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"ALL YOU CAN EAT 2" ist die süß, scharfe Fortsetzung des ersten Buches, in dem es um die etwa 50-jährige Emma und ihren Mann Ole geht. Beide möchten ihren sexuellen Horizont etwas erweitern, ohne dabei auf ihre gegenseitige Liebe und das tiefe Vertrauen zueinander zu verzichten.
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Seitenzahl: 194
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Für alle Männer,
die mich zum Lächeln bringen,
wenn ich an sie denke.
Schön, dass es Euch
immer noch gibt!
12.05. Auf in den Urlaub
13.05. Anreise Bornholm
14.05. Erstes Treffen
15.05. Nachricht an Mika
16.05. Grüne Ape
16.05. Leuchtturm
17.05. Grillabend
18.05. In der Nacht
18.05. MS THOR & Eis
19.05. Travbahn
20.05. Minigolf
21.05. Bisons & Kutschfahrt
22.05. Birthday Present
22.05. Danach
23.05. Antrag
24.05. Kirchen, Eis & Minigolf
25.05. Naturschutzgebiet
26.05. Nochmal Mika
27.05. Fähre nach Hause
28.05. Bremen
31.05. Mamas Geburtstag
Danksagung
Es ist Freitag 6:00 Uhr. Hinter meinem Mann Ole und mir liegen anstrengende Wochen und Monate. Vor uns liegt eine nicht weniger anstrengende Fahrt vom Niederrhein nach Rostock.
Die Koffer sind schon seit gestern im Auto, die Nachbarn sind informiert und von unseren beiden Katzen haben wir uns kuschelnd verabschiedet. Die machen jetzt auch zwei Wochen Urlaub – draußen! Meistens jedenfalls…
Füttern werden die Nachbarn auch in der Wohnung, sofern die beiden Rabauken mal rein wollen. Es hat Vorteile, wenn man im Wald wohnt und keine verwöhnten ‚Stubentiger‘ hat.
Unseren alten französischen Kombi haben wir auch erst vor zwei Tagen aus der Werkstatt zurückbekommen. Wir hoffen, er schafft die Fahrt heute bis Rostock und morgen dann die Strecke nach Sassnitz, zur Fähre nach Bornholm. Unserem Urlaubsziel.
Bornholm ist eine dänische Insel in der Ostsee. Ole ist dort als Kind jeden Sommer mit seiner Familie und Freunden gewesen. Vor vier Jahren waren wir mit der ganzen Familie (6 Erwachsene und 2 Kiddies) auf Bornholm, dieses Mal gehört die Insel nur uns beiden!
So ganz kann ich zwar immer noch nicht glauben, dass wir wirklich Urlaub haben, aber das wird sich ändern, wenn wir losfahren. Bei mir ist das immer so: Ich bin die letzten Tage vor der Abreise völlig verwirrt und will noch 100 Dinge erledigen, von denen ich dann höchstens 50 schaffe. Das frustriert mich und irgendwann lasse ich den Rest einfach liegen, steige ins Auto, keife sinnlos noch ein bisschen Ole an und dann fahren wir endlich los! Exakt ab diesem Moment habe ich dann Urlaub und beginne mich langsam zu entspannen.
Dieses Mal ist es auch nicht anders. Trotz aller Vorbereitungen liegen meine Nerven blank. Ist die Wohnung ordentlich genug? Haben die Katzen noch Flohzeugs bekommen? Ist genug Futter da? Ist der Stalldienst für Oles Pferd organisiert? Haben wir alles eingepackt?
Handtücher, Bettwäsche, Medikamente, Reiseführer, Reiseunterlagen, Badekleidung, Kamera und Bürste? Was auch immer wir eingepackt haben, irgendetwas wird fehlen und von dem Rest haben wir bestimmt zu viel dabei. Zum Glück fliegen wir nicht in den Urlaub und müssen uns mit Übergepäck herum-schlagen. Die Fähre wird wahrscheinlich nicht untergehen, nur weil wir den Kombi so vollgestopft haben.
Mir reicht es jetzt! Ich schnappe mir meine Handtasche, setze den gestreiften Kater vor die Tür und schließe von außen ab. Was wir jetzt nicht dabeihaben, kaufen wir vor Ort halt neu!
Ole sitzt schon im Auto und ich setze mich auf den Fahrersitz. Morgens bin ich wacher als er und zudem putscht mein Blutdruck mich ja gerade eh auf. Also darf ich erstmal ans Steuer. Mucke an und los geht’s. Tschüss zu Hause, wir sehen uns erst in 15 Tagen wieder.
Es ist jetzt 7:30 h und wir sind ungewöhnlich gut im Zeitplan. Ich möchte vor 16:00 h in Rostock sein, weil ich mich dort noch mit einem Arbeitskollegen verabredet habe. Manchmal halten wir an einer der Niederlassungen meines Arbeitgebers, einfach weil ich neugierig bin und die Leute vor Ort gerne mal kennen lernen möchte. Bisher kommt das immer gut bei den Kollegen an, die ich sonst nur vom Telefon kenne.
Zudem haben wir in Rostock ein tolles Hotel gebucht, dessen Wellnessbereich wir gerne bis 21:00 Uhr noch ein bisschen ausnutzen möchten. Ich fahre auf die Autobahn und versuche mit bequemen 120 km/h zügig voran zu kommen.
Die Niederlassung in Rostock erreichen wir planmäßig gegen 15:30 h, wer allerdings nicht da ist, ist mein Kollege. Der steckt noch in einem Meeting in einer anderen Stadt fest. Unglücklich, aber nicht zu ändern. Die wenigen Kollegen in Rostock, die noch da sind, wirken eher irritiert als erfreut mich kennenzulernen. Auch der 10er Pack Milchschnitte, den wir mitgebracht haben, vermag sie nicht zu bezirzen. Dafür bekommen Ole und ich eine persönliche Führung durch den Niederlassungsleiter, der vermutlich vor 30 Sekunden über unsere Anwesenheit informiert wurde und jetzt brav ‚gute Miene zum bösen Spiel‘ macht. Schlussendlich überzeuge ich ihn aber, dass es nur eine rechtspontane Idee war, mal in der Niederlassung vorbei zu sehen und ich wirklich nur auf der Durchreise bin.
Irgendwann später sitzen wir in einem örtlichen Restaurant und mein Kollege taucht dann dort noch auf. Er entschuldigt sich vielmals, aber wir wissen beide: Arbeit geht halt vor! Leider haben wir nur heute die Chance uns kennen zu lernen, denn auf der Rückfahrt werde wir über Bremen fahren. Dort treffen wir eine Kollegin, die ich schon seit vielen Jahren kenne.
Wir drei verstehen uns wirklich gut und das Essen ist lecker, bevor Ole und ich dann irgendwann ins Hotel aufbrechen.
Das Trihotel in Rostock ist ein lustiges, modernes Hotel. Leider bekommen wir ein noch nicht renoviertes Zimmer mit altmodischem Design. Schade, gerade die Optik der Zimmer (mit Birkenholz) hat mich zur Buchung gebracht. Dass gerade Renovierungsarbeiten stattfinden und noch längst nicht alle Zimmer fertig sind, stand da nicht.
Dafür gibt es ein recht großes, aber leider eher kühles Schwimmbad, sowie einen Saunabereich, den wir fast für uns alleine haben. Schlussendlich landen wir in einem Nebenraum, in dem fünf große Sessel aus Mosaiksteinen stehen, die von innen erwärmt werden.
Das ist genial! Bei sanfter Musik und wohliger Wärme können wir hier trocknen und ganz in Ruhe entspannen.
So kann der Urlaub weiter gehen.
Ich liebe Hotelzimmer! Keine Ahnung warum, aber ich übernachte gerne in Hotels. Wenn dann das Bett vor Ort auch noch bequem ist, bin ich extrem glücklich. Kein Abwasch, keine Wäsche und keine Arbeit, aber leider auch keine Katzen, die morgens zärtlich schnurren, weil sie Hunger haben.
Irgendwas ist ja immer! Die Katzen fehlen mir, aber ansonsten habe ich letzte Nacht auf ‚Urlaubsmodus‘ umgeschaltet. Gegen 7:00 Uhr packen wir unsere Sachen zusammen, frühstücken und machen uns zügig auf die Reise. Die Fähre legt um 11:50 Uhr ab und die möchten wir auf keinen Fall verpassen!
Vor zwei Jahren standen wir beim Anleger in der ersten Reihe auf Platz Nr. 1, als wir mit Oles Familie von hier aus in den Urlaub gestartet sind.
Wir waren alle zusammen in einem großen Ferienhaus und hatten drei Fahrzeuge vor Ort, so dass wir auch unabhängig voneinander losziehen konnten.
Trotzdem wollten wir dieses Jahr die Insel für uns alleine haben. Na ja, fast alleine halt. Es sind ja noch andere Urlauber und vielleicht ein paar Einwohner hier.
Die See ist ruhig und wir kommen planmäßig in Rønne an. Ich bin ja erst das zweite Mal auf Bornholm, aber ich freue mich, als wenn wir jedes Jahr herkommen würden.
Dieses Mal gab es aber auch noch eine ganz besondere Hürde im Vorfeld zu meistern: Das Haus, das wir vor zehn Monaten gebucht haben, wird aktuell nicht mehr vermietet. Das hat drei Tage vor unserer Abreise zu einer Stornierung geführt, die uns nervlich fast in den Wahnsinn getrieben hat. Ole hat getobt und ich geweint. Ich bin dann erstmal ins Bett gegangen und habe irgendwie vier Stunden geschlafen. Morgens um halb fünf war ich aber online und habe nach einer Alternative gesucht. Erfolgreich!
Jetzt sind wir sehr neugierig, wie das Haus aussieht, auf das ich umgebucht habe.
So eine Schlüsselabholung hatte ich mir viel komplizierter vorgestellt: Einfach rein in das Büro von DanCenter, die Bestätigung vorlegen und schon bekommt man nicht nur einen mitfühlenden Blick, weil sofort klar ist, dass wir sehr, sehr kurzfristig umgebucht wurden, sondern man bekommt auch in 3 Minuten den Schlüssel zum persönlichen Ferienhaus-Glück, inkl. der Nachfrage, ob das korrekt ist, dass wir kein Wäschepaket dazu gebucht haben. Ja, wir haben unsere eigenen Wäscheberge dabei!
Ich habe sogar extra noch blau-weiße Bettwäsche für Bornholm gekauft, damit das Ambiente auch stimmt und die Handtücher sollen bitte auch zu meinem Umfang passen. Sonst wird das kein Urlaub, sondern ein täglicher Frustfaktor.
Jetzt aber los in Richtung Ferienhaus! Die Landstraße ist frei und um nach Sogebæk zu gelangen fahren wir direkt an unserem früheren Ziel Dueodde vorbei. Kurz vor Dueodde guckt Ole mich an: „Lust auf ein Krölle-Bölle?“
Was für eine Frage? „Na klar!“ Ole biegt ab und fünf Minuten später halten wir das weltbeste Softeis mit Kakao-Zimt-Topping, am schönsten Bornholmer Strand in Händen. Natürlich eine ‚mellum‘ Portion. Klein kann ja jeder und groß ist echt gerade ‚too much‘ für mich!
Während ich die ersten kühlen Tropfen genieße, denke ich ‚Glück kann man manchmal doch kaufen‘. Dieses Eis ist der beste Beweis.
Glücklich setzten wir uns zurück in Auto und beschließen ganz kurz an dem eigentlich gebuchten Haus vorbeizufahren, denn es liegt von dem Eisstand ja nur 150 Meter entfernt. Genau darüber hatten wir uns bei der Buchung besonders gefreut. 150 Meter bis zum Eisstand und weitere 150 Meter bis zum Meer. So war der Plan!
Wir rollen langsam an dem Steak-Restaurant vorbei in den waldiger werdenden Teil der Straße. Nach nur wenigen Augenblicken werden wir fündig: Grau, flach und mit der Terrasse fast an der befahrenen Straße liegt es vor uns. Das sah bei Google Maps aber anders aus! Abgesehen davon, dass wirklich jeder mit seinem Auto hier vorbei fahren muss, um zu seinem Haus zu gelangen, kann auch jeder Passant trotz des Sichtschutzzauns auf die Sonnenterasse gucken. Privatsphäre zum nackt sonnen hätte es da gar nicht gegeben. Spätestens jetzt sind wir mit unserem umgebuchten Schicksal einverstanden, denn schlimmer kann das gelbe Haus gar nicht liegen!
Wir geben das neue Fahrziel ein und sehen, dass es nur 4 km entfernt liegt. Das sind etwa 4 Minuten mit dem Wagen. Der Weg kommt uns von vor 4 Jahren bekannt vor und tatsächlich kreuzen wir kurz vor dem aktuellen Ziele den ‚Mosestien‘, an dem unser damaliges XXL-Haus lag.
Die gelbe Farbe blitzt einmal fröhlich durch die dichtstehenden Bäume und dann sind wir angekommen. Ein zweiteiliges Haus, von dem der größere Teil für die nächsten zwei Wochen unser Heim sein wird. Wir parken und können direkt dahinter den Garten und das Meer sehen.
Traumhaft!
Der kleine Teil scheint ein Vorratsschuppen zu sein, auf den wir kein Zugriff haben, aber der Rest gehört jetzt uns!
Die paar Koffer sind schnell ausgeladen, den Strom liest Ole ab und die Terrassentür ist wie das Tor zu Narnia. Eine großzügige Terrasse mit Tisch, 4 Stühlen und 4 Liegen läd zum Verweilen ein, der Garten ist riesig und in nur etwa 75 Metern gibt es einen privaten Strandabschnitt nur für uns alleine. Mit einem Wort:
PERFEKT!
Es gibt neben uns zwar Nachbarhäuser, aber ob diese aktuell bewohnt sind ist fraglich und die Anordnung ist so geschickt, dass kein direkter Sichtkontakt entsteht.
Wir können unser Glück kaum fassen. Dieses Haus hat zwar keine Sauna und keine Badewanne, aber es ist wirklich ein traumhafter Ort! Die beiden Schlafzimmer (eines hat 3 Schlafplätze, das andere ein Doppelbett) sind in etwa gleich groß und direkt daneben liegt jeweils ein Bad mit Toilette und Dusche. Für zwei Familien oder zwei Paare also absolut optimal gebaut.
Auch die Küche ist gut eingerichtet und so kann Ole sich zügig an die wichtigste Mahlzeit des Urlaubs machen: MIRACOLI. Ja - das ist wichtig!
Oles Mama hat immer am ersten Abend auf Bornholm MIRACOLI (das Original, nichts anderes!) gemacht. Zum einen war das wenig Arbeit, die Kinder mochten es und es war der offizielle Beginn des Familienurlaubes. Also haben wir diese Regel einfach übernommen.
Traditionen muss man schließlich pflegen.
Allerdings gibt es bei uns ‚MIRACOLI 2.0‘! Mit etwas Hack und echtem Parmesan, anstatt der geschredderten Fußnägel, die den Packungen glücklicherweise nicht mehr beiliegen. Lecker!
Wir öffnen die Terrassentür und lassen etwas Abendluft herein. Draußen hört man nur ein paar Vögel und das sanfte Rauschen des nahegelegenen Meeres.
Ole schlägt vor, einen ersten Cocktail für uns zu mixen.
Wir gucken, was wir schon an Säften und Alkohol da haben und entscheiden uns für den ‚Sex on the Beach‘, den wir als Sundowner auf der Couch genießen.
Ole hat es gut gemeint und ordentlich was in die Gläser gefüllt. Ich vertrage ja nicht viel, mit meinem großen Glas bin ich recht zügig angeheitert.
Zum Glück müssen wir morgen weder weiterreisen, noch Arbeiten gehen. Daher ist es nicht so schlimm, dass ich ein bisschen besoffen bin.
Ich lehne mich an Ole und flüstere: „Ich kann noch gar nicht glauben, dass wir wirklich hier sind.“
Er nimmt mich in den Arm. „Entspann Dich, wir sind jetzt im Urlaub!“
Ich lege meinen Kopf an seine Schulter. „Ich bin gerade so glücklich!“
„Das ist schön! Darum komme ich ja auch immer so gerne nach Bornholm zurück. Das ist Entspannung pur, sobald man die Insel betreten hat.“ sagt er und küsst meine Schläfe. „Lassen wir uns mal überraschen, was uns dieser Urlaub noch so alles bringt.“
Wir stoßen mit dem Rest in unseren Gläsern an.
„Auf das was da noch kommt!“
Irgendwann gehen Ole und ich ins Bett und machen das Licht aus.
Unsere erste Nacht in diesem Haus. Ich bin gespannt, ob ich etwas träumen werde und ob dieser Traum dann auch in Erfüllung gehen wird.
Hoffentlich träume ich etwas Schönes, Aufregendes oder noch besser: beides!
Gerne mit einem großen, freundlichen Mann, der unheimlich auf kleine, runde Frauen steht.
…träumen darf man ja wohl noch, oder?
Ich kuschele mich in die neue, blau-weiße Bettwäsche und lächle in stiller Vorfreude, während ich einschlafe.
Morgen wird bestimmt ein schöner Tag!
Ich wache recht früh auf und gegen 8:00 Uhr frühstücken wir ausgiebig.
Toast, Marmelade und Wurst haben wir schon, den Rest werden wir in den nächsten ein bis zwei Tagen einkaufen.
Auf Bornholm haben viele Supermärkte jeden Tag geöffnet, in der Hauptstadt Rønne sind sonntags aber die meisten Geschäfte geschlossen. Man würde das anders herum vermuten, aber uns soll es Recht sein.
Nach dem Frühstück räumen wir auf und ziehen uns an.
„Was möchtest Du heute machen?“ fragt Ole mich.
Ich schlage die Hände übereinander und denke einen Moment nach. „Als Erstes möchte ich auf jeden Fall einkaufen. Das müssen wir ja sowieso machen.“
„Stimmt, einkaufen machen wir als Erstes!“
Ole guckt mich erwartungsvoll an, nur mit Einkaufen gibt er sich heute bestimmt nicht zufrieden. Ich aber auch nicht!
Ich gucke Ole fragend an. „Nochmal ein Krölle-Bölle? Vielleicht in Kombination mit einem kleinen Strandbesuch?“
Mein Mann grinst. „Genauso!“
Also starten wir den Tag, indem wir in den nahegelegenen ‚Dagli Brugsen‘ und zu ‚LIDL‘ fahren. Anschließend verstauen wir alle Lebensmittel im Kühlschrank und trinken etwas. Mittlerweile ist es Mittag und der perfekte Zeitpunkt für ein weiteres Eis, statt einem Mittagessen. Unsere Eisbude ist ja gerade mal 4 Minuten entfernt.
Wir springen in den Kombi, fahren trotz Klimaanlage mit offenen Fenstern und erfreuen uns an jeder Ecke an irgendetwas anderem. Einem schönen Ferienhaus, Tieren, einem blühenden Rapsfeld, der Einfahrt zum Strand von Dueodde, oder was uns sonst noch so einfällt. Wir leiden an akutem Glücks-Hormon-Überschuss. Beide.
Der Parkplatz vor dem Strand ist trotz der Vorsaison überraschend gut gefüllt, zumindest was Parkplätze im Schatten angeht. Wir hatten hier mit weniger Andrang gerechnet, aber es ist Sonntag und vielleicht sind hier auch viele Dänen zum Mittagessen oder für ein Softeis hergekommen.
Wie auch immer… wir drehen langsam eine Runde über den Platz, bis ich endlich auf der rechten Seite eine größere Lücke, sogar inklusive Baumschatten, entdecke.
„Da, rechts ist eine Lücke!“ jubele ich, weil der freie Platz direkt neben den WCs liegt, wo ich fast immer hin muss und wir doch so gerne im Schatten parken.
Ole parkt rückwärts ein und wir steigen aus. Einen Moment später hält vor unserem Wagen ein helles Coupe, das Seitenfenster fährt herunter und eine dunkelhaarige Frau spricht mich an: „Er dette en hybridbil?“
„Was?“ ich verstehe erstmal kein Wort und vermute, dass Sie dänisch spricht.
‚Hybrid‘ ist aber ein Begriff, der mir beruflich bekannt ist. Es bezeichnet ein Fahrzeug, dass sowohl mit Benzin, wie auch elektrisch fährt. Ich frage mich warum sie das wissen möchte und drehe mich fragend zu Ole und unserem Kombi um.
Dann sehe ich die E-Ladesäule am Heck meines Kombis und mir wir klar, was sie uns sagen möchte. Wir stehen verbotenerweise auf einem Ladeplatz für E- oder Hybridfahrzeuge.
„Oh shit!“ rutscht mir heraus, dicht gefolgt von einem hektischen: „Sorry!“
„Was ist?“ fragt Ole und guckt auch zum Heck und sofort realisiert er auch was los ist. „We´re moving!“ ruft er dem Coupe zu und steigt wieder hinter das Lenkrad
Ich drehe mich zu dem Coupe und wedele entschuldigend mit den Händen. „Tut uns leid, das haben wir gar nicht bemerkt.“
Keine Ahnung, ob die Frau versteht was ich so auf Deutsch von mir gebe, aber sie nickt und fährt die Scheibe wieder hoch, während das Coupe ein Stück zurücksetzt.
Ole fährt los und findet schräg gegenüber einen anderen leeren Parkplatz, leider aber dieses Mal ohne Schatten. Egal, dafür ist der Parkplatz legal.
Das moderne Coupe gleitet fast lautlos auf den Ladeplatz und die Frau steigt aus. Ihr Mann geht direkt nach hinten, um den Wagen anzuschließen. Ein Schild weist darauf hin, dass man hier maximal zwei Stunden stehen und sein Fahrzeug laden darf. Blöd, dass mir das nicht früher aufgefallen ist. Was muss die Frau nur von uns denken?
Wahrscheinlich ist sie an dämliche und egoistische Touristen gewöhnt. Trotzdem möchte ich mich entschuldigen.
„Es tut mir wirklich leid, ich habe nicht gesehen, dass das ein E-Ladeplatz ist!“
Sie sieht kurz zu mir rüber lächelt schmallippig und nickt einmal. Ich bin immer noch nicht sicher, ob sie mich versteht und überlege, wie ich eine freundliche Entschuldigung in Englisch formuliere.
Ole kommt zu uns rüber und sagt auch nochmal: „Sorry!“ was hier hoffentlich eine international gültige Entschuldigung darstellt.
Die Frau nickt und sagt mit starkem Akzent. „Kein Problem.“
Sie ist Dänin, keine Frage und sie versteht uns offensichtlich. Ich bin irgendwie sofort begeistert, weil wir im Urlaub gerne Kontakt mit Einheimischen aufnehmen, auch wenn die Sprachbarriere manchmal groß ist.
Die Frau ist etwa 1,80m groß, hat dunkle glatte Haare und braune Augen. Sie sieht eher spanisch als dänisch aus, wirkt ein bisschen kühl und als sie sich bewegt blitzt ein winziger Stecker in ihrem Nasenflügel auf. Ich finde sie attraktiv, obwohl ich denke, sie könnte meine Entschuldigung mit einen Lächeln annehmen, statt mich hier fast zu ignorieren.
Ich höre Schritte auf dem feinen Kies und nun sehe ich auch ihren Mann um das Fahrzeug herumkommen.
„Hi, I am Mika.“ sagt er freundlich und reicht mir ganz spontan die Hand.
Ich schlucke und bin überrascht über seine offene und lockere Art. „I am Emma…“ stammele ich. „Tut mir leid… ich meine das mit dem Parkplatz.“
Er lächelt breit. „Kein Problem, aber ich brauche den Ladeplatz jetzt gerade leider unbedingt.“
„Aha…“ murmele ich und starre zu dem hochgewachsenen Mann hoch. „Wir haben das wirklich nicht realisiert, bis Sie angehalten haben.“
Ole kommt dazu und zuckt mit den Schulterm. „Wir haben einfach nicht richtig geguckt, denn früher gab es hier keine Ladesäulen.“
„Stimmt, die sind recht neu.“ Mika grinst. “Ach ja, in Dänemark sagt man nur zur königlichen Familie ‚Sie‘, sonst sagen wir einfach immer ‚Du‘.
Ich finde den Mann unglaublich sympathisch und fasse spontan einen ganz verrückten Gedanken: „Dürfen wir Euch als Entschuldigung zu einem Eis einladen?“
Ich spüre Oles verwirrten Blick von der Seite und auch die Frau blinzelt überrascht.
„Gerne! Wir wollten hier eh ein Eis essen, bevor wir zum Strand gehen.“ sagt Mika, bevor irgendjemand und wohl ganz speziell seine Frau, sich dagegen entscheiden kann.
„Schön!“ freue ich mich und schon gehen Mika und ich die wenigen Schritte zur Eisbude rüber. Während wir in der Schlange stehen, plaudern wir alle ein bisschen miteinander und auch mit Mikas Frau Freya kommen wir nach und nach ins Gespräch.
Mika heißt eigentlich ‚Mika-Lasse‘ und ist nicht ganz so dänisch, wie man es optisch vermuten würde. Groß, blond, weder dick noch dünn und er hat ein Lächeln, das mich zum Schmelzen bringt. Ich würde ihn mit dem Sternekoch ‚Tim Raue‘ in hellblond vergleichen, aber ohne diese dämonische, harte Seite, eher fröhlich und ständig einen Scherz ausheckend. Ein Mann dem sein Herz und seine Emotionen ins Gesicht geschrieben stehen. So wie bei ‚Michel aus Lönneberga‘, als erwachsenem Mann oder bei mir selber.
Sein Vorname ‚Mika‘ deutet allerdings auf eine finnischen Abstammung hin, was er uns auch bestätigt. Seine Mutter ist aus Finnland, sein Vater ist aus Dänemark, aber vom Festland. Da Mika in Dänemark geboren wurde, ist er ganz offiziell Däne.
Wir kommen dran und können uns unser Softeis bestellen. Freya macht etwas, was ich ideal finde: Sie bestellt ihr Eis nicht in der Waffel, sondern im Becher. Perfekt! So müssen wir uns gegenseitig nicht gleich was vorschlecken und Ole kann mit seinem Bart auch nirgendwo hängen bleiben. Freya wählt als Topping Schokoladenstreusel und Lakritz, was wohl typisch dänisch ist. Mika nimmt Krokant und wir bleiben wieder bei der pudrigen Kakaomischung.
Die beiden erzählen uns, dass sie seit Jahren nicht mehr an dieser Bude waren, schon gar nicht während der Touristensaison. Das Eis finden sie aber wirklich gut, darum sind sie heute auch hergekommen, bevor die Sommer-Touristen in Scharen her pilgern. Jetzt sind fast nur wir hier.
Wir beschließen noch ein bisschen zum Strand runter zu gehen, denn ihren PlugIn-Hybrid Wagen dürfen sie ja zwei Stunden an der Ladesäule stehen lassen. Wir haben also noch knapp 100 Minuten, um uns ein wenig kennenzulernen.
Zum Strand gehen wir selbstverständlich nicht zu viert, sondern als zwei mal zwei Paare. An meiner Seite geht zuerst Freya, später dann Mika und nicht Ole. Wir plaudern ein bisschen, wie schön es ist, wieder auf Bornholm zu sein. Mein Mann Ole bezeichnet Bornholm ja gerne als ‚seine Insel‘, weil er als Kind und Teenager jedes Jahr für zwei oder drei Wochen auf Bornholm war. Sommerurlaube haben einfach immer auf Bornholm stattgefunden. Teilweise mit der Oma zusammen oder mit befreundeten Ehepaaren und deren Kindern. Ole liebt die Insel.
Ich kann gar nicht sagen, warum wir bisher nur einmal nach Bornholm gefahren sind. Irgendwie hat sich das (bis vor vier Jahren) nie ergeben. Wir waren zusammen in diversen Regionen Deutschlands und Hollands, Portugal, Tunesien, in der Türkei, Cornwall und schon zweimal in Schottland, unserem bisherigen Lieblingsreiseziel. Ich habe aber das Gefühl, dieser Urlaub auf Bornholm könnte ganz neue Maßstäbe setzen.
Wer den Holzsteg zum Strand von Dueodde kennt, weiß, dass immer irgendwo mal ein paar Holzlatten ersetzt werden müssen. Aktuell ist der Steg aber in einem wirklich bescheidenen Zustand. Ganze Abschnitte sehen ungepflegt aus und wurden teils notdürftig mit dünnen Platten abgedeckt. Da muss jetzt aber ganz zügig noch was gemacht werden, wenn in den nächsten Wochen die Urlaubermassen mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Krücken an den Strand wollen. Mika gibt sein Bestes, um mich vor Gefahrenstellen zu waren.