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Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Ich denke überhaupt nicht daran umzukehren«, sagte Agatha Simpson wütend. »Das wäre unter meiner Würde, Mister Parker.« Die ältere Dame saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und hielt eine Schachtel feinster Pralinen auf den Knien. Nach einem frühsommerlichen Picknick unter blühenden Bäumen fand die Heimfahrt nach London statt. »Selbstverständlich wird man sich nach Kräften bemühen, Myladys Wünsche mit Nachdruck zu vertreten«, versicherte Josuah Parker. »Vernünftigen Argumenten dürfte das Tier allerdings kaum zugänglich sein, falls dieser Hinweis erlaubt ist.« Der schwarz-weiß gefleckte Bulle stand mitten auf dem schmalen Fahrweg und scharrte gereizt mit den Vorderhufen. Der Vierbeiner machte nicht den Eindruck, als wäre mit ihm ein Übereinkommen zu treffen. Auch als Parker die Hupe betätigte, wich der muskelstrotzende Koloß keinen Zentimeter zurück. Im Gegenteil: Das Tier stieß einen dumpfen Laut aus, senkte den klobigen Schädel und nahm Anlauf. Zwei Schritte vor der Kühlerhaube des schwarzen Gefährts bremste der Bulle jedoch abrupt. Wutschnaubend tänzelte er hin und her, unschlüssig, ob er den vermeintlichen Gegner auf die Hörner nehmen sollte oder nicht. »Wie Sie verfahren, Mister Parker, ist mir völlig gleichgültig«, reagierte Mylady ungeduldig. »Aber tun Sie endlich etwas! Mein Kreislauf verlangt dringend nach einer Stärkung.« Wenn Lady Agatha über ihren Kreislauf klagte, war Eile geboten. Dann half nur eins: Kognak der renommiertesten französischen Abfüller.
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Seitenzahl: 116
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»Ich denke überhaupt nicht daran umzukehren«, sagte Agatha Simpson wütend. »Das wäre unter meiner Würde, Mister Parker.«
Die ältere Dame saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und hielt eine Schachtel feinster Pralinen auf den Knien. Nach einem frühsommerlichen Picknick unter blühenden Bäumen fand die Heimfahrt nach London statt.
»Selbstverständlich wird man sich nach Kräften bemühen, Myladys Wünsche mit Nachdruck zu vertreten«, versicherte Josuah Parker. »Vernünftigen Argumenten dürfte das Tier allerdings kaum zugänglich sein, falls dieser Hinweis erlaubt ist.«
Der schwarz-weiß gefleckte Bulle stand mitten auf dem schmalen Fahrweg und scharrte gereizt mit den Vorderhufen. Der Vierbeiner machte nicht den Eindruck, als wäre mit ihm ein Übereinkommen zu treffen. Auch als Parker die Hupe betätigte, wich der muskelstrotzende Koloß keinen Zentimeter zurück.
Im Gegenteil: Das Tier stieß einen dumpfen Laut aus, senkte den klobigen Schädel und nahm Anlauf. Zwei Schritte vor der Kühlerhaube des schwarzen Gefährts bremste der Bulle jedoch abrupt. Wutschnaubend tänzelte er hin und her, unschlüssig, ob er den vermeintlichen Gegner auf die Hörner nehmen sollte oder nicht.
»Wie Sie verfahren, Mister Parker, ist mir völlig gleichgültig«, reagierte Mylady ungeduldig. »Aber tun Sie endlich etwas! Mein Kreislauf verlangt dringend nach einer Stärkung.«
Wenn Lady Agatha über ihren Kreislauf klagte, war Eile geboten. Dann half nur eins: Kognak der renommiertesten französischen Abfüller. Ansehnliche Vorräte solcher Kreislaufbeschleuniger lagerten in den Gewölben unter Myladys repräsentativem Wohnhaus im Londoner Stadtviertel Shepherd’s Market.
Parker nahm deshalb eine zusammengelegte Reisedecke vom Beifahrersitz und klemmte sie sich unter den Arm. Gemächlich öffnete er die Fahrertür und stieg vom Trittbrett aus auf die Motorhaube. Der Bulle konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die in der Sonne blinkenden Scheinwerfer und nahm von dem Butler keinerlei Notiz.
Seelenruhig faltete Parker die Wolldecke auseinander und ließ sie von seinem erhöhten Standpunkt aus auf den Kopf des Tieres fallen.
Verdutzt schüttelte der Bulle, um den es plötzlich Nacht geworden war, den Kopf. Doch die Decke hatte sich hinter seinen Hörnern verfangen und verrutschte nicht.
Schlagartig vergaß der Vierbeiner, der keinen Gegner mehr vor Augen hatte, seine Angriffslust. Mit bebenden Flanken hielt er still, als der Butler die Decke mit einem Strick festschnürte. Willig ließ er sich von Parker am Halfter führen und an der hinteren Stoßstange festbinden.
»Na endlich«, sagte Mylady, als der Butler wieder am Steuer Platz genommen hatte. »Wie lange werde ich für die Rückfahrt benötigen, Mister Parker?«
»Etwa neunzig Minuten, falls man sich nicht täuscht, Mylady«, gab er zur Antwort.
»Neunzig Minuten?« wiederholte die ältere Dame entsetzt. »Ausgeschlossen, Mister Parker! So lange hält mein Kreislauf nicht durch.«
»Ohnehin wollte meine Wenigkeit Mylady soeben vorschlagen, das entlaufene Tier seinem Besitzer zu übergeben«, ließ Parker sich vernehmen. »Möglicherweise dürfte dort ein geeignetes Stärkungsmittel erhältlich sein.«
Er deutete auf ein parkähnliches Wäldchen inmitten der grünen Weiden. Unter dem Blätterdach der jahrhundertalten Eichen waren die weitläufigen Wirtschaftsgebäude eines Gutshofes und ein repräsentatives Herrenhaus im Stil des 18. Jahrhunderts zu erkennen.
»Genau das ist es, was ich im Moment anordnen wollte, Mister Parker«, behauptete Agatha Simpson. »Wenn ich dem Besitzer die durchgebrannte Kuh wiederbringe, wird er sich ja erkenntlich zeigen müssen.«
»Dieser Feststellung würde meine bescheidene Wenigkeit sich gern anschließen, falls Mylady gestatten«, bestätigte Parker und ließ vorsichtig sein hochbeiniges Monstrum anrollen. Willig trottete der Bulle an seiner Leine hinterher, als der Butler im Schritttempo zum Gutshof fuhr.
*
Sir Peter Rimford stand auf der geschwungenen Freitreppe des Herrenhauses und hielt sich den Bauch vor Lachen. »Das ist ja zum Brüllen!« rief er und klatschte sich begeistert auf die Schenkel. »Hans kommt mit dem Taxi nach Hause.«
In der Tat hatte das schwerfällig wirkende Gefährt, das über die kiesbestreute Zufahrt rollte, viele Jahre als Taxi gedient, bis Parker es erwarb und für seine Zwecke umbauen ließ. Seitdem galt es bei Eingeweihten als »Trickkiste auf Rädern«.
Rimford wischte sich die Lachtränen von den sommersprossigen Wangen, während er auf das Fahrzeug zuschritt. Parker schätzte den Gutsbesitzer auf knapp 50 Jahre.
Seine kräftige, fast etwas behäbige Gestalt steckte in einem olivfarbenen Lodenanzug und makellos polierten Reitstiefeln. Hellblaue Augen bildeten einen lebhaften Kontrast zu seinem leuchtend roten Haarschopf.
»Da haben Sie aber ein Meisterstück vollbracht«, stellte er anerkennend fest, als Parker aus dem Wagen stieg. »Gewöhnlich rennt Hans nämlich alles über den Haufen, was sich ihm in den Weg stellt.«
»Das ist eine charakterliche Eigenart, mit der man bei Bullen im allgemeinen rechnet, Sir«, gab der Butler zur Antwort. »In diesem Fall ließ sich das Tier jedoch besänftigen, ehe es Schaden anrichten konnte.«
»Hans ist nicht bösartig, aber ungestüm«, erläuterte Rimford. »Ich habe ihn bei einer Versteigerung in Deutschland erworben, weil ich die Milchleistung der rheinischen Schwarzbunt-Rasse mit der Fleischqualität französischer Charolais-Rinder verbinden möchte.«
»Demnach darf man wohl von der Annahme ausgehen, daß Sie sich intensiv der Rinderzucht widmen, Sir?« vermutete Parker.
»Und zwar mit Erfolg«, bestätigte sein Gegenüber nicht ohne Stolz. »Falls es Sie interessiert, kann ich Ihnen die Pokale und Urkunden zeigen.«
Rimford winkte zwei Stallburschen, die gerade über den Hof kamen. »Hans war schon wieder auf Tournee«, rief er ihnen zu und deutete auf den vermummten Bullen am Heck des hochbeinigen Monstrums. »Bringt ihn erst mal in den Stall. Anschließend nehmt noch mal die Zäune unter die Lupe. Wahrscheinlich hat wieder ein Nichtsnutz den Stacheldraht durchgeschnitten.«
»Darf ich Sie übrigens zu einem Gläschen einladen?« fragte Rimford, während die beiden Männer das Tier wegführten.
»Normalerweise rühre ich ja keinen Tropfen an«, antwortete eine baritonal gefärbte Stimme an Parkers Stelle. »Aber ein kleiner Schluck würde meinen Kreislauf vermutlich guttun.« Mylady hatte die Autotür geöffnet und ließ sich von ihrem Butler aus dem Wagen helfen.
Wenig später bot der Hausherr seinen Gästen Plätze im geschmackvoll eingerichteten Salon an. Ein Diener in schlohweißem Haar brachte auf silbernem Tablett Gläser und eine Kognakflasche, die Myladys Herz augenblicklich höher schlagen ließ.
»Sie sollten aber wirklich besser auf Ihre Tiere aufpassen, mein lieber Pimford«, bemerkte Mylady, nachdem sie unter den verdutzten Blicken des Gastgebers ihr erstes Glas in einem Zug geleert hatte. »Nicht immer kommt jemand des Weges, der den Stier so beherzt bei den Hörnern faßt wie ich.«
»Sie waren das, Mylady?« staunte Rimford noch mehr. »Ich dachte, Mister Parker hätte dem Tier die Decke übergeworfen.«
»Mein Butler hat lediglich nach den Anweisungen gehandelt, die ich ihm erteilte, mein lieber Slimboard«, gab Mylady ihre sehr persönliche Sicht des Ereignisses zum besten.
»Erstaunlich, erstaunlich«, kommentierte der Gutsherr. »Übrigens muß ich Sie um Verzeihung bitten, Mylady.«
»Um Verzeihung?«
»Offenbar habe ich undeutlich gesprochen, als ich mich vor stellte«, erklärte der Gutsbesitzer. »Mein Name ist Rimford, Peter Rimford.«
»Ich habe Sie schon richtig verstanden, mein Lieber«, entgegnete die ältere Dame unbeirrt und ließ sich von Rimfords Diener zum zweitenmal das Glas vollschenken. »Aber sagen Sie: Man hört heute so oft, daß es der Landwirtschaft schlechtgeht. Wenn ich mir dagegen Ihr Anwesen betrachte ...«
»Mein Betrieb hat die nötige Größe und wird mustergültig geführt«, gab Rimford zur Antwort. »Aber wenn es so weitergeht, sehe ich schwarz für die Zukunft.«
»Darf man sich höflich erkundigen, wie Sie diese Bemerkung verstanden wissen möchten, Sir?« schaltete Parker sich in das Gespräch ein.
»In meinem Kälberstall ist eine rätselhafte Virusseuche ausgebrochen«, verriet Rimford, und seine heitere Miene verfinsterte sich. »Schon zwölf Tiere sind verendet, und der Tierarzt ist völlig ratlos. Erst heute morgen mußte ich wieder drei Kälber zum Abdecker bringen lassen.«
»Und gegen diese Krankheit gibt es kein Mittel?« erkundigte sich Mylady.
»Jedenfalls nicht, solange niemand weiß, was das eigentlich für eine Krankheit ist«, entgegnete Rimford. »Hätte ich doch nur auf den Kerl gehört, der mir die Versicherung aufschwatzen wollte!«
»Darf man vermuten, daß Sie eine Versicherung gegen Erkrankungen Ihrer Tiere zu meinen geruhen, Sir?« warf der Butler ein.
»Ganz recht«, nickte Rimford. »Aber so etwas ist in der Landwirtschaft eigentlich nicht üblich. Deshalb habe ich den lästigen Kerl vom Hof gejagt.«
»Das hätten Sie besser nicht tun sollen, mein lieber Nimmfort«, stellte Mylady fest. »Das war unklug von Ihnen.«
»Und die Erkrankungen traten erst nach dem Besuch des Versicherungsagenten auf, falls man Sie richtig verstanden hat, Sir?« Parker vergewisserte sich.
»Ungefähr eine Woche später lagen morgens die ersten vier Kälber tot im Stall«, gab der Tierzüchter Auskunft. »Seitdem reißt es nicht mehr ab.«
»Mir scheint, da wartet wieder mal ein Fall auf Lady Simpson«, verkündete die ältere Dame und warf ihrem Butler einen triumphierenden Seitenblick zu.
»Ein Fall?« wiederholte Rimford. »Sind Sie etwa Tiermedizinerin, Mylady?«
»Nein, Detektivin«, antwortete Parkers Herrin und ließ sich ihr Glas zum dritten Mal füllen.
»Detektivin?« Rimfords Stimme klang ungläubig. »Und was ist das für ein Fall, der auf Sie wartet, Mylady?«
»Ihrer, mein lieber Plimport«, gab Lady Agatha zurück.
»Meiner?«
»Sie verfügen natürlich nicht über kriminalistische Fähigkeiten«, erläuterte die Detektivin herablassend. »Sonst wäre auch Ihnen klar, daß die armen Tiere einem gewissenlosen Verbrecher zum Opfer gefallen sind.«
»Eine Vermutung, der man zweifellos mit einer gewissen Gründlichkeit nachgehen sollte, falls die Anmerkung erlaubt ist«, bestätigte Parker, als der Gutsherr ihm einen zweifelnden Blick zuwarf.
*
»Der Fall ist doch sonnenklar«, dozierte Mylady. »Dieser Versicherungsvertreter hat sich schwarz geärgert, weil Sie ihn weggejagt haben, mein lieber Slimboard. Und aus Rache vergiftet er heimlich Ihre Tiere.«
»Haben Sie zufällig Kunde davon, ob der erwähnte Agent auch auf anderen Bauernhöfen der Region in Erscheinung getreten ist, Sir?« wollte Parker wissen.
»Er reist überall herum«, bestätigte Rimford. »Und seit die anderen Bauern von meinem Pech gehört haben, macht er glänzende Geschäfte.«
»Sehen Sie«, nickte die Detektivin. »Das ist doch der Beweis. Dieser Halunke rächt sich an Ihnen, und gleichzeitig nutzt er Ihren Schaden kaltblütig als Reklame aus.«
»So habe ich die Sache noch gar nicht gesehen, Mylady«, bekannte Rimford. »Vielleicht ist an Ihrem Verdacht wirklich etwas dran.«
»Verdacht?« empörte sich die ältere Dame. »Das einzige, was noch fehlt, ist ein Geständnis des Burschen. Aber das werde ich bald haben.«
»Und Sie wollen sich wirklich der Sache annehmen, Mylady?« fragte der Gutsherr. »Die Anschrift des Kerls könnte ich Ihnen besorgen. Ein Anruf bei einem Kollegen genügt.«
Peter Rimford ging zum Telefon in der Diele und kam kurz darauf mit einem Zettel zurück, den er Mylady reichte. »Herbert Marfield, 47th Main Street, Ipswich«, hatte er darauf notiert.
»Ich werde überraschend zuschlagen und den dreisten Lümmel festnehmen, ehe er weiteren Schaden anrichtet«, entschied Mylady.
»Demnach wünschen Mylady, unverzüglich aufzubrechen?« erkundigte sich Parker. Die plötzliche Eile seiner Herrin überraschte ihn, zumal die Kognakflasche noch fast halbvoll war.
»Sie verfügen nicht über die nötige Erfahrung und Umsicht, Mister Parker«, entgegnete Lady Simpson. »Sonst könnte ich Sie schicken und noch ein Weilchen mit Sir Pimford plaudern. Aber dieser Fall erfordert meinen persönlichen Einsatz.«
»Ich würde es auch bedauern, wenn Sie mich so schnell verlassen, Mylady«, erklärte Rimford höflich. »Aber Sie sind jederzeit hochwillkommen auf Gut Rimford.«
»Man muß eben Opfer bringen können«, klagte die ältere Dame und erhob sich ächzend. »Sie dürfen mich aber schon heute abend wieder erwarten. Sobald der Bursche sein Geständnis abgelegt hat und hinter Schloß und Riegel sitzt, werde ich Sie über die Ergebnisse meiner Vernehmung informieren.«
»Es sollte mich freuen, wenn Sie so schnell zum Ziel kämen, Mylady«, versicherte Rimford, während er seine Gäste hinausgeleitete.
*
Als Parker sein hochbeiniges Monstrum vor Herbert Marfields Versicherungsbüro in Ipswich ausrollen ließ, war es später Nachmittag.
»Mister Marfield?« sprach der Butler einen etwa 30jährigen Mann an, der soeben die Tür des Ladenlokals verschlossen hatte und sich zum Gehen wandte. Er trug einen grauen Straßenanzug, darüber einen Trenchcoat. Unter den Arm hatte er eine schwarze Aktenmappe geklemmt.
»Ja, bitte?« Der Angesprochene drehte sich zu Parker und musterte den Butler aus flinken, schwarzen Augen, die seinem hageren Gesicht einen listigen Ausdruck verliehen.
»Mylady wünscht, Sie zu sprechen, Mister Marfield«, erklärte Josuah Parker, während er seiner Herrin aus dem Wagen half.
»Meine Bürozeit ist zwar vorüber, aber für Kunden bin ich natürlich immer zu sprechen«, entgegnete Marfield und schloß die Tür wieder auf.
»In Ihrem eigenen Interesse hoffe ich, daß Sie keine unnötigen Umstände machen, Mister Garfield«, betonte Lady Agatha und ließ sich auf einen Stuhl sinken, der unter ihrer Leibesfülle bedrohlich knarrte.
»Umstände?« wiederholte Marfield. »Ich weiß nicht, wie Sie das meinen, Mylady. Die Midland Insurance Corporation ist bekannt für ihre schnelle und unbürokratische Arbeitsweise.«
»Unbürokratisch ist eine vornehme Umschreibung für das, was Sie sich geleistet haben«, warf die Detektivin dem Mann vor.
»Ich verstehe wirklich nicht, Mylady«, entgegnete Marfield ratlos. »Haben Sie eine Reklamation vorzubringen, oder was kann ich sonst für Sie tun?«
»Mylady bittet Sie, wahrheitsgemäß auf einige Fragen zu antworten, die sich auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Sir Peter Rimford beziehen«, kam Parker auf den Zweck des Besuches zu sprechen.
»Rimford? Rimford?« Marfield überlegte angestrengt und fixierte einen unsichtbaren Punkt an der Zimmerdecke. »Stimmt, dort bin ich vor etwa zwei Wochen gewesen. Ich habe ihm die Vorteile einer Krankheitskostenversicherung für seine Tiere geschildert, aber er zeigte keinerlei Interesse.«
»Diesen Punkt hat Mister Garfield also schon gestanden«, registrierte Mylady hochbefriedigt. »Behalten Sie das bitte im Gedächtnis, Mister Parker.«
»Gestanden?« wunderte sich der Versicherungsagent. »Was gibt es denn da zu gestehen?«
»Möglicherweise sind Sie über die mysteriösen Todesfälle informiert, die einige Tage nach Ihrem Besuch in Lord Rimfords Kälberstall auftraten, Mister Marfield?« fuhr Parker fort und beobachtete sein Gegenüber ebenso unauffällig wie konzentriert.
Marfield zögerte eine Sekunde, ehe er antwortete. »Ja, ich habe davon gehört«, räumte er ein. »Vermutlich wird Lord Rimford sich jetzt schwarz ärgern, daß er die Versicherung nicht abgeschlossen hat. Seit sich die Sache herumgesprochen hat, werde ich von den Bauern der Umgebung mit offenen Armen empfangen.«
»Das will ich wohl glauben, Mister Garfield«, nickte die Detektivin grimmig. »Sie bestreiten also, Lord Plimports Tiere vergiftet zu haben?«
»Aber das ist doch barer Unsinn, was Sie mir da unterstellen wollen, Mylady!« rief Marfield aus.
»Unsinn?« erwiderte die ältere Dame hintergründig. »Sie sollten sich endlich über den Ernst Ihrer Lage klarwerden und auf der Stelle ein umfassendes Geständnis ablegen. Treiben Sie es nicht so weit, daß ich mich beleidigt fühle. In solchen Fällen kann ich ausgesprochen ungemütlich werden!«