Parker spielt den Biedermann - Günter Dönges - E-Book

Parker spielt den Biedermann E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Josuah Parker war sofort hellwach, als das Wasserglas auf der schmalen Glasplatte über dem Waschbecken vibrierte. Er öffnete die Augen und blickte sicherheitshalber zu den beiden Fenstern, die zu seinem Zimmer gehörten. Eines davon war halb hochgeschoben. Vom leichten Nachtwind wurde die Gardine sanft bewegt. Das Licht einer Straßenlaterne fiel in den mittelgroßen Raum und schuf seltsame Schatten. Das Wasserglas auf der Glasplatte tanzte inzwischen. Dazu waren eigenartige Geräusche zu vernehmen. Trotz der mitternächtlichen Stunde schien in der Nähe ein Steinbrecher zu arbeiten. Das harte Mahlen des Gesteins wies darauf hin. Dann pfiff plötzlich wohl ein nächtlicher Passant nach seinem Hund. Und das Wasserglas auf der Platte fing zu trommeln an, daß die Nerven gereizt wurden. Der Butler stand auf und begab sich an das halb geöffnete Fenster. Er blickte auf die leere Straße und wandte sich blitzschnell um, als das Wasserglas von der Glasplatte kippte und klirrend im Waschbecken zerschellte. Er pirschte sich an die Verbindungstür heran und ... wußte endlich, wem er die verwirrenden Klänge zu verdanken hatte. Mylady schnarchte. Sie befand sich im Nebenzimmer und war gerade damit beschäftigt, einen dicken Baumstamm zu zersägen. Dabei mußte die imaginäre Kreissäge wohl auf Fremdkörper gestoßen sein. Die satten Sägetöne gingen in eine hohe Frequenz über, um dann aber plötzlich abzubrechen. Mylady brauchte einige Sekunden, bis sie ihren Stamm neu eingerichtet hatte.

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Der exzellente Butler Parker – 53 –

Parker spielt den Biedermann

Günter Dönges

Josuah Parker war sofort hellwach, als das Wasserglas auf der schmalen Glasplatte über dem Waschbecken vibrierte. Er öffnete die Augen und blickte sicherheitshalber zu den beiden Fenstern, die zu seinem Zimmer gehörten.

Eines davon war halb hochgeschoben. Vom leichten Nachtwind wurde die Gardine sanft bewegt. Das Licht einer Straßenlaterne fiel in den mittelgroßen Raum und schuf seltsame Schatten. Das Wasserglas auf der Glasplatte tanzte inzwischen. Dazu waren eigenartige Geräusche zu vernehmen. Trotz der mitternächtlichen Stunde schien in der Nähe ein Steinbrecher zu arbeiten. Das harte Mahlen des Gesteins wies darauf hin. Dann pfiff plötzlich wohl ein nächtlicher Passant nach seinem Hund.

Und das Wasserglas auf der Platte fing zu trommeln an, daß die Nerven gereizt wurden.

Der Butler stand auf und begab sich an das halb geöffnete Fenster. Er blickte auf die leere Straße und wandte sich blitzschnell um, als das Wasserglas von der Glasplatte kippte und klirrend im Waschbecken zerschellte. Er pirschte sich an die Verbindungstür heran und ... wußte endlich, wem er die verwirrenden Klänge zu verdanken hatte.

Mylady schnarchte.

Sie befand sich im Nebenzimmer und war gerade damit beschäftigt, einen dicken Baumstamm zu zersägen. Dabei mußte die imaginäre Kreissäge wohl auf Fremdkörper gestoßen sein.

Die satten Sägetöne gingen in eine hohe Frequenz über, um dann aber plötzlich abzubrechen. Mylady brauchte einige Sekunden, bis sie ihren Stamm neu eingerichtet hatte. Dann begann sie erneut mit ihrer Arbeit und verblüffte Parker mit dem Klangreichtum ihres Kehlkopfes.

Der Butler ging ans Fenster zurück und dachte an die Stunden bis zum Morgen. An Schlaf war bei solcher Lärmbelästigung nicht mehr zu denken. Lady Agathas Repertoire an Klangschöpfungen war erstaunlich.

Josuah Parker wollte sich gerade in sein Bett zurückbegeben, als er auf der Straße zwei Gestalten ausmachte, die den Lichtschein der Laterne offensichtlich mieden. Sie wechselten die Gehwege und hielten dann auf einen kleinen Laden zu, in dem Parker erst vor kurzem einige Backwaren für Mylady gekauft hatte.

Die beiden Gestalten brauchten nur wenige Augenblicke, bis sie die Wohnungstür neben dem Ladenlokal aufgesperrt hatten. Dann waren sie auch schon in dem schmalen Haus verschwunden, doch sie machten kein Licht, wie man hätte erwarten können. Dafür flammte kurz eine Taschenlampe auf.

Für Butler Parker war alles klar.

Er hatte einen Einbruch beobachtet, was ihn jedoch nicht weiter verwunderte. Nicht umsonst hatten Mylady und er Shepherd’s Market verlassen und sich hier im Stadtteil St. Pancras eingemietet. Der Butler kleidete sich schnell, jedoch ohne jede Hast an, setzte die schwarze Melone auf und griff nach seinem Universal-Regenschirm

Dann verließ er sein Zimmer, passierte den schmalen Korridor und entriegelte vorsichtig die Wohnungstür. Als er sie hinter sich schloß, war Mylady voll bei der Arbeit, Furniere von einem Baumstamm zu schälen. So wenigstens hörten ihre intensiven Schnarchtöne sich an. Er brauchte also nicht zu befürchten, daß Agatha Simpson vorzeitig aufwachte.

Parker verließ das ebenfalls kleine Haus durch die Hoftür, schritt leise durch einen schmalen Torweg und überquerte die Straße. Sein Ziel war die kleine Backwarenfiliale.

Die beiden Einbrecher hatten die Tür zwar wieder ins Schloß fallen lassen, doch dies war für Parker kein Hindernis.

Er bemühte sein kleines Spezialbesteck und sperrte das einfache Schloß auf. Dann betrat er einen langen Korridor und hörte Stimmen, als er sich einer nur angelehnten Tür näherte. Diese Stimmen gingen in ein Stöhnen über. Schwacher Lichtschein fiel nun in den Gang.

Man schien eine Lampe angezündet zu haben, was Parker durchaus begrüßte. Er wollte schließlich herausfinden, was in dem Raum hinter der angelehnten Tür geschah.

Er hatte sie inzwischen erreicht und blickte auf eine Szene, die er ausgesprochen mißbilligte.

Die beiden Gestalten, die in das Haus eingedrungen waren, setzten zwei ältere Menschen in einer Art und Weise unter Druck, die man nur als scheußlich bezeichnen konnte.

*

Ein Bursche würgte den älteren Mann mit einer Krawatte, während der zweite Einbrecher eine ebenfalls nicht mehr junge Frau mit dem Messer bedrohte.

»...weiß doch jeder hier in der Gegend, daß ihr Geld habt«, sagte der Krawattenwürger leise und eindringlich. »Und was habt ihr davon, wenn ihr abkratzt?«

»Nigel, bitte...« stieß die Frau beschwörend hervor. »Nigel, bitte, gib ihnen das Geld.«

»Das is’ doch wenigstens ’n Wort«, warf der junge Mann ein, der das Messer in der Hand hielt. »Etwas Beeilung, Leute, sonst findet hier ein Schlachtfest statt!«

»Unter... unter der Spüle«, würgte der Mann mühsam hervor. »Unter der Spüle in der Küche.«

»Es geht also doch.« Der Krawattenwürger lockerte den Griff und zog den Älteren aus dem einfachen Sessel hoch. »Und jetzt werden wir zusammen losziehen und die Scheinchen holen.«

Der Mann dachte nicht an Widerstand.

Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und ging zu einer schmalen Seitentür. Dabei handelte er sich einige unnötige Boxhiebe des jungen Mannes ein, dem es offensichtlich Spaß machte, seine körperliche Überlegenheit zu zeigen.

Josuah Parker wartete, bis sie in der angrenzenden Küche verschwunden waren. Dann drückte er die nur angelehnte Tür weiter auf und stahl sich in den kleinen Wohnraum. Der Messerheld hatte sich auf die Kante eines Beistelltischchens gesetzt und ahnte nicht, was auf ihn zukam.

Die ältere Frau aber hatte Parker bemerkt und wollte etwas sagen, doch der Butler legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und setzte anschließend kurz und nachdrücklich den Bambusgriff seines Regenschirmes ein.

Da er mit Blei ausgegossen war, fiel das Resultat im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd aus. Der junge Messerheld produzierte einen leichten Gurgellaut und rutschte in sich zusammen. Bevor er auf dem Boden landete, fing Josuah Parker ihn auf und legte ihn vorsichtig ab.

Er warnte die ältere Frau noch mal und begab sich dann in die Küche.

Der Ältere kniete vor der Spüle, Er hatte die Schiebetür des unteren Umbaus zur Seite gedrückt und fingerte in dem Hohlraum.

»Nun mach’ schon, Mann«, forderte der Krawattenwürger ungeduldig. »Oder brauchst du ’ne Hilfe?«

Er holte mit dem rechten Fuß aus und wollte treten. Doch dies ließ Josuah Parker nicht zu, setzte seinen Bambusgriff noch mal ein und schickte auch diesen Einbrecher zu Boden. Der junge Mann war voll erwischt worden und hatte nicht mal Zeit zu stöhnen.

»Man erlaubt sich, einen hoffentlich noch friedvollen Abend zu wünschen«, sagte Parker zu dem Mann, der sich zurückgelehnt hatte und den Butler irritiert anblickte. Parker lüftete die schwarze Melone.

»Wer... wer sind denn Sie?« fragte der Mann nach einer Weile.

»Ein Nachbar«, antwortete Parker. »Meine Schwester und ich zogen vor einigen Tagen in das Haus der Brackwards. Mein Name ist Watcher, Daniel Watcher.«

»Wie kommen Sie hierher?« Der ältere, etwa fünfundfünfzigjährige Mann stand mühsam auf und massierte sich den Hals. Dabei blickte er ängstlich auf den Krawattenwürger.

»Ein Zufall, den man nur als glücklich bezeichnen kann, führte mich in Ihr Haus«, antwortete Parker. »Um genau zu sein, durch die geöffnete Haustür war ein recht seltsames Stöhnen zu vernehmen.«

»Das ... das haben Sie ... falsch mitbekommen«, sagte Nigel Scottmer, wie der ältere Mann hieß. Dabei blickte er auf den jungen Mann, der sich gerade wieder erhob.

»Sie wurden nicht belästigt?«

»Nein, nein«, lautete die verblüffende Antwort, die sicher nur aus Angst geboren war. »Hier ist alles in Ordnung.«

»Dann bittet man natürlich um Entschuldigung für die nicht gerechtfertigte Einmischung«, gab Josuah Parker zurück. Er lüftete die Melone und begab sich wieder in den Wohnraum.

Mrs. Scottmer, die sehr wohl die Behauptungen ihres Mannes mitbekommen hatte, senkte verlegen-beschämt die Augen. Parker stellte hier keine weiteren Fragen, grüßte erneut und verließ das schmale Haus.

Er hoffte, daß die beiden jungen Männer recht bald wieder in Erscheinung traten.

*

Es dauerte etwa zwanzig Minuten.

Die Kerle kamen aus dem schmalen Haus und gingen sofort quer über die Straße auf jenes Haus zu, in das Mylady und Parker sich eingemietet hatten.

Die Junggangster fühlten sich völlig sicher. Für das Haus, in dem die Geschwister Watcher wohnten, hatten sie den entsprechenden Hinweis von dem Ehepaar erhalten, wie unschwer zu erraten war. Die beiden Täter waren auf dem Weg, sich für die Niederschläge zu revanchieren. Sie ahnten noch nicht mal andeutungsweise, wer dieses Geschwisterpaar Watcher eigentlich war.

Vor der Haustür hatten sie allerdings doch einige Probleme, das Schloß zu knacken. Parker hatte es kurz nach dem Einzug präpariert, um vor Überraschungen jeder Art sicher zu sein.

Butler Parker hielt längst seine Gabelschleuder in Händen und hatte die Lederschlaufe mit einer hartgebrannten Tonerbse geladen. Er stand im nahen Torweg und brauchte die beiden Gummistränge daher auch nicht besonders zu spannen. Die Entfernung bis zu den beiden jungen Männern war gering.

Dann schickte er das erste »Geschoß« auf die Luftreise.

Es platzte prompt am Hinterkopf des jungen Mannes auseinander, der ungeduldig darauf wartete, daß sein Partner endlich das Schloß öffnete. Nach dem Treffer ging das Zielobjekt kommentarlos in die Knie und nahm auf dem Gehweg Platz.

Der Schloßöffner wandte sich um, weil er ein Geräusch gehört hatte. Er entdeckte seinen Partner auf dem Boden und fuhr ihn ruppig an. Er beschwerte sich über das mangelnde Interesse seines Begleiters und ... zuckte dann ebenfalls zusammen, als er von einer zweiten Erbse erwischt wurde. Er ließ ein Schlüsselbesteck fallen, wollte sich an den Kopf greifen und mußte einsehen, daß seine Kräfte nicht mehr ausreichten.

Er nahm neben seinem Partner auf dem Boden Platz.

Josuah Parker verließ den Torweg und schritt gemessen zu den jungen Männern hinüber, ohne sich allerdings um sie zu kümmern. Er sperrte die Haustür auf und zog dann die beiden Kerle nacheinander in den Flur.

Hier öffnete er die Kellertür und beförderte die Gäste nach unten. Dabei zeigte sich, daß Parker über erstaunliche Kondition verfügte. Der Transport der beiden Männer machte ihm körperlich überhaupt nichts aus. Sie kamen erst wieder zu sich, als der Butler sie bereits mit nylonverstärktem Packband an Händen und Füßen gefesselt hatte.

Parker kümmerte sich nicht weiter um sie, schloß die solide Kellertür, verriegelte sie und begab sich dann wieder in das erste Geschoß des kleinen Hauses. Schon auf der Treppe hörte er deutlich, daß Lady Agatha ihre Produktion an Schnitthölzern aller Art noch immer nicht eingestellt hatte. Sie schien sogar die Arbeitsleistung noch gesteigert zu haben. Die Glasfüllungen von zwei Türen schepperten und zeigten die deutliche Neigung, in Stücke zu zerspringen.

Parker reagierte ausweichend.

Er begab sich wieder hinunter ins Erdgeschoß und entschied sich hier für eine Couch. Nachdem er sich zur Ruhe gelegt hatte, war vom Sägewerk über ihm nichts mehr zu hören. Der Butler schloß entspannt die Augen. Er rechnete mit ungestörtem Verlauf der restlichen Nachtstunden.

Doch er sollte sich getäuscht haben.

Mylady über ihm im ersten Stock hatte plötzlich die Branche gewechselt und imitierte gerade eine asthmatische Eisenbahn, die in unregelmäßigen Abständen pfiff.

Genau diese Unregelmäßigkeit störte ihn aber ungemein.

*

»Wie die Nacht war, Mister Parker? Einfach scheußlich«, räsonierte Lady Simpson am anderen Morgen, als der Butler sich in seiner höflichen Art nach ihrem Befinden erkundigte. »Ich weiß, daß ich kein Auge zugetan habe.«

»Was meine Wenigkeit äußerst bedauert, Mylady.« Er hatte bereits das Frühstück in der kleinen Küche zubereitet und bot Eier mit kroß gebratenem Speck, Rostbratwürstchen, eine Scheibe Nierenpastete, Käse, diverse Brotsorten und Marmeladen und schließlich noch Fruchtsäfte an. Lady Agatha musterte alles mit leichtem Stirnrunzeln.

Sie war eine majestätische Erscheinung, die vor Jahren beschlossen hatte, sechzig Jahre alt zu bleiben. Sie war groß, stattlich und verfügte über ein sonores Organ.

Lady Agatha, immens vermögend und verwitwet, hielt sich für eine genial begabte Detektivin und frönte diesem Hobby ausgiebig. Das Schicksal meinte es gut mit ihr und konfrontierte sie quasi am laufenden Band mit immer neuen Kriminalfällen. Darin glich sie einem Magnet, der Eisenfeilspäne anzieht.

Josuah Parker hingegen wirkte alterslos. Er war das Urbild eines englischen, hochherrschaftlichen Butlers, den grundsätzlich nichts zu erschüttern vermochte. Selbstbeherrschung und Höflichkeit in noch so prekären Lebenslagen zeichneten diesen bemerkenswerten Mann aus.

»Ihre Idee, hierher nach St. Pancras zu gehen, Mister Parker, war natürlich völlig verfehlt«, mokierte sie sich und begann mit dem Frühstück. »Ich werde niemals Kontakt mit diesen Subjekten aufnehmen können, hinter denen ich her bin.«

»Mylady mögen verzeihen«, antwortete Josuah Parker, »doch in der vergangenen Nacht scheint solch ein Kontakt hergestellt worden zu sein.«

»Das bilden Sie sich doch nur ein, Mister Parker.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Kriminellen werden längst das Revier gewechselt haben.«

»Zwei dieser Kriminellen befinden sich bereits in einem Kellerraum dieses Hauses, Mylady.« Parker erstattete seiner Herrin kurz Bericht über das, was sich zugetragen hatte.

»Sie waren während der Nacht unterwegs«, entrüstete sie sich umgehend, »ohne mich zu verständigen? Wie leicht hätte Ihnen da etwas passieren können, Mister Parker. Sie wissen doch, wie unerfahren und leichtsinnig Sie sind.«

»Möglicherweise nahm sich ein hilfsbereiter Schutzengel meiner Wenigkeit an, Mylady.«

»Zwei Lümmel haben die alten Leute drüben in der Bäckerei ausgeraubt?« Sie zeigte plötzlich doch Interesse.

»Ein Ehepaar, Mylady, das selbst nach geleisteter Hilfe einen Überfall abstritt.«

»Und was schließe ich daraus, Mister Parker?«

»Das Ehepaar Nigel und Mary Scottmer fürchtete offenbar Repressalien. Daraus schließen Mylady, daß den beiden bekannt ist, daß es sich um Mitglieder einer Bande handelt, die in diesem Stadtteil nicht völlig unbekannt sein dürfte.«

»Richtig«, bestätigte die ältere Dame. »Die beiden Strolche sind also hier im Keller?«

»Und dürften eine mehr oder weniger unbequeme Nacht hinter sich haben.«

»Wie gut doch, daß ich wieder mal nicht vorschnell aufgegeben habe«, lobte sie sich umgehend. »Sie sollten sich merken, Mister Parker, daß nur Geduld zum Ziel führt. Unter anderem.«

»Mylady sind meiner Wenigkeit darin ein leuchtendes Vorbild.« Parkers glattes Pokergesicht zeigte keine Regung.

»Ich werde die beiden Subjekte gleich streng verhören«, kündigte sie an, »und dann dieses Fleischerehepaar.«

»Mylady planen also, vorerst hier im Haus zu bleiben?«

»Aber selbstverständlich, Mister Parker.« Sie nickte. »Wir werden weiterhin das Geschwisterpaar spielen. Als Schauspielerin war ich schon immer perfekt. Halten Sie sich an meine Regieanweisungen, dann wird man auch Ihnen diese Rolle abnehmen!«

»Meine Wenigkeit wird für jeden Hinweis mehr als dankbar sein.«

»Ich werde diese Subjekte anlocken«, begeisterte sie sich weiter, »indem ich gezielt ausstreue, daß Sie und ich ein kleines Vermögen zusammengespart haben.«

»Mylady werden überzeugend sein.«

»Ich weiß, ich weiß«, sagte sie in ihrer bescheidenen Art. »Sie als pensionierter Butler werden da Ihre Probleme haben.«