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Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Psychologie - Klinische Psychologie, Psychopathologie, Prävention, Note: 1,7, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit möchte ich die Gründe des Alkoholkonsums analysieren. Sicherlich ist dies schon in vielen Studien erörtert worden, aber ich möchte diese Aussagen mit empirischen Analysen stützen oder gegebenenfalls widerlegen. Ich werde praktisch „Vor Ort“ Interviews durchführen und auch finden sich in meinem Freundeskreis etliche Jugendliche, die regelmäßig Alkohol konsumieren und für eine Befragung gewillt sind. Gerade im Heranwachsendenalter wird immer wieder erheblich gewarnt, dass sie empfänglicher als Ältere für Alkoholkonsum und - missbrauch sind. Dieses möchte ich begründen. Ebenso möchte darlegen, was Folgeschäden eines ständigen Alkoholkonsums sein können. Um dieses Gebiet verständlich zu behandeln, lässt sich auf einige Begriffsdefinitionen von Alkohol, Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und Adoleszenz nicht verzichten. Auch der historische Wandel sollte nicht außer Acht gelassen werden, denn auch er gibt Prognosen für die Zukunft. Die Funktion des Alkohols bei Jugendlichen sowie die verschiedenen Einflussfaktoren sollen, wie die Folgen des Alkoholkonsums/ -missbrauches, untersucht werden. Hierbei möchte ich auf die Auswirkungen im Gehirn, die Auswirkungen auf das soziale Umfeld und die Kurz-, mittel- und langfristige Konsequenzen eingehen. Um das Thema abzurunden und mögliche Ansatzpunkte für eine Zukunft zu geben, werde ich versuchen eine Präventionsmaßnahme zu erläutern und zu bewerten. Auch möchte ich die aktuelle Lage auf verschiedenen Internetplattformen erforschen. Portale wie „jappy.de“, „meinvz.de“, „studivz.de“ und „schuelervz.de“ sind in aller Munde und haben einen stetigen Anstieg der Mitgliederzahlen zu verbuchen. Dort kann man „Gruppen“ oder „Coms“ gründen, in denen andere User, die sich mit dem Gruppennamen identifizieren, eintreten können. Vorweg möchte ich anmerken, dass bei www.jappy.de (ab 14 Jahren) 220 Gruppen und allein bei schuelervz.de mehr als 300 Gruppen (es werden nur 300 angezeigt) sich diesem Thema mit dem Schlagwort „Alkohol“ widmen. Dies zeigt die Bedeutsamkeit des Themas „Alkohol“ bei Heranwachsenden. Der Aufbau dieser Arbeit ist absichtlich so gewählt. Die Folgen und Schäden von Alkohol sind bewusst weit oben angeordnet, da man somit von Anfang an über die tückischen Krankheiten aufgeklärt wird und die Motive in einer anderen Relation sehen kann. Doch zunächst möchte ich erläutern, was ich in dieser Arbeit unter dem Begriff „Heranwachsende“ verstehe [...]
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Vorwort
„Keine Droge genießt im gesellschaftlichen Leben eine größere Akzeptanz als Alkohol. In Zeitungskiosken und Supermärkten, Tankstellen und Kaufhäusern ist die Auswahl groß und Alkohol legal und preiswert erhältlich. Ob Bier zum Fernsehen, guter Wein zum Essen, Piccolo zum Frühstück, Sektempfang in der Firma oder Champagnerdusche bei der Siegerehrung, Alkohol begegnet den Menschen im Alltag in verschiedenen Formen, ohne dass dabei vom exzessiven oder regelmäßigen Konsum gesprochen wird.“1
„Grog zum Aufwärmen; Aperitif vor dem Essen, […], einen Schnaps zur Verdauung; einen Schlummertrunk zum Einschlafen; Sekt zum Einstand, eine Lokalrunde zum Abschied. Geburt. Taufe. Geburtstag. Hochzeit. Jubiläum. Beerdigung.“2
Diese Listen sind nicht vollzählig, machen aber deutlich, wie normal und gesellschaftlich akzeptiert das Trinken von Alkohol ist.
Alkoholkonsum ist heute faktisch allen Gesellschaften der Erde bekannt und der Beginn des Alkoholtrinkens ist historisch nicht lokalisierbar, auf jeden Fall so weit zurückliegend, dass Gesellschaften in der Lage waren, Alkohol zu einem festen Bestandteil ihres Alltagslebens zu machen, d.h. Alkoholkonsum zu integrieren und ihm instrumentalen Charakter zu verleihen.3Diese feste Verankerung im kulturellen Rahmen macht deutlich, dass der Konsum alkoholischer Getränke grundsätzlich einen ´Wert´ darstellt, da auch viele der Wirkungen des Alkohols als positiv beschrieben werden.4Der Verzehr von Alkohol gilt als selbstverständlich, so dass er von der Gesellschaft kaum prinzipiell in Frage gestellt wird.5Abstinenz sei etwas Abweichendes, bei dem die Betroffenen oftmals das Gefühl haben, sich dafür rechtfertigen zu müssen. Aber Alkohol ist nicht nur Nahrungs- oder Genussmittel, welches Speisen und Getränken Geschmack verleiht, sondern auch eine psychoaktive Substanz, die als Rauschmittel, zum Abbau von Hemmschwellen oder auch zur Förderung sozialer Kontakte bewusst eingesetzt wird.6
1Jantz, A. 2006, S. 4
2Schmalz, U. 2007, S. 12
3Vgl. Antons, K. 1990, S. 32
4Ebd.
5Ebd.
6Vgl. Jantz, A. S. 4 nach Bergler, R. 2000, S.7
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Ausgangspunkt ist der Mensch in seiner Persönlichkeit als Individuum, das von Augenblick der Zeugung an in Wechselwirkung mit seiner Umwelt steht, die die Droge Alkohol in ihr involviert hat.7
Alkohol8weist eine Reihe von Eigenschaften auf, die sich sonst in kaum einer anderen Substanz vereint finden lassen.
Ich gehe davon aus, dass Alkohol seiner physiologischen Wirkung nach nicht nur ein Genussmittel ist, als welches er in den amtlichen Statistiken unter der Rubrik ´Ernährung´ verzeichnet wird, sondern auch den Charakter einer Droge besitzt, da eine psychische Abhängigkeit, eine Toleranzsteigerung und eine Erzeugung körperlicher Abhängigkeit, d.h. Entzugserscheinungen beim Absetzen der Droge, möglich sind.10„Bereits geringe Mengen von Alkohol ermöglichen temporäre Veränderungen des Normalbefindens, Zustände der ´Entrücktheit`, der Veränderung der Grundstimmung, die sonst nur im Bereich der Geisteskrankheiten als Dauerzustände auffallen.“11
„In kaum einem EU-Land ist Alkohol für die Bevölkerung so erschwinglich wie in Deutschland: Während die Lebenshaltungskosten zwischen 2000 und 2005 um 8,3 Prozent12gestiegen sind, haben sich alkoholische Getränke nur um 5,3 Prozent verteuert.“(Tagesschau)
„Fast jeder Fünfte in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen (19 %) trinkt fünf oder mehr alkoholische Getränke hintereinander, bei den Älteren (ab 55) sind dies nur noch 4%.“13
7Vgl. Schwarzkopf, M. 1991, S. 39
8Das Wort ´Alkohol´ stammt aus dem arabischen und bedeutet: das Allerfeinste“ (Antimonpulver), „reine Substanz, Augenschminke. In dieser Arbeit meint Alkohol immer Ethylalkohol-Ethanol.
9http://www.br-online.de/ratgeber/gesundheit/alkohol-sucht-bier-ID1221049016877.xml
10Vgl. Antons, K. 1990, S. 33
11Antons, K. 1990, S. 33
12http://www.tagesschau.de/inland/meldung493920.html
13http://www.forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel=0631
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„Laut Statistiken des Bundes steigt die Zahl der Klinik-Einlieferungen der 15- bis 25-Jährigen aufgrund von Alkoholmissbrauch rasant: Wurden im Jahr 2000 16.731 Jugendliche wegen einer Alkoholvergiftung behandelt, waren es 2004 bereits 24.810. Alkoholbedingte Notfälle bei Jugendlichen stiegen nach Angaben der Krankenkasse um 72 Prozent an. Dabei werden die Rauschpatienten immer jünger. Nach EU-Angaben machen Jugendliche ihre erste14Alkohol-Erfahrung im Schnitt mit 12, den ersten Vollrausch erleben sie mit 14.“(Blaues Kreuz)
“Eine EU-weite Umfrage (zeigt), dass Teenager und junge Erwachsene von Zypern bis Lappland, von Irland bis Rumänien und von Portugal bis Lettland in einer Kultur aufwachsen, in der Alkoholkonsum zum Alltag gehört - oft auch der übermäßige. Jeder fünfte junge Europäer trinkt sich demnach häufig gleich in den Rausch: 19 Prozent der 15- bis 24-jährigen EU-Bürger trinken mindestens fünf Gläser Bier, Wein oder Spirituosen, wenn sie Alkohol konsumieren. (…) In Europa ist jeder vierte Todesfall bei jungen Männern zwischen 15 und 29 Jahren auf Alkohol zurückzuführen, insgesamt sterben nach Kommissionangaben in der EU alljährlich 195.000 Menschen an den Folgen des Alkoholmissbrauchs. (…) Und auch die kleine Gruppe der jugendlichen Kampftrinker, die in Deutschland für aufgeregte Debatten sorgt, (…) taucht in den Ergebnissen auf: Laut Eurobarometer trinken sechs Prozent der lediglich Fünfzehnjährigen bei Alkoholkonsum mit fünf oder mehr Gläsern bis zum Exzess, immerhin 15 Prozent von ihnen trinken drei bis vier Gläser, wenn sie trinken. Im Durchschnitt jeder fünfte Alkohol-Konsument zwischen 15 und 24 Jahren gab an, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken.”15( Der Spiegel)
All diese Aussagen warnen vor einem Anstieg des Alkoholkonsums bei Heranwachsenden. Neben dem soeben dargestellten objektiven Tatbestand gesellschaftlicher Brisanz ist meine subjektive Motivation für die Bearbeitung dieser Thematik in folgenden Komponenten begründet.
Ich arbeite in mehren Diskotheken, die Jugendliche ab 16 Jahren besuchen können, da sie die Möglichkeit haben, an der Eingangstür einen Zettel auszufüllen oder mitzubringen, dass sie in Begeleitung eines Volljährigen sind.
An den Bars wird das Alkoholausgabeverbot umgangen, indem die Minderjährigen einen Volljährigen bestellen lassen.
14http://www.blaues-kreuz-ansbach.de/sucht_jugend.php?a=2&b=3&c=10&d=10
15http://psychologie-news.stangl.eu/27/alkoholische-union-alkoholkonsum-jugendlicher-in-europa;Spiegelbericht: „Alkoholische Union: So betrinkt sich Europa“
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Auch die Events sind meistens Alkoholgenuss-orientiert.
Es gibt so genannte „Lattenpartys“, bei denen man fünf alkoholisierte Mixgetränke für nur 5 Euro bekommt und für einen einzelnen 3,50Euro bezahlen müsste, die Wodka-Party staffelt sich in unterschiedlichen Preislagen: Ein Drink 1,50 - fünf Drinks bekommt man für 6 Euro und am meisten spart man natürlich, wenn man zehn Drinks für 10 Euro kauft. Auch Litergläser werden zum halben Preis von nur 5 Euro angeboten. Des Weiteren wird mit dem Event „Bezahl einen - bekomm zwei“ zum erhöhten Alkoholkonsum animiert. Nicht zu verachten sind die „Günstig-Partys“ bei denen man 50 Cent für ein Mixgetränk bezahlen muss. Für die Gäste am lukrativsten ist immer noch die „Passend-oder-Pech-gehabt-Party“ Dieses Motto umgeht das oft in den Medien kritisierte „Flatrate-trinken“. Die Gäste können mit jedem Geldstück bezahlen, das sie in ihrer Tasche finden. Die meisten Besucher bringen sich somit Rollen mit 1Cent-Stücken mit. Neuerdings finden jedoch wieder „All Inclusive-Partys“ statt, bei dem alle Getränke bei einem Eintritt von 14,95€ gratis sind.
An Abenden, an denen die Preise „normal“ oder nur ein bestimmtes Getränk preislich herabgesetzt wird, bleiben die Discotheken so gut wie leer. Dies zeigt deutlich, weshalb die Jugend in erster Linie diese Lokalitäten besucht.
In dieser Arbeit möchte ich die Gründe des Alkoholkonsums analysieren. Sicherlich ist dies schon in vielen Studien erörtert worden, aber ich möchte diese Aussagen mit empirischen Analysen stützen oder gegebenenfalls widerlegen. Ich werde praktisch „Vor Ort“ Interviews durchführen und auch finden sich in meinem Freundeskreis etliche Jugendliche, die regelmäßig Alkohol konsumieren und für eine Befragung gewillt sind. Gerade im Heranwachsendenalter wird immer wieder erheblich gewarnt, dass sie empfänglicher als Ältere für Alkoholkonsum und - missbrauch sind. Dieses möchte ich begründen. Ebenso möchte darlegen, was Folgeschäden eines ständigen Alkoholkonsums sein können.
Um dieses Gebiet verständlich zu behandeln, lässt sich auf einige Begriffsdefinitionen von Alkohol, Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und Adoleszenz nicht verzichten. Auch der historische Wandel sollte nicht außer Acht gelassen werden, denn auch er gibt Prognosen für die Zukunft.
Die Funktion des Alkohols bei Jugendlichen sowie die verschiedenen Einflussfaktoren sollen, wie die Folgen des Alkoholkonsums/ -missbrauches, untersucht werden.
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Hierbei möchte ich auf die Auswirkungen im Gehirn, die Auswirkungen auf das soziale Umfeld und die Kurz-, mittel- und langfristige Konsequenzen eingehen. Um das Thema abzurunden und mögliche Ansatzpunkte für eine Zukunft zu geben, werde ich versuchen eine Präventionsmaßnahme zu erläutern und zu bewerten.
Auch möchte ich die aktuelle Lage auf verschiedenen Internetplattformen erforschen. Portale wie „jappy.de“, „meinvz.de“, „studivz.de“ und „schuelervz.de“ sind in aller Munde und haben einen stetigen Anstieg der Mitgliederzahlen zu verbuchen. Dort kann man „Gruppen“ oder „Coms“ gründen, in denen andere User, die sich mit dem Gruppennamen identifizieren, eintreten können. Vorweg möchte ich anmerken, dass bei www.jappy.de (ab 14 Jahren) 220 Gruppen und allein bei schuelervz.de mehr als 300 Gruppen (es werden nur 300 angezeigt) sich diesem Thema mit dem Schlagwort „Alkohol“ widmen. Dies zeigt die Bedeutsamkeit des Themas „Alkohol“ bei Heranwachsenden. Der Aufbau dieser Arbeit ist absichtlich so gewählt. Die Folgen und Schäden von Alkohol sind bewusst weit oben angeordnet, da man somit von Anfang an über die tückischen Krankheiten aufgeklärt wird und die Motive in einer anderen Relation sehen kann. Doch zunächst möchte ich erläutern, was ich in dieser Arbeit unter dem Begriff „Heranwachsende“ verstehe, da sich hierzu unterschiedliche Begriffsdefinitionen finden lassen.
Zum einen ist ein Heranwachsender in Deutschland nach § 1 Abs. 2 Jugendgerichtsgesetz (JGG) jede Person, die das 18. Lebensjahr, aber noch nicht das 21. Lebensjahr vollendet hat, zum anderen definiert sich der Heranwachsende als eine Person, die sich in einer Entwicklungszeit zwischen dem Kindesalter und dem Erwachsensein befindet - etwa zwischen 13. und 22. Lebensjahr.
Neben der gesetzlichen Situation stellt die Zeit der Adoleszenz (lat. adolescere „heranwachsen“), die man auch als Coming of Age bezeichnet, eine besondere gesellschaftliche dar.
Da die Menschen ihre Persönlichkeit erst allmählich erreichen, vollzieht sich die Entwicklung im Allgemeinen in verschiedenen Stadien, wobei das Erreichen der sexuellen Reife (oder Eintritt in die Pubertät) als bedeutender Wendepunkt begriffen wird. Das Wort „Heranwachender“ konnotiert das Durchlaufen eines Reifeprozesses, der sie etwa ihr bisheriges Leben hinterfragen und reifen lässt. Dabei wird zumeist die Handlung eingesetzt, um diese Veränderung auszulösen oder zu unterstützen, so dass auf den Einsatz
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etwa von oberflächlichen Actionelementen zugunsten einer Dramatisierung und Psychologisierung verzichtet werden kann.16
Eine anderes Nachschlageverzeichnis meint, dass die Adoleszenz das Übergangsstadium in der Entwicklung des Menschen von der Kindheit (Pubertät) hin zum vollen Erwachsensein ist und somit den Zeitabschnitt darstellt, während dessen eine Person biologisch gesehen ein Erwachsener, aber emotional und sozial noch nicht vollends gereift ist. Das der Adoleszenzphase zugeordnete Alter wird in verschiedenen Kulturen unterschiedlich aufgefasst. In den Vereinigten Staaten wird die Adoleszenz im Allgemeinen bereits bei Pubertätsbeginn angesiedelt: beginnend im Alter von 13 Jahren bis zum 24. Lebensjahr. In Deutschland versteht man unter der Adoleszenzphase - je nach Entwicklungsstadium - meist den Zeitraum zwischen 16 und 24 Jahren. Im Gegensatz dazu definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Adoleszenz als die Periode des Lebens zwischen 10 und 20 Jahren.
Die Encarta-Enzyklopädie bezeichnet es als Jugendalter und definiert die Zeit vom Einsetzen der Pubertät bis zur körperlichen Reife; es beginnt in der Regel bei Jungen ungefähr mit 14 und bei Mädchen mit zwölf Jahren. Gewöhnlich versteht man darunter die Zeit, in der ein Mensch von seinen Eltern unabhängig wird. Als Jugendliche bezeichnet man im juristischen Sinn Personen von 14 bis 18 Jahren (siehe Jugendstrafrecht). Mit dem Beginn der körperlichen Reifung treten tief greifende Veränderungen des Körperbaues und anderer Merkmale ein, worauf ich in dieser Begriffsdefinition nicht weiter eingehen werde.
Wichtig, aus psychologischer Sicht, ist der Punkt, dass in Verbindung mit der körperlichen Veränderungen auch ein geistig-emotionaler Wandel eintritt; manchen Studien zufolge verläuft diese seelische Anpassung bei Jugendlichen, die früh heranreifen, problemloser als bei ihren Altersgenossen, deren Reife später einsetzt.
Hinsichtlich der geistigen Funktionen treten im Jugendalter keine tief greifenden Wandlungen ein. Die Fähigkeit, komplexe Fragestellungen zu verstehen, nimmt allmählich zu. Nach den Untersuchungen des französischen Psychologen Jean Piaget beginnt im Jugendalter das Stadium des formalen, zielgerichteten Denkens, das durch logisches Ableiten und Kombinieren gekennzeichnet ist.17Piaget nahm an, dieses Stadium laufe bei allen Menschen ab, unabhängig von der Ausbildung und ähnlichen äußeren Einflüssen. Neuere Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass bei der Fähigkeit zur Lösung komplexer Probleme neben ererbten Voraussetzungen auch Erziehung und beständige Wissenszunahme eine wichtige Rolle spielen.
16laut Wikipedia (Nachschlagewerke werden nicht zitiert oder entlehnt)
17laut Encarta Enzyklopädie 2008
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Parallel zu den körperlichen Veränderungen während der Pubertät entwickelt sich der Geschlechtstrieb. Die Befriedigung sexueller Bedürfnisse wird auch heute noch durch gesellschaftliche Tabus erschwert und somit haben viele Menschen nur unzureichende Kenntnisse über Sexualität. Seit den sechziger Jahren sind viele junge Leute sexuell aktiver als früher, denn neueren Untersuchungen zufolge berichten fast 50 Prozent der Jugendlichen unter 15 Jahren und 75 Prozent der unter Neunzehnjährigen, sie hätten bereits Geschlechtsverkehr gehabt. Trotz ihrer sexuellen Kontakte mangelt es etlichen Jugendlichen an ausreichenden Kenntnissen über Themen wie Empfängnisverhütung oder Geschlechtskrankheiten.
Der amerikanische Psychologe Stanley Hall18bezeichnet das Jugendalter als Phase emotionaler Belastungen, die sich aus den pubertätsbedingten, schnellen und tief greifenden körperlichen Veränderungen ergeben. Wie die Studien der amerikanischen Anthropologin Margaret Mead19jedoch gezeigt haben, ist die emotionale Belastung nichts Naturgegebenes, sondern sie ist kulturell bedingt. Nach den Feststellungen dieser Forscherin treten beim Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter in den einzelnen Kulturkreisen sehr unterschiedliche Belastungen auf. Der in Deutschland geborene amerikanische Psychologe Erik Erikson20sieht in der Entwicklung einen psychosozialen Vorgang, der sich während des ganzen Lebens fortsetzt. Die „Entwicklung von Werthaltungen während der Reifezeit” stellt R. Oerter21in seinem 1966 publizierten Werk dar. Die psychische und soziale Herausforderung des Jugendalters besteht für den Heranwachsenden darin, zu einem selbstständigen Menschen zu werden, dem es seine eigene Persönlichkeit erlaubt, mit anderen nach Art von Erwachsenen intime Beziehungen aufzunehmen. Diese Entwicklung ist bei jedem Jugendlichen mit individuellen Problemen verbunden.
Da ich das Lehramt für die Sekundarstufe I / Primarstufe ohne Schwerpunkt studiert habe, möchte ich meine Ausarbeitung auch in diesen Jahrgängen hauptsächlich ansiedeln und schließe die Definition nach JGG vom 18. bis zum 21. Lebensjahr aus.
Die Entwicklungszeit zwischen dem Kindesalter und dem Erwachsensein; etwa zwischen 13. und 22. Lebensjahr finde ich demnach am konstruktivsten. Wenn ich in dieser Arbeit von Jugendlichen, Schülern oder Heranwachsenden schreibe, beziehe ich mich immer auf diesen eben genannten Lebensabschnitt.
18End.
19Ebd.
20Ebd.
21Ebd.