Alexander der Große - Ulrich Offenberg - E-Book + Hörbuch

Alexander der Große E-Book und Hörbuch

Ulrich Offenberg

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Beschreibung

Als Alexander 323 v. Chr. in seiner Hauptstadt Babylon starb, erstreckte sich sein Reich von Illyrien im Westen bis Kaschmir im Osten. Sein Herrscherleben war ein einziger 30.000 Kilometer langer Feldzug. Sein Ruhm überstrahlte Jahrtausende, seine Taten sind Legende: Alexander der Große schrieb Weltgeschichte, als er im Jahre 334 v. Chr. von Griechenland nach Asien übersetzte und den persischen Großkönig Dareios in den drei Schlachten am Granykos, bei Issos und in Gaugamela vernichtend schlug. In Ägypten gründete er Alexandria und stieß mit seinen mazedonischen Truppen bis ins ferne Indien vor. Das Reich, das er schuf, reichte von der Donau bis zum Indus, vom persischen Golf bis ans adriatische Meer. Auf dem Höhepunkt seiner Macht starb der unwiderstehliche Eroberer, der sich als Gott huldigen ließ, im jugendlichen Alter von 33 Jahren an einem mysteriösen Fieber in Babylon. Seine Nachfolger vermochten das gewaltige Erbe nicht zu bewahren. Alexanders Vision von einem vereinigten euroasiatischen Reich ging in der blutigen Rivalität der Diadochen unter.

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Seitenzahl: 92

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Zeit:2 Std. 25 min

Sprecher:Achim Höppner
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Geschichts-Daten

356 v. Chr.:

Geburt Alexander des Großen

343:

Bestellung von Aristoteles als Lehrer

338:

Erste Schlacht (Chaironeia)

336:

Ermordung von Vater Philipp, Alexander wird König der Makedonen

335:

Eroberung Thebens

334:

Beginn des Perserkrieges Schlacht am Granikos

333:

Eroberung Gordions Schlacht bei Issos

332:

Eroberung von Tyros Gründung Alexandrias

331:

Eroberung von Ägypten Schlacht bei Gaugamela Einzug in Babylon Einzug in Persepolis

330:

Verfolgung und Tod des Dareios

329:

Marsch in den Hindukusch Heirat mit Rhoxane

328:

Mord an Kleitos

327:

Marsch nach Indien

326:

Alexander erreicht den Indus Schlacht am Hydaspes Alexander erreicht den Hyphasis Rückzug nach Persien

325:

Marsch durch die Wüste Rückkehr nach Persepolis

324:

Massenhochzeit in Susa Revolte in Opis Tod des Hephaistos

323:

Aufenthalt in Babylon Erkrankung Alexanders

11. Juni 323:

Tod Alexander des Großen Beerdigung im Glassarg in Alexandria

Inhaltsverzeichnis

Alexanders Jugend

Die Idylle in Makedonien

Die Schlacht von Chaironeia

Der Streit zwischen Vater und Sohn

Philipps Tod und Alexanders Machtübernahme

Die Eroberung Thessaliens

Das Treffen mit Diogenes

Die Vernichtung Thebens

Der Beginn des Perserkrieges

Das schwache Persien

Die Schlacht am Granikos

Der Gordische Knoten

Die Schlacht bei Issos

Die Belagerung von Tyros

Die Gründung Alexandrias

Die Entscheidungsschlacht von Gaugamela

Der Einzug in Babylon

König Alexander als Brandstifter

Der Tod des Dareios

Die Hofhaltung Alexanders

Der lange Marsch zum Hindukusch

Alexander tötet Kleitos

Das indische Abenteuer

Der Kampf gegen Poros

Der Rückzug aus Indien

Der Marsch durch die Wüste

Der Weg der Flotte

Die Massenhochzeit von Susa

Die Revolte

Das Ende

Letzte Ruhe in Ägypten

„Nur ganz wenigen Menschen wird der Vorzug zuteil, eine höhere Bestimmung als die bloße Existenz zu erleben. Nur wenige Menschen dürfen an der Seite eines großen Helden ferne Länder erobern und wilde Völker unterwerfen, märchenhafte Schätze erbeuten und in unbekannte Weiten vorstoßen, die bisher kein zivilisiertes Menschenauge gesehen.

Dieses Glück, unsterblichen Ruhm zu erfahren, schenkte uns Alexander, den die Nachwelt den Großen nennen wird. Ein Held, wie ihn die Welt bisher nicht gesehen. Ein Gott, den Herakles gezeugt hat in Olympias Schoße und den die Götter geliebt haben wie keinen zweiten und den sie früh, allzu früh, zu sich holten.

Wir, die gefürchteten Krieger Makedoniens, waren dabei, als Alexander die mächtigen Perser unterwarf, als er uns das sagenhafte Babylon zu Füßen legte und die Reichtümer Ägyptens. Wir kämpften an seiner Seite, als er die stolzen Meder, die kühnen Baktrier und wilden Saker besiegte. Er brach den Stolz der Uxier, der Arachosier und Drangianer. Wir waren Zeugen, mit welcher Macht er die wilden Parthier, Chorasmier und Hyrkanier längs des Kaspischen Meeres demütigte.

Mit ihm überstiegen wir den mit ewigem Schnee bedeckten Kaukasus, den Oxus und den Tanais. Wir hielten ihm die Treue, als er den Indus überquerte, wie nur der Gott Dionysos vor ihm. Wir standen treu zur Seite, als er den mächtigen König Poros niederwarf und die Maller und Oxydrater züchtigte. Wir durchschwammen den Hydaspes, den Akesines, auch den Hyraotis. Sogar den Hyphasis hätte er bezwungen, wenn wir, die kleinmütigen und heimatkranken Söhne Makedoniens, ihn nicht daran gehindert hätten.

Alexander war es, der mit uns durch die schreckliche Wüste Gedrosiens, die niemand vor ihm mit einem Heer durchquert hatte, heim nach Westen zog. Doch in Babylon, wo er den Scheiterhaufen für seinen verstorbenen Liebling Hephästion aufrichten ließ, erreichte ihn der Ruf der Götter. Ein verzehrendes Fieber warf unseren Helden auf das Krankenlager. Und als wir zornig begehrten, unseren geliebten König zu sehen, da wurde uns Einlass im Palast gewährt und wir Veteranen schritten in langer Reihe an unserem gottgleichen Herrscher vorbei.

Unser geliebter König reichte jedem von uns die rechte Hand, winkte uns mit den Augen den letzten Abschiedsgruß zu. Die Götter hatten ihm bereits den Mund versiegelt. Als die ruhmbedeckte Seele schließlich den leblosen Körper verließ, brach großes Wehklagen im Heere aus und die Sonne verfinsterte sich. Wir zogen betrübt und ohne Hoffnung zurück in die Heimat, um dort von den gewaltigen Heldentaten unseres großen Alexander zu berichten.“

So könnte der knappst mögliche Bericht eines Weggefährten Alexanders des Großen über dessen soldatisches Lebenswerk formuliert gewesen sein. Es waren seine Soldaten, die seinen Ruhm begründeten und die die sagenhaften Geschichten seiner Taten detailgenau der Nachwelt überlieferten. Und sie waren es, die ohne es zu wissen, Geschichte machten und den Mythos unbesiegbarer Jugend, des Genieglaubens und eines zu schnell verbrennenden Feuers in der westlichen Kultursphäre nachhaltig prägten.

Alexanders Jugend

Alexander, der Sohn von König Philipp von Makedonien, wurde im Juli 356 vor Christus in Pella, der Hauptstadt des makedonischen Reiches, geboren. Seine Mutter Olympias war eine Tochter des Königs Neoptolemos von Epeiros aus der Dynastie der Aiakiden. König Philipp hatte sie etwa zwei Jahre vorher bei einem Besuch auf der Insel Samothrake kennen gelernt und zur Frau genommen.

Olympias war eine Frau von leidenschaftlichem Charakter. In Epeiros hatte sie bereits an dionysischen Orgien als Tänzerin teilgenommen. Sie war selbstbewusst, stolz und unberechenbar. Religiös war sie exaltiert, durch ihre Herrschsucht gefährlich, im Hass und in der Rache furchtbar.

Alexander muss sehr stark an seiner Mutter gehangen haben. Er bewahrte Zeit seines Lebens, auch in fernen Ländern, eine bemerkenswert starke Bindung an sie. Er schrieb ihr viele Briefe und sie war in persönlichen Fragen seine einzige Vertraute. Alexanders Drang nach der Ferne, sein Verlangen nach dem Äußersten, Exzentrischen und Abenteuerlichen, das war mit Sicherheit ein mütterliches Erbteil.

Dagegen war Alexanders Verhältnis zu seinem Vater Philipp, mit dem er später sogar offen in Streit geriet, von Anfang an weniger eng. Der übermächtige Herrscher lastete auf dem Sohn, der in sich die Fähigkeit zu großen Taten verspürte. Aber seine hohe Intelligenz, die beispiellose Willenskraft, Zielstrebigkeit und die Geschicklichkeit, mit jeder noch so schwierigen Situation fertig zu werden, all diese Eigenschaften verdankte Alexander seinem Vater. Dazu wohl auch die Neigungen zu Zornesausbrüchen und zur Trunksucht. Philipp dagegen, der das stolze und widerspenstige Volk der Hellenen unter seinen Willen gezwungen hatte, sah von Anfang an in seinem Sohn den geeigneten Nachfolger.

Die Idylle in Makedonien

Alexander hat seine Jugend in Landschaften verbracht, die zu den schönsten Europas gehören, in Makedonien. Die Makedonen, in deren Mitte er aufwuchs, waren freie Hirten und Bauern. Die Aristokratie, der Land besitzende Schwertadel, hielt sich, wenn nicht gerade irgendwelche Kriegszüge stattfanden, bei Hofe auf.

In ihren Anfängen waren die Makedonen im Tal der Vistritza zu Hause, in den Bergen an der Grenze zwischen Albanern und Serben. Von da aus haben sie sich in die Ebene von Manastir und zum Ochridasee vorgearbeitet. Später ist das kleine Bergvolk nach Süden an den Rand des Gebirges vorgedrungen. Dort wurde Aigai gegründet, die erste geschichtlich überlieferte Hauptstadt der Makedonen. Wie ein Adlerhorst schwebt sie über der wasserreichen, fruchtbaren Ebene, die sich vom Fuß des Gebirges bis zum Golf von Saloniki hinzieht.

Am Anfang des 7. Jahrhunderts begannen die Makedonen, von Aigai aus die Ebene, auf die sie bisher nur hinabgeblickt hatten, zu erobern. Nachdem ihnen das gelungen war, gründeten sie an der Küste Pella, ihre zweite Hauptstadt. Doch Aigai blieb der geheiligte Mittelpunkt des Reiches und die Ruhestätte der Herrscher. Alle großen Feste wurden auch weiterhin in Aigai gefeiert.

Schon im Altertum wurde darüber gestritten, ob die Makedonen Hellenen seien oder nicht. Von den Griechen wurden sie nicht als solche anerkannt. Lange hatte das griechische Volk daher hochmütig auf die Makedonen herabgeblickt. Nachdem Alexander Persien erobert hatte, blickten die Makedonen ihrerseits hochmütig auf die Griechen herab. Die Griechen, denen die Demokratie als Inbegriff politischer Weisheit galt, sahen die Makedonen als Barbaren, weil diese bei ihrer bäuerlichen Verfassung geblieben waren. Der makedonische König war ein Krieger – wie rückständig das doch war, geradezu gewöhnlich und ordinär.

Der heranwachsende Alexander wurde fast ausschließlich von der Mutter erzogen, schon weil Philipp die meiste Zeit Krieg führte. Olympias bestellte als Amme für ihren Sohn eine gewisse Lanike, die dem makedonischen Adel entstammte und bis zum sechsten Lebensjahr Alexanders im Palast zu Pella an seiner Seite blieb. Ihr Bruder war Kleitos, der erste Jugendfreund und ständige Begleiter Alexanders, der später in der Schlacht am Granikos zum Lebensretter des jungen Königs wurde und von ihm, trunken und voll blindwütigen Zorns, nach einem Gelage von einem Speer durchbohrt wurde.

Mit sechs Jahren erhielt Alexander, wie es in vornehmen makedonischen Familien üblich war, Erzieher mit griechischer Bildung. Doch der Einfluss der Mutter blieb. Sie hielt ihn vor allem nachdrücklich zum Götterkult und zum Opferwesen an. Selbst als Alexander in Babylon fieberkrank danieder lag, schleppte er sich zwei Tage vor seinem Tod noch in den Tempel, um den Göttern zu opfern.

Als Alexander 13 oder 14 Jahre alt war, begann Philipp sich mehr als bisher um die Ausbildung des jungen Prinzen zu kümmern. Er bestellte den großen Philosophen Aristoteles von Stageira zum Erzieher und Lehrer seines Sohnes. Dieser Unterricht durch einen der größten Denker des Altertums bestimmte in den darauf folgenden zwei bis drei Jahren wesentlich die geistige Entwicklung des Heranwachsenden. Alexander selbst soll später geäußert haben, seinem Vater Philipp verdanke er, dass er lebe, aber seinem Lehrer Aristoteles, dass er recht zu leben verstehe.

Aristoteles weckte in Alexander die Vorliebe für Bildung, Kultur, Forschung und Medizin. Im Feldlager pflegte Alexander seinen Freunden Arzneimittel und Diät zu verordnen. Die Erforschung der Fauna, Flora und Mineralien war ihm auf seinen Feldzügen so wichtig, dass er planmäßig Beobachtungen und Material sammeln und an Aristoteles schicken ließ. Das Weltbild, das Aristoteles ihn gelehrt hatte, diente dem späteren Welteroberer zur Orientierung. Und über Entdeckungen hat er mit seinem einstigen Lehrer regelmäßig korrespondiert.

Die Schlacht von Chaironeia

Die Lehrjahre des jungen Prinzen waren zu Ende, als Philipp, der damals schon den größten Teil Thrakiens unterworfen hatte, den 16-jährigen zu seinem Statthalter und Stellvertreter in Makedonien ernannte. Der König wurde von seinem Sohn nicht enttäuscht.

Eine Probe der Unerschrockenheit und Klugheit des Prinzens ist die später oft erzählte Episode, wie er den thessalischen Hengst Bukephalos zähmte, der dem König zum Kauf angeboten war, aber wegen seines störrischen Charakters zurückgegeben werden sollte. Dieses wohl berühmteste Pferd der Geschichte war seitdem Alexanders Leibross und begleitete ihn auf all seinen Feldzügen bis nach Indien, wo der Hengst vor Erschöpfung zusammenbrach und starb. Alexander trauerte um das treue Tier wie um einen guten Freund.

Als Statthalter des Königs empfing Alexander auch eine persische Gesandtschaft in Pella und führte mit Erfolg sein erstes selbstständiges Unternehmen durch, als er den aufständischen thrakischen Stamm der Maider niederwarf und in deren Gebiet den Stützpunkt Alexandropolis anlegte. Die erste Stadt von vielen, die seinen Namen trug.

Die Zusammenarbeit von Vater und Sohn fand ihren Höhepunkt in der Schlacht bei Chaironeia am 2. August 338, in der die Heere der Makedonen und der Griechen einander mit je 30.000 Mann in der Ebene des Kephisos gegenüberstanden. Es ging hier um nichts Geringeres als um die Vorherrschaft in Griechenland.