Aliutė Mečys - Manfred Stahnke - E-Book

Aliutė Mečys E-Book

Manfred Stahnke

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Beschreibung

Aliute Mecys ist eine große, bisher ziemlich unbekannte Hamburger Malerin, die nach und nach eine immer tiefere Beziehung zu Litauen gewann. Sie wurde am 4. April 1943 in Koblenz als Kind einer deutschen Mutter und eines litauischen Vaters geboren und starb 2013 in Hamburg. Sie spielt mit den Möglichkeiten und den "Spielen" des Sehens, und genau das sehe ich bei ihr als primär an, und gar nicht die Komponente einer persönlichen "Schreckensdarstellung". Diese erscheint nur auf einer ersten Oberfläche unseres Sehens. Mecys hat sich immer wieder in diese Richtung geäußert: "Was ich male, ist für mich nicht makaber. Für mich ist das ganz real. Für mich sind das keine Erfindungen. Ich denke viel in Bildern, und ich sehe bildhaft vor mir, was ich höre oder lese." Ich nehme Mecys gewissermaßen als sehr menschliches, sehr schmerzliches Beispiel für den heutigen Zusammenbruch aller liebgewordenen Klarheiten über unser Weltverständnis, und gleichzeitig auch für die Notwendigkeit, uns neu zu positionieren. Das betrifft unsere Sinne (Maturana) und das betrifft unser Weltkonzept (Lyotard). Beide haben für mich auch miteinander zu tun, und sie erklären den Freiheitsdrang von Mecys: Jean-François Lyotard sieht - und fordert letztlich - die Befreiung von alten ideologischen Denkmustern Europas. Humberto Maturana sieht ganz ähnlich das Zusammenbrechen einer alten Vorstellung, nämlich dass die Welt draußen kalt vor uns steht und wir deren Idee nur entblättern müssten. Im Gegenteil sind wir für ihn als Beobachter selbst die Erbauer der Welt. Durch Lyotard und Maturana können wir einen philosophisch-gesellschaftlichen und einen wissenschaftlich-psychologischen Zugang zu Aliute Mecys finden.

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Manfred Stahnke, geboren 1951 in Kiel. Lernte Aliutė Mečys während ihrer Zusammenarbeit mit György Ligeti für dessen Oper "Le Grand Macabre" kennen. In dieser Zeit promovierte Stahnke in Hamburg im Fachbereich Kulturwissenschaften bei dem Musikwissenschaftler Constantin Floros. Weiterer Hauptlehrer war György Ligeti. Auf Anregung von Ligeti Gründung des Multimedia Ensembles "Chaosma". Weltweite Reisen mit dem Goethe-Institut. Drei Kammeropern, darunter die Multimedia-Oper "Orpheus Kristall", Biennale München 2002. 1988 Professor an der HfMT Hamburg. Emeritiert 2017.

Mein Dank geht an alle, die mir Informationen über Aliutė Mečys gegeben oder vermittelt haben. Das sind vor allem Raminta Lampsatis, die Musikerin und Musikwissenschaftlerin aus Vilnius; Lolita Vyžintienė aus Kaunas, Galerie Aukso pjūvis; Manfred Eichel, der Filmemacher und Medienfachmann aus Berlin; Rüdiger Tamschick, der Maler, ihr enger Freund aus München; Ursula Heinrich, die Frau von Rudolf Heinrich, dem Münchener Lehrer Aliutės; und Paco Panconcelli, der Sohn des Ehemanns von Aliutė, Lutz Panconcelli, der 2021 verstarb.

Dazu kommen viele verstreute Informationen, die sich alle für mich wesentlich zu einem Gesamtbild der Künstlerin zusammenfügen, etwa von Michael Meschke, dem Puppenspieldirektor aus Stockholm, mit dem Aliutė für Ligetis Oper zusammenarbeitete, oder von meiner ehemaligen Schülerin Akvilė Kalinaitė, die mich als erste über den Tod von Aliutė informierte. Sie rettete zusammen mit Raminta Lampsatis viel Material von Aliutė vor der Müllabfuhr. Auch von meiner Kommilitonin aus Ligetis Klasse, Tamae Okatsu, erfuhr ich viele Details aus ihrem Leben.

Ich bedanke mich auch besonders bei allen, die mir bei meinen Recherchen in Kaunas, Vilnius und Hamburg geholfen haben. Das sind am M. K. ČIURLIONIS NATIONAL MUSEUM OF ART in Kaunas: Genovaitė Vertelkaitė-Bartulienė (Head of Fine Arts Department) mit Inesa Kuliavaitė-Čepaitienė, dann Vaida Sirvydaitė (Head of Photography, Documentation and Publication Department) mit Aidas Kulbokas. In Hamburg ist es Prof. Dr. Gora Jain, Vorsitzende des Hamburger Forums für Künstlernachlässe (FKN).

Gora Jain und den KollegInnen des Čiurlionis Museums gebührt mein großer Dank für die Überlassung der Bildrechte, auch zu Čiurlionis, und für die Erlaubnis, die Briefe und Aktenordner einzusehen sowie die Masken von Aliutė zu fotograferen.

Ich bedanke mich bei Frau Vera Herbst, NDR Kultur / Kunst & Kulturjournalismus, für die Erlaubnis, Text- und Bildmaterial aus dem Aliutė Mečys-Film von Manfred Eichel, 1990, für dieses Buch zu verwenden.

Aliutė Mečys, Filmstill aus: Manfred Eichel: Die Malerin Aliutė Mečys. TV - Magazin „Kultur aktuell”, Nr. 3, 7. März 1990

Inhaltsverzeichnis

Erste Umkreisung – statt einer Einleitung

Kapitel 1 - Anmerkungen zu ihrem Leben

Kapitel 2 - Aliutė Mečys und ihre Bildsprache

2. a Verschmelzung, Hybridisierung, Schönheit

2. b Das Verhältnis „Wirklichkeit” – Bild

2. c Tier und Mensch, ikonografsch

2. d Sprachspiele – Bildspiele

2. e Das Theater

2. f Das Altmeisterliche

2. g Moderne – Postmoderne

2. h Zeitgenossenschaft

Kapitel 3 - Raumillusionen

Kapitel 4 - Ein erträumtes Litauen

Eine letzte Umkreisung Verstreute - zerstreute Nachbemerkungen zu Aliutė Mečys

Anhang

1. Zwei weitere Theater-Zeichnungen

2. Briefe – Visumsantrag für Kaunas – Mails

3. Interviews

4. Zu „Moderne” / „Postmoderne” im Mečys-Zusammenhang: Theodor W. Adorno, François Lyotard, Wolfgang Welsch

5. Zur „Wahrnehmung”: Humberto Maturana mit Bernhard Pörksen

6. Zu Litauen:

Ein litauisches MärchenMarija Gimbutas mit Carol P. Christ

7. Charles Baudelaire. Eingangszitat im Briefzusammenhang

8. Ein Kinderbrief der 7-jährigen Ute an die Eltern

Bibliografe

Aber dieses Buch, dessen Titel (Fleurs du mal) alles sagt, ist, wie Sie sehen werden, in eine kalte und unheimliche Schönheit gekleidet. Es wurde mit Wut und Geduld geschaffen. (Baudelaire an seine Mutter)

Erste Umkreisung – statt einer Einleitung

Aliutė Mečys ist eine große, schockierend unsere Existenz beleuchtende, bisher ziemlich unbekannte Hamburger Malerin, die nach und nach eine immer tiefere Beziehung zu Litauen und einer alten Volkskultur gewann. Sie wurde am 4. April 1943 in Koblenz als Kind einer deutschen Mutter und eines litauischen Vaters geboren und starb am 6. Februar 2013 in Hamburg als Ehefrau des Augenarztes Dr. Lutz Panconcelli. Bis 1978 war sie eine bekannte Bühnenbildnerin, zuletzt bei Götz Friedrich an der Staatsoper Hamburg und für die Oper Le Grand Macabre György Ligetis an der Königlichen Oper Stockholm. Danach wollte sie nur noch als Malerin leben. Ihre erste große Einzelausstellung fand 1990 mit großem Erfolg in Hamburg-Flottbek statt mit weiteren Ausstellungen in Deutschland. Eine umfängliche litauische Ausstellung wurde von dem größten Kunstmuseum des Landes 2014/15 in Kaunas organisiert.

Aliutė Mečys lehnte es ab, sich über ihre Kunst textlich zu äußern, außer vielleicht in einer Art „Tagebuch mit Skizzen”, das leider verloren ist. Ihr Ehemann wollte nicht, dass es überlebt. Aber es gibt ein TV-Feature über sie, ein Buchkapitel und ein Interview, außerdem etliche Briefe – und ein Märchen. Ihre Bilder springen uns förmlich an, sprechen zu uns auf vielen Ebenen und erlauben ein Netz von Deutungen. Dem Namen Aliutė Mečys habe ich im Untertitel zwei Namen dazugesellt, Lyotard und Maturana. Beide haben für mich auch miteinander zu tun, und sie erklären den Freiheitsdrang von Mečys: Der Philosoph Jean-François Lyotard sah – und forderte letztlich – die Befreiung von der Moderne in Europa. Der Biologe Humberto Maturana bemerkte ganz ähnlich das Zusammenbrechen einer alten Vorstellung, nämlich dass die Welt von uns erklärbar sei – ein Ziel der Moderne. Im Gegenteil sind wir für ihn als „Beobachter” selbst die Erbauer der Welt. Durch Lyotard und Maturana können wir einen Zugang zum Denken hinter den Bildern von Aliutė Mečys fnden. Dass der Komponist György Ligeti im Leben der Mečys eine wesentliche Rolle spielte, werden wir in ihren Bildern und Vielem mehr sehen. Beide begannen in den 70er Jahren des vorigen Jahrtausends Denkspiele über die Moderne / Postmoderne hinaus und beeinfussten sich gegenseitig.

Ich nehme Aliutė Mečys gewissermaßen als sehr menschliches, sehr schmerzliches Beispiel für den heutigen Zusammenbruch aller liebgewordenen Klarheiten über unser Weltverständnis, und gleichzeitig auch für die Notwendigkeit, uns neu zu positionieren. Das betrifft unsere Sinne (Maturana) und das betrifft unser Weltkonzept (Lyotard). Lyotard sieht den Zusammenbruch der „Großen Erzählungen”, die unsere Kultur bisher ausmachten. Gemeinsam ist Lyotard und Maturana, dass sie nicht mehr an eine transzendente „Idee” hinter den Erscheinungen der Welt glauben, dass wir diese „Idee” asymptotisch in einem Fortschrittsdenken herausbekommen könnten. Das genau gehörte zur Position der „Moderne”. Lyotard wendet sich den Wittgensteinschen „Sprachspielen” zu, die allein punktuell Lösungen bieten. Dieser Begriff scheint mir für Mečys treffend zu sein und ich möchte ihn ummünzen in „Bildspiele”. Sie spielt mit den Möglichkeiten und den „Spielen” des Sehens, und genau das sehe ich bei ihr als primär an, und gar nicht die Komponente einer persönlichen „Schreckensdarstellung”. Diese erscheint bei vielen ihrer Bilder auf einer ersten Oberfäche. Hier fndet sich eine Erklärung für ihre Einvernahme in Richtung Sepulkralkultur oder Totentanzforschung. Mečys hat sich so geäußert:1

Was ich male, ist für mich nicht makaber. Für mich ist das ganz real. Für mich sind das keine Erfndungen. Ich denke viel in Bildern, und ich sehe bildhaft vor mir, was ich höre oder lese.

Wir fnden bei Mečys Doppeldeutigkeiten, die wir beim zweiten Beobachten entblättern können. Mečys stellt den Menschen nah an Tiere, besonders Vögel. Ihr zentrales Thema sind in einer maskenhaften Theaterumgebung Chimären, Verfechtungen Mensch-Tier-Pfanze, Verfechtungen von Leben und Tod. Ich könnte im Nachdenken über Aliutė Mečys eine große Kiste öffnen und die derzeit aktuelle Donna Haraway einbeziehen und mit dieser Philosophin einen riesigen Komplex der Verwobenheit Mensch-Natur-Maschine ansprechen, vor allem auch die Akzeptanz und Notwendigkeit von Tod. Am besten bleibe ich aber bei einer älteren litauischen Anthropologin, Marija Gimbutas, die von Mečys gesichert rezipiert wurde. Ich bedenke die Gemälde von Mečys, die ganz unterschiedliche Ansätze tragen, die aber immer wieder auf Gimbutas-Themen kommen, besonders auf prähistorische Denkformen. Viele ihrer Bilder lassen sich auf ein alteuropäisches, von Gimbutas postuliertes Matriarchat beziehen.

Aliutė Mečys war ein stiller Mensch. Solange sie mit György Ligeti zusammen war, erinnere ich sie als sehr freundlich, zugewandt, gern lächelnd, schnell, leise, fröhlich im Zusammensein. Das war für mich zuletzt im Januar 1981, als sie in ihrem kleinen Auto zusammen mit Ligeti zur Uraufführung meiner E.A. Poe-Kammeroper Der Untergang des Hauses Usher nach Kiel kam. Ich war ein Kompositionsschüler von ihrem damaligen Freund Ligeti, begegnete ihr vielfach, ganz besonders zur Zeit der Uraufführung von Ligetis Oper Le Grand Macabre, deren Stoff Mečys gefunden hatte, und für deren Premiere in Stockholm 1978 sie das Bühnenbild und die Kostüme schuf. Sogar bei der Feinzeichnung der Personage wirkte sie mit Ligeti zusammen im Team. Mečys wurde durch diese Stockholmer Uraufführung eine sehr bekannte Bühnenbildnerin. Und just an diesem Punkt entschied sie sich zu einem neuen Leben, fort vom Theater, oder besser gesagt, hin zu ihrem ureigenen Bildertheater.

Vorschau auf die einzelnen Kapitel

Ich werde die folgenden Umkreisungen um Aliutė Mečys in kleine Kapitel teilen. Eine Gliederungshilfe ist für mich die Erfahrung komplexer „Geschichten” hinter ihren Bildern, denn in ihnen steckt nicht nur eine persönliche Ich-Erzählung, sondern ein tiefer Blick in die europäische Vergangenheit in Kunst und Geschichte, in die Gegenwart der Kunst und darüber hinaus in die gegenwärtige Gesellschaft. Viele Komponenten treten hinzu, zum Beispiel ihr Blick auf ein erträumtes Land Litauen, das Aliutė Mečys nie gesehen hat, von dem sie aber über Bilder, Bücher und Musik eine sehr alte Metaphysik aufsaugte. Überhaupt spielt Musik, wie sie selbst sagte, eine wesentliche Rolle in ihrer Bildwelt und für das Bauen ihrer Bilder. Sie hatte gern ihr Radio laufen beim Malen.2 Doch noch wichtiger, sogar ihr späteres Werk zentral bestimmend, scheint mir die prähistorische matriarchale Kultur Alteuropas zu sein. Sie spiegelt zurück auf Aliutė Mečys' Frau-Sein. Insgesamt gesehen, leuchtet eine weite Pluralität der Gedankenströme in Aliutė Mečys auf.

Zunächst sammle ich in einem ersten Kapitel Informationen über ihr Leben. Dann im zweiten Kapitel wende ich mich ganz naiv ihrer Bildwelt zu. Allerdings bleibt es nicht bei meiner „Naivität” durch mein langsames und stetes Wachsen von Informationen. Ihre Bilder kreisen um immer ähnliche Bild-„Vokabeln”. Das fordert mich zu einer ähnlichen Denkbewegung des Kreisens auf: Ich habe keine Scheu, mich variierend zu wiederholen. In einem dritten Kapitel werde ich ihre sehr persönliche, dreidimensional angelegte Raum-Konzeption beschreiben. Ihrer Hinwendung zu Litauen und zur Mythologie widme ich das vierte Kapitel und schließe vor allem hier Betrachtungen über ihren Abstand zur Moderne mit ein. In einer nachwörtlichen letzten „Umkreisung“ sammle ich weitere Gedankensplitter zu Aliutė Mečys, ihr eigenes Kreisen nochmals aufnehmend. Viele weitere Kreise sind nötig für eine Annäherung an die Malerin. Ich selbst breche eher ab, als dass ich zu einem "Ergebnis" komme. Es folgt ein Anhang mit Briefen von und an Aliutė, nach ihrem Tod 2013 auch über sie. Ich bringe ferner ein Interview aus Litauen sowie ein Buchkapitel, das ihr gewidmet ist. Zum Deutungsnetz um ihre Schaffensposition füge ich Maturana- und Lyotard-Texte hinzu, zum besseren Verständnis ihrer Haltung zur „Moderne” auch Adorno-Textstellen. Und auch Baudelaire erscheint.

1 Elke Herms-Bohnhoff 167

2 Interview mit Lampsatis, Kaunas Katalog 14/15, siehe Anhang. Mečys hörte beim Malen stetig Musik, gern über „NDR 3” oder den „Deutschlandfunk”, so ihr Freund Manfred Eichel und Paco Panconcelli, der Sohn ihres Ehemanns.

Kapitel 1 - Anmerkungen zu ihrem Leben

Aliutė Mečys wird am 4. April 1943 in die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs hinein als „Ute Metschies” geboren. Der Vater, der seinen Namen verdeutscht „Metschies” schrieb, stammte aus Litauen, hatte für die Nazis gearbeitet und neigte laut Vermutungen von Aliutė Mečys wegen vergangener Geschehnisse zu einer Verwirrtheit. Mehr hat Mečys nicht über ihren Vater angedeutet. Ihre Mutter scheint Aliutė bereits als Jugendliche hart abgelehnt zu haben. Es gibt ein Bild von Mečys, ironisierend betitelt „Deine Dich liebenden Eltern”, wo die Mutter einen komplett hochnäsigen, abweisenden Blick hat. Der wird in einer Bildskizze klar. Im späteren ausgemalten Bild verschleiert Mečys das Gesicht und lässt nur ein Auge stechend hervorlugen. Der Buchautorin Elke Herms-Bohnhoff sagte sie 1993, dass sie das Gesicht ihrer Mutter wirklich nicht malen wollte.3 Für die Augen in ihrem Vaterportrait im selben Bild hat Aliutė Mečys nur zwei kleine runde Löcher in einer an litauische Grabhölzer erinnernde Holzplatte übrig, die sie mit einem Hemdkragen und einem Schlips behängt. In späteren Jahren bricht sie komplett mit ihrer Familie, so berichtet mir 2023 ihre Freundin Raminta Lampsatis.4 Es gibt mehrfach erschütternde Äußerungen von Aliutė Mečys mit Hinweisen auf ihre Familie. Sie sagt:5

„Wir waren immer die Anderen, die Fremden, im Krieg und in der Nachkriegszeit. Ich fühlte mich immer als Außenseiterin.”

Skizze zu „Deine Dich liebenden Eltern” 1985, Kaunas Katalog 107

Noch härter ist der folgende Bildausschnitt, fast eine David Lynch Szenerie: Ein älteres Paar, wahrscheinlich die „Eltern“, lassen in einer Nebenszene eine von Lanzen durchstochene junge weibliche Person, wahrscheinlich die „Tochter“ zurück. Die Alten haben Blindenbinden um den Arm:

„Stillleben mit Skelett und Maske II” 2000, Detail, Kaunas Katalog 61

Für die erste und bisher einzige Ausstellung in Kaunas, Litauen, trägt Rasa Andriošytė-Žukienė einige biografsche Aspekte zusammen, teils aus litauischem Material, teils aus einem Buch von Elke Herms-Bohnhoff, aus dem ich hier ergänze. Ein litauisches Interview erscheint auf deutsch übersetzt in meinem Anhang,6 ebenso wie das gesamte Aliutė Mečys-Kapitel bei Herms-Bohnhoff.7

An ihre Kindheit erinnert sich die Künstlerin mit Schmerz. Sie wächst in einer patriarchalischen Familie im Kriegs- und Nachkriegs-Deutschland auf, voller altmodischer Erziehung, Ordnung und elterlicher Nicht-Liebe, ohne Empathie für die heranwachsende Tochter. Ein Herumtollen draußen mit Freundinnen ist unmöglich. Kontakte zu Jungen werden ihr verboten, als Aliutė noch gar nicht weiß, worum es da gehen könnte.

Sie interessiert sich früh für das Zeichnen und kann dort in ihre eigene Welt füchten. Die Eltern missbilligen und verbieten ihr sogar das Zeichnen und bestrafen sie, wenn es entdeckt wird. Sie sind nur daran interessiert, die Tochter zu verheiraten und halten Ausschau nach einem Jungen. Dem ist die dann folgende Begegnung mit der Tochter ebenso peinlich wie Aliutė selbst, die damals noch Ute hieß. Sie ist oft wütend, obwohl sie stets hörte, dass Wut unterdrückt werden müsse. Eine Lehrerin versucht, ihre Eltern zu ermutigen, ihr ein Kunststudium zu erlauben, und wird von der Mutter brüsk abgewiesen. Schließlich unterstützt sie ein Arzt, zu dem sie wegen Erstickungsanfällen kommt. Er verbietet den Eltern sogar, die Tochter zu besuchen und rät zu einem Malstudium.

Gegen den Willen ihrer Eltern besucht sie 1959-1962 die damalige „Werkkunstschule Trier”. Hella Walter-Leister, eine Mode-Designerin, ist ihre Lehrerin dort. Walter-Leister war „maßgeblich an der Gründung der Modeklasse an der Werkkunstschule Trier beteiligt” und leitete sie viele Jahre lang, so schreiben es Studierende zur Feier des 100jährigen Bestehens der heutigen „Modedesign Hochschule Trier” 2022.8 Auf einem von mir im Netz gefundenen historischen Foto ist Walter-Leisters Klasse mit einer offensichtlich zur Ausbildung gehörenden Puppe abgebildet, die Lehrerin im Zentrum:

Hella Walter-Leister und ihre Modeklasse

Zu vermuten ist eine erste Ausrichtung der jungen Ute-Aliutė auf Modedesign. Ihre Grundvokabel „Puppe” in vielen ihrer späteren Werke weist auf diese frühe Ausbildung in Trier hin, auch ihre Virtuosität als Malerin im Umgang mit Kleidung und Stoffen dürfte auf die Zeit in Trier zurückzuführen sein.

1963/64 nimmt Aliutė Unterricht bei dem Landschafts- und Portraitmaler Erich Wessel in Hamburg. Sicher hat sie von dem klassisch malenden Wessel wesentliche Erkenntnisse über das Malen gewonnen. Das ist an den maltechnisch ausgefeilten Bildern Wessels zu ermessen mit den Themen Portrait, Landschaft und Stadtansicht.9

In dieser ihrer frühen Hamburger Zeit beginnt sie, das sehr lebendige Schanzenviertel zu lieben, wohin sie viele Jahre später zurückkehrt. „Die Schanze”, wie man in Hamburg liebevoll sagt, ist ein international besiedelter Kiez voller kleiner Läden und spannender Orte, wo man auf der Straße plauscht, wo Ausstellungen, Lesungen, kleine Konzerte stattfnden, wo man in Cafés auf ein intelligentes Publikum treffen kann.

Aliutė Mečys setzt nach Hamburg bis 1968 ihre Studien an der Akademie der Bildenden Künste in München fort. Dort spezialisiert sie sich auf das Theater bei dem sehr bekannten Professor Rudolf Heinrich, dem Bühnenbildner Walter Felsensteins. Auch von dort wollen sie die Eltern wegekeln nach einer missglückten ersten Aufnahmeprüfung, aber Mitstudierende schützen sie und sagen, dass Aliutė nun ein Studium in München gegen die Eltern durchziehen müsse, sonst sei sie verloren.10 Nun lebt sie zunächst wie eine Ausgestoßene.11 Von München aus unternimmt sie Studienreisen nach Frankreich und Italien und schließt ihr Studium mit großem Erfolg ab. Allmählich beginnt sie, Selbstvertrauen zu sammeln, das sie in der Familie offenbar nie gewinnen konnte. Elke Herms-Bohnhoff erzählt sie von immer wieder aufkommenden Selbstzweifeln.

Ab 1968 ist sie dann als Bühnen- und Kostümbildnerin an verschiedenen Orten tätig. Sie arbeitet zunächst am Jungen Theater Göttingen, dann am Staatstheater Oldenburg. Dazu kommen in den 70er Jahren Einzelproduktionen, wie etwa die Inszenierung von Ligetis Aventures & Nouvelles Aventures1970 in Darmstadt, wo sie Ligeti kennen- und lieben lernt. Ein anderes Beispiel ist ihre Arbeit beim Fernsehsender ZDF 1974 für die Produktion An diesem heutigen Tage des Komponisten Wilfried Hiller mit einem Libretto aus Briefen der Maria Stuart.

In den 70er Jahren fnden wir sie am Schillertheater Berlin und danach an der Hamburgischen Staatsoper, dort im Team von Götz Friedrich, dem damaligen Oberspielleiter. Er wird ihr Mentor. Sie entwirft Kostüme u.a. für Carl Maria von Webers Freischütz und Bernd Alois Zimmermanns Soldaten1976, noch in der Zeit der Planungen für Ligetis Oper Le Grand Macabre für Stockholm. Die Soldaten werden in Hamburg ein großer Erfolg. Wagners Meistersinger stattet sie 1976 auch für eine Götz Friedrich-Inszenierung in Stockholm aus.

In sein Buch Wagner-Regie nimmt Friedrich Zeichnungen von Mečys zu den Meistersingern auf und äußert sich enthusiastisch zu ihrer Arbeit. Er bringt auch ein Foto von ihr aus jener Zeit. Mečys trägt eine Halskette mit Davidstern. War das ihr Zeichen für ein „Ausgestoßensein”? Oder ein Holocaust-Gedenken? Sie trug diese Kette auch, als ich sie 1983/84 besuchte.12

Götz Friedrich schreibt:13

Die »Meistersinger« sind für mich daher Wunsch wie Zerrbild, Alptraum eines demokratischen Modells. Von ebenbürtigem Verständnis waren in Stockholm die herrlichen Kostüme der Aliute Meczies, mit der ich zuvor in Hamburg B.A. Zimmermanns »Soldaten« inszeniert hatte. Ihr Sachs ist ein Mann, der überall in seiner Strickjacke Löcher hat und kaum Wert auf sein Äußeres legt. Wer kümmert sich auch um ihn? Ein Mann, der alles andere als ein Held, geschweige denn ein Opernheld ist, der sich gegenüber Pogner versagt, ein Unangepaßter, ein Einzelgänger, ein Satiriker, ein Faun mit Dürer’schen Zügen. Schade, daß heute unsere Gesellschaft Sachs ähnliche Bürger nicht mehr zu bieten hat.

Ihre Kostümentwürfe aus ihrer Hamburger Theaterzeit sind in der Hamburger Staatsbibliothek versammelt, ebenso wie ihre Zeichnungen zur Stockholmer Uraufführung von Ligetis Le Grand Macabre. Aus der Hamburger Meistersinger-Produktion füge ich hier eine ihrer Zeichnungen an, die angedeutet-”unordentliche” Figur ihres „Hans Sachs”, die Götz Friedrich erwähnt. Offenbar verwendet Mečys für ihre Gesichtszeichnung ein Foto des Sängers, zu vermuten wegen der großen Individualität der Züge:

Aus der Theatersammlung der Universität Hamburg: „Hans Sachs, Akt 3”

Götz Friedrich nimmt 1983 eine Hamburger Inszenierung mit den Kostümen von Mečys nach London an das Royal Opera House Covent Garden für seine Puccini-Produktion von Manon Lescaut.14 Zu der Zeit hat Mečys längst von Oper und Theater Abschied genommen.

Ligetis Oper Le Grand Macabre stattet sie 1978 für die Uraufführung an der Königlichen Oper in Stockholm aus. Schon mindestens seit 1972, als Ligeti in Stanford war, hatte sie mit ihm über mögliche Sujets für eine Stockholmer Oper diskutiert. Ligeti bedankt sich von Stanford aus für ihre Suche nach Stoffen.15 Schließlich fndet sie ein Ghelderode-Schauspiel, das beide zu Ligetis Le Grand Macabre führt. Die große Erfndung von Mečys dabei ist ihre Geheimpolizistin „Gepopo” mit Vogelmonstermaske und auf Rollschuhen:

Aus der Theatersammlung der Universität Hamburg: „Chef der Geheimpolizei als roter Vogel verkleidet”

Später zeichnet sie sich selbst mit Vogelschnabel und -Gesicht:

Ohne Titel, undatiert, Kaunas Katalog 105

Der rigorose Bruch gegenüber der Opern- und Theaterwelt geschieht bei Mečys 1979. Auf die Frage von Manfred Eichel, dem damaligen Redakteur des TV-Magazins „Kultur aktuell”, nach den Gründen, sagt Mečys in seinem Film 1990:16

Das hat mehrere Gründe. Also der Hauptgrund ist, dass mir meine eigenen Bilder wichtiger sind, als angewandte Kunst zu machen, und dass ich während der Theaterarbeit nicht mehr zum Malen kam schließlich. Und ein anderer Grund ist, je älter ich werde, desto weniger mache ich gerne Teamwork. Ich bin Einzelgängerin und möchte das auch sein können. Und wenn ich male, kann ich das.

Das zieht sie durch trotz einer entstehenden bitteren Armut als Malerin. Sehr wenige Menschen unterstützen sie in ihrer frühen Zeit als Malerin durch Bilderkauf. Ligeti versucht immer wieder, ihr selbst oder mit Freunden zusammen zu helfen, z.B. über Bilderkauf durch den Musikwissenschaftler Vladimír Karbusický (1925-2002). Familie Karbusický liebt ihre Bilder und kauft sie immer wieder. Ligetis Verleger Peter Hanser-Strecker erwirbt das Gemälde „Portrait György Ligeti”. Er berichtet mir in einem Telefonat 2023, dass Ligeti ihn darum gebeten habe zur Unterstützung von Mečys, die am Anfang ihrer Malerkarriere stünde und von der er sich gerade getrennt hätte. Lange Zeit unterstützt Ligeti sie in den 80er Jahren selbst und fndet mit seinem Steuerberater Konstruktionen, sie analog einer Angestellten zu beschäftigen.17

1982 wird ihr Werk „Portrait György Ligeti” für die Gestaltung eines LP- bzw. CD-Covers vom Schott-Verlag, Label wergo, eingesetzt. Ihre neue Karriere als freie Malerin ist extrem gefährdet. Zur Unterstützung in dieser Zeit kommen 1982 und 1984 Stipendien der Erdwin-Amsinck-Stiftung in Hamburg. Die wenigen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen geben Einblick in ihre sehr späte und dann des Weiteren sehr mühsame Etablierung als Malerin. Wie schwer sie es hat, notiert sie am 10. September 1983 in einem Brief an Klaus Thiede, Organisator der „Berliner Festwochen”, der ihre Entwürfe zu Ligetis Oper mehrmals bei der Berliner Ausstellung besucht hatte.18 Er hat sich in langen Elogen briefich gegenüber ihr über eine von ihm so gesehene fürchterliche Berliner Kunstpolitik ausgelassen, daher Mečys' Hinweis „trotz Berlin” in dem folgenden Brief an ihn:19

... Ich hoffe sehr, es wird Ihnen gelingen, nach Ihrer Ausstellung zum Photographieren und überhaupt herzukommen. Dann werden wir Zeit haben, miteinander zu reden oder wenn Ihnen das lieber ist, können Sie da oben auch ganz séparé, alleine mit den Bildern hausen. Überhaupt, wenn diese Ausstellung (meine jetzt) zustande käme! das wäre wunderbar! trotz Berlin! Man wird sehen. Es wird dann eine andere Situation sein. Mein derzeitiger Zustand kann ja auch ewig nicht andauern. Too fragile - Attention! nicht transportfähig. -

Was Ausstellungen betrifft, so ist meine Lage hier in Hamburg so aussichtslos: Levy zu - die Galerie, in der ich nicht will - in die anderen Galerien passe ich auch nicht - und letzte Woche waren zwei wohlmeinende Herren hier, die die Idee haben, allen Ernstes, meine erste Ausstellung in einer Bank zu machen! Stellen Sie sich vor, meine Bilder in einer Bank! Das soll auch noch sehr begehrt sein, hör ich! eine „Kunst-Etage” in einer Bank! Die hanseatischen Maler sollen sich alle Finger danach ablecken und sozusagen Schlange stehen, heisst es. - Da kommt mir Ihre Idee wie eine Erleuchtung vor! Meine zwei Haupt-Bildbesitzer wollen auch gerne dazu beitragen.

Haben Sie noch viel Arbeit mit Ihrer jetzigen Ausstellung? Ich wünsche Ihnen jedenfalls, dass Ihnen zu Ihrer Freude alles gut gelingt.

Für heute will ich schließen, es ist auf einmal spät geworden.

(handschriftlich:) Ich grüße Sie ganz herzlich, auch Ihre gastfreundliche Freundin mit Dank Aliutė Meczies

Aus einer Ausstellung mit Thiede in Berlin wird nichts. Ich führe zu ihren tatsächlich stattgefundenen Ausstellungen im Folgenden nur Stichpunkte an.

Ausstellungsbeteiligungen:

1981 Galerie Levy / Einrichtungshaus Bornhold, Hamburg: „Das Bild des Menschen”

1985 Kunsthaus Hamburg: „Selbst”

1985 Galerie in Flottbek: „Die Schrecken des Krieges”. Diese Ausstellung wird 1985/86 auch in der Kommunalen Galerie Berlin gezeigt.

1986 Hamburger Kunsthalle, Hamburg: „Eva und die Zukunft” 20

1993-95 Gruppenausstellung „Die Waffen nieder“ im Haus der Nationen / Vereinte Nationen / Genf, danach in mehreren europäischen Städten.

1995-96 Museum für Sepulkralkultur, Kassel: „In fremder Erde”

2000 Niederösterreichische Landesausstellung, Stift Melk: „Die Suche nach dem verlorenen Paradies”

Einzelausstellungen:

1983 Bei den 33. Berliner Festwochen: „Le Grand Macabre” von György Ligeti, Bühnenbild- und Kostümentwürfe

1990 Galerie in Flottbek, Hamburg. „Aliutė Mečys: Gemälde.” 21 Das ist ihre erste eigenständige, sehr erfolgreiche Ausstellung mit ihren Gemälden, begleitet durch einen sehr guten Katalog, Text Gerd-Wolfgang Essen. Essen gehörte die Galerie. Er förderte sie auch weiter nach Kräften für folgende Ausstellungen, weil er komplett an sie glaubte, so erzählt mir Manfred Eichel bei unserem Berliner Treffen am 23.10.2023. Eichel erwähnt auch den späteren Bruch zwischen den beiden, nachdem Essen, ohne Mečys zu fragen, als Galerist einige Bilder, die ja nun einmal in seinem Besitz waren, weiterverkaufte.

1990 Westfälischer KunstKreis, Brakel

1991 Oldenburger Kunstverein, Oldenburg

1991-92 Freilichtmuseum am Kiekeberg, Hamburg

1992 Evangelische Akademie Loccum

1992 Kunstverein Wiligrad, Schwerin

1997 Künstlerhaus Bergedorf, Hamburg22

1998 Kunst-Kontakt, Hamburg, Klosterwall

Nach 2000 gibt es zu ihren Lebzeiten keine Nachrichten mehr über Ausstellungen mit ihren Werken.

+++

1990 will Mečys nach Litauen reisen und stellt einen Visumsantrag,23 sitzt im Januar 1991 sogar schon im Bus nach Litauen, kehrt aber um, nachdem sie von den Unruhen dort 1991 hört.24 Sie hatte sich um Ausstellungsmöglichkeiten in Kaunas bemüht. Ein Zeugnis davon ist ihr Schreiben vom Mai 1990 an Osvaldas Daugelis, den stellvertretenden Direktor des Nationalen M. K. Čiurlionis Kunstmuseums in Kaunas:25

„Ich hoffe sehr auf Litauens Unabhängigkeit. Und außerdem auch auf ein möglichst baldiges Gelingen unserer Ausstellung in der Mykolas-Žilinskas-Galerie in Kaunas.”

1992 lernt sie in Hamburg bei einer Inszenierung von Jonas Jurašas auf Kampnagel diesen bekannten litauischen Theaterregisseur kennen. Er vermag sie jedoch nicht für eine Zusammenarbeit in Litauen zu erwärmen.26

1993 erzählt Aliutė Mečys der Psychotherapeutin und Buchautorin Elke Herms-Bohnhoff von angebotenen Professuren in Hamburg und Berlin, die sie ablehnt:27

Nur weil das niemand mehr kann, diese alte Technik, bin ich auf einmal eine begehrte Person.

Herms-Bohnhoff wird ihre Duzfreundin mit einem regen Briefkontakt bis 2003 laut dem Archiv in Kaunas.

2008 geschieht die Aufnahme des Werks „Portrait György Ligeti” (endgültiger Titel) in das Buch von Dietrich Erben: Komponistenporträts, mit seltsamen grünen Linien, die im Original nicht zu fnden sind.28

2008 übernimmt die Universität Hamburg für ihre Theatersammlung Werke von Mečys aus dem Theaterbereich. Dazu zählen ihre Bühnenzeichnungen sowie umfangreiche Serien von Kostümfgurinen aus Produktionen der Hamburgischen Staatsoper, ferner Entwürfe für die Uraufführung von György Ligetis Le Grand Macabre von 1978 aus dem Königlichen Theater in Stockholm.29

2009 muss Mečys sich „lebensbedrohlichen Operationen” unterziehen laut ihrem Ehemann Lutz Panconcelli.30 Paco, der Sohn ihres Mannes Lutz, erwähnte bei unserem Treffen am 31.10.2023, dass sie unter Darmkrebs litt. Ich selbst lernte sie als starke Raucherin kennen. Paco berichtete mir von immer sehr billigen Zigaretten.

2012 unternimmt Manfred Eichel den Versuch, mit dem Leiter des Hamburger Kunsthauses, Claus Mewes, eine Mečys-Ausstellung dort zu organisieren. Wegen etlicher Herzattacken und einer immer größeren körperlichen Schwäche sagt Mečys schließlich ab.31

Am 6. Februar 2013 klagt Aliutė Mečys über einen plötzlichen Schmerz im Bein. Bevor der Rettungswagen eintrifft, stirbt Mečys in ihrem Bett in Bergstedt im Haus Panconcelli. War es eine Thrombose wie bei Paula Modersohn-Becker?

2013/14