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In die Erde versinkende Weihnachtbäume, Licht, das nicht verschwindet, Zucker, der sich rar macht, alles in den Weihnachtsgeschichten mit und ohne Zutun von Eulenspiegel und den geistreichen Ideen der Leute von Schilda, bereichert durch weihnachtliche Gedichte. Freuen Sie sich auf fantasievolle Geschichten und nachdenkliche Gedichte. Zu lesen wie ein Adventskalender.
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Seitenzahl: 39
Für
Siegfried
Dem belesenen Denker in unserer Familie
1.
Advent
1. Schildaweihnacht
2. Satellitenweihnacht
3. Naturweihnacht
4. Fallende Sterne
5. Verlassene Weihnacht
6. Drei-Sterne-Kaufhaus
7. Geweißte Weihnacht
2.
Advent
8. Süßes nachweihnachtliches Dekret
9. Fliegende Weihnachtsbücher
10. Kinderbaumkind
11. Abschiedsweihnacht
12. Das Christrosenengelskind
13. Weihnachtskeim
14. Das erste und größte Weihnachtsgeschenk
3.
Advent
15. Einmalig(e) verkehre Weihnachtswelt
16. Krippenmitte
17. Festlicher Kassensturz
18. Seltene Gabe
19. Ankommende Weihnacht
20. Weihnachten im Himmel
21. Weihnachtschauen in Kinderaugen
4.
Advent
22. Weihnachten - Unter dem Erdkreis
23. Die Kraft der Weihnacht
24. Achtung! Weihnachten
25. Gefärbte Weihnacht
26. Getragene Wärme
27. Josef, Hirte der Weihnacht
28. Draußen im Weihnachtsgarten
Als die Bürger von Schilda ihr Rathaus fertig gebaut hatten, merkten sie, dass an Fenster und Türen nicht gedacht war. Also trugen sie mit allen verfügbaren Gefäßen Licht ins Haus und schafften auf diese Weise von morgens bis abends. Soweit ist die Geschichte bekannt. Nach verrichteter Arbeit stellten sie jedoch fest, dass sie zu viel Licht hineingetragen hatten, überall strahlte es derart hell, dass man die Augen kaum auftun konnte und die Köpfe der Beamten glänzten wie frisch poliertes Porzellan. Das Licht wieder herauszutragen, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Nicht umsonst habe man sich einen ganzen Tag mit der kostbaren Last abgeschleppt.
Lasst uns Fenster einbauen, um das Licht hinauszulassen, schlug einer ihrer Klügsten vor. Wir lassen sie gerade so lange offen, bis alles zu viel herangeschleppte Licht hinausgegangen ist. Von dem ersten Plan aber waren sie klüger geworden und beschlossen, einem hoch wissenschaftlichen Experiment gleich, erst einmal ein einziges Fenster einzubauen. Gedacht, beschlossen, befohlen und getan.
Nach kurzer Zeit war ein Loch hineingebrochen in der Größe, dass einer von ihnen gerade das Haupt hindurchstecken konnte. Natürlich war dies strengsten verboten, denn wie sollte das Licht nach draußen entweichen, wenn ein Kopf im Fenster steckte. Gebannt starrten alle auf die neu geschaffene Öffnung. Aber es geschah etwas Seltsames. Immer mehr Licht strömte hinein und das alte Licht war nicht zu bewegen, herauszugehen. Warum auch, war es doch in dem neuen Rathaus schön und hell und warm, dass sich einer wie das Licht recht wohlfühlen konnte. Mehr jedenfalls, als sich draußen mit dem kalten Wind oder mit lästigen Regentropfen herumzustreiten.
Wir sollten das Fenster jetzt verschließen und es nicht wieder öffnen, schlug ein nächster vor. Vielleicht ist das Licht nachts zu bewegen, unser schönes Rathaus zu verlassen.
Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und dem klugen Ratgeber erwies man die Ehre, dass er seinen Kopf als Stopfen in die Öffnung steckte, damit am Tage nicht noch mehr Licht hereinkäme. Mit dem ersten Anbruch der Nacht könne er dann wieder den Kopf zurückziehen. Von neuem gedacht, beschlossen, befohlen und getan.
Der Ausgewählte steckte seinen Kopf nach draußen und alle anderen Bürger von Schilda starrten auf das Geschehen, solange bis die Sonne Anstalten machte, unterzugehen.
Einigen kam es vor, als komme trotzdem mehr Licht ins Rathaus, deshalb stopften sie alles Mögliche zwischen Kopf und Fenster, dem Licht zu wehren, weiter in ihr schönes Rathaus zu strömen. Von Zeit zu Zeit kletterte jemand außen am Gebäude eine große Leiter hoch und steckte Essbares und Wasser in den Kopf, damit ihr tapferer Vorstreiter dem Licht weiter standhalten konnte.
Endlich kam der Abend und es galt, wie aus einem Abfluss den Stöpsel, den Kopf aus dem Fenster zu bekommen. Eine schwierige Angelegenheit, denn den ganzen Tag hatte die Wintersonne auf den Kopf geschienen, dass er nun auf das Doppelte angeschwollen war. Alle Versuche schlugen fehl und langsam wurde es für den armen Teufel gefährlich, hörte er doch die Ersten von Messern und Sägen reden. Schließlich einigte man sich, von außen kaltes Wasser auf das angeschwollene Gebilde zu schütten, bis es abgekühlt und so klein geworden, dass es sich herausziehen ließ. Die Tüchtigsten gruben in die Erde ein tiefes Loch, bis dunkles Wasser zum Vorschein kam, das allerdings bedenklich stank, floss doch in der Nähe des Loches die Abflussgülle der Stadt vorbei.