Parker leimt die Parkplatz-Geier - Günter Dönges - E-Book

Parker leimt die Parkplatz-Geier E-Book

Günter Dönges

0,0

Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Butler Parker ließ es sich nicht anmerken, daß er innerlich alarmiert war. Der junge Mann in Jeanshosen und Lederweste machte einen sehr aufmerksamen und gespannten Eindruck. Er stand vorn an der Zufahrt zum Parkplatz, rauchte nervös eine Zigarette und schien die nahe Durchgangsstraße sehr genau zu beobachten. Er war nicht allein. Neben einem kleinen Kastenlieferwagen hielten sich zwei ebenfalls junge Männer auf, die ähnlich gekleidet waren. Sie beschäftigten sich mit dem Inhalt des Kastenaufbaus und hielten immer wieder Blickkontakt mit dem jungen Mann am Parkplatz. Natürlich rechnete der Butler mit einem Überfall. Lady Agatha Simpson saß im Fond seines hochbeinigen Wagens und blätterte gelangweilt in einem Magazin. Sie wartete auf seine Rückkehr und auf die Päckchen, die er gerade in einer Parfümerie abgeholt hatte. Und dann war es plötzlich soweit. Die jungen Männer schoben ihre Oberkörper aus dem Kastenaufbau ins Freie und hielten direkt auf Parkers Wagen zu, der mal als Taxi hier in London gedient hatte. Josuah Parker, das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers, geriet keineswegs in Panik. Er stand relativ günstig zu seinem Wagen, denn er hatte einen schmalen Fußweg genommen, der durch eine Grünanlage führte. Die beiden Männer befanden sich, ohne ihn zu sehen, in der Reichweite seiner etwaigen Gegenmaßnahmen. Sie hatten es tatsächlich auf Lady-Agatha abgesehen, daran war nicht mehr zu zweifeln. Sie hatten den Wagen fast erreicht und schienen sich auf den Überfall vorzubereiten. Einer von ihnen langte unter seine Weste und löste damit bei Josuah Parker eine blitzschnelle Reaktion aus. Von der kleinen Begrenzungshecke aus, die er erreicht hatte, schoß er einen bunt gefiederten Blasrohrpfeil auf den jungen Mann ab. Angetrieben von komprimierter Kohlensäure, die sich in einer Stahlpatrone im Schirmgriff befand, jagte der stricknadellange Pfeil durch den hohlen Schirmstock, nahm Kurs und landete wippend im Oberarm des jungen Mannes. Worauf der soeben Getroffene verständlicherweise zusammenzuckte und den Gegenstand zu Boden fallen ließ, nach dem er offensichtlich gegriffen hatte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 118

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der exzellente Butler Parker – 59 –

Parker leimt die Parkplatz-Geier

Günter Dönges

Butler Parker ließ es sich nicht anmerken, daß er innerlich alarmiert war.

Der junge Mann in Jeanshosen und Lederweste machte einen sehr aufmerksamen und gespannten Eindruck. Er stand vorn an der Zufahrt zum Parkplatz, rauchte nervös eine Zigarette und schien die nahe Durchgangsstraße sehr genau zu beobachten.

Er war nicht allein.

Neben einem kleinen Kastenlieferwagen hielten sich zwei ebenfalls junge Männer auf, die ähnlich gekleidet waren. Sie beschäftigten sich mit dem Inhalt des Kastenaufbaus und hielten immer wieder Blickkontakt mit dem jungen Mann am Parkplatz.

Natürlich rechnete der Butler mit einem Überfall.

Lady Agatha Simpson saß im Fond seines hochbeinigen Wagens und blätterte gelangweilt in einem Magazin. Sie wartete auf seine Rückkehr und auf die Päckchen, die er gerade in einer Parfümerie abgeholt hatte.

Und dann war es plötzlich soweit.

Die jungen Männer schoben ihre Oberkörper aus dem Kastenaufbau ins Freie und hielten direkt auf Parkers Wagen zu, der mal als Taxi hier in London gedient hatte.

Josuah Parker, das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers, geriet keineswegs in Panik. Er stand relativ günstig zu seinem Wagen, denn er hatte einen schmalen Fußweg genommen, der durch eine Grünanlage führte. Die beiden Männer befanden sich, ohne ihn zu sehen, in der Reichweite seiner etwaigen Gegenmaßnahmen.

Sie hatten es tatsächlich auf Lady-Agatha abgesehen, daran war nicht mehr zu zweifeln. Sie hatten den Wagen fast erreicht und schienen sich auf den Überfall vorzubereiten.

Einer von ihnen langte unter seine Weste und löste damit bei Josuah Parker eine blitzschnelle Reaktion aus. Von der kleinen Begrenzungshecke aus, die er erreicht hatte, schoß er einen bunt gefiederten Blasrohrpfeil auf den jungen Mann ab.

Angetrieben von komprimierter Kohlensäure, die sich in einer Stahlpatrone im Schirmgriff befand, jagte der stricknadellange Pfeil durch den hohlen Schirmstock, nahm Kurs und landete wippend im Oberarm des jungen Mannes.

Worauf der soeben Getroffene verständlicherweise zusammenzuckte und den Gegenstand zu Boden fallen ließ, nach dem er offensichtlich gegriffen hatte. Zu Parkers Überraschung handelte es sich um eine Whiskyflasche, die auf dem Asphalt zerschellte.

Der zweite junge Mann war beim überraschten Aufschrei seines Begleiters herumgefahren und starrte ungläubig auf den kleinen Blasrohrpfeil. Dann geriet er eindeutig in Panik und lief plötzlich zurück zum Kastenwagen.

Der Getroffene folgte seinem Begleiter, aber schon die ersten Schritte wirkten ein wenig steif und unkoordiniert. Er taumelte wie ein Angetrunkener und schien bereits die Kontrolle über sich verloren zu haben.

Was den Butler keineswegs wunderte.

Er selbst hatte das Präparat zusammengestellt, das sich im Blutkreislauf des Mannes befand. Gesundheitliche Schäden waren nicht zu befürchten, Parker war es bei diesem Präparat nur darum gegangen, den Gegner möglichst schnell unschädlich zu machen.

Der Sprinter in Richtung Kastenwagen hatte das Fahrerhaus noch nicht erreicht, al s Parker den Lauf auf seine Art stoppte. Dazu benutzte er eine hart gebrannte Ton-Erbse, die er mit seiner Patent-Gabelschleuder verschossen hatte. Dieses an sich harmlos aussehende Gerät war in seinen Händen eine sehr effektive Waffe. Seine Zielsicherheit war frappierend.

Der junge Mann, am Hinterkopf getroffen, drückte sich mit den Füßen vom Asphalt ab und flog auf den Kastenaufbau. Hier endete der Freiflug und ging in eine Bruchlandung über. Mit einer schraubenartigen Drehung ging der junge Mann zu Boden.

»Darf man sich erlauben, sich nach Myladys wertem Befinden zu erkundigen?« fragte Parker, der seinen Wagen erreicht hatte.

»Sie haben mir alles verdorben, Mister Parker«, grollte Lady Agatha und blitzte ihn aus ihren grauen Augen an. »Wie konnten Sie diese jungen Burschen nur so vergrämen?«

»Mylady sehen meine Wenigkeit überrascht.«

»Es geht um Whisky«, fügte Lady Agatha hinzu. »Ein einmaliges Sonderangebot. Sogar Zigaretten sind mir angeboten worden. Alles zum halben Preis. Ich hätte diese Sache bestimmt noch weiter herunterhandeln können.«

»Mylady sehen meine Wenigkeit untröstlich«, meinte der Butler.

»Dafür kann ich mir nichts kaufen«, räsonierte sie. »Versuchen Sie wenigstens, die beiden Burschen versöhnlich zu stimmen, Mister Parker, Vielleicht kann doch noch etwas aus dem Geschäft werden.«

*

Josuah Parker nahm eine kleine Visitation vor, da die beiden jungen Männer noch nicht ansprechbar waren. Er hatte sie neben ihrem Kastenwagen auf den Boden gesetzt und konnte sich ungehindert mit den Kartons befassen, die sich im Aufbau befanden.

Es handelte sich um besten schottischen Whisky und um Tabakwaren aller Art. Es gab bekannte Markenzigaretten, Zigarren aus Kuba und Zigarillos aus der Schweiz.

»Das ist ja wunderbar«, sagte Lady Agatha, die ebenfalls einen prüfenden Blick in den Wagen warf. »An und für sich sollte ich dies alles als Konterbande betrachten und daher beschlagnahmen.«

»Man bot Mylady Whisky zum halben Ladenpreis an?« erkundigte sich Parker.

»Und darunter.« Sie nickte und lächelte versonnen. »So billig komme ich nie wieder an dieses teure Zeug, Mister Parker. Bringen Sie die Burschen schleunigst wieder zu sich. Ich muß mit ihnen im Gespräch bleiben.«

»Mylady ahnen natürlich, daß es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Diebesgut handelt?« fragte Parker zurück.

»Ich ahne überhaupt nichts, Mister Parker. Und ich will auch nichts wissen«, reagierte sie verärgert. »Und ich bin auch nicht verpflichtet, Fragen nach der Herkunft der Ware zu stellen.«

Sie war eine sparsame Frau. Agatha Simpson galt zwar zu Recht als eine ungemein vermögende Dame, die dazu noch mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert war, doch es war allgemein bekannt, daß sie mit ihrer Sparsamkeit einen geizigen Schotten glatt in den Schatten stellte.

Auf der anderen Seite warf sie allerdings das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinaus, wenn es darum ging, ihrer Leidenschaft zu frönen. Sie hielt sich nämlich für eine einmalig begabte Amateurdetektivin und scheute keine Ausgaben, um Kriminelle jeden Kalibers zu verfolgen und zu stellen.

Mylady war groß, stattlich, eine majestätische Erscheinung. Sie trug mit Vorliebe Tweed-Kostüme, die aus Gründen der Bequemlichkeit zu weit geschnitten waren. Und sie trennte sich fast nie von ihrem perlenbestickten Pompadour, in dem ihr sogenannter Glücksbringer lagerte. Dabei handelte es sich schlicht und einfach um ein mächtiges Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte.

Diese bemerkenswerte Frau witterte hier und jetzt eine Möglichkeit, auf billige Art und Weise an Genußmittel zu kommen, die im freien Handel bemerkenswert teuer waren.

Der Butler kam übrigens nicht mehr dazu, sich mit Lady Agatha über die Pflichten eines Staatsbürgers zu unterhalten. Der junge Mann, den die Ton-Erbse erwischt hatte, war wieder zu sich gekommen und blickte Mylady und Parker verwirrt an.

Er mußte den Butler optisch erst richtig einordnen.

Parker war eine alterslose Erscheinung mit einem glatten, undurchdringlichen Gesicht. Er trug unter dem leicht geöffneten Covercoat einen schwarzen Zweireiher und hatte sich über den angewinkelten linken Unterarm den Bambusgriff seines altväterlich gebundenen Regenschirmes gelegt.

Auf seinem Kopf mit dem eisgrauen Haar saß ein ebenfalls schwarzer Bowler, im Volksmund Melone genannt. Wie gesagt, er war das Urbild eines englischen Butlers und hätte jeden Regisseur eines Kostümfilmes entzückt.

»Stehen Sie noch zu Ihrem Angebot, junger Mann?« erkundigte sich die ältere Dame inzwischen bei dem mühsam Aufstehenden.

»Da hat mich was von den Beinen gehauen«, sagte der junge Mann und faßte erneut nach der Beule, die sich bereits prächtig ausbildete.

»Lenken Sie nicht vom Thema ab, junger Mann«, forderte Mylady ihn unwirsch auf. »Ich nehme einen Karton Whisky. Es bleibt bei dem Preis, den Sie genannt haben?«

»Klar doch.« Der junge Mann mit dem etwas unsteten Blick musterte mißtrauisch den Butler.

»Zahlen Sie ihn aus, Mister Parker«, verlangte Lady Agatha. »Ich fürchte, ich habe meine Geldbörse zu Hause gelassen.«

Parker kam dem ausdrücklichen Wunsch seiner Herrin nach, fragte nach dem Preis und erfuhr eine Summe, die ihn wirklich stutzig werden ließ. Der Whisky war ungemein billig.

»Ein höchst günstiger Preis«, stellte der Butler höflich fest.

»Wir machen ’nen Ausverkauf«, erwiderte der junge Mann und langte nach einem Karton, den er nach vorn an die Ladekante zog. Parker zahlte den verlangten Preis und deutete dann mit der Schirmspitze auf seinen hochbeinigen Wagen. Dabei hielt er Ausschau nach dem dritten jungen Mann, der ihm aufgefallen war.

Er war aber nicht mehr zu sehen.

»Tragen müssen Sie schon selbst, sonst zahlen wir noch drauf«, meinte der junge Mann und langte erneut nach der Beule am Hinterkopf »Ich bin noch schwach auf den Beinen. Verdammt, ich weiß genau, daß mich da was von den Beinen gehauen hat.«

Parker nahm den Karton in die Arme und war auf der Hut. Er rechnete mit einem plötzlichen Angriff, doch der blieb aus. Der junge Mann kümmerte sich um seinen Partner und tastete dessen Oberarm ab.

»Da war doch eben so was wie’n Pfeil drin«, rätselte er und blickte Parker an.

»Möglicherweise wurden Sie das Opfer einer sogenannten Halluzination«, schlug der Butler als Erklärung vor. Er hatte den kleinen Blasrohrpfeil längst wieder an sich genommen und in den Falten seines Universal-Regenschirmes verschwinden lassen.

»Ich weiß genau, daß ich das Ding gesehen habe.« Der junge Mann zuckte mit den Achseln und schleifte seinen Partner zur Tür des Fahrerhauses.

»Für mich ist dieser Fall damit erledigt, Mister Parker«, entschied die ältere Dame und nickte Parker auffordernd zu. Er deutete eine Verbeugung an und trug den Karton zum Kofferraum seines Wagens. Bei dieser Gelegenheit machte Parker den dritten jungen Mann aus, der oben zwischen den Sträuchern der Grünfläche stand und alles beobachtete.

Josuah Parker verstaute den Karton im Kofferraum seines Wagens und lieh Mylady seine hilfreiche Hand, als sie in den Fond stieg. Sie machte einen sehr zufriedenen Eindruck, »So kauft man ein, Mister Parker«, sagte sie und lächelte wissend. »Man muß die Gunst der Stunde nutzen, sonst kommt man zu nichts. Das sollten Sie sich merken.«

»Mylady verfügen offensichtlich, was dies betrifft, über eine ungemein glückliche Hand«, erwiderte der Butler.

»Ich weiß, ich weiß«, folgte ihre bereits sattsam bekannte Selbstschätzung. »Nehmen Sie sich für die Zukunft ein Beispiel an mir, Mister Parker.«

*

Der Butler stand vor dem Wandschrank links vom Vorflur und hatte die hausinterne Fernsehanlage eingeschaltet. Er regulierte das Zoom-Objektiv mit der Fernbedienung ein und hatte dann auf dem Bildschirm den Motorradfahrer, der ihn vom Parkplatz aus bis hierher nach Shepherd’s Market verfolgt hatte. Parker ging davon aus, daß es sich dabei um den dritten jungen Mann handelte.

Dieser Motorradfahrer saß auf seiner Maschine, hatte den Jet-Helm nicht abgesetzt, beobachtete das zweistöckige, altehrwürdige Fachwerkhaus der Lady Simpson und fuhr wieder an.

»Gibt es etwas, was mich interessieren müßte, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson, die in die große Wohnhalle kam, »Mylady wurden vom Parkplatz bis hierher beschattet«, antwortete Parker.

»Wie schön, Mister Parker. Und was schließe ich daraus?«

»Die Verkäufer des Whiskys wollen möglicherweise in Erfahrung bringen, mit wem sie es als Käuferin zu tun haben.«

»Um mir weitere Sonderangebote zu machen?« Sie nickte wohlwollend. »Ich bin wirklich nicht abgeneigt, Mister Parker, noch ein wenig einzukaufen.«

»Mylady wünschen einen Blick auf die Flaschen zu werfen?«

»Selbstverständlich.« Sie blickte zu dem Karton hinüber, der auf einem Beistelltisch stand. Parker, der die TV-Anlage inzwischen abgeschaltet hatte, entfernte das Packband und schlug die Deckelhälften auf. Im Grund erwartete er alles andere als Whisky, doch er wurde eines Besseren belehrt.

Die Banderolen waren unversehrt, der Inhalt der Flaschen schien echt zu sein.

»Was kostet solch eine Flasche, Mister Parker?« fragte die ältere Dame. Sie ließ sich von Parker eine reichen und überlas laut den Markennamen.

»Bei dieser Qualität, Mylady, müßte man in einem regulären Geschäft zwischen zehn und zwölf Pfund ausgeben«, antwortete der Butler.

»Und ich habe noch nicht mal fünf Pfund gezahlt«, freute sie sich. »Ich hätte mehrere Kartons nehmen sollen.«

»Wie Mylady bereits anzudeuten geruhten, dürfte man Mylady in Kürze weitere Angebote unterbreiten. Darf meine Wenigkeit noch mal darauf verweisen, daß es sich möglicherweise um Diebesgut handelt?«

»Sie haben eine zu üppige Phantasie, Mister Parker«, tadelte sie umgehend. »Man kann sein Mißtrauen aber auch wirklich übertreiben.«

»Man sollte vielleicht sicherheitshalber noch den Inhalt der Flaschen kontrollieren, Mylady.«

»Sie nehmen mir das Wort von den Lippen«, gab sie zurück. »Übrigens werde ich diese jungen Männer fragen, ob sie mir nicht auch französischen Cognac anbieten können.«

Parker schraubte den versiegelten Drehverschluß der Flasche auf und schnupperte diskret am Inhalt.

»Nun, Mister Parker?« fragte sie.

»Es handelt sich überraschenderweise tatsächlich um echten Whisky«, gestand Josuah Parker.

»Womit hatten Sie denn gerechnet?« Leichter Spott war in ihrer tiefen, sonoren Stimme.

»Der Wahrheit die Ehre, Mylady, meine Wenigkeit rechnete mit eingefärbtem Wasser. Mylady wurden in der Vergangenheit schon mal auf ähnliche Art und Weise düpiert.«

»Weil Sie seinerzeit nicht richtig aufgepaßt haben, Mister Parker«, schob sie ihm umgehend die Schuld zu. »Ich werde dieses Thema aber nicht weiter vertiefen.«

Sie ließ sich einen ordentlichen Schluck aus der Flasche servieren und kostete dann intensiv.

»Ausgezeichnet«, meinte sie und nickte anerkennend. »Aber was ist, wenn die jungen Männer sich nicht mehr melden sollten?«

»Mylady könnten sie aufsuchen«, schlug Josuah Parker vor. »Über das Kennzeichen des kleinen Kastenlieferwagens müßte man die Adresse der Verkäufer in Erfahrung bringen können.«

»Leiten Sie das umgehend in die Wege, Mister Parker«, verlangte Lady Agatha. »Einmalige Gelegenheiten muß man beim Schopfe fassen.«

Weder sie noch Parker konnten zu diesem Zeitpunkt auch nur ahnen, was da alles noch auf sie zukam.

*

Es hatte Parker nur einen kurzen Anruf bei der zuständigen Behörde gekostet, um den Halter des kleinen Kastenlieferwagens in Erfahrung zu bringen. Es handelte sich um einen Mann namens Mike Blanders, der eine Firma für Schnelltransporte aller Art unterhielt und seinen Wohnsitz in Bloomsbury hatte.

Butler Parker hatte die Absicht, diesen Mike Blanders aufzusuchen, wofür natürlich auch Lady Agatha war. Sie dachte selbstverständlich nur an weitere Sonderangebote.

Die ältere Dame befand sich oben in ihren Räumen und bereitete sich für die Ausfahrt vor. Parker wollte gerade ins Souterrain des Hauses gehen, um für Mylady eine kleine Zwischenmahlzeit zu bereiten, als die Alarmanlage sich meldete.

Er kehrte in die große Wohnhalle zurück und schaltete die Fernsehanlage ein. Die Kamera oben am Haus erfaßte sofort einen Morris, der sich in schneller Fahrt dem altehrwürdigen Fachwerkhaus näherte. Am Steuer saß ein Mann, der nach Parkers Einschätzung etwa fünfundvierzig Jahre zählte.

Er stieg ohne jede Hast aus, als er den giebelgekrönten Vorbau des Fachwerkhauses erreichte, und benahm sich völlig zivil.

Die Optik der Kamera, die unter dem Vordach angebracht war, zeigte ein rundes, offenes Gesicht mit kleinen, schnellen und wachsamen Augen.

»Zu Ihren Diensten«, meldete sich Parker über die Wechselsprechanlage, nachdem der Mann geläutet hatte.

»James Finnegan«, stellte der Mann sich vor. »Ich habe da ein kleines Problem, das ich gern mit Ihnen besprechen möchte.«