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M.R. Gamper

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Beschreibung

Ausgerechnet in dem kleinen New Yorker Vorort Coldwynn soll Riley ihren High School Abschluss machen. Nicht genug damit, dass ihr Zwillingsbruder und sie die ständigen Umzüge leid sind. Nein, nun wird sie auch noch dazu genötigt, in einer Kleinstadt zu leben. Trotz ihrer Vorurteile entwickelt Riley schnell eine starke Sympathie für Coldwynn und seine verschrobenen Eigenheiten. Selbst die Einwohner schaffen es, die unnahbare Siebzehnjährige für sich zu gewinnen. Mal abgesehen von Nathan King,ihrem neuen Nachbarn und obendrein noch Herzensbrecher Nummer 1 an ihrer Schule. Obwohl der Bad Boy und sie ständig aneinandergeraten, können die beiden das Knistern zwischen ihnen nicht ignorieren. Während es Nate gelingt, Rileys Schutzmauer Stück für Stück einzureißen und sich allmählich in ihr Herz zu schleichen, braut sich über ihnen ein heftiger Sturm zusammen. Plötzlich droht Rileys Vergangenheit sie mit aller Macht einzuholen und das junge Glück zu zerstören.

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M. R. Gamper

All the shadows of my soul

XL LESEPROBE

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Prolog

Riley

„Das kann unmöglich dein Ernst sein!“ Ungläubig starre ich Gwen an, als diese mir eröffnet, dass wir umziehen werden. Schon wieder. Es ist das dritte Mal in den vergangenen zwei Jahren. Das achte Mal in zehn. Sie hat die Hände dabei in die Hüften gestemmt, als wäre sie ein trotziges Kind, das um jeden Preis seinen Willen durchsetzen möchte.

Das laute Geräusch eines verreckenden Zombies lenkt für einen Augenblick meine Aufmerksamkeit auf den Fernseher, vor dem mein Bruder auf dem Sofa lümmelt und auf seiner Playstation zockt, als ginge ihn dieses Gespräch nichts an.

Es gibt Tage, an denen ich ihn für die Gabe, unsere Mutter jederzeit ausblenden zu können, beneide, doch im Moment käme mir seine Hilfe ganz recht. Josh ist das ständige Theater mit unseren Umzügen genauso leid wie ich, aber offenbar hat er es aufgegeben, gegen Windmühlen zu kämpfen. Auch wenn er resigniert hat, will ich mich nicht mit einem Leben abfinden, das dem von Schaustellerfamilien gleicht.

Daher bin ich diejenige, die wenigstens versucht, gegen Gwens neueste Laune anzukämpfen. Allerdings bleibt es bei dem Versuch, denn sie diskutiert nicht mit mir. Das tut sie nie. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie ihren Plan ohne Rücksicht auf Verluste durch.

Mir wird heiß und ich spüre förmlich, wie die Wut von meinem gesamten Körper Besitz ergreift. Der Wunsch und der Drang, auf irgendetwas einzuprügeln oder etwas zu zerstören, wird allmächtig, aber ich verdränge das Verlangen, so wie ich es immer tue. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und öffnen sich verkrampft wieder. Dabei atme ich in langen Zügen, um mich irgendwie runterzuholen. Fuck!

Es ist also beschlossene Sache. Wir ziehen in Kürze nach Coldwynn zu Gwens neuester Eroberung und dessen Sohn.

Wieder atme ich tief ein und aus. Der Gedanke, in einem Vorort zu leben, bereitet mir Unbehagen. Was zur Hölle will jemand wie ich in der Vorstadt?

Mein Blick fällt auf den Spiegelschrank im Flur, wo ich mich von der Seite betrachten kann. Ein kurzer, schwarz-pink-karierter Rock und passend dazu ein schwarzes Trägertop mit Nieten an den Nähten. Die Chucks an meinen Füßen, die ursprünglich weiß waren, leuchten nun dank einiger Textilstifte in denselben Farben wie mein Rock. Meine Ohren sind mehrfach gepierct und in meiner zarten Nase prangt ein silberner Ring. Oh ja, ich würde in diesem Ort auffallen, wie ein bunter Hund, und darauf kann ich getrost verzichten.

Ich verpasse Josh einen Tritt, sodass seine Beine vom Couchtisch rutschen und unter lautstarkem Fluchen auf den Boden knallen. Augenrollend schüttelt er den Kopf. „Keine Ahnung, warum du überhaupt noch mit ihr darüber diskutierst, wo es doch beschlossene Sache ist.“

Gwen würdigt er keines Blickes. Anders als ich hat mein Zwillingsbruder längst aufgegeben, nach jedem Umzug wieder neue Freunde zu suchen. Jetzt, wo es wieder einmal so weit ist, bereue ich es, überhaupt versucht zu haben, Anschluss zu finden. Mein Wunsch nach Beständigkeit wird von Gwen nicht erfüllt.

Ich war so froh, von New York weggekommen zu sein und mich zumindest ein bisschen in mein Umfeld in Boston integriert zu haben. Offenbar reiht sich jetzt Boston unter die lange Liste von Orten ein, an denen unsere Mutter keinen Frieden findet. Wäre auch zu schön gewesen.

Zudem liegt Coldwynn viel zu nah an meiner Vergangenheit.

Plan B, Gwen mit Schmeicheleien weichzukochen, scheitert kläglich. Wie üblich sind die Gefühle für ihren neuen Freund so stark, dass sie es ohne ihn nicht mehr aushält und ihr gewohntes Leben aufgibt, um bei ihm zu sein. Sind die Männer etwa ausgestorben, die auf taffe Frauen mit einem eigenständigen Leben abfahren?

In Boston sind wir gelandet, weil sie der festen Überzeugung war, ihr neuer Freund George würde ihr die Sterne vom Himmel holen. Aber auch diese Verliebtheit hatte sich beim Auftauchen der ersten Stolpersteine nach wenigen Monaten in Luft aufgelöst.

Diesmal heißt der Auserwählte Owen Harris. Ein Vater, der seinen fünfzehnjährigen Sohn ganz allein großzieht. Und das tut er in einem riesigen Haus. Etwas, worauf Gwen Wert legt, denn auch wenn sie selbst nicht vermögend ist, setzt sie das bei ihren Partnern voraus. Sie liebt das Luxusleben, das sie meist auf Kosten des jeweiligen Mannes führt.

Es überrascht mich dennoch, dass sie keine Skrupel hat, diese Nummer mit jemandem abzuziehen, dessen Ex-Frau sich wie unser Vater einfach aus dem Staub gemacht hat. Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, hegt sie wahrscheinlich keine bösen Absichten. Es ist einfach ihre Art. Sie verliebt sich gerne. Ja, sie lebt förmlich für das Gefühl des Frisch-Verliebtseins.

„Ich habe hier ein Leben,“ keife ich mein Gegenüber an, weil ich mich in einer ausweglosen Situation befinde. Es sind keine richtigen Freunde, mit denen ich nach der Schule abhänge, sondern bloß Bekanntschaften, die mich genauso schnell vergessen werden, wie ich sie.

„Du findest in Coldwynn neue Freunde. Ich verspreche dir, dass es uns dort an nichts fehlen wird. Owen hat Geld.“ Und da haben wir es. Gwen ist stets auf der Jagd nach einem besseren Leben für uns. Das sagt sie zumindest, denn im Endeffekt tut sie bloß das, was für sie selbst richtig erscheint. Auf ihre Kinder nahm sie bisher keine Rücksicht und das ändert sich auch gewiss in Zukunft nicht.

„Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder, der um einiges entspannter ist als du.“ Ich hasse das selbstgefällige Grinsen, das ihre Lippen umspielt, wie die Pest.

„Vielleicht sollte ich mir auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit Gras reinziehen, um die Sicht auf unser Leben ein wenig erträglicher zu gestalten.“ Anstatt sich über seinen Marihuana-Konsum oder meinen Kommentar aufzuregen, kassiere ich bloß eine schnippische Bemerkung. Sie würde es mir sogar empfehlen, solange ich dann weniger gereizt bin als es jetzt der Fall ist.

Ich ziehe an dem dünnen Gummiband an meinem Handgelenk, spanne es so weit, wie es der Widerstand zulässt, und lasse es auf meine weiche Haut schnalzen. Das einschießende Brennen erinnert mich daran, dass ich noch da bin. Ich lebe, auch wenn es sich selten so anfühlt, weil diese innere Leere sich bereits in jeden Winkel meines Körpers geschlichen hat. Ich reibe über die Stelle, die sich dunkelrot verfärbt, und schiebe den Ärmel ein Stück nach vorne in Richtung meiner Finger.

Knapp fünf Stunden Fahrzeit liegen zwischen Boston und Coldwynn, was mir die Möglichkeit nimmt, Ruby schnell mal zu besuchen. An Abschiede bin ich mittlerweile gewöhnt und sie sind traurigerweise das einzig Beständige in all der Unbeständigkeit.

Meine Faust trifft mit voller Wucht Joshs Schulter, ehe ich schnaubend in mein Zimmer stürme und die Tür hinter mir zuknalle.

Ich presse mein Gesicht in das flauschige Kissen auf meinem Bett und brülle meine Wut hinaus. Es tut nicht gut, sondern bringt mich noch mehr zum Kochen. Es folgt ein weiteres Schnalzen auf meinem Handgelenk, bevor ich mich bemühe, meine hektische Atmung und meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bringen.

Es dauert keine fünf Minuten, bis meine Zimmertür ohne Vorwarnung geöffnet wird. Josh würde mein Reich niemals betreten, ohne vorher anzuklopfen, aber Gwen schert sich einen Dreck um die Privatsphäre anderer.