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Wollen Sie wissen, was mit Ihrem Geld passiert, wenn Sie es anlegen? Dann sind Aktien die richtige Wahl, denn Sie haben es als Mitunternehmer in der Hand, wem Sie Ihr Geld anvertrauen. Doch was ist eigentlich das Grundprinzip von Aktien? Wie kommen Sie an Aktien und wie ordern Sie geschickt? Wie analysieren Sie Kursverläufe, um den richtigen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf abzupassen? Wie entwickeln Sie Ihre eigene Anlagestrategie? Diese und viele weitere Fragen beantworten Ihnen Dr. Christine Bortenlänger und Ulrich Kirstein in diesem Buch. Damit auch Sie schon bald von Kursen und Dividenden profitieren!
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Seitenzahl: 570
Aktien für Dummies
»Aktien sind mir zu riskant«, so die Einschätzung sehr vieler potenzieller Anleger. Lieber vertrauen sie ihr (manchmal sauer) verdientes Geld dem Sparbuch oder Festgeldkonto an. Aber wir bewegen uns in einer Niedrigzinsphase, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Das bedeutet, niedrig verzinstes Geld wird nach Abzug der Inflation immer weniger. Deshalb gibt es kaum interessante Alternativen zu Aktien.
Aktien sind eine Investition in Sachwerte, Sie beteiligen sich an Unternehmen und deren Erfolgen.Aktien bieten die Chancen auf Kurssteigerungen und auf die Auszahlung von Dividenden zu einem bestimmten Zeitpunkt.Aktien sind einfach zu verstehen und mit ihnen können Sie weltweit in allen Branchen investieren.Sie können Aktien jederzeit kaufen und verkaufen.Über keine andere Kapitalanlageform gibt es so viele und so aktuelle Informationen.Ein Auto kaufen Sie auch nicht von heute auf morgen – wenigstens normalerweise. Deshalb sollten Sie auch bei der Kapitalanlage planvoll vorgehen und nichts überstürzen. Es gibt nicht den einen, einzig wahren Zeitpunkt zum Kauf (oder Verkauf) von Aktien, lassen Sie sich nicht drängen.
Wählen Sie aus, ob Sie Aktien über Ihre Hausbank kaufen oder direkt über einen Online-Broker ordern wollen, und lassen Sie sich ein Depot einrichten.Überlegen Sie, ob Sie direkt in einzelne Aktien investieren wollen oder erst einmal mit einem Fonds oder einem Indexfonds (ETF) beginnen möchten.Informieren Sie sich gründlich, bevor Sie sich Ihre Aktienauswahl zusammenstellen, und streuen Sie möglichst breit nach Ländern, Branchen, Sektoren.Richten Sie sich probeweise ein Musterdepot ein und beobachten Sie eine Weile, wie sich die von Ihnen ausgewählten Produkte entwickeln.Versuchen Sie, Ihre Kapitalanlage, Ihre Depotstruktur insgesamt breit zu streuen, also neben Aktien auch in festverzinsliche Papiere (Anleihen), Rohstoffe (am besten über ETCs – also Indexfonds auf Rohstoffe) und Immobilien (eventuell auch über Fonds) zu investieren.Aktien werden gehandelt, geordert, nicht einfach gekauft. Das bedeutet, Sie müssen immer wieder Entscheidungen treffen, ob Sie Ihr Depot so belassen – Ihre Aktien halten – oder umstrukturieren, das heißt kaufen oder verkaufen. Dabei müssen Sie die Balance zwischen zu viel und zu wenig Handeln finden – einen idealen Weg gibt es nicht.
Setzen Sie nur Kapital ein, das Sie frei verfügbar haben und nicht zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt benötigen.Suchen Sie sich eine einfache Anlagestrategie aus und bleiben Sie ihr für einen längeren Zeitraum treu.Trennen Sie sich von Verliereraktien und trauern Sie ihnen nicht nach, sondern investieren Sie neu; Verluste gehören zum Börsenalltag.Setzen Sie schon beim Kauf Limits, zu denen die Aktien wieder verkauft werden, damit Sie Verluste vermeiden und sich auf Gewinner konzentrieren können.Nutzen Sie bei Fonds die Möglichkeiten des monatlichen Ansparens, um mit kleinen Beträgen eine große Wirkung zu erzielen.Aktien für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
3., aktualisierte Auflage 2022
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Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © ipopba/stock.adobe.com
Print ISBN: 978-3-527-71915-0ePub ISBN: 978-3-527-83627-7
Dr. Christine Bortenlänger machte sich ihren Namen vor allem als langjährige Chefin der Bayerischen Börse AG. Mehr als zehn Jahre lang bildete sie mit ihrem Vorstandskollegen die Doppelspitze der Bayerischen Börse, die sich als innovative und auf den privaten Anleger ausgerichtete Börse in der deutschen Börsenlandschaft gut behauptet. Der Zuständigkeitsbereich der studierten Betriebswirtin lag dabei auf Strategie, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und IT. Schon mit ihrer Doktorarbeit an der LMU München hatte sich Christine Bortenlänger mit dem Thema »Börsenautomatisierung – Effizienzpotenziale und Durchsetzbarkeit« optimal auf den Einstieg an der Börse vorbereitet. Seit September 2012 führt Christine Bortenlänger das renommierte Deutsche Aktieninstitut in Frankfurt als geschäftsführende Vorständin. Die feste Überzeugung, dass der Aktie eine große Bedeutung für die Prosperität der Wirtschaft und die finanzielle Absicherung der Anleger zukommt, begleitete Bortenlänger von der Banklehre bis zur Spitze des Deutschen Aktieninstituts.
Ulrich Kirstein Seit 2010 ist der studierte Betriebswirt und Kunsthistoriker Ulrich Kirstein an der Börse München tätig, jetzt verantwortlich als Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. Nach mehreren Stationen mit mehr oder weniger Bezug zur Börse war er neun Jahre lang Wirtschaftsredakteur – zuletzt Chef vom Dienst – einer monatlich erscheinenden, überregionalen Wirtschaftszeitung. Hier beschäftigte er sich intensiv mit Aktiengesellschaften vielerlei Branchen. Die verständliche und möglichst nicht langweilige Vermittlung komplizierter Themen ist ihm ein besonderes Anliegen – egal ob es um eher kunsthistorische oder wirtschaftliche Fragestellungen geht. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Noch-nicht-Chefin Christine Bortenlänger bei Börse für Dummies folgt nun das wiederum konstruktive Zusammenwirken mit der Nicht-mehr-Chefin für Aktien für Dummies.
Eine Verbesserung der Finanzbildung breiter Bevölkerungsschichten, damit diese optimal von den Kapitalmärkten profitieren können, war und ist ein besonderes Anliegen von Christine Bortenlänger und Ulrich Kirstein. Eine Vielzahl von Publikationen als Autoren oder Co-Autoren belegen diese Intention, an erster Stelle sei hier an Börse für Dummies oder Finanzielle Vorsorge für Dummies verwiesen. Damit die Bildung insgesamt nicht leidet, sei auch auf die Titel Allgemeinbildung Deutsche Literatur für Dummies undAllgemeinbildung: Die 100 besten Bücher der deutschsprachigen Literatur für Dummies verwiesen.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Aktien – ein einfaches Prinzip
Kapitel 1: Teile und herrsche – was sind Aktien?
Grundprinzip Aktie
Der Weg aufs Parkett in drei Buchstaben: IPO
Aktie ist nicht gleich Aktie
Kapitalerhöhung – die Börse ist keine Einbahnstraße
Aus eins mach mehr – der Aktiensplit
Fusionen und Übernahmen
Wozu Aktiengesellschaften verpflichtet sind und was sie freiwillig tun
Kapitel 2: Aktien kaufen – aber wo?
Vom Hinterzimmer zum Internet – eine rasante Geschichte der Börsen
Von der Rufbörse zum Computerhandel – Börsen heute
Das deutsche Börsen-Einmaleins
Das Dickschiff Frankfurt
Jede Börse hat ihre eigenen Schubladen
Nicht jeder darf, wie er will – Nuancen in den Usancen
Handeln um des Handelns willen – mit hoher Frequenz
Es muss nicht immer Börse sein
Kapitel 3: Wie komme ich an meine Aktie?
Selbst ist der Mann – und die Frau
Nichts ist umsonst – Depot- und andere Gebühren
Immer dabei – Online-Banking
Sicher oder nicht?
Kapitel 4: Mother's little helper – Vater Staat
Anlegerschutz
schützt vor der richtigen Anlage
Nichts geht ohne Regeln – aber nur mit Regeln geht auch nichts
Nichts ist umsonst – schon gar nicht vom Staat
Kapitel 5: Wer ist reif für Aktien?
Die Psychologie des Geldes – eine Einführung
Eine Frage des Typs – Wer bin ich?
Psychofallen und wie Sie sie vermeiden
Kapitel 6: Warum sich die Kurse ändern
Wie rational ist das denn?
Wie entstehen die Preise?
In China fällt ein Fahrrad um – und das ist wichtig
Kapitel 7: Aktien kaufen – aber sicher
Ordern
– aber nur mit Zusätzen
Wenigstens die Typen sind intelligent
Kapitel 8: Auf einen Blick: Indizes für alle Lebenslagen
Der Dax
und seine Brüder
So viele Länder – so viele Indizes
Indizes als Basis für Finanzprodukte
Teil II: Anlagestrategien mit Aktien
Kapitel 9: Immer schön strategisch vorgehen – Anlagestrategien im Überblick
Hauptsache, man hat einen Plan
Sicherheit oder Wachstum, das ist hier die Frage
Momentchen …
… oder Dividendchen
Aktiv oder passiv?
Interessante Kurven und unmusikalische Charts
Umgekehrt geht's auch
Auf die inneren Werte kommt es an
Was es sonst noch gibt
Kapitel 10: Fonds – mit Vertrauen auf die Kunst der Profis
Faszinierend – die Guten ins Töpfchen
Das ABC der Fondswelt
Zulassung gibt's nicht nur beim TÜV
Fonds oder nicht Fonds?
Kapitel 11: Planung ist (fast) alles
Selbst für ein entspanntes Alter sorgen
Money, money, money
Aufschläge gehen daneben
Auf die Kostenbremse treten
Faire Bewertung durch Dritte
Kapitel 12: ETFs – Vertrauen in die Gunst des Marktes
Für wenig Geld ganz viel Aktie
Manchmal ist es besser, nichts zu tun
Fast wie Derivate
Der Produktkorb vergrößert sich
Pro und Kontra ETF
Teil III: Informationen für den Wissensvorsprung
Kapitel 13: Viele Informationen – viele Möglichkeiten
Man muss nicht der Erste sein – aber der Beste
Informationen allein reichen nicht
Sozial wie nie – Social Media
Gurus gibt es nicht im Zoo
Kapitel 14: Wie man an die Informationen der Profis kommt
Investor Relations – was ist das?
Wer warum wann an wen kommunizieren muss
Wie wird kommuniziert? – Die Instrumente der Investor Relations
Von Profis für Profis
Wer macht sich stark für die Aktie und die Anleger?
Kapitel 15: Besser Zirkel und Lineal als Kristallkugel
Ein kleiner Grundkurs in Volkswirtschaftslehre
Ein klein wenig Betriebswirtschaftslehre
Und ein paar Formeln gibt es obendrauf
Teil IV: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 16: Zehn Börsenweisheiten über Aktien
Weisheit 1: Nicht alle Eier in einen Korb legen
Weisheit 2: Risiko ist die Bugwelle des Erfolgs
Weisheit 3: The trend is your friend
Weisheit 4: Laufen Sie nicht jedem Trend hinterher
Weisheit 5: Verfüge nie über Geld, eh du es hast
Weisheit 6: Wer's kann, handelt an der Börse, wer's nicht kann, berät andere
Weisheit 7: An der Börse werden keine Wertpapiere, sondern Meinungen gehandelt
Weisheit 8: Börsenwissen ist das, was übrig bleibt, wenn man schon alle Details vergessen hat
Weisheit 9: Der Pessimist ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst
Weisheit 10: Die Hausse stirbt in der Euphorie
Kapitel 17: Zehn psychologische Fehler, die bei Aktieninvestments teuer werden können
Fehler 1: Ich hab's drauf
Fehler 2: Ich liebe meine Heimat
Fehler 3: Alles klar
Fehler 4: Ich will mehr
Fehler 5: Da muss ich ganz schnell wieder raus
Fehler 6: Hurra!
Fehler 7: Das ist doch total langweilig
Fehler 8: Meine doch nicht
Fehler 9: Knick in der Optik
Fehler 10: Die machen das schon …
Kapitel 18: Zehn wertvolle Webseiten für Aktienfans
Kapitel 19: Zehn Gründe, warum Aktien die beste aller Anlageformen sind
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 1
Tabelle 1.1: Aktienarten in der Übersicht
Tabelle 1.2: Wichtige Gesetze und ihre zentralen Inhalte
Kapitel 3
Tabelle 3.1: Die Risikoklassen
der Kapitalanlage
Kapitel 6
Tabelle 6.1: Das Orderbuch
für die Gähn AG
Tabelle 6.2: Die Kursfeststellung durch den Makler
Tabelle 6.3: Ratingbewertung von Standard & Poor's
Kapitel 7
Tabelle 7.1: Ordertypen
und ihre Bedeutung, basierend auf den Angaben der Berline...
Kapitel 9
Tabelle 9.1: Kennzahlen im Überblick
Kapitel 13
Tabelle 13.1: Wichtige Finanzwebseiten
Kapitel 5
Abbildung 5.1: Das Geldvermögen in deutschen Haushalten
Kapitel 9
Abbildung 9.1: Kursverlauf im Linienchart
Abbildung 9.2: Kursverlauf im Candlestick-Chart
Abbildung 9.3: Kursverlauf im Balken-Chart
Abbildung 9.4: Kursverlauf im Point-and-Figure-Chart
Abbildung 9.5: Typischer Kursverlauf mit Widerstand und Unterstützung
Abbildung 9.6: Trendlinie
mit mindestens drei Unterstützungspunkten
Abbildung 9.7: Aufsteigender Trendkanal
Abbildung 9.8: Kopf-Schulter-Formation
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Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Fangen Sie an zu lesen
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
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Ein zweites Buch zum Thema Börse und Aktien vom gleichen Autorengespann. »Braucht es das?«, fragen Sie sich vielleicht, wenn Sie dieses Buch in Händen halten. Wenn Sie das Buch schon bezahlt haben, haben Sie augenscheinlich Ja gesagt. Zögern Sie noch beim Gang zur Kasse, lesen Sie einfach weiter. Aktien für Dummies war und ist uns ein Herzensanliegen. Das klingt etwas schnulzig, aber wir stehen dazu, denn wir halten Aktien für die einfachste, zukunftsträchtigste und zugleich spannendste Form der Geldanlage. Dabei geht es uns weniger ums Spekulieren – auch wenn wir das nicht als böse verdammen wollen. Denn Spekulation bedeutet nichts anderes, als heute in das zu investieren, was in Zukunft wichtig werden könnte – in diesem Fall Vermögensaufbau. Wir spekulieren auch, wenn wir uns für einen Beruf entscheiden, weil wir glauben, dass in diesem oder jenem Bereich unsere Zukunft liegt, oder wenn wir ein Haus kaufen, weil wir glauben, dass es werthaltig ist und wir uns künftig darin wohlfühlen werden. Wir schauen also in die Zukunft und richten unser Handeln danach aus.
Schon im Vorwort von Börse für Dummies finden Sie unsere Frage: »Was wäre ein Land ohne Aktionäre? Ohne Aktiengesellschaften? Es wäre ganz einfach ein Land ohne Eisenbahnen, ohne Autos, ohne Flugzeuge, ohne Zeitung, denn es gäbe keine gigantischen Druckmaschinen, die diese über Nacht für Ihren Frühstückstisch produzieren. Computer? Fehlanzeige. Flachbildschirme, iPod, wer sollte sie herstellen, vertreiben, vermarkten? Jede bahnbrechende Erfindung, jede neue Entwicklung benötigt viel Geld, auch wenn die ersten Schritte noch in einer Garage vollzogen werden mögen, zur massenweisen Herstellung wird Kapital gebraucht. Kapital, das die Unternehmen von vielen Investoren, Anlegern, Aktionären einsammeln und für das sie Aktien ausgeben. Es ist eigentlich die demokratischste Art, in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft Einfluss auf Unternehmen auszuüben und gleichzeitig vom Erfolg guter Unternehmen zu profitieren: sich ganz einfach über eine Aktie daran zu beteiligen.« Das ist so richtig wie wahr – damit soll es aber auch genug sein mit Zitaten des einen Buches im anderen.
Wir stehen zu diesen Worten und wollen uns noch intensiver mit Aktien und den Unternehmen dahinter befassen. Wer Aktien hält, sieht die Wirtschaft plötzlich aus einem neuen Blickwinkel: Er ist ein Teil davon. Es ist ein wenig wie beim Pferderennen: Wenn Sie kein absoluter Pferdenarr sind, interessieren Sie sich relativ wenig dafür, wie die da im Kreis herumgaloppieren und welches Pferd letztendlich siegt. Aber setzen Sie erst einmal auf Sieg oder auf Platz – dann wird's plötzlich spannend und Sie informieren sich in der Wettzeitung intensiv über die Chancen einzelner Gäule und das Können der Jockeys.
Aktien sind verbriefte Anteile an einem Unternehmen, der Aktionär wird zum Mitunternehmer. Als physisches Papier sind Aktien im elektronischen Zeitalter allerdings längst nicht mehr wahrnehmbar. Ihre große Faszination üben sie aus, weil die Anleger hoffen, Aktien günstig erworben zu haben, um sie später wieder teuer verkaufen zu können.
Spekulanten, Gier, Angst, Panik, Hochfrequenzhandel, kurzfristige Gewinne auf Kosten langfristiger Entwicklung – mit Aktien und Aktionären werden viele negative Assoziationen verbunden. Für uns Deutsche ist bekanntlich das Glas eher halb leer als halb voll. Dieses Buch will einen Beitrag leisten, sich unverkrampft, mit Interesse und auch mit Leidenschaft Aktien anzunähern. Als einfache und langfristig kaum schlagbare Methode, Ihr hart erarbeitetes Geld zu vermehren, anstatt es von der Inflation auffressen zu lassen.
Doch zurück zu Aktien und der Hoffnung – gerne ja als Kursfantasie bezeichnet – auf steigende Preise. Das setzt voraus, dass die Aktien, obwohl unsichtbar und nicht beim Unternehmen direkt erworben, jederzeit verkauft und auch wieder gekauft werden können. Dafür gibt es eigene Handelsplätze, die Börsen. Sie sorgen für einen transparenten und nachvollziehbaren Handel und stellen die Preise der Aktien je nach Angebot und Nachfrage fest. Was wiederum das Angebot verknappt oder die Nachfrage beflügelt, darüber gibt es jede Menge Theorien und Vorstellungen. Die einen legen Lineal und Zirkel an vergangene Kurse an, die anderen blättern in Bilanzen und wieder andere sehen die Rocklänge der Haute Couture als eindeutigen Indikator für die Entwicklung der Kurse an. Wir gehen zumindest so weit darauf ein, dass Sie selbst entscheiden können, ob Sie eher der Typ mit dem Lineal oder der stille Rechner sind – die Rocklänge haben wir außen vor gelassen (was Sie nicht wundern wird).
Im Gegensatz zu den meisten anderen Produkten lautet die Hauptfrage und -entscheidung bei Aktien nicht nur, welche Aktie soll ich kaufen, sondern vor allem wann. Der Zeitpunkt bestimmt sogar oftmals die Auswahl der Aktien. Die beste Aktie nützt Ihnen als Anleger nämlich herzlich wenig, wenn Sie sie im Allzeithoch gekauft haben – dann können Sie nur noch auf die Dividenden hoffen. Das bringt uns direkt zu Vorteil Nummer zwei: Ein Teil des Gewinns der Gesellschaften wird in Form von Dividenden ausgeschüttet – pro Aktie bewegt sich das zwar oftmals im Cent- oder einstelligen Eurobereich, aber Kleinvieh macht auch Mist und sinnvollerweise hält man ja mehr als nur eine Aktie. Jetzt müsste man als Anleger nur noch wissen, welche Unternehmen die höchsten Gewinne einfahren – auch dafür gibt es jenseits des Kaffeesatzlesens einige Kriterien.
Die Vorteile von Aktien sind also unübersehbar: Man erwirkt sich Chancen auf Kurssteigerungen und Dividendenausschüttungen. Langfristig gesehen schlagen Aktieninvestments in Sachen Rendite so ziemlich jede andere seriöse Form der Kapitalanlage. Überdies sind Investments in Unternehmen Beteiligungen an Sachwerten und deshalb inflationssicher. Last, but not least: Über nichts gibt es so viele und so tiefgründige, oftmals gesetzlich vorgeschriebene Informationen wie über Aktiengesellschaften und alle kursbeeinflussenden Angelegenheiten. Dennoch sind die Deutschen immer noch kein Volk von Aktionären. Nach wie vor scheint die liebste Form der Geldanlage der Deutschen die Lebensversicherung zu sein. Doch wenn Sie Wert darauf legen mitzuentscheiden, wie Ihr Geld angelegt wird: Beim Investment in Aktien können Sie das – und zwar sehr differenziert.
Unser Ziel in diesem Buch ist es also vor allem, Ihnen die Scheu vor der Aktienanlage zu nehmen. Das gelingt nur durch Information, und wir hoffen, diese so aufbereitet zu haben, dass Sie nicht davon erschlagen und vor allem nicht gelangweilt werden. Wie so oft allerdings ist es so: Je mehr Informationen wir sammeln und erhalten, desto schwerer fällt uns die Entscheidung. Sollten Sie also tatsächlich das Buch gelesen haben und jetzt gar nicht mehr wissen, was Sie tun sollen: Legen Sie es weg, atmen Sie tief durch – und kaufen Sie Aktien! Es müssen ja nicht gleich Unsummen sein, die Sie investieren. Wenn Sie aber etwas Geld beiseitegelegt haben, nutzen Sie es, denn den einen, einzig richtigen Einstiegszeitpunkt gibt es nicht. Sonst laufen Sie Gefahr, allein und frierend auf dem Bahnsteig zurückzubleiben, während der letzte Zug schon längst abgefahren ist.
Als wir Börse für Dummies gemeinsam geschrieben haben, war die Autorin Chefin der Börse München und der Autor Redakteur einer Wirtschaftszeitung. Wir repräsentierten also die Innen- und Außensicht der Börse. Inzwischen hat sich das umgedreht: Nach einem gemeinsamen Intermezzo an der Börse München agiert jetzt die Autorin außerhalb, als geschäftsführender Vorstand beim Deutschen Aktieninstitut in Frankfurt, und der Redakteur vertritt als Pressesprecher der Börse München die Innensicht. Immer noch sind beide mit dem Thema Aktie konfrontiert, es passt also.
Aktien für Dummies ist wie Börse für Dummies kein wissenschaftliches Buch, sondern das Werk von Praktikern. Fußnoten, komplizierte Definitionen und seitenlange Exzerpte aus Gesetzestexten suchen Sie also vergeblich – und auch mit Formeln haben wir uns sehr zurückgehalten. Wenn der Kauf von Aktien eine mathematisch lösbare Aufgabe wäre, dann säßen alle Mathelehrer auf den Malediven und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Zum Wohl unserer Kinder und zum Leid aller Aktionäre ist dem aber offensichtlich nicht so. Natürlich ist trotzdem nicht alles auf unserem Mist gewachsen, wir haben eifrige Lektüre wichtiger Börsenmedien betrieben – und diese in einem eigenen Kapitel gewürdigt. Wir haben auch so manches Mal – wir sagen es gleich – bei Wikipedia nachgeschlagen und oftmals den Kopf geschüttelt, weil wir es nicht besonders anschaulich fanden. Daher ist keine einzige Wikipedia-Passage in dieses Buch geflossen; trotzdem hat uns Wikipedia durchaus zur Orientierung gedient, das sei hier ausdrücklich erwähnt.
Wir sind mit Leib und Seele Börsianer, das heißt, wir stehen zu unseren Fehlern. Sicher mag uns bei allem Bemühen und trotz der tatkräftigen Mitwirkung unserer Lektorin der eine oder andere unterlaufen sein – die Nächte am Schreibtisch waren lang. Für Anregungen und Korrekturen unserer Leserschaft sind wir offen, im Zeitalter von Google ist es nicht wirklich schwierig, unsere geschäftlichen Adressen zu erfahren. Eine direkte und ehrliche Kommunikation unserer Leser – wie für Aktiengesellschaften Pflicht – wäre uns nur zu recht, und die nächste Auflage dankt es Ihnen.
Und jetzt noch ein paar Informationen, für die Leser, die immer schon im Voraus alles genau wissen wollen (soll es ja geben, Sie sind es natürlich nicht, lieber Leser, aber die anderen!):
Wenn wir einen Begriff einführen, schreiben wir das Wort
kursiv
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E-Mail-Adressen und Webadressen erkennen Sie daran, dass sie in einer besonderen Schrift gedruckt sind. So wissen Sie stets genau, was Sie tippen müssen.
Diesen Punkt wünscht sich der Verlag, aber seien Sie einmal ehrlich: Glauben Sie, dass irgendein Autor das so sieht? Natürlich steckt unser Herzblut in jedem Satz und wir finden schon, dass Sie von vorn bis hinten – oder umgekehrt – alles lesen sollten. Aber wer tut das heute noch, wer hat so viel Zeit? Deshalb haben wir versucht, die einzelnen Kapitel so zu schreiben, dass sie ganz für sich stehen und Sie zwischendrin ruhig einmal ein Kapitel (oder zwei) überspringen können. Wir nehmen das sportlich (also zähneknirschend). Das führt allerdings zu kleineren Redundanzen – Wiederholungen. Aber für Leser, die das Buch komplett lesen, bedeutet das, dass der Stoff dann auch wirklich sitzt. Setzen, Eins!
Wenn Sie einen Kasten in diesem Buch finden, dann können Sie als eiliger und auf das Wesentliche konzentrierter Leser darüber hinwegsehen, hinweglesen quasi, denn hier werden vor allem historische Anekdoten oder auch Details vorgestellt, die nicht unbedingt nötig sind, um mit Aktien glücklich zu werden. Sie können aus Neugierde aber auch erst alle Kästen lesen, bitte gerne.
Diese Annahmen stellen wir nur auf, weil uns das Wort »töricht« so gut gefällt – in der heutigen Zeit greifen wir ja lieber zu Holzhammerbegriffen. Also, die Grundannahme ist die, dass der Leser immer recht hat. Deshalb ist auch der erste Leser der Lektor. Wie aber sieht der Leser, den wir uns vorstellen, aus? In welchen Fällen könnten Sie dieses Buch gut gebrauchen?
Wenn Sie nachgerechnet haben und feststellen, dass das Geld auf Ihrem Sparbuch immer weniger statt mehr wird.
Wenn Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, Aktien zu kaufen, aber dann weder wussten, welche Sie kaufen sollen, noch wo.
Wenn Sie zwar einen Investmentfonds für die Altersvorsorge besitzen, aber nicht recht wissen, ob das Geld wirklich gut angelegt ist und gerne mehr darüber erfahren würden.
Wenn Sie in den Nachrichten zwar ständig hören, dass der Dax gestiegen sei, aber nicht wissen, wie Sie davon profitieren können.
Wenn Sie den Wirtschaftsteil Ihrer Zeitung zwar interessant, aber auch ein wenig langweilig finden, weil er Sie doch eigentlich gar nichts angeht.
Wenn Sie zwar ein paar Aktien besitzen, sich aber nicht recht entscheiden können, ob Sie diese jetzt verkaufen oder aufstocken sollen, und nicht wissen, wie Sie so eine Entscheidung überhaupt fällen sollen.
Dieses Buch geht von Aktien als Beteiligung an Unternehmen aus und zeigt dann auf, wo und wie diese Aktien gekauft werden können. Warum ändern sich die Preise von Aktien, also die Kurse, eigentlich? Und wie kann man am besten von Kurssteigerungen profitieren? Das sind weitere Fragen, die behandelt werden. Wer nicht einzelne Aktien, sondern lieber gleich ein Schock davon erwerben will und anderen die Auswahl überlässt, ist bei Fonds gut aufgehoben. Um aber überhaupt handeln zu können, brauchen Anleger eines vor allem: Informationen – von und über die Unternehmen.
Aktien sind wirklich simpel, aber auch unglaublich vielseitig. Es gibt nicht nur Aktien von großen oder kleinen Unternehmen, sondern auch welche, bei denen Sie als Anleger mehr mitreden können, und solche, bei denen Sie Ruhe geben müssen. Aktien gibt es weder direkt bei den Unternehmen noch im Supermarkt, sondern über die Börse oder auf anderen, außerbörslichen Plattformen. Manchmal ist es gut, wenn ein Dritter beratend eingreift; manchmal ist es besser, schnell und komfortabel selbst zu entscheiden, bequem am Schreibtisch im Internet. Kurse ändern sich aus vielerlei Gründen – politisch, wirtschaftlich und psychologisch –, das heißt, man weiß es nicht genau. Trotzdem gibt es ein paar Hinweise zur besseren Interpretation von Kursverläufen. Um bestmöglich von einem Kursverlauf profitieren zu können, gilt es, bereits beim Kauf entsprechende Mechanismen in Gang zu setzen, also Orderzusätze anzuwenden. Unternehmen einer bestimmten Größe, einer bestimmten Branche oder eines bestimmten Landes werden zu Indizes zusammengefasst, das erleichtert Ihnen unter Umständen die Auswahl. Auch möchte Vater Staat, dass Sie bestmöglich von Aktien profitieren – damit er das Meistmögliche an Steuern einsammeln kann. Er nennt das Anlegerschutz.
Der zweite Teil zeigt Ihnen, wie Sie strategisch und systematisch vorgehen sollten, um Ihre gesetzten Anlageziele zu erreichen. Das sollen eher Ideen sein, die Sie je nach Neigung mit jeder Menge Fachliteratur und Webinaren vertiefen können. Sie können die Strategie den Profis überlassen und Fonds kaufen. Wenn Sie auch noch gezielt wie mithilfe eines Sparplans in Fonds einzahlen, können Sie davon mehrfach profitieren. Allerdings kostet es natürlich etwas, wenn ein Profi sich um Ihr Geld kümmert und einen Fonds managt. Wenn Ihnen das zu teuer und doch zu riskant ist, dann setzen Sie direkt auf Fonds, die einfach nur Indizes nachzeichnen und die Sie günstig direkt über die Börse bekommen können.
Information ist ein wesentlich wirkungsvollerer Anlegerschutz als behördliche Regeln und bürokratische Formulare. Aber woher bekommen Sie ausreichende, verständliche und aktuelle Informationen? Was muss eine Aktiengesellschaft eigentlich kommunizieren und was nicht? Wie hilft Ihnen als Anleger eine Investor-Relations-Abteilung weiter? Und welches Grundwissen in Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft nützt Ihnen, um Kursverläufe zu verstehen und die Chancen von Unternehmen einschätzen zu können? Und wie kommen eigentlich Analysten dazu, Ihnen Tipps zu geben, welche Aktien Sie kaufen, halten oder verkaufen sollen? Klar, dass die Beschreibung des Informationsteils voller Fragen steckt.
Der Top-Ten-Teil stellt noch einmal kurz und übersichtlich Börsenweisheiten vor, die schon immer stimmten – oder noch nie? Denn trotz aller Börsenweisheiten machen wir immer wieder die (mindestens) zehn gleichen Psychofehler. Deshalb noch zehn wichtige Webseiten, die weiterhelfen, und noch einmal für alle zehn Gründe, warum Aktien die beste aller Anlageformen sind.
Die Symbole sollen Ihnen auf einen Blick sagen: Hallo, hier gibt es einen weiter gehenden Tipp, dieses gilt es besonders zu beachten, hier ist Vorsicht geboten und jenes ist nicht wirklich wichtig, aber ganz nett zu wissen.
Hier finden Sie Definitionen und Begriffserklärungen.
Wir lernen am besten durch Anschauung, Anekdoten merken wir uns besser als Formeln und Definitionen. Immer wenn Sie dieses Symbol sehen, geht es um solche Geschichten.
Aktien sind riskant, das ist nun einmal so. Wirtschaft ist wie das Leben, Wachstum und Untergang, das wollen wir gar nicht verschweigen. Insofern gilt es bei manchen Dingen, besonders vorsichtig zu agieren und am besten den Rat eines Fachmanns hinzuzuziehen. Immer wenn Sie dieses Zeichen sehen, sollten Sie Vorsicht walten lassen.
Aktien und die Kapitalanlage bergen Risiken, bieten aber auch große Chancen. Wenn Sie dieses Symbol sehen, wollen wir Ihnen einen Tipp geben, wie Sie am besten handeln oder was Sie besser vermeiden sollten.
Die so markierten Stellen sollten Sie sich merken.
Hier finden Sie anschauliche Beispiele.
Wir müssen es zugeben: Auch dieses Buch ist analog zu Börse für Dummies schon wieder dicker geworden als gedacht – dabei haben wir schon einiges wieder herausgestrichen. Die meisten Themen sind so umfangreich, dass darüber selbst komplette Bücher geschrieben worden sind. Wir hoffen trotzdem, dass Sie das Buch von vorn bis hinten lesen. Aber für eilige Leser haben wir ein detailliertes Inhaltsverzeichnis und ein ausführliches Stichwortverzeichnis angelegt. Wenn Sie sich also nur für ein bestimmtes Thema interessieren, dann schauen Sie in das Stichwortverzeichnis und suchen Sie die Stellen, an denen dieser Punkt im Buch behandelt wird, und lesen Sie lediglich diese Stellen. Über das Inhaltsverzeichnis finden Sie schnell die Themen, über die Sie sich informieren wollen oder über die Sie schon immer etwas mehr wissen wollten.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Obwohl Aktien als Anteil an einem Unternehmen eine eigentlich einfache Sache sind, gibt es viel Wissenswertes rundherum: So macht es für Sie als Anleger durchaus einen Unterschied, ob Sie in ein großes oder kleines Unternehmen investieren, und manchmal gibt es von einer Gesellschaft verschiedene Aktien. Es wäre also gut zu wissen, welche besser für die eigene Anlage geeignet sein könnten. Wie bei vielen Dingen spielt auch bei Aktien eine große Rolle, wo Sie diese kaufen – an der Börse oder außerbörslich. Was sind Börsen überhaupt und warum sind sie wichtig, gerade auch für Privatanleger? Ein kleiner Ausflug in die sehr vielfältige deutsche Börsenlandschaft lohnt sich.
Wie gut kenne ich mich aus, und will ich alles selbst entscheiden oder mich besser beraten lassen? Das sind immer wiederkehrende Fragen bei der Geldanlage. Sich beraten zu lassen, hat einen riesigen Vorteil: Schuld ist immer der Berater. Leider nutzt Ihnen das herzlich wenig, wenn das Geld weg ist. Geldanlegen ist bei allen Formeln und Zinseszinsberechnungen eine höchst psychologische und auch emotionale Geschichte – denn den Homo oeconomicus gibt es nicht.
Aktien sind eine tolle Sache, vor allem weil es nicht nur regelmäßige Dividenden, sondern oft auch Kursgewinne gibt. Aber warum ändern sich Kurse überhaupt und welche Informationen verbessern die Einschätzbarkeit? Wie Sie bereits beim Kauf darauf achten können, von Kursgewinnen zu profitieren und Kursverluste möglichst zu vermeiden, erfahren Sie auch in diesem Teil. Außerdem geht es noch darum, wie der Staat Einfluss auf Ihr Anlageverhalten nimmt. Was für ein Tier ist der Dax eigentlich – mit einem kurzen Überblick über die Indizes endet dieser Teil, Ihr Grundwissen zum Thema Anlage mit Aktien.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Die Aktie – einfach ein Stück UnternehmenWie Unternehmen zu ihrer Aktie kommenAktien mit und ohne NamenEinmal Geld, immer wieder GeldUnternehmen gehen an die Börse, um für eine (hoffentlich) zukunftsweisende Geschäftsidee möglichst viel Kapital einzusammeln, damit sie diese dann in die Tat umsetzen können. Der Anleger wird als Aktionär Mitunternehmer, denn er trägt das Risiko des Scheiterns, aber auch die Chance des künftigen Unternehmenserfolgs durch seinen Einsatz mit. Aktiengesellschaften können mit dem eingesammelten Kapital wirtschaften, expandieren, forschen, Mitarbeiter einstellen, andere Unternehmen aufkaufen und vieles mehr. Damit sich Aktionäre und Unternehmen zusammenfinden, gibt es eigene Marktplätze – die Börsen. Sie dienen als Sammelbecken für das Kapital.
Die Aktie ist also kein kompliziertes Finanzkonstrukt, sondern ganz einfach ein Anteil an einem Unternehmen. Weil man schlecht ein Stück Chemie, Auto oder Energie ins Depot legen kann, wird dieser Anteil »verbrieft« – vormals auf schönes Papier gedruckt, heutzutage längst nur noch virtuell vorhanden.
Obwohl das Prinzip der Aktie also alles andere als kompliziert ist, dauerte es eine ganze Weile, bis sich Aktiengesellschaften in der heutigen Form entwickelten. Ein kurzer Blick in die Vergangenheit soll Hinweise für die Gegenwart geben und an die Grundidee erinnern. Um überhaupt Aktien im großen Stil verkaufen zu können, müssen Unternehmen aber erst einmal an die Börse. Dort läutet ihnen dann das Glöckchen. Manche Unternehmen wollen ganz genau wissen, wem sie einen Anteil verkaufen, anderen ist das eher gleichgültig – und weil Unternehmer immer besonders erfinderisch sind, vor allem wenn es um ihre Interessen geht, gibt es für jeden Bedarf eine eigene Aktiengattung, die auch für Anleger ihre Vorteile hat. Und Nachteile, zugegeben. Benötigen Aktiengesellschaften später mehr Kapital, fragen sie ihre Aktionäre – ziemlich praktisch.
Damit Aktiengesellschaften möglichst viele Aktionäre finden und behalten, die ihnen Geld anvertrauen, veröffentlichen sie permanent wichtige Unternehmenszahlen und Fakten. Denn Aktionäre wollen informiert sein, manchmal mehr, als es den Unternehmen lieb ist. Doch schließlich geben die Anleger ihr Geld den Unternehmen, damit diese erfolgreich wirtschaften – also haben sie auch Rechte.
Die Aktie beruht auf einem ausgesprochen simplen Prinzip: Auf der einen Seite gibt es Unternehmen, die Kapital benötigen, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Auf der anderen Seite verfügen Menschen über mehr Geld, als sie zum Leben brauchen, und das sie für spätere Zeiten oder für größere Anschaffungen sparen und vermehren wollen. Die einfachste und sicherste Möglichkeit dafür scheint zu sein, es auf die Bank zu tragen und dafür ein hübsches Sparbuch zu bekommen. Dort werden dann Zins und Zinseszins eingetragen und siehe da, die Zahlen werden immer größer. Leider ist der Zinssatz aber heute so niedrig, dass das auf dem Papier zwar schön aussieht, Sie in der Realität als Sparbuchbesitzer aber am Ende weniger Geld zum Ausgeben haben als zu Beginn. Insofern ist es interessanter, das zweifellos vorhandene Risiko in Kauf zu nehmen und zumindest Teile des frei verfügbaren Vermögens zu investieren – in den unternehmerischen Geist anderer.
Der Unternehmer hat umgekehrt die Möglichkeit, sich Geld von der Bank zu leihen – das Geld Ihres Sparbuchs zum Beispiel – und der Bank dafür Zinsen zu zahlen. Das erhöht sein Fremdkapital in der Bilanz und engt seine Spielräume ein. Er kann sich Ihr Geld aber auch direkt von Ihnen als Aktionär holen und Sie dafür am Gewinn beteiligen. Denn ein Teil des Jahresgewinns wird in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet. Wirtschaftet das Unternehmen außerdem besonders erfolgreich, erhöht sich der Preis der Aktien, weil viele andere nun auch Interesse an dieser Aktie haben und sie kaufen wollen – der Kurs steigt. Am Verlust sind Sie im schlechtesten Fall »nur« in Höhe Ihres Anteils beteiligt: Geht das Unternehmen pleite, ist die Aktie nichts mehr wert. Um das Ganze für Anleger wie Unternehmen so einfach wie möglich zu handhaben, werden Anteilsscheine ausgegeben, die an einem neutralen Marktplatz – der Börse – gehandelt werden. Die Börse sorgt für einen transparenten und fairen Preis, der sich aus Angebot und Nachfrage ergibt. Wie das genau passiert, erfahren Sie in Kapitel 6 anhand eines Beispiels.
Die Investition in Aktien ist also ziemlich einfach – mit keiner anderen Form der Geldanlage können Sie von der wirtschaftlichen Entwicklung eines oder mehrerer Unternehmen direkt profitieren. Klingt spannend und lukrativ, wirft aber jede Menge Fragen auf: Welche Unternehmen werden Erfolg haben und welche nicht? Wann soll ich Aktien kaufen und wann besser nicht? Wo soll ich sie kaufen, warum ändern sich die Kurse, obwohl im Unternehmen nichts Entscheidendes passiert ist? Das wären nur einmal die wichtigsten der großen »W-Fragen«, die Sie aus der Sesamstraße kennen und die in diesem Buch beantwortet werden.
Das Geld »arbeiten« zu lassen und nicht einfach auf die Bank zu legen, dieser Gedanke kam schon in früheren Jahrhunderten auf – ganz konkret im Jahr 1602. Damals entstand die Idee, dass sich Anleger direkt an Unternehmen beteiligen können, ohne den Umweg über die Fremdfinanzierung via Bank. Als Gegenleistung profitieren sie als Eigenkapitalgeber und Miteigentümer vom Erfolg des Unternehmens. Die ersten verbürgten Aktiengesellschaften finanzierten damit kostspielige und riskante Fernhandelsreisen.
Die Niederländische Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie), deren Gründung am 20. März 1602 erfolgte, gilt als erste Aktiengesellschaft. Sie benötigte für ihre abenteuerlichen und gefährlichen Überseefahrten nach Indien und die dortigen Einkäufe einen hohen Kapitaleinsatz. Stürme, Seeräuber, Epidemien an Bord und viele andere Gefahren machten aus jeder Fahrt ein schwer kalkulierbares Wagnis. Daher gründeten Kaufleute sogenannte Wagnisgesellschaften, an denen sich Bürger in Form von käuflichen Anteilsscheinen beteiligen konnten. Allerdings waren die Aktionäre, die damals »Participanten« hießen, dazu verpflichtet, ihre Anteile zehn Jahre zu halten – dann konnten sie entscheiden, ob sie weitere zehn Jahre investiert sein wollten oder nicht. Zusätzlich zu möglichen Kursgewinnen gab es bereits Dividendenzahlungen. Eine Partizipation beziehungsweise Mitsprachemöglichkeit etwa auf einer Art Hauptversammlung gab es allerdings nicht, so weit gingen die Rechte der »Participanten« noch nicht.
In Deutschland waren es vor allem Bergbaugesellschaften, die einen hohen Kapitalbedarf mit dem hohen Risiko verbanden, überhaupt ausreichend Rohstoffe, meist Erz, zu finden. Hier wurden einzelne Genossenschaften oder »Gewerkschaften« gegründet, die Anteile ausgaben, die allerdings nicht Aktien, sondern Kuxe genannt wurden. Anfänglich ausschließlich Geschäftspartnern vorbehalten, beteiligten sich später auch Kaufleute oder sogar Klöster daran, außerdem stieg beziehungsweise fiel der Wert der Kuxe je nach Erfolg der Schürfenden.
Tatsächlich an Börsen gehandelt werden Aktien erst seit dem 18. Jahrhundert – während das offizielle Gründungsdatum für »Börsen« weitaus älter ist und mit dem ersten festen Börsengebäude in Brügge aus dem Jahr 1531 verbunden wird. Dort wurden anfänglich aber überwiegend Schuldscheine und Staatsanleihen gehandelt. Aber dazu mehr in Kapitel 2!
Einen gewaltigen Entwicklungsschub der Anlageform »Aktie« und vice versa Gründung von Aktiengesellschaften gab es während der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Man könnte es auch umgekehrt formulieren: Ohne die Idee der Aktiengesellschaft mit ihrer breit gestreuten Finanzierungsform hätte es die Industrialisierung in diesem Ausmaß und in dieser Geschwindigkeit mit Sicherheit nicht gegeben. Und ohne die Risikobereitschaft der Anleger würde es viele technische Entwicklungen, von der Dampfmaschine bis zum Maggi-Brühwürfel, nicht geben.
Nehmen wir das Beispiel Eisenbahnbau als besonders kapitalintensive Branche, die überdies große Auswirkungen auch auf etwa den Bergbau (Kohle) und die Stahlindustrie nahm. Um Hunderte Kilometer Schienen durch oftmals unwegsames Gelände bauen und die Lokomotiven und Waggons kaufen zu können, war sehr viel Kapital notwendig. Schon damals waren die meisten Regierungen notorisch klamm oder investierten ihr Kapital lieber in glänzende Uniformen und glitzernde Waffen. So bildeten sich überall in Großbritannien, Kontinentaleuropa und Nordamerika Eisenbahnunternehmen in Form von Aktiengesellschaften. Bereits zehn Jahre nach der Jungfernfahrt der Adler im Jahr 1835 zwischen Nürnberg und Fürth waren in Deutschland mehr als 2.000 Kilometer Schienenstrecke verlegt, einschließlich des Baus teurer Tunnel und Brücken. Möglich war dies nur durch die Verteilung des Kapitals auf viele Schultern, also mittels Börsengängen. Die Euphorie vieler Anleger von damals glich derjenigen des Börsenhypes um die Jahrtausendwende. Kein Wunder, damals waren Eisenbahnen schließlich auch in etwa so zukunftsweisend – und in großen Teilen der Bevölkerung so umstritten – wie Internetfirmen in den 2000er-Jahren.
Die Beliebtheit von Aktiengesellschaften und die Liebe zur Aktie hielten in Deutschland lange an, wenn dies auch zahlenmäßig einer eher kleinen Gruppe vorbehalten war. Allerdings wurden dieser Liebe durch einige Crashs immer wieder empfindliche Dämpfer versetzt. Wie es zu solchen heftigen Kursrutschen kommt und ob es Vorzeichen gibt, wann sie eintreten könnten, dazu später mehr (siehe Kapitel 6). Für die »Aktienkultur« in Deutschland war das nicht sehr förderlich, da immer dann, wenn viele eher unbedarfte Bürger Aktien kauften, prompt die Kursrückschläge einsetzten.
Warum und wie kommt eine Aktiengesellschaft oder ganz allgemein ein Unternehmen überhaupt an die Börse? Warum ist einfach gesagt: Damit Sie Aktien kaufen können, jederzeit und zu einem sekündlich ausgewiesenen Preis. Das »Wie« ist schwerer zu beantworten. Dazu muss das Unternehmen gewisse Voraussetzungen erfüllen, die auch noch von Börse zu Börse verschieden sind. Und auch der Gesetzgeber redet viele Wörtchen mit, schließlich wendet sich das Unternehmen ja nicht nur an professionelle Investoren, sondern auch an Sie als Privatanleger – und für Ihren besonderen Schutz fühlt sich der Staat verantwortlich. Er beziehungsweise seine Repräsentanten wollen schließlich von Ihnen gewählt werden. Nur so viel an dieser Stelle, Sie wollen ja Aktien kaufen und keine Aktiengesellschaft aufs Parkett führen. Vielleicht gäbe es mehr Börsengänge und mehr Aktiengesellschaften in Deutschland, wenn es dafür ein eigenes … für Dummies-Buch gäbe?
Meist wird bereits eine Aktiengesellschaft als Unternehmensform gegründet, die dann in einem zweiten Schritt an die Börse gebracht wird. Bei solchen nicht börsennotierten Aktiengesellschaften halten meist die Gründer und ein enger Kreis um sie die Aktien – Sie als Privatanleger kommen da nicht ran. Erst nach einem Börsengang oder Initial Public Offering (IPO), wie es im Englischen heißt. Denn ein solcher IPO ist nichts anderes als ein Angebot an die Öffentlichkeit, Aktien eines Unternehmens zu kaufen. Das nennt man in der Sprache der Börsianer allerdings nicht kaufen, sondern zeichnen.
In der Zeit des Börsenbooms um das Jahr 2000 gab es fast wöchentlich Meldungen über große und kleinere Börsengänge. Und viele Bürgerinnen und Bürger, die noch nie im Leben eine Aktie besessen hatten, wollten plötzlich in aufstrebende Unternehmen investieren, deren Geschäftsmodelle sie oft nicht verstanden und die sie manchmal auch gar nicht interessierten. So kamen im Jahr 2000 allein an der Frankfurter Börse 142 Unternehmen »aufs Parkett« – wie es an der Börse noch heute heißt – und sammelten insgesamt fast 27 Milliarden Euro frisches Kapital ein. Man spricht dann – bezogen auf das einzelne Unternehmen – vom erzielten Emissionsvolumen.
Leider wirtschafteten nicht alle Unternehmen mit diesem Kapital sehr sinnvoll. Es kam, wie es kommen musste: Die Dotcom-Blase platzte. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen und viele der neuen Firmen wurden nicht erwachsen. Nach dem Crash, dem unerwartet heftigen Einbruch der Kurse, traute sich 2003 kein einziges Unternehmen mehr an die Börse. Als das Vertrauen langsam wiedergewonnen war und sich 2006 schon 30 Unternehmen aufs Parkett schwangen, schlug die Finanzkrise zu, sodass 2008 wieder Sendepause war. Trotz Pandemie gingen in den Jahren 2020 und 2021 einige Unternehmen an die Börse, in den USA etwa Airbnb, Snowflake, CureVac aus Deutschland (alle 2020) sowie die Kryptobörse Coinbase oder About You 2021. In Deutschland wagten sich Siemens Healthineers und Siemens Energy, Knorr Bremse, Auto1 oder TeamViewer aufs Börsenparkett.
Das bedeutet also: Auch wenn Unternehmen Kapital benötigen, können sie nicht einfach an die Börse gehen, es kommt in ganz besonderem Maße auf die herrschende Stimmung an. So manches Mal werden Börsengänge sogar kurzfristig wieder abgesagt, weil sich nicht genügend Interessenten zum Zeichnen der Aktie auftreiben lassen – wenigstens nicht zu dem Preis, den das Unternehmen erzielen möchte.
Die wichtigste Frage für das Management eines Unternehmens wie für den potenziellen Anleger vor einem Börsengang ist die, was die neue Aktie kosten soll. Dem Unternehmen kann sie gar nicht teuer genug sein, weil das Management der festen Überzeugung ist, die Firma sei auf allen Gebieten so herausragend, dass sie ungeheuer wertvoll ist. Der Anleger findet das prinzipiell auch, will das Beste aber zum Schnäppchenpreis haben – spätere Gewinne sehr erwünscht. In einem komplizierten Verfahren legen überwiegend die emissionsbegleitenden Banken – kein Unternehmen kann allein an die Börse gehen, sondern wird meistens von mehreren Banken beraten – nach einem »Marktsounding« den Preis fest. Das heißt, die Banken sprechen mit Investoren und fühlen vor, was diese zu zahlen bereit wären. Meist legt man aber keinen exakten Preis fest, sondern eine Preisspanne (Bookbuilding-Verfahren). Als Erfolg gilt dann, wenn der Emissionspreis, also der erste Ausgabepreis einer Aktie an der Börse, im oberen Bereich dieser Preisspanne liegt.
Bei einigen Börsengängen, etwa bei Osram oder auch bei der Britischen Royal Mail, gab es den interessanten Fall, dass einige Investoren darüber klagten, der Ausgabepreis sei zu niedrig angesetzt worden, insofern hätten Siemens bei Osram und der britische Staat bei der Royal Mail quasi auf Geld verzichtet. Tatsächlich schossen bei beiden Papieren die Kurse, nachdem sie an der Börse notiert waren, anhaltend nach oben, ein Indiz dafür, dass der Ausgabepreis eher niedrig gewählt wurde. Komisch nur, dass die gleichen Investoren im Vorfeld partout nicht mehr hatten zahlen wollen.
Für Sie als Anleger sind Neuemissionen besonders spannend, aber auch gefährlich. Es locken nämlich Gewinne, weil oft am ersten Börsentag der Kurs gleich in die Höhe schnellt. Man nennt diese Gewinne auch Zeichnungsgewinne. Wollen mehr Anleger Aktien kaufen, als das Unternehmen tatsächlich ausgibt, sind die Aktien »überzeichnet« – dies gilt als ein wichtiger Parameter für den Erfolg an der Börse. Wobei zwischen dem Emissionspreis, also dem Preis, zu dem die Anleger die Aktie vorab gezeichnet haben, und der Erstnotiz, zu der an der Börse tatsächlich gekauft wird, zu unterscheiden ist.
Bis heute beeinflusst wohl kaum ein Börsengang die Anlegermeinung in Deutschland oder besser die Haltung zur Aktie so sehr wie der Börsengang der Deutschen Telekom im Jahr 1996. An kaum einem anderen Börsengang kann man aber auch die Fehler von Unternehmen wie Aktionären so deutlich aufzeigen wie hier. Denn die T-Aktie wurde als »Volksaktie« vorgestellt und mit einem Etat von schätzungsweise 100 Millionen D-Mark beworben. Zugpferd war der damals sehr beliebte Schauspieler und Hamburger Tatort-Kommissar Manfred Krug. Sein Spruch zur Aktie: »Das ist der helle Wahnsinn, was die Telekom alles draufhat.« Das klang einfach und überzeugend. Bei der Roadshow – also der Vorstellung von Unternehmen und Aktie bei den Investoren – legten der damalige Telekom-Chef Ron Sommer und seine Manager insgesamt 40.000 Kilometer zurück und klapperten 44 Städte in 16 Ländern von Amsterdam bis Tokio und von Abu Dhabi bis Seattle ab. Ron Sommer besuchte gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl auch die Börse in Tokio. Der Bundeskanzler, völlig überzeugt von der Aktie, empfahl seinem Amtskollegen Ryutaro Hashimoto sogar den Kauf von Telekom-Aktien. Ob der Japaner zugeschlagen hat, ist nicht überliefert.
Der Erfolg stellte sich entsprechend ein: Die Aktie war fünffach überzeichnet. Das heißt, dass gar nicht alle, die eine solche Aktie haben wollten, auch tatsächlich eine bekamen – zum Schluss entschied das Los. Der Kurs schnellte in die Höhe, wie immer, wenn es mehr Nachfrager als Verkäufer gibt. Während der erste Handelspreis an der Börse noch bei 28,50 D-Mark lag, kletterte der Kurs schon am ersten Tag auf 33,90 D-Mark – eine Steigerung um 18 Prozent! Der Börsengang spülte umgerechnet rund 10 Milliarden Euro in die Kassen der Telekom und des Bundes, 350 Millionen Euro erhielten die beteiligten Banken als Provision. Das waren fast alle großen Kreditinstitute, was gleichzeitig den schönen Effekt hatte, dass fast jeder Anleger die Chance hatte, an die Aktie zu kommen. Denn es erleichtert die Zeichnung von Aktien, wenn die Anleger bei einer der Emissionsbanken auch ihr Konto, ihr Depot, eingerichtet haben. Gefeiert wurde der Börsenerfolg spektakulär im Guggenheim-Museum in New York und Liza Minelli sang: »If you can make it there, you can make it anywhere.«
Ein Börsengang ist keine Einbahnstraße, vielmehr sind immer wieder neue Kapitalspritzen durch die Ausgabe neuer Aktien möglich. So eine Kapitalerhöhung erfolgte bei der Deutschen Telekom 1999 und konnte noch relativ erfolgreich durchgeführt werden. Auf dem Höhepunkt der Interneteuphorie kletterte der Kurs der T-Aktie auf sagenhafte 104 Euro. Alle Noch-Besitzer von T-Aktien – es sollen über eine Million sein – ärgern sich bis heute, damals nicht ausgestiegen zu sein. Denn schon im Juli 2000 konnte die dritte Kapitalerhöhung nur noch mit 66,50 Euro an den Anleger gebracht werden, danach sackte der Kurs kontinuierlich ab. Der Rücktritt von Ron Sommer im Juli 2002 brachte noch einmal ein Kursplus von vier Prozent und es wurden stets ordentliche Dividenden gezahlt, doch es dauerte bis ins Aktienrekordjahr 2013, bis sich auch Telekom-Aktionäre wieder über steigende Kurse freuen konnten. Im Nachhinein entschuldigte sich Manfred Krug für sein Engagement und räumte in einem Interview ein, dass er als »Strafe« an seinen eigenen Telekom-Aktien festhalte.
Was lernen wir daraus? Eine große Marketingmaschinerie ist noch kein Garant für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens an der Börse, sondern eher für einen kurzfristigen Hype der Kurse. Ein Blick der Anleger auf Konkurrenzunternehmen oder die Geschäftsentwicklung der Deutschen Telekom hätte durchaus für Skepsis und einen früheren Ausstieg sorgen können. Aber psychologisch – wie in Kapitel 5 noch ausgeführt wird – neigen wir leider alle dazu, an Verlustbringern treulich festzuhalten und uns von den eigentlichen Chancen zu früh zu trennen. Wir vertrauen auch zu gerne dem Rat von Dritten, sogar wenn es nur ein bekannter Filmschauspieler in einem Werbespot ist. Immerhin können wir diesem als Sündenbock dann die Schuld für unsere eigene Fehlentscheidung problemlos zuschustern.
Fünffach überzeichnet war die Telekom-Aktie damals, doch was bedeutet das konkret? Meist haben Privatanleger dabei schlechtere Karten. In diesem Fall werden nämlich zuerst die institutionellen Anleger, also Fondsgesellschaften oder Versicherungen, die einen bestimmten Anteil ihres verwalteten Vermögens in Aktien anlegen, bedient, und erst dann kommen die Normalanleger zum Zuge. Man spricht in diesem Fall von der Zuteilung einer Aktie. Oftmals entscheidet das Los, wer wie viele Aktien bekommt.
Wie kann man den aufwändigen Börsengang gerade für junge, Hightech-, Internet- oder eCommerce-Unternehmen mit komplizierten Geschäftsmodellen und übersichtlichen Umsätzen, aber überzeugenden Zukunftsaussichten erleichtern, ja überhaupt ermöglichen? Dazu gibt es ein schon älteres Modell, das jetzt aber wieder groß in Mode kam und eine Renaissance erlebte: Special Purpose Acquisitions Companies (SPACs), eingedeutscht sind das Börsenmäntel. Selbstverständlich kam auch diese Welle aus den USA, hat jedoch in Deutschland einige Freunde gefunden, die diese Welle mit Bravour reiten. Aber was verbirgt sich dahinter?
Beim SPAC geht erst der leere Sack an die Börse und füllt sich später mit einer schönen Angorakatze oder einem räudigen Straßenkater, das ist ungewiss. Die Anleger wissen es nicht, sie müssen jenen vertrauen, die den Mantel an die Börse gebracht haben. Diese müssen nämlich innerhalb von zwei Jahren ein interessantes Unternehmen gefunden haben, um es in den Sack zu stecken. Diese SPAC-Kreatoren nennt man Sponsoren und sie bekommen meist ein größeres Aktienpaket kostenlos ins Depot überwiesen – für sie lohnt es sich also allemal. Gelingt es ihnen nicht, ein attraktives Unternehmen zu finden, müssen sie nach zwei Jahren das Geld an die Investoren zurückzahlen. Für die Unternehmen erleichtert das den Börsengang, sie ziehen sich einfach nur den Mantel an. In den USA brachten diese Vehikel in der ersten Hälfte des Jahres 2021 schon mehr und größere Deals an die Börse als die klassischen IPOs. In Frankfurt wurden 2021 etwa die OtoTech Acquisition SE, die 468 SPAC I SE und die Lakestar SPAC I SE gelistet. Aber: Als Privatanleger sollte man in solche SPACs nur wirklich überschüssiges Geld investieren, denn das Risiko ist höher als bei einem klassischen Börsengang.
Erst der Internet-Crash 2000, dann die Finanzkrise 2008 – der Markt für Börsengänge erholte sich international zwar relativ rasch, in Deutschland jedoch blieb die Nachfrage nach neuen börsennotierten Unternehmen eher verhalten. Und das, obwohl sich der deutsche Hauptindex, der DAX, von einem Rekord zum nächsten schwang. Immerhin brachte der Siemens-Konzern zwei Töchter aufs Parkett, die Gesundheitssparte Siemens Healthineers 2018 und die Energiesparte Siemens Energy 2020. Die LKW-Sparte von Volkswagen ging unter dem Namen Traton mit Marken wie MAN und Scania 2019 an die Börse und 2018 führte der Traditionskonzern Knorr Bremse seinen IPO erfolgreich durch. Anfang 2021 kamen mit Bike24, Synlab, Auto1 und Vantage Towers, einem Anbieter von Mobilfunksendemasten, so viele Unternehmen wie selten zuvor in einem Quartal an die Frankfurter Börse. Aber es sind nicht nur die großen Konzerne, die aufs Parkett streben: An der Börse München trauten sich beispielsweise die Spielvereinigung Unterhaching (damals 3. Liga) und die International School Augsburg ins Rampenlicht der Investoren und Anleger.
Das Land der spektakulären Börsengänge ist und bleibt die USA: Hier berauschte beispielsweise 2013 der etwas andere Nachrichtendienst Twitter die Anleger, dagegen war selbst die T-Aktie harmlos. Die harten Fakten in mehr als 140 Zeichen: Die Aktie war 30-fach überzeichnet, der Kurs legte am ersten Tag um 73 Prozent zu und belief sich statt auf 20 US-Dollar (Ausgabepreis) am Ende des Tages auf fast 46 US-Dollar. Insgesamt sammelte Twitter mehr als zwei Milliarden US-Dollar ein. Das Erstaunliche daran: Twitter hatte seit seiner Gründung noch keinen Dollar Gewinn eingefahren – die Anleger setzten demnach auf das Prinzip Hoffnung. Der Börsengang von Twitter war der zweitgrößte Börsengang eines Internetkonzerns in den USA: vor Google, das 2004 etwa 1,9 Milliarden US-Dollar auf die Waagschale brachte, aber weit, weit hinter Facebook, das 2012 die gigantische Summe von 16 Milliarden US-Dollar erlöste. Das war eindeutig mehr als ein Like! Aber: Kein Rekord, der nicht gebrochen werden kann – in China schaffte die Alibaba Group im September 2014 den sagenhaften Emissionserlös von 21,77 Milliarden US-Dollar!
Neuemissionen – Börsengänge – üben einen großen Reiz auf Anleger aus, nicht zuletzt wegen der oftmals intensiven Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen. Es muss gar nicht Manfred Krug sein, wie seinerzeit bei der Telekom. Vor allem in Hausse-Phasen, also wenn es an der Börse so richtig gut läuft, wird in der vorbörslichen Euphorie der Ausgabekurs, der erste Kurs eines Unternehmens an der Börse, hochgejubelt. Wenn in den ersten Tagen an der Börse viele Anleger das Papier haben wollen, steigt der Kurs weiter. Aber dann wollen viele rasch Gewinne »mitnehmen« und verkaufen ihre Aktien, also sackt der Börsenkurs erst einmal ab – oft braucht er dann lange, um wieder auf ein Niveau über dem Ausgabekurs zurückzukommen. Insofern lohnt es sich manchmal, Geduld zu haben und die ersten Tage an der Börse abzuwarten.
Beim Studieren der heute eher selten gewordenen IPO-Meldungen sind Sie vielleicht schon einmal über den Begriff Greenshoe gestolpert und haben sich womöglich gewundert: Was soll das sein? Vielleicht ein entfernter Verwandter des legendären ehemaligen Chefs der US-Notenbank Alan Greenspan? Gemeint ist damit schlicht eine sogenannte Mehrzuteilungsoption. Kein wirklich schönes Wort, weshalb sich wohl Greenshoe eingebürgert hat. (Wie es zu der Namensgebung kam, erfahren Sie gleich.) Wenn die Nachfrage größer ist als das ursprüngliche Angebot an Aktien eines Unternehmens, können die begleitenden Banken – auch Konsortialbanken genannt – zusätzliche Aktien zum gleichen Preis abgeben, noch bis zu sechs Wochen nach dem Börsengang. Wenn nur wenig Interessenten zeichnen, wird die Mehrzuteilungsoption nicht eingelöst. Sie ist also so eine Art Reservetank, wie früher einmal beim Geha-Füller.
»Greenshoe« nennt man dieses Konzept nach dem ersten Unternehmen, das es zum Einsatz brachte: die Green Shoe Manufacturing Company. Sie wurde bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg in Boston gegründet und hieß nach dem Gründer, Mr. Green, nicht weil sie ausschließlich grüne Schuhe herstellte. Mr. Green zog sich allerdings 1924 aus dem Geschäft zurück. 1960 ging das Unternehmen an die Börse, samt Mehrzuteilungsoption. Seit 1966 heißt der Schuhproduzent Stride Rite Corporation und hat sich auf Kinderschuhe spezialisiert, ging aber 2007 in die Collective Brands über – gelistet an der New Yorker Börse NYSE bis 2012.
Jede Aktiengesellschaft (AG) – börsennotiert oder nicht – hat ihr Eigenkapital in Aktien aufgeteilt, insofern gibt es im Prinzip so viele unterschiedliche Aktien wie es Aktiengesellschaften gibt. In der EU sind es zum Beispiel etwa 9.000 börsennotierte Aktiengesellschaften, in Japan 2.300 und in den USA 4.200. Am stärksten dürfte derzeit die Zahl kapitalistischer Aktiengesellschaften im sozialistischen China wachsen. Deutschland liegt hingegen weit abgeschlagen, was die Anzahl an börsennotierten Aktiengesellschaften angeht. Es sind hierzulande nur knapp 700 AGs – bei insgesamt fast 4,9 Millionen Unternehmen. Die Welt der Finanzen liebt aber die Auswahl und so gibt es Namensaktien und Inhaberaktien, Stammaktien und Vorzugsaktien, Nennwertaktien und nennwertlose Stückaktien – viele Aktiengattungen. Klingt auf den ersten Blick verwirrend, ist aber ziemlich simpel und bietet Ihnen als Anleger eine Reihe zusätzlicher Möglichkeiten. Selbst wenig überzeugte Autofahrer können zwischen Limousine, Kombi, Coupé, Sportwagen, Geländewagen und Cabrio unterscheiden und sie wissen, dass Kreuzungen eher selten sind – auch wenn Familienväter die Hoffnung auf einen Cabrio-Kombi vielleicht nie endgültig aufgeben werden.