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Wie funktioniert eigentlich eine Börse und vor allem: Wie kann ich sie als Otto Normalverbraucher nutzen, um mein Erspartes zu vermehren? Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts, und Ulrich Kirstein, Pressereferent der Bayerische Börse AG, erklären in diesem Buch Grundlegendes zu Angebot und Nachfrage an der Börse und stellen die unterschiedlichen Anlageformen vor: Aktien, Derivate, Zertifikate, festverzinsliche Wertpapiere, Fonds & Co. Sie zeigen, wo Sie sich die nötigen Informationen beschaffen können, um eine kluge Anlagestrategie zu entwickeln, die je nach Risikobereitschaft ganz unterschiedlich aussehen kann.
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Seitenzahl: 728
Börse für Dummies
Die Geldanlage an der Börse ist riskant, das möchten wir in aller Deutlichkeit betonen. Ja, man könnte sogar sagen, nur weil das Investieren an der Börse so riskant ist, können überhaupt Gewinne erzielt werden. Sie sollten sich in dem hier genannten Profil eines Börsenanlegers wiederfinden oder vielleicht doch eher darüber nachdenken, Ihre Anlage einem Fachmann von der Bank oder einem unabhängigen Finanzberater zu überlassen:
Eigenverantwortung: Sie wissen, dass Sie selbst die Verantwortung für Ihre Geldanlage übernehmen, und schieben Verluste nicht auf die Tipps anderer.Interesse: Sie beobachten das wirtschaftliche Geschehen national und international regelmäßig und scheuen sich nicht, weiteren Informationen gezielt nachzugehen und nachzufragen.Einsicht: Sie sind gewohnt, einmal getroffene Entscheidungen auch wieder zurückzunehmen, wenn Sie erkennen, dass sie falsch waren.Eigensinn: Sie lassen sich nicht allzu leicht durch die Stimmung anderer anstecken und folgen niemals blindlings Empfehlungen, ohne sie selbst zu hinterfragen.Vermögen: Sie verfügen über genügend liquide Mittel neben Ihrer Anlage an der Börse, um auch unvorhergesehene Probleme lösen zu können, ohne sofort auf Ihr angelegtes Geld zurückgreifen zu müssen (Faustregel: zwei Monatsgehälter als Reserve).Dass an der Börse Aktien gehandelt werden, ist wohl so ziemlich jedem klar, dass es darüber hinaus noch eine Menge anderer Dinge gibt, die dort gekauft und verkauft werden, möchten wir hier kurz vorstellen. Hier also erst die Produkte:
Aktien, also Beteiligungen an Unternehmen, bei denen Sie vor allem über Kursgewinne Ihre Rendite erzielen können, aber auch über (meist) regelmäßige Dividendenzahlungen Erträge erhalten.Optionen, also Rechte auf künftige Geschäfte, bei denen Sie darauf setzen, dass die Kurse steigen oder sinken, und je nachdem eine bestimmte, vorher festgelegte Menge kaufen oder verkaufen.Zertifikate, sogenannte innovative Finanzprodukte, mit denen Sie auf so ziemlich alles setzen können, was an der Börse gehandelt wird, mit vergleichsweise geringem Einsatz, hohen Gewinnmöglichkeiten und noch größerem Risiko.Rentenpapiere wie Bundeswertpapiere (Bundesschatzbriefe, -obligationen, -anleihen und Finanzierungsschätze), internationale Anleihen und Unternehmensanleihen, bei denen Sie von laufenden Zinsen und, allerdings eher geringen, Kursschwankungen profitieren können.Fonds in jeder Güte, Klasse und Währung erhalten Sie nicht nur über Banken und Investmentgesellschaften, sondern auch über die Börse.ETPs, also Exchange Traded Products: Am bekanntesten sind ETFs (Exchange Traded Funds), börsengehandelte, passive Fonds, die Indizes wie beispielsweise den DAX nachzeichnen.Um an der Börse (und nicht nur an der Börse) ein Vermögen aufbauen zu können und nicht mutwillig zu verspielen, sollten Sie diese fünf Punkte auf jeden Fall immer beachten:
Investieren Sie
langfristig. Nur bei einer langfristigen Geldanlage können Sie kurzfristige Korrektur- und Baisse-Phasen an der Börse wieder ausgleichen und insgesamt ein positives Ergebnis erzielen.breit gestreut. Nur wenn Sie in verschiedene Anlageklassen (Aktien, Rentenpapiere, Derivate, Zertifikate und aktive wie passive Fonds) investieren und innerhalb der Anlageklassen wieder nach Branchen, Ländern und verschiedenen Unternehmen differenzieren, können Sie sich gegen Verlustrisiken weitgehend absichern.in erstklassige Werte. Vertrauen Sie nicht auf scheinbar erstklassige Tipps aus erster Hand, sondern bauen Sie bei Aktien und Renten auf Papiere nachgewiesener Qualität. Die Klassifizierungen berufsmäßiger Ratingagenturen können Ihnen dabei genauso helfen wie Indizes als Qualitätsstandards – eine hundertprozentige Garantie liefern sie aber auch nicht.nur in Produkte, die Sie auch verstehen. Noch immer herrscht ein wahrer Boom bei den sogenannten innovativen Finanzprodukten mit immer neuen Zertifikaten mit höchstmöglichen (versprochenen) Gewinnchancen und kaum nachvollziehbaren Risiken aufgrund der komplizierten Konstruktion. In erster Linie verdienen die herausgebenden Banken daran, was ihre Fantasie ins Unerschöpfliche treibt. Konzentrieren Sie sich auf Papiere, deren Konstruktion leicht verständlich ist und wo Sie selbst die Entwicklung der jeweiligen Basiswerte, auf die sich die Produkte beziehen, überprüfen können.kontinuierlich. Wenn Sie etwa monatlich permanent eine kleine Summe investieren, können Sie ein richtiges Vermögen aufbauen und dabei etwa vom Cost-Average-Effekt profitieren: Sind die Kurse gefallen, erhalten Sie mehr Aktien fürs Geld, sind sie gestiegen, weniger, im Durchschnitt aber bekommen Sie immer mehr Aktien, als wenn Sie sofort eine Summe angelegt hätten.Börse für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
6. Auflage 2021
© 2021 WILEY-VCH GmbH, Weinheim
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto © Thomas / stock.adobe.comProjektmanagementund Lektorat Evelyn Boos-Körner, Schondorf am AmmerseeKorrektur Petra Heubach-Erdmann und Jürgen Erdmann, Düsseldorf, Geesche Kieckbusch, Hamburg Satz
Print-ISBN: 978-3-527-71740-8epub-ISBN: 978-3-527-82776-3
Christine Bortenlänger, geboren in München, zog es nach dem Abitur am schönen Tegernsee zurück in die bayerische Metropole und mit Macht dahin, wo sie den größten Sachverstand im Umgang mit Geld erwarten konnte: zur Bank! Nach einer Banklehre bei der Bayerischen Vereinsbank studierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Bankbetriebswirtschaftslehre und Systemforschung. Schon ihre Diplomarbeit erhielt eine Auszeichnung der Stadtsparkasse München und mit ihrer Doktorarbeit wandte sie sich endlich ihrem Steckenpferd zu, der Börse. Das Thema klang damals – 1996 – noch reichlich abstrakt, heute wird es längst praktiziert: »Börsenautomatisierung – Effizienzpotenziale und Durchsetzbarkeit«. Noch eine Zeit lang betrachtete die Autorin das Börsengeschehen aus dem Blickwinkel der Wissenschaft und leitete zum Beispiel ein Forschungsprojekt zum Themenkreis der »elektronischen Märkte«. 1998 war es dann so weit und sie stieg bei der Bayerischen Börse als stellvertretende Geschäftsführerin, zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, ein. Ab 2000 bis 2012 war sie als Vorstand der Bayerischen Börse AG unter anderem verantwortlich für die strategische Ausrichtung und die IT und leistete damit einen großen Beitrag in Sachen Frauenquote auf der Führungsebene deutscher Börsen. Seit September 2012 führt Christine Bortenlänger das renommierte Deutsche Aktieninstitut in Frankfurt und setzt sich damit weiterhin für die Aktie und einen funktionsfähigen Kapitalmarkt ein. Auch als Autorin und Co-Autorin zahlreicher Fachbücher ging und geht es ihr vor allem um die Verbesserung einer breiten finanziellen Allgemeinbildung in Sachen Börse und Finanzanlage. Damit könnte dieser Lebenslauf beendet werden, wenn denn ein Leben ausschließlich aus dem Beruf bestünde. Tut es aber auch nicht bei einer viel beschäftigten Frau. Vielleicht motiviert vom steten Auf und Ab der Kurse liebt sie das Bergwandern mit Familie und Hund und stellt ihr scharfes Auge samt ruhiger Hand beim Golfen unter Beweis.
Ulrich Kirstein, geboren in Augsburg, schloss nach dem Fachabitur ein Fachhochschulstudium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing und an den Universitäten Augsburg und Kiel ein Studium der Kunstgeschichte, Neueren deutschen Literaturwissenschaft und Geschichte ab. Die in Deutschland besonders streng gezogene Grenzlinie zwischen Kunst und Geld, Ökonomie und Kultur empfindet er so als schmerzliches Manko – für beide Seiten! Selbst gerne die Grenze überspringend arbeitete er unter anderem als Marketingassistent, Ausstellungskurator, Sachbuchautor, Vernissagenredner, Geschäftsführer einer Multimedia-Agentur und einige Jahre als Wirtschaftsredakteur bei einer überregionalen Wirtschaftszeitung in München. Seit April 2010 ist er, inzwischen als Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, bei der Bayerischen Börse AG tätig – frei nach der Maxime, dass das moderne Berufsleben vordringlich im Wechseln der Berufe besteht! In seinen Veröffentlichungen und Aufsätzen zur Kunstgeschichte und Wirtschaft sowie in seiner täglichen Arbeit als Wirtschaftsredakteur geht es dem Autor vordringlich um die Vermittlung von Wissen, nicht ums Aufhäufeln fantastischer Theoriengebäude für den Eigengebrauch. 2018 veröffentlichte er zusammen mit Tina Rausch Allgemeinbildung deutsche Literatur für Dummies. Als Ausgleich zum täglichen Sitzen im Büro flieht auch er gerne in die Berge und treibt sich außerdem mit Sohn und Tochter auf Münchner Sportplätzen herum.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Dr. Christine Bortenlänger
Ulrich Kirstein
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Börse, Kurse und ich – eine Analyse zum Start
Kapitel 1: Wo sich Angebot und Nachfrage begegnen
Wie alles begann: Börsen als Marktplätze
Organisation ist Trumpf
Wie Börsen heute funktionieren
Spielen Sie die Börsen aus, zu Ihrem Vorteil!
Händler an der Börse
Fein sortiert in Segmenten: das Börsengesetz
Kurse und wie sie entstehen
Gesetzliche Bestimmungen und Aufsicht
Wie es auch ohne Börse funktionieren kann
Aktien kaufen, bevor sie an der Börse notieren
Von Schweinehälften, Strom und edlen Metallen
Vater Staat immer dabei
Börsen als Unternehmen
Indizes als Fieberkurve
Je besser die Wirtschaft, je höher der Index
Kapitel 2: Kurse in Bewegung
Zwischen Hoch und Tief
Bullen und Bären unterwegs
Das alte Spiel: Angebot und Nachfrage
Nur eins steht fest: der Wandel
Lesen bildet
Politik mit Einfluss
Spekuliere nie gegen die Zentralbank
Psychofallen überall
Kapitel 3: Die Börse steht kopf – Einmal Krise, immer Krise
Vom Traumhaus zum Albtraum – oder wie Schulden schön verpackt wurden
Lehman oder das Kartenhaus wackelt
Der Staat als Bankenretter
Vom Boom in die Krise – den Unternehmen laufen die Kunden weg
Gießkannen im Ausverkauf –Konjunkturpakete massenweise
1929–2009: was uns die Vergangenheit über die Zukunft sagt
Kapitel 4: Wer bin ich – und wie komme ich am besten zu Wohlstand und Vermögen?
Gewinnstreben ist menschlich – Psychologie des Geldes
Von guten und von schlechten Dingen
Spare in der Zeit, so hast du in der Not
Eine Frage des Typs – Wer bin ich?
Blick in die Zukunft – Ziele müssen sein
Teil II: Aktien, Derivate, Zertifikate & Co.
Kapitel 5: Aktien – Königsklasse des Kapitalmarkts
Als Unternehmer direkt oder still beteiligt
Reiche Artenvielfalt
Aktionärsrechte
Mehr Aktien im Spiel
Mit zusätzlichem Geld durchstarten – Kapitalerhöhung
Fusionen und Übernahmen
Aktien aller Art
Aktien kaufen – aber wie?
Kapitel 6: Derivate: nur für Profis
Abgeleitete Instrumente und ihre Möglichkeiten
Zum sanften Start: Warrants
Mal kurz, mal lang: Optionen
Futures – die Wette gilt
Hebelwirkung – aus wenig wird viel (leider auch umgekehrt)
Kapitel 7: Zertifikate: im Hintergrund die Bank
Zertifikate-Dschungel
Im Zertifikate-Dschungel unterwegs
Teil III: Festverzinsliche Wertpapiere – Kursschwankungen nicht ausgeschlossen
Kapitel 8: Das Geld zum »Leiharbeiter« machen
Wenn die Einnahmen von Unternehmen oder Staaten nicht reichen
»Fresh money« für den Staatshaushalt (Bundeswertpapiere)
Zwischen Argentinien und Zaire (internationale Staatsanleihen)
Besser als Geld von der Bank (Unternehmensanleihen)
Die Katze im Sack: Aktienanleihen
Zins und mehr – Wie finde ich das richtige Papier?
Portfolio-Grundregeln
Kapitel 9: Steigende Zinsen, sinkende Kurse
Heilloses Durcheinander (Zinsen und Kurse)
Notenbanken und ihre Zinspolitik
Zwischen Konjunktur und Staatsverschuldung
Nicht ohne meinen Taschenrechner (schwierige Renditeberechnung)
Auch Anleihen schwanken
Nicht nur billig in den Urlaub – wie sich Währungsschwankungen auswirken
Teil IV: Investmentfonds für jeden Anleger – ein Kessel Buntes
Kapitel 10: Fonds: das Rundum-sorglos-Paket?
Faszinierende Fondsidee
Und nun ans Eingemachte
Artenvielfalt – die Fondstypen von A bis Z
Fonds oder nicht Fonds
Kapitel 11: Strukturiert vorgehen, Kosten sparen, Rendite steigern
Planung ist (fast) alles
Fürs Alter sorgen
Wieder ans Geld kommen
Ungeliebte Aufschläge
Auch ohne Zusatzkosten
Ratings und Rankings
Teil V: Mit den richtigen Informationen zur erfolgreichen Strategie
Kapitel 12: Viele Informationen, viele Möglichkeiten
Auf der Jagd nach Gelegenheiten
Von der Brieftaube zum Internet
Am Heim-PC
Blogs – auf Du und Du
Seriös – aber teuer
Informationen als Rohstoff
Kapitel 13: Alles drin: Indizes für Märkte, Branchen und Ideen
Im Index-Dschungel
Unübersichtliche Vielzahl
Schwergewichte können täuschen
Index ist nicht gleich Index – wie ein Index gebaut wird
Von gewichtig bis unwichtig
Kapitel 14: Statt des Blicks in die Kristallkugel: Analyse von Kursen und Entwicklungen
Mal so, mal so
Fundamentalanalyse zum Start
Chartanalyse – wenn die Kurse Widerstand bieten
Markttechnische Analyse – mit Formeln zum Ziel
Einzelanalyse – Quantität und Qualität
Taschenrechner, Kopf oder Bauch?
Kapitel 15: Immer schön strategisch vorgehen – Anlagestrategien im Überblick
Verschiedene Wege zum Ziel
Zwischen Sicherheit und Wachstum
Dividendenstrategie
Momentumstrategie
Gegen die Masse anlegen
Strategischer Wirrwarr
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 16: Zehn Börsenweisheiten, die zwar oft, aber leider nicht immer stimmen
Regel 1: Verlieren Sie nie Ihren gesunden Menschenverstand!
Regel 2: The trend is your friend
Regel 3: Hin und Her macht Taschen leer
Regel 4: Nicht alle Eier in einen Korb legen
Regel 5: Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen
Regel 6: Kaufen, wenn die Kanonen donnern
Regel 7: Greife nie in ein fallendes Messer
Regel 8: Die Hausse nährt die Hausse
Regel 9: Die Hausse stirbt mit der Euphorie
Regel 10: Sell in May and go away
Kapitel 17: Zehn Psychofehler an der Börse, die Geld kosten können
Gier
Angst
Selbstüberschätzung
Trotzreaktion
Vogel-Strauß-Prinzip
Ungeduld
Wahrnehmungsknick
Aldi-Reflex
Rosa Brille
Heimatliebe
Kapitel 18: Vorsicht! Guru am Werk
André Kostolany
Warren Edward Buffett
Bernard M. Baruch
Peter Lynch
Sir John Templeton
George Soros
Roland Leuschel
Heiko Thieme
Wolfgang Gerke
Gurus schriftlich
Kapitel 19: Zehn Aspekte, die Anleger in puncto Steuer immer beachten sollten
Zur Quelle
Simpel
Gnadenfrist
Grundlage
Auf den Paragrafen genau
Fondsallerlei
Verluste
Fürs Alter
Nicht allein
Besser oder nicht?
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 1
Tabelle 1.1: Die Segmente der Frankfurter Wertpapierbörse und ihre Zulassungsvora...
Tabelle 1.2: Die wichtigsten Kurszeichen und Abkürzungen aus dem Kursteil einer Z...
Tabelle 1.3: Die Börsenorgane nach dem Börsengesetz
Kapitel 2
Tabelle 2.1 Branchen je nach Konjunkturphasen. Quelle: Uni Mannheim, Lehrstuhl ...
Kapitel 5
Tabelle 5.1: Aktienarten in der Übersicht
Kapitel 7
Tabelle 7.1 Klassifikation der Zertifikate. Quelle: Deutscher Derivate Verband
Kapitel 9
Tabelle 9.1: Rating-Tabelle für Anleihen. Quelle: Weibel, Hess & Partner, Schweiz
Kapitel 11
Tabelle 11.1:: Wie regelmäßige Fondseinzahlungen durch Zins und Zinseszinsen
Kapitel 12
Tabelle 12.1:: Die wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland
Kapitel 13
Tabelle 13.1: Historischer Vergleich: zwanzig Jahre DAX – die DAX-Werte mit Stand...
Tabelle 13.2: Zehn ausgewählte Indizes und ihre Performance
Kapitel 14
Tabelle 14.1: Bilanz des BMW-Konzerns 2007. Quelle: Geschäftsbericht 2007
Tabelle 14.2: Gewinn-und-Verlust-Rechnung BMW-Konzern. Quelle: Bilanz 2007
Tabelle 14.3: Wichtige Kennzahlen für die Unternehmensanalyse. Quelle: DAI
Kapitel 15
Tabelle 15.1: Ausgewogenes Portfolio nach Private Asset Management der Deutschen ...
Tabelle 15.2: DAX- und Euro-STOXX-Aktien mit bester Dividendenrendite und bester ...
Kapitel 1
Abbildung 1.1: Die Struktur der Börse München
Kapitel 2
Abbildung 2.1: Die Schulter-Kopf-Schulter-Formation
Kapitel 4
Abbildung 4.1: Die Geldtypen
nach einer Studie der Commerzbank zur »Psychologie d...
Kapitel 7
Abbildung 7.1: Der Markt für Anlageprodukte (Stand Mai 2020). Quelle: Deutscher D...
Kapitel 13
Abbildung 13.1: Die Entwicklung des DAX in den ersten zwanzig Jahren seit 1987. Q...
Kapitel 14
Abbildung 14.1: Widerstands- und Unterstützungslinie
Abbildung 14.2: Unterstützungslinie
Abbildung 14.3: Widerstandslinie
Abbildung 14.4: Trendkanal
Abbildung 14.5: W-Formation
Abbildung 14.6: M-Formation
Abbildung 14.7: Schulter-Kopf-Schulter-Formation
Kapitel 15
Abbildung 15.1: Lebensphasenmodell nach Schäfer/Unkel 2000
Cover
Inhaltsverzeichnis
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Schon wieder ein Buch über die Börse, fragen Sie vielleicht, wenn Sie dieses Buch in Händen halten. Und nicht irgendein Börsenbuch, sondern ein Börse für Dummies-Buch. Setzt das Handeln, Traden, Kaufen, Verkaufen, Spekulieren an der Börse aber nicht so viel Fachverstand voraus, dass es für Laien, sprich Privatanleger, viel zu gefährlich ist, sich auf diesem glatten Parkett zu bewegen? Steht nicht viel zu viel auf dem Spiel? Wenn wir die Börsenlandschaft in Deutschland betrachten, scheint dieses Denken tatsächlich bei den meisten vorzuherrschen: Wir sind kein Land der Aktionäre, das lässt sich aus allen veröffentlichten Statistiken eindeutig herauslesen.
Aber was wäre ein Land ohne Aktionäre? Ohne Aktiengesellschaften? Es wäre ganz einfach ein Land ohne Eisenbahnen, ohne Autos, ohne Flugzeuge, ohne Zeitung, denn es gäbe keine gigantischen Druckmaschinen, die diese über Nacht für Ihren Frühstückstisch produzieren. Computer? Fehlanzeige. Flachbildschirme, iPhone, wer sollte sie herstellen, vertreiben, vermarkten? Jede bahnbrechende Erfindung, jede neue Entwicklung benötigt viel Geld, auch wenn die ersten Schritte noch in einer Garage vollzogen werden mögen, zur massenweisen Herstellung wird Kapital gebraucht. Kapital, das die Unternehmen von vielen Investoren, Anlegern, Aktionären einsammeln und für das sie Aktien ausgeben. Es ist eigentlich die demokratischste Art, in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft Einfluss auf Unternehmen auszuüben und gleichzeitig vom Erfolg guter Unternehmen zu profitieren: sich ganz einfach über eine Aktie daran zu beteiligen.
Da aber nicht jedes Unternehmen einen Laden aufmachen kann, in dem es seine Aktien verkauft, braucht es jemanden, der die Übersicht behält, der auch überwacht, dass alles mit rechten Dingen zugeht, dass keine riesigen Luftnummern oder reine Scheingeschäfte vollzogen werden – was natürlich alles trotzdem vorkommt, Wirecard lässt grüßen, aber höchst selten. Es braucht also einen gesicherten und geregelten Handelsplatz: Börsen. Über viele Jahre und Jahrzehnte galten sie jedoch ausschließlich als Tummelplatz für einige wenige superreiche Spekulanten und berufsmäßige Investoren. Seit den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts erhielten auch immer mehr Mitarbeiter großer Aktiengesellschaften Gratifikationen in Form von Aktien und wurden so Mitinhaber »ihres Unternehmens«. Aber erst die explodierenden Kurse im Rahmen der Internetbegeisterung zur Jahrtausendwende, die Privatisierung großer Staatskonzerne mit dem Resultat ganz neuer Unternehmen wie der Telekom und der Deutschen Post World Net, wie das inzwischen weltumspannend agierende Unternehmen heute heißt, sorgten dafür, dass sich eine viel größere Anzahl an Privatleuten plötzlich aufs Parkett wagte.
Von 1997 bis 2001 stieg der Anteil von Aktien-, Fonds- und Zertifikateinhabern in Deutschland von 5,6 Millionen auf über 12,8 Millionen, so das Deutsche Aktieninstitut! Zum Glück, endlich verloren die Börsen einen Teil ihres Nimbus als Hort einiger weniger Erwählter, könnte man sagen. Oder schade, denn viele der damaligen Anleger wurden durch jähe Kursverluste hart bestraft. Viele sitzen noch immer auf einem Berg von Telekom-Aktien, deren Kurse sich weit unterhalb einstiger Höhenflüge bewegen. Der Crash des Neuen Marktes beziehungsweise das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende sitzt immer noch tief beim deutschen Anleger. Seitdem erholten sich zwar die Märkte wieder, die Zahl der Aktionäre zog jedoch nicht im gleichen Umfang nach. Dann folgte die Finanzkrise (siehe Kapitel 3) und ließ die Kurse erneut purzeln – im Krisenjahr 2008 erreichte kein einziges der dreißig größten deutschen börsennotierten Unternehmen eine positive Entwicklung beim Aktienkurs. Die wenigen Neuaktionäre wurden also wieder enttäuscht. Tatsächlich aber benötigte die Wirtschaft in Deutschland nicht mehr als ein gutes Jahr, um wieder anzuziehen, und die Kurse erholten sich in der Folge kontinuierlich. Lag der DAX, der die deutschen Schwergewichte repräsentiert, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise bei gerade einmal 4.127 Punkten (Schlusskurs am 21. November 2008), waren es Mitte 2015 mehr als 11.600 Punkte. Man hätte sein Vermögen in dieser Zeit also fast verdreifachen können – das taten zwar nur wenige, aber die Zahl der Anleger legte trotzdem wieder zu. Und dann kam die Coronapandemie mitsamt Lockdown und es ging, dieses Mal von der Politik so gewollt, mit der Wirtschaft steil nach unten und mit den Kursen auch ganz gewaltig. Doch sie erholten sich noch schneller als 2008, im Gegensatz zur Wirtschaft. Die Deutschen eröffneten, vor allem online, so viele Depots wie selten zuvor. Offensichtlich ist den Leuten zunehmend bewusst, dass Aktieninvestments kurzfristig zwar mit merklichen Kursausschlägen nach oben und nach unten verbunden sein können, sich diese Schwankungen aber langfristig zugunsten einer attraktiven Rendite begrenzen. Der negative Trend der Vorjahre ist damit gebrochen und das Interesse der deutschen Bevölkerung an der Aktie wieder gestiegen. Das liegt mit Sicherheit auch an der Erkenntnis vieler Bürger, dass es auf lange Sicht keine Zinsen mehr für Geld auf dem Konto geben wird – im Gegenteil, es drohen sogar negative Zinsen.
Warum also dieses Buch? Wir wollen Mut machen und das Buch mit sieben Siegeln, das Börse für viele noch immer – oder wieder – bedeutet, ein wenig entzaubern. Ohne wirkliche Angst, damit die Büchse der Pandora zu öffnen, vielmehr wollen wir Ihnen einen höchst spannenden, aber auch sehr komplexen und ganz wesentlichen Bereich unseres Wirtschaftslebens vorstellen und sozusagen zum Eintreten in das Gasthaus zur Börse auffordern. Wir werden Sie nicht an die Hand nehmen und Ihnen zeigen, wo Sie sich hinsetzen müssen, und sagen, was Sie essen sollen. Nein. Sie sind erwachsen. Sie wissen selbst, dass es nicht reicht, ein Buch über Klettern zu lesen, um dann hurtig die Eiger-Nordwand zu besteigen. Wir versprechen Ihnen auch nicht, nach der Lektüre dieses Buches reich zu werden wie Warren Buffett – das kann nämlich niemand (versprechen und einlösen), auch wenn es manche mit reißerischen Buchtiteln immer wieder versuchen. Ziemlich klar, wer da reich werden will! Viele der berühmten Gurus an der Börse haben wohl mehr Geld mit ihren Ratschlägen verdient als tatsächlich selbst an der Börse erhandelt.
Bleibt die letzte Frage zu klären: Warum hatten wir, die Chefin einer großen deutschen Börse und ein Wirtschaftsjournalist gemeinsam ein Buch über die Börse in Angriff genommen? Eine Börsenchefin, die mitten im arbeitsreichen Börsenalltag steckte und sich durchaus anderes vorstellen konnte, als in der Freizeit auch noch darüber zu schreiben, und ein Wirtschaftsjournalist, der aus Gründen der Unabhängigkeit keine Aktien halten durfte? Warum also haben wir dieses Buch geschrieben, gemeinsam?
Nun, es hat Spaß gemacht, gemeinsam zu arbeiten, die eine von innen, der andere von außen das merkwürdige Ding zu betrachten, was sich da Börse nennt und immer wieder neu fasziniert und lockt und schreckt. Inzwischen ist es umgekehrt: Der damals von außen berichtete, ist inzwischen »Insider«, die mit der Innensicht widmet sich der Aktie jetzt von außen, beide versuchen aber mit gleichbleibender Intension, das Buch aktuell zu halten. Denn bei allen hochkomplexen und finanzmathematischen Berechnungen von gegenwärtigen und zukünftigen Kursen, die Börse bleibt unberechenbar, lebt von Stimmungen, löst von Euphorie bis Panik ein breites emotionales Spektrum aus – nach neuesten Theorien der Hirnforschung führt der Kauf von Aktien sogar zu Hochgefühlen, die wir sonst nur beim Sex oder dem Gebrauch von Drogen erleben. Nun, so weit wollen wir nicht gehen, hoffen aber trotzdem, dass das Vergnügen, das wir beim Schreiben hatten, auch bei den Lesern ankommt!
Wir wollten weder ein wissenschaftliches Buch schreiben – also erwarten Sie keine seitenlangen Zitate, einen seitenfressenden Fußnotenteil oder einen voluminösen Anhang – noch eine allzu platte Anleitung zur richtigen Geldanlage hinwerfen, die morgen schon wieder obsolet ist. Wir sind uns darüber bewusst, dass dies immer eine schmale Gratwanderung bedeutet, das heißt, dass die Gefahr besteht und bestand, auf beiden Seiten abzustürzen. So mag vieles dem einen Leser viel zu detailliert erscheinen, wollte er sich doch bloß einmal einen ersten Überblick verschaffen, der zweite mag denken, dass ihm genau zu diesem Spezialthema viel zu wenig ausgesagt sei. Damit müssen wir leben.
Wir halten uns und dieses Buch nicht für unfehlbar – auch wenn in einem Kapitel viel über Gurus geschrieben wird – und wir vertrauen auf Ihren gesunden Menschenverstand, den Sie weder beim Lesen noch und vor allem beim Handeln an der Börse vergessen sollten. Um an der Börse wirklich Erfolg zu haben und um alle Instrumente voll nutzen zu können, braucht es sehr viel mehr als nur die Lektüre eines Buches: Geduld, Ausdauer, Erfahrung und sehr, sehr viel persönliche Beratung und Anleitung. Nutzen Sie die Möglichkeiten dazu, die auch in diesem Buch vorgestellt werden. Denn eines ist klar, nur wer weiß, was er sucht, der findet auch eine Lösung, und nur wer kennt, was es alles gibt, kann das Beste für sich auswählen. Das könnte als Motto über dem Buch stehen!
Wenn wir einen Begriff einführen, schreiben wir das Wort
kursiv
.
E-Mail-Adressen und Webadressen erkennen Sie daran, dass sie als Hyperlink gedruckt sind. So wissen Sie stets genau, was Sie tippen müssen.
Jeder Autor wünscht sich, dass sein Buch von A bis Z, von Anfang bis Ende – oder, seien wir multikulturell, im Falle eines Falles auch von hinten nach vorne – gelesen wird. Aber die Welt ist schnelllebig, niemand hat mehr Zeit, richtig dicke Bücher werden nur noch in Form von Fantasy-Schnulzen oder über pubertierende Zauberlehrlinge gelesen. Deshalb ist dieses Buch modular aufgebaut, das heißt, Sie können sich auch einzelne Kapitel herausgreifen, die Sie besonders interessieren, ohne dass Sie die Kapitel davor verschlungen haben müssen, um überhaupt mitzukommen. Dem Leser, der das Buch tatsächlich von Anfang bis Ende und in einem Sitz liest und den unsere besondere Sympathie begleitet, mag so manches bekannt vorkommen, aber das ließ sich nicht vermeiden. Wir wollen hier lieber von Erinnerungen als von Wiederholungen sprechen!
Wenn Sie einen Kasten in diesem Buch finden, dann können Sie als eiliger und auf das Wesentliche konzentrierter Leser darüber hinwegsehen, denn hier werden vor allem historische Anekdoten oder auch Details vorgestellt, die nicht unbedingt nötig sind, um an der Börse als Anleger zu reüssieren!
Der Leser hat immer recht. So viel ist klar. Dann können wir ja erwähnen, wie wir uns den Leser dieses Buches vorstellen, töricht hin, weise her. Wann also sollten Sie dieses Buch lesen?
Wenn Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, Aktien zu kaufen, aber es Ihnen dann doch irgendwie mulmig wurde.
Wenn Sie zwar einen Investmentfonds für die Altersvorsorge besitzen, aber nicht recht wissen, ob das Geld wirklich gut angelegt ist, und gerne mehr darüber erfahren würden.
Wenn es Sie nervt, dass die Laune vieler Ihrer Freunde vom Steigen und Sinken der Börsenkurse mehr beeinflusst wird als von Ihren Kochkünsten und Sie nach dem Essen nicht mitreden können.
Wenn Sie Ihrer Tageszeitung eine voluminöse Derivate-Beilage entnehmen und nicht im Mindesten wissen, um was es dabei geht, es Sie im Prinzip aber schon interessieren würde.
Wenn Sie zwar ein paar Aktien besitzen, Sie aber das Gefühl umtreibt, Ihr Geld eigentlich noch besser anlegen zu können, wenn Sie nur wüssten, wie.
Dieses Buch geht vom Handelsplatz Börse aus und zeigt Ihnen dann, was dort eigentlich alles gehandelt wird, gibt Ihnen einen Überblick über die notwendigen Informationen zum Handeln und schließlich die möglichen Techniken und Strategien für Ihr Handeln an die Hand.
Bevor Sie sich Gedanken darüber machen können, in welche Investments Sie Ihr Geld anlegen wollen, ist es nützlich zu wissen, wie eine Börse überhaupt aufgebaut ist und was dort wer so alles treibt. Warum bewegen sich eigentlich überhaupt die Kurse an den Börsen, von welchen Dingen werden sie beeinflusst, wie kann man sich darauf einstellen? Und warum bewegen sich die Kurse plötzlich nach unten, verharren im Keller und die Wirtschaftsweisen sprechen von Krise? Und zuletzt, nicht jeder Anleger ist gleichermaßen für jede, manchmal sehr riskante Form der Investition geeignet, insofern gilt es, sich Gedanken über das eigene Verhalten, die Beziehung zum Geld und die Lebenssituation, in der man sich gerade befindet, zu machen.
Der zweite Teil zeigt Ihnen die Investitionsmöglichkeiten, die Ihnen Börsen anbieten. Zuerst und vor allem natürlich Aktien, die Königsklasse des Kapitalmarktes. Aber auch hier gibt es große Unterschiede, Aktie ist nicht gleich Aktie, wo lauern Chancen, wo gilt es, Vorsicht anzumelden? Nur für Fortgeschrittene könnte über den Kapiteln zu Derivaten und Zertifikaten stehen, die zwar wie wild ins Kraut schießen und von den Banken als Herausgebern heftig beworben werden, die aber keinesfalls so harmlos sind, wie sie sich oftmals geben.
Für Anleger mit höherem Sicherheitsbedarf bietet die Börse durchaus auch weniger riskante Anlagealternativen, die trotzdem nicht langweilig zu sein brauchen und auch auf der Renditeseite nicht zu verachten sind. Rentenpapier hört sich zwar nicht sehr sexy an, aber auch bei festverzinslichen Anleihen sind durchaus Kurssteigerungen möglich. Wie und warum und für welche Sie sich entscheiden könnten, behandelt dieser Teil.
Wer nicht selbst mit Aktien jonglieren will und wem reine Rentenpapiere zu wenig Gewinn bringen, der sollte sich mit Investmentfonds als Sammelbecken der verschiedensten Aktien und Wertpapiere auseinandersetzen. Doch auch hier ist Vorsicht und manchmal auch Skepsis angebracht, so bunt die Prospekte der Fondsgesellschaften auch werben. Aber es gibt so viele verschiedene Fonds und so viele Möglichkeiten, damit Geld anzulegen, dass sich für jeden Anleger etwas findet.
Heute ist es weniger schwierig, an Informationen heranzukommen, als vielmehr, den Überblick zu behalten, die richtigen aus der Fülle herauszufiltern. Wir geben Ihnen in diesem Teil ein paar Tipps dazu und stellen Ihnen dann die wichtigsten Analysemöglichkeiten vor, mit denen Sie künftige Entwicklungen an den Börsen der Welt besser einschätzen können. Ob’s nur Kristallkugeln sind? Auf der Basis dieser Analysen und jeder Menge gesunden Menschenverstandes können Sie dann Strategien entwickeln, wie Sie an der Börse vorgehen, um möglichst stabile Renditen zu erzielen.
Der Top-Ten-Teil stellt noch einmal kurz und übersichtlich Börsenweisheiten vor, an die sich schon Generationen von Anlegern (nicht) gehalten haben, typische Psychofehler, die es zu vermeiden oder wenigstens zu erkennen gilt, die bekanntesten Gurus und schließlich ein paar Steuertipps, wenn sie der Gesetzgeber nicht mal auf die Schnelle wieder zurücknimmt, verändert, über den Haufen wirft.
Die Symbole sollen Ihnen auf einen Blick sagen: Hallo, hier gibt es einen weitergehenden Tipp, dieses gilt es besonders zu beachten, hier ist Vorsicht geboten und jenes ist nicht wirklich wichtig, aber ganz nett zu wissen.
Hier geht es um Passagen, die für ganz Genaue (Juristen, Mathematiker, Zahnärzte?) noch einmal Tieferschürfendes vorbringen, von eiligen Lesern aber auch gerne überlesen werden dürfen.
Gibt kleine Histörchen oder auch Aktualitäten wieder, die vielleicht auch einmal zum Schmunzeln anregen können, die Sie aber nicht benötigen, um auf dem Parkett Erfolg zu haben und Verluste möglichst zu meiden!
Die Börse ist und bleibt ein gefährliches Terrain, das wollen wir gar nicht verschweigen. Insofern gilt es bei manchen Dingen besonders vorsichtig zu agieren und am besten noch den Rat eines Fachmannes hinzuzuziehen. Immer wenn Sie dieses Zeichen sehen, sollten Sie Vorsicht walten lassen.
Börsen sind zwar gefährlich, bieten aber auch große Chancen. Wenn Sie dieses Symbol sehen, wollen wir Ihnen einen Tipp geben, wie Sie am besten handeln oder was Sie besser vermeiden sollten.
Wir müssen es zugeben: Das Buch ist schon ziemlich dick. Aber manche Themen sind so umfangreich, dass darüber selbst komplette Bücher geschrieben worden sind. Natürlich hoffen wir, dass Sie das Buch von vorn bis hinten lesen. Aber für eilige Leser haben wir extra ein detailliertes Inhaltsverzeichnis und einen ausführlichen Index angelegt. Wenn Sie sich also nur für ein bestimmtes Thema interessieren, dann schauen Sie in den Index und suchen Sie die Stellen, an denen dieser Punkt im Buch behandelt wird, und lesen Sie lediglich diese Stellen. Über das Inhaltsverzeichnis finden Sie schnell die Themen, über die Sie sich informieren wollen oder über die Sie schon immer mal etwas mehr wissen wollten.
Und jetzt bleibt uns nur noch, Ihnen viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim Handeln zu wünschen.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Bevor Sie darüber entscheiden, ob Sie Ihr ganzes Vermögen in Aktien investieren, mit Rohstoffen spekulieren oder doch lieber auf Nummer sicher gehen wollen, sind ein paar grundlegende Informationen über die Börse nötig. Schließlich können Sie dort nicht einfach einkaufen wie im Supermarkt. Wer dort was und wie treibt, erfahren Sie in diesem Teil und erhalten damit das Grundlagenwissen für Ihre Geldanlage.
Interessant ist für Sie sicherlich auch das Kapitel über die Finanzkrise: Wie kam es dazu? Und was können wir aus der Vergangenheit lernen?
Aber schließlich geht es um Ihre ganz persönliche Investition und deshalb ist es für Sie wichtig, sich selbst richtig einzuschätzen. Frei nach dem Motto: »Welches Risiko hätten Sie denn gerne?« Wir helfen Ihnen bei diesen Überlegungen zur Selbsteinschätzung, nicht nur zu Ihrem Risikoprofil, sondern auch zu Ihrer jeweiligen Lebenssituation und damit zu Ihrem Anlagehorizont. Tenor von diesem Teil: Sind Sie bereit für die Börse?
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Tulpenzwiebeln und Pfeffersäcke: wie alles begannHektik und Computer: wie eine Börse heute funktioniertSchrott und dicke Luft: was man an Börsen so alles handeln kannRauf und runter: was der Index aussagtWo und wann auch immer Menschen sich trafen, miteinander palaverten und dem einen gefiel, was der andere hatte, und umgekehrt, da entstanden Handelsplätze, Warentauschbörsen. Gehen wir gedanklich einen Schritt weiter und lassen die Waren einfach daheim und handeln nur noch mit Rechten an diesen Waren, dann sprechen wir von einer echten Börse. Weil die Waren am Handelsort ja nicht real vorhanden sind, müssen sich Käufer und Verkäufer darauf verlassen können, dass alles mit rechten Dingen zugeht, dass es eine unparteiische Aufsicht gibt. Außerdem brauchten Unternehmen für große Projekte und weitreichende Investitionen viel Geld und so holten sie sich Aktionäre mit an Bord, die zahlten. Es entstanden die Aktiengesellschaften – früher oft Eisenbahnunternehmen oder Reedereien – und mit ihnen eine weitere Variante des Börsenhandels: Aktien für die private Wirtschaft, mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Bis heute! Aber die Börsen haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert, an vielen Börsen herrscht kein reges und lautes Treiben vor großen Kurstafeln mehr, sondern die Elektronik und das Internet haben längst Einzug gehalten. Die Händler sitzen nun still vor ihren Bildschirmen. Und zwar längst nicht nur beim Handel mit Aktien, sondern auch bei Terminkontrakten, Schweinehälften oder Emissionsrechten. An den Börsen wie der New Yorker Wall Street oder in Frankfurt am Main existiert aber nach wie vor ein Handelssaal, in dem sich Händler tummeln und Geschäfte abschließen, die aber vor allem als Kulisse fürs Fernsehen dienen.
Als der Mensch noch alles, was er zum Essen und Leben brauchte, selbst erlegte und fing, benötigte er keine Börsen. Aber sobald die Menschen erkannten, dass es Vorteile hat, wenn jeder das herstellt, was er am besten kann, und man für die eigenen Produkte andere Güter eintauschen wollte, musste man sich treffen, miteinander sprechen, handeln. Börsenplätze entstanden, auch wenn noch keiner das Wort kannte. Plätze, an denen Angebot und Nachfrage direkt aufeinandertreffen, Käufer und Verkäufer miteinander handeln. Der Preis der Produkte, egal ob mit Muscheln, Ringen oder in Dollar bezahlt, richtet sich nach dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage.
Jeder Markt, auf dem ein Händler seine Produkte feilbietet und je nach Nachfrage mit den Preisen jongliert, stellt faktisch eine Börse dar. So verwenden wir das Wort ja auch, wenn wir etwa von einer Briefmarkenbörse oder Reklamebörse (wo alte Email-Reklameschilder gehandelt werden) sprechen und eher so eine Art Messe meinen. Aber erst wenn die Ware nicht wirklich real am Ort des Handelns vorliegt, handelt es sich tatsächlich um eine Börse in der uns interessierenden Bedeutung. Das setzt aber voraus, dass die einzelnen Waren direkt vergleichbar sind, ob in Güteklassen sortiert (etwa bei Kaffee- oder Getreidebörsen, den sogenannten Warenbörsen) oder per Papier (bei Wertpapierbörsen) zertifiziert. Es braucht einen hohen Organisationsgrad, eine strikte Überwachung und ein von allen Parteien akzeptiertes Regelwerk, damit der Handel mit diesen nicht vor Ort befindlichen Objekten in geregelten Bahnen verlaufen kann.
Börsen, wie wir sie heute erleben, entwickelten sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts, vor allem als für langfristige Projekte ein hoher Geldbedarf gedeckt werden musste und dazu immer mehr Aktiengesellschaften gegründet wurden.
Bereits 1409 errichtete die belgische Stadt Brügge die erste Börse. Hier trafen sich die damals wichtigsten Kaufleute – oftmals Italiener – zum Handel, denn damals war Brügge noch über den kleinen – inzwischen versandeten – Fluss Zwyn mit dem Meer verbunden und ein Zentrum des Welthandels. Das Beispiel machte Schule, aber es brauchte mehr als hundert Jahre, bis in Deutschland 1540 die Börsen in Augsburg und Nürnberg, 1585 auch in Frankfurt, folgten. Alle drei Städte waren bedeutende Handelsstädte dieser Zeit, man denke nur an die berühmte Familie Fugger in Augsburg. Gehandelt wurden jedoch keine Aktien, sondern Wechsel oder Kuxe, also Anteile an Bergwerksgesellschaften.
Doch die Stadt, die die wohl spektakulärste Börse – und gleich den ersten Börsencrash – erlebte, war Antwerpen. Antwerpen galt als ein Zentrum für Gewürze aus aller Welt. In den 1630er-Jahren wurde hier ein schwunghafter Handel an der Börse begonnen: mit Tulpenzwiebeln. Denn eine Zwiebel sieht mehr oder weniger wie die andere aus, es kommt schließlich darauf an, was dabei rauskommt! Tulpenzwiebeln waren damals der Renner, denn noch waren diese Blumen relativ selten. Jedermann fing plötzlich an, mit Tulpenzwiebeln zu spekulieren, ganz ähnlich wie vierhundert Jahre später am Neuen Markt in Deutschland mit Aktien von Unternehmen. Leider platzte schon damals die Spekulationsblase, denn wenn plötzlich jeder mit Tulpenzwiebeln handelt, aber keiner sie mehr kaufen möchte, dann ist es aus mit den hohen Preisen. 1637 kam es sozusagen zum ersten Tulpenzwiebelbörsencrash. Man schätzt, dass kurz vor dem Crash in heutiger Währung bis zu 50.000 Euro für eine einzelne seltene Knolle bezahlt wurden, das konnte auf Dauer nicht gut gehen!
Die Grunddefinitionen einer Börse waren und sind einfach: ein organisierter Handelsplatz, an dem Kauf- und Verkaufaufträge abgewickelt werden, die Transaktionen. Ob es sich dabei um Wertpapiere, Aktien, Renten oder eben Tulpenzwiebeln handelt, ist egal, wichtig ist nur, dass die Produkte am Handelsplatz nicht physisch vorhanden sind und austauschbar sind.
Es existiert also ein festes Datum für den Beginn des Börsenzeitalters. Schwieriger zu beantworten ist die Frage, woher das Wort Börse eigentlich kommt. Die einen sagen, es leite sich vom lateinischen bursa über das griechische byrsa für Geldtasche her. Andere meinen jedoch, der Begriff rühre von einem alten, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gebäude in Brügge her, das den Namen van der Beurse trug und in dem sich Kaufleute getroffen hätten. Den Namen hatte das Gebäude von dem auf der Fassade prangenden Wappen, in dem drei Geldbeutel zu erkennen waren. Insofern ist es Jacke wie Hose, das Wort Börse hat auf jeden Fall mit Geldbeutel, oder vielleicht besser mit der Tatsache, dass man Geld im Sack hat, zu tun.
Die erste Aktiengesellschaft der Welt ging auf die Idee einiger »Pfeffersäcke« aus den Niederlanden zurück. Am 20. März 1602 schlossen sich niederländische Fernkaufleute zusammen, um Pfefferhandel mit Ostindien zu betreiben. Sie gründeten die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC), die erste Aktiengesellschaft in der Geschichte. Die Besitzer der Gesellschaft wurden in einem Aktienbuch erfasst. Die Vereinigte Ostindische Compagnie war nicht nur das größte Monopol der Zeit, sie war auch ihre eigene Börse. Schon nach zwanzig Jahren verzeichnete der Kurs der Aktien einen Zuwachs von 300 Prozent. 1720, an der Spitze der Spekulationsphase, lag er sogar bei 1200 Prozent. Wohl dem, der damals verkaufte, denn ab da ging es durch Missmanagement und Fehlkalkulationen stetig bergab, 1799 musste die Gesellschaft Konkurs anmelden. Aber: Die älteste Originalaktie der Welt, ein Anteilschein der Vereinigten Ostindischen Compagnie, ausgestellt am 27. September 1606, hängt in der Börse Amsterdam und ist mit 1 Million Gulden versichert – heute etwa 450.000 Euro. In Privatbesitz befindet sich noch eine weitere VOC-Aktie von 1606.
Jetzt wissen Sie, woher der Name Börse kommen (könnte) und dass in Antwerpen mit Tulpen gehandelt wurde, aber was wurde denn an diesen alten Börsen überhaupt sonst so gehandelt? Tatsächlich gab es anfangs noch keine Aktiengesellschaften, die erste wurde erst 1602 zum Zwecke des Ostindienhandels gegründet. Haupthandelsgut der damaligen Börsen in den reichen Handelsstädten waren festverzinsliche Papiere von Unternehmungen, Staatsanleihen, die von den Herzögen, Königen und dem Kaiser ausgegeben wurden. Manchmal durchaus riskant, denn auch damals konnten ganze Königreiche hoch verschuldet in die Pleite schlittern.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts begann die große Zeit der Aktiengesellschaften. Ausschlaggebend dafür waren die Industrialisierung und der Eisenbahnbau, denn um auf großem Fuße zu produzieren, genügend Kohle für die benötigte Dampfkraft herbeizuschaffen oder weite Bahnstrecken zu schlagen, brauchte es verdammt viel Geld. Geld, das ein Einzelner gar nicht mehr auftreiben konnte und das man daher von vielen Personen, den Aktionären, einsammelte. Geködert wurden die Aktionäre durch die Aussicht auf zukünftige Gewinne, da hat sich bis heute nichts geändert.
Die erste Aktie an der Frankfurter Börse wurde 1820 gehandelt (ausgerechnet ein Papier der Österreichischen Nationalbank). Um 1900 existierten in Deutschland mehr als 4.500 Aktiengesellschaften, noch vor dem Ersten Weltkrieg spülte der Gründerboom mehr als 500 weitere Unternehmen an die Börse.
Durch eine Änderung des Börsengesetzes vom 28. Dezember 1921 durften erstmals auch Frauen die Börse aufsuchen!
Der schwunghafte Aktienhandel wurde durch den Ersten Weltkrieg nur kurz unterbrochen, danach begann der Boom der Goldenen Zwanzigerjahre. Nicht nur die Kultur erlebte eine Blütezeit, auch die Industrialisierung, insbesondere in den USA, schritt mit Siebenmeilenstiefeln voran. Das T-Modell von Ford lief vom Band und sollte jeden Bürger mit einem eigenen Auto versorgen. Doch wie immer, wenn alle von der Börse profitieren wollen, ging es auch dieses Mal schief, der Börsencrash von 1929, der wohl am längsten nachwirkende Zusammenbruch erst der amerikanischen, dann der europäischen Börsen, bereitete dem Kursrennen ein abruptes Ende.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sich die USA zu der weltweiten Wirtschaftsmacht etabliert. Hier entwickelte John Ford das erste Förderband, jeder sollte sein eigenes Auto bekommen, die Wirtschaft boomte wie nie. Die Kurse der Aktien an der Börse kletterten in schwindelerregende Höhen, da jedermann dachte, alles wird besser, teurer, größer, schöner …
Immer mehr Amerikaner, gerade auch Kleinanleger, fingen an, wie wild zu spekulieren, und zwar oft auf Pump. Da damals nur etwa 20 Prozent der tatsächlichen Kurswerte bei den Maklern auch als Sicherheit hinterlegt werden mussten, war dies zuerst kein großes Problem. Am Vormittag des 24. Oktober schließlich geschah, was Pessimisten längst vorausgesagt hatten: Die Kurse an der Wall Street fielen, erst langsam, dann lawinenartig immer schneller. Es begann übrigens an einem Donnerstag, der berühmte »Schwarze Freitag« ließ die Kurse nur noch weiter absacken, vor allem an den Börsen in Europa. Nach einer nur kurzfristigen Erholung sanken die Aktienkurse in den USA – und im Gefolge weltweit – bis 1933 weiter ab, auf etwa 25 Prozent des Wertes von vor dem Crash!
Bis heute ist nicht wirklich klar, was der tatsächliche Auslöser für den plötzlichen Kurssturz war. Lassen wir den Börsen-Altmeister André Kostolany (1906 – 1999) kurz zu Wort kommen, denn er hat den unschätzbaren Vorteil, dass er damals dabei gewesen war: »Die Katastrophe platzte urplötzlich wie eine Naturkatastrophe mitten in eine Atmosphäre wirtschaftlicher Euphorie, die teilweise von der amerikanischen Regierung, Präsident Hoover, künstlich aufrechterhalten wurde.« Das kommt uns, einige Finanzkrisen weiter, heute irgendwie bekannt vor.
Am eindringlichsten verdeutlichen ein paar ausgewählte Aktienkurse den tiefen Sturz von 1929: Das Papier der New-York-Central-Eisenbahn fiel von 216 Dollar 1929 auf 5 Dollar 1932, General Motors fielen von 92 Dollar auf 4,50 Dollar – mussten damals aber nicht vom Staat aufgefangen werden –, Chrysler von 135 Dollar auf 5 Dollar und General Electric von 220 Dollar auf 20 Dollar.
Doch auch der tiefe Sturz von 1929 blieb Episode, die Börsen erholten sich wieder und nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges trat auch Deutschland wieder als ernst zu nehmender Finanzplatz in Erscheinung. Bis 1956 allerdings war in Deutschland der Kauf ausländischer Wertpapiere verboten, ab dann aber begann der sprunghafte Aufstieg der Börse Frankfurt. Die Stadt entwickelte sich zum Kapitalzentrum des Wirtschaftswunderlandes Deutschland. Bis heute haben sich dennoch neben Frankfurt die Regionalbörsen und Börsen-Zusammenschlüsse Berlin, München, Stuttgart sowie Hamburg-Hannover-Düsseldorf behauptet und mit der in Berlin angesiedelten Privatanlegerbörse Tradegate kam sogar noch eine neue Börse hinzu.
Der revolutionärste Schritt an den Börsen war die Einführung des Computerhandels. Das heißt, heute sorgen nicht mehr nur die Börsenmakler – natürlich unterstützt von viel Computertechnologie – für die optimale Preisfindung der Aktien aus Angebot und Nachfrage, mancherorts tut dies der Computer auch alleine.
Börsen sind öffentlich-rechtliche Institutionen, die von ganz normalen, privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen getragen werden. Deshalb müssen auch Börsen Gewinne erzielen und um ihre Kunden werben, also um Sie, den Anleger! Da es in Deutschland mehrere Börsen gibt, treten sie auch in direkte Konkurrenz miteinander, wieder sehr zum Vorteil für Sie als Anleger. Denn auch bei Börsen gilt: Es ist nicht egal, wo ich einkaufe.
Öffentlich-rechtliche Institutionen erfüllen auch hoheitliche Aufgaben, so vergeben Industrie- und Handelskammern oder die Handwerkskammern etwa Gesellenbriefe und Meistertitel. Im Falle der Börse ist das beispielsweise die Zulassung der Wertpapiere zum Handel, wenn ein Unternehmen neu an die Börse geht oder eine Anleihe begibt oder wenn Finanzinstitute Wertpapiere ausgeben. Börsen können aber auch Aktien zeitweise vom Handel aussetzen, wenn ein Unternehmen etwa gerade verkauft wird oder ein Konkurs ansteht oder sich ein ganzes Land in Zahlungsschwierigkeiten befindet, wie etwa als im Juli 2015 die griechische Börse geschlossen blieb, oder auch den Handel mit einem Papier endgültig einstellen.
Zur Vereinfachung stellen Sie sich eine Börse wie ein großes Gebäude mit vielen Säulen vor. Das vornehme Piano nobile, das obere Stockwerk, übt die öffentlich-rechtlichen Funktionen aus. Ihre Säulen bestehen, um einmal die Organisation der Börse München als Beispiel zu nehmen, aus dem Börsenrat, der Geschäftsführung, der Handelsüberwachung und dem Sanktionsausschuss. Das Fundament aber, das Erdgeschoss, bildet der privatrechtliche Träger, heute eben meist eine Aktiengesellschaft. Als Sockel dienen, wie bei jeder anderen Aktiengesellschaft auch, die Hauptversammlung, der Aufsichtsrat, der Vorstand und die Mitarbeiter. Hier wird das Marketing gemacht, über neue Geschäftsfelder nachgedacht, an einer permanenten Verbesserung der Handelssysteme gefeilt, aber auch das Personal eingestellt und es werden Investitionen getätigt. Einen anschaulichen Überblick über die Struktur der Börse München gibt Abbildung 1.1.
Bei der Deutschen Börse in Frankfurt fungiert als privatwirtschaftlicher Träger der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) die Deutsche Börse AG mit dem Tochterunternehmen EUREX, das für abgeleitete Wertpapierformen wie Optionen und Futures, also den Terminhandel, zuständig ist (dieses Thema können Sie in den Kapiteln 5 und 6 vertiefen). Auch Clearstream, die Einheit für die Abwicklung der Wertpapiere, und die Deutsche Börse Systems, die weltweit Computerhandelssysteme entwickelt und betreibt, gehören dazu, genauso wie XETRA, das elektronische Handelssystem, das von der Deutsche Börse AG betrieben wird.
Abbildung 1.1: Die Struktur der Börse München
Als es an den Börsen der Welt noch laut und hektisch zuging, war es eine spannende Angelegenheit, auf der Galerie als Zuschauer die vielen Makler und Händler zu beobachten. Eingezwängt zwischen Schulklassen, eifrigen Studenten und aktieninteressierten Pensionären konnte man da hautnah mitfiebern, wenn einer mit hochrotem Kopf und Schweißperlen auf der Stirn quer durch den Raum nach seinen Orders brüllte. Präsenzbörse oder Parketthandel wird dies genannt und noch immer bezeichnet man die Börse auch gerne als »Parkett«, auf dem Ungeübte ins Rutschen kommen können.
Heute sitzen aber an vielen Börsen nur noch einige Dutzend Herren und (noch immer sehr wenige) Damen vor ihren Bildschirmen und bewegen die Milliönchen – doch ob es Euro oder Spielzeugelefanten sind, lässt sich nicht erkennen. Die Börse hat sich total gewandelt, aber anschaulicher ist sie nicht geworden. Weder das hektische Gefuchtel der Makler noch das stumme Stieren in den Bildschirm kann den wahren Börsenhandel veranschaulichen. Es ist aber ein schlagender Vorteil, wenn Sie als Anleger wissen, was da an der Börse eigentlich so gemacht wird.
Was passiert konkret an der Börse? Nach theoriegeladenem Juristendeutsch finden an der Börse zweiseitige Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäfte statt, bei denen sich die Parteien über Art, Menge und Preis der betreffenden Wertpapiere einigen. Profaner ausgedrückt: Ein Käufer erhält die von ihm gewünschten Aktien in sein Depot gebucht, eine Art Konto, das er bei seiner Bank eingerichtet hat. Im Gegenzug wird ihm der Kaufpreis abgezogen. Der Verkäufer wiederum veräußert seine Wertpapiere über einen Bankberater, telefonisch oder online über Internetbanking. Die Bank leitet den Auftrag an die Börse weiter (Routing). Der Verkäufer erhält den Verkaufspreis auf seinem Konto gutgeschrieben, die Aktien im Depot abgezogen, also ausgebucht. Das heißt, auch wenn Sie online Ihre Orders eingeben und in Sekundenschnelle die gewünschten Aktien erhalten, steht zwischen Ihnen und der Börse immer noch die ausführende Bank!
Die für Sie wichtigste Börse ist die Wertpapierbörse, an der Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und sehr viele Produkte, die sich um diese Papiere ranken, gehandelt werden.
Die Papiere können ausgetauscht werden, weil sie exakt vergleichbar, juristisch »vertretbar« sind, sonst gibt's Streit.
Die gehandelten Papiere befinden sich nicht real auf dem Börsenparkett, sonst wird's eng.
Die Transaktionen laufen nach immer demselben Ritual ab, heute überwiegend elektronisch, sonst wird's unübersichtlich.
Es gibt, wie bei Studentenverbindungen, genau bestimmte und definierte Bräuche, die »Usancen«, sonst wird's chaotisch.
Der Handel findet an bestimmten, fest definierten Börsenplätzen und zu festen Zeiten statt, sonst trifft man sich nicht.
Börsen haben eine reine Marktfunktion, das heißt, hier findet keine reale Wertschöpfung statt, sondern es wird nur eine marktgerechte, also möglichst faire Preisbildung durchgeführt. Die Makler rechnen die Preise abhängig von Angebot und Nachfrage aus und veröffentlichen sie über die Börsensysteme, aber sie machen diese Preise nicht aus dem hohlen Bauch heraus, sonst wär's Beschiss.
Der Handel findet nicht im Verschwiegenen statt, sondern es wird für Öffentlichkeit gesorgt, Transparenz geschaffen, sonst wird gemauschelt.
Heute nehmen Computer den Maklern die Arbeit der schnellen Kursfindung ab, also das Zusammenführen der Aufträge nach Art, Menge und Preis. Vorreiter des vollelektronischen Handels in Deutschland war die Deutsche Börse AG in Frankfurt. Ende 1997 führte sie den Handel auf der Computerbörse XETRA ein. Daneben existiert in Frankfurt immer noch erfolgreich die Frankfurter Wertpapierbörse mit dem System XONTRO, in dem weiterhin die Börsenmakler für die Kurse verantwortlich sind. Dieses System steht in direkter Konkurrenz zu den anderen Präsenzbörsen in München, Stuttgart, Hamburg-Hannover-Düsseldorf und Berlin.
XETRA ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus Exchange Electronic Trading. Ziel bei der Einführung war es, den Handel schneller, billiger und transparenter zu gestalten. Weder auf XETRA noch bei allen anderen deutschen Börsen gibt es noch ein papierenes Orderbuch, in das Käufe und Verkäufe mit dem Stift eingetragen werden müssen. Die elektronische Auftragsabwicklung erleichtert es auch, die Kursfindung nachzuvollziehen.
XETRA ist allerdings weniger für Sie als Privatanleger bestimmt, sondern dient vielmehr den institutionellen Anlegern, den Banken und Versicherungen, als ideale Plattform. Privatanleger sind meist besser bei den Börsen aufgehoben, bei denen in teilcomputerisierten Systemen Börsenmakler weiterhin für die Kursfeststellung verantwortlich sind. Sie buhlen darüber hinaus im Wettbewerb um die Gunst der Anleger mit guten Konditionen und speziellen Ausführungsgarantien. Der XETRA-Handel in Frankfurt wird im Unterschied zum Parketthandel (8.00 – 20.00 Uhr) täglich kürzer durchgeführt (9.00 – 17.30 Uhr) und deshalb unterscheiden sich im Kurszettel der Zeitungen oftmals die Schlusskurse der Aktien von XETRA und Parkett – meist aber nur bei den Stellen hinter dem Komma!
Durch den zunehmenden Einsatz von Computern verloren die Börsen nicht nur viel von ihrem ursprünglichen Flair, gerade die regionalen Handelsplätze büßten auch viel von ihrem Umsatzanteil ein. So liefen im Juli 2020 mehr als 90 Prozent der Handelsumsätze über XETRA, während sich die restlichen knapp 10 Prozent auf die Börsenplätze Frankfurt (»Parkett«), Tradegate (Berliner Tochter der Deutschen Börse), Stuttgart, Hamburg-Hannover-Düsseldorf und Berlin sowie München mit den Börsenplätzen Börse München und gettex verteilen. Bei Aktien führte XETRA sogar mit fast 93 Prozent. Wichtig wird der Parketthandel aber immer bei kleineren Werten mit wenig täglichem Handelsumsatz bleiben, weil hier die Makler für die notwendige Liquidität sorgen. Selbstverständlich geht heute auch im Parketthandel nichts mehr ohne Computer. Er wird eingesetzt, um die Kundenaufträge von außerhalb des Börsenparketts unmittelbar in das Orderbuch des Maklers (Skontroführers) einzustellen und die ausgeführte Order abzuwickeln. Auch bei der Preisfeststellung nutzt der Skontroführer den Computer.
Wenn Sie glauben, dass wir die Fachausdrücke nicht richtig draufhaben und es Skontoführer heißen müsste, schauen Sie im Abschnitt »Ausgemakelt« nach.
Wie beschrieben gibt es neben XETRA in Deutschland die Besonderheit mehrerer konkurrierender (Regional-)Börsen, die zum Teil wiederum eigene Handelssysteme entwickelt haben.
Die Regionalbörsen in Deutschland behaupten sich im Wettbewerb, trotz der dominanten Stellung der mächtigen und börsennotierten Deutsche Börse AG. Die Börsen buhlen vor allem um Sie, den Privatanleger, insofern lohnt es, zu vergleichen. Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, bei welcher Börse Sie Ihre Aktien ordern und Ihre Verkäufe in Auftrag geben wollen, hier eine kurze Übersicht über die Börsenszene in Deutschland, die allerdings nicht erschöpfend sein kann. Sie können sich nähere Informationen auf den Websites der Börsen holen (in Kapitel 12 finden Sie die Internetseiten unter »Börsengeflüster« einzeln aufgeführt).
Die Berliner Börse heißt seit Juni 2007 nur noch Börse Berlin als Dachmarke für die Aktiengesellschaft wie für die öffentlich-rechtliche Börse. Die Börse Berlin kooperiert mit der in London ansässigen Equiducts und im Oktober 2019 hat die Tradegate Exchange GmbH die Börse Berlin AG übernommen. Der Zusatz Bremer Börse – die Hauptstädter waren 2003 eine Liaison mit den Hansestädtern eingegangen – fiel ersatzlos weg. Mit Equiducts vereinigt Berlin unter einem Dach zwei Marktplätze: Neben dem Handelssystem XONTRO, das alle deutschen Parkettbörsen gemeinsam betreiben, steht ihr noch das vollelektronische Handelssystem ETS zur Verfügung. Start war im Juli 2009. Die Börse Berlin hat sich auf Investmentfonds spezialisiert und ein eigenes Segment, FondsPlus, geschaffen. Sie handelt über 3.750 dieser Anlageprodukte zu humanen Ordergebühren und einem sehr geringen Unterschied von An- und Verkaufspreis von nur 1 Prozent (Spread).
Außerdem ist die Berliner Börse auf internationale Aktien ausgerichtet mit den Länderschwerpunkten USA, Osteuropa, China, Australien und auch Türkei – insgesamt etwa 10.000 Aktien aus 120 Ländern. Eine gute Nase bewies die Berliner Börse, als sie vor allen anderen die Aktien des US-Unternehmens Microsoft handelte – 1991, noch bevor Windows (mit der Version 3.1) seinen Siegeszug an allen Büro- und Heimcomputern antrat! Die ausländischen Aktien werden alle im Freiverkehr gehandelt, egal ob es sich um US-Titel handelt, die im wichtigen Technologie-Index NASDAQ geführt werden, oder um unbekannte Titel aus Osteuropa. Als logische Ergänzung bietet die Börse Berlin Fremdwährungsanleihen, nicht wenige als einziger Börsenplatz.
Eine Liaison ging 1999 die 1558 gegründete Hamburger Börse mit der 1785 in Hannover entstandenen Börse ein. Die Doppelbörse unter der Trägergesellschaft BÖAG Börsen AG hat sich 2019 mit der Börse Düsseldorf zum Börsentrio erweitert. Die drei Börsen wenden sich speziell an Privatanleger und haben noch zwei eigene Regionalindizes mit unternehmerischen Dickschiffen aus Niedersachsen (NISAX)und Hamburg (HASPAX)