Geglichenes - Renier-Fréduman Mundil - E-Book

Geglichenes E-Book

Renier-Fréduman Mundil

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Beschreibung

Die folgende Sammlung in 4 Bänden enthält etwas über 60 Kurzgeschichten, jede Kurzgeschichte baut auf einer aus dem Neuen Testament stammenden Bibelstelle gleichnishaft auf und ist auf unsere Zeit übertragen. Zwischen den Geschichten findet sich jeweils ein Aphorismus, eine kurze Zeit zum Verschnaufen, eine kurze Zeit vielleicht doch zum Nachdenken, eine kurze Zeit vielleicht auch zum weiteren Vertiefen. Obwohl Christus für seine Gleichnisse den damaligen für uns nur noch seltenen Alltag benutzte, hinterlassen sie trotzdem auch heute einen tiefen Eindruck. Sie sind leicht zu merken mit einer versteckten wichtigen Botschaft, die wir entdecken, denken wir darüber nach. Ich lade Sie ein, sich tiefer damit zu befassen und die Lebendigkeit für unseren heutigen Alltag darin zu erkennen.

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Seitenzahl: 80

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Für

Christoph

Inhaltsverzeichnis

1 Der Kopflanger

2 Die hölzerne Erleuchtung

3 Der lebende Tod

4 Der ewig besetzte freie Platz

5 Der Kriegsbumerang

6 Das Unlos

7 Armer Reichtum

8 Das nahe Fremde

9 Der Ein-Wort-Glaube

10 Reinwaschung im Trüben

11 Das erste letzte Ma(h)l

12 Verkehrtes von grünen und dürren Ästen

13 Feindlich geeinte Scheinfreundschaft

14 Der besiegte (auferstandene?) SchwarzeTod

15 Der Tod hoch drei (Tod3?)

16 Zufällige Schuld

1.

Der Kopflanger

Der Junge stand in der kargen Behausung, die seinem Großvater Obdach bot. Ein einziger Raum, abgetrennt durch einen Vorhang wie im Tempel, ein Schlafgemach, in dem sich der Alte Tag für Tag zur Ruhe bettete.

Noch schaffte er es, seinen alten Körper allein zum Lager zu tragen. Die Nächte waren unruhig geworden, Erlebnisse vergangener Jahre erwachten in der Ruhe der Nacht und geisterten durch den Schlaf. Am Tage wechselten sie mit Müdigkeit, zum Ende kehrte sich alles in die Wachheit des Tages, in den Schlaf der Nacht, das Leben in den Tod.

Der Alte lag müde auf dem Boden, seine Augen reichten nicht mehr bis zum Eingang, wo der Junge stand. Kaum weiter die Entfernung, aus der seine Ohren noch gesprochene Worte wahrzunehmen imstande waren.

Mutter schickt dir diesen Laib Brot, sagte der Junge.

Der Alte hatte es längst gemerkt, seine Nase hatte nichts an ihrer Fähigkeit verloren, aus tausend Gerüchen einen einzigen herauszufiltern.

Warum ungesäuertes, fragte der Alte, warum schickt deine Mutter ungesäuertes Brot?

Sie hat wenig Zeit. Das Vieh, Vater ist krank, sie muss die viele Arbeit allein schaffen.

Der Vater krank? Woran leidet er?

Wir wissen es nicht. Er redet nicht mehr. Kaum noch. Liegt tagelang auf seinem Lager. Manchmal steht er auf, taucht seine Hände in einen Wasserkrug und murmelt dabei unverständliche Worte.

Was du nicht sagst? Habt ihr die Worte nie verstehen können?

Selten, und dann nur wenige. Es sind immer dieselben. Aber kaum zu verstehen.

Erzähl! Woran kannst du dich erinnern?

Er spricht von Unschuld. Das Wasser ist unschuldig. Dass er sich deshalb die Hände darin wäscht.

Hat er es noch immer nicht überwunden?

Der Junge schwieg. Er wusste nicht, wovon der Alte sprach.

Er hat die Krone geflochten, sprach der Alte. Für einen König hat er die Krone geflochten.

Eine Krone?, fragte der Junge. Wer kann eine Krone flechten? Sie ist doch aus Gold und wird geschmiedet.

Es gibt viele Kronen. Aber nur eine aus Dornen.

Eine Dornenkrone? bohrte der Junge. Eine Dornenkrone, für wen ist eine Dornenkrone?

Für einen König. Das heißt, für jemanden, der ein König ist und er ist es dennoch nicht.

Ich verstehe deine Worte nicht, unterbrach der Junge.

Es ist anmaßend, nicht wahr? Wenn jemand behauptet, ein König zu sein und ist nur ein armer Zimmermann. Wie würdest du ihn bezeichnen?

Vielleicht ist er der König der Zimmerleute, weil er die schönsten Häuser bauen kann.

Davon sprach er, antwortete der Alte. Er wollte zu seinem Vater, um für uns dort Wohnungen zu bauen. Wir haben uns gefreut. Alle haben sich gefreut. Und plötzlich wollte er den Tempel einreißen. Unseren schönen, großen Tempel. Ja! Einreißen und in drei Tagen neu bauen.

Wie man kann einen Tempel in drei Tagen aufbauen?

Nicht so einen schönen wie unseren großen Tempel.

Deshalb hat er die Dornenkrone bekommen?

Ja, deshalb und wegen anderer Dinge. Das kannst du erst später verstehen.

Lausch eifrig, was der Rabbi dir erklären wird. Alles musst du dir merken. Es muss sich in deinen Kopf einbrennen, wie eine Kerze sich ins Papier frisst. Damit du es nie vergisst. Denn es werden andere, falsche Könige kommen. Er selbst hat es gesagt.

Vater hat die Dornenkrone geflochten? fragte der Junge stockend.

Sie haben ihn gezwungen. Die Soldaten.

Verstehst du? Soldaten können dich zu allem zwingen. Auch eine Dornenkrone zu flechten

Ist er deshalb krank?

Es mag sein, erwiderte der Alte. Ich bin kein Arzt. Aber es kann der Grund sein.

Der Junge legte den Brotlaib auf den Tisch und verließ die Hütte. Kurz darauf kehrte er noch einmal zurück.

Was ist aus dem König mit der Dornenkrone geworden?

Sie haben ihn gekreuzigt. Er hat das ganze Volk durcheinandergebracht. Sie haben ihn gekreuzigt

Wo?