Parker zähmt den Baulöwen - Günter Dönges - E-Book

Parker zähmt den Baulöwen E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Und ab morgen, Mister Parker, werde ich noch strengere Diät halten«, verkündete Lady Simpson entschlossen. »Außerdem werde ich intensiv Sport treiben, um meine jugendliche Spannkraft bis ins hohe Alter zu erhalten.« »Ein Vorsatz, der es zweifellos verdient, in die Tat umgesetzt zu werden, Mylady«, gab Josuah Parker höflich zurück. Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und lenkte das schwarze Gefährt in Richtung Stadtmitte. Man befand sich auf der Rückfahrt von einem Festbankett, zu dem die »Nationale Stiftung zur Förderung notleidender Angehöriger der adligen Stände« in das feudale Seebad Brighton eingeladen hatte. »Wie stets im Leben, Mister Parker, sollte man auch beim Sport Einseitigkeit vermeiden«, fuhr die passionierte Detektivin fort. Lady Agatha Simpson saß im bequemen Fond des Wagens und war seit der Abfahrt aus Brighton mit dem Inhalt eines opulenten Picknickkorbes beschäftigt, den sie als Wegzehrung mitgenommen hatte. »Ich dachte an Kugelstoßen, Gewichtheben und Speerwurf.« »Fraglos haben Mylady in Betracht gezogen, daß eine gewisse Ausrüstung vonnöten ist, um die genannten Sportarten betreiben zu können«, gab der Butler zu bedenken. »Das ist mir selbstverständlich bekannt, Mister Parker«, entgegnete die ältere Dame pikiert. »Gerade wollte ich Ihnen auftragen, heute nachmittag alles Notwendige zu kaufen. Aber geben Sie nicht mehr Geld aus als unbedingt nötig!« »Stets ist meine bescheidene Wenigkeit bemüht, auch in dieser Hinsicht streng nach Myladys Anweisung zu handeln«, versicherte Parker, der den Geiz seiner steinreichen Herrin aus leidvoller Erfahrung kannte.

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Butler Parker – 244 –

Parker zähmt den Baulöwen

Günter Dönges

»Und ab morgen, Mister Parker, werde ich noch strengere Diät halten«, verkündete Lady Simpson entschlossen. »Außerdem werde ich intensiv Sport treiben, um meine jugendliche Spannkraft bis ins hohe Alter zu erhalten.«

»Ein Vorsatz, der es zweifellos verdient, in die Tat umgesetzt zu werden, Mylady«, gab Josuah Parker höflich zurück. Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und lenkte das schwarze Gefährt in Richtung Stadtmitte. Man befand sich auf der Rückfahrt von einem Festbankett, zu dem die »Nationale Stiftung zur Förderung notleidender Angehöriger der adligen Stände« in das feudale Seebad Brighton eingeladen hatte.

»Wie stets im Leben, Mister Parker, sollte man auch beim Sport Einseitigkeit vermeiden«, fuhr die passionierte Detektivin fort. Lady Agatha Simpson saß im bequemen Fond des Wagens und war seit der Abfahrt aus Brighton mit dem Inhalt eines opulenten Picknickkorbes beschäftigt, den sie als Wegzehrung mitgenommen hatte. »Ich dachte an Kugelstoßen, Gewichtheben und Speerwurf.«

»Fraglos haben Mylady in Betracht gezogen, daß eine gewisse Ausrüstung vonnöten ist, um die genannten Sportarten betreiben zu können«, gab der Butler zu bedenken.

»Das ist mir selbstverständlich bekannt, Mister Parker«, entgegnete die ältere Dame pikiert. »Gerade wollte ich Ihnen auftragen, heute nachmittag alles Notwendige zu kaufen. Aber geben Sie nicht mehr Geld aus als unbedingt nötig!«

»Stets ist meine bescheidene Wenigkeit bemüht, auch in dieser Hinsicht streng nach Myladys Anweisung zu handeln«, versicherte Parker, der den Geiz seiner steinreichen Herrin aus leidvoller Erfahrung kannte.

Inzwischen hatte man das heimische Shepherd’s Market erreicht, und der Butler bog in die ruhige Wohnstraße ein, an der Myladys repräsentatives Anwesen lag. Zusammen mit ihrem Butler bewohnte die ältere Dame ein zweistöckiges Fachwerkgebäude großzügigen Zuschnitts, das auf den Grundmauern einer alten Abtei errichtet war und eine Oase der Ruhe inmitten der hektischen Großstadt bildete.

»Darf man sich in aller Bescheidenheit erkundigen, ob Mylady möglicherweise Absichten hegen, Myladys Wohnsitz zu veräußern?« fragte Parker, während er sein schwerfällig wirkendes Gefährt am Straßenrand ausrollen ließ.

»Veräußern? Wie kommen Sie denn auf solchen Unsinn, Mister Parker?« entrüstete sich Lady Agatha.

»Falls man sich nicht gründlich täuscht, sind die beiden Herren, die sich dort auf Myladys Gelände bewegen, mit Vermessungsarbeiten beschäftigt«, teilte Parker mit.

»Vermessungsarbeiten?« wiederholte die ältere Dame gedehnt. »Einen solchen Auftrag habe ich nie erteilt. Also jagen Sie die Kerle unverzüglich von meinem Grundstück, Mister Parker.«

»Wie Mylady wünschen«, antwortete der Butler und verließ den Wagen.

Die beiden Männer, die auf dem Vorplatz des Hauses mit rotweißen Stangen hantierten, hatten kaum aufgeblickt, als Parkers Wagen vor der Einfahrt hielt. Sie ließen sich auch nicht stören, als der Butler in würdevoller Haltung auf sie zuschritt.

»Darf man höflichst darauf aufmerksam machen, daß sich die Herren ohne die erforderliche Genehmigung auf Myladys Privatgelände aufhalten?« sprach der Butler die Männer in seiner förmlichen Art an.

Sie unterbrachen ihr Geschäft und musterten Josuah Parker mit großen Augen von Kopf bis Fuß. Der Butler war ein Mann mittleren Alters und eher durchschnittlicher Statur. Was ihn von den Zeitgenossen unterschied, waren nicht nur seine makellosen Umgangsformen, sondern auch sein Aufzug.

Die traditionsreiche Melone, der schwarze Covercoat, der steife Hemdkragen, der altväterlich gebundene Regenschirm am angewinkelten Unterarm – alles ließ unwillkürlich an einen hochherrschaftlichen Butler des vergangenen Jahrhunderts denken.

»Ein richtiger Butler!« stellte dann auch der jüngere der beiden Landvermesser in ungläubigem Staunen fest. Der Mann mochte dreißig sein. Er war hager und ließ beim Sprechen einen vorstehenden Schneidezahn aufblitzen. Die mausgrauen Augen unter den buschigen Bräuen wanderten unstet hin und her.

»Und wenn schon«, brummte sein Kollege, ein bulliger Mittfünfziger mit wulstigem Stiernacken und blank poliertem Schädel. »Wir lassen uns in unserem Job nicht stören.«

»Unter diesen Umständen sieht man sich leider gezwungen, die Herren in aller Form darauf hinzuweisen, daß Mylady außerordentlich ungehalten ist über die Verletzung ihrer Privatsphäre«, beharrte Parker. »Mylady läßt den Herren durch meine Wenigkeit die unmißverständliche Aufforderung überbringen, die Arbeiten unverzüglich einzustellen und sich zu entfernen.«

»Sie können uns gar nicht wegjagen«, wandte der Jüngere ein. »Wir handeln im Auftrag.«

»Darf man sich in aller Bescheidenheit erkundigen, wer diesen Auftrag erteilte und was er beinhaltet?«

»Unser Chef hat uns beauftragt, auf diesem Grundstück die Trasse einzumessen«, gab der Mann treuherzig Auskunft.

»Man darf vermutlich um nähere Informationen darüber bitten, welche Art von Trasse der Herr zu meinen belieben?«

»Die Autobahntrasse natürlich«, schaltete der Stiernacken sich ungeduldig ein. »Mann, Sie lesen wohl keine Zeitung?«

»Im allgemeinen ist man über die Ereignisse des Tages in ausreichendem Maß unterrichtet, falls der Hinweis gestattet ist.«

»Und von der sechsspurigen Autobahn, die mitten über Ihr Grundstück gebaut wird, haben Sie noch nichts gehört?« fragte der glatzköpfige Landvermesser und bemühte sich um einen ungläubigen Gesichtsausdruck. »Was sagst du dazu, Tony?«

»Die Leute scheinen ganz schön hinter dem Mond zu leben, wenn du mich fragst, Buddy«, gab Tony zurück.

»Ist das Gesindel immer noch nicht weg?« grollte plötzlich eine sonore Baritonstimme. »Muß ich erst ungemütlich werden?«

Mylady war im Fond des Wagens die Zeit lang geworden. Sie hatte einige Mühe aufgewandt, um ihre Körperfülle ohne Parkers Hilfe durch die Autotür zu zwängen. Gerade ging sie-mit einem Gesichtsausdruck, der nichts Gutes ahnen ließ, auf die drei Männer zu.

Agatha Simpson war eine Frau, die die Sechzig überschritten hatte. Sie steckte in einem derben Tweedkostüm und trug rustikale Schnürschuhe. In dem eigenwillig wuchernden Filzgebilde auf ihrem Kopf, das sie als Hut auszugeben pflegte, wippten zwei Hutnadeln, die an stählerne Bratspieße erinnerten.

Die Ausrüstung der älteren Dame wurde vervollständigt durch den Pompadour, der an ihrem muskulösen Handgelenk baumelte. Er enthielt ihren sogenannten »Glücksbringer«, ein solides Hufeisen, das in eine dünne Lage Schaumstoff gewickelt war, »Jetzt regen Sie sich nur nicht künstlich auf, Madam«, brummte Buddy. »Wir machen ja nur unseren Job.«

»Ihren Job?« wiederholte Mylady grimmig.

»Die Herren geben vor, die Trasse einer Autobahn zu vermessen, die angeblich über Myladys Anwesen hinweg gebaut werden soll«, informierte Parker seine Herrin.

»Eine Autobahn?« Agatha Simpsons Augen verengten sich zu Schlitzen. Ihre Stimme klang frostig. »Nur über meine Leiche!«

»Die Regierung hat es beschlossen, und Sie werden nichts dran ändern können, Madam«, behauptete der hagere Tony und ließ seinen prächtigen Schneidezahn blinken. »Besser, Sie verkaufen ihre Parzellen möglichst schnell – ehe Sie enteignet werden.«

»Vertrauen Sie auf Tonys Rat, Madam«, schaltete der bullige Buddy sich wieder ein. »Da können Sie wenigstens noch einen anständigen Preis rausschlagen.«

»Eine Lady Simpson weiß sehr gut, was sie zu tun und zu lassen hat«, fauchte die ältere Dame. »Und jetzt verschwinden Sie, sonst lernen Sie mich kennen!«

»Das fehlte gerade noch, daß wir uns von dieser greisen Vettel an der Arbeit hindern lassen«, überging Buddy die Warnung und wollte sich wieder seinem Meßgerät zuwenden. Doch dazu kam er nicht mehr.

Der stiernackige Landvermesser jaulte auf, als eine von Myladys berüchtigten Ohrfeigen ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf. Stöhnend taumelte er rückwärts und versuchte mit beiden Händen, die aus den Fugen geratene Kinnlade wieder einzurenken.

Aus hervorquellenden Augen starrte er Lady Agatha fassungslos an, bis er torkelnd über eine herumliegende Meßlatte stolperte und sich mitten in einen Rosenstrauch setzte.

Sein Kollege war der Darbietung mit offenem Mund gefolgt. Jetzt nahm er die Beine in die Hand und spurtete zu dem dunkelgrünen Volvo-Kombi, der am gegenüberliegenden Straßenrand parkte. Auch Buddy hatte es ausgesprochen eilig, seinen dornigen Sitzplatz zu verlassen.

»Wir kommen wieder!« brüllte er wütend, sobald er sich in Sicherheit glaubte. »Und zwar mit Verstärkung!«

*

Buddy hielt sein Versprechen. Als der dunkelgrüne Volvo eine halbe Stunde später wieder vor der Einfahrt stoppte, wurde er von zwei schweren Motorrädern eskortiert. Auf jeder Maschine saßen zwei Männer von hünenhaftem Wuchs. Ihre martialisch aufgeputzten Ledermonturen wiesen sie als Rocker von der härtesten Sorte aus.

Josuah Parker registrierte Schlagringe, Totschläger und einen Morgenstern, während die Männer auf das Haus zukamen. Buddy und Tony waren auch aus ihrem Wagen gestiegen, hielten sich aber im Hintergrund. Buddy massierte vorsichtig seine Wange, die Ähnlichkeit mit einer überdimensionalen Tomate zeigte.

»Die Herren werden hoffentlich Verständnis zeigen, wenn man sich nach dem Grund ihres Besuches erkundigt«, tönte Parkers Stimme aus der Sprechanlage, als die Männer gerade die Haustür unter dem spitzgiebeligen Vordach erreicht hatten.

»Wir wollen uns nur ein Weilchen mit Ihnen und Ihrer Lady unterhalten«, antwortete einer der vier. »Es geht da um ein kleines Mißverständnis, das wir aus der Welt schaffen möchten.«

»Man wird sich erkundigen, ob Mylady geneigt ist, Besuch zu empfangen«, versprach Parker und lenkte seine Schritte wieder in die weitläufige Wohnhalle, wo seine Herrin sich gerade an Darjeelingtee und Sachertorte labte.

»Vier Herren suchen um die Gunst nach, Mylady einen kurzen Besuch abstatten zu dürfen«, meldete Parker und servierte seiner Herrin ein weiteres Stück Torte.

»Vier Herren?« Agatha Simpson zog die Stirn in Falten.

»Falls man sich nicht gründlich täuscht, dürfte es sich um die von den Herren Landvermessern angekündigte Verstärkung handeln, Mylady«, erläuterte Parker.

»Ich empfange zur Zeit keine Besucher, Mister Parker«, beschied die Hausherrin ihn. »Aber fragen Sie die Kerle nach der Anschrift ihrer Firma, damit ich mich morgen über das rüpelhafte Benehmen dieser Landvermesser beschweren kann.«

»Entsprechendes gedachte meine Wenigkeit ebenfalls vorzuschlagen, Mylady«, antwortete der Butler und lenkte seine Schritte wieder in Richtung Diele.

Die Besucher in den schwarzen, nietenbeschlagenen Lederanzügen waren schon ungeduldig geworden. »Aufmachen!« brüllten sie und trommelten mit den Fäusten gegen die Tür. »Aufmachen, oder wir treten die Tür ein!« Ihre Mienen ließen keinen Zweifel daran, daß sie die Drohung wahr zu machen gedachten.

Parker hatte zwar volles Vertrauen in die solide Panzerung der Haustür; dennoch hielt er es für angebracht, die Aufmerksamkeit der Besucher in andere Bahnen zu lenken, um unnötige Beschädigungen zu vermeiden.

Seelenruhig öffnete er den Wandschrank, der neben einer Schalttafel mit zahlreichen Knöpfen und Hebeln den Monitor der hauseigenen Fernseh-Überwachungsanlage enthielt. Sekunden später lieferte der kleine Bildschirm ein gestochen scharfes Bild der Männer vor der Tür.

Gerade brachte einer von ihnen seinen Morgenstern in Schwingung, als der Butler mit seiner schwarz behandschuhten Rechten auf einen roten Schaltknopf drückte. Augenblicklich glitten stählerne Gitter aus dem Vorbau über der Haustür. Ehe die Männer reagieren konnten, waren sie rundherum eingeschlossen wie in einem Raubtierkäfig.

Sekundenlang standen sie wie vom Donner gerührt. Dann stürzten alle vier an die Gitter und begannen, daran zu rütteln. »Aufmachen!« schrien sie jetzt wieder. »Aufmachen!«

Parker hielt den Monitor genau im Auge, während er gelassen einen gelben Kipphebel am unteren Rand der Schalttafel umlegte. Wie auf Kommando stieß das Rockerquartett wilde Schreie aus und führte Verrenkungen vor, die an einem indianischen Kriegstanz erinnerten.

Schuld daran war die elektrische Spannung von einigen tausend Volt, die Parker auf die Gitter geschickt hatte. Allerdings war die Stromstärke so gering gewählt, daß mit ernsthaften Gesundheitsschäden nicht zu rechnen war.

Wie Marionetten, denen man die Fäden durchschnitten hatte, sackten die Männer erschöpft in sich zusammen, als der Butler Sekunden später den Strom wieder abschaltete.

»Mylady ist derzeit nicht gewillt, Besuch zu empfangen«, teilte Parker mit, während die Männer sich mühsam aufrafften und die verkrampften Muskeln massierten.

»Lassen Sie uns sofort hier raus! Das ist ja Freiheitsberaubung!« schnauzte ein pockennarbiger Zweimetermann, der als erster die Fassung wiedergefunden hatte.

»Nichts anderes hatte meine bescheidene Wenigkeit im Sinn, falls der Hinweis erlaubt ist«, gab der Butler zurück. »Mylady läßt Sie jedoch bitten, vorher Namen und Anschrift Ihres Auftraggebers mitzuteilen. Mylady ist nämlich entschlossen, sich über das ungebührliche Verhalten der Herren Buddy und Tony zu beschweren.«

»Beschweren?« knurrte der Pockennarbige. »Das soll sie nur versuchen! Arthur wird ihr schon die passende Antwort geben.«

»Darf man vermuten, daß es sich bei dem genannten Herrn namens Arthur um Ihren Auftraggeber handelt?«

»Arthur Harley ist Inhaber eines Vermessungsbüros an der Mile End Road«, gab der Hüne Auskunft. »Wir arbeiten alle für ihn.«

»Man dankt für die freundliche Auskunft und wünscht eine angenehme Heimfahrt.« Parker betätigte wieder den roten Knopf und ließ das Gitter in die Höhe gleiten.

Im selben Moment kam Bewegung in das Quartett. Ohne sich noch mal umzusehen, rannten die Männer über den Vorplatz und stiegen auf ihre schweren Maschinen. Auch Buddy und Tony, die das Geschehen aus sicherer Distanz verfolgt hatten, sprangen in ihren Volvo und suchten das Weite.

»Selbstverständlich werde ich mich morgen bei diesem Mister Charley beschweren«, bekräftigte die ältere Dame, als Parker ihr Bericht erstattet hatte.

»Verzeihung, Mylady«, wandte der Butler ein. »Der fragliche Herr hört auf den Namen Harley, falls man sich nicht täuscht.«

»Nichts anderes habe ich gesagt, Mister Parker«, konterte die Detektivin unwirsch. »Außerdem – was spielt es für eine Rolle, ob der Kerl Charley oder Marley heißt? Sie beißen sich an unwichtigen Details fest und verlieren dadurch den Blick für die großen Zusammenhänge, Mister Parker. Da können Sie bei mir noch viel lernen.«

»Ständig ist meine Wenigkeit bemüht, Myladys leuchtendem Vorbild nachzueifern, falls der Hinweis erlaubt ist«, antwortete Parker in seiner höflichen Art.

»Mag sein«, entgegnete Mylady herablassend, »aber Ihnen fehlt die Begabung, die mir in die Wiege gelegt wurde.«

»Eine Feststellung, Mylady, der man sich nur in aller Form anschließen kann«, pflichtete Parker ihr bei.

»Jedenfalls habe ich den Burschen einen gehörigen Denkzettel verpaßt«, stellte Agatha Simpson versöhnt fest. »Die werden mich nicht mehr belästigen.«

Parker schwieg. Doch für ihn stand bereits fest, daß die Angelegenheit noch längst nicht ausgestanden war, *

»Ich habe von Diät gesprochen, Mister Parker«, reagierte Mylady unwirsch, als sie am nächsten Morgen das Frühstücksbüffet musterte, das der Butler für sie im Salon hergerichtet hatte. »Von einer Hungerkur war nicht die Rede.«

Das Angebot reichte von goldgelb gebackenen Omeletts über zarte Forellenfilets mit Meerrettich-Sahne und Geflügelsalat mit Spargelspitzen bis zu Hirschkalbmedaillons in Preiselbeeren. Dazu servierte Parker knusprige Toastschnitten, Kaffee, Tee und frisch gepreßte Fruchtsäfte.

»Meine Wenigkeit bedauert es, Mylady mißverstanden zu haben«, versicherte Parker mit einer knappen Verbeugung. »Falls Mylady gestatten, wird man sich unverzüglich um eine Ergänzung bemühen.«

»Das hat noch einen Moment Zeit, Mister Parker«, hielt die Dame des Hauses ihn zurück. »Zunächst möchte ich mit Ihnen die Planung des heutigen Tages durchsprechen. Was steht in meinem Terminkalender?«