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Als 1922 der britische Archäologe Howard Carter das Grab des jugendlichen Pharao Tutanchamun entdeckte, galt das als Weltsensation. Praktisch über Nacht rückte das Leben und der Glaube der alten Ägypter ins Zentrum des Interesses. Die Kultur des alten Ägyptens ist 5.000 Jahre alt und begann mit Pharao Menes, unter dessen Herrschaft erstmals Ober- und Unterägypten geeint wurden. Ihm folgten mächtige Herrscher auf dem Thron: Djoser, der die Stufenpyramide von Sakkara schuf, Cheops, Echnaton, Ramses II. Sogar eine Frau, Hatschepsut, herrschte 22 Jahre über das Land am Nil. Erst mit Kleopatra, der Verführerin Cäsars, endete die Herrschaft der Pharaonen kurz vor der Geburt Christi. Der alte Glaube an die Götter, der Glaube an Isis und Osiris, an Re-Harachte und Hathor versank in den folgenden Jahrhunderten. Genauso wie die berühmten Tempelbauten von Luxor, Karnak und Edfu, die vom Wüstensand bedeckt wurden. Erst im 19. Jahrhundert, nach der Entschlüsselung der Hieroglyphen, entdeckte die Menschheit wieder das geheimnisvolle Reich der Pharaonen.
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Seitenzahl: 117
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5000 – 3150 v. Chr.:
Vordynastische Zeit
3032 – 2707:
Frühdynastische Zeit
2707 – 2216:
Altes Reich
2640 – 2575:
Pharao Djoser
2575 – 2551:
Pharao Snofru
2551 – 2511:
Pharao Cheops
2511 – 2491:
Pharao Chephren
2491 – 2471:
Pharao Mykerinos
2325 – 2155:
Pharao Pepi I.
2216 – 2025:
Erste Zwischenzeit
2010 – 1793:
Mittleres Reich
1971 – 1926:
Pharao Sesostris II.
1648 – 1552:
Zweite Zwischenzeit
1555:
Pharao Kamose
1552 – 1075:
Neues Reich
1552 – 1527:
Pharao Ahmose
1490 – 1468:
Pharao Hatschesput
1364 – 1350:
Pharao Amenophis IV. & Nofretete
1319 – 1309:
Pharao Tut-anch-Amun
1304 – 1290:
Pharao Sethos I.
1279 – 1213:
Pharao Ramses II.
1224 – 1204:
Pharao Merenptah
1184 – 1153:
Pharao Ramses III.
1075 – 652:
Dritte Zwischenzeit
652 – 332:
Spätzeit
332 v. Chr. - 395:
Griechisch-Römische Zeit
332 – 323:
Alexander der Große
51 – 30
Kleopatra
30 v. Chr. - 14:
Augustus
395 – 638:
Byzantinische Zeit
640 – 968:
Frühislamische Zeit
969– 1171:
Fatimidenzeit
1171 – 1250:
Ayyubidenzeit
1250 – 1517:
Mamelukkenzeit
1517 - -1801:
Osmanenherrschaft
1798 – 1802:
Ägyptische Expedition von Napoleon
1805 – 1882:
Dynastie des Muhammad Ali
1892 – 1922:
Britische Herrschaft
1922 - -1952:
Königreich Ägypten
Seit 1953:
Republik Ägypten
Die Ursprünge der ägyptischen Kultur
Die vielfältige Götterwelt Ägyptens
Die weiblichen Göttinnen
Die Frühgeschichte Ägyptens
Die erste große Glanzzeit
Die Giganten unter den Pharaonen
Das Alltagsleben im alten Ägypten
Die hohe Kunst der Baumeister
Die Blüte des antiken Ägypten
Das Reich zerfällt von innen heraus
Die hohe Kunst der Medizin
Feinde von außen
Der Beginn des Neuen Reiches
Der „Napoleon Ägyptens“
Der Glaube ans Jenseits
Nofretete und Echnaton
Die Macht der Priester
Der schwache Pharao Tut-anch-Amun
Der Ursprung von Mode und Kosmetik
Der Aufstieg einer neuen Pharaonen-Generation
Ramses II., die ruhmreiche Sonne Ägyptens
Der Exodus der Juden
Die Invasion ins Hethiter-Reich
Das Ende des goldenen Zeitalters
Alexander der Große befreit Ägypten
Geschichte muss nicht immer logisch sein. Wenn es einen Pharao gibt, den wirklich jeder kennt, dann ist es Tutanchamun. Dabei ist ausgerechnet dieser jung verstorbene Herrscher für die Ägyptologen ein eher unbedeutender Pharao Altägyptens. Es war lediglich der Aufsehen erregenden Entdekkung seines von Plünderern unbehelligten Grabes im Jahre 1922 durch den Briten Howard Carter zu verdanken, dass dieser Gottkönig aus dem Dunkel der Geschichte auftauchte. Seine Grabausstattung war wirklich märchenhaft. Ausstellungen mit diesen Schätzen locken noch heute regelmäßig riesige Besucherströme an.
Doch längst sind vergleichbare Schätze und ähnliche Entdekkungen von wirklich großen Pharaonen gemacht worden, mächtigen Herrschern und Eroberern, die trotzdem nicht die Bekanntheit des Tutanchamun erreichten. Dafür war wohl vor allem die Legende vom Fluch des Pharao verantwortlich, verbreiteten von den damals gerade Einfluss gewinnenden Massenmedien, die vor allem diesen unbedeutenden Pharao so berühmt machten. Angeblich wurde jeder, der sein Grab geschändet hatte, mit dem Tode bestraft. – Seltsamerweise vergaß Tutanchamun, den Hauptverantwortlichen für seine Ruhestörung zu bestrafen. Carter, der Entdecker, starb friedlich 13 Jahre später im Bett. Und auch zahlreiche andere Wissenschaftler, die an der Untersuchung des Grabes beteiligt waren, erlebten gleichfalls einen ruhigen Lebensabend. Der Fluch des Pharao war wohl nichts anderes als eine Erfindung sensationslüsterner Boulevard-Journalisten.
Die Grabkammer des jungen Pharao wurde am 17. Februar 1923 geöffnet. Ein Schrein aus vergoldetem Holz von etwa vier Meter mal sechs Meter Umfang füllte sie beinahe vollständig aus. Um genau zu sein: Es handelte sich nicht um einen, sondern tatsächlich um vier ineinander geschachtelte Schreine, deren Reliefs die Auferstehung des Pharaos darstellten. Die Entdecker konnten zunächst kaum fassen, was sie da in diesem engen Grab sahen; die Grabkammer selbst war unbeschädigt. Nur in die vorderen Räume waren Räuber eingedrungen, die offenbar jedoch damals, vor Jahrhunderten, gestört worden waren. Danach geriet die letzte Ruhestätte des jungen Königs wohl in Vergessenheit und war selbst professionellen Plünderern nicht mehr bekannt.
Carter und seine Mitarbeiter konnten damals erstmals einen kompletten königlichen Grabschatz bestaunen, so wie er nach dem Tode dem Pharao beigegeben worden war: Möbelstücke, Truhen, Thronsessel, Statuen, zerlegte Streitwagen, Gefäße, Schalen, Schreine. Ein ungeheurer antiker Schatz in vier kleinen Räumen, die ursprünglich wohl gar nicht dafür gedacht waren, Tutanchamuns sterbliche Überreste aufzunehmen. Denn der Pharao bestieg mit nur neun Jahren den Thron und starb im Alter von 18 Jahren. Möglicherweise fiel er einem Attentat zum Opfer, als er seinen Generälen und Oberpriestern zu unbequem geworden war.
Ihm stand als Pharao, als Bindeglied zwischen den Göttern und den Menschen, eigentlich ein viel prächtigeres Grab zu. Aber der Tod kam wie ein Blitz. Tutanchamun war zu wenig Zeit beschieden, um sich im Tal der Könige eine würdigere letzte Ruhestätte in den Felsen meißeln zu lassen. So wie es seine Vorgänger und Nachfolger hielten, deren gewaltige Pyramiden zu den erhabensten Bauwerken der Menschheit zählen und deren Felsengräber mit ihren einzigartigen Wandmalereien zu den schönsten Kunstwerken gehören, die uns aus der Vorzeit erhalten geblieben sind.
Wie konnte sich am Nil eine so hoch stehende, eine so einzigartige Kultur entwickeln, während in Mitteleuropa die Menschen, in losen Sippenverbänden siedelnd, nur eines im Sinn hatten: irgendwie zu überleben?
Vor fünfzig Millionen Jahren war ganz Ägypten vom Meer bedeckt. Im Laufe der Jahrtausende zogen sich die Wassermassen allmählich zurück, nur der Nil blieb. Das Delta in seiner heutigen Form existierte noch nicht, der Fluss musste sich sein Bett erst suchen. Durch klimatische Veränderungen entstand in vorgeschichtlicher Zeit ein einzigartiger Landstrich entlang des Nils. Eine blühende Oase inmitten ausgedörrter Wüstengebiete.
Nordägypten war zu jener Zeit eine undurchdringliche und für Menschen unbewohnbare Sumpflandschaft. Im Schilf- und Papyrusdickicht lebten Millionen von Vögeln, Kranichen, Enten und Wachteln. Krokodile und Nilpferde herrschten über die fischreiche Wasserlandschaft, in der die Papyrusstauden bis zu sechs Meter hoch wuchsen. Das Ufer des oberägyptischen Niltals war von reicher Vegetation bedeckt, hier lagerte sich im Rhythmus der Natur alljährlich der fruchtbare Nilschlamm ab und ermöglichte bereits vor tausenden von Jahren die Entwicklung einer Ackerbaukultur.
Über die ägyptische Vorgeschichte wissen wir nicht sehr viel. Für die Ägypter ging dem ersten Pharao Menes ein unermesslich langer Zeitraum voraus, in dem Dynastien von Göttern regierten. Bevor die Menschen am Nil sesshaft wurden, lebten sie als Nomaden und Viehzüchter in einer zunehmend unwirtlichen Savanne. Weberei, Korbflechterei und Keramikherstellung entwickelten sich. Es ist nachgewiesen, dass zwischen 4600 und 4200 vor Christus im Niltal Getreide angebaut wurde.
In dieser Zeit begannen die Menschen wahrscheinlich auch, ihre Felder zu bewässern, auf Nilschlammablagerungen zu säen, Jagd und Fischfang zu betreiben, den Göttern Heiligtümer zu errichten und ihre Toten mit wertvollen und im Jenseits nützlichen Grabbeigaben zu bestatten. Von Kultur konnte noch nicht die Rede sein. Es gab weder Städte noch große Gebäude, sondern lediglich Hütten aus Schilf, Lehm und Stroh. Die primitiven Gräber waren meist einfache Erdgruben.
Doch irgendwann wichen die Dörfer größeren Ansiedlungen, Stämme schlossen sich zusammen und vereinten ihre Arbeitskräfte. Eine erste Hierarchisierung bahnte sich an: Ein Anführer, der gebieterischer auftrat und stärker respektiert wurde als andere, setzte sich durch. Um ihn herum sammelte sich eine Elite. Es kam zu Konflikten zwischen größeren Ansiedlungen um die Herrschaft über bestimmte Gebiete.
Jeder Klan stellte sich durch ein heiliges Emblem dar, oft in Tiergestalt. Lokale Fürstentümer entstanden, festigten sich und weiteten ihre Ackerbau- und Jagdgebiete allmählich aus. Erstmals wickelte man Tierkadaver von Schakalen, Stieren, Widdern und Gazellen in Matten und sogar Leinentücher. Wahrscheinlich betrachtete man diese Tiere bereits als heilig. Religiöse Traditionen wie die Bestattung des Verstorbenen in einem Sarg oder die Wahl des Westufers des Nils als Standort der Nekropolen stammen schon aus dieser Zeit.
Irgendwann erhob sich ein König über die große Zahl der regionalen Stammesfürsten, eine beeindruckende, eine starke Persönlichkeit, die die weiße Krone Oberägyptens trug. Er war kein einfaches Stammesoberhaupt mehr, sondern ein echter Monarch – die Krone bewies es. Sein Name bleibt rätselhaft: Er wird durch eine Hieroglyphe ausgedrückt, die einen Skorpion darstellt und deren Lesart nicht gesichert ist. Der Einfachheit nennt man ihn König Skorpion.
Erst in der Epoche dieses Königs änderte sich der Charakter der archäologischen Fundstücke. So wurden die Verstorbenen etwa zur Bestattung nicht mehr in Matten oder Felle gewickelt, sondern sie wurden in sargartigen Körben oder später in Kästen aus Holzbrettern oder gebranntem Ton beigesetzt. Unter der Herrschaft dieses Königs nahm das Ägypten der Pharaonen allmählich Gestalt an.
Es ist aber bis heute nicht geklärt, wie lange die prädynastische Zeit dauerte, in der etwa auch König Skorpion regierte. Einige Archäologen veranschlagen dafür mehrere Jahrhunderte. Manche Überlieferungen erwähnen rund 60 Könige aus dem Delta sowie eine lange Monarchenreihe in Oberägypten, die bis um 5500 vor Christus zurückverfolgt werden kann. Darunter sind sogar sieben Königinnen, die Ägypten reagiert haben sollen.
In dieser Zeit bahnte sich eine grundlegende Neuerung an: Die Entstehung der Schrift der Ägypter, die Bild- und Symbol-Schrift der Hieroglyphen. Eine heilige Schrift, die ebenso wie später der Pharao als schöpferischer Kultur- und Zivilisationträger fungierte. Der Name des Königs Skorpion wurde schon, wie bereits erwähnt, mit einer Hieroglyphe geschrieben. Auf aus vordynastischer Zeit überlieferten Paletten lässt sich bereits erahnen, wie die Hieroglyphenschrift entstand, wie das Denken der Menschen immer schneller seine Übersetzung in eine neuartige Zeichenform fand.
Jede Hieroglyphe war zugleich Kunstwerk, Symbol und Begriffszeichen mit phonetischem Wert. Einige Zeichen bildeten sogar eine Art Alphabet, das den angehenden Ägyptologen heute als Grundlage zur Entzifferung dient. Die Entstehung der Hieroglyphen ist untrennbar mit der Geburt des geeinten Reichs Ober- und Unterägypten verbunden. Es entstand eine gemeinsame Sprache für das ganze Land, um den Willen der Götter und der Könige kundtun zu können. Eine Sprache voll magischer Kraft.
Die Ägypter entwickelten einen sehr poetischen Schöpfungsmythos und dahinter eine wirklich vielschichtige, vielfältige und komplexe Welt von Göttern jeglicher Provenienz. Die Ägypter glaubten damals, das Leben sei aus einer dunklen, formlosen Leere, dem „Nun“, den Wassern des Chaos, entstanden. Erst die zurückweichenden Fluten des Nils ermöglichten danach das Leben. In Heliopolis wurde der Sonnengott Atum als höchster Schöpfer verehrt. Er ging, so hieß es, als erster Sonnenaufgang aus einer Lotosblume hervor, die auf dem Urhügel wuchs.
Ägypten kennt verschiedene Schöpfungsmythen. In Heliopolis glaubte man, dass Atum im Besitz der Lebenskraft des Universums sei. Aus ihr schuf er die Zwillingsgötter Schu, den Gott der Luft, und Tefnut, die Göttin der Feuchtigkeit. Atum zeugte sie mit seinem Samen hieß es. Laut einer anderen Version des Mythos brachte er Schu hervor, indem er nieste und Tefnut, indem er ausspuckte.
Schu und Tefnut zeugten dann gemeinsam den Erdengott Geb und die Himmelsgöttin Nut, die ihrerseits wieder gemeinsam vier Kindern das Leben schenkten: Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Schu trennte daraufhin die beiden und breitete den gewölbten Körper Nuts über die Erde, der fortan den Himmel bildete und die Kräfte des Chaos zurückhielt.
Laut den Priestern der ägyptischen Metropole Hermopolis wurde das erste Leben von den acht Gottheiten der Ogdoad geschaffen, die in den Urwassern existierten. Nun und sein weibliches Gegenstück Naunet standen für die Kräfte des Wassers; Huh und Hauhet für den ewigen Raum oder die Unendlichkeit; Kuk und Kauket für die Urfinsternis; Amun und Amaunet für die unsichtbare Kraft des Lebens. Ihre gemeinsame Energie brachte den Funken des Lebens und den Urhügel hervor, aus dem die Sonne emporstieg.
Horus war in Heliopolis der „Herr des Himmels“ und der Gott des Ostens, dessen Augen Sonne und Mond bildeten. Als Harachte verschmolz er mit dem Sonnengott Re zu Re-Harachte. Der meist als Falke oder als Mann mit Falkenkopf dargestellte Horus war der Sohn von Isis und Osiris, die über Ägypten herrschten, bis Osiris von seinem eifersüchtigen Bruder Seth, dem Beherrscher des Chaos, ermordet wurde. Isis fügte den zerstückelten Körper ihres Gemahls durch Zauber wieder zusammen und gebar das Kind Horus, das sie im geheimen großzog.
Zum Mann gereift zog Horus aus, um seinen Vater zu rächen und den Thron als rechtmäßiges Erbe zurückzufordern. In der Geschichte vom Widerstreit zwischen Horus und Seth trug Horus seinen Fall zuerst den Göttern vor, die ihm alle Recht gaben – bis auf den Sonnengott Re, der sich dafür aussprach, dass Seth als der stärkere Gott den Thron behalten sollte. Da sich die Götter nicht einigen konnten, wandten sie sich an die große Totengöttin Neith, die zugunsten des Horus entschied. Doch Seth wollte dieses Urteil nicht anerkennen. Die Folge waren zahlreiche erbitterte Kämpfe, die auf Reliefs im Tempel des Horus in Edfu dargestellt sind.
Bei einem ihrer Zusammenstöße schnitt Seth dem Horus das linke Auge heraus, das ihm von der Göttin Hathor zurückgegeben wurde. Nun wandte sich Horus erneut an Neith, während Osiris aus der Unterwelt drohte, die Geister der Vergeltung loszulassen und Gerechtigkeit forderte. Schließlich sprachen die Götter Horus den Thron zu.
Diesmal akzeptierte Seth die Entscheidung und setzte von da an seine gewaltige Kraft ein, um Re im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit zu unterstützen. Während Horus in Ägypten, dem Land der Lebenden, regierte, wurde Osiris zum Herrscher der Unterwelt. Jeder Pharao wurde als „lebendiger Horus“, als die Inkarnation des Horus auf Erden, verehrt. Der König behielt seinen Status auch nach dem Tod, wenn er in der Unterwelt mit Osiris verschmolz.
Während in den meisten Kulturen Weiblichkeit mit Passivität und Sanftmut assoziiert wurde, waren in Ägypten einige der furchtbarsten Gottheiten weiblich. Allerdings verfügten viele Göttinnen über zwei Seiten und konnten auch beschützend und gütig sein, wenn sie ausreichend beschwichtigt wurden.
Für den Schutz des Pharao selbst waren die Zwillingsgöttinnen Neckhbet und Wadjet, „Die Mächtigen“, zuständig. Nekkhbet, die Geiergöttin Unterägyptens, beschützte den König mit ihren ausgebreiteten Flügeln, und Wadjet, die Kobragöttin Oberägyptens, spie Feuer in die Augen seiner Feinde. Der Pharao trug Bilder der beiden Göttinnen auf der Stirn – seine Beziehung zu ihnen wurde durch den königlichen Titel „Er von den zwei Damen“ hervorgehoben.