Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Wie spät ist es, Mister Parker?« »Drei Minuten vor fünf, Mylady.« »Dann bin ich schon wieder nicht pünktlich zum Tee zu Hause«, entrüstete sich Agatha Simpson. »Mylady wünschen unterwegs noch eine kleine Erfrischung zu nehmen?« erkundigte sich der Butler. »Das Hotel da drüben macht einen guten Eindruck, Mister Parker«, antwortete die ältere Dame und deutete zum Wagenfenster. »Eine Feststellung, die man nur unterstreichen kann, Mylady«, bestätigte Josuah Parker und bog von der Landstraße in die heckengesäumte Zufahrt ein. »Bedaure, Sir. Wir haben heute eine geschlossene Veranstaltung«, erklärte ein livrierter Diener, als Parker sein hochbeiniges Monstrum auf den Parkplatz bugsieren wollte. »Sir Arthur Branford hat aus Anlaß seines neunzigsten Geburtstages das ganze Hotel für ein Familientreffen gebucht.« »Manford, sagten Sie, junger Mann?« schaltete Agatha Simpson sich ein. »Da bin ich ja genau richtig. Ich bin nämlich eine Cousine des Gastgebers.« »Verzeihung, Mylady«, entgegnete der Diener.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
»Wie spät ist es, Mister Parker?«
»Drei Minuten vor fünf, Mylady.«
»Dann bin ich schon wieder nicht pünktlich zum Tee zu Hause«, entrüstete sich Agatha Simpson.
»Mylady wünschen unterwegs noch eine kleine Erfrischung zu nehmen?« erkundigte sich der Butler.
»Das Hotel da drüben macht einen guten Eindruck, Mister Parker«, antwortete die ältere Dame und deutete zum Wagenfenster.
»Eine Feststellung, die man nur unterstreichen kann, Mylady«, bestätigte Josuah Parker und bog von der Landstraße in die heckengesäumte Zufahrt ein.
»Bedaure, Sir. Wir haben heute eine geschlossene Veranstaltung«, erklärte ein livrierter Diener, als Parker sein hochbeiniges Monstrum auf den Parkplatz bugsieren wollte. »Sir Arthur Branford hat aus Anlaß seines neunzigsten Geburtstages das ganze Hotel für ein Familientreffen gebucht.«
»Manford, sagten Sie, junger Mann?« schaltete Agatha Simpson sich ein. »Da bin ich ja genau richtig. Ich bin nämlich eine Cousine des Gastgebers.«
»Verzeihung, Mylady«, entgegnete der Diener. Er verbeugte sich tief und wies Parker einen Parkplatz inmitten chromblitzender Nobelkarossen an. »Ich wußte nicht, daß Sie zu den geladenen Gästen gehören.«
»Schon gut«, erwiderte Agatha Simpson beim Aussteigen. »Mein Butler hätte Sie ja gleich ins Bild setzen können.«
»Der Cocktailempfang hat noch nicht begonnen, Mylady«, teilte der Diener mit, während Josuah Parker und seine Herrin dem Eingang zustrebten.
»Das will ich auch hoffen«, bemerkte die Detektivin. »Ich hätte es als ausgesprochen ungehörig empfunden, wenn man ohne mich begonnen hätte.«
Parker wunderte sich geringfügig, verzog aber keine Miene. Daß Lady Agatha als Sproß des britischen Hochadels über weit verzweigte Verwandtschaftsbeziehungen verfügte und ihren Stammbaum bis auf Wilhelm den Eroberer zurückführte, war ihm durchaus geläufig. Daß Agatha Simpson aber auch mit der märchenhaft reichen Industriellensippe Branford verwandt war, die erst im 19. Jahrhundert in den Adelsstand erhoben wurde, vernahm er heute zum erstenmal.
Die geräumige, mit kostbaren Gemälden und Teppichen ausgestattete Hotelhalle prangte in festlichem Blumenschmuck. Kellner drängten sich durch die plaudernde Menge und versorgten Sir Arthurs Gäste mit Getränken. Der Patriarch selbst thronte auf einem vergoldeten Sessel und nahm huldvoll die Glückwünsche seiner großen Familie entgegen.
Zwei aufdringlich geschminkte junge Damen blickten leicht irritiert, als das skurrile Duo aus Shepherd’s Market den Saal betrat.
Josuah Parker allein hätte wohl kaum ihre Aufmerksamkeit erregt. In seinem schwarzen Zweireiher mit steifem Hemdkragen, Melone und altväterlich gebundenem Regenschirm wirkte er wie das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers. Dagegen stachen Myladys derbes Tweedkostüm und die rustikalen Schnürschuhe deutlich vom Habit der übrigen Gäste ab.
Die jungen Damen maßen Lady Agatha mit abschätzigen Blicken, ehe sie sich förmlich nach ihren Wünschen erkundigten.
»Natürlich könnt ihr mich nicht kennen, meine Lieben«, flötete die ältere Dame. »Ich bin Lady Agatha Simpson, Sir Arthurs Lieblingscousine.«
Augenblicklich hellten sich die mißtrauischen Mienen auf. »Da wird Großpapa sich aber freuen!« riefen die Mädchen wie aus einem Mund. »Schade, daß er uns nie von Ihnen erzählt hat.«
»Das kann ich gut verstehen«, murmelte Agatha Simpson bedeutungsvoll und ließ sich in ein Sofa sinken, das ihr an Üppigkeit nicht nachstand. »Der gute Sir Arthur.«
Die neugierigen Backfische, die eine pikante Klatschgeschichte witterten, ließen sich prompt an Myladys Seite nieder und sorgten mit geradezu rührendem Eifer dafür, daß die ältere Dame ausreichend mit Alkoholika edelster Herkunft versorgt wurde.
»Erzählen Sie doch!« baten beide und sahen die Detektivin erwartungsvoll an.
»Da gibt es nicht viel zu berichten«, wehrte Mylady ab. Neugierige Menschen waren ihr ein Greuel. »Ich war beruflich eingespannt und habe familiäre Verpflichtungen sträflich vernachlässigt. Ich glaube, der gute Sir Arthur war deshalb ein wenig ärgerlich.«
»Woher wußten Sie denn, daß wir Branfords uns hier treffen wollten?« fragte ein Mädchen unvermittelt. »Ihr Name steht auch gar nicht auf der Gästeliste. Haben Sie denn überhaupt eine Einladung bekommen?«
»Der gute Sir Arthur hat noch heute morgen versucht, mich telefonisch einzuladen«, schwindelte Lady Agatha immer unbekümmerter drauflos. »Die Nachricht erreichte mich auf einem Jagdausflug, und ich bin unverzüglich hierhergeeilt. Deshalb auch mein etwas unpassender Aufzug.«
»Aber das macht doch nichts«, beruhigten die Mädchen ihre vermeintliche Verwandte. »Großpapa versteht das. Und bis zum Festbankett können Sie sich ja umziehen.«
»Festbankett?« fragte Mylady interessiert.
»Gut, ich bleibe«, entschied sie, nachdem Branfords Enkelinnen die kulturellen und kulinarischen Attraktionen des Abends ausführlich geschildert hatten.
Eines der Mädchen wollte schon aufstehen und sich um die Reservierung einer standesgemäßen Suite für Mylady und ihren Butler kümmern, als die ältere Dame eine beiläufig wirkende Bemerkung über ihre Tätigkeit fallen ließ.
»Detektivin?« fragten die Backfische. Fast hätten sie vergessen, ihre rosa geschminkten Münder wieder zu schließen. Ihre Augen wurden noch größer, als Agatha Simpson von der Arbeit an ihrem Kriminalroman berichtete.
»Ich habe mich allerdings noch nicht entschieden, welchem Verleger ich den Zuschlag gebe«, erläuterte sie. »Die größten Verlage der Insel lecken sich die Finger nach dem Manuskript. Ich werde sie noch eine Weile gegeneinander ausspielen.«
Parker folgte dem Gespräch mit unbewegter Miene. Er ahnte schon, was jetzt kommen mußte.
Andere Gäste, die Fetzen der Unterhaltung aufgeschnappt hatten, blieben interessiert stehen. Im Nu war Lady Simpson umringt von alten und jungen Mitgliedern des Branford-Clans, die den dreisten Übertreibungen der älteren Dame mit wachsendem Staunen folgten. Es dauerte nicht lange, da war die Detektivin aus Shepherd’s Market Mittelpunkt der Party.
Schließlich glaubte sogar der greise Sir Arthur, sich dunkel an eine Cousine namens Agatha zu erinnern, die er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Der Nachmittag endete damit, daß Sir Arthur Branford unter rauschendem Beifall der Sippe seine Lieblingscousine Agatha umarmte. Mylady nahm diese Geste als Selbstverständlichkeit hin. Sie war inzwischen fest davon überzeugt, tatsächlich Mitglied des sympathischen Branford-Clans zu sein.
*
»Dann werde ich mich jetzt für das Festbankett umkleiden«, verkündete Agatha Simpson.
Parker war eben von einem Blitz-Abstecher nach London zurückgekehrt. Er hatte zwei voluminöse Koffer mit einer Auswahl aus Myladys Kleiderschränken und diverse Schatullen mit altem Familienschmuck mitgebracht.
»Man wird ein wenig lesen und dabei Myladys weitere Befehle erwarten«, teilte der Butler mit einer angedeuteten Verbeugung mit und ließ seine Herrin allein.
Bevor Josuah Parker sich in seinem Zimmer auf dem Sofa niederließ, um in einer Computer-Fachzeitschrift zu blättern, trat er einen Augenblick auf den Balkon.
Die verschwenderisch ausgestattete Suite, die er mit Mylady bezogen hatte, lag in einem Seitenflügel des schloßähnlichen Gebäudes. Die Fenster gingen auf einen kleinen Park mit uralten Ulmen.
Vom Balkon aus war ein seitlicher Anbau zu erkennen, in dem die Küche untergebracht war. Von weitem sah Parker hinter den Fenstern die Köche in ihren weißen Hauben mit Töpfen und Pfannen hantieren.
Ihm entgingen auch nicht die vier dunkel gekleideten Männer, die gerade durch den Lieferanteneingang das Gebäude betraten. Ein kleiner, rundlicher Mann mit Kochmütze hatte ihnen geöffnet.
Der Butler blieb noch eine Weile auf dem Balkon stehen und genoß die frische Abendluft. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück.
Er hatte sich gerade in einen Artikel über den Einsatz von Mikroprozessoren in der Verbrechensbekämpfung vertieft, als schrilles Klingeln ihn aus den Gedanken riß. Das konnte keine Türschelle sein.
Feueralarm?
Sekunden später meldete sich der Hotelmanager über Lautsprecher.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren«, begann er mit zitternder Stimme, »ich muß Sie bitten, äußerste Ruhe zu bewahren. Bedauerlicherweise ist in unserem Hotel ein Feuer ausgebrochen.«
Er machte eine Pause und schluckte dreimal deutlich hörbar, ehe er fortfuhr.
»Die Feuerwehr ist bereits alarmiert, und wir werden den kleinen Brand gleich unter Kontrolle haben. Dennoch verlangen es die Sicherheitsvorschriften, daß Sie unverzüglich Ihre Zimmer verlassen. Nehmen Sie bitte keine Gepäckstücke mit und lassen Sie Ihre Zimmertüren unverschlossen.«
»Was hat das zu bedeuten, Mister Parker?« Agatha Simpson stand in der offenen Tür ihres Ankleidezimmers. Ihre aufgelösten Haare fielen in grauen Strähnen auf die Schultern eines giftgrünen Abendkleides von unsäglichem Schnitt.
»Falls man die Ansage richtig zu deuten weiß, dürfte in einem Teil des Hotels ein Brand ausgebrochen sein, Mylady«, gab der Butler mit unbewegter Miene Auskunft. »Mylady sollten dem Rat des Hotelmanagers folgen und unverzüglich das Gebäude verlassen, falls der Hinweis gestattet ist.«
»Aber doch nicht so, Mister Parker!« entrüstete sich Mylady. »Ich kann doch unmöglich in diesem gräßlichen Kleid unter die Leute gehen. Gerade wollte ich es wieder ausziehen. Und meine Haare habe ich überhaupt noch nicht gemacht. Gibt es in diesem Haus denn nicht mal eine Friseuse?«
»Falls Mylady nicht rechtzeitig das Hotel verlassen, dürfte ein weitaus unvorteilhafteres Aussehen die Folge sein«, warnte Parker. Er hatte schon Brandgeruch wahrgenommen, der durchs offene Fenster hereinwehte.
Grollend fügte sich die ältere Dame ins Unvermeidliche und trat mit unvollendeter Toilette den Weg zum Lift an. Obwohl sie ihr Alter schon seit etlichen Jahren mit sechzig angab, war ihr weibliche Eitelkeit keineswegs fremd.
Mit Mühe konnte Parker seine Herrin davon abbringen, den Fahrstuhl zu benutzen. »Ein Stromausfall könnte den Fahrkorb in eine tödliche Falle verwandeln«, machte er Mylady den Weg über die Treppe schmackhaft.
Das erste Feuerwehrfahrzeug näherte sich unter lautem Sirenengeheul auf der Landstraße, als Josuah Parker und Agatha Simpson im Strom der Branford-Sippe ein Nebengebäude erreichten, das ein Stück tiefer im Park lag.
Das Hotelpersonal war bereits damit beschäftigt, den Saal im Erdgeschoß mit eilig herbeigeschleppten Sitzgelegenheiten notdürftig auszustatten. Zufrieden seufzend ließ Agatha Simpson sich in einen Sessel fallen. Verglichen mit den übrigen Gästen konnte ihr Aufzug noch als passabel gelten.
Andere Damen hatten es nicht mal geschafft, ein Kleid überzustreifen. Sie standen zitternd in Unterröcken und hatten sich die Smokingjacken ihrer Begleiter um die Schultern gelegt.
Gemessen schritt Parker durch das aufgeregte Stimmengewirr ans Fenster und warf einen Blick zum Hotel hinüber. Auch von hier aus war der Küchentrakt mit dem Lieferanteneingang zu sehen.
Aus zwei Fenstern, die vermutlich zu einem Vorratsraum gehörten, drang dunkelgrauer Qualm nach draußen. Hin und wieder züngelte eine Flamme.
Gerade bog der Löschwagen um die Ecke und nahm Kurs auf den Brandherd, da wurde die Tür geöffnet. Vier dunkel gekleidete Männer traten heraus und verschwanden mit eiligen Schritten im Park.
*
Der Brand war nach zehn Minuten gelöscht. Erleichtert kehrten die Gäste ins Hotel zurück, doch aus dem geplanten Festbankett wurde nichts.
»Mein Schmuck! Meine Juwelen!« gellten plötzlich entsetzte Schreie durch alle Gänge.
Wenig später stürmten wütende Gäste die Rezeption und reklamierten bei dem völlig hilflosen Manager den Verlust hochkarätiger Kostbarkeiten im Wert von einigen Millionen Pfund.
Der Mann bedauerte den peinlichen Vorfall außerordentlich und versuchte wortreich, die Gäste zu beschwichtigen. Allerdings goß er selbst Öl ins Feuer der allgemeinen Empörung, als er leichtsinnigerweise sagte, die Versicherung des Hotels trete nur für Wertsachen ein, die sich zum fraglichen Zeitpunkt im Safe befunden hätten.
Mit einem gewagten Hechtsprung brachte er sich vor geballten Fäusten und scharf gefeilten Fingernägeln in Sicherheit, knallte die Bürotür hinter sich zu und drehte den Schlüssel zweimal im Schloß herum.
»Auch ich bin durch den Verlust meiner wertvollsten Familienerbstücke schwer getroffen«, richtete Agatha Simpson das Wort an die erregte Menge. »Gerade eine alleinstehende Frau wie ich ist in ihrer Existenz ständiger Gefährdung ausgesetzt. Aber es besteht überhaupt kein Grund zur Beunruhigung.«
»Für Sie vielleicht nicht!« rief eine wütende Stimme dazwischen, was Parkers Herrin mit giftigem Seitenblick quittierte.
»Ich bin den Ganoven, die diese ruchlose Tat vollbrachten, bereits auf der Spur«, behauptete die Detektivin. »Der Fall liegt eigentlich ziemlich klar. Noch heute abend werden Sie Ihre Schmuckstücke zurückerhalten.«
»Da bin ich aber mal gespannt«, entgegnete der Zwischenrufer in bitterem Spott. »Vielleicht kennen Sie auch schon den Täter?«
»Es handelt sich um eine Gruppe von Tätern«, teilte Mylady mit. »Doch davon später. Ich muß mich jetzt einen Moment in meine Räume zurückziehen, um meinem taktischen Konzept den letzten Schliff zu geben. Halten Sie sich aber bitte zu meiner Verfügung. Es könnte sein, daß ich den einen oder anderen von Ihnen noch für eine Vernehmung benötige.«
Agatha Simpson genoß die bewundernden und die ungläubig-erwartungsvollen Blicke, die auf ihr ruhten. »Sie dürfen mir folgen, Mister Parker«, verkündete sie und verließ hoch erhobenen Hauptes das Foyer.
*
»Mylady haben bereits eine Theorie entwickelt?« fragte der Butler.
»Theorie? Aus diesem Stadium bin ich längst heraus, Mister Parker. Ist Ihnen denn immer noch nicht klar, wer diesen dreisten Massendiebstahl begangen hat?«
»Bisher ist meine Wenigkeit noch nicht zu endgültigen Schlußfolgerungen gekommen, Mylady.«
»Sie sind eben etwas langsam, Mister Parker. Für den Diebstahl meiner Juwelen...«
»Verzeihung, Mylady«, unterbrach Parker. »Darf man daran erinnern, daß Myladys Juwelen gar nicht gestohlen wurden?«
Er hatte gleich nach der Rückkehr ins Hotel die Schmuckschatulle seiner Herrin inspiziert und dabei festgestellt, daß keines der kostbaren Stücke fehlte. Offenbar hatten die dunkel gekleideten Männer in den wenigen Minuten bis zum Eintreffen der Feuerwehr nicht genug Zeit gefunden, um alle Zimmer zu durchstöbern.
»Das spielt überhaupt keine Rolle, Mister Parker«, reagierte Lady Agatha mürrisch. »Natürlich weiß ich, daß meine Juwelen noch da sind. Aber sie hätten weg sein können...«
»Eine Feststellung, der meine Wenigkeit keinesfalls widersprechen möchte, Mylady.«
»Wenigstens sind Sie einsichtig, Mister Parker. Wo war ich eigentlich stehengeblieben?«
»Mylady wollten mitteilen, wer nach Myladys Ansicht den Diebstahl begangen hat.«
»Richtig! Gerade fiel es mir auch wieder ein. Wenn Sie nicht von selbst darauf kommen, Mister Parker, werde ich es Ihnen sagen: Die Feuerwehr!«
»Da auch das Personal während des Brandes das Hotel verlassen hat, kommen nur die Feuerwehrleute für diesen unverschämten Diebstahl in Frage. Während die Gäste in der Dependance Schutz suchten, konnten die Kerle in Ruhe alle Zimmer durchwühlen.«
»Myladys Theorie ist von eindrucksvoller Gradlinigkeit, falls diese Feststellung erlaubt ist.«
»Nicht wahr, Mister Parker?« nickte die ältere Dame geschmeichelt. Die Ironie in den Worten des Butlers hatte sie überhaupt nicht wahrgenommen. »Man muß eben den Blick für das Wesentliche haben. Leider ist das eine Qualität, die Ihnen abgeht.«
»Künftig wird man verstärkt bemüht sein, Myladys leuchtendem Beispiel auch in dieser Hinsicht nachzueifern«, versicherte der Butler.
»Das sei Ihnen gestattet, Mister Parker«, entgegnete Agatha Simpson gönnerhaft. »Aber wem es nicht in die Wiege gelegt wurde...«
»Zweifellos haben Mylady in Betracht gezogen, daß es noch eine weitere Spur zu verfolgen gilt«, warf Parker ein.
»Selbstverständlich, Mister Parker«, gab die Detektivin leicht gereizt zurück. »Darin besteht ja gerade mein Erfolgsrezept, daß ich alle Aspekte eines Verbrechens gleichzeitig im Blick habe. Wie weit sind meine Ermittlungen in dieser zweiten Runde gediehen?«