Absurde Wege - Wolfgang Wagner - E-Book

Absurde Wege E-Book

Wolfgang Wagner

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Beschreibung

Zur 30-jährigen Abiturfeier in Hamburg ist auch Fabian Wegener (49, verwitwet, Rechtsanwalt) angereist. Am Tag davor lernt er im Hotelfoyer Bettina Maron (45, ledig, Lehrerin) kennen. Sie verbringen einen lustigen, intensiven Abend. Beide spüren, dass daraus mehr werden könnte. In der Nacht wird Fabian im Hotelzimmer erschossen. Es geht um Wut, Zorn, Rache, Schuld und die Absurdität des Lebens.

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Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Wolfgang Wagner

Absurde Wege

Krimi

Engelsdorfer Verlag Leipzig 2025

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Angaben nach GPSR:

www.engelsdorfer-verlag.de

Engelsdorfer Verlag Inh. Tino Hemmann

Schongauerstraße 25

04328 Leipzig

E-Mail: [email protected]

Copyright (2025) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Der Autor hat seinen Roman mit KI, das heißt mit seiner künstlerischen Intelligenz geschrieben

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

Er ging die Hoteltreppe zum Foyer hinunter, als er auf der drittletzten Stufe innehielt. Die Frau vor der Rezeption kam ihm bekannt vor. Er scannte sein Gedächtnis. Die Frau war wahrscheinlich Mitte vierzig, hatte eine sportliche Figur und war leger gekleidet. Dann war sie fertig und er konnte ihr Gesicht sehen. Er ging die letzten Stufen hinunter und auf die Frau zu.

„Hallo! Ich glaube, wir kennen uns.“

Sie schaute ihn an, sagte aber nichts.

„Ich weiß, das ist keine besonders originelle Anmache, aber ich glaube, Sie kommen auch aus dem Ammerland.“

Auf ihren Lippen konnte er ein Lächeln sehen, aber sie sagte immer noch nichts.

„Vor ein paar Wochen haben wir uns auf der Hochzeit des Enkels von Bauern Herms gesehen.“

„Ja, das kann sein.“

Sie hatte ihn gesehen, denn er war sehr groß und sah nicht schlecht aus.

„Ich darf mich vielleicht kurz vorstellen: Ich heiße Fabian Wegener und bin Rechtsanwalt in Bad Zwischenahn. Und auf manchen Dorffesten habe ich Sie auch gesehen.“

„Jetzt dämmert es bei mir etwas. Sie waren doch immer in Begleitung einer attraktiven Frau. Übrigens, ich heiße Bettina Maron aus Westerstede.“

Er machte eine längere Pause.

„War, das ist richtig. Sie ist seit zwei Jahren tot.“

„Das tut mir leid. War sie schwer krank?“

„In Bad Zwischenahn fahren wir alle viel Fahrrad. Sie wollte in die Stadt fahren, um ein paar Besorgungen zu machen. Da kam ihr ein Schäferhund in die Quere. Sie ist vom Fahrrad gestürzt und auf den Bordstein geknallt, auf den Kopf. Obwohl sie einen Helm trug, war sie sofort tot.“

„Das ist ja schrecklich.“

„Ein absurder Tod, wie der des Schriftstellers Albert Camus.“

„Der sagt mir leider nichts.“

„Muss er auch nicht. Ich hatte auf dem Gymnasium einen Leistungskurs Französisch und da haben wir uns mit ihm und seinem Werk beschäftigt.“

Sie mochte seine Stimme, die noch so jung und warmherzig klang.

„Und wie ist Camus gestorben?“

„Er war in Südfrankreich und wollte mit dem Zug zurück nach Paris fahren. Da kam das Angebot seines Verlegers oder seines Sohns, ihn im Auto mitzunehmen. Dann wäre er schneller in Paris gewesen. Deshalb nahm er an und das Auto prallte gegen einen Baum. Der Fahrer und Camus waren sofort tot.“

„Oh!“

Sie schwieg eine Weile. Zunächst sah er sie an, dann auf ihre Hände.

„Sie müssen Camus nicht kennen; jeder liest andere Sachen, Und was haben Sie für Hamburg geplant?“

„Morgen möchte ich in die Caspar David Friedrich-Ausstellung gehen und für den Abend habe ich eine Karte in der Elbphilharmonie.“

„Toll! Etwas Klassisches?“

„Ja und nein; David Garrett.“

„Geige habe ich auch früher gespielt, allerdings hat es nur bis zum Schulorchester gereicht. Ich bin übrigens in Düsseldorf geboren, dann ging's nach Stade, wo ich das Athenaeum besucht habe. Und während meines Studiums sind meine Eltern nach Bad Zwischenahn gezogen. Mein Vater war Arzt.“

„Dann sind Sie ja viel rumgekommen.“

„Und was machen Sie heute Abend? Ich hoffe, die Frage ist nicht zu privat.“

Sie lächelte ihn an.

„Dann könnten wir vielleicht zusammen etwas machen.“

„Was schwebt Ihnen vor?“

„Ich möchte gern etwas essen und dann den Abend bei einem Glas Bier ausklingen lassen.“

„Kann es auch Wein sein?“

„Bestimmt.“

„Ich bringe meinen Koffer aufs Zimmer und mache mich etwas frisch. Wie wär's in einer Viertelstunde?“

„Ich warte dort drüben in der Sitzecke. Ich freue mich auf den Abend mit Ihnen.“

Er setzte sich in einen bequemen Sessel in einer Ecke des Foyers. Er staunte über sich selbst, dass er diese Frau, die er nur vom Sehen kannte, angesprochen hatte. Was noch erstaunlicher war, war, dass sie zugestimmt hatte. Sie machte wirklich einen freundlichen, offenen Eindruck. Er war auf den gemeinsamen Abend mit ihr gespannt.

Sie öffnete die Hoteltür mit der Karte: Ihr Zimmer lag in der zweiten Etage und sie konnte im Hintergrund sogar die Elbphilharmonie sehen. Sie hängte die weiße Bluse und die schwarze Hose in den Schrank. Dann machte sie sich frisch und zog ein frisches T-Shirt an. Sie war überrascht, dass er sie angesprochen hatte. Und sie würden einen gemeinsamen Abend in Hamburg verbringen. Sie war aufgeregt wie ein Teenager.

Sie kam die Treppe herunter, gab ihren Zimmerschlüssel an der Rezeption ab und kam lächelnd auf ihn zu. Er erhob sich vom Sessel.

„Ich hatte Angst, dass Sie nicht kommen würden, dass ich das alles nur geträumt hätte.“

„Da bin ich.“

„Wenn wir Studenten wären und noch jung, würden wir uns duzen.“

„Gute Idee! Ich heiße Bettina.“

„Und ich Fabian.“

„Was hätten Sie gemacht, wenn Sie allein durch Hamburg gegangen wären?“

„Ich hätte einen Spaziergang an der Alster entlang nach Winterhude gemacht. Da kann man teure Villen bestaunen, das Viertel gilt als chic, sehr angesagt. Und dann zur Hafen City, die ist recht neu. Da wollte ich dann eine Kleinigkeit essen.“

„Bin dabei.“

Sie waren ein Stück schweigend nebeneinander hergegangen, als Fabian unvermittelt fragte,

„Bist du eigentlich verheiratet?“

„Du bist aber neugierig. Ich war sehr lange, über zwanzig Jahre, mit einem Mann zusammen, aber wir hatten zwei getrennte Wohnungen.“

„Und dann? Was ist passiert?“

„Er wollte immer mehr über mich bestimmen, kritisierte die Einrichtung meiner Wohnung und meine Kleidung. Dann wollte er in eine gemeinsame Wohnung ziehen, was ich abgelehnt habe. Ich wollte meine Unabhängigkeit bewahren.“

Er sah sie von der Seite an und hörte aufmerksam zu.

„Das konnte und wollte er nicht akzeptieren, er hat Schluss gemacht, was mir recht war.“

„Ich kann dich gut verstehen; meine verstorbene Frau war auch sehr stark und wollte auch immer möglichst unabhängig sein, auch in finanziellen Dingen.“

„Was hat sie beruflich gemacht?“

„Sie war Physiotherapeutin.“

Sie hatten die Alster erreicht und immer wieder stellte Fabian Fragen oder Bettina.

„Und wie habt ihr das geschafft, Beruf, Kinder und Haushalt unter einen Hut zu bekommen?“

„Das hat eigentlich gut geklappt. Einer von uns war immer da, wenn die Kinder zu Hause waren.“

„Und wer hat gekocht?“

„Meistens meine Frau, aber ich habe die Einkäufe erledigt.“

Nach 500m sahen sie eine Bank, die in der Sonne stand.

„Wollen wir uns da einen Moment hinsetzen?“

„Gern.“

„Ich sehe da hinten ein Café. Da könnten wir etwas trinken.“

„Noch besser.“

Sie fanden noch einen kleinen Tisch auf der Terrasse.

„Für mich einen Cappuccino.“

„Und für mich ein Wasser und ein kleines Eis: Schokolade und Vanille.“

Er schaute sie lange an.

„Über mich weißt du jetzt schon eine Menge. Und was muss ich aus deinem Leben wissen?“

„Dass ich Lehrerin in Westerstede bin, hatte ich, so glaube ich, schon erwähnt. Ich habe eine kleine Wohnung, singe in einem Chor und spiele Tennis.“

„Und macht dir die Schule noch Spaß?“

„Ja, das kann ich ohne Einschränkung sagen. Ich mag meine Arbeit mit jungen Menschen. Aber Westerstede ist nicht Hamburg. Ich kann mir vorstellen, dass das Unterrichten hier kein Zuckerschlecken ist.“

Er aß nunmehr sein Eis.

„Und was hast du für Klienten?“

„Das sind oft nur Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Mietrückstände sollen eingeklagt werden. Es gibt natürlich auch Fälle, die vor Gericht landen.“

Sie schauten beide den Segelbooten nach, die immer wieder das Wasser kreuzten. Was war das für ein Gefühl, das sie durchströmte? In Fabians Gegenwart fühlte sie sich sicher und wohl. Er hatte eine angenehme, sonore Stimme, sprach ruhig und konnte zuhören.

Es war das erste Mal nach dem Tod seiner Frau, dass er Interesse an einer Frau hatte, großes Interesse. Sie hatte blaue Augen, ihre Lippen waren rund und der Klang ihrer Stimme war warmherzig. Eine bemerkenswerte Frau..

Mit ihrer Frage riss sie ihn aus seinen Gedanken.

„Hast du Kinder?“

„Ja, wir haben zwei Kinder. Evelyn ist jetzt 21 und studiert Medizin in Düsseldorf. Wie ihr Opa; mein Vater war auch Arzt. Und Jacqueline ist 19. Sie ist zurzeit in Neuseeland. Vielleicht kennst du das Programm ' Work and Travel '.“

„Und wie viele Mitarbeiter gibt’s in deiner Kanzlei?“

„Nur eine Rechtsanwaltsgehilfin. Sie ist kompetent und freundlich und ist schon seit 15 Jahre bei mir.“

„Ich bin ziemlich neugierig. Du musst mir sagen, wenn ich dir damit auf den Geist gehe.“

„Nein, nein! Wir wollen doch etwas über das Leben des anderen erfahren, oder?“

Nach einer längeren Pause fragte sie ihn erneut: „Hast du nach dem Tod deiner Frau keine Frauenbekanntschaften gehabt?“

Er schmunzelte, dann antwortete er: „Nur einmal: da war ich mit einer ganz netten Frau in einem griechischen Restaurant. Es war eigentlich ein ganz schöner Abend, aber am nächsten Tag schrieb sie mir eine Mail. Ich hätte den ganzen Abend nur von meiner Frau gesprochen, sie habe immer griechischen Salat mit Rotwein bestellt, wie schön sie unser Haus eingerichtet habe, wie gut sie unsere Töchter erzogen habe. Sie hätte keine Lust, sich das den ganzen Abend anzuhören.“

„Heute Abend hast du doch kaum von ihr gesprochen.“

Er ging darauf nicht ein.

„Übrigens, ich war mal in Hamburg, da habe ich eine sehr nette, offene Frau im Foyer eines Hotels angesprochen. Und wir haben gemeinsam den ganzen Abend verbracht, ohne uns zu langweilen.“

Ihre gepflegten schlanken Hände lagen auf dem Tisch des Cafés. Er legte seine darauf und sie nahm ihre Hände nicht weg.

„Ich bekomme langsam Hunger. Und du, Bettina?“

„Ich habe schon großen Hunger.“

„Sollen wir zur Hafen City mit der U-Bahn fahren?“

„Ist das weit?“

„Nicht wirklich.“

„Dann schaffen wir das auch noch zu Fuß.“

Die meisten Restaurants hatten draußen eine Speisekarte hängen oder wiesen auf Tafeln auf ein paar Gerichte hin.

„Hier könnte ich mehrere Gerichte essen.“

„Gut, dann gehen wir hinein. Oder wir finden noch einen kleinen Tisch auf der Terrasse. Ich will heute endlich Gebratene Scholle 'Finkenwerder Art ' essen. Ich habe zwar in Hamburg studiert, aber nie eine gegessen.“

„Die esse ich auch.“

Er schaute von seinem Teller auf.

„Ich bin froh, dass ich, bevor ich 50 werde, endlich eine Finkenwerder Scholle gegessen habe. Die ist echt lecker mit dem Speck.“

„Finde ich auch, aber du bist schon so alt?“

Sie lachte.

„War ein Scherz!“

„Darf ich dir mit meinem Holsten zuprosten?“

„Wenn ich mit meinem Weißwein reagieren kann.“

Er schaute auf seine Uhr.

„Sollen wir den schönen Tag hier ausklingen lassen oder möchtest du noch einmal das Lokal wechseln?“

„Mir gefällt es hier auf der Terrasse sehr gut und es ist ja auch noch nicht zu kalt.“

„Dann bestelle ich noch ein Holsten und einen Weißwein.“

„Und Mineralwasser.“

„Hast du noch nie versucht, auf einer Dating-Plattform eine Frau kennenzulernen?“

„Das ist nichts für mich. Und im Übrigen habe ich zurzeit keine Langeweile. Unsere Töchter sind zwar auch aus dem Haus, was normal ist. . Ich habe meinen Beruf, habe Freunde und ab und zu spiele ich Golf.“

„Golf hast du bisher noch nicht erwähnt.“

„In Bad Zwischenahn ist vor Jahren ein neuer Golfplatz gebaut worden und mein Onkel hat mich mitgenommen. Ich habe die Platzerlaubnis erworben und mittlerweile ist es für mich ein toller Sport, obwohl ich viele Fehler mache. Aber wenn ich auf dem Golfplatz bin, bin ich total entspannt.“

„Du hast ja gerade gesagt, dass du online dating nicht magst. Bist du total sozialtot?“

„Wie bitte? Ich habe dich nicht verstanden.“

„Ich habe vor einer Woche das Wort von meinen Schülern und Schülerinnen gelernt.“

„Und was heißt das genau?“

„So wird jemand genannt, der in den sozialen Medien nicht unterwegs ist.“

„Gut, dann bin ich sozialtot, aber menschliche Kontakte habe ich viele. Ich muss mal kurz für kleine Jungen.“

Als er zurückkam, hatte sie den Eindruck, dass er absichtlich ihre Haare berührt hatte, aber vielleicht war das auch nur ein Wunschtraum gewesen.

„Wollen wir im Foyer des Hotels den wunderschönen Abend ausklingen lassen?“

„Lieber hier.“

„Dann bestelle ich noch einmal dasselbe.“

„Gern, aber ohne Wasser.“