Parker und die grünen Zwerge - Günter Dönges - E-Book

Parker und die grünen Zwerge E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Sie arbeiteten mit der oft zitierten Zerstörungswut der Vandalen und schnitten mit ihren motorgetriebenen Scheren tiefe Löcher in die gepflegte Taxushecke. Die beiden Männer trugen grüne Overalls und Baseballmützen mit überlangen Schirmen. Dazu hatten sie Ohrenschützer angelegt, die an Kopfhörer erinnerten. Schweißerbrillen vervollständigten das mehr als seltsame Aussehen der eigenartigen Naturbewahrer. Ein dritter Mann, gekleidet wie seine Partner, hielt eine Kettensäge in den Händen und fällte damit kleine Apfelbäume, die in dem Garten standen. Ein vierter schließlich befaßte sich intensiv mit einem Gewächshaus und zertrümmerte mit einer Harke die Glasscheiben. »Ich muß mich doch sehr wundern, Mister Parker«, ließ Lady Agatha sich grollend vernehmen. Sie saß im Fond des hochbeinigen Monstrums, das früher mit Sicherheit ein Londoner Taxi war. Sie hatte ihre Lorgnette aufgeklappt und beobachtete durch diese Stielbrille die unschöne Szene. »Falls Mylady gestatten, möchte meine Wenigkeit sich Myladys Verwunderung anschließen«, sagte Josuah Parker. Der Butler saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und klinkte die Fahrertür auf. »Eine Unverschämtheit, derart einen Garten zu verwüsten«, ärgerte sich die ältere Dame. Sie war eine stattliche Frau, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte. Agatha Simpson nickte wohlwollend, als Butler Parker die hintere Wagentür aufstieß. Man befand sich in einer relativ ruhigen Seitenstraße in einem nördlichen Stadtteil von London, in dem noch eine gewisse ländliche Idylle herrschte. Lady Agatha stieg aus und brachte fast automatisch ihren perlenbestickten Pompadour in Schwingung. Josuah Parker legte sich den altväterlich gebundenen Regenschirm über den angewinkelten linken Unterarm und begleitete seine Herrin hinüber zur kaum fußhohen Gartenmauer, hinter der nur noch die traurigen Reste einer Taxushecke zu sehen waren.

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Butler Parker – 212 –

Parker und die grünen Zwerge

Günter Dönges

Sie arbeiteten mit der oft zitierten Zerstörungswut der Vandalen und schnitten mit ihren motorgetriebenen Scheren tiefe Löcher in die gepflegte Taxushecke. Die beiden Männer trugen grüne Overalls und Baseballmützen mit überlangen Schirmen. Dazu hatten sie Ohrenschützer angelegt, die an Kopfhörer erinnerten. Schweißerbrillen vervollständigten das mehr als seltsame Aussehen der eigenartigen Naturbewahrer.

Ein dritter Mann, gekleidet wie seine Partner, hielt eine Kettensäge in den Händen und fällte damit kleine Apfelbäume, die in dem Garten standen. Ein vierter schließlich befaßte sich intensiv mit einem Gewächshaus und zertrümmerte mit einer Harke die Glasscheiben.

»Ich muß mich doch sehr wundern, Mister Parker«, ließ Lady Agatha sich grollend vernehmen. Sie saß im Fond des hochbeinigen Monstrums, das früher mit Sicherheit ein Londoner Taxi war. Sie hatte ihre Lorgnette aufgeklappt und beobachtete durch diese Stielbrille die unschöne Szene.

»Falls Mylady gestatten, möchte meine Wenigkeit sich Myladys Verwunderung anschließen«, sagte Josuah Parker. Der Butler saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und klinkte die Fahrertür auf.

»Eine Unverschämtheit, derart einen Garten zu verwüsten«, ärgerte sich die ältere Dame. Sie war eine stattliche Frau, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte.

Agatha Simpson nickte wohlwollend, als Butler Parker die hintere Wagentür aufstieß. Man befand sich in einer relativ ruhigen Seitenstraße in einem nördlichen Stadtteil von London, in dem noch eine gewisse ländliche Idylle herrschte.

Lady Agatha stieg aus und brachte fast automatisch ihren perlenbestickten Pompadour in Schwingung.

Josuah Parker legte sich den altväterlich gebundenen Regenschirm über den angewinkelten linken Unterarm und begleitete seine Herrin hinüber zur kaum fußhohen Gartenmauer, hinter der nur noch die traurigen Reste einer Taxushecke zu sehen waren. Die Männer hatten bereits ganze Arbeit geleistet.

»Was soll denn der Unsinn?« raunzte die ältere Dame einen der beiden Heckenschneider an. Ihr dunkles, sonores Organ reichte aus, um den Lärm der beiden Kleinmotoren der Scheren zu übertönen.

»Hau’ bloß ab, Schwester«, sagte einer der beiden Männer und fletschte förmlich seine schadhaften Zähne. »Du störst hier.«

»Soll und muß man davon ausgehen, daß Sie meinem fest umrissenen Auftrag handeln?« erkundigte sich der Butler, als einer der beiden Männer den Motor seiner Heckenschere abstellte. Zu dieser Frage lüftete der Butler überaus höflich die schwarze Melone. »Schwirr’ ab, Mann, bevor ich dich auftrenne«, reagierte der Angesprochene und hob drohend die Heckenschere.

Er hätte es besser nicht getan.

Josuah Parker, das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers, fühlte sich angegriffen und reagierte überraschend spontan. Er ruckte den linken Unterarm hoch und ließ den Universal-Regenschirm steil in die Luft steigen. Dann faßte er mit seiner linken, schwarz behandschuhten Hand nach dem Ende des Schirmstocks und hatte damit plötzlich eine nicht unterschätzende Schlagwaffe in der Hand.

Der Heckenzerstörer blickte irritiert-überrascht nach oben und bot seine Stirn als Ziel. Josuah Parker legte den Bambusgriff seines Schirmes nachdrücklich auf diese empfindliche Stelle des Mannes, der daraufhin die Heckenschere als lästig empfand und sie wegwarf. Dann sackte er in die Knie und fiel seitlich auf die Reste der Hecke.

Der zweite Heckenschneider wollte seinem Partner zu Hilfe kommen und attackierte den Butler mit der noch laufenden Heckenschere. Dabei übersah er die ältere Dame und deren Pompadour, der bereits kreiste. Bevor der Mann sich mit Parker anlegen konnte, schlug Lady Agatha bereits zielsicher zu.

Der sogenannte Glücksbringer im Handbeutel, nämlich ein echtes Pferdehufeisen, traf den Hinterkopf des Angreifers und brachte den Mann umgehend von den Beinen. Er absolvierte einen halben Salto vorwärts, schrammte auf den Rasen und zappelte noch ein wenig mit den Beinen, bevor er Ruhe gab.

Die beiden restlichen Gartenfreunde hatten die kleine Auseinandersetzung mitbekommen und wollten auf Lady Agatha und Butler Parker zulaufen, doch dann sahen sie einige Passanten und Autofahrer, die ihre Karossen verließen. Die beiden Männer riefen sich etwas zu, was nicht zu verstehen war, warfen ihre Zerstörungswerkzeuge fort und rannten in die Tiefe des Gartens. Sie verschwanden in Rekordzeit hinter einer zweiten Hecke, die das Gelände begrenzte.

»Was sage ich denn dazu, Mister Parker?« Agatha Simpson wandte sich an ihren Butler und deutete auf die allgemeine Verwüstung.

»Mylady dürften davon ausgehen, daß es sich um eine bezahlte Arbeit handelt«, gab der Butler zurück.

»Bezahlt von wem?« Sie runzelte die Stirn.

»Auf keinen Fall vom Eigentümer des Grundstücks, Mylady.«

»Ich werde den Dingen sofort auf den Grund gehen, Mister Parker. Bringen Sie die beiden Strolche wieder zu sich.«

»Wie Mylady zu wünschen belieben.« Josuah Parker schritt gemessen zu einer Schlauchrolle, die an einem Wasserkran dicht am Haus befestigt war. Anschließend weckte er die beiden seltsamen Gartenpfleger.

*

»Und weiter?« fragte Mike Rander, als Parker diesen Punkt seines Berichts gegeben hatte.

»Die beiden Männer kamen sehr schnell wieder zu sich, Sir, doch zu einer Befragung reichte die Zeit leider nicht mehr.«

»Die Polizei ist immer dann zur Stelle, wenn man Sie gerade nicht braucht, mein Junge«, schaltete die ältere Dame sich verärgert ein. »Ein Streifenwagen tauchte auf und nahm die beiden Subjekte mit, obwohl ich dagegen Protest einlegte.«

Mike Rander tauschte einen schnellen Blick des geheimen Einverständnisses mit Kathy Porter. Sie war die Gesellschafterin und Sekretärin der älteren Dame, etwas über mittelgroß, schlank und eine attraktive Erscheinung, die zurückhaltend wirkte.

Wenn es allerdings sein mußte, konnte Kathy Porter sich blitzschnell in eine Pantherkatze verwandeln und sich ihrer Haut wehren. Sie kannte sich aus in fast allen Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung und war darüber hinaus eine erstklassige Schützin.

Mike Rander erinnerte an einen bekannten James-Bond-Darsteller, war lässig, wirkte oft phlegmatisch und war dennoch ein Mann, der eine spezielle Ranger-Ausbildung genossen hatte. Als Anwalt verwaltete er das immense Vermögen der Lady Simpson und kam kaum dazu, seinem tatsächlichen Beruf nachzugehen.

Man befand sich an diesem Nachmittag im altehrwürdigen Fachwerkhaus der Lady Agatha in Shepherd’s Market, einer überraschend stillen Oase in der Millionenstadt London. Parker servierte den Tee, zu dem die Hausherrin Cognac trank, um ihren Kreislauf anzuregen, wie sie in solchen Fällen zu sagen pflegte.

»Sie glauben an einen Racheakt, Mister Parker?« erkundigte sich Kathy Porter, nachdem die ältere Dame sich noch über die Vorzüge und Nachteile der Polizei verbreitet hatte.

»Meine Wenigkeit konnte den Eigentümer des Hauses und des Gartens leider noch nicht sprechen«, beantwortete Parker die Frage. »Mister Peter Malvern ist laut Aussage der verunsicherten Nachbarn für einige Tage verreist und wird erst morgen zurückkommen.«

»Sie wissen natürlich, wer dieser gute Malvern ist, wie?« Mike Rander blickte den Butler lächelnd an.

»Man war in der Tat so frei, einige Erkundigungen einzuziehen, Sir«, gab Parker zurück. »Mister Malvern ist ein Geschäftsmann, der einige Tankstellen im Großraum London betreibt. Er ist unverheiratet, etwa fünfzig Jahre alt und lebt sehr zurückgezogen, wie man versicherte.«

»Ein neuer Fall?« tippte der Anwalt an. Er war etwa vierzig, was man ihm aber kaum ansah. Mike Rander war so etwas wie ein großer Junge, dem man nichts übelnehmen konnte.

»Aber nein, mein lieber Mike«, ließ Lady Agatha sich überraschend vernehmen. »Ob Racheakt oder nicht, mit solchen Kleinigkeiten gibt eine Lady Simpson sich nicht ab. Dazu ist mir die Zeit zu kostbar.«

Sie hielt sich für eine einmalig begabte Kriminalistin und ging grundsätzlich keinem Streit aus dem Weg. Lady Agatha trat in jedes erreichbare Fettnäpfchen und provozierte, wo sie nur konnte. Sie war eine äußerst wehrhafte Dame, die leider aber kein Gefühl für Gefahr kennt. Sie bekam nicht mit, daß der Butler stets seine schützende Hand über sie halten mußte.

»Schön«, sagte Rander und nickte Kathy Porter zu, »dann wollen wir mal... Wir haben noch zu tun.«

Seine Anwaltskanzlei lag in der nahen Curzon Street, und Kathy Porter ging ihm dort oft und gern zur Hand. Agatha Simpson förderte diese gemeinsame Arbeit, denn sie arbeitete intensiv daraufhin, Kathy und Mike miteinander verheiraten zu können.

»Und ich werde ein wenig meditieren«, kündigte die ältere Dame an. »Mister Parker, das Dinner bitte etwa in anderthalb Stunden. Nur ein paar Kleinigkeiten. Sie wissen ja, daß ich Diät halte.«

»Ein frugales Mahl, Mylady«, versprach der Butler und deutete eine Verbeugung an.

»Nun übertreiben Sie nicht gleich wieder«, korrigierte sie umgehend, da sie liebend gern aß. »Ein kleines Steak vielleicht, einige Kartöffelchen dazu, vergessen Sie den Lachs nicht, dann müßten wir wohl noch ein wenig von der Fleischpastete haben, möglicherweise noch etwas Shilton-Käse und dann nur noch ein Frucht-Törtchen. Wie gesagt, nur eine Kleinigkeit. Bis zum Dinner möchte ich nicht gestört werden.«

Sie nickte hoheitsvoll und brachte ihre majestätische Fülle hinüber zur geschwungenen Treppe, die von der großen Wohnhalle ins Obergeschoß des Hauses führte.

»Nur ein frugales Dinner«, erinnerte Rander spöttisch den Butler.

»Wie üblich, Sir.« Parker nickte.

»Könnten Sie sich dafür erwärmen, Sir, einen Blick auf jene Gegenstände zu werfen, die meine Wenigkeit in den Overalls der beiden Heckenschneider fand?«

*

»Eine Serviette, neun Pfund, Kleingeld, drei Reklamefeuerzeuge und zwei Kugelschreiber«, zählte Kathy Porter auf, die den Fund des Butlers sortierte. »Die Reklamefeuerzeuge stammen von einer Firma namens Sidney Pottmer, der mit Reifen handelt«, stellte der Anwalt fest. »Die beiden Kugelschreiber werben für einen James Stuffing, der Kredite aller Art anbietet.«

»In der Tat, Sir«, pflichtete Parker dem Anwalt bei. »Meine Wenigkeit nahm sich bereits die Freiheit, dies festzustellen.«

»Demnach dürften die beiden Naturfreunde aus Wapping stammen.«

»Mister Horace Pickett ist bereits unterwegs, Sir, um zu recherchieren.«

»Was wären wir ohne Pickett«, meinte Rander lächelnd. »Hoffentlich wagt er sich nicht zu weit vor.«

»Man kann sich auf Mister Pickett fest verlassen, Sir«, erwiderte der Butler. »Seine Vergangenheit hat ihn gelehrt, die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren.«

Horace Pickett war vor Jahren mal Meister in Sachen Taschendiebstahl gewesen und hatte sich als Eigentumsverteiler bezeichnet. Er hatte stets nur solche Personen erleichtert, die einen finanziellen Verlust quasi mit der linken Hand ertragen konnten. Bis Horace Pickett dann eines Tages nach einer Brieftasche gelangt hatte, die ein Mafia-Boß vermißte.

Butler Parker war seinerzeit helfend eingeschritten und hatte Pickett das Leben gerettet. Seit dieser Zeit hatte Pickett die Fronten gewechselt und stand nun auf der richtigen Seite des Gesetzes. Dank seiner subtilen Verbindungen war er für Parker eine wertvolle Hilfe, wenn es um spezielle Ermittlungen ging.

»Falls Sie erlauben, Miß Porter, möchte meine Wenigkeit sich noch nicht endgültig festlegen«, gab der Butler zurück. »Aus reiner Zerstörungswut dürften die vier Overallträger allerdings kaum den betreffenden Garten verwüstet haben.«

»Okay, lassen wir uns überraschen«, schlug der Anwalt vor. »An sich habe ich wirklich nichts dagegen, mal für ein paar Tage ausspannen zu können.«

Parker öffnete die Tür zum verglasten Vorflur und nahm zur Kenntnis, daß die infrarote Lichtschranke auf dem Vorplatz gerade durchschritten worden war. Auch Mike Rander und Kathy Porter wurden aufmerksam.

»Besuch«, meinte der Anwalt. »Sollten die Heckenschneider sich etwa melden?«

Butler Parker öffnete den Wandschrank neben dem Vorflur und schaltete die Fernsehkamera ein, die sich unter dem Vordach des Eingangs befand. Nach wenigen Augenblicken war auf dem Kontroll-Monitor ein gestochen scharfes Bild zu sehen. Es zeigte zwei junge Männer auf Motorrollern.

Die beiden Besucher preschten auf das altehrwürdige Fachwerkhaus zu und bremsten scharf. Sie stiegen von den Sitzen und gingen wie selbstverständlich zur Außenfront des Hauses.

»Was hat denn das zu bedeuten?« wunderte sich Kathy Porter.

»Architektur scheinen die beiden Knaben bestimmt nicht studieren zu wollen«, fügte der Anwalt hinzu.

»Aber... sehen Sie doch, Mister Parker«, entrüstete sich Kathy Porter. Die beiden jungen Männer, die schwarze Lederkleidung trugen, hielten Spraydosen in Händen und schickten sich an, die weißen Flächen des Fachwerks mit schwarzer Farbe zu besprühen.

Josuah Parker war konsterniert, was man ihm allerdings nicht ansah. Sein glattes Gesicht blieb ausdruckslos wie immer. Er schritt durch den Vorflur und öffnete die schwere Haustür. Wenige Augenblicke später näherte er sich bereits den beiden Wandmalern, die bereits die ersten Strichmännchen und abstrakten Figuren auf den weißen Verputz gesprayt hatten.

Die beiden Lederträger hatten Parker natürlich bereits bemerkt, legten eine Pause ein und grinsten den Butler an.

»Eine akademische Malausbildung dürften Sie kaum genossen haben, meine Herren«, schickte der Butler voraus. »Ihre Figuren und Symbole entbehren eindeutig einer gewissen eleganten Linienführung.«

»Sieht doch gut aus, wie?« fragte einer der beiden Männer.

»Über Geschmack sollte man tunlichst nicht streiten«, entgegnete Josuah Parker. »Darf man fragen, warum Sie sich ausgerechnet diese Hauswand für Ihre künstlerischen Versuche gewählt haben?«

»Klar doch, Mann«, kam die Antwort. »Das is’ nur ’ne kleine Kostprobe, wir können nämlich noch ganz anders.«

»Wir können aber auch aufpassen, damit sowas nich’ wieder passiert«, fügte der zweite Wandmaler hinzu. »Aber das kostet natürlich was pro Monat.«

»Sie haben einen bestimmten Tarif?« erkundigte sich der Butler gemessen und höflich.

»Machen Sie den mal mit unserem Boß aus«, schlug nun der erste Sprayer vor. »Der wird sich dann schon melden.«

»Und darf man erfahren, wie man Ihre künstlerischen Werke wieder unsichtbar machen kann?«

»Das Zeug is’ abwaschbar«, beruhigte der zweite Lederträger den Butler. »Aber man kann natürlich auch Autolack benutzen.«

»Meine Wenigkeit möchte Ihrer Betätigung keineswegs im Weg stehen«, erklärte Josuah Parker.

»Wieso Betätigung?« Der Mann lachte satt.

»Meine Wenigkeit geht davon aus, daß Sie den ursprünglichen Zustand wiederherstellen werden«, meinte der Butler und sprühte dann seinerseits ..

*

In seiner Linken befand sich eine Sprayflasche, wie sie samt speziellem Inhalt zur Bekämpfung des Schnupfens oder von Mundgeruch angeboten wird. Bevor die beiden jungen Männer eine Abwehrbewegung machen konnten, legte sich der feine Feuchtigkeitsfilm auf ihre Gesichter. Sie schnappten unwillkürlich nach Luft und atmeten dadurch nur noch zusätzlich den verabreichten Wirkstoff ein. Dann wollten sie sich wehren, doch sie schafften es bereits nicht mehr. Sie ließen die Spraydosen fallen und hüstelten.

»Nehmen Sie doch inzwischen Platz, meine Herren«, schlug der Butler vor. »Man wird Ihnen umgehend Gerätschaften zur Verfügung stellen, damit Sie Ihre kleinen Kunstwerke wieder entfernen können.«

Der Wirkstoff aus Parkers Sprayfläschchen war umwerfend gut.

Die beiden Männer lächelten etwas dümmlich, kamen Parkers Rat nach und setzten sich. Sie blickten durch Kathy Porter und Mike Rander hindurch, die nachgekommen waren und interessiert auf die beiden Wandmaler blickten.

»Was, zum Henker, haben Sie diesen Typen verabreicht, Parker?« wollte der Anwalt amüsiert wissen.

»Eine Mischung, die sowohl die Muskeln als auch die Psyche spontan erschlaffen läßt, Sir.«

»Dagegen dürfte Chloroform ja direkt ein Anregungsmittel sein.«

»So könnte man sagen, Sir«, pflichtete Parker dem Anwalt höflich bei. »Es handelt sich um eine Chemikalie, die meine Wenigkeit privat entwickelte.«

»Damit könnten Sie ja direkt ein Vermögen verdienen, Parker.« Rander lachte.

»Der Wirkstoff könnte dann in Hände geraten, Sir, die damit nicht umzugehen verstehen.«

Parker ging ins Haus zurück, hinunter ins Souterrain, in dem sich neben seinen Privaträumen auch die Küche und verschiedene Wirtschaftsräume befanden und kehrte bald mit zwei Plastikeimern, Putzlappen, Schwämmen und einer Farbdose zurück.

»Ihren Bemühungen sind keine Grenzen gesetzt«, sagte er zu den beiden jungen Männern, die ihn anstarrten. »Man erwartet von Ihnen, daß Sie für ein blendendes Weiß Sorge tragen werden.«

Sie verstanden durchaus, was man von ihnen wollte. Sie machten sich daran, die Schmierereien wegzuwaschen. Und es zeigte sich tatsächlich, daß die Strichmännchen und Symbole schon sehr bald verschwanden. Anschließend benutzten die Kerle die beiden Pinsel, um neues Weiß aufzutragen.

»Sie erwähnten freundlicherweise Ihren sogenannten Boß, der spezielle Tarife mit seinen diversen Kunden vereinbart«, schickte Josuah Parker voraus, als die Ledergekleideten ihre Arbeit fachmännisch beendet hatten. »Wo, bitte, kann man diesen erwähnten Boß finden?«

»In Soho«, lautete die Antwort, wenn auch ein wenig zögernd und nachdenklich. »In Soho, bei Andy.«

»Und wie heißt Ihr Arbeitgeber, um es mal so zu umschreiben?«

»Ritchie Skeen«, wurde geantwortet. »Ritchie Skeen wird gleich anrufen.«

»Dann sollte man gemeinsam auf diesen Anruf warten«, schlug Josuah Parker vor. »Es wird Ihnen bis dahin eventuell Tee serviert werden.«

Sie nickten und folgten dem Butler ins Haus und dann hinunter ins Souterrain. Dort betraten sie ohne Widerstand eines der speziellen Gästezimmer und ließen sich müde und abgeschlafft in die bequemen Sessel fallen.