetz
Drittes Naturgesetz
Viertes Naturgesetz
jetzt erhältlich
Copyright © 2016 / FV Éditions
ISBN 979-10-299-0186-7
Alle Rechte Vorbehalten
von
Johann Gottfried Herder
Haben die Menschen, ihren Naturfähigkeiten überlassen, sich selbst Sprache erfinden können?
Schon als Tier hat der Mensch Sprache. Alle heftigen und die heftigsten unter den heftigen, die schmerzhaften Empfindungen seines Körpers, alle starke Leidenschaften seiner Seele äußern sich unmittelbar in Geschrei, in Töne, in wilde, unartikulierte Laute. Ein leidendes Tier sowohl als der Held Philoktet, wenn es der Schmerz anfället, wird wimmern, wird ächzen, und wäre es gleich verlassen, auf einer wüsten Insel, ohne Anblick, Spur und Hoffnung eines hülfreichen Nebengeschöpfes. Es ist, als obs freier atmete, indem es dem brennenden, geängstigten Hauche Luft gibt; es ist, als obs einen Teil seines Schmerzes verseufzte und aus dem leeren Luftraum wenigstens neue Kräfte zum Verschmerzen in sich zöge, indem es die tauben Winde mit Ächzen füllet. So wenig hat uns die Natur als abgesonderte Steinfelsen, als egoistische Monaden geschaffen! Selbst die feinsten Saiten des tierischen Gefühls (ich muß mich dieses Gleichnisses bedienen, weil ich für die Mechanik fühlender Körper kein besseres weiß!), selbst die Saiten, deren Klang und Anstrengung gar nicht von Willkür und langsamen Bedacht herrühret, ja deren Natur noch von aller forschenden Vernunft nicht hat erforscht werden können, selbst die sind in ihrem ganzen Spiele, auch ohne das Bewußtsein fremder Sympathie zu einer Äußerung auf andre Geschöpfe gerichtet. Die geschlagne Saite tut ihre Naturpflicht: sie klingt, sie ruft einer gleichfühlenden Echo, selbst wenn keine da ist, selbst wenn sie nicht hoffet und wartet, daß ihr eine antworte.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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