Agenten unter Feuer - Günter Dönges - E-Book

Agenten unter Feuer E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Sergeant Wallby von der amerikanischen Kanalpolizei stieg über die Treppe hinauf zur Brücke der »Salvador«. Sein breites, glattrasiertes Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Lächeln, als Kapitän Limon aus der Kapitänskajüte kam und mit schnellen, kleinen Schritten auf ihn zukam. »Alles in Ordnung?« fragte Kapitän Limon. Er war ein dicklicher, untersetzter Mann von etwa fünfzig Jahren. Er fuhr mit einem riesigen roten Taschentuch über die stark ausgebildete Stirnglatze und wischte sich die Schweißperlen weg. Kapitän Limon trug eine Art Pyjama, dessen Jacke aufgeknöpft war und den Blick auf seine dicht behaarte Brust freigab. »Alles in Ordnung, von uns aus können Sie losmachen und abfahren.« Sergeant Wallby reichte das dicke Bündel der Schiffs- und Ladepapiere an Kapitän Limon weiter. Der Kapitän des Frachters nahm das Bündel achtlos entgegen und schob es in ein Wandbord. »Mal 'ne Frage im Vertrauen«, sagte er dann zu Sergeant Wallby. Sein Amerikanisch war hart akzentuiert. »Warum haben Sie meinen Kahn fast auf den Kopf gestellt, Sergeant?« »Hab' ich das?« gab der Sergeant neutral zurück. Er schüttelte sich eine Zigarette aus der Packung, die er einer Tasche seiner stramm sitzenden Hose entnommen hatte, und zündete sie an. »Ich fahr' ja nicht zum ersten Mal durch den Kanal«, meinte Kapitän Limon. »Vielleicht sind wir hinter Gaunern her«

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Der exzellente Butler Parker – 96 –

Agenten unter Feuer

Günter Dönges

Parker, Schüsse und Agenten

Roman von Gunter Dönges

Sergeant Wallby von der amerikanischen Kanalpolizei stieg über die Treppe hinauf zur Brücke der »Salvador«. Sein breites, glattrasiertes Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Lächeln, als Kapitän Limon aus der Kapitänskajüte kam und mit schnellen, kleinen Schritten auf ihn zukam.

»Alles in Ordnung?« fragte Kapitän Limon. Er war ein dicklicher, untersetzter Mann von etwa fünfzig Jahren. Er fuhr mit einem riesigen roten Taschentuch über die stark ausgebildete Stirnglatze und wischte sich die Schweißperlen weg. Kapitän Limon trug eine Art Pyjama, dessen Jacke aufgeknöpft war und den Blick auf seine dicht behaarte Brust freigab.

»Alles in Ordnung, von uns aus können Sie losmachen und abfahren.«

Sergeant Wallby reichte das dicke Bündel der Schiffs- und Ladepapiere an Kapitän Limon weiter. Der Kapitän des Frachters nahm das Bündel achtlos entgegen und schob es in ein Wandbord.

»Mal ’ne Frage im Vertrauen«, sagte er dann zu Sergeant Wallby. Sein Amerikanisch war hart akzentuiert. »Warum haben Sie meinen Kahn fast auf den Kopf gestellt, Sergeant?«

»Hab’ ich das?« gab der Sergeant neutral zurück. Er schüttelte sich eine Zigarette aus der Packung, die er einer Tasche seiner stramm sitzenden Hose entnommen hatte, und zündete sie an.

»Ich fahr’ ja nicht zum ersten Mal durch den Kanal«, meinte Kapitän Limon.

»Vielleicht sind wir hinter Gaunern her«, gab Sergeant Wallby lächelnd zurück. Er sog an der Zigarette und sah von der Brücke hinunter auf das Schiffsdeck. Zwei uniformierte Männer der Kanalpolizei winkten lässig nach oben. Sergeant Wallby antwortete mit einer vagen Handbewegung.

»Gauner? Hier auf der ›Salvador‹?« Kapitän Limon sah Sergeant Wallby entgeistert an. »Das war doch ’n Witz, oder?«

»Wir sehen uns jeden Kahn an, der durch den Panama-Kanal fährt«, erwiderte der Sergeant gleichmütig.

»Um was geht es eigentlich?« wollte Kapitän Limon wissen. »Mir können Sie’s doch sagen, Sergeant.«

»Können Sie den Mund halten?« erkundigte sich Sergeant Wallby mit gedämpfter Stimme.

»Klar«, gab Kapitän Limon zurück. »Ich kann schweigen wie ein Grab.«

»Ich auch...!« Sergeant Wallby grinste, tippte an den Rand seiner Mütze und ging dann mit schnellen Schritten zurück zur Treppe. Innerhalb weniger Sekunden war er von der Brücke verschwunden.

Kapitän Limon fluchte leise.

Er baute sich am Brückenrand auf und sah dem Sergeant nach, der seinen beiden Männern zunickte und dann zusammen mit ihnen über die Gangway hinüber auf den Kai stieg.

»Was war los? Ärger mit der Kanalpolizei?«

Kapitän Limon wandte sich zu dem Sprecher um, der lautlos hinter ihm erschienen war. Er stand dem 1. Offizier der »Salvador« gegenüber, einem mittelgroßen, schlanken Mann von knapp vierzig Jahren.

»Die spielen sich wieder auf«, meinte Kapitän Limon und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.

»Hab’ ich auch schon gemerkt, Käpt’n«, antwortete der 1. Offizier. Er hieß Steve Mulligan und wirkte verschlossen. »Ich hab’ sie durch alle Laderäume führen müssen. Sie haben sogar Stichproben gemacht und wollten sich die Ladung ganz genau ansehen.« Steve Mulligan lächelte plötzlich und fügte hinzu: »Vielleicht sind sie mal wieder hinter Waffen her...!«

»Wenn schon...!« Kapitän Limon machte eine wegwerfende Handbewegung. Er wischte sich erneut den Schweiß von der Stirnglatze. »Da hätten sie bei uns lange suchen können.«

»Wann legen wir ab?« erkundigte sich Steve Mulligan, das Thema wechselnd.

»In ’ner halben Stunde fahren wir in den Kanal ein«, sagte Kapitän Limon. »Bereiten Sie alles für das Ablegen vor, Mulligan. Und sehen Sie sich die Maschine noch mal an... Die hörte sich nicht besonders lupenrein an!«

»Ich werd’ mich sofort drum kümmern«, erwiderte der 1. Offizier. »Ich geh’ noch mal runter zum Chief. Vielleicht weiß der inzwischen mehr!«

Steve Mulligan nickte seinem Kapitän kurz zu und verließ die Brücke. Kapitän Limon bemühte ein drittes Mal sein riesiges Taschentuch und wischte sich damit die neugebildeten Schweißperlen ab. Aus zusammengekniffenen Augen sah er dann zum Kai hinüber, auf dem Sergeant Wallby und seine beiden Begleiter zu erkennen waren. Sie stiegen gerade in einen Jeep, der kurz darauf schnell davonfuhr. Der Jeep verschwand hinter Lagerschuppen und abgestellten Lastwagen.

Kapitän Limon wollte sich gerade ab wenden, als seine Augen von einem Lichtblitz getroffen wurden.

Die Mittagssonne schien sich in irgendeinem polierten Gegenstand gespiegelt zu haben.

Kapitän Limon beschattete mit der flachen Hand seine Augen. Dann sah er zu einem der wellblechgedeckten Lagerschuppen hinüber. Er machte einen amerikanischen Wagen aus, neben dem ein schlanker Mann stand.

Dieser Mann nahm gerade ein Fernglas von den Augen herunter und ging um den Wagen herum. Er setzte sich ans Steuer und fuhr augenblicklich davon. Die Entfernung war zu weit, um sich das Kennzeichnen des Wagens merken zu können.

Kapitän Limon fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl in seiner Haut. Trotz der sengenden Hitze schien er zu frösteln. Mit schnellen Schritten verschwand er in seiner Kapitänskajüte. Auf seiner hohen Stirn hatten sich tief eingeschnittene, steile Falten gebildet...

*

Der seltsame Hotelgast schien sich aus einem verstaubten Plüschmuseum hierher in die weiträumige Halle verirrt zu haben. Stocksteif, als habe er einen Besenstiel verschluckt, saß er auf der Kante des tiefen und bequemen Sessels und ignorierte die Einladung der schwellenden Polster.

Er mißachtete auch die teils neugierigen, teil amüsanten Blicke, die seiner Erscheinung galten. Dieser seltsame Hotelgast trug einen tiefschwarzen Zweireiher, unter dem eine ebenfalls tiefschwarze Weste zu sehen war.

Der seltsame Hotelgast hatte seine schwarze, steife Melone auf dem zentimeterdicken Teppich abgestellt. Seine Hände, die in schwarzen Zwirnhandschuhen staken, lagen gekreuzt über dem Bambusgriff eines altväterlich wirkenden schwarzen Regenschirms.

Eingeweihte Gangster, Gauner und Ganoven hätten diesen so korrekt dasitzenden Mann sofort als Butler Josuah Parker identifizieren können, doch Chikago, die Heimatstadt des Butlers, war weit, sehr weit. Josuah Parker wartete hier in der Halle des exklusiven »Globe-Hotel« von Panama-City auf seinen jungen Herrn.

Parker war schlank, ohne aber mager zu wirken. Er war etwas über mittelgroß und hatte ein Gesicht, an dem sein Alter sich auf keinen Fall ablesen ließ. Er konnte sowohl vierzig als auch fünfzig Jahre alt sein. Sein undurchdringliches Pokergesicht mit den grauen Augen wirkte glatt und war tief ausrasiert. Obwohl trotz der Klimaanlage des Hotels die Halle recht gut temperiert war, wirkte der Butler kühl wie ein Eisberg. Ja, er schien sogar eine gewisse Kälte zu verströmen.

Butler Parker sah durch die vielen ferienfrohen Hotelgäste hindurch, die die Lounge des Hotels bevölkerten. Mit gemessenen, abgezirkelten Bewegungen knöpfte er seinen tiefschwarzen Zweireiher auf und faßte nach der Uhr, die sich in einer der vielen Westentaschen befand.

Es war eine Uhr, die in Form und Größe an eine besonders wohlgewachsene Zwiebel erinnerte. Sie hing an einer Uhrkette, deren Glieder glatt ausgereicht hätten, ein mittelgroßes Schiff zu verankern. Es tickte sehr laut, als Parker den Sprungdeckel dieser Uhr aufspringen ließ.

Parker stellte fest, daß er noch zehn Minuten zu warten hatte, bis sein junger Herr hier in der Hotelhalle erschien. Anwalt Mike Rander hatte ihn durch ein Blitztelegramm nach Panama-City beordert. Josuah Parker war dieser Einladung mehr als gern gefolgt, denn er witterte hier in den tropischen Breiten ein neues Abenteuer. Weshalb Mike Rander ihn brauchte, war aus dem bewußten Blitztelegramm nicht hervorgegangen, doch das spielte im Moment ja keine Rolle.

Als Parker die zwiebelförmige Uhr zurück in die Westentasche steckte, erschien vor seinem Sessel ein junger Mann, der einen fast weißen Tropenanzug trug. Er gab sich selbstsicher und überlegen. In der Hand hielt er einen leichten, luftdurchlässigen Panamahut.

»Mr. Ployers...?« fragte er, sich an den Butler wenden.

»Wie meinen...?« Parker sah hoch und musterte den jungen, elegant gekleideten Mann, dessen scharfgeschnittenes Gesicht tiefgebräunt war.

»Sie sind doch Ployers, oder...?« Breitbeinig blieb der junge Mann vor Parker stehen.

»Was kann ich für Sie tun?« erkundigte sich Parker höflich. Wenn es nicht sein mußte, widersprach er nur selten.

»Mann, Sie sind vielleicht ’ne ulkige Type...!« Der junge Mann grinste etwas abfällig. Gleichzeitig griff er aber in die Tasche seines Jacketts und zog einen schmalen weißen Schein hervor, den er Parker reichte.

Parker sah mit einem winzigen, schnellen Blick, daß es sich um einen Gepäckschein handelte. Er behielt ihn unentschlossen in der Hand.

»Ich weiß durchaus Ihr Vertrauen zu schätzen, Sir«, meinte Parker schließlich. »Doch sehe ich mich gezwungen, einen kleinen Irrtum aufzuklären, zumal ich auf keinen Fall...«

Der junge Mann ließ den Butler nicht ausreden.

»Über Einzelheiten reden wir heute abend«, sagte er, Parker das Wort abschneidend. »Sausen Sie sofort los und besorgen Sie sich die Unterlagen aus dem Schließfach! Wir sehen uns um 20.00 Uhr im ›Miraflores‹, klar?«

»Wenn Sie darauf bestehen!« seufzte Butler Parker.

»Und passen Sie auf, damit man Sie nicht beschattet, Ployers«, fügte der junge Mann noch hinzu, bevor er sich dann auf dem Absatz umwandte und auf die Drehtür der Hotelhalle zuging.

Josuah Parker ließ den bewußten Gepäckschein in seiner Westentasche verschwinden und schüttelte andeutungsweise den Kopf. Es wollte ihm einfach nicht eingehen, daß man ihn mit einem ähnlich aussehenden Mann verwechselt hatte.

Der junge Mann war inzwischen draußen auf der Straße verschwunden. Er schien es sehr eilig gehabt zu haben. Auf jeden Fall eiliger als sein junger Herr, Mike Rander. Der mit ihm vereinbarte Zeitpunkt war inzwischen längst überschritten. Parker wunderte sich sehr darüber, daß Mike Rander unpünktlich war. Gleichzeitig aber kroch eine gewisse Sorge in ihm hoch. Sollte seinem jungen Herrn irgend etwas passiert sein?

Bevor der Butler diesen Gedanken weiter ausspinnen konnte, öffnete sich die Tür eines Lifts. Ein etwa vierzigjähriger, kompakt wirkender Mann mit glattem Gesicht betrat die Hotelhalle. Er trug einen unauffälligen dunklen Anzug, unter dem eine gestreifte Weste zu sehen war. Parker wußte sofort, daß er es mit einem Berufskollegen zu tun hatte. Dieser Vierzigjährige mußte Butler oder Kammerdiener sein. Seine Manieren waren ausgezeichnet.

Der Mann ging zur Rezeption und stellte einige Fragen, die der Empfangschef mit bedauerndem Kopfschütteln beantwortete.

Wenig später ließ sich der Berufskollege von Parker in einem Sessel nieder und zündete sich eine Zigarette an. Parkers Gesicht nahm einen leicht mißbilligenden Ausdruck an. Sein Berufskollege gab sich nämlich sehr lässig. Er ruhte förmlich in den schwellenden Polstern des Sessels. Hinzu kam, daß er rauchte. Einem bestens geschulten Butler oder Kammerdiener wären solche Entgleisungen wohl kaum passiert.

Parker prägte sich das Gesicht seines jüngeren Berufskollegen ein. Langsam wurde er sich klar darüber, daß dieser Mann wohl der richtige Empfänger des Gepäckscheins sein mußte.

Bevor Josuah Parker zur Anmeldung gehen und dort nachfragen konnte, erschien ein schlanker Enddreißiger im Eingang. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, sah sehr sportlich aus und hatte braunes Haar und braune Augen.

Dieser junge Mann warf einen prüfenden Blick in die Halle, erkannte Parker und winkte ihm ungeniert zu. Dann kam er mit schnellen Schritten und blieb lächelnd vor dem Butler stehen.

Parker hatte sich schon längst erhoben.

Feierlich und gemessen wie ein Zeremonienmeister verbeugte er sich.

»Es ist mir eine Freude und Ehre zugleich, Sir, Sie begrüßen zu dürfen«, sagte Parker dann in seiner barocken, etwas umständlichen Art. »Ich möchte glauben und hoffen, daß ich schnell genug hierher nach Panama-City gekommen bin.«

»Sind Sie, Parker, sind Sie...! Schnell genug, um eine tolle Schweinerei mit verhindern zu können. Aber nehmen wir erst einen Drink an der Hotelbar. Draußen im Hafen war’s heiß genug. Ich bin wie ausgetrocknet.«

Parker hob seine schwarze Melone vom Teppich auf und legte den Bambusgriff seines altväterlich gebundenen Regenschirms über den linken Unterarm. Dann folgte er seinem jungen Herrn in die Bar. Er ließ sich auf keinen Fall anmerken, wie interessiert und neugierig er war. Er konnte es aber kaum erwarten, Einzelheiten über jene tolle Schweinerei zu erfahren, von der sein junger Herr gesprochen hatte.

Als er Mike Rander folgte, kam er dicht an dem, Sessel vorbei, in dem sein Berufskollege Platz genommen hatte. Der kompakte Mann mit den etwas groben Gesichtszügen achtete überhaupt nicht auf den Butler. Er übersah ihn völlig, schien sich innerlich mit sehr wichtigen Dingen zu befassen.

Parker hingegen beobachtete sehr aufmerksam.

So stellte er unter anderem zum Beispiel fest, daß sein Berufskollege eine Schußwaffe trug, die in einem hochsitzenden Schulterhalfter stak. Für einen normalen Butler oder Kammerdiener war das immerhin eine mehr als ungewöhnliche Berufsausrüstung...

Sie saßen sich in einer Nische der Hotelbar gegenüber. Mike Rander rauchte eine Zigarette. Er wirkte abgespannt und nervös.

»Geheime Kommandosache, was ich Ihnen jetzt erzähle«, sagte er zu Josuah Parker. »Der Geheimdienst hat mich hierher nach Panama-City geschickt. Man weiß in Washington, daß ich Sie mit einschalten werde. Wir haben völlig freie Hand.«

»Darf ich unterstellen, daß Sie und meine Wenigkeit verhindern sollen, daß der Panama-Kanal gesprengt wird?« erkundigte Parker sich gemessen und würdevoll. Er redete in einem Ton, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.

»Woher... woher haben Sie denn das?« fragte Mike Rander verblüfft zurück.

»Nun ja, Sir, mit solchen und ähnlichen Aktionen war wohl immer zu rechnen«, erwiderte Parker. »Sie bieten sich für eine Fremdmacht ja förmlich an.«

»Ja, Sie treffen den Nagel genau auf den Kopf.« Mike Rander drückte seine Zigarette aus, um sich gleich darauf eine neue anzuzünden. Er war tatsächlich nervös. »Beim Geheimdienst ist bekannt geworden, daß eine der Panama-Schleusen in die Luft gesprengt werden soll. Was das bedeutet, brauche ich Ihnen ja wohl nicht erst zu erklären...!«

»Natürlich nicht, Sir!« Parker nickte. »Sind dem Geheimdienst Einzelheiten bekannt? Mit anderen Worten, weiß man ungefähr, welche Schleusen vernichtet werden sollen?«

»Leider nicht, Parker. Der Tip, den man dort bekommen hat, ist nur ein vager Hinweis.«

»Wenn ich mich recht erinnere, Sir, dürfte der Panama-Kanal nicht nur eine einzige Schleuse besitzen.«

»Stimmt haargenau, Parker.« Mike Rander lächelte bitter. »Wir sind auf Vermutungen angewiesen. Wir können nur ahnen, wie dieser Sabotageakt über die Bühne gehen wird.«

»Mittels eines Schiffes, das bis zum Rand mit Sprengstoff angefüllt ist, nicht wahr, Sir?« Parkers Stimme klang ruhig und konzentriert.

»Hoffentlich behalten Sie nicht recht, Parker. Aber ich fürchte, daß dies der beste Weg ist, den Kanal unbrauchbar zu machen.«

»Darf ich mir einige Einzelheiten in die Erinnerung zurückrufen, Sir?«

»Natürlich, Parker, rufen Sie...«

»Nun denn, Sir, der fast 82 Kilometer lange Kanal beginnt an der Atlantikseite beim Hafen Christobal, um von dort aus nach etwa 11 Kilometern zu den Schleusen von Gatun zu führen. Hier werden die eingeschleusten Schiffe um ungefähr 26 Meter gehoben und können dann durch den Gatunsee bis zum Culebra-Einschnitt fahren. - Am Ende dieses Durchstichs befinden sich die Doppelschleusen von Pedro Miguel, die es den eingeschleusten Schiffen gestatten, hinunter in den Stausee von Miraflores zu fahren. Am Ende dieses Stausees nun gibt es zwei weitere Doppelschleusen, die in den pazifischen Auslaufkanal führen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, daß die Kanaldurchfahrt im Schnitt etwa acht Stunden dauert.«

»Sie haben sich verflixt gut präpariert, Parker.« Mike Rander lächelte nur ganz flüchtig. »Bei der Aufzählung der Details werden Sie ja gemerkt haben, wo sich die neuralgischen Punkte des Kanals befinden, oder?«

»Selbstverständlich, Sir... Diese Punkte sind mir nicht entgangen. Eine Sprengung der Schleusen des Tatunsees oder des Stausees von Miraflores würde bedeuten, daß der Panamakanal leerläuft.«

»Grob gesprochen, aber im Prinzip völlig richtig.« Mike Rander seufzte. »Und wir, Parker, haben nicht mehr oder weniger zu tun, als dies zu verhindern.«

»Dürfte dieses Aufgebot in Anbetracht der Umstände nicht etwas zu klein sein, Sir? Ich spreche nicht aus einer persönlichen Sorge oder Angst heraus, es geht mir ausschließlich um die Sache, wie ich mit aller gebotenen Deutlichkeit bemerken möchte.«

»Wir sind natürlich nicht allein auf weiter Flur«, antwortete Mike Rander. »Der Geheimdienst hat uns nur zusätzlich eingeschaltet. Als eine von vielen Sicherungen.«

»Hat man Ihnen, Sir, wenigstens einige Hinweise personeller Art liefern können?«