Parker surft der "Qualle" nach - Günter Dönges - E-Book

Parker surft der "Qualle" nach E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha erregte einiges Aufsehen. Sie beherrschte eindeutig die Tanzfläche des Casinos und tanzte einen Tango. Sie hielt sich dabei allerdings kaum an die internationalen Regeln und entwickelte Figuren, die sich durch Phantasie, Eigenwilligkeit und Energie auszeichneten. Die ältere Dame beherrschte eindeutig ihren wesentlich schmaleren Partner und verwickelte ihn in einen Clinch, der nach einem harten Zweikampf aussah. Ruckartig riß sie ihren Partner an sich und ließ seinen erhitzten Kopf zwischen ihrem wogenden Busen verschwinden. Dann drückte sie ihn wie angewidert von sich, ließ ihn herumwirbeln und versäumte es nicht, ihm dabei gehörig auf die Füße zu treten. Sie brachte den Verzweifelten in die Schräglage, ließ ihn fast aufs Parkett fallen, zerrte ihn wieder hoch und animierte ihn zu einem leichten Höhenflug, den sie natürlich abrupt beendete. Sie zelebrierte mit ihm Passagen, schien ihm die Freiheit schenken zu wollen, fing ihn wieder ein und nickte zustimmend, als ihr Partner verschiedene Male jaulte. Sie hielt dies für Temperamentsausbrüche und übersah, daß dieser Mann nur seinem Schmerz Ausdruck verlieh. Josuah Parkersaß am Rand der Tanzfläche an einem Tisch und nahm dies alles mit erstaunlicher Würde und Gelassenheit zur Kenntnis. Ein hochherrschaftlicher Butler wie er beherrschte die Gesichtsmuskeln. Parker bedauerte jedoch insgeheim den Tanzpartner seiner Herrin, der sich in einem Anfall von Leichtsinn und Selbstüberschätzung Mylady genähert und um diesen Tanz gebeten hatte. Dieser Mann wußte inzwischen längst, auf was er sich da eingelassen hatte. Seine Kondition ließ nach. Die Beine schienen nur noch aus weichem Gummi zu bestehen. Sie schleiften unter seinem schmalen Körper her und reagierten kaum auf die, kräftigen Fußtritte der Tänzerin, die es in Größe und Umfang mit einer Bühnen-Heroine aufnahm. Das Publikum im mondänen Casino hatte aus Gründen der eigenen Sicherheit längst die Tanzfläche geräumt, einen weiten Kreis gebildet und applaudierte frenetisch, wenn Mylady wieder mal eine kunstvolle Figur gelang. Es gab, was die an sich rassige Musik betraf, hin und wieder einige leicht verunglückte Töne, doch die hingen eindeutig mit Musikern zusammen, deren Gesichtsmuskeln vor unterdrücktem Lachen entgleisten. Agatha Simpson übersah und überhörte alles, war in ihrem Element und zeigte das Temperament einer jungen Dame, obwohl sie doch mit Sicherheit das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte. Sie kümmerte sich nicht weiter um ihren Partner, als die Musik endete, entließ ihn jäh und schritt energisch zum Tisch zurück.

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Butler Parker – 241 –

Parker surft der "Qualle" nach

Günter Dönges

Lady Agatha erregte einiges Aufsehen.

Sie beherrschte eindeutig die Tanzfläche des Casinos und tanzte einen Tango. Sie hielt sich dabei allerdings kaum an die internationalen Regeln und entwickelte Figuren, die sich durch Phantasie, Eigenwilligkeit und Energie auszeichneten. Die ältere Dame beherrschte eindeutig ihren wesentlich schmaleren Partner und verwickelte ihn in einen Clinch, der nach einem harten Zweikampf aussah.

Ruckartig riß sie ihren Partner an sich und ließ seinen erhitzten Kopf zwischen ihrem wogenden Busen verschwinden. Dann drückte sie ihn wie angewidert von sich, ließ ihn herumwirbeln und versäumte es nicht, ihm dabei gehörig auf die Füße zu treten. Sie brachte den Verzweifelten in die Schräglage, ließ ihn fast aufs Parkett fallen, zerrte ihn wieder hoch und animierte ihn zu einem leichten Höhenflug, den sie natürlich abrupt beendete. Sie zelebrierte mit ihm Passagen, schien ihm die Freiheit schenken zu wollen, fing ihn wieder ein und nickte zustimmend, als ihr Partner verschiedene Male jaulte. Sie hielt dies für Temperamentsausbrüche und übersah, daß dieser Mann nur seinem Schmerz Ausdruck verlieh.

Josuah Parkersaß am Rand der Tanzfläche an einem Tisch und nahm dies alles mit erstaunlicher Würde und Gelassenheit zur Kenntnis. Ein hochherrschaftlicher Butler wie er beherrschte die Gesichtsmuskeln. Parker bedauerte jedoch insgeheim den Tanzpartner seiner Herrin, der sich in einem Anfall von Leichtsinn und Selbstüberschätzung Mylady genähert und um diesen Tanz gebeten hatte. Dieser Mann wußte inzwischen längst, auf was er sich da eingelassen hatte. Seine Kondition ließ nach. Die Beine schienen nur noch aus weichem Gummi zu bestehen. Sie schleiften unter seinem schmalen Körper her und reagierten kaum auf die, kräftigen Fußtritte der Tänzerin, die es in Größe und Umfang mit einer Bühnen-Heroine aufnahm.

Das Publikum im mondänen Casino hatte aus Gründen der eigenen Sicherheit längst die Tanzfläche geräumt, einen weiten Kreis gebildet und applaudierte frenetisch, wenn Mylady wieder mal eine kunstvolle Figur gelang.

Es gab, was die an sich rassige Musik betraf, hin und wieder einige leicht verunglückte Töne, doch die hingen eindeutig mit Musikern zusammen, deren Gesichtsmuskeln vor unterdrücktem Lachen entgleisten.

Agatha Simpson übersah und überhörte alles, war in ihrem Element und zeigte das Temperament einer jungen Dame, obwohl sie doch mit Sicherheit das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte.

Sie kümmerte sich nicht weiter um ihren Partner, als die Musik endete, entließ ihn jäh und schritt energisch zum Tisch zurück. Der Tänzer rutschte haltlos in sich zusammen und wurde anschließend von zwei Angestellten des Hauses geborgen und der Ersten Hilfe zugeführt. Mylady aber ließ sich von Parker den Sessel unterschieben und blickte ihn fragend an.

»Nun, Mister Parker?« fragte sie ihren Butler und schnaufte dabei ein wenig. »Wie fanden Sie mich?«

»Mylady waren beeindruckend«, lautete die Antwort des Butlers.

»Ich tanzte den Tango schon in meiner Jugend sehr gern«, machte sie klar.

»Mylady dürften nichts verlernt haben.«

»Natürlich nicht, Mister Parker, aber mein Partner eben war miserabel.«

»Mylady brauchen einen kongenialen Partner.«

»Nun gut, Mister Parker, Sie können sich ja versuchen«, ermunterte sie ihn und nickte wohlwollend. »Sobald ein Quick-Step gespielt wird, dürfen Sie mich auffordern.«

»Meine Wenigkeit möchte Mylady auf einen geschädigten Meniskus hinweisen.«

»Papperlapapp, Mister Parker«, tat sie seinen Einwand ab. »Unter meiner Führung werden Sie ihn vergessen. Wissen Sie, ich glaube es war eine gute Idee, hierher nach Torquay zu fahren.«

Sie lehnte sich zurück und schloß für einen Moment versonnen die Augen. Seit vielen Jahren verwitwet und immens vermögend, konnte sie sich jede nur mögliche Extravaganz leisten. Dazu gehörte auch ihre feste Überzeugung, als Detektivin einmalig begabt zu sein. Die ältere Dame nahm jede Herausforderung, was die Unterwelt betraf, freudig an und sorgte stets für wahnwitzige Verwicklungen. Dabei merkte sie nie, daß es Parker war, der seine schützenden Hand über sie hielt.

Sie richtete sich auf, als die Band auf der Bühne des Festsaales tatsächlich mit einem Quick-Step begann. Die Musiker hatten keine Ahnung, was sie damit provozierten.

»Jetzt werde ich Ihnen zeigen, Mister Parker, wie man einen Quick-Step tanzt«, kündigte sie an und drückte ihre majestätische Fülle aus dem Sessel.

»Sie werden diese Lektion nie wieder vergessen.«

»Davon geht meine bescheidene Wenigkeit allerdings aus, Mylady«, gab Josuah Parker zurück, der verzweifelt nach einer weiteren Ausrede suchte. Aus einer Eingebung heraus nahm er plötzlich den Kopf herum und blickte hinüber zum Bartresen.

»Was ist, Mister Parker?« Sie schnappte sofort zu.

»Wie Mylady inzwischen ebenfalls entdeckt haben werden, könnte unter den Gästen an der Bar dort drüben ein bekanntes Gesicht aus London vertreten sein.«

»Ich glaube, ich wurde bereits darauf aufmerksam«, gab sie sicherheitshalber zurück. Eine Lady Agatha wußte stets alles besser und im voraus. »Ein Gangster, nicht wahr?«

»Solch eine Möglichkeit sollte man nicht ausschließen«, erwiderte der Butler und hatte es geschafft, daß Agatha Simpson den Quick-Step vergaß. Er ahnte allerdings nicht, daß er mit dieser Ausrede Dinge ins Rollen brachte, die einer Lawine mittlerer Größe durchaus gleichkamen.

*

Parkers Herrin hatte sich in Bewegung gesetzt und war durch nichts mehr aufzuhalten, wie der Butler aus Erfahrung wußte. Die ältere Dame erreichte den langen Bartresen und musterte die vielen, meist männlichen Gäste, die sich das Treiben auf der großen, ovalen Tanzfläche mehr oder weniger ironisch anschauten.

Lady Agatha suchte nach dem Gesicht, von dem sie annahm, es eben entdeckt zu haben. Dabei schritt sie die Front der Männer ab und blieb schließlich vor einem mittelgroßen Bargast stehen, der eine ausgeprägte Stirnglatze besaß. Dieser Mann erinnerte, was seine leicht hervorquellenden Augen betraf, an einen Frosch.

Dieser Frosch beantwortete ihren Blick, grinste beiläufig und wandte sich dann an einen um gut zehn Jahre jüngeren Begleiter, der etwa dreißig zu sein schien. Die beiden Flüsternden lachten dann leise und reizten Mylady.

Sie hatte sich eingeschossen.

»Sie lachen über mich?« fragte sie mit ihrer baritonal gefärbten Stimme, die Säle füllen konnte, wenn sie es wollte.

»Warum sollte ich?« gab der Froschähnliche zurück und lächelte mokant.« Aber Moment mal, haben Sie nicht eben diesen Ringkampf auf der Tanzfläche abgezogen?«

»Ringkampf?« Agatha Simpson holte Luft.

»Das, was Sie wahrscheinlich für einen Tango gehalten haben«, präzisierte das Froschgesicht. »Können Sie mal ’n Stück zur Seite gehen, damit ich besser sehen kann?«

Für Mylady war damit bereits längst der Tatbestand der akuten Beleidigung gegeben.

Sie hatte ihren perlenbestickten Pompadour in leichte Schwingung gebracht und legte ihn dann auf dem linken Oberschenkel des Mannes ab, der auf einem Barhocker saß.

In diesem Handbeutel befand sich der sogenannte Glücksbringer der Dame. Dabei handelte es sich um ein veritables Hufeisen, das von einem mächtigen Brauereipferd stammte. Dieser Glücksbringer klatschte also auf den Oberschenkel des Froschähnlichen und verursachte dort das Gefühl eines Huftritts.

Der Mann auf dem Barhocker verfärbte sich und stieß einen ächzenden Laut aus. Sein Begleiter, der etwa Dreißigjährige, glitt elegant vom Barhocker und wollte sich mit der Lady anlegen, doch er übersah dabei Josuah Parker.

Der Butler benutzte die Spitze seines altväterlich gebundenen Regenschirmes, um die Unternehmungslust des Mannes nachdrücklich zu bremsen. Die Schirmspitze bohrte sich durch das Oberleder des eleganten Lackschuhs und verursachte einen stechenden Schmerz.

Der junge Mann stöhnte, verfärbte sich und blickte den Butler entgeistert an.

»Entschuldigen Sie die kleine Ungeschicklichkeit meiner bescheidenen Wenigkeit«, sagte Parker und lüftete die schwarze Melone. »Darf man sich erlauben, Ihnen zu helfen?«

Der Mann, der eingeknickt war, spürte Parkers Hände, die in schwarzen Glace-Handschuhen steckten und bekam nicht mit, daß er entwaffnet wurde. Parker hatte nämlich längst gesehen, daß der Dreißigjährige eine Schulterhalfter trug, die mit Sicherheit gefüllt war. Mit der Geschicklichkeit eines professionellen Taschendiebes brachte Parker sich in den Besitz der Schußwaffe und ließ sie in der Innentasche seines schwarzen Covercoats verschwinden.

»Sind Sie verrückt?« stöhnte der Froschähnliche inzwischen und rieb sich den schmerzenden Oberschenkel.

»Meinen Sie etwa mich?« erkundigte sich Lady Agatha freudig und ließ ihren Pompadour kreisen.

»Nein, nein«, versicherte der Mann und hob abwehrend die Hände. »Ich meine... meinen Begleiter. Wen sonst?«

»Sehr schade, junger Mann«, bedauerte die ältere Dame. »Ich hätte Ihnen sonst Manieren beigebracht.«

Der Mann rutschte vorsichtig vom Barhocker und setzte sich ab. Dabei humpelte er leicht, während sein jüngerer Begleiter das Bein nachzog. Die beiden Besucher hatten es eilig, den Festsaal des Casinos zu verlassen.

Agatha Simpson folgte entschlossen. Sie witterte eine hübsche Abwechslung, auf die sie keineswegs verzichten wollte.

*

»Und wer waren die beiden Lümmel?« wollte sie etwa zehn Minuten später wissen. Sie saß im Fond von Parkers hochbeinigem Wagen, der mal ein Londoner Taxi gewesen war. »Ich habe die Namen auf der Zunge, Mister Parker ...«

»Meine Wenigkeit wird sich bemühen, die Namen der beiden Besucher in Erfahrung zu bringen«, versprach Parker, der seiner Herrin verschwieg, daß er gerade erst eine Schußwaffe erbeutet hatte. Aus einem reinen Ablenkungsmanöver, das er inszeniert hatte, schien sich ein neuer Fall zu entwickeln. Damit hatte er keineswegs gerechnet.

»Es ist natürlich ein Gangster aus London, der hier an der Südküste seine dunklen Geschäfte betreiben will«, redete die ältere Dame weiter. »Es ist doch gut, daß mein Personengedächtnis so sicher funktioniert, nicht wahr?«

»Mylady sorgen immer wieder für Verblüffung«, gab Parker zurück.

»Ich werde diesem Subjekt das Handwerk legen«, machte sie deutlich. »Der Lümmel wird es noch bedauern, nach Torquay gekommen zu sein.«

Parker wunderte sich, wie schnell die beiden Männer aus der Bar sich abgesetzt hatten. Fürchteten sie Fragen oder gar eine Entdeckung? Hatten sie etwas zu verbergen? Sollte man tatsächlich durch Zufall auf Gangster gestoßen sein? Auszuschließen war es auf keinen Fall. Wie ein Magnet die Eisenfeilspäne anzieht, so stolperte Agatha Simpson von einem Kriminalfall in den anderen. Sie zog Verbrecher an und glich damit einem Magneten.

»Natürlich wird man wieder mal versuchen, mich umzubringen«, redete die passionierte Detektivin inzwischen munter weiter. »Die beiden Kerle fühlen sich durchschaut und werden alles daran setzen, mich mundtot zu machen.«

»Mylady leben stets ungemein gefährlich«, erinnerte Parker in seiner höflichen Art.

»Werde ich bereits verfolgt?« Parker hatte mit ihrer Standardfrage gerechnet und bereits in den Rückspiegel des Wagens geblickt. Zu seiner Überraschung entdeckte er tatsächlich einen wendigen Fiat Panda, der sich an das hochbeinige Monstrum geheftet hatte, wie Parkers Wagen von Eingeweihten genannt wurde. Parker informierte seine Herrin.

»Sehr schön«, gab sie wohlwollend zurück. »Man kann es also kaum erwarten, mich unter die Erde zu bringen.«

»Man möchte zumindest herausfinden, wo Mylady hier in Torquay abgestiegen sind.«

»Dann zeigen Sie das diesen Lümmeln, Mister Parker«, verlangte die ältere Dame. »Und sorgen Sie anschließend für einen heißen Empfang. Ich will möglichst umgehend wissen, mit wem ich es zu tun habe.«

Dies wollte Parker inzwischen auch herausfinden. Es war keineswegs seine Absicht, passiv auf einen solchen Kontakt zu warten. Da war schließlich dieser kleine Panda, der ihnen folgte. Es bot sich also an, den Wagen samt Insassen zu stellen. Besonders schwer konnte dies kaum sein.

Er hatte die Nähe der Steilküste verlassen und bewegte sein hochbeiniges Monstrum in Richtung Plymouth. Links und rechts von der Durchgangsstraße gab es eine Fülle von befahrbaren Wegen und Straßen, die in den National Park von Dartmoor führten.

Parker setzte darauf, seine Verfolger überraschen zu können ...

*

Sie gingen ihm voll auf den Leim.

Parker hatte sein hochbeiniges Gefährt auf einen sandigen Feldweg gesetzt und visierte eine skurril geformte Baumgruppe an, die sich wie ein Schattenriß gegen den Himmel abhob und irgendwie an ein riesiges, urweltliches Tier erinnerte.

»Ich hoffe, Mister Parker, Sie wissen sehr genau, was Sie tun«, mokierte sich Lady Agatha prompt.

»Mylady werden die Verfolger in wenigen Minuten einem ersten Verhör unterziehen können«, gab der Butler zurück. Er ließ die Räder seines Wagens in einer tiefen Fahrrinne stehen und erweckte für die Verfolger den Anschein, als habe er sich festgefahren.

Parker spielte mit der Kupplung und den Gängen, schaukelte den Wagen hin und her und ließ von den Hinterrädern kleine Sandfahnen hochspritzen.

Im Panda war man sich seiner Sache völlig sicher und näherte sich in flotter Fahrt. Und man beging den Fehler, nur wenige Meter hinter dem Heck des ehemaligen Londoner Taxis anzuhalten. Parker blickte in den Rückspiegel und wartete, bis die beiden Wagentüren des Panda aufgestoßen wurden. Als die Männer neben ihren Wagentüren standen, löste der Butler seine, spezielle Rußwolke aus.

Aus zwei Düsen, die sich unter dem Wagenheck befanden, schossen Rußwolken hervor, die sich blitzschnell ausbreiteten und einen Ölfilm auf den Wagen und die beiden Männer legten.

Die Wirkung war frappierend.

Die Männer sahen plötzlich nur noch schwarz, schlugen um sich, versuchten verzweifelt, die schwarzen Wolken zu zerteilen, und rieben sich dann sogar noch die Augen. Damit nahmen sie sich schließlich jede Sicht und tappten umher wie in einem völlig dunklen Keller. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie aus der Rußwolke traten und mit vorgestreckten Händen einen sicheren Halt suchten.

»Mit Ihrer Erlaubnis.« Parker war und blieb höflich, auch wenn er den bleigefüllten Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes dazu benutzte, die beiden Männer von ihren Beinen zu bringen. Sie rutschten in sich zusammen und blieben dann regungslos auf dem sandigen Boden liegen.

»So hatte ich mir das vorgestellt«, meinte die ältere Dame und blickte Parker wohlwollend an. »Man muß immer wissen, Mister Parker, was man will.«

»Darin sind Mylady stets ein leuchtendes Vorbild«, lautete die Antwort des Butlers. Er blickte auf die beiden Männer, deren Gesicht und Kleidung tief eingeschwärzt war. Er streifte sich Einweg-Handschuhe über und untersuchte seine Opfer schnell und gründlich. Als er sich aufrichtete, präsentierte er Lady Agatha zwei Revolver und Springmesser.

»Keine Brieftaschen?« wunderte sich die Detektivin.

»Man dürfte sie aus Gründen der Sicherheit nicht mitgenommen haben,

Mylady«, antwortete der Butler. »Aber zur Person werden die beiden Herren sicher bald einige Angaben machen.«

Es dauerte eine Weile, bis die Männer wieder zu sich gekommen waren. Sie setzten sich zögernd hoch, rieben sich erneut die Augen und machten einen hilflosen Eindruck.

»Könnte man in Erfahrung bringen, für wen Sie Ihre Waffen trugen?« fragte Parker. Die beiden immer noch fast Orientierungslosen drehten sich bei Parkers Stimme. Einer von ihnen griff fast automatisch nach seiner Schulterhalfter, die sich allerdings als leer erwies.

»Ich erwarte Ihre Antwort«, schaltete Agatha Simpson sich grollend ein. »Sie wollten mich ermorden, nicht wahr?«

»Wer ... Wer sind Sie überhaupt?« fragte der Mann, der nach seiner „ Schulterhalfter gegriffen hatte.

»Die Fragen stelle ich, junger Mann«, wurde die ältere Dame deutlich.« Und wenn Sie nicht ganz schnell antworten, werde ich Sie ins Moor treiben. Sie wissen hoffentlich, was Dartmoor bedeutet!«

»Es soll in der Tat hier bereits in nächster Nähe unergründliche Moorlöcher geben«, sagte Parker in seiner höflichen Art. »Falls Sie sie aus nächster Nähe zu erleben wünschen, wird man Sie natürlich gern dorthin geleiten.«

»Was soll der Quatsch?« ereiferte sich der zweite ehemalige Revolverträger.« Was Sie hier abgezogen haben, ist Körperverletzung.«

»Mr. Parker, wie entsichert man diesen Revolver?« erkundigte sich Agatha Simpson interessiert. »Schon gut, ich habe die Sicherung gefunden und ...«

Das Geschoß jagte in den weichen Sand, nicht weit entfernt von dem ersten Mann, der die Erschütterung im Boden und in seiner Nähe durchaus mitbekam.