Parker holt die Reiter aus dem Sattel - Günter Dönges - E-Book

Parker holt die Reiter aus dem Sattel E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Steif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß Josuah Parker am Lenkrad und hielt nach einem Platz für das Picknick Ausschau. Die Landstraße, die durch ein ausgedehntes Waldstück führte, war kurvenreich und unübersichtlich. Deshalb gewahrte der Butler das junge Pärchen, das winkend am Straßenrand stand, erst im letzten Augenblick. Um gewöhnliche Anhalter schien es sich allerdings nicht zu handeln, denn die einzige »Bekleidung« der beiden bestand aus grünen Farnkrautwedeln, mit denen sie notdürftig ihre Blößen bedeckten. »Das riecht ja geradezu nach einer Falle«, befand Lady Simpson. »Aber halten Sie trotzdem, Mister Parker. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.« »Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte Parker und bremste sein hochbeiniges Monstrum... »Sie müssen uns helfen«, flehte der blasse, fast schmächtige junge Mann. »Man hat uns überfallen.« Er war ans halbgeöffnete Fahrerfenster getreten, während seine dunkelhaarige Begleiterin sich verschämt im Hintergrund hielt. »Eine Mitteilung, die man mit aufrichtigem Bedauern zur Kenntnis nimmt«, erwiderte der Butler, verließ sein altehrwürdiges Gefährt und förderte aus dem Kofferraum zwei Wolldecken zutage, die er den jungen Leuten reichte. Wenig später hatte der knapp Dreißigjährige, der seinen Namen mit Archibald Reaver angab, auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Rose Moorfield, seine etwa zwanzigjährige Freundin, kam im gepolsterten Fond unter, nachdem Parkers Herrin ein Eckchen freigemacht hatte. Per Knopfdruck senkte der Butler die gepanzerte Trennscheibe zwischen Fond und Vorderplätzen ab, um ein ungehindertes Gespräch zu ermöglichen.

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Butler Parker – 290 –

Parker holt die Reiter aus dem Sattel

Unveröffentlichter Roman

Günter Dönges

Steif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß Josuah Parker am Lenkrad und hielt nach einem Platz für das Picknick Ausschau. Die Landstraße, die durch ein ausgedehntes Waldstück führte, war kurvenreich und unübersichtlich. Deshalb gewahrte der Butler das junge Pärchen, das winkend am Straßenrand stand, erst im letzten Augenblick.

Um gewöhnliche Anhalter schien es sich allerdings nicht zu handeln, denn die einzige »Bekleidung« der beiden bestand aus grünen Farnkrautwedeln, mit denen sie notdürftig ihre Blößen bedeckten.

»Das riecht ja geradezu nach einer Falle«, befand Lady Simpson. »Aber halten Sie trotzdem, Mister Parker. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.«

»Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte Parker und bremste sein hochbeiniges Monstrum...

»Sie müssen uns helfen«, flehte der blasse, fast schmächtige junge Mann. »Man hat uns überfallen.« Er war ans halbgeöffnete Fahrerfenster getreten, während seine dunkelhaarige Begleiterin sich verschämt im Hintergrund hielt.

»Eine Mitteilung, die man mit aufrichtigem Bedauern zur Kenntnis nimmt«, erwiderte der Butler, verließ sein altehrwürdiges Gefährt und förderte aus dem Kofferraum zwei Wolldecken zutage, die er den jungen Leuten reichte.

Wenig später hatte der knapp Dreißigjährige, der seinen Namen mit Archibald Reaver angab, auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Rose Moorfield, seine etwa zwanzigjährige Freundin, kam im gepolsterten Fond unter, nachdem Parkers Herrin ein Eckchen freigemacht hatte.

Per Knopfdruck senkte der Butler die gepanzerte Trennscheibe zwischen Fond und Vorderplätzen ab, um ein ungehindertes Gespräch zu ermöglichen.

»Darf man Sie unter Umständen ersuchen, Mylady den Hergang des verurteilungswürdigen Geschehens zu schildern?« wandte sich der Butler anschließend an Reaver.

»Wir … wir wollten picknicken«, begann der junge Mann stockend seinen Bericht. »Durch Zufall fanden wir einen wunderschönen Platz, der nur etwa eine Meile von hier entfernt im Wald liegt.«

»Geht Mylady unter Umständen recht in der Annahme, daß Sie und Miß Moorfield zu Fuß unterwegs waren, Mister Reaver?« vergewisserte sich Parker.

»Nein, wir hatten meinen Wagen dabei«, entgegnete der Schmächtige. »In den Waldweg dort drüben sind wir reingefahren.« Dabei deutete er in die entsprechende Richtung.

»Und die Gangster haben Ihnen das Fahrzeug weggenommen?« schaltete Agatha Simpson sich mit einer Frage ein. Der Argwohn, mit dem sie das in Decken gehüllte Pärchen musterte, war nicht zu übersehen.

Reaver schüttelte den Kopf. »Die Halunken waren anscheinend nur auf Schmuck und Bargeld aus«, teilte er mit.

»Dann hätten Sie doch den Wagen nehmen können, statt in dieser empörenden Aufmachung auf einer öffentlichen Straße herumzuspringen, wo jeder Sie sehen kann«, äußerte die Lady deutlich ihren Unmut.

»Den Autoschlüssel haben die Schurken natürlich mitgenommen – wie unsere Kleider«, entgegnete Reaver. »Dadurch haben sie sich einen ganz schönen Vorsprung verschafft.«

»Sie wurden also mit Waffengewalt gezwungen, sich zu entkleiden?« hakte die Detektivin mit mißtrauisch gerunzelter Stirn nach.

»Das nicht gerade, –« gab Reaver zögernd zur Antwort und tauschte mit seiner Begleiterin einen verstohlenen Blick.

»Sondern?« blieb Agatha Simpson hartnäckig am Ball.

»Rose und ich, wir hatten uns in die Sonne gelegt«, erwiderte der blasse junge Mann auf dem Beifahrersitz. »Mit irgendwelchen Störungen hat keiner von uns gerechnet. Deshalb hatten wir beide nichts an, als plötzlich die grünen Reiter auftauchten.«

»Grüne Reiter?« wiederholte Mylady verdutzt. »Die Geschichte, die Sie mir da auftischen, wird ja immer unwahrscheinlicher, junger Mann. Gleich behaupten Sie noch, es wären grüne Männchen von einem anderen Stern gewesen.«

»Aber es waren grüne Reiter!« beteuerte Rose Moorfield und brach gleich darauf in haltloses Schluchzen aus.

»Möglicherweise darf man Mylady vorschlagen, den Tatort in Augenschein zu nehmen«, schaltete Parker sich wieder ein.

»Das wollte ich auch gerade anordnen, Mister Parker«, versicherte die ältere Dame umgehend. »Lassen Sie aber äußerste Wachsamkeit walten. Sie wissen schon, warum.«

»Mylady können sich voll und ganz auf meine Wenigkeit verlassen«, erwiderte der Butler. Er wendete sein hochbeiniges Gefährt und bog in den Waldweg ein, den Reaver bezeichnet hatte.

»Sie wollen es aber genau wissen«, wunderte sich sein schmächtiger Beifahrer. »Warum setzen Sie uns nicht einfach bei der nächsten Polizeistation ab?«

»Die Polizei hat genug zu tun, um den Verkehr zu regeln, junger Mann!« ließ die passionierte Detektivin ihren Vorurteilen freien Lauf. »Und zur Verbrecherjagd bin ich am besten geeignet.«

»Kann schon sein, Mylady«, erwiderte Reaver. »Aber wer soll die Halunken denn fangen, wenn nicht die Polizei?«

»Mylady genießt einen Ruf als Privatdetektivin, den man nur als beispiellos bezeichnen kann, Mister Reaver«, setzte Parker ihn umgehend ins Bild.

Archibald Reaver schluckte hörbar und bedachte die füllige Dame mit Blicken, die respektvoll und ungläubig zugleich wirkten.

»Da ist es schon«, sagte er im nächsten Moment und deutete nach vorn.

Die Waldlichtung, die das junge Paar sich als Picknickplatz auserkoren hatte, lag etwas abseits vom Weg und verdiente eindeutig das Prädikat »zauberhaft«. Reavers silbergraue Volvo-Limousine stand halb verdeckt zwischen Bäumen.

Das kleine Areal strahlte Ruhe und Frieden aus. Allerdings nur auf den ersten Blick.

Mit unbewegter Miene registrierte der Butler, daß das weiche Waldgras der Lichtung gründlich zertrampelt war. Und bei näherem Hinsehen fanden sich auch frische Hufspuren.

*

»Aus dieser Richtung sind sie gekommen«, erläuterte Reaver und deutete in das unwegsame, mit Büschen und Bäumen bestandene Gelände. »Und alles ging blitzschnell. Wir hörten es rascheln und knacken – da waren sie auch schon da.«

»Sagten Sie nicht, Sie wären beim Picknick überrascht worden, junger Mann?« fragte Agatha Simpson. Sie stand neben Reavers Wagen und sah hinein. Dabei war ihr der wohlgefüllte Picknickkorb auf dem Rücksitz ins Auge gefallen, dessen Inhalt unberührt wirkte.

»Essen wollten wir später, Mylady«, teilte der Schmächtige mit. »Nach dem... äh... Sonnenbad.«

»Es war so schrecklich«, erinnerte sich seine dunkelhaarige Freundin. »Die Männer hatten Masken auf und bedrohten uns mit Pistolen. Wir mußten ihnen alles aushändigen. Meine goldene Halskette und das Platinarmband, Archies teure Armbanduhr und die Brieftasche mit Schecks und Bargeld –.«

»Vermutet man gegebenenfalls recht, daß die Räuber in dieser Richtung das sprichwörtliche Weite gesucht haben?« meldete Parker sich zu Wort. Er hatte aufmerksam das Gewirr der Hufspuren im weichen Waldboden gesichtet und war auf einen schmalen Trampelpfad gestoßen, bei dem es sich anscheinend um einen Wildwechsel handelte.

Der Butler mußte nicht über die Fähigkeiten des legendären Winnetou verfügen, um zu erkennen, daß die frischen Abdrücke von zwei Pferden stammten, die im Galopp die Lichtung verlassen hatten.

»Stimmt«, nickte Reaver. »Da sind die Kerle verschwunden. Vielleicht könnte man den Spuren folgen, um sie ausfindig zu machen.«

»Eine Möglichkeit, die man nicht von vornherein ausschließen sollte, Mister Reaver«, antwortete der Butler. »Dennoch dürfte davon auszugehen sein, daß die grünen Reiter Vorkehrungen getroffen haben, um etwaige Verfolger in die Irre zu führen.«

Trotz dieser Bedenken entschloß sich Parker, dem Pfad, den die grünen Reiter zur Flucht benutzt hatten, ein Stück zu folgen. Über eine Strecke von gut zweihundert Metern war die Fährte der berittenen Räuber mühelos zu erkennen. Doch dann passierte, womit der Butler schon gerechnet hatte: Die Spur schwenkte nach links ab, traf auf einen viel benutzten Reitweg und verlor sich im Gewirr unzähliger Hufabdrücke.

In würdevoller Haltung trat Josuah Parker den Rückweg an, doch ganz vergeblich war der Ausflug nicht gewesen. In einem Gebüsch entdeckte der Butler zunächst Rose Moorfields mohnrotes Sommerkleid, gleich darauf auch Hemd und Hose ihres Begleiters.

Sogar Reavers Schlüsselbund mit Haus- und Autoschlüsseln fand sich. Er war in den Zweigen einer Birke hängengeblieben, als die davongaloppierenden Räuber ihn zusammen mit den Kleidungsstücken ihrer Opfer fortgeworfen hatten.

Dankbar lächelnd nahmen die jungen Leute ihr Eigentum entgegen, das Parker ihnen mit formvollendeter Verbeugung überreichte. In der Zwischenzeit stand Lady Simpson abseits, verfolgte wortlos das Geschehen und machte ein nachdenkliches Gesicht.

»Wie auch immer, Mister Parker«, meinte die Detektivin gelassen, nachdem der Butler ihr die Aussichtslosigkeit der Fährtensuche geschildert hatte. »Solche Methoden sind unter meinem Niveau. Ich bin doch kein Spürhund.«

»Eine Feststellung, der man sich nur im vollen Wortsinn anschließen kann«, erwiderte Parker höflich. »Im übrigen wäre man dankbar für einen Hinweis, wie Mylady weiter vorzugehen gedenken.«

»Sobald Sie einen Picknickplatz gefunden haben, der meinen Vorstellungen entspricht, werde ich erst mal eine kleine Stärkung zu mir nehmen, Mister Parker«, beschied ihn die majestätische Dame.

»Kann und muß man diese Äußerung so verstehen, daß Mylady an einer Fortführung der Ermittlungen nicht interessiert sind?« vergewisserte sich der Butler.

»Damit soll sich die Polizei befassen«, entgegnete Lady Agatha gönnerhaft. »Ich habe Wichtigeres zu tun. Mein Trainingsprogramm geht vor, Mister Parker.«

»Eine Einschätzung, der man mitnichten widersprechen möchte, Mylady«, antwortete Parker, geleitete seine Herrin zum Fahrzeug und half diskret beim Einsteigen.

Archibald Reaver und Rose Moorfield reagierten verdutzt, als die Detektivin ihnen empfahl, sich an die staatliche Ordnungsmacht zu wenden.

»Zuerst sollten Sie aber das Picknick nachholen. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen«, riet Agatha Simpson. »Später können Sie immer noch zur Polizei gehen.«

»Hier picknicken? Niemals!« entgegnete die junge Dame mit einer Miene, die Entsetzen spiegelte.

»Aber Kindchen«, setzte Mylady ihre baritonal gefärbte Stimme ein, um die dunkelhaarige Rose zu beruhigen. »Ein zweites Mal kreuzen die Räuber bestimmt nicht auf. Das wäre ungewöhnlich.«

»Stimmt«, nickte Reaver. »Doch der Appetit ist uns vergangen.«

»Selbst schuld«, meinte die Detektivin ungerührt. »Wenn mir bei Zwischenfällen immer gleich der Appetit verginge, wäre ich schon verhungert.«

Obwohl Mylady dieses Argument mit Überzeugungskraft vortrug, verfing es bei dem jungen Paar nicht. Allein am Ort des Überfalls zurückzubleiben, war für beide Menschen eine unerträgliche Vorstellung.

Deshalb bedankten sie sich eilig, während Parker schon den Motor seines hochbeinigen Monstrums startete, und hasteten zu ihrem silbergrauen Volvo, um nicht den Anschluß zu verlieren.

Erst an der Einmündung in die Landstraße trennten sich die Wege. Der Butler bog nach rechts ab, um weiterhin nach einem Picknickplatz Ausschau zu halten, der Lady Simpsons verwöhnten Ansprüchen genügte.

Reaver hupte kurz und fuhr dann in der Gegenrichtung davon.

*

»Ich lasse mich von zwielichtigem Gesindel nicht auf den Arm nehmen«, bemerkte die passionierte Detektivin Minuten später, während Parker den schwarzen Wagen über die schmale Nebenstraße lenkte und nach einem idyllischen Plätzchen suchte.

»Darf man unter Umständen um Auskunft bitten, wie Mylady diese Äußerung verstanden wissen möchten?« ließ der Butler sich über die Gegensprechanlage vernehmen, die seinen Platz mit dem schußsicher verglasten Fond verband.

»Wenn Sie meine Erfahrung besäßen, hätten Sie die zwei Subjekte gleich durchschaut, Mister Parker.«

»Eine Feststellung, der man nicht um jeden Preis widersprechen möchte, Mylady.«

»Als Kriminalistin habe ich schon von weitem gesehen, daß es gewöhnliche Betrüger sind, Mister Parker.«

»Eine Mitteilung, die man nicht ohne Überraschung zur Kenntnis nimmt, Mylady. Darf man möglicherweise um einige erhellende Sätze bitten?«

»Nach Lage der Dinge kann es sich nur um Versicherungsbetrug handeln, Mister Parker«, führte Lady Agatha aus. »Und mich wollten die Strolche noch als Zeugin mißbrauchen. Aber ich habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.«

»Demnach argwöhnen Mylady, daß Miß Moorfield und Mister Reaver den Raubüberfall lediglich vorgetäuscht haben?«

»Gut kombiniert, Mister Parker«, ließ die ältere Dame sich zu einem Lob hinreißen. »Sie haben doch etwas von mir gelernt.«

»Für meine bescheidene Wenigkeit stellen Mylady ein Vorbild dar, das man nur als leuchtend bezeichnen kann und muß«, erwiderte der Butler in seiner stets höflichen Art.

»Halten Sie es für wahrscheinlich, daß junge Leute bei einem Picknickausflug wertvollen Schmuck mit sich herumtragen, wie er angeblich geraubt wurde, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson wissen.

»Bislang sieht man keinen Grund, an den Angaben von Miß Moorfield und Mister Reaver zu zweifeln, Mylady«, entgegnete Parker und bog in einen unbefestigten Waldweg ein, der in ein schattiges Bachtal führte.

»Das ist ein Fehler, Mister Parker. Sie lassen sich viel zu leicht bluffen. Auch das Geld, das der Lümmel in seiner Brieftasche gehabt haben will, muß doch stutzig machen.«

»Eine gewisse Wohlhabenheit dürfte Mister Reaver kaum abzusprechen sein«, wandte der Butler vorsichtig ein. »Immerhin verfügte der Genannte über ein Automobil der gehobenen Preisklasse, falls der Hinweis erlaubt ist, Mylady.«

»Den Wagen hat er sich natürlich geliehen, um Eindruck zu schinden«, wußte Agatha Simpson zweifelsfrei. »Das ist bei Schwindlern und Hochstaplern nicht ungewöhnlich, Mister Parker.«

»Mylady geruhten, von Versicherungsbetrug zu sprechen, sofern man sich korrekt erinnert«, warf Parker ein und stellte das hochbeinige Monstrum am Rand einer kleinen Wiese ab, die an einen Bach grenzte und an drei Seiten von Wald umgeben war.

»Wie auch immer«, schob die ältere Dame den kleinen Unterschied souverän beiseite. »Endgültig verraten hat sich das betrügerische Gesindel mit der plumpen Lüge von den blauen Reitern.«

»Darf man möglicherweise annehmen, daß Mylady grüne Reiter meinen?«

»Jedenfalls ist die Geschichte so unglaubwürdig, daß sogar die Polizei Verdacht schöpfen wird, falls die beiden sich überhaupt dort hintrauen, um den Raubüberfall anzuzeigen. Und schon sitzen Sie fest.« Lady Agatha machte kein Hehl aus ihrer Schadenfreude.

»Eine Möglichkeit, die man nicht von vornherein ausschließen sollte«, ließ Parker ausweichend verlauten.

»Haben Sie vielleicht irgendwo Reiter in grünen Anzügen gesehen und die grüne Masken trugen, Mister Parker?« fragte die Detektivin, während der Butler ihr aus dem Wagen half.

»Bislang mitnichten, Mylady«, antwortete Parker, während seine Herrin den reizvollen Picknickplatz mit wohlgefälligem Kopfnicken in Augenschein nahm.

Reiterinnen und Reiter jeden Alters, die das sommerliche Wochenende zur Erholung in der Natur und an der frischen Luft nutzten, hatte er in den letzten zwanzig Minuten gleich im Dutzend gesehen.

Etliche von ihnen hatten auch lodengrüne Kleidung getragen. Aber Männer in grasgrünen Overalls, die sich mit grasgrünen Kapuzen nach Ku-Klux-Klan-Design maskiert hatten, waren dem Butler nicht aufgefallen.

*

Sie kamen, als Lady Simpson von den glasierten Fasanenbrüstchen zur Hirschkalbpastete überging und einem vollmundigen Burgunder zusprach.