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Ruben Eastwick steht kurz vor der Hochzeit. Seine Braut ahnt nichts von seiner dominanten BDSM-Neigung - und das soll nach seiner Meinung auch so bleiben. Doch Ruben hat eine Sklavin, Emma, die er für zu zerbrechlich hält, um sie einfach abzuservieren. Und so übereignet er Emma dem Dominus Cedric Seymour als 24/7-Sklavin und mit dem Wink, Cedric solle sich Emma gänzlich unterwerfen. Doch was Ruben nie zur Kenntnis genommen hat, ist, das Emma gar nicht so zerbrechlich ist, wie er glaubt. Cedric sieht sich plötzlich einer pikanten Aufgabe entgegengestellt. Denn Emma reizt ihn nicht nur, sondern er stellt auch noch fest, dass Ruben – als Emmas bisher erster und einziger Dominus - so manches Detail in ihrer Erziehung ausgelassen hat. Emma, die zuerst empört darüber ist, dass Ruben sie wie einen Gegenstand an den ihr unbekannten Cedric verschenkt, findet schnell Gefallen an ihrem neuen Besitzer ... Neuauflage des romantischen BDSM-Romans.
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Seitenzahl: 409
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Jazz Winter
ABSOLUTE HINGABE
Erotischer Roman
© 2011/2018 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
© Coverfotos: Shutterstock (Olly)
© Cover-Layout: Nadine Kapp Design
ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-367-5
ISBN eBook: 978-3-86495-368-2
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Eine Woche später …
Autorin
Was wir aus Liebe tun, tun wir im höchsten Maße freiwillig! (Thomas von Aquin)
Emma befand sich mitten im Raum. Ihre Handgelenke mit Manschetten versehen, hing sie an einer dicken Eisenkette, sodass gerade noch ihre gestreckten zierlichen Füße den Boden fanden. Ständig bemüht darum, stillzustehen, die Schwingungen aufzufangen, die durch ihren Körper bebten, tippelte sie auf Zehenspitzen, um das Gleichgewicht zu behalten. Sir Ruben war seit zwei Jahren ihr Dominus. Sie hatten sich auf einer Szeneparty durch Zufall getroffen. Die Tatsache, dass er Chef der Abteilung war, in der sie als Sekretärin arbeitete, überwanden sie schnell. In der Firma nannte sie ihn Mister Eastwick, und während der Spiele sprach sie ihn mit Sir Ruben an. Ihre Beziehung ging nie über BDSM hinaus und wurde auch nicht von inniger heißer Liebe getragen, sondern lediglich von Zuneigung, Absprache und Vertrauen. Er wusste nicht, dass er ihr erster Dominus war. Vielleicht hatte er es geahnt, aber sprach niemals darüber, und sie erzählte es ihm auch nicht. Sie redeten überhaupt kaum miteinander, aber das machte Sir Ruben für Emma unberechenbar. Sie würde nie wissen, was in seinem Kopf vorging, welche Gemeinheiten er plante und welche Leidenschaften sie als nächstes für ihn befriedigen würde.
Emma legte den Kopf in ihren Nacken und spürte die weichen, gelockten Spitzen ihres blonden Haares an ihrem Rücken kitzeln. Dieses Mal war Sir Ruben nicht allein gekommen. Der Mann in der Ecke saß still auf einem Stuhl und beobachtete sie durch dunkelgrüne Augen. Er trug das Haar halblang, stufig geschnitten, sodass ihm ständig eine dunkle Haarsträhne in die Stirn fiel, die er mit einer legeren Handbewegung wieder zurückstrich. Emma war nicht gut darin, Größe und Gewicht eines Mannes einzuschätzen, doch sie war sicher, dass er zwei Köpfe größer war als sie. Sein athletischer Körper steckte in Jeans, einem enganliegenden schwarzen Longsleeve, dessen Ärmel er hochgeschoben trug. Sein Name war Cedric Seymour. Sir Ruben hatte ihr gleich zu Beginn erklärt, dass sie seinen besten Freund Master Cedric zu betiteln hatte, wenn es ihr erlaubt war, mit ihm zu sprechen. Cedric war stumm geblieben, hatte sie nur mit diesen ungewöhnlich dunklen grünen Augen neugierig betrachtet.
Immer wieder warf sie einen Blick in die Ecke, doch das Licht in diesem kargen Raum schaffte es nicht bis dorthin, verbarg den Fremden in Schatten, was Emma ein nervöses Kribbeln unter der Haut bescherte. Sir Ruben umrundete sie mit absichtlich lauten Schritten, und sie wehrte sich gegen die Versuchung, sich auf Zehenspitzen stetig zu ihm umzudrehen. Er trug wie immer seine dunkelbraune Lederhose, die an den Seiten mit Schnüren versehen war, darüber ein weißes, weitgeschnittenes Hemd ohne Knopfleiste und mit breiten Manschetten, die er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte. An den Handgelenken befanden sich die zu der Hose passenden Lederstulpen, auf denen kleine Nieten die Initialen R.E. aufwiesen, und die Füße steckten in schweren Armeestiefeln. Anders als im Büro, kämmte er sich das kurze dunkelblonde Haar mit Haaröl zurück. Es glänzte, wenn das Licht darauf fiel, und sah aus, als wäre er gerade erst aus der Dusche gekommen. Ein kurz gestutzter dunkelblonder Bart umrahmte seine Lippen. Eigentlich mochte Emma an Männern lieber eine glattrasierte Haut, doch sie war seine Sklavin und er hatte in der ersten Nacht deutlich klargestellt, dass sie keinerlei Wünsche zu äußern habe. Optisch gab der kurze Bart ihm ein wildes, verwegenes Aussehen, doch wenn er sie fordernd küsste, kratzen die Stoppeln und hinterließen ein wundes Gefühl auf ihrem Gesicht. Der Mann in der Ecke war rasiert, was seine Gesichtszüge weich und jugendlich aussehen ließ. Als Sir Ruben seinen Freund vorgestellt hatte, war Emma, als würde ihr Herz doppelt so schnell schlagen. Cedric war gut aussehend, mit markanter Kinnpartie und einem kleinen Grübchen direkt unter der Unterlippe. Um seine dichten, dunklen Wimpern würde ihn jede Frau beneiden, und wenn er lächelte, entblößte er perfekte weiße Zähne, und das Strahlen ließ seine grünen Augen funkeln. Ebenso aufregend empfand sie seinen Mund. Sinnlichere Lippen hatte sie noch nie an einem Mann gesehen.
Angst befiel sie, als Sir Ruben ihr eröffnete, sie dieses Mal nicht allein zu benutzen, doch als Cedrics Lächeln sie umfing, beruhigte Emma sich wieder. Er war anders, das spürte sie.
Sir Ruben gab Emma einen Stoß, sodass ihr Körper ins Pendeln geriet. Er lachte höhnisch.
„Wie lange wartest du schon hier, Sklavin?“
Emma verbarg das Lächeln, indem sie ihren Kopf zu ihrem rechten Oberarm drehte.
„Ich weiß es nicht, Sir.“
Heute war sie früher in den Club gekommen und hatte einen der Hausdiener gebeten, sie entsprechend zu fesseln, damit Ruben sie so vorfinden würde.
„Ein hübscher Einfall und so souverän. Das habe ich dir gar nicht zugetraut. Du konntest es wohl kaum abwarten, dass ich erscheine und mich an dir bediene.“
„Sir, es soll ein Geschenk sein.“
Die Demütigung in seinen Worten ignorierte sie. Ruben zog die Stirn in Falten und glättete sie wieder, als hätte er ein wenig Zeit benötigt, zu begreifen, was sie gemeint hatte.
„Zwei Jahre dienst du mir jetzt schon?“
„Ja, Sir.“
Er rieb sich über den Kinnbart. Emma unterdrückte ein Kichern, denn seine Art in Sessions zu reden, besaß teilweise etwas Episches, was er im Büro nie tat.
„Dann werde ich mir wohl heute etwas Besonderes für dich einfallen lassen.“
Seine schweren Schritte führten ihn zur Tür, wo sein Lederkoffer stand, den er immer mit sich trug, wenn er den Club besuchte. Darin bewahrte er seine Spielzeuge auf. Emma versuchte, über seine Schulter zu blicken und herauszufinden, für welches Schlagwerkzeug er sich entscheiden würde, doch sein breiter Rücken versperrte ihr die Sicht. Ruben hockte vor dem geöffneten Koffer und gab einen langgezogenen unschlüssigen Laut von sich. Sein Kopf drehte sich zu Cedric.
„Möchtest du den Vortritt? Wenn du es willst, überlasse ich dir das erste Mal.“
Der Freund antwortete nicht, und da er im Schatten saß, konnte sie auch keine Gestik ausmachen.
„Also gut, dann beginne ich. Wenn dir danach ist, kannst du jederzeit ins Geschehen eingreifen.“
Emmas Herz klopfte wilder, denn die Aussicht, dass Cedric zusehen würde, sie vielleicht sogar berühren könnte, ließ die Spannung im Raum steigen. Er würde sich nehmen, wonach ihm war, und sie würde nicht wissen, was es wäre, bevor er es nicht tat. Rubens Unberechenbarkeit war ein lustvolles Elixier, doch die Anwesenheit des Fremden und die Ungewissheit, welche Neigungen ihm zu eigen waren, brachten eine frische Würze. Sie keuchte leise, schloss die Augen.
„In all der Zeit habe ich niemals ein Werkzeug auf deiner Haut tanzen lassen. Was wird es wohl sein?“
Es klang, als hätte Ruben die Fragen ziellos in den Raum geworfen. An niemanden gerichtet.
„Antworte, Sklavin!“
„Ich weiß es nicht, Sir.“
„Dann werde ich dir auf die Sprünge helfen. Es ist lang, aus Leder und schmerzhaft.“
Emma sog tief den Atem in ihre Lungen, und das Zittern ihres Körpers nahm umgehend zu.
„Die Peitsche, Sir.“
„Eine gute Antwort.“
„Aber, Sir, wir haben darüber gesprochen ...“
Er ging nicht drauf ein, ließ das Leder laut durch die Luft knallen und genoss ihre Angst. Emma zuckte zusammen und stieß einen leisen Laut voller Entsetzen aus.
„Haben wir das?“
„Ja, Sir … Sie haben es versprochen.“
Sir Ruben trat näher an sie heran, berührte mit dem Knauf der Peitsche ihren Rücken und spürte dem Beben nach, das sie durchfloss.
„Und warum habe ich es dir versprochen?“
„Weil ich nicht in der Lage bin, Schmerzen gut zu ertragen, Sir.“
„Heute ist ein ganz besonderer Tag, und den Rohrstock vor einiger Zeit hast du tapfer hingenommen.“
„Sir, ich ertrage die Peitsche nicht.“
„Hast du sie je ausprobiert?“
Es war die Angst davor, wie tief sich das Lederende in ihre Haut beißen könnte. Die Panik, wie viel Kraft er aufwendete, um sie zum Schreien zu bringen. Das Geräusch allein jagte ihr einen Schreck ein und hallte in ihrem Kopf wider. Mit groben Fingern griff Sir Ruben in ihre blonden Locken und riss Emmas Kopf weit in den Nacken.
„Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich über meine Entscheidungen nicht diskutiere?“
„Ja, Sir, das haben Sie.“
Er ließ sie los und gab ihr einen weiteren Stoß. Sie wirkte wie ein menschliches Pendel an der Kette und war bemüht, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.
„Es gibt für alles ein erstes Mal.“
„Es ist aber ein Tabu.“
„Tz, Tabu … Tabus sind nur Grenzen, die man erweitern kann.“
Was war heute in Ruben gefahren? Lag es an der Anwesenheit seines Freundes, dass er sich benahm, als stünde er in einem Wettkampf? War es ein schlechter Tag im Büro gewesen? Oder wollte er sich selbst etwas beweisen?
„Bitte, Sir … ich kann nicht.“
Ihre Stimme klang wie ein jämmerliches Wimmern, und das demütigte sie, nicht nur vor Cedric, sondern auch vor sich selbst.
„Stell dich nicht so an. Du hast schon schlimmere Leiden ertragen. Was habe dich über Schmerz gelehrt?“
„Ich ertrage ihn für Sie, Sir.“
„Und?“
„Weil es Sie befriedigt, mich leiden zu sehen, Sir.“
Ruben trat einige Schritte vor ihr zurück, rollte provokant langsam die Lederpeitsche zusammen, um sie dann wieder zu entrollen.
„Dreh mir deine hübsche Rückansicht zu.“
Emma zögerte. Das Zittern in ihr machte es schwer, sich auf den Zehenspitzen im Gleichgewicht zu halten. Im Augenwinkel erkannte sie, dass Cedric seinen Körper vorbeugte. Ein ersticktes Wimmern drang von ihren Lippen, obwohl das Leder noch nicht ihre Haut berührt hatte.
„Die Angst vor mir steht dir gut.“
Sie konnte nicht antworten, versteifte sich in Erwartung des ersten Hiebs und schloss die Augen. Ihre Hände in den Gelenkmanschetten ballten sich zu Fäusten, und jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich. Der Stuhl in der dunklen Ecke wurde bewegt, und Cedrics Schritte kamen näher. Ruben lachte kalt und ließ die Peitsche ein weiteres Mal knallen. Sie hörte, wie er abermals ausholte. Emma presste die Lippen fest zusammen vor Panik. Ein dumpfes Geräusch ertönte hinter ihr. Es klang wie ein Schlag, doch das war es nicht. Cedric hielt Rubens Arm fest, denn ihr Herr war im Begriff gewesen sie zu peitschen.
„Sie wirkt nicht, als sei sie dazu bereit, Ruben.“
Cedrics Stimme klang tief und weich. Skepsis schwang in seinen Worten und überraschte nicht nur Emma.
„Ach was, sie stellt sich immer so an.“
„Das sieht nicht danach aus.“
„Willst du mir die Stimmung verderben, Cedric?“
„Ich will nicht, dass du meinetwegen ihre Tabus brichst. Das ist nicht nötig.“
Cedric blieb hinter Emma stehen, und als er ihre Taille sanft umfasste, überzog die Berührung ihren Körper mit einer wohligen Gänsehaut.
„Du sagtest, sie sei erfahren. Ich glaube, dass du dich irrst.“
Langsam drehte er sie zu sich um, schob seine Fingerspitzen unter ihr Kinn.
„Sieh mich an, Emma. Sag mir die Wahrheit. Er ist dein Erster, nicht wahr?“
„Ja, Master Cedric.“
An Sir Rubens Gesichtsausdruck sah sie die Überraschung. Er hatte es nicht gewusst, nicht einmal geahnt. Er warf wütend die Peitsche von sich und wandte sich knurrend ab.
„Warum hast du das nie erwähnt?“
Cedric schmunzelte und rollte mit den Augen, eine Geste, die zeigte, dass er nichts anderes von seinem Freund erwartet hatte.
„Sie haben mich nie gefragt, Sir.“
Cedrics grüne Augen bohrten sich in sie, als er sie eingehend betrachtete, wie ein Objekt, das man genau studierte. Plötzlich landete seine flache Hand in ihrem Gesicht. Ihre Wange brannte, als hätte Feuer sie geküsst.
„Das ist für deine Unehrlichkeit.“
Emma erstarrte. Die Linke strafte er ebenfalls mit einer heftigen Ohrfeige, und sie spürte, wie sich die Abdrücke hitzig färbten.
„Und die war für deine Streitsucht.“
„Aber ich habe nicht streiten wollen!“
„Du hast sie schlecht erzogen, mein Freund.“
Cedric löste die Verankerung der Eisenkette. Er ließ ihr kaum Zeit, sich von dem Schreck seiner Ohrfeigen zu erholen. Als er ihren Körper über sein aufgestelltes rechtes Knie beugte, ahnte sie, was er tun würde. Seine Fingerspitzen streichelten über ihre Hinterbacken, sanft und weich. Dann packte er zu, grob und fest. Er begann mit leichtem Tätscheln, verteilt auf beide Rundungen, die er stetig steigerte. Leichte Klatscher wuchsen zu Hieben, die ihr deutlich seine Kraft demonstrierten. Sie keuchte, stöhnte, und als er harte, heftige Schläge auf ihrem Hintern verteilte, schrie sie auf. Die Hitze auf ihrem Po intensivierte sich mit jedem Hieb, der darauf landete, und hinterließ ein Brennen, das langsam zu einem Schmerz heranwuchs, den sie noch nicht erlebt hatte. Cedric hielt inne, umschloss mit einer Hand ihre Kehle und hob ihr Gesicht. Sein Kopf beugte sich zu ihr hinab.
„Es tut mir genauso weh wie dir, Emma.“
Die Erheiterung in seiner Stimme sagte ihr, dass es ihm gefiel, aber dass auch seine Hand brannte. Weitere Schläge folgten und lösten eine Barriere tief in ihrem Bewusstsein. Hitzewellen drangen durch ihren Körper, sammelten sich in ihrem Unterleib und verursachten ein solch lustvolles Pochen in ihrer Scham, dass ihre Schreie sich zu Lustlauten verwandelten. Er berührte die stark geröteten Stellen, die sich unter dem zärtlichen Streicheln wie tausend Nadelstiche anfühlten. Erst jetzt spürte Emma, dass ihr Tränen über die Wangen liefen und von ihrem Kinn zu Boden tropften. Cedrics Fingerkuppen glitten in ihrer Pofalte tiefer, bis er ihre Nässe erfühlte. Er drang zwischen ihre geschwollenen Schamlippen, tastete zu ihrem Eingang und schob ihr ein Fingerpaar tief in den Leib. Emma keuchte, halb vor Entsetzen über die eigene Erregung, halb vor Erleichterung endlich Fülle zu spüren. Ihr Hintern glühte, und ihr Unterleib stand lichterloh in Flammen für sein Fingerspiel. Besitzergreifend schob er die Fingerspitzen tiefer in sie, schob sie in einem viel zu schnellen Rhythmus ein und aus. Immer mehr Nässe drang aus ihrer Scham, und die Lust stieg in einem solch rasanten Tempo an, dass Emma glaubte, die Besinnung zu verlieren.
„Komm für mich, Emma, du hast es dir verdient.“
Sie explodierte, wegen seiner geflüsterten Worte, die warm und seidig durch ihr Haar flossen, wegen seiner Erlaubnis, wegen seiner heftigen Finger, und schrie die Erlösung aus sich heraus. Zuckend umschlossen ihre intimen Muskeln ihn, und der Höhepunkt schien kein Ende zu nehmen. Er trieb sie weiter, forderte noch mehr von ihr, und ihre Schreie hallten von den Wänden des Raums wider. Als Cedric von Emma abließ, lag sie wie ein zitterndes Stück Lustfleisch am Boden, fühlte nichts mehr, außer dem energischen Zucken ihrer Muskeln, dem dumpfen Pochen in ihrem Schoß und dem Pulsieren ihrer Klitoris. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Cedric Ruben zufrieden lächelnd auf die Schulter klopfte.
„Jetzt bist du dran.“
Sir Ruben schluckte und berührte die ausgeprägte Beule in seinem Schritt. Es hatte ihn über die Maßen erregt, seinem Freund zuzusehen. Er leckte sich über die Lippen und ging hinter Emma auf die Knie und öffnete seine Hose. Wie im Nebel bekam Emma nur Teile davon mit. Ruben rollte sich ein Kondom über, positionierte ihren Unterleib und stieß hart und besitzergreifend in sie. Überrascht hob er seine Augenbrauen.
„Ich kann ihren Orgasmus noch immer fühlen. Wow.“
Er nahm sie grob wie nie zuvor. Sein Schwanz bohrte sich in ihren Leib, und seine Hände, die sich in ihre weichen Hüften gruben, rissen sie den Stößen entgegen. Langsam kam Emma zu sich, fühlte seinen festen Schaft in ihr arbeiten, doch viel schlimmer als dieser Schmerz war das geräuschvolle Aufprallen seiner Hüften an ihren Hinterbacken. Das wunde Brennen zuckte wie elektrische Impulse durch ihren Körper und erinnerte sie an Cedrics Hand, die ihr die Schläge verabreicht hatte. Daran würde sie wohl eine ganze Weile denken. Ruben kam mit einem tiefen Knurren und presste sie fest an seine Brust. Danach stieß er sie höhnisch lachend zu Boden, presste den rechten Stiefel zwischen ihre nackten Brüste.
„Küss die Stiefel und bedanke dich.“
Sie gehorchte zögernd, legte ihre Lippen auf die Schuhspitze und hob ihren Blick zu seinem Gesicht.
„Danke, Sir Ruben.“
Er ließ sie sein Gewicht spüren, als stünde er kurz davor, sie wie eine Made zu zertreten. Schwungvoll wandte er sich ab, blieb neben Cedric stehen und grinste zufrieden.
„Du bist dran.“
Erwartungsvoll blickte Emma in Cedrics Richtung. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie wollte, dass er sie benutzte, wie es Sir Ruben getan hatte. Sie wünschte sich so sehr, ihn in sich zu spüren, seine Lust zu erleben und seine Dominanz zu ertragen. Ihr Blick flehte ihn an, sie zu nehmen, doch zu ihrer Überraschung schüttelte er den Kopf.
„Mir reicht es.“
Als könnte er sehen, was die Worte in ihr auslösten, als hätte er genau das auch beabsichtigt, wurde das Lächeln auf seinem Gesicht breiter. Emma fühlte sich, als ob das Nichts sie verschluckten wollte. Master Cedric verschmähte sie, nachdem er sie so heftig hatte kommen lassen. Sie vergrub ihr gerötetes Gesicht in ihrer rechten Armbeuge. Seine Schritte entfernten sich. Die Tür öffnete und schloss sich geräuschvoll. Master Cedric war gegangen und sie war mit Sir Ruben allein.
Cedric saß an der Bar und trank einen Scotch. Von der anderen Seite der Theke lächelte ihm eine Devote zu, doch er reagierte nicht auf sie. Mit enttäuschter Mimik drehte sie sich auf ihrem Barhocker ab, glitt vom Lederpolster und verschwand in einem der Spielzimmer. Er hob sein Glas. Es war lange her, seit er hier gewesen war. Aus beruflichen Gründen, lebte und arbeitete er in einer anderen Stadt, praktisch in einem anderen Bundesstaat. Dennoch musste er zugeben, dass er New York in der ganzen Zeit kein Stück vermisste hatte. Er genoss die Wärme von Miami Beach City, die noble Gegend in der er wohnte, sein schickes, helles Apartment in der Stadt mit herrlichem Blick auf das türkisgrüne Meer. Nicht eine Sekunde hatte Cedric es bereut, aus seiner Heimatstadt in den sonnigen Staat Florida umzusiedeln. Dass er zurückgekehrt war, lag an einer Einladung, die Ruben ihm mit der Bitte geschickt hatte, ein paar Tage früher als die anderen Gäste anzureisen. Ob Emma Bescheid wusste? Cedric schüttelte den Kopf und dachte darüber nach, was vor einer halben Stunde im Spielzimmer geschehen war. Sein Freund hatte ihm Emma als schüchtern, scheu und zerbrechlich beschrieben. Das passte jedoch nicht zu der Frau, die Ruben ihm als seine Spielgefährtin vorgestellt hatte. Warum war Cedric ihre Unerfahrenheit aufgefallen, aber Ruben überrascht, was Emma zwei Jahre verschwiegen hatte? Cedric schnaubte. Er selbst pflegte seine Kontakte mit, devoten Frauen, die sich zu Sessions mit ihm trafen. Ihm war es wichtig, sie zu kennen. Er musste sie einschätzen können, um ihre Grenzen auszuweiten, doch niemals würde er ein von ihnen gesetztes Tabu überschreiten. Was war bloß in Ruben gefahren? Hatte er Cedric beweisen wollen, wie hervorragend er Emma beherrschte? Seufzend leerte Cedric seinen Scotch und bestellten ein Glas Wasser.
Ruben wirkte erschöpft, sein Gesicht gerötet von Anstrengung und verebbender Lust, als er an die Bar kam.
„Du hast sie gut in Stimmung gebracht. Das hat mir gefehlt. Wir zwei, eine Sklavin.“
Ruben hob einen Finger, und der Barkeeper stellte ihm ebenfalls ein Glas Wasser hin.
„Ruben, du bist oberflächlich geworden. Was sollte das eben? Wenn sie ein Tabu festsetzt, hast du es zu respektieren. Du kannst dich nicht über ihren Kopf hinwegsetzen. Das hat nichts mit Lust am Schmerz zu tun.“
„Du verstehst das falsch. Man muss sie manchmal zu ihrem Glück zwingen.“
Cedric schwieg über die seltsame Antwort seines besten Freundes und betrachtete Rubens aufgewühltes, glänzendes Gesicht.
„Emma ist ein wenig widerspenstig, wenn es darum geht, Dinge von ihr zu fordern. Aber sie verfügt über Potential.“
„Potential wozu?“
Ruben klang, als hätte er größere Pläne, was Emma betraf.
„Ich habe ihr Lektüre zu lesen aufgegeben, und sie war sehr angetan von der Geschichte der O.“
Cedric lachte, nahm einen Schluck Wasser. Er kannte Rubens Besessenheit mit diesem Buch und schien daraus einen Schluss zu ziehen.
„Es ist ein Klassiker und gehört zur anerkannten Weltliteratur! Ich kenne Vanillas, die das Buch ebenso gut fanden.“
Ruben ignorierte seinen Einwand, blickte über Cedrics Schulter und hob die Hand.
„Emma, wir sind hier. Komm und setz dich zu uns.“
Als Cedric in Emmas Richtung blickte, sah er deutlich Überraschung in ihrem Gesicht, als wäre sie es nicht gewohnt, nach einem Spiel mit ihrem Herrn zu reden und zu trinken. Zögerlich schlüpfte sie aus dem Ärmel ihrer Jacke, die sie gerade im Begriff war überzuziehen, und näherte sich den beiden Männern.
„Ich dachte, wir wären fertig, Mister Eastwick.“
Ruben zog Emma näher heran.
„Was möchtest du trinken?“
„Nichts, danke.“
Ihre Augen senkten sich sofort, als Cedric ihren Blick suchte. Emma war es tatsächlich nicht gewohnt, sich nach einer Session mit Ruben auszutauschen. Was tat dieser Mann? Cedric glitt von seinem Barhocker und bot ihn ihr an.
„Setz dich, Emma.“
Als hätte Cedric ihren Gehorsam eingefordert, nahm sie sofort darauf Platz. Er hob kurz seine Augenbrauen und erwiderte den Blickkontakt seines Freundes. Ruben schien über ihre Unterwürfigkeit mehr als zufrieden.
„Cedric scheint dich mächtig beeindruckt zu haben.“
Sie schwieg. War sie doch zurückhaltend und schüchtern, wie Ruben sie beschrieben hatte, oder lag es an seiner Anwesenheit?
„Du fürchtest dich also vor der Peitsche?“
Cedrics sanft ausgesprochene Frage ließ sie zusammenzucken. Emma hob kurz ihren Kopf, blickte jedoch über seine Schulter, mied den direkten Augenkontakt. Er schob seine Fingerspitzen unter ihr Kinn und wartete geduldig solange, bis sie ihn endlich ansah.
„Es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Deine Gedanken blockieren deinen Genuss. Aber man kann es dir nicht vorwerfen. Du bist noch sehr unerfahren.“
„Woher wissen Sie, wie schlimm die Peitsche wirklich ist?“
Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern, das sinnlich unter ihre Haut kroch.
„Weil ich weiß, wie sie sich anfühlt.“
Emma Augen weiteten sich.
„Aber Sie sind doch …“
„Ich muss doch wissen, was meine Sklavin fühlt, damit ich weiß, welche Art von Lederbissen ihr den größten Lustschmerz schenkt.“
Das Grün seiner Augen wirkte noch dunkler, noch tiefer, und sie starrte wie gebannt hinein. Blinzelnd löste sie sich von dem Anblick und räusperte sich.
„Ich habe kein Bedürfnis danach, es zu erfahren.“
„Das wird sich ändern, dafür werde ich sorgen!“
Als Ruben sich in die Unterhaltung einmischte, zogen sich Emmas Augenbrauen kurz wie zornig zusammen, doch sie erwiderte nichts, während ihr Herr auflachte und sich Cedric zuwandte.
„Warum weiß ich von dieser Geschichte nichts? Du hast dich peitschen lassen? Von wem?“
„Einer Freundin.“
„Kenne ich sie?“
Cedric löste seinen Blick von Emma und sah amüsiert in Rubens erheitertes Gesicht.
„Du solltest die Erfahrung auch einmal machen. Du würdest deine Gespielinnen mit anderen Augen betrachten.“
„Nein, danke, ich stehe lieber auf der anderen Seite der Peitsche.“
Emma legte die Hände flach auf die blankgeputzte Theke und starrte auf ihre Fingernägel. Ihre Finger waren lang und zierlich, die Nägel ein wenig länger und glänzten von einem einfachen Klarlack.
„Ich möchte nicht unhöflich sein, aber warum sitze ich hier, Mister Eastwick?“
Prüfend wandte sich Cedric ihr wieder zu. Sie sprach ihren Herrn förmlich an, doch anders als während der Session. War das eine Abmachung, um Spiel und Nichtspiel voneinander abzugrenzen?
„Emma, ich muss dir etwas sagen.“
Diesmal hob Ruben ihr Kinn zu sich empor.
„Ich werde heiraten und kann nicht länger dein Herr sein.“
„Ich verstehe.“
„Aber ich fühle mich für dich verantwortlich und will dich in guten Händen wissen. Jetzt, da ich weiß, wie unerfahren du bist, gedenke ich dich zur Erziehung in das Haus eines Freundes zu schicken. Danach werde ich dich Master Cedric übereignen.“
Emma schluckte hörbar, ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
„Ich möchte nicht, dass du in falsche Hände gerätst. Cedric wird dir ein guter Herr sein, wenn du die Ausbildung abgeschlossen hast.“
„Moment mal, Ruben, wovon zum Teufel redest du?“
Er lächelte Cedric an, der lautstark protestierte.
„Ich habe dich gebeten, früher zu kommen, weil ich dir Emma geben will. Sie soll deine O sein.“
„Wie bitte?“
Die Fassungslosigkeit in Emmas Stimme brachte die Gespräche anderer Gäste des Clubs zum Stillstand.
„Hast du noch alle Tassen im Schrank? Ich bin keine Ware, die du nach Gebrauch einfach weiterreichen kannst. Ich bin kein Wanderpokal, den jeder einmal anfassen darf. Was denkst du dir eigentlich? Was glaubst du eigentlich, wer ich bin?“
Sie rutschte vom Barhocker und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft. Cedric glaubte, jeden Moment würde Emma ausholen, um Ruben zu ohrfeigen. Ihr Zorn war leidenschaftlich und ungebremst, ebenso war er überraschend explosiv.
„Ich bin nicht dein Eigentum, falls du das geglaubt hast. Wir hatten Sex, wir haben uns zu Sessions getroffen, nicht mehr und nicht weniger. Ich wüsste nicht, wann ich dir das Recht zugestanden habe, über mich frei zu verfügen. Eine O? Ich bin ein lebender, atmender Mensch, eine Frau mit einem Leben außerhalb dieses Clubs. Ich arbeite und liebe meinen Beruf, ich habe Freunde, und ich habe einen Hund. Ich bin keine fiktive Romanfigur, die ein Autor nach Herzenslust durch die Hölle von Lust und Schmerz geschickt hat.“
Sie stand jetzt so dicht vor Ruben, dass sie sich sogar auf ihre Zehen erhob, um noch besser in sein überraschtes Gesicht sehen zu können.
„Ich werde mich niemals einem Mann so ausliefern wie in dieser Geschichte. Was deine Heirat betrifft: Viel Glück, aber selbst du hättest mich nicht zu einer O gemacht. Du bist verrückt, du bist vollkommen verrückt.“
Gerade als Cedric dachte, sie würde sich umdrehen und aus dem Raum rauschen, schallte die Ohrfeige so heftig in Rubens Gesicht, dass erneut alle Gespräche um sie herum verstummten. Als Emma sich zu Cedric umdrehte, lag eine Art Bedauern in ihren hübschen Gesichtszügen, und er erkannte sofort, dass sie glaubte, er hätte von Rubens Plänen gewusst. Er schüttelte lächelnd den Kopf und ließ sie gehen.
„Eine O, hm?“
Lachend griff Cedric nach seinem Glas und trank es leer.
„Darf es noch etwas sein, meine Herren?“
„Zwei Scotch auf Eis. Mein Freund muss die bittere Erkenntnis verdauen, dass er seine Sklavin völlig falsch eingeschätzt hat und das seit gut zwei Jahren.“
Ruben setzte sich steif auf den Barhocker neben Cedric. Emmas Handabdruck auf seiner Wange färbte sich zu einem knalligen Rot.
„Das genießt du jetzt, nicht wahr?“
„Genuss finde ich in anderen Dingen. Bei dir ist es eher Schadenfreude. Warum erkenne ich auf einen Blick, was du nach zwei Jahren nicht weißt? Zwei Jahre, Ruben! Sie wirkt auf mich wie eine blutige Anfängerin. Hast du nie mit ihr gesprochen?“
„Das war nie nötig. Meist ist sie nach dem Spiel unter die Dusche, und dann ist sie gegangen.“
„Woher zum Teufel kennst du sie eigentlich?“
„Sie ist eine Sekretärin in meiner Abteilung, warum?“
„Ich hoffe, du hast deine Kelly besser im Blick und kennst sie.“
„Ja, das tue ich, das ist auch der Grund, warum ich heute zum letzten Mal eine Session absolviert habe.“
„Das klingt endgültig.“
„Ist es auch, und ich meine es ernst. Kelly weiß nichts hiervon, und sie würde mich nicht heiraten, wenn sie davon erfahren würde. Sie hält sogar kleine Fesselspiele schon für pervers, also kannst du dir denken, was sie sagen würde, wenn ich mich ihr gegenüber als BDSMler oute.“
„Soll das ein Scherz sein? Ist das der Grund, warum du mir Emma vererben wolltest?“
„Unter anderem. Kelly ist in der Vergangenheit oft hintergangen worden und sehr skeptisch, daher war es mir ein Anliegen, die Sache mit Emma endgültig zu beenden. Aber ich fühle mich nicht gut bei dem Gedanken, dass sie auf eigene Faust nach einem neuen Dominus sucht. Deshalb dachte ich an dich.“
Cedric zog die Augenbrauen zusammen.
„Warte, du willst einfach so aufhören? Von heute auf morgen?“
„Absolut.“
Cedric lachte laut auf und senkte seinen Kopf, doch der Mann neben ihm meinte es ernst.
„Ruben, du kannst deine Neigungen nicht ausschalten, als würdest du ein Gerät betätigen. Früher oder später wird sich dein Wunsch danach so energisch melden, dazu bist du schon zu lange dabei. Liebe ist etwas wunderbares, aber einem Partner solche persönlichen Seiten zu verschweigen und ihn im Unwissen darüber zu lassen ist falsch. Wenn sie dich liebt, wird sie auch diese Seite an dir lieben lernen. Ruben, du kannst nicht einfach damit aufhören und so tun, als wäre deine Ehe in Watte gepackt. Das funktioniert auf Dauer nicht.“
„Du musst es ja wissen. Du warst schon wie oft verheiratet? Oh ja, nicht ein einziges Mal.“
Der Sarkasmus glitt an Cedric ab. Ruben lehnte sich über die Theke.
„Eine Ehe ist eine Kette von Kompromissen, die man aus Liebe eingeht. Ich kann nicht von Kelly erwarten, dass sie meine Neigungen toleriert. Ich liebe sie, also muss ich sexuelle Einschränkungen hinnehmen.“
„Hinnehmen? Das ist keine Einschränkung, du verschweigst ihr damit einen Großteil dessen, was dich ausmacht, Ruben. Du verleugnest dich damit vor dir selbst. Wie lange, glaubst du, wird das gut gehen?“
„Oh, jetzt komm mir nicht mit Ehrlichkeit. Das hat damit nichts zu tun. Es gibt Dinge, die man vor der Geliebten verschweigt, um sie nicht zu verletzen.“
„Du sagst, sie ist bereits skeptisch wegen ihrer Vergangenheit. Wie willst du ohne Ehrlichkeit ihr bedingungsloses Vertrauen gewinnen, Ruben?“
„Sie vertraut mir, und das werde ich nicht mit einer solchen Bürde auf ihren Schultern zerstören. Ich kann mich beherrschen und trotzdem glücklich werden.“
Cedric widersprach ihm nicht, denn Ruben war überzeugt, auch wenn sein Plan nie aufgehen würde.
„Also was denkst du?“
„Über was?“
„Über Emma! Sie gefällt dir doch, oder etwa nicht?“
„Ruben, machst du Scherze? Hast du eben nicht gehört, was sie gesagt hat? Sie ist keine O, und sie ist bei Weitem nicht die zerbrechliche, naive, kleine Sklavin, die du in ihr sehen willst. Sie weiß, worauf sie sich eingelassen hat, und sie weiß, was sie nicht will. Ich werde garantiert nicht ihr Sir Steven und sie wird keine O. Was geht eigentlich in deinem Kopf vor? Was ist in dem letzten Jahr passiert? Ich habe das Gefühl, ich kenne dich überhaupt nicht mehr.“
„Cedric, ich gebe zu, dass ich dich damit überfalle. Und ich kenne deine Vorlieben. Ich meinte es ernst, als ich den Vorschlag mit der Erziehung erwähnte.“
„Ruben, sperr deine Ohren auf, du kannst nichts verschenken, das dir nicht gehört. Emma war deine Gefährtin für diesen Club, für die Stunden, in denen ihr euch getroffen hat. Du hast sie gehen lassen, weil du heiratest, um ein Leben voller Vanillaträume zu führen. Bitte, aber du kannst ihr nicht vorgreifen und ihr Leben bestimmen oder wer und was nach dir kommen soll. Und ich lasse mich nicht vor deinen Karren spannen, Ruben. Emma ist gegangen, und sie war sauer, falls es dir entfallen ist. Ihr Handabdruck leuchtet in deinem Gesicht. Ich kann sie verstehen, und ich kann nicht glauben, dass du so blind bist und deine Ohren auf Durchzug gestellt hast.“
Er packte die Schultern seines Freundes und sah ihm direkt in die Augen.
„Du hast dich in eine Idee verrannt. Lass es gut sein.“
Cedric verabschiedete sich von Ruben.
„Wir sehen uns morgen auf deiner Hochzeit.“
Als er in sein Hotel zurückkehrte und die Tür hinter sich schloss, blickte er sich im Raum um. Das Mondlicht schien durch die Fenster, und noch immer beherrschte Emma seine Gedanken. Es imponierte ihm, wie sie reagiert hatte. Trotz ihrer Unerfahrenheit als Devote, besaß sie eine deutliche Stimme, ein gesundes Selbstbewusstsein und einen starken Willen. Doch warum ließ ihn die Idee nicht mehr los, sie beherrschen zu wollen? Nicht im üblichen Sinne, wie er es gewohnt war. Etwas in ihm wollte mehr von ihr als nur die Hingabe und Gefügigkeit für eine Session. Es war absurd, unmöglich und verrückt. Cedric setzte sich in einen der gemütlichen hohen Sessel und starrte die Schatten an der Wand an. Dass er überhaupt einen Gedanken daran verschwendete, sah ihm nicht ähnlich. War es wirklich so unmöglich?
Ein leises Knurren weckte sie aus ihrem Tiefschlaf, gefolgt davon, dass ihr Kopf eine Etage tiefer auf das Bett sank. Wenn Buddy Hunger bekam, kannte er selbst an einem Sonntagmorgen keine Gnade für sein Frauchen, das liebend gern länger geschlafen hätte. Kläffend wedelte der kleine Rüde mit seinem Ringelschwanz und hielt das Kopfkissen im Maul, als Emma ihr rechtes Augenlid anhob.
„Du bist wirklich aufdringlich.“
Buddy bellte, senkte seinen Oberkörper zur Spielaufforderung und sah sie mit seinem typischen Mopsknautschgesicht erwartungsfroh an. Als Emma sich immer noch nicht bewegte, biss er in die Ecke ihres Bettlakens und zerrte mit Leibeskräften daran.
„Okay, schon gut. Ich steh ja auf. Du bist ja schlimmer als ein Pascha.“
Lächelnd tätschelte sie seinen Kopf und hob ihn vom Bett. Während sie verschlafen in die Küche ging, tänzelte der beige Mops mit dem schwarzen Charaktergesicht um ihre Beine herum und brachte sie fast zu Fall. Der Timer ihres Kaffeeautomaten meldete sich mit einem leisen Piepton, nachdem sie Buddys Napf mit Futter gefüllt hatte. Wie jeden Morgen griff sie nach ihrer Lieblingsmopstasse, goss sich von dem frischen Kaffee ein und wanderte ins Wohnzimmer ihres kleinen gemütlichen Apartments. Sie schob ein paar Hundespielzeuge beiseite, stellte die Tasse auf den Tisch und ließ sich seufzend auf das Sofa sinken. Sofort schrie sie leise auf. Ihr Hintern war noch immer wund, und der dumpfe Schmerz pulsierte unter der geschundenen Haut.
„Aua.“
Cedric hatte einen bleibenden Eindruck auf ihrem Po hinterlassen und nicht nur dort. Emmas Gedanken kehrten zu den Geschehnissen des Abends zurück. Sie versuchte, eine halbwegs bequeme Sitzstellung zu finden und legte sich schlussendlich auf den Bauch, umschloss mit beiden Händen die Tasse und blickte gedankenverloren zu Boden. Vor ihrem geistigen Auge tauchten Cedrics grüne Augen auf, sein herzliches, warmes Lächeln und das markante, hübsche Gesicht. In ihrem Kopf hallten Rubens Worte nach, die das köstliche Gefühl, an Cedric zu denken, verdarben. Er hatte zwar so getan, als habe er nichts von Rubens Idee gewusst, aber sie waren Freunde und nachdem sie Ruben Eastwick lautstark klargemacht hatte, was sie von ihm und seiner bescheuerten Idee hielt, hatte Cedric geschwiegen. Was dachten sich diese Kerle eigentlich? Wieder stieg die Wut in ihr hoch. Sie war devot, aber nicht doof. Der Gedanke, sich einem fremden Mann vollkommen zu übereignen, damit er mit ihr und ihrem Körper tun und lassen konnte, was er wollte, war absurd. Ruben Eastwick war der erste Dom, mit dem Emma sich eingelassen hatte, und Cedrics kurzer aber wirkungsvoller Eingriff in die Session bewies, wie wenige Erfahrungen sie gemacht hatte. Sein Kennerblick hatte es sofort erkannt, was ihr bewusst machte, dass Ruben entweder zu überheblich war oder eben ein Dom, dem gleichgültig gewesen war, mit wem er seine Neigungen austobte. Cedric war so anders gewesen. Einerseits erschreckte sie das, andererseits reizte der Gedanken, ihn wiederzusehen. Was hatte Ruben noch gesagt? Weil Cedric nur mit erfahrenen Submissiven spielte, wollte er sie zur Erziehung und Ausbildung irgendwohin schicken? Emma atmete tief durch und versuchte, die Gänsehaut in ihrem Nacken fortzujagen. Sie wischte den Gedanken an die Geschichte der O beiseite, denn in ihrem Kopf sah sie sich bereits in der Villa von Roissy in Ketten und dem typischen Kleid, jedem Mann dort ausgeliefert, dem es gefiel, sie zu quälen.
„Ruben ist doch ehrlich nicht richtig im Kopf.“
Buddy hob seinen Kopf neben dem Sofa und gab einen leisen Laut von sich, als würde er ihre Aussage bestätigen.
„Hat er nicht gesagt, dass er heute heiratet?“
Der Mops legte seinen Kopf schief und sah sie aufmerksam an.
„Wo ist die Zeitung, Buddy?“
Sofort sprang der kleine Hund auf und rannte zur Tür, bellte im Wohnungsflur, und seine kleinen Tippelschritte kehrten zu ihr zurück. Wedelnd schüttelte er die Zeitung in seinem Maul. Emma griff nach dem rechte Ende, das aus seiner Schnauze blitzte.
„Meins!“
Sofort ließ Buddy seine Beute los und holte sich das Lob ab.
„Guter Junge.“
Hastig schlug Emma die Seiten auf, blätterte bis sie zu den Anzeigen kam, die allerlei Termine für den heutigen Tag auflisteten.
„Miss Kelly Thomson und Mister Ruben Eastwick trauen sich.“
Die Annonce war riesengroß, pompös aufgemacht, und ebenso schien auch die Hochzeit jeglichen Schnickschnack zu beinhalten. Der Sektempfang war längst vorbei, und auch die kirchliche Trauung war fast vorüber. Emma blickte auf die Mopsuhr an der Wand, und ein gemeines Lächeln glitt über ihre Lippen. Buddy kläffte.
„Quatsch, natürlich werde ich der Braut kein Wort sagen. Aber ich werde trotzdem hingehen.“
Buddy schüttelte sich das Fell aus und nieste.
„Wieso nicht? Er hat es verdient. Das wird ihn ordentlich ins Schwitzen bringen, wenn plötzlich seine ehemalige Sklavin auf seiner Hochzeit auftaucht und seiner Braut die Hand schüttelt.“
Die Adresse, wo die Hochzeitsfeier stattfand, war ebenfalls in der Anzeige abgedruckt. Eine große Anzeige bedeutete eine große Feier, also würde Emma kaum auffallen und sich unter die Gäste mischen können.
„Sieh mich nicht so an. Er war gemein, und ich finde, ein bisschen heiße Kohlen hat dieser Kerl verdient.“
Buddy legte sich leise maulend flach auf den Boden, den Knautschzonenkopf auf seine Vorderpfoten gelegt. Er sah nicht danach aus, als wäre er für diese Idee zu begeistern.
„Aber zuerst drehen wir beide eine Runde und bringen Joe das Frühstück vorbei.“
Damit war Buddy einverstanden, sprang erneut auf und rannte zur Tür. Emma zog eine wadenlange Strickjacke über, klemmte sich ein eingepacktes Sandwich unter den Arm, balancierte den Kaffeebecher auf einer Hand und hielt zwischen ihren Zähnen die Morgenzeitung, während sie die dünne Lederleine an Buddys Halsband befestigte. Gerade zog sie ihre Tür zu, als Sonya, die Nachbarin, direkt gegenüber mit ihrem Sohn aus der Wohnung trat.
„Oh, hallo, Emma. Guten Morgen, Buddy.“
Die blonde Kellnerin trug ihre schwarze Arbeitsuniform und beugte sich zu Buddy hinunter, um seinen Kopf zu streicheln.
„Hi, Sonya. Musst du heute arbeiten?“
„Leider, dabei habe ich Max versprochen, mit ihm in den Zoo zu gehen.“
Der Junge war acht und sah angesäuert zu Boden.
„Hey, kannst du nicht vielleicht mit ihm …“
Max hob erwartungsfroh den Kopf und setzte einen ähnlichen Bettelblick auf, wie Buddy es tat, wenn er das Wort Leckerli hörte. Es war verdammt schwer, einem solchen Gesichtsausdruck zu widerstehen.
„Tut mir leid, Max, ich kann heute nicht. Ich gehe auf eine Hochzeit. Ich wollte vorher nur kurz mit Buddy um den Block.“
„Oh, wer heiratet denn? Jemand, den ich kenne?“
„Nur ein Arbeitskollege.“
„Na, dann viel Spaß. Komm Max, wir müssen los.“
Sonya zog ihren murrenden Sohn hinter sich her. Die alleinerziehende Mutter war vor einem Jahr in der Hoffnung auf einen bessere Job aus einer Kleinstadt in der Nähe von Detroit hergezogen. Sie fand eine Anstellung in einem noblen Restaurant, und der Küchenchef mochte Kinder, deswegen konnte Sonya Max mit zur Arbeit nehmen. Die beiden verließen das Apartmentgebäude und verschwanden in der Menschenmenge, die in Richtung Stadt strömte. Emma hob Buddy unter ihren freien Arm und schob sich durch die Menschen in entgegengesetzter Richtung. Als sie die Kreuzung erreichte, setzte sie den Hund wieder ab und lächelte.
„Guten Morgen, Joe. Wie wird das Wetter heute?“
Der Obdachlose saß immer mit seiner Sammlerbüchse hier an der Ecke. Joe war ein Kriegsveteran, der einen Arm im Kampf verloren hatte. Das erste Mal war Emma ihm begegnet, als sie vor zweieinhalb Jahren des Jobs wegen aus Jersey hergezogen war. Sie hatte ihn freundlich nach dem Weg gefragt, und so waren sie ins Gespräch gekommen.
„Guten Morgen, Emma. Nun, ich würde sagen, es bleibt sonnig.“
Joe war der perfekte Wetterfrosch, und jedes Mal behielt er recht, was das Wetter von New York betraf. Sie gab ihm die geschlossene Thermotasse und reichte ihm das eingepackte Sandwich.
„Danke, Gott segne dich dafür.“
„Nicht dafür, Joe.“
Joe stellte seine Büchse auf den Boden, zwackte ein Stück des Schinkens ab und fütterte ihn an Buddy.
„Lass das, er hat schon gefrühstückt, du nicht. Lass es dir schmecken, wir sehen uns morgen.“
„Ich wünsch dir einen schönen Tag, Emma.“
„Ich dir auch.“
Sie ging weiter, damit Buddy die Nachrichten der Nachbarhunde erschnuppern und seine Geschäfte erledigen konnte. Nach dem Spaziergang stieg sie unter die Dusche, während sich der kleine Mops zu einem Schläfchen in seine Kuschelhöhle zurückzog. Emma zog sich ihr rotes, knielanges Lieblingskleid über, die dazu passende rote Riemchenpumps an und schminkte sich dezent. Bevor sie ging, griff sie nach dem dünnen Chiffonschal, der perfekt zu ihrem Sommerkleid passte, und verabschiedete sich von Buddy, der kurz den Kopf aus seiner plüschigen Schlosshöhle streckte.
„Bis später.“
Auf dem Weg zur Hauptstraße gingen Emma tausend Gedanken durch den Kopf, und einen Moment dachte sie darüber nach, sich bei der Braut als Rubens Sklavin vorzustellen. Nein, das wäre wirklich gemein und würde der Frau den schönsten Tag ihres Lebens ruinieren. Ruben hatte einen Arschtritt verdient, aber nicht seine Braut. Grinsend stieg Emma in eins der New Yorker Taxis, nannte dem Fahrer die Adresse. Ihre Anwesenheit würde reichen. Die Angst davor, was sie tun könnte, würde Ruben einen ordentlichen Dämpfer verpassen, und Emma würde es genießen. Ja, das hatte er wirklich verdient.
Das Haus war weiß und hellblau dekoriert, als Emma durch den offenen Eingang trat. Überall verteilten sich die edel gekleideten Hochzeitsgäste in den Räumen, und im hinteren Teil befand sich ein riesiger Garten, in dem die eigentliche Feier stattfand. Emma griff wie selbstverständlich nach einem Glas Sekt, das ein hellblau gekleideter Kellner auf einem Tablett vorbeitrug. Sie war noch nie in Rubens Haus gewesen und war erstaunt, wie riesig es war. Von seinem Abteilungsleitergehalt konnte er sich das nicht leisten. Wieder einmal wurde ihr bewusst wie wenig sie über den Mann wusste, der bis gestern ihr Dominus war und weiterhin ihr Vorgesetzter bleiben würde. Die kleinen Blumenmädchen in ihren weißen Rüschenkleidchen spielten Fangen und rannten einander kichernd hinterher. Eine Frau in einem dunkelgrünen Samtkostüm ermahnte eines der Mädchen aufzupassen, dass sie nicht hinfiel und das Kleid schmutzig machte. Es war nicht sicher, welchen der kichernden Zwerge sie damit gemeint hatte. Emma schlenderte durch den hübsch geschmückten Garten auf der Suche nach dem Brautpaar. Die mittig auf dem Tanzparkett platzierte mehrstöckige Torte war angeschnitten, und die Braut verteilte geduldig die Kuchenstücke an ihre Gäste.
Emma hätte Ruben fast nicht wiedererkannt, in seinem schicken weißen Frack und dem Zylinder, der ihm ständig vom Kopf zu rutschen drohte. Er drehte sich zu seiner Frau und lächelte verliebt. Emma trat näher, zögerte dann jedoch. Das Brautpaar wirkte so glücklich, und für den Bruchteil eines Augenblicks überkam Emma das schlechte Gewissen. Was zum Teufel machte sie hier eigentlich? Als Ruben sie entdeckte, stand sie stocksteif da und starrte ihn an. Das Stirnrunzeln in seinem Gesicht wurde stärker, dann trat Entsetzen in seine Augen, und ein Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn. Ruben sagte kurz etwas zu seiner Braut und kam mit energischen Schritten näher. Emma suchte einen Fluchtweg, doch dann besann sie sich wieder, warum sie hergekommen war. Sie schlug einen Bogen um Ruben und beeilte sich, der Braut näherzukommen. Nachdem sie sich einen der kleinen Kuchenteller vom Tisch genommen hatte, blieb sie vor Mrs. Kelly Eastwick stehen und lächelte.
„Herzlichen Glückwunsch.“
Überrascht sah die hübsche Rothaarige Emma an.
„Sie sehen toll aus. Das Kleid ist wie für Sie gemacht.“
Und das war es in der Tat. Die weiße Wildseide betonte ihre schlanke Figur und bewegte sich sanft mit jeder Bewegung. Auf ihren zarten Schultern hielten hellblaue Bänder das Oberteil, und winzige Blüten hoben sich als Stickerei an ihrem Ausschnitt empor. Ihr Haar war nicht mit einem Schleier verdeckt, sondern mit weißen und hellblauen Bändern durchwoben, die mit einer kleinen, glitzernden Krone verbunden waren. Die Braut sah umwerfend schön aus.
„Vielen Dank. Ähm, kennen wir uns?“
Emma schüttelte den Kopf und lächelte noch immer.
„Nein, ich bin …“
Sie hielt inne und suchte Rubens Blick, der wieder neben seiner Braut aufgetaucht war.
„Sie ist, äh, eine Arbeitskollegin.“
Ruben wischte sich mit der flachen Hand über die Stirn und sah nervös in Emmas Gesicht.
„Richtig, wir sind Arbeitskollegen, und er ist mein …“
Jetzt zögerte sie es absichtlich hinaus und genoss Rubens Nervosität.
„Abteilungsleiter.“
„Ah, das ist schön. Ich bin Kelly.“
„Emma Perkins.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Emma. Ich wünsche Ihnen viel Spaß auf der Feier.“
„Und ich wünsche Ihnen …“
Wieder huschte ihr Blick zu Ruben hinüber, dem mittlerweile der Hemdkragen zu eng geworden schien.
„Alles Glück auf dieser Welt.“
Kelly seufzte gerührt über die liebenswürdigen Wünsche und gab Emma ein Stück Torte auf den Teller. Emma drehte sich langsam um und ging, wissend, dass sich Rubens Blick in ihren Rücken bohrte. Sie hatte, wofür sie hergekommen war. Ohne den Kuchen anzurühren, ließ sie ihren Blick über die lachenden Gäste gleiten und fühlte sich nicht dazugehörig. Ein wenig schämte sie sich sogar dafür, auf dieser Feier hereingeplatzt zu sein. Aber Rubens Anblick war die Reise wert gewesen. Emma stellte den unberührten Teller auf einem Tisch ab und war im Begriff den Garten zu verlassen, als ein Ruck an ihrem Schal sie zurückhielt.
„Hast du deine Rache genossen?“
Die Stimme war ihr bekannt. Für einen Moment schloss Emma die Augen. Ihn hatte sie vollkommen vergessen. Natürlich war der beste Freund des Bräutigams auf der Hochzeitsfeier. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in Emmas Nacken aus, als sie sich zu Cedric umdrehte und die Wärme seines Lächelns umfing sie.
„Willst du etwa schon gehen und ihn erlösen? Er hat noch ein wenig mehr Qualen verdient.“
Er griff nach dem Kuchenteller, den sie abgestellt hatte, und hielt ihn Emma entgegen.
„Ich würde ihn nicht so leicht davonkommen lassen.“
Cedric drehte sich seitlich zu ihr, bot ihr seinen Arm an und schmunzelte verschwörerisch. Hatte er doch nichts von Rubens Plänen gewusst? Emma zögerte und musterte den hübschen Mann, dessen Körperduft ihr köstlich in die Nase stieg. Oh Gott, er roch einfach verdammt gut. Er hob seine rechte Augenbraue wie eine nonverbale Aufforderung. Emma streckte ihre Hand nach dem Teller aus, zögerte erneut.
„Ich bin nicht eingeladen und sollte jetzt besser gehen.“
„Meine offizielle Hochzeitsbegleitung ist mir irgendwo abhanden gekommen.“
Mit einem enttäuschten Seufzen wandte er sich wieder zu Emma.
„Sie ist ein Dreikäsehoch, ungefähr zehn, und trägt eine Zahnspange. Ein weiteres Gespräch über ihr Puppenhaus ertrage ich nicht. Bitte rette mich.“
Emma lachte auf und schüttelte ihren Kopf.
„Bitte?“
Mit einem tiefen Atemzug nahm sie ihm den Teller aus der Hand und hakte sich bei ihm unter. Etwas an seiner Art verwirrte sie, und in dem Moment als er ihr einen Stuhl zurecht rückte, wusste sie auch wieder, was es war. Cedric benahm sich in keinster Weise dominant, dabei spürte sie an ihrem Hintern noch deutlich seine Spuren. Sie verzog ein wenig ihr Gesicht, als sie sich setzte, doch er schien es gar nicht mitbekommen zu haben, zog einen weiteren Stuhl heran und setzte sich neben sie. Das dumpfe Pochen ihres Gesäßes machte sie nervös, noch viel mehr allerdings seine Nähe. Mit den Fingern berührte er ihren Chiffonschal und ließ ihn über seine Hand gleiten. Die Gestik wirkte nachdenklich und beiläufig, hinterließ aber in Emma einen wohligen Schauder, als hätte er ihre Haut direkt berührt.
„Erzähl mir etwas über dich, du kommst nicht von hier, oder?“
Sie war in Glassboro, New Jersey geboren und hatte ihre Kindheit auf etlichen Armeestützpunkten in den Staaten verbracht. Von seinem letzten Einsatz im Irak war ihr Vater nicht mehr heimgekehrt. Ihre Mutter hatte sie im Alter von zehn Jahren verloren, während der Geburt ihrer kleinen Schwester, die ebenfalls nicht überlebte. Nach dem Tod ihres Vaters musste sie laut Statuten den Stützpunkt verlassen und zog nach New York.
Emma war überrascht, wie interessiert Cedric ihr Gesicht betrachtete, während er sie ausfragte. Sein Interesse an ihr verwirrte sie, vor dem Hintergrundwissen, was er war. Im Garten wurden von den Kellnern die ersten Fackeln entzündet und Lampions aufgehängt, was dem Ambiente eine herrlich romantische Note gab. Emma beobachtete lächelnd das tanzende Brautpaar und war sich gar nicht bewusst, dass Rubens Blick immer noch nervös wirkte, wenn er in ihre Richtung sah. Cedric lachte leise auf.
„Was ist so lustig?“
„Ruben hat noch immer Angst, du könntest ihn vor seiner Braut und der Familie bloßstellen. Ich frage mich, was in der Zeit, seit ich nicht mehr hier lebe, mit ihm passiert ist.“
„Du lebst nicht in New York?“
„Nein, ich lebe und arbeite seit einem Jahr in Miami Beach City, ein hübsches Fleckchen Erde. Der Geruch von Meerwasser, die Sonne, die Strände.“
Ob er wohl am ganzen Körper so gebräunt war? Emma schmunzelte über diesen Gedanken, und es reizte sie, es herauszufinden. Cedric war so vollkommen anders als Ruben, der selbst in der Firma seine Dominanz wie einen Schild vor sich hertrug. Cedric hingegen war sich seiner Selbst absolut bewusst, wirkte selbstsicher, gefestigt, doch er schien es unnötig zu finden, sich entsprechend seiner Neigung zu verhalten. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht und Emma war versucht, sie fortzustreicheln, doch beherrschte sich. Fast wäre ihr ein leises Seufzen entschlüpft, als er es mit einer legeren und scheinbar unbewussten Handbewegung selbst tat. Er wirkte dabei umwerfend anziehend. Ein langsamer Song wurde von der Band angespielt.
„Möchtest du tanzen?“