Parker lässt sich nicht einfrieren - Günter Dönges - E-Book

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Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Das lukullische Picknick hatte Lady Simpson in heiter-gelöste Stimmung versetzt. »Ich werde mir noch ein wenig die Füße vertreten, Mister Parker«, teilte die ältere Dame mit, ehe sie sich unter verhaltenem Ächzen erhob. »Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte der Butler und schickte sich an, das Geschirr in den Wagen zu räumen. »Bestimmt sind das Giftpilze, Mister Parker«, meinte Lady Agatha wenig später und beugte sich neugierig über einen Weidezaun. »Nach der unmaßgeblichen Meinung meiner bescheidenen Wenigkeit dürfte es sich um Exemplare der Gattung ›Agaricus campester‹ handeln, die hierzulande als Wiesenchampignon bekannt ist, Mylady«, ließ Parker sich vernehmen. »Dann werde ich ein Körbchen voll sammeln, Mister Parker«, entschied Mylady spontan. Doch kaum hatte der Butler seine Herrin mit Messer und Sammelkorb ausgerüstet und ihr über den Zaun geholfen, da stieß Agatha Simpson einen schrillen Schrei aus. Für gewöhnlich war Mylady alles andere als schreckhaft. Deshalb machte Parker sofort kehrt und war mit wenigen Schritten an ihrer Seite. »In der Tat ein Anblick, der an Unerfreulichkeit kaum zu übertreffen sein dürfte«, bemerkte der Butler mit unbewegter Miene. »Und das nach diesen köstlichen Rindermedaillons«, stöhnte die ältere Dame und wandte sich ab. Nur wenige Meter vom Weg entfernt, war Lady Agatha im knietiefen Gras auf einen blutigen Fund gestoßen. Ein neuer Fall wäre Agatha Simpson trotz Picknick und Wochenende keineswegs ungelegen gekommen, aber diese Möglichkeit schied zu ihrem Bedauern schon auf den ersten Blick aus.

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Der exzellente Butler Parker – 60 –

Parker lässt sich nicht einfrieren

Günter Dönges

Das lukullische Picknick hatte Lady Simpson in heiter-gelöste Stimmung versetzt. »Ich werde mir noch ein wenig die Füße vertreten, Mister Parker«, teilte die ältere Dame mit, ehe sie sich unter verhaltenem Ächzen erhob.

»Wie Mylady zu wünschen belieben«, erwiderte der Butler und schickte sich an, das Geschirr in den Wagen zu räumen.

»Bestimmt sind das Giftpilze, Mister Parker«, meinte Lady Agatha wenig später und beugte sich neugierig über einen Weidezaun.

»Nach der unmaßgeblichen Meinung meiner bescheidenen Wenigkeit dürfte es sich um Exemplare der Gattung ›Agaricus campester‹ handeln, die hierzulande als Wiesenchampignon bekannt ist, Mylady«, ließ Parker sich vernehmen. »Dann werde ich ein Körbchen voll sammeln, Mister Parker«, entschied Mylady spontan.

Doch kaum hatte der Butler seine Herrin mit Messer und Sammelkorb ausgerüstet und ihr über den Zaun geholfen, da stieß Agatha Simpson einen schrillen Schrei aus.

Für gewöhnlich war Mylady alles andere als schreckhaft. Deshalb machte Parker sofort kehrt und war mit wenigen Schritten an ihrer Seite.

»In der Tat ein Anblick, der an Unerfreulichkeit kaum zu übertreffen sein dürfte«, bemerkte der Butler mit unbewegter Miene.

»Und das nach diesen köstlichen Rindermedaillons«, stöhnte die ältere Dame und wandte sich ab.

Nur wenige Meter vom Weg entfernt, war Lady Agatha im knietiefen Gras auf einen blutigen Fund gestoßen.

Ein neuer Fall wäre Agatha Simpson trotz Picknick und Wochenende keineswegs ungelegen gekommen, aber diese Möglichkeit schied zu ihrem Bedauern schon auf den ersten Blick aus.

Die Knochen und Häute, über denen Schwärme von Fliegen summten, ließen nur den Schluß zu, daß es sich bei den Opfern dieser Bluttat um einstmals glückliche Kühe der grünen Grafschaft Suffolk gehandelt haben mußte.

»So wie die armen Tiere zugerichtet sind, können es nur Wölfe gewesen sein«, stellte Agatha Simpson mit Kennermiene fest, nachdem sie erneut einen Blick riskiert hatte.

»Sofern man korrekt unterrichtet ist, wurden in der Grafschaft Suffolk seit Anfang des vorigen Jahrhunderts keine Wölfe mehr beobachtet, Mylady«, gab Parker in seiner höflichen Art zu bedenken.

»Dann eben Löwen oder Tiger«, stand für Agatha Simpson fest.

»Vermuten Mylady in der Tat Löwen oder Tiger als Urheber?« erkundigte sich der Butler, ohne seine würdevolle Gelassenheit zu verlieren.

»Man liest doch fast täglich, daß solche Bestien aus Zoologischen Gärten ausbrechen, Mister Parker«, antwortete Lady Agatha selbstsicher. »Warum nicht mal Löwenjagd statt Ganovenjagd?«

»Eine Alternative, die als durchaus reizvoll gelten könnte«, pflichtete Parker seiner Herrin höflich bei. »Dennoch ist unter Umständen der Hinweis genehm, daß es sich um die fachmännische Schlachtung von Menschenhand handeln dürfte, Mylady.«

»Also weder Löwen- noch Ganovenjagd«, stellte die passionierte Detektivin frustriert fest. »Am besten fahre ich nach London zurück. Die Provinz ist einfach nichts für mich, Mister Parker.«

»Den äußeren Umständen nach dürften Mylady allerdings illegale Handlungen in Betracht ziehen, sofern man sich nicht gründlich täuscht.«

»Selbstverständlich, Mister Parker«, nickte Agatha Simpson umgehend. »Welcher Art?«

»Mylady dürften Diebstahl diagnostizieren.«

»Und Tierquälerei, Mister Parker.«

»Nichts liegt meiner Wenigkeit ferner, als Mylady zu widersprechen«, äußerte Parker in seiner höflichen Art eine andere Meinung. »Tierquälerei dürfte jedoch wohl ausscheiden, da die Täter fachlich korrekt vorgingen, falls man sich in diesem Punkt ein Urteil erlauben darf.«

Insgesamt hatte der Butler sechs Felle samt dazugehöriger Köpfe gezählt. Offensichtlich waren die Tiere durch Bolzenschußgeräte getötet worden, wie sie in Schlachthöfen Verwendung fanden.

Die ambulanten Metzger hatten eilig, aber sauber gearbeitet und nur die guten Stücke mitgenommen. Alles, was sie nicht brauchen konnten, war am Tatort zurückgeblieben.

Agatha Simpson dachte einen Moment angestrengt nach, bevor sie entschieden den Kopf schüttelte.

»Da ist Ihre lebhafte Phantasie mit Ihnen durchgegangen, Mister Parker«, stellte sie fest.

»Darf man möglicherweise um Auskunft bitten, wie Mylady diese Äußerung verstanden wissen möchte?«

»Wie kommen Sie bloß auf Diebe, Mister Parker? Es wird der Bauer gewesen sein, dem die Tiere gehören«, teilte Agatha Simpson ihre Überlegungen mit. »Andernfalls hätte mein kriminalistischer Instinkt Alarm geschlagen.«

»Eine Feststellung, die man keinesfalls bezweifeln möchte, Mylady. Dennoch sieht man sich zu der Frage gedrängt, warum der Bauer die Schlachtung nicht in den dafür geeigneten Räumlichkeiten vornahm.«

»Wie auch immer«, schob die resolute Dame den Einwand beiseite. »Ich werde einfach den Bauer fragen, und dann werden Sie sehen, daß ich recht habe, Mister Parker.«

»Ein Vorhaben, das man nur aus vollem Herzen begrüßen kann, Mylady«, bemerkte der Butler, deutete eine Verbeugung an und geleitete die ältere Dame zum Wagen zurück.

Minuten später rollte das schwarze Vehikel auf dem sandigen Feldweg davon.

*

Bis zum nächsten Farmhaus, das an der Landstraße nach Hitcham lag, war es nicht weit.

»Der Bauer dürfte den Vorfall bereits bemerkt und der Polizei angezeigt haben, falls der Hinweis genehm ist«, meldete Parker, während er sein schwarzes, eckiges Gefährt auf den gepflasterten Hof rollen ließ.

Ein schätzungsweise vierzigjähriger Mann mit Strohhut und Gummistiefeln unterhielt sich mit zwei jungen Uniformierten, die neben ihrem Streifenwagen standen.

»Sie sehen, daß ich recht hatte, Mister Parker«, reagierte Agatha Simpson mit unbefangenem Lächeln. »Es waren doch Diebe, die die armen Tiere geschlachtet haben.«

Der Butler schwieg, während er seiner Herrin diskret beim Verlassen des Fahrzeugs half. Höflichkeit ging ihm nun mal über alles.

Josuah Parker war ein Mann schwer bestimmbaren Alters. Eher als das glatte, meist ausdruckslose Gesicht ließen der leichte Bauchansatz und die grauen Schläfen auf seinen Jahrgang schließen.

Im konservativ geschnittenen Covercoat, den schwarzen Bowler auf dem Kopf und den altväterlich gebundenen Schirm am angewinkelten Unterarm, stellte er das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers längst vergangener Zeiten dar. Seine gepflegten Umgangsformen entsprachen dem makellosen Äußeren.

Parkers Höflichkeit, die sich auch unter extremen Bedingungen bewährte, verdiente eindeutig das Prädikat »unerschütterlich«.

Mit ihrer wogenden Körperfülle, aber auch in ihrer spontan zupackenden Art, war Agatha Simpson das genaue Gegenteil ihres schwarz gewandeten Butlers. Sie trat mit Lust in alle erreichbaren Fettnäpfchen, machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube und hielt sich für die Kriminalistin des Jahrhunderts.

Daß in Wirklichkeit Parker die Fäden zog, fand Agatha Simpson nicht der Erwähnung wert.

»Sie haben sich wohl verfahren?« mutmaßte der Mann in Strohhut und Gummistiefeln, als er das skurrile Paar über den Hof kommen sah.

»Keineswegs und mitnichten«, entgegnete Parker und lüftete höflich seine Melone. »Vielmehr gedachte man, von einem Fund zu berichten, der Ihnen jedoch bekannt sein dürfte, wie es den Anschein hat, Mister ...«

»...Wigdale. Ronald Wigdale«, stellte der Farmer sich vor. »Ja, ich kann mir schon denken, was Sie gefunden haben.«

»Moment mal, Mister Wigdale«, schaltete sich einer der Polizisten ein. »Sagten Sie nicht, Sie hätten schon alle Überreste weggeräumt?«

»Stimmt«, nickte Wigdale und wandte sich wieder dem Butler zu. »Wann sind Sie denn an der Stelle vorbeigekommen?«

»Die Entdeckung, die Mylady bedauerlicherweise nicht erspart blieb, dürfte eine Viertelstunde zurückliegen, Mister Wigdale«, gab Parker Auskunft.

Ungläubig zog der Farmer die sonnengebräunte Stirn kraus. »Kann nicht sein«, meinte er. »Vor über zwei Stunden habe ich alles weggeschafft.«

»Sie sprechen von Schlachtabfällen, von Häuten und Knochen?« vergewisserte sich der Polizeibeamte.

»Von nichts anderem«, bestätigte der Butler.

»Und wo war das?« wollte der Ordnungshüter wissen.

»Am Rande der Weide, die an den kleinen Eichenwald grenzt«, gab Parker Auskunft und deutete mit der schwarz behandschuhten Rechten in die betreffende Richtung.

Farmer Wigdale wurde blaß und rot zugleich.

»Am ... am Eichenwäldchen?« stammelte er und ballte die Fäuste. »Das kann nicht sein!«

»Sie wollen mich doch nicht als Lügnerin hinstellen, Mister Pigtail«, meldete sich die Detektivin entrüstet zu Wort.

»Pardon, Mylady«, unterbrach der Farmer. »Mein Name ist Wigdale, nicht Pigtail.«

»Sagte ich das nicht, Mister Pigtail?« gab Lady Agatha erstaunt zurück. »Jedenfalls kann ich Sie nur nachdrücklich davor warnen, mich zu beleidigen. Ich werde sonst sehr ungehalten.«

»So war’s ja nicht gemeint, Mylady«, beteuerte Wigdale und wich instinktiv einen Schritt zurück. »Aber bisher wußte ich nur, daß die Halunken unten am Bach ein halbes Dutzend Rinder geschlachtet haben. Auf der Weide am Eichenwäldchen war ich heute noch gar nicht.«

»Die nächtliche Schlachterei auf abgelegenen Weiden wächst sich allmählich zu einem Problem aus«, meinte der zweite Bobby und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Alles deutet auf eine gut organisierte Bande hin.«

»Was Sie nicht sagen, junger Mann«, ließ sich Lady Simpson vernehmen. »Und Sie haben vermutlich noch nicht mal einen konkreten Verdacht ...«

»Bisher nicht. Mylady«, gestand der Uniformierte und lächelte verlegen. »Die Burschen sind einfach zu schnell.«

»Kann ich mir denken«, bemerkte die Detektivin lächelnd.

»Fast in jeder Nacht werden in der Gegend Rinder geschlachtet, manchmal sogar an mehreren Stellen gleichzeitig«, wußte der andere Beamte zu berichten. »Aber bis uns jemand an den Tatort holt, sind die Diebe längst über alle Berge.«

»Kann ich mir denken, junger Mann«, kommentierte Agatha Simpson.

»Wie meinen Sie das, Mylady?« fragte der Uniformierte verdutzt.

»Wie ich’s gesagt habe«, gab die ältere Dame schnippisch zurück. »Im übrigen zwingen Sie mich besser nicht, meine Meinung über die britische Polizei zum besten zu geben.«

Die jungen Leute schluckten. Ronald Wigdale blickte irritiert.

»Die Polizei hat’s wirklich nicht leicht, Mylady«, nahm er die Bobbies

in Schutz. »Oder meinen Sie, es wäre so einfach, die Burschen zu fassen?«

»Für eine Kriminalistin ist das kein Problem, Mister Pigtail«, ließ Agatha Simpson ihn wissen. »Und meine Honorare sind wirklich mehr als bescheiden.«

»Sie sind Detektivin?« Dem braven Farmer klappte der Unterkiefer herunter.

»Gewöhnlich überlasse ich solche Lappalien ja der Polizei, Mister Pigtail«, teilte Mylady in herablassendem Ton mit. »Aber wenn Sie mich darum bitten, werde ich vielleicht eine Ausnahme machen und den Fall übernehmen.«

Ronald Wigdale wirkte ratlos. Der Bauer wußte nicht, ob er sich auf den Arm genommen fühlen und entsprechend verärgert reagieren sollte, oder ob es besser war, das Gerede der älteren Dame mit Nachsicht zu übergehen.

Seine im Prinzip friedliche Natur wies ihm den zweiten Weg.

»Sie können’s ja versuchen, Mylady«, meinte der Mann mit dem Strohhut und zwinkerte den Polizisten verstohlen zu. »Hiermit setze ich tausend Pfund auf die Ergreifung der Täter aus.«

»Das ist ein Wort, junger Mann«, willigte die passionierte Detektivin prompt ein. »Sie werden sich noch glücklich schätzen, daß Sie mich kennengelernt haben.«

»Ganz bestimmt, Mylady«, versicherte Wigdale, konnte sich aber nur mit Mühe einen Heiterkeitsausbruch verkneifen.

»Sie hören von mir, junger Mann«, versprach Agatha Simpson, nickte huldvoll zum Abschied und trat den Rückweg zu Parkers hochbeinigem Gefährt an.

»Aber wollen Sie denn keine Fragen stellen und Spuren sichern, Mylady?« rief der Farmer hinterher.

»Nicht nötig«, erwiderte die Detektivin. »Mein taktisches Konzept ist bereits fertig. Mister Parker wird bei Ihnen vorsprechen und den Scheck abholen, sobald die Lümmel hinter Schloß und Riegel sitzen.«

*

Als Anwalt Mike Rander und seine ständige Begleiterin Kathy Porter der älteren Dame einen Teebesuch abstatteten, lag der Wochenendausflug nach Suffolk einige Tage zurück. Im turbulenten Alltag hatte Lady Agatha den kleinen Zwischenfall so gut wie vergessen.

Josuah Parker hatte sich zwar vorgenommen, seine Herrin gelegentlich an die tausend Pfund zu erinnern, die Bauer Wigdale als Prämie ausgesetzt hatte. Bisher war es aber bei dem Vorsatz geblieben.

Mylady hatte das Läuten zur Teezeit mit mürrischem Blick quittiert, einen besorgten Blick auf die Nougattorte geworfen und instinktiv die Kalorienzufuhr beschleunigt. Ihre finstere Miene wich jedoch umgehend einem strahlenden Lächeln, als der Butler die Besucher hereinführte.

Mike Rander, um die vierzig Jahre alt, sportlich und sonnengebräunt, war schon oft mit einem prominenten James-Bond-Darsteller verwechselt worden. Er betrieb an der nahe gelegenen Curzon Street eine Kanzlei, war jedoch überwiegend damit beschäftigt, Lady Simpsons schwer zu schätzendes Vermögen zu verwalten.

Zusammen mit Josuah Parker hatte der Anwalt etliche Jahre in den Staaten verbracht. Damals war es den Männern gelungen, eine Reihe aufsehenerregender Kriminalfälle zu lösen.

Als der Butler an die Themse zurückkehrte und in Agatha Simpsons Dienste trat, war Rander wenig später gefolgt. Im Hause Simpson, wo Parker ihn einführte, hatte der Anwalt dann die attraktive Kathy Porter kennengelernt, die bei der verwöhnten Lady als Gesellschafterin arbeitete.

Dunkle Haare mit Kastanienschimmer, betonte Wangenknochen und leicht mandelförmig geschnittene Augen im ebenmäßigen Gesicht verliehen der jungen Dame einen exotischen Reiz. Wer die zierliche Kathy sah, ahnte nicht, daß sie sich im Handumdrehen in eine Pantherkatze verwandeln konnte, die zudringlichen Gegnern die Krallen zeigte.

Dabei hatte Kathy Porter schon an mancher Verbrecherhatz erfolgreich mitgewirkt und Ganoven das Fürchten gelehrt, die ein Vielfaches an Körpergewicht auf die Waage brachten. In solchen Situationen kam der attraktiven Dreißigerin zugute, daß sie jahrelang intensiv die Künste fernöstlicher Selbstverteidigung studiert hatte.

Lady Agatha betrachtete beide als ihre Kinder und träumte davon, Mike und Kathy als Brautpaar am Traualtar zu sehen. Entsprechende Vorstöße hatte das junge Paar aber bislang ebenso höflich wie entschieden abgewehrt.

»Ehe ich’s vergesse, Mylady«, sagte Rander in diesem Moment und zog einen bedruckten Zettel – eine Art Flugblatt – aus der Tasche. »Das war heute morgen in meinem Briefkasten. Für Kathy und mich kommt die Sache nicht in Frage, aber vielleicht sind Sie interessiert.«

Aus Erfahrung kannte der Anwalt die Begeisterung, mit der die Hausherrin Jagd auf Sonderangebote machte, wenn es gerade mal keine Gangster zu jagen gab.