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Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Josuah Parker mißbilligte, was er sah. Er befand sich auf einem Parkplatz im Stadtteil Paddington von London und legte gerade einige Päckchen in den Kofferraum seines hochbeinigen Wagens. In einem Spezialgeschäft für elektronische Bauteile aller Art hatte er eingekauft und wollte zurück nach Shepherd's Market, um für Lady Agatha den Nachmittag-Tee zu richten. Nun aber ließ er sich gerne ablenken. Zwei stämmige Männer, die aus dem Fahrerhaus eines Kastenlieferwagens gestiegen waren, bauten sich links und rechts an den vorderen Türen einer Ford-Limousine auf und hatten die Absicht, auf die beiden Insassen einzuschlagen. Der Butler stand stets auf der Seite der Schwächeren. Außerdem hielt er nichts von Gewaltanwendung. Seiner Ansicht nach ließen sich alle Probleme durch klärende Gespräche regeln. Parker hatte sich in Bewegung gesetzt. Gemessen und würdevoll schritt er zu dem Ford, der neben einigen Müll-Containern auf dem Parkplatz abgestellt war. Parker trug seinen schwarzen Covercoat, die Melone und war im Besitz seines altväterlich gerollten Regenschirms, der über dem angewinkelten Unterarm hing. »Darf man sich die Freiheit nehmen, vielleicht als Vermittler aufzutreten?« erkundigte er sich, als er den Schauplatz der Auseinandersetzung erreichte. Ihm war nicht entgangen, daß im Ford zwei Personen saßen, die ausgesprochen hilflos wirkten. Sie hatten sich geduckt, um gewissen Schlägen zu entgehen. Einer der beiden Männer wandte sich langsam und überlegen um und musterte sein Gegenüber. »Setz dich schleunigst ab«, sagte er dann, »oder bist du scharf auf 'ne eingeschlagene Nase?« »Keineswegs und mitnichten«, lautete Parkers Antwort.
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Josuah Parker mißbilligte, was er sah.
Er befand sich auf einem Parkplatz im Stadtteil Paddington von London und legte gerade einige Päckchen in den Kofferraum seines hochbeinigen Wagens. In einem Spezialgeschäft für elektronische Bauteile aller Art hatte er eingekauft und wollte zurück nach Shepherd’s Market, um für Lady Agatha den Nachmittag-Tee zu richten. Nun aber ließ er sich gerne ablenken.
Zwei stämmige Männer, die aus dem Fahrerhaus eines Kastenlieferwagens gestiegen waren, bauten sich links und rechts an den vorderen Türen einer Ford-Limousine auf und hatten die Absicht, auf die beiden Insassen einzuschlagen. Der Butler stand stets auf der Seite der Schwächeren. Außerdem hielt er nichts von Gewaltanwendung. Seiner Ansicht nach ließen sich alle Probleme durch klärende Gespräche regeln.
Parker hatte sich in Bewegung gesetzt. Gemessen und würdevoll schritt er zu dem Ford, der neben einigen Müll-Containern auf dem Parkplatz abgestellt war. Parker trug seinen schwarzen Covercoat, die Melone und war im Besitz seines altväterlich gerollten Regenschirms, der über dem angewinkelten Unterarm hing.
»Darf man sich die Freiheit nehmen, vielleicht als Vermittler aufzutreten?« erkundigte er sich, als er den Schauplatz der Auseinandersetzung erreichte.
Ihm war nicht entgangen, daß im Ford zwei Personen saßen, die ausgesprochen hilflos wirkten. Sie hatten sich geduckt, um gewissen Schlägen zu entgehen.
Einer der beiden Männer wandte sich langsam und überlegen um und musterte sein Gegenüber.
»Setz dich schleunigst ab«, sagte er dann, »oder bist du scharf auf ’ne eingeschlagene Nase?«
»Keineswegs und mitnichten«, lautete Parkers Antwort. Er hatte die schwarze Melone grüßend gelüftet und setzte plötzlich die Kopfbedeckung gezielt auf das Riechorgan des Schlägers. Da die Wölbung des Bowlers mit Stahlblech gefüttert war, wurde die Nase des rüden Mannes nachhaltig gedrückt und ein wenig deformiert.
Die Augen des Getroffenen füllten sich augenblicklich mit Tränen und nahmen ihm die Sicht. Dadurch entging ihm, daß Parker die Spitze seines Universal-Regenschirmes auf die Jogging-Schuhe fallen ließ.
Dies wiederum verursachte eine zweite Irritation. Die Nerven revoltierten, meldeten zusätzlichen Schmerz und ließen den Mann zehn Zentimeter hoch in die Luft springen.
»Entschuldigen Sie das Ungeschick eines alten, müden und relativ verbrauchten Mannes«, meinte Parker. »Möglicherweise lösten Sie eine Panik in meiner bescheidenen Wenigkeit aus.«
Der andere ging auf Parkers Hinweis nicht weiter ein. Er hatte wieder Boden unter seinen Jogging-Schuhen, sah durch einen Tränenschleier den Butler und wollte sich revanchieren. Er riß die rechte Hand hoch und zeigte bei der Gelegenheit einen ansehnlichen Hammerstiel. Mit diesem Gegenstand hatte er auf den Beifahrer im Ford eindreschen wollen.
Der Butler ließ dem Mann keine Zeit zur Entfaltung. Er setzte die Spitze seines Schirmes auf den Solarplexus des Schlägers, der unmittelbar darauf unter Luftmangel litt und sich tief verbeugte. Dann fiel der Mann auf die Knie und hatte nur noch mit sich selbst zu tun.
Der zweite Schläger war verständlicherweise aufmerksam geworden.
Er ließ vom Fahrer des Ford ab und umrundete die Frontpartie des Wagens. Dabei schwang er ebenfalls einen respektablen Hammerstiel und rechnete sich Chancen gegen Parker aus.
Seine persönliche Bilanz ging allerdings nicht auf, denn er blieb auf der Strecke. Josuah Parker erledigte auch ihn mit einem Stich in die Magenpartie.
Der zweite Schläger kniete ebenfalls nieder und schnappte verzweifelt nach Luft. Er bekam überhaupt nicht mit, daß Parker ihn mit geschickten Fingern durchsuchte. Der Butler barg eine Art Brieftasche und ließ sie erst mal in seinem Covercoat verschwinden. Dann widmete er sich den beiden Personen im Ford.
Sie hatten sich aufgerichtet und starrten ihn an. Zur Überraschung des Butlers entpuppte sich der Beifahrer als eine junge Frau, die eine leichte Platzwunde an der linken Schulter davongetragen hatte. Ihre Hemdbluse war an dieser Stelle zerrissen.
»Sie sollten sich vorerst keine Sorgen mehr machen«, schlug Parker ihr und dem Fahrer vor. »Darf man Sie zu einer Tasse Tee oder zu einem Espresso einladen?«
»Vielen Dank«, antwortete der Fahrer, der etwa fünfundzwanzig Jahre zählte. Er konnte nur mühsam sprechen, denn sein Unterkiefer zeigte eine erste Schwellung. »Wir setzen uns sofort ab. Tun Sie’s besser auch, Sir.«
»Meine Karte.« Parker reichte ihm seine Visitenkarte. »Sollten Sie Schwierigkeiten haben, kann Ihnen möglicherweise geholfen werden.«
Dann trat er zur Seite und wartete, bis der Ford anfuhr. Parker, der sich das Kennzeichen des Wagens eingeprägt hatte, grüßte höflich, als er von dem davonjagenden Fahrzeug passiert wurde.
*
Agatha Simpson war eine imponierende Erscheinung. Sie war groß, nicht gerade schlank und beherrschte die Szene, wo immer sie erschien. Sie erinnerte an eine Bühnen-Heroine längst vergangener Zeiten und hatte das sechzigste Lebensjahr überschritten. Mylady verfügte dennoch über die ungebändigte Energie einer außer Kontrolle geratenen Dampflokomotive und hatte eine sehr baritonal gefärbte Stimme, die Konzertsäle füllte.
Die ältere Dame lebte im Stadtteil Shepherd’s Market in der Nähe des Hyde Park in einem ansehnlichen Fachwerkhaus, das von zwei Häuserzeilen in gleicher Bauweise flankiert wurde.
Lady Agatha war immens vermögend und hatte sich der Kriminalistik verschrieben. Sie witterte überall interessante Fälle und ging jedem Verdacht entschlossen nach. Dabei trat sie grundsätzlich in jedes Fettnäpfchen und scheute kein Risiko.
Ein gnädiges Schicksal kam ihrem Hobby entgegen und bescherte ihr tatsächlich Kriminalfälle, die allerdings grundsätzlich von Parker gelöst wurden. Er war ihr diskreter Butler und hielt stets seine schützende Hand über sie.
An diesem Nachmittag nahm sie ihren Tee und hörte sich Parkers Bericht sehr aufmerksam an.
»Selbstverständlich geht meine Wenigkeit davon aus, einige schwerwiegende Fehler begangen zu haben«, schloß der Butler seinen Hinweis.
»Das kann man wohl sagen, Mister Parker.« Sie schaute ihn ausgesprochen mißbilligend an. »Sie hätten die beiden Schläger natürlich mitbringen müssen.«
»Meine Wenigkeit erlaubt sich, an die dadurch anfallenden Kosten für Unterkunft und Verpflegung zu denken«, gab der Butler zurück. Er kannte die Sparsamkeit seiner Herrin, die den sprichwörtlichen Geiz der Schotten weit übertraf. »Zudem können Mylady jederzeit Kontakt mit den beiden Kriminellen aufnehmen. Ihr Aufenthaltsort ist bekannt.«
»Sie haben sie verfolgt?« Ihre Mißbilligung schlug in ein gewisses Wohlwollen um.
»Die beiden erwähnten Personen wohnen in einer Hotel-Pension in Soho«, gab der Butler Auskunft.
»Nun gut, man wird sehen.« Sie nickte zögernd. »Und was ist mit den jungen Leuten, die geschlagen wurden?«
»Der Wagenhalter des Ford ist ein gewisser Peter Colbert«, antwortete Parker. »Er arbeitet als freier Bild-Reporter und wohnt in Pimlico.«
»Hoffentlich stimmt das auch«, unkte die ältere Dame. »Und wer ist die junge Frau?«
»Ihr Name konnte bisher noch nicht festgestellt werden, Mylady«, meinte Parker. »Die Angaben zum Wagenhalter stammen übrigens von der Zulassungsstelle, müßten also den Tatsachen entsprechen.«
»Ich lasse mich überraschen, Mister Parker«, entgegnete sie skeptisch, »und ich frage mich darüber hinaus, ob ich es hier mit einem neuen Fall zu tun habe.«
»Man könnte den geschilderten Vorfall selbstverständlich auf sich beruhen lassen, Mylady.«
»Wie, glauben Sie, denke ich darüber, Mister Parker?« wollte die Hausherrin wissen.
»Mylady pflegen den Dingen stets auf den Grund zu gehen«, gab Parker zurück.
»Das ist allerdings richtig.« Sie nickte bekräftigend. »Damit sind die Würfel bereits gefallen, Mister Parker. Treffen Sie die erforderlichen Vorbereitungen.«
»Mylady haben spezielle Wünsche oder Vorstellungen?«
»Natürlich«, meinte die energische Dame, »aber die Reihenfolge überlasse ich diesmal Ihnen.«
»Mylady könnten demnach vielleicht erst mal die beiden Schläger aufsuchen.«
»Umgehend.« Sie reckte und dehnte sich. »Ich dulde es einfach nicht, daß man wehrlose Menschen bedroht oder ihnen Gewalt antut.«
Agatha Simpson schritt energisch durch die große Wohnhalle ihres Hauses, bestieg die geschwungene Treppe, die ins Obergeschoß führte, und rief Parker zu, sie habe die Absicht, wieder mal besondere Akzente zu setzen.
Parker zweifelte keine Sekunde daran.
*
Das Apartment-Hotel im Bereich von Soho machte einen leicht heruntergekommenen Eindruck. Es hatte mit Sicherheit schon bessere Zeiten gesehen. In der Empfangshalle gab es noch viel Plüsch und Stuck.
Die frühere Rezeption war geschlossen. Dafür gab es so etwas wie einen Hauswart, der auf einer Leiter stand und die Glühbirnen einer Deckenlampe auswechselte.
»Könnten Sie möglicherweise diese beiden Pfundnoten verloren haben?« fragte Parker und präsentierte dem Mann zwei Geldscheine. Der Angesprochene auf der Leiter stutzte und stieg dann ungewöhnlich schnell nach unten.
»Möglicherweise fielen Sie aus der Tasche Ihres Kittels«, lockte der Butler.
»Bestimmt«, behauptete der Mann und griff nach den beiden Banknoten, ohne sie allerdings zu erhaschen. Parker hatte seine ausgestreckte Hand im entscheidenden Moment ein wenig zurückgenommen.
»Vielleicht könnten Sie vorher noch sagen, wo man zwei jüngere Männer treffen kann, die wohl als ausgesprochen aggressiv zu bezeichnen sind. Sie zeichnen sich durch ein gewisses Muskelgefüge aus.«
»Jack und Art?« kam spontan die Antwort.
»Die beiden Herren dürften sicher auch einen Nachnamen haben«, vermutete der Butler in seiner höflichen Art.
»Jack Finton und Art Belfay«, ergänzte der Hausmeister. »Die wohnen oben unterm Dach.«
»Und sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Ihren Apartments?«
»Ich hab’ sie nich’ ’rauskommen sehen«, lautete die Antwort. »Versuchen Sie mal Ihr Glück.«
Josuah Parker reichte die angebliche Fundsache an den Hausmeister weiter und geleitete die ältere Dame zum altersschwachen Fahrstuhl. Sie schnaufte und zeigte Mißmut.
»Sie haben wieder mal maßlos übertrieben, Mister Parker«, sagte sie dann in der Kabine. »Sie werfen mit meinem Geld förmlich um sich, Mister Parker.«
»Es handelte sich um zwei Pfund, Mylady«, erinnerte der Butler.
»Ein Pfund hätte gereicht«, erwiderte sie. »Sie wissen doch, daß ich mit jedem Penny rechnen muß.«
»Könnte es Mylady versöhnlich stimmen, wenn meine Wenigkeit eine der beiden Pfundnoten übernehmen würde?«
»Das klingt schon besser.« Ihre Miene entspannte sich. Sie lächelte wohlwollend. »Sie unterstellen mir hoffentlich keinen Geiz, Mister Parker, oder?«
»Meine Wenigkeit würde noch nicht mal andeutungsweise daran zu denken wagen, Mylady.«
»Schließlich ist meine Großzügigkeit bereits sprichwörtlich«, lobte sie sich. »Aber jetzt zur Sache, Mister Parker. Ich werde diese beiden Subjekte überraschen.«
»Falls der Hauswart nicht bereits die Herren Finton und Belfay per Telefon alarmiert hat, Mylady.«
»Daran dachte ich gerade auch«, behauptete sie. »Wie werde ich also reagieren?«
»Man sollte vielleicht vorzeitig aussteigen und die Neugier der beiden Kriminellen wecken.«
Während Parker dies sagte, drückte er bereits die Stopp-Taste und ließ den Fahrstuhl vorzeitig anhalten. Er geleitete seine Herrin ins Treppenhaus, das sich unter dem obersten Geschoß befand, und baute sich dann in der Nähe des Geländers auf.
Parker griff in die linke Außentasche seines schwarzen Covercoats und holte seine bewährte High-Tech-Gabelschleuder hervor. Dabei handelte es sich um die konsequente Weiterentwicklung jener Schleudern, wie sie von Jungen ab einer gewissen Altersklasse immer noch aus Y-Förmigen Astgabeln geschnitten werden.
Parker lud die Lederschlaufe mit einer mehrfach perforierten Plastikkapsel, die er einer Art Pillendose entnommen hatte. In der Kapsel befand sich eine Glasampulle, die mit einer wasserklaren Flüssigkeit gefüllt war. Er zerbrach die Ampulle, bevor er das seltsame Geschoß auf den Treppenabsatz zur nächsten Etage schickte.
Danach wartete er. Erfahrungsgemäß war schon bald mit röchelndem Husten zu rechnen.
*
Die Fensterscheiben im Treppenhaus vibrierten, als die Hustenorgie ihren ersten Höhepunkt erreichte. Zwei erkältete Seehunde schienen förmlich um die Wette zu röcheln. Zwischendurch war immer wieder das verzweifelte Einatmen und Sammeln von Luft zu vernehmen. Schließlich hörte man das Zuschlagen einer Wohnungstür.
»Die Herren Finton und Belfay dürften sich zurückgezogen haben, Mylady«, meldete der Butler. Seine Rechnung war aufgegangen. Die beiden Schläger hatten Mylady und ihn oben am Fahrstuhl erwartet und sich darauf eingerichtet, die beiden Besucher gebührend in Empfang zu nehmen.
»Wann kann ich hinauffahren?« wollte die ältere Dame ungeduldig wissen.
»Falls Mylady einverstanden sein sollten, könnte meine Wenigkeit die allgemeine Lage sondieren«, schlug der Butler vor.
»Ich werde mitkommen«, entschied Lady Agatha resolut.
»Mylady könnten möglicherweise von den Reizdämpfen inkommodiert werden«, warnte Parker.
»Papperlapapp«, sagte sie lässig. »Ich bin nicht empfindlich, Mister Parker.« Sie setzte ihre majestätische Fülle bereits in Bewegung und stieg die Stufen empor.
Parker hingegen entnahm einem Lederetui eine völlig normal aussehende Zigarre, die an einen kleinen Torpedo erinnerte. Er schob sie zwischen die Lippen und hielt sich mit der linken Hand die Nase zu. Dann folgte er Mylady, die bei dieser Treppenbesteigung deutlich zeigte, wie beweglich sie war.
Sie hatte den oberen Absatz noch nicht erreicht, als sie bereits leicht hüstelte. Sie stieg jedoch tapfer weiter und produzierte kurz danach einen ersten Hustenanfall. Lady Agatha schnappte nach Luft und blickte dann vorwurfsvoll auf ihren Butler.
»Was haben Sie denn da versprüht?« fragte sie und hustete wie eine defekte Dampfmaschine. Dann blieb sie stehen und blickte Parker nach, der sie überholte. Er hatte nichts zu befürchten.
Die täuschend echt aussehende Zigarre war nichts anderes als eine Atempatrone, die die geschwängerte Luft filterte. Parker erreichte ohne jede Schwierigkeit die obere Etage und orientierte sich kurz. Er öffnete zwei Schiebefenster und sorgte für einen gewissen Durchzug. Anschließend blieb er vor einer Tür stehen, auf deren Schild der Name Jack Finton zu lesen war.
Daß es die richtige Tür war, hörte man deutlich. Hinter dem Türblatt war ein Husten in Duettform zu vernehmen. Parker bemühte sein kleines Spezialbesteck und brauchte nur wenige Augenblicke, bis er das Schloß aufgesperrt hatte.
Finton und Belfay saßen auf einer einfachen Couch und ließen sich von ihrem Husten durchschütteln. Als sie Parker in der Tür ausmachten, wollten sie zwar reagieren, doch dazu fehlte es ihnen an Kraft und Konzentration.
Der Butler öffnete auch hier ein Fenster und widmete sich dann den beiden Schlägern. Finton und Belfay waren eindeutig die Männer, die er auf dem Parkplatz unschädlich gemacht hatte. Sie hatten auch ihn wiedererkannt, und einer von ihnen mühte sich, nach der Schußwaffe zu greifen.
»Sie sollten sich nicht unnötig echauffieren«, schlug Parker ihm vor. »Konzentrieren Sie sich lieber bereits jetzt auf das Verhör, das Sie in wenigen Minuten erwartet. Lady Simpson wünscht einige Auskünfte von Ihnen, die Sie nicht verweigern sollten.«
Parker hatte seinen Satz gerade beendet, als er vom Treppenabsatz her ein klatschendes Geräusch und unmittelbar darauf einen erstickten Aufschrei hörte.
Er wußte, daß Mylady gerade sehr aktiv geworden war.
*
Die ältere Dame hüstelte, hatte Tränen in den Augen und trieb den Hausverwalter vor sich her. Der Mann machte einen recht angeschlagenen Eindruck und hielt sich die linke Brustpartie. Dort schien ihn ein harter Gegenstand getroffen zu haben.
Mylady hatte ihren perlenbestickten Pompadour in Schwingung versetzt. In diesem fast neckisch anmutenden Handbeutel, der an langen Schnüren an ihrem linken Handgelenk hing, befand sich das Hufeisen eines stämmigen Brauereipferdes.
Agatha Simpson versäumte keine Gelegenheit, diese morgensternähnliche Waffe einzusetzen. Sie war damit ungewöhnlich zielsicher und hatte schon manchen hartgesottenen Gegner zu Boden geschickt.
»Dieses verkommene Subjekt wollte mich anfallen«, sagte die resolute Dame. »Das hat man nun von seiner Großzügigkeit.«