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Basel. Schweiz. Ein Meer suchen sie hier vergebens, was aber nicht bedeutet, dass sie hier auf Ihren Hai verzichten müssen. Ein riesiger Weisser Hai schwimmt in einem Wassertank im Ozeanium Basel, bereit die Massen in der Schweizer Stadt zu verzaubern. Die Tatsache, dass dem Ganzen eine sehr blutige Geschichte auf hoher See voranging, darüber spricht man nicht und es soll einem auch nicht die Freude an dem majestätischen König der Meere verderben. Die Vorstellung der grossen Attraktion, dem achten Weltwunder, ist ein Event sondergleichen und wird weltweit ausgestrahlt und vor grossem Publikum zelebriert. Niemand sollte ahnen, dass ein so fröhlicher Tag sich in ein schwarzes Kapitel verwandeln sollte und der ganze Schrecken, der allem voranging, war nicht mehr als nur eine Vorspeise.
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Seitenzahl: 623
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Einleitung
Kapitel 1
Zwei Boote
Kapitel 2
Das Ozeanium
Kapitel 3
Auf der Yacht
Kapitel 4
Der Hai
Kapitel 5
Der Anfang vom Ende
Kapitel 6
Regen in Basel
Kapitel 7
Arthur
Kapitel 8
Zehn Uhr dreiundzwanzig
.
Kapitel 9
Glas
Kapitel 10
Blut & Wasser
Kapitel 11
Beim Sterben ist jeder der Erste
Wenn sie die Augen schliessen und »Basel« hören, werden die meisten vermutlich nichts sehen. Vielleicht die eigene Stadt, vielleicht Berge, weil sie gehört haben, Basel liegt in der Schweiz, oder einfach nur einen Hamburger, weil sie Hunger haben.
Basel liegt im Herzen von Europa, am nordwestlichen Rand der Schweiz, und zwar so weit, dass Basel an gleich zwei Länder grenzt. Beide, Frankreich und Deutschland, grenzen an ein Meer, was der Schweiz verwehrt bleibt. Die Schweiz ist ein Binnenland und die Chancen, in einem der Flüsse oder Seen einen Weissen Hai zu sehen, sind eher gering.
Dies wollte Malena Bös, Geschäftsführerin der Oceanium Holding Group und Ehefrau von Stefan Bös, dem Kaugummierben, der genauso dehnbar war wie die Kautschukmasse, die seine Familie so reich machte, ändern. Dennoch oder gerade deswegen war er als CEO immer direkt neben seiner Frau. Dazu gesellten sich Klara und Peter Probst und Kurt Lasser, der geschieden und nur der Form halber CEO war. Er war der technische und kreative Kopf, der das Ozeanium entwarf.
Bevor es dazu kam, musste Malena allerdings ihre finanziellen Muskeln spielen lassen, um das von Einwänden begleitete Projekt auch verwirklichen zu können. Dabei gab es nicht wenige Stimmen, die von unsauberen Mitteln der Millionärin sprachen, aber beweisen konnte man bislang nichts.
Der etwa tausend Meter lange und zweihundert Meter hohe, dunkle Klotz wurde schliessich neben dem Zoo in Richtung Stadt, im Heuwaage-Gebiet, errichtet. Von aussen schien sich Kurt Lasser nicht mit Ruhm zu bekleckern, aber das eigentliche Zauberwerk befand sich im Innern. 5 Tanks, die Tonnen von Wasser fassen und Platz für grössere Meerestiere bieten konnten. Weitere kleinere Tanks für seltene kleinere Fische und andere Meeresbewohner und schliesslich dieser eine grosse, der für die Hauptattraktion reserviert war. Ein grosser Weisser Hai! Der erste in einem Aquarium und der erste in einem Binnenland. Das achte Weltwunder, das Basel an die Spitze der Tourismusbranche und der Stadt Basel die Geheimnisse des Ozeans vor die Haustür bringen sollte.
Tausende Menschen werden vor Ort oder an den Bildschirmen zu Hause beiwohnen, wenn der grosse Weisse Hai präsentiert wird.
Der König der Raubtiere.
Es war einmal, in Basel …
Die beiden dunkelblauen, in der Sonne weiss reflektierenden Hummer-Geländewagen standen vor dem Hafen in Tabasco, Mexico, und liessen die Luft über ihren Dächern in der Hitze flimmern. Die Logosticker an den Seitentüren, eine graue Haifischflosse mit dem Schriftzug »Ozeanium«, wobei das O eine Welle beinhaltete, leuchteten in der Sonne und strahlten in einem hellen Kontrast zu dem dunklen Blau der Geländewagen.
Der kleine Hafen, umrandet von dichtem und dichterem Dschungel, diente als Anlegeplatz abseits der Zivilisation. Die beiden Fahrzeuge stachen in dieser Szenerie heraus, zu glatt und sauber für den Hafenparkplatz. Der einfach sumpfiger Dreck war.
In den voll klimatisierten Fahrzeugen sass die gesamte Führungsriege des Basler Ozeaniums. Auf so etwas wie geheimer Mission, etwa sechs Wochen vor der geplanten Eröffnung ihres Aquariumparks im Binnenland Schweiz.
Malena wandte sich vom Fenster ab, strich sich die blonden Strähnen aus der Stirn und stöhnte angesichts der Hitze, die sie draussen erwartete. Ihr gegenüber sassen ihr Mann Stefan und Peter Probst, dessen Frau Klara neben ihr sass. »Du kennst diesen Typen?«
Peter schüttelte den Kopf und deutete nach hinten auf den zweiten Wagen. »Kurt kennt einen Typen, der diesen Typ mal getroffen hat!«
»Wundervoll … und wir müssen zu ihm?«, stöhnte Malena wegen dem sumpfigen Dreck, der ihr neben der Hitze draussen bevorstand. »Er konnte nicht zu uns kommen?«
»Es geht um das Leben unserer Kinder!«, rief Klara aus und brachte damit ihren Dutt ins Wanken.
»Das wissen wir nicht!«, beschwichtigte Peter, der mit den Augen dem wackelten Dutt zusah.
»Sie sind seit zehn Tagen da draussen! Zehn Tage!« Klara hielt verdeutlichend ihre Hände mit ihren zehn Fingern nach oben.
»Auch das ist uns bewusst …!«, seufzte Peter.
»Und seit fünf Tagen haben wir nichts mehr von ihnen gehört!«, wurde Klara lauter, als es im Innern eines Wagens angenehm war.
»Das bringt uns auch nicht voran, Klara …« Stefan setzte sich auf und wischte mit einem bestickten Tuch den Schweiss von seiner Stirn. »Aber es kann auch nur der Funk ausgefallen sein! Technische … Dinge, die nicht funktionieren, kommen vor!«
»Oder sie treiben da draussen mitten auf dem Ozean herum! Wollen wir dieses Risiko wirklich eingehen?« Klara erhitzte sich und lief rot an. »Schliesslich ist es unsere Schuld, dass sie dort draussen sind!«
Stefan stemmte die Hüften hoch und kramte sein Handy hervor. Mit einem Ächzen setzte er sich wieder und prüfte erst das Display des vibrierenden Telefons, bevor er den Anruf entgegennahm. »Ja?«
»Wer ist das?«, stiess Malena ihren Mann gegen das Knie.
»Kurt ...«, blickte Stefan mit dem Telefon am Ohr zu seiner Frau. »Er will wissen, ob wir nun da raus gehen oder hier nur die Klimaanlagen testen.«
»Arschloch!«, drückte Malena fluchend die Tür auf und wurde von einer dichten Wand aus heisser Luft begrüsst.
»Wir kommen!« Mit einem süffisanten Lächeln steckte Stefan das Telefon wieder ein und öffnete die Tür auf seiner Seite.
Malena wie auch Klara trugen nicht nur unpassende Kleider, sondern auch unglaublich teure und viel zu hochhackige Schuhe. Peter und Stefan folgten ihnen, beide in weissen Hemden, Shorts und Schuhen. Aus dem hinteren Wagen stieg Kurt aus, dessen Hemd ein buntes Blumenmuster trug, und mit einer korrigierten Sonnenbrille auf der Nase.
Peter schirmte die Sonne von seinen Augen ab und beobachtete leicht amüsiert die beiden Frauen, die sich fluchend durch die schlammigen Pfützen zum Anlegeplatz mühten. »Es war auch eine verflucht blöde Idee ...«
»Es ist von der Steuer abzusetzen ...«, warf Stefan ein. »So blöd war die Idee nicht!«
»Unsere Kinder unsere Arbeit erledigen lassen?« Peter schüttelte den Kopf.
»Fische zu organisieren ist jetzt nicht wirklich unser Job ...«, lächelte Stefan schwach, der Versuch, sich nicht zu schuldig zu fühlen, misslang.
»Nun, irgendwie … am Ende des Tages schon ...«, gab Peter zu. »Nicht auf diesem Wege, aber ja … es ist unser Job!«
»Was heisst Wege ... Sie waren bestens dafür geeignet!« Sie schlossen mit den Frauen auf, die nun auf etwas betoniertem Boden standen und die Boote absuchten.
»Es sind Studenten! Ausser in der Theorie haben sie Luftmatratzen-Erfahrung!«, bemerkte Klara und hob den Kopf, um den Schweizer Schmuggler zu finden.
»Deswegen haben sie einen Bootsführer dabei, der sich mit Booten auskennt!«, hielt Stefan an seinem Standpunkt fest.
»Den schwulen Kapitän eurer Yacht ... ich bin wirklich hochgradig beruhigt!« Kurt deutete auf das äusserste Boot, das im Hafen lag. »Dort drüben ist unser Mann!«
Sie drehten sich um und starrten das alte, baufällige Fischerboot an.
»Ist das ein Requisit aus dem Weissen Hai?«, brachte Peter sein Missfallen zum Ausdruck. »Schwimmt das überhaupt noch?«
Kurt lief schulterzuckend weiter und hielt auf das Boot zu. Malena und Klara, beinahe überraschend, neben ihm.
Ein ledriger und etwas älterer Einheimischer war dabei, die Taue neben einem Boot aufzurollen.
»Sind Sie Crime?«, stöckelte Klara auf ihn zu.
»No Crime ...«, schüttelte der Mexikaner verwirrt den Kopf.
»Sieht er aus wie ein Crime?«, verschränkte Kurt mit hochgezogener Braue die Arme.
»Woher soll ich das wissen?«, keifte sie Kurt an.
»John?« Er ging an ihr vorbei und beugte sich zum Boot runter.
»Wo ist er?«, keuchte Malena angestrengt.
»Wir sind zusammen hier, oder?«, verdrehte Kurt die Augen, was wegen der Sonnenbrille aber gar keiner mitbekam.
»Herr Crime!«, schrie Klara aus voller Kehle.
Aus dem Schatten der Kajüte torkelte John auf das Deck, zog seine Mütze über den Kopf und lächelte sie breit an.
Malena wechselte einen Blick mit Kurt, ehe sie den Fischer ansprach. »Sie sind Schweizer?«
Schwankend kam ein Nicken zurück.
»Wie kommt ein Schweizer an den Namen Crime?«
John zupfte an der Krempe seiner Mütze »Lange Geschichte.«
»Sind Sie betrunken?«, befand Klara sein Schwanken, auch wenn er auf einem Boot stand, als seltsam.
»Wie spät ist es?« John deutete auf die imaginäre Uhr an seinem Handgelenk.
»Halb zehn morgens!«, schnaubte Malena und hielt ihm ihr Handgelenk entgegen.
»Oh ...« John hob seine Mütze an, kratzte sich am Hinterkopf und setzte sie wieder auf. »Dann nicht!«
Klara lachte bitter auf. »Der Typ? Das Leben unserer Kinder steht hier auf dem Spiel!«
»Kinder?«, verschränkte John überrascht die Arme und wandte sich leicht dramatisierend Kurt zu.
»Unsere Kinder sind auf einer Yacht unserer Firma ...« Er zeigte erst auf Malena und Stefan und streckte seinen Arm danach zum Wasser. »… da draussen und wir hatten seit Tagen keinen Funkkontakt mehr!«, erklärte Kurt.
John steckte sich lächelnd und wankend eine Zigarette in den Mund. »Ich habe nur Einhunderttausend gehört … da es nun um Kinder in der Mehrzahl geht, dürfte sicher mehr drin liegen!«
»Sie betrunkener Bastard wollen mit uns verhandeln?«, keifte Klara mit rotem Kopf und ihr Dutt wackelte wie eine Boje auf ihrem Kopf.
»Zu Erstens, meine Eltern machten mich in der Hochzeitsnacht, danke sehr!« Er zündete ein Streichholz an, betrachtete die Flamme und entzündete damit seine Zigarette.
»Zu Zweitens: Ja, habe ich doch gesagt! So, wie ich das sehe, sind Sie nicht die Art von Menschen, die sich normalerweise so weit von ihrem klimatisierten Hotel entfernen. Trotzdem sind Sie alle hier, also nehme ich an, dass Sie alle mindestens ein Kind auf der Yacht haben!«
Die werte Elternschaft rückte beratend zusammen.
John rauchte seine Zigarette, während er auf die Entscheidung wartete. Schliesslich drehte sich Malena wieder zu ihm um. »Zweihunderttausend, aber dafür finden sie alle vier, plus die zwei Taucherinnen, den Kapitän und die Assistentin!«
John lächelte. »Nun sind es schon acht …« Dramatisch zog er an der Zigarette und hielt dem Blick in die entnervten Gesichtern der Ozeaniumbelegschaft stand. »Der Highscore ist achthunderttausend, hunderttausend pro Seele ...«
»Das ist nicht Ihr Ernst!«, schrie Klara, die sich noch gar nicht entzürnt hatte und kurz vor einem Koller stand.
»Ihr kommt zu mir und geht nicht zu den Behörden ...« John blies Rauch in die heisse Luft. »Und ihr seht so aus, als wäre das nicht wirklich eine grosse Ausgabe für euch!«
Wieder rückten sie zusammen wie ein Footballteam und besprachen sich, schliesslich drehte sich Malena seufzend zu ihm um. »… Deal!«
John streckte ihr die Hand entgegen und da sie natürlich, in ihrem Kleid, nicht die Beweglichste war, musste sie sich beinahe hinsetzen, um ihm die Hand zu schütteln.
»Und ich erwarte eine Bestätigung per E-Mail in den nächsten zwei Stunden!«, liess John die Hand von Malena los und zeigte mit dem Zeigefinger auf Kurt.
»Sie legen nicht ab, bevor Sie das Geld erhalten haben?«, konnte Klara die Dreistigkeit dieses Kriminellen nicht fassen.
»Natürlich, aber ich drehe wieder um, wenn dem nicht so ist!«, zwinkerte John ihr zu.
»Okay, John, alles kein Problem!« Kurt nahm einen Umschlag hervor, kniete sich nach unten und reichte ihn an John. »Eine Beschreibung der Yacht plus Fotos und die letzten Koordinaten, an denen sie sich befanden!«
John nahm ein Foto heraus und pfiff beeindruckt. »Nicht schlecht ...« Nach einem weiteren, stillen Zug an seiner Zigarette hielt er das Foto Kurt entgegen. »Ich soll mit meinem Boot dieses Schlachtschiff retten?«
»Das ist der Plan …«, nickte Kurt.
John lachte und schüttelte den Kopf. Sein Lachen erstarb, als er die Notiz mit den Koordinaten betrachtete.
»Stimmt was nicht?«, versuchte Klara mit ihren Stöckelschuhen zu stampfen.
John drehte das Blatt mit der Notiz zu den Eltern. »Das ist mindestens zwei Tage von hier!«
»Zwei Tage, können Sie das nicht schneller erreichen?«, stutzte Malena.
John erwiderte den Blick. »Wenn Sie ein Speedboat hätten ... Ihre Yacht war mindestens genau so lange unterwegs ... wann war der letzte Kontakt?«
»Fünf Tage!« seufzte Kurt.
»Fuck ...« John steckte den Umschlag in seine Hosentasche. »Ich muss sie lebendig finden, ja?«
»Wie wäre es mit etwas Hoffnung? Warum müssen Sie so ein Arschloch sein?«, funkelte Peter ihn mit stechenden Augen an.
»Sie sind das Arschloch, aber das werden Sie erst erkennen, wenn das Ganze vorbei ist …«, seufzte John und schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf.
»Unsere Nummer des Satellitentelefons ist auf dem Umschlag!«, räusperte sich Kurt und schob Peter zur Seite.
»Habe ich gesehen ...« John begann nun, das Boot von den Tauen zu lösen.
»Danke ...«, fügte Kurt unbeholfen hinzu.
John steckte sich eine neue Zigarette in den Mund und blieb vor den Eltern stehen. »Ich werde mich melden ... Die Spesen werden euch natürlich auch berechnet!«
Damit drehte er sich um, blieb nach zwei Schritten stehen, hielt kurz inne und drehte sich abermals um. »Nur so aus reiner Neugierde ... was genau haben eure Kinder auf dem offenen Meer verloren?«
Malena und Peter wechselten einen schnellen Blick. »Party ... Sie wissen ja, wie Studenten sind ...«
John blickte sie ein letztes Mal an. »Nein. Nein, weiss ich nicht!«
Sie blieben auf dem Steg stehen, während John in der Kajüte verschwand, und bekamen kurz darauf eine dunkle Abgaswolke ab, als er den Motor startete.
Hustend sprangen sie ein paar Schritte zur Seite. Der kleine Mexikaner, der zwar nicht alles verstanden, aber mitangesehen hatte, lachte in sich hinein und ging seines Weges.
»Party?« Stefans Brauen gingen fragend nach oben. »Unsere Kinder?«
Die Musik dröhnte laut aus den Boxen und der Bass liess die Yacht vibrieren. Die Mädchen bräunten sich oben ohne auf dem Deck und die Jungs tanzten und tranken.
Jason richtete seine Brille und versuchte, die halbnackten Frauen auf der Yacht, die sie im Yachthafen passierten, für später in seinem Gehirn abzuspeichern.
»Hey, du Perverser!«, schlug Kilian auf Jasons Schulter und ging mit den wasserdichten Taschen auf die Yacht zu.
»Sieh es dir gut an, ich werde das bestimmt nicht machen!«, flüsterte Apple im Vorbeigehen und zog eine Kiste hinter sich her.
»Ich suche nur den Horizont ab ...«, schleppte sich Jason keuchend mit den zwei Taschen weiter. Das schweissnasse Shirt war hochgerutscht und sein kreidebleicher Bauch drückte sich über den Hosenbund.
»Natürlich!«, stiess ihn Blue, Apples Bruder, mit der Schulter an.
»Du kannst sie ja fragen, ob sie mitkommen!«, drehte sich Apple lachend um.
»Ihr seid alle so verdammt komisch!«, stöhnte Jason in der Vormittagshitze.
»Chill, Bro!«, klopfte Blue ihm auf die Schultern. »Du weisst, bald bist du die Nummer eins auf diesem Trip!«
Kilian betrachtete den Kran, der auf dem Deck der Yacht seiner Eltern montiert war, und schirmte die Augen vor der Sonne ab, um den Kapitän zu erkennen.
»Mister Kilian!«, lachte der grosse und trainierte Kapitän und sprang auf den hölzernen Steg.
Sie schüttelten sich die Hand. »Tolle Arbeit mit dem Kran ...«
»Es war allerdings nicht ganz billig ...« Janosch, der Kapitän, nahm seine Mütze vom Kopf und klopfte sie an seinem Knie ab.
»Spielt keine Rolle, meine Mutter ist bereit, für diesen Fisch zu bezahlen!«, lachte Kilian zu laut, übergab dem Kapitän seine Tasche und wandte sich ab.
»Das ist ein nettes Boot!«, zwinkerte Apple ihm zu.
»Yacht! Es ist eine Yacht!«, korrigierte Janosch mit einem schelmischen Grinsen.
»Warte, bis du sie von innen gesehen hast!« Kilian ging zu Jason und nahm ihm eine der Taschen ab.
»Danke ...« Mit der nun freien Hand wischte er sich den Schweiss von der Stirn, der allerdings weiterhin wie ein Bach über sein Gesicht floss.
»Du solltest dich mehr bewegen ... Scheisse, du siehst aus, als würdest du gleich hier tot umfallen!« Kilian schulterte die Tasche.
Jason versuchte es mit einem gequälten Grinsen. »Wenn es einen Wettpool gibt, bin ich dabei!«
Lachend klopfte Kilian ihm auf den nassen Rücken und ging wieder zur Yacht.
»Hast du nicht was von Tauchern gesagt?«, drehte sich Blue zu Kilian um.
»Die sind schon da und verstauen ihre Ausrüstung!« Der Kapitän nahm von Kilian die zweite Tasche entgegen und ging an Bord.
Apple reichte dem Kapitän ihre Tasche und liess sich an Bord helfen.
»Janosch, reichst du mir die Treppe?« Kilian reichte die zweite Tasche von Jason hoch.
Mit einem Blick auf Jason wandte sich der Kapitän ab.
»Ich wusste ja, dass ihr reich seid, aber so ...« Apple trat an die Reling.
»Wir sind alle Scheissreich, sonst wären unsere Eltern kaum befreundet!«, lachte Kilian und platzierte die Treppe.
»Auf, auf, Kameraden!«, sagte Jason laut zu sich selbst, lächelte müde und stieg die kleinen Stufen hoch, um an Bord zu kommen.
»In zehn Minuten können wir ablegen!«, begann der Kapitän, die Taue zu lösen.
Kilian hüpfte auf das Deck und gesellte sich zu den anderen, die vor dem Kran stehen geblieben waren.
»Wozu brauchen wir das da?«, fragte Apple staunend.
»Wie gross ist dieser Fisch nochmal?«, wollte Kilian von Jason wissen.
»Bis zu fünf Meter und er wiegt etwa dreihundert Kilogramm!«, hob Apple mit einem triumphierenden Lächeln das Memo von Jasons Vater Kurt in die Luft.
Jason nickte, noch immer nach Luft ringend.
»Will einer von euch eine Angel halten? Irgendwie müssen wir ihn ja zum Hafen schleppen!«
Blue legte seiner Schwester eine Hand auf die Schulter. »Zwei zu null für den Killer!«
»Kommt, ich zeige euch die Innenräume!«, ging Kilian auf die Kajütentür zu.
»Hast du das Sonarsystem, das mein Vater bestellt hat?« Jason folgte als Erster, da er noch gar nicht so weit gekommen war, und die anderen hinterher.
»Keine Lust auf Überraschungen?«, ging Kilian die Stufen abwärts.
»Willkommen auf der Ozeanium Eins!«, lächelte Yuki in ihrem blau-weissen Anzug, der dem einer Stewardess ähnelte, und natürlich prangte eine graue Haiflosse auf der Brust.
»Hey, Yuki!«, umarmte Kilian die zierliche, dunkelhaarige Japanerin.
»Ihr habt eine Dienerin?«, stutzte Jason.
»Nein ...«, hielt sich Yuki schockiert die Hand vor die Brust. »Ich bin Janoschs Frau!«
»Oh, scheisse!« Jason senkte den Blick und hastete an ihr vorbei.
Kilian stutzte. »Geht’s noch?«
»Hey, nur weil der Dicke ein Rassist ist ...«, zuckte sie mit einem breiten Grinsen die Schultern.
»Aber du bist unsere Dienerin ...«, betonte Kilian und folgte anschliessend Jason. »Und Janosch ist schwul …«
»Oh, hey!«, lachte Apple, die mit den anderen etwas in Verzug war.
»Konichiwa!«, legte Yuki die Hände vor der Brust zusammen und verbeugte sich.
»Oh ... Oh ...« Apple brachte sich hastig selbst in Position.
»Yuki!«, kam eine Mischung aus Lachen und Rufen von Kilian, der Jason gerade seine Kabine zeigte.
»Tut mir leid ...«, grinste Yuki. »Willkommen auf der Ozeanium Eins!«
»Oh ...«, lachte Apple etwas verwirrt und ging an ihr vorbei.
»Yuki, ist okay ... hilf Janosch!«, kam Kilian grinsend zurück.
Yuki hüpfte an Blue vorbei die Treppe hoch.
»War das eine asiatische Dienerin?«
Kilian senkte kurz den Blick, fasste sich und hob den Blick wieder. »Leute, links und rechts sind unsere Schlafplätze. Die Sieben gehört dem Kapitän, die Acht Yuki und in dieser da vorne hat sich Jason gerade breitgemacht.«
»Ich dachte, sie sind verheiratet?«, stand Jason irritiert hinter Kilian.
»Sie hat dich verarscht. Sorry ...«, drehte sich Kilian um. »Los, wir wollen weiter!«
Sie folgten weiter den Gang hinunter, flankiert von blauem Filz.
»Warum ist alles so blau?«, fragte Blue.
»Blau und Weiss sind die Farben des Ozeanium, das solltest du wissen!«
Kilian deutete auf die Treppen, eine führte hoch und eine hinunter. »Aufwärts geht es zum Oberdeck, aber wir gehen runter!«
Die Ozeanium Eins, von Stefan und Malena Bös vor sechs Jahren erworben, war eine dreistöckige Yacht. Bei fünfundzwanzig Metern Länge hatte sie eine Höhe beim höchsten Punkt von beinahe 12 Metern (den Kran dabei nicht einberechnet, der noch gute vier Meter darüber thronte). Der Kran wurde auf dem mittleren der drei Decks angebracht, das Unterdeck befand sich einen Meter über dem Wasserspiegel. Auf dem Oberdeck befand sich das Steuerhaus des Kapitäns und vorne am Bug das Sonnendeck. Hinter dem Steuer an der Reling befand sich so etwas wie eine Sitzpolstergruppe mit einem kleinen Tisch und drei angeschraubten Stühlen.
Neben dem Steuerhaus befanden sich zwei Türen, die rechte führte zum Speisesaal, zur Küche und dem Lagerraum. Die linke führte direkt zwei Etagen runter, zu den von Kilian gezeigten Schlafkabinen, von wo man zum einen auch zum Speisesaal, aber auch abwärts gelangen konnte.
In der neu eingebauten Navigationskommandozentrale befand sich eine bessere Ausrüstung als in einem U-Boot. Radar und Sonar waren dabei noch das Einfachste. Ein Fischfinder, der die meisten Tiere im Umkreis von fünfhundert Metern erkennen konnte, und ein Überwachungssystem, mit dem man die Unterwasserkameras steuern und beobachten konnte. Während die Systeme alle an der Aussenwand angebracht waren, befand sich an dessen Seite das schon vorher vorhandene Funkgerät und in der Mitte ragte eine Glaswand aus dem Boden, auf der man sich alle Daten, die man sammelte, anzeigen lassen konnte.
Kilian überholte Jason und ging allen voran die Treppe runter. Grünliches Licht liess den Raum dunkler erscheinen, als er wirklich war.
»Du hast es!«, ging Jason zu der Konsole.
»Natürlich!«, lachte Kilian. »Seht es euch an: Fischfang 3000B«
»Was ist das alles?«, begannen sie durch die Konsolen, Monitore und eine Glasscheibe in der Mitte zu streunen.
»Das ist das Modernste vom Modernen. Wir haben hier drin mehr Power als eine CGI-Hollywoodproduktion. Sonar, Satelliten auf Abruf, ein Fischfinder, Sensoren, die chemische Messungen verschiedenster Einflüsse ausserhalb des Bootes aufzeichnen, und Kameras um die gesamte Yacht herum verteilt ...«
»Und wofür brauchen wir das alles ... für einen Fisch?«, drehte sich Apple fragend zu Kilian.
»Was ist das?« Blue blieb vor der Glaswand stehen und lenkte Kilian ab.
»Das ist die Anzeigetafel ... von allen Systemen, dem Radar, dem Sonar, dem Fischfinder, die Wetteranalyse, aktuelle Strömungen und, und, und ... von all dem kann man die Informationen hier auf dem Zwei-Seiten-Display anzeigen lassen!«
»Wie in diesem Film mit Tom Cruise?«, beäugte Blue die inaktive Scheibe genauer.
»Der hat eine Menge Filme gedreht ...« Apple streunte gelangweilt weiter.
»Der mit den Verbrechen, die man vorher schon kennt!«, lachte Blue, der bekannt dafür war, sich Filmnamen nie merken zu können.
»Genau so!«, drehte sich Kilian zu Jason um, der verliebt an seinem zukünftigen Platz sass. »Zufrieden?«
»Du hast keine Vorstellung!«, grinste Jason, mit vom Display grünlich leuchtenden Gesicht, zu ihm rüber.
Ein Klicken drang aus einem der Lautsprecher an der Wand. »Hier spricht Ihr Kapitän. Wir werden in drei Minuten ablegen. Ich bitte Sie, sich auf dem Oberdeck einzufinden!«
»Ihr habt ihn gehört!« Kilian klopfte Jason auf die Schulter. »Es wird Zeit für Margheritas!«
»Es ist gerade mal nach elf ...«, folgte Apple.
»Sag ich doch: Zeit für Margheritas!«, Klatschte Kilian voller Tatendrang in seine Hände.
John stand am Heck seines Kutters, mit einem feinen Schwanken bewegte er sich vorwärts und entfernte sich langsam von der noch im Hafen stehenden Ozeanium Holding Group.
»So wird es keine Überweisung geben …« Etwas genervt spuckte er in den öligen Schimmer, der seinem Boot immerzu folgte, und ging die Treppe zum Aussensteuer hoch. Dabei passierte er die Hängematte.
»Was waren das für Geldsäcke?«, schirmte Mike die Sonne ab, ohne sich aus der Hängematte zu rühren. In der Hand eine Flasche Bier, die auf seinem Bauch ruhte.
»Landsleute ...« John steckte sich eine Zigarette in den Mund und erhöhte langsam die Drehzahl.
»Was wollten diese Landsleute?« Mike leerte sein Bier und warf die Flasche ins Meer.
»Ihre Kinder … die sind auf einer Partyyacht irgendwo da draussen … Aber ich habe so ein Gefühl, dass die Alte etwas verschweigt!«, nahm er sich ein Bier aus der Kühltruhe, die so lang wie das Oberdeck war, schnipste den Korken vom Hals und gönnte sich einen grossen Schluck.
»Sie sah nicht sehr alt aus!«, rollte sich Mike aus der Hängematte und setzte sich auf seinen Sitz neben dem Steuer.
John steuerte etwas nach, bevor er sich ebenfalls mit der Zigarette im Mundwinkel hinsetzte. »Du warst nicht nahe genug.«
»So redest du über deine Kunden?«, griff Mike nach einem neuen Bier. »War das damals schon so?«
»Leck mich!«, lachte John und nahm den Umschlag aus der Tasche. Er reichte Mike das Foto und sah sich die Koordinaten an.
»Nettes ...« Mike zoomte auf die altmodische Art in das Foto und hielt es näher an sein Auge. »Das ist ja die Ozeanium Eins!«
John liess die Koordinaten sinken. »Sollte mir das was sagen?«
»Als Basler vielleicht ...«, lachte Mike und verdrehte die Augen. »Das ist die fünfundzwanzig Meter lange Yacht von Stefan und Malena Bös!«
»Ich lese wohl zu wenig Zeitung!« John trank von seinem Bier.
»So scheint es ... mein Gott, John ... das ist dieses reiche Paar, und ich meine richtig reich! Die haben das Ozeanium in Basel gebaut.«
»Dieses Aquarium?«
»Aqua... John, das ist ... von der Heuwaage bis weit hinter den Zoo ... ein Aquarium, das beinahe einen Kilometer lang ist!«
»Ach ...«
Mike schüttelte ungläubig den Kopf. »So ... feiernde Studenten!«
John nahm einen Schluck und deutete auf die Koordinaten. »Das sind keine feiernden Studenten ...«
»Was meinst du damit?«, stutzte Mike.
John reichte ihm die Koordinaten, erhob sich und deutete mit der Flasche auf das Meer hinaus. »Die fahren eine Route, aber da ist nichts … nur Wasser …«
Mike studierte die Koordinaten, senkte das Blatt und spähte in die unendliche See. »Schatzsucher? Da befinden sich sehr tiefe Stellen!«
John wischte sich Bier mit dem Arm vom Mund, drückte die Zigarette aus und setzte sich wieder. »So tief können die kaum tauchen … Vielleicht versuchen sie etwas zu schmuggeln.«
Im Untergeschoss, das unter dem Wasserspiegel lag und über das Oberdeck erreichbar war, hatten Sarah und Lea ihr Quartier. Es war eigentlich nur ein Lager, aber für die zwei Taucherinnen war dies ein Businesstrip und somit Luxus genug. Leichte Arbeit, die einen grossen Ertrag versprach.
Sarah verstaute die letzte Tasche, strich sich eine der rötlichblonden Strähnen aus dem Gesicht und ging schnaufend zu Lea, die gerade die Kameras auf der Matratze verteilte. »Das war’s, alles verstaut ...«
»Die Kameras sind auch so weit. Die zusätzlichen Batterien sind am Netz oder bereits aufgeladen!« Lea schaute sie mit einem stolzen Lächeln an.
Sarah küsste Lea auf die Stirn, setzte sich daneben auf den Boden und legte den Kopf auf Leas Knie. »Wann wollten wir ablegen?«
Lea liess sich nicht beim Zusammensetzen der verschiedenen Kameras beirren. »Vor einer Stunde! Aber der Kapitän meinte, sie sind unterwegs ...«
»Wenn du reich bist, dreht sich die Welt wohl nur nach dir ...« Sarah setzte sich gerade auf und beobachtete Lea, wie sie mit den Kameras hantierte.
»Na ja ... dafür haben wir eine Kreuzfahrt umsonst und können Werbebilder für unsere Schule schiessen!« Lea zwinkerte ihr zu. »Die denken sicher, sie haben uns abgezockt. Wir erledigen ihre Arbeit und das noch ohne Bezahlung. Dabei haben wir einen Urlaub und Werbung!«
Sarah verdrehte lachend die Augen. »Stimmt ja, du gehörst zum Feind!«
Lea band sich ihre schwarzen Haare zusammen, zwinkerte beim Aufstehen und half ihr hoch. »Frühstück?«
»Denkst du, wir kriegen was serviert?«, streckte sich Sarah.
»Nein, aber ich hab was dabei. In meinem Rucksack auf dem Oberdeck!«, knuffte Lea sie in die Schulter. Sie packte Sarah an der Hand und zog sie hinter sich her, die Treppe hinauf.
»Ich mag aber kein Hühnchen ...«
Lea lachte. »Wer sagt, dass es Hühnchen ist?«
»Egal, es ist Fleisch … Lea …«, stöhnte Sarah, weil sie Lea seit über sechs Jahren kannte. »Lea ... ich will ein Croissant und einen Kaffee ... vor allem einen Kaffee! Kaffee!«
»Das ist kein Problem!«, standen sie unvermittelt vor dem Kapitän, der gerade aus dem Steuerhaus kam. Er lächelte sie an, sodass seine weissen Zähne aufblitzten und sich kleine Falten um seine Augen zogen.
»Ernsthaft?« Sarah verzog misstrauisch ihre Augen.
Lea liess sie los und ging auf Deck, zu ihrem Rucksack, der auf der weissen Sitzpolstergruppe lag.
»Yuki? Wir haben eine Frühstücksbestellung!«, funkte der Kapitän.
»Das ist doch nicht nötig!«, errötete Sarah.
»Sie sind, auf Anweisung der Familie Bös, unsere Gäste. Bitte setzen Sie sich, Yuki wird gleich Ihre Bestellung aufnehmen!«, wies der Kapitän sie zu den gepolsterten Sitzen.
Lea setzte sich mit ihrem Hähnchenschenkel auf die gepolsterten Sitzreihen, in der anderen Hand hielt sie einen Energiedrink, keine werbeträchtige Marke, und kaute genüsslich an ihrem Hähnchenbein.
Für Sarah war dies wie die eine perfekte Werbung. Für einen Chickenfoodcourt oder eine Yacht oder vielleicht doch für ein Auto. Lächelnd darüber setzte sie sich neben Lea und genoss den Wind, der ihre Haare umwirbelte und über ihre Haut strich.
»Hallo, meine Damen!«
Lea und Sarah wandten sich von dem Meerblick ab und fanden eine kleine Asiatin mit einem Notizblock in der Hand vor ihnen stehen.
»Da du schon am Essen bist …«, tippte sie kurz vor Lea mit dem Stift in die Luft, »... musst du Lea sein!«
Lea hob breit grinsend, mit Hähnchenfett an der Lippe, ihren Kopf.
»Dann bist du Sarah?«, zeigte sie mit einem breiten, sympathischen Lächeln auf Sarah.
»Die bin ich ...«, lächelte sie etwas zögerlicher zurück, so viel Sympathie empfand Sarah als ein klein wenig seltsam.
»Ich bin Yuki …« Ohne ihr Lächeln zu verlieren, legte sie den Stift auf den Block. »Was darf ich dir bringen?«
Sarah richtete sich auf und Lea beobachtete sie dabei, wie sie zur Bestellung ansetzte. »Nun, ich brauche dringend einen Kaffee, stark …«
»… wenig Zucker!«, schloss Lea und biss mit einem Zwinkern ab.
»Und ein Croissant!«, strahlte Sarah.
»Gerne, das ist alles?«
»Waf ... haft ihr denn so?«, spuckte Lea Hühnchenteile in die Luft.
»Lea, schluck erst runter!«, hielt sich Sarah die Hand vor die Augen.
»Was möchtest du denn? Wir haben eine der besten Küchen der Welt an Bord!«, lächelte Yuki nicht ohne Stolz.
Lea verschluckte sich vor Lachen. »Ach ja? Also gut ...«
»Lea ...« flüsterte Sarah und legte eine Hand auf Leas rechte Schulter.
Aber Lea war schon nicht mehr aufzuhalten. »Wie wäre es mit Blaubeerpfannkuchen mit Schlagsahne und einer Kirsche auf der Schlagsahne? Ahornsirup daneben und einem chinesischen Bier, um das Ganze runterzuspülen!«
Yuki notierte es sich. »Eine bestimmte Marke oder einfach irgendein chinesisches Bier?«
Lea gefror das Lächeln auf ihren fettglänzenden Lippen. »Bitte, was …?«
Zwinkernd lächelte Yuki. »Ich bin gleich zurück!«
»Die ist süss!«, bemerkte Sarah.
Lea drehte sich zu Sarah. »Ach, nun stehen wir auf Asiatinnen?«
Sarah lachte auf. »Das wäre als Plan B schon interessant!«
»Du planst voraus?« Lea biss in den Schenkel und liess den Blick aufs Meer hinaus schweifen.
»Nun, meine süsse Fleischesserin …« Sarah stupste den Kopf gegen ihre Schulter. »Ich werde dich ganz klar überleben!«
»Verschluck dich an deinem Croissant!«, gab Lea ernst zurück.
»Das würde ich, wenn es schon hier wäre!«, wurde aus dem süssen Lächeln ein hämisches Grinsen.
Noch bevor sie schlucken konnte, prustete Lea laut los und verteilte zerbissenes Hühnchen über Sarah.
»IIIhhh ...«, strich sie sich halb zerkautes Hühnchen aus dem Gesicht.
Lea boxte Sarah und streckte ihr lachend die Zunge raus.
Die Schritte waren nicht zu überhören, so drehten sie sich nach vorne und blickten auf.
Kapitän Janosch kam auf sie zu.
»Wir werden in wenigen Minuten ablegen«, informierte er sie. »Herr Bös und seine Partner sind an Bord und werden in Kürze zu uns stossen!«
»Danke!«, nickte Sarah und betrachtete das Meer. »Ich bin etwas nervös!«
Lea legte einen Arm um sie. »Dafür bin ich ja da!«
Mit lautem Gepolter kündigten sich die Besitzer an. Lea liess von Sarah ab und beide standen auf.
Kilian ging ins Steuerhaus.
»Kilian, du hast hier drin nichts zu suchen!«, sagte Janosch ruhig.
»Schon klar. Wo ist Yuki?«
»Unten, sie bereitet das Frühstück für die Taucherinnen zu ...«
»Wir brauchen Margheritas, funkst du ihr das?«
Yuki wandte sich von den Pfannkuchen ab, ging zum Intercom und klopfte sich die Hände ab, bevor sie den Knopf betätigte. »Ja, Yuki hier!«
»Bereite einen Kelch Margheritas zu ...«, funkte Janosch.
Yuki schüttelte lächelnd den Kopf und ging zurück zu den Pfannkuchen.
»Hallo, Ladies!«, trat der lange Dürre, dessen Hemd leider offen stand, an sie heran. »Ich bin Blue!«
»Lea!«
»Sarah!«
Ein Mädchen mit fettigen dunkelblonden Haaren, Hornbrille und einem Physikformelshirt trat an Blue vorbei und streckte Sarah die Hand hin. »Hey, ich bin Apple und dieser Clown hier ist mein Bruder.«
Nach sechs Jahren mussten sie nicht immer sprechen, so reichte Lea und Sarah ein Blick, um erstmals zu bereuen, hier dabei zu sein.
»Kilian Bös!«, rief ein Halbschlanker mit schmächtigen Schultern und breiten Hüften laut. »Ihr seid meine Taucher!«
»Wo ist Jason?«, wunderte sich Apple.
»Du weisst doch, Treppen sind nicht gerade seine Stärke …«, räusperte sich Blue.
»Das habe ich gehört ...«, keuchte Jason am oberen Ende der Treppe und stützte sich an der Reling ab. Schweiss tropfte von seiner roten Stirn.
Lea verschränkte die Arme. »Ich denke, wir sollten neu verhandeln!«
John sass vor dem Steuer, biss in ein Sandwich und beobachtete kauend die Konsole.
»Wir sind zu langsam ...«
Mike richtete sich in der Hängematte auf. »Ernsthaft? Du hast für diese Schande der Meere gutes Geld gezahlt ...«
John hob kauend die Brauen.
»Hast du dir überlegt, dass die Kids vielleicht nach Meerestieren für dieses Ozeanium suchen?«, fragte Mike nach einigen Momenten, in denen sie einfach aufs Wasser blickten.
John zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sind es wirklich nur Studenten, die Party machen ...«
Mike blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk.
»Wie spät ist es?« John beobachtete Mike, wie er sich aus der Hängematte kämpfte.
»Nach eins ...«
John ass den Rest von seinem Brot, spülte es mit seinem Bier runter und folgte danach Mike vom Oberdeck auf das Hauptdeck.
Mike zog zwei Stützbalken aus der Reling und nahm von John die Angelrute entgegen.
»Willst du es spannender machen?«, grinste Mike, stieg über den Stützbalken und setzte sich darauf.
»Ich will einfach ein Abendessen!«, zündete sich John eine Zigarette an und liess sich auf seinem Balken nieder.
Beinahe synchron warfen sie die Angeln aus.
»Ich habe dich das nie gefragt ...«, drehte Mike seine Schnur etwas ein. »Nicht, dass es mich was angeht, aber wie kommt ein Schweizer zu dem Namen Crime?«
»Du hast sie gehört ...«, lachte John.
»Ja, und ganz ehrlich, ich dachte bisher, es ist ein Künstlername!«
John stutzte. »Ein Künstlername?«
»Nicht Künstler, dass du ein Künstler bist! Weil du aus der Schweiz weg bist und nun hier in Mexiko arbeitest ...« Er zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich auf seine Angel. »Vielleicht musstest du flüchten ... ich verurteile niemanden!«
»Nein, tut mir leid. Mein Vater war Engländer ...«, Hielt John die kleine Boje seiner Angel im Auge. »Meine Mutter Schweizerin. Er war im Militär, kam aber für sie in die Schweiz.«
»Oh, deshalb ...«, verstand Mike und drehte die Kurbel seiner Angel.
»Jap, deshalb!«, bestätigte John.
Mit der orangefarbenen Sonne, die langsam unterging, brieten sie die etwas kurzen Fische auf einem kleinen Grill, den sie auf dem Oberdeck aufgestellt hatten.
»Was für ein Festmahl!«, lobte Mike die sich drehenden, gar mickrigen Fische etwas zu sehr.
»Wir werden sowieso durchfahren müssen. Mit Hunger bleibt man zumindest wachsam!«, stocherte John in der Holzkohle.
»Bisher ist der Wetterbericht doch gut …«, deutete Mike auf das Barometer neben der Hängematte.
»Und wir wissen beide ...«, nahm John einen Schluck von seinem Bier, »... dass es verdammt schnell ändern kann!«
»Mal den Teufel nicht an die Wand!«
»Wir haben keine Wände …«, wiegte John den Kopf.
»Du weisst, was ich meine!«
»Natürlich weiss ich das ...«, drückte er auf den Fisch. »Aber es wird auch einen Grund geben, warum ihnen der Funk ausgefallen ist!«
Mike lehnte sich in seinem Sitz nach vorne. »Da war kein Sturm oder Unwetter, nicht mal ansatzweise etwas, das eine solche Yacht in Probleme bringen könnte ...«
Mit einem leichten Nicken nahm John die Fische vom Grill und legte sie auf zwei Steinplatten. Er würzte sie und quetschte darüber eine Zitrone aus.
»Vorsicht mit der Zitrone, wir haben noch Tequila!«, nahm Mike mit einem dankenden Nicken seine Platte entgegen.
»Wir haben mehr Zitronen als Tequila ...«, lachte John, stellte die Platte hin und griff sich sein Besteck.
»Wenn sie nur Funkprobleme haben ...«, schluckte Mike runter, »... werden wir sie wahrscheinlich nie finden!«
»Daran dachte ich auch ...«, zeigte er mit Fisch auf der Gabel auf Mike. »Dann dachte ich daran, dass sie wohl einen Hafen angesteuert hätten …«
»Mmh«, kaute Mike und schluckte runter.
»Also werden sie ein gröberes Problem haben.« John deutete auf das Boot. »Was auch immer, die Herrschaften vom Ozeanium nehmen an, dass wir es lösen können!«
»Ozeanium Eins an Mutterschiff!«, funkte Kilian, wiederholte den Funkspruch und lehnte sich in dem an den Boden geschraubten Drehstuhl zurück.
»Mutterschiff an Ozeanium Eins. Ich höre!«, kam von seiner Mutter zurück.
»Wir haben das erste Ziel erreicht. Die Taucher haben dieses Ding runter auf den Meeresboden gebracht und ein Suchfeld erstellt. Jason ist am Sonar, aber bisher haben wir ausser Makrelen und einer Walfamilie nichts gefunden!«
Rauschen. Kilian sah zu Jason rüber, der, voll in seinem Element mit der Brille auf der Nasenspitze und Kopfhörern über den Ohren, auf die Wellen und Punkte vor sich konzentriert war.
»Fortfahren wie geplant! Out.« Danach folgte wiederholt Rauschen.
»Ja, Mutter, es geht uns gut ...« Etwas enttäuscht steckte er das Funkgerät zurück in die Halterung und machte die Funkstation aus.
Mit kleinen Gewichten brachte Lea das Football-grosse Sonargerät am Meeresgrund an.
Sarah blickte nach oben, wo das Boot etwa sechzig Meter über ihnen schwamm. Ein Schwarm kleiner, orange und gelb blinkender Fische erregte ihre Aufmerksamkeit. Eine Hand zog an ihrem Fuss. Lea deutete auf das Gerät und hob den Daumen.
Sarah nickte und bemerkte, dass der Schwarm Fische weg war. Sie schwamm Lea hinterher. Das Meer war nicht zu dunkel und es war sehr ruhig und klar.
Lea tauchte auf. Das Meer war glatt, kaum eine Regung, nichts über und nichts unter dem Wasserspiegel.
Fünf Meter von ihr entfernt tauchte Sarah auf und schwamm zu ihr rüber.
»Was gefunden?«, spuckte Lea ihn ihre Taucherbrille.
»Ein Mako zog etwas weiter von uns vorbei. Ich denke nicht, dass er angelockt wurde. Ausserdem ein Schwarm kleinerer, mir unbekannter Fischchen, aber die waren plötzlich fort.« Sarah orientierte sich. Sie waren etwa zwanzig Meter vom Boot entfernt.
»Etwas verlassen, dieses Gewässer ...«, bemerkte Lea beinahe fragend. Wo man auch hinsah, Wasser, Wasser und nichts als Wasser. Ein merkwürdiges Kribbeln erfasste ihre Wirbelsäule, brachte eine seltsame Kälte in ihre Brust und liess sie erschaudern.
»Ich muss zurück, mein Sauerstoff ist gleich alle!«, holte Sarah sie aus der Trance und steckte sich das Mundstück wieder in den Mund.
Lea setzte sich derweil die Taucherbrille wieder auf, beobachtete Sarah beim Abtauchen und prüfte den Sauerstoff. Noch fünfzehn Prozent.
»Gab es irgendwelche Probleme?« Kilian half Lea, am tiefergelegten Unterdeck beim Heck zurück aufs das Boot.
»Wenn das Teil funktioniert, dann nicht ...« Sie nahm ihre Sauerstoffflasche von der Schulter und ging die Treppe hoch zum Mitteldeck. Bei den, genau gleichen wie auf dem Oberdeck, Polstersitzen entledigte sie sich ihres Taucheranzuges. Sie trocknete sich anschliessend die Haare mit einem Handtuch und half Sarah mit der Sauerstoffflasche.
»Irgendwelche Entdeckungen?«, war Kilian ihr langsam, mit den Händen in den Hosentaschen, gefolgt.
»Gar nichts, weder für euch noch für uns!« Lea nahm ihre Kamera ab, gab sie Sarah und trocknete sich weiter ab.
»Das Gerät funktioniert tadellos, aber wir wissen nicht, ob er sich hier aufhält, deswegen die Route!« Kilian setzte sich neben Lea auf die Polsterbank. »Wir lassen es etwa zwei Stunden da unten, geben ihm etwas Zeit, bevor wir zur nächsten Station fahren!«
Lea sah Sarah hinterher, ehe sie sich Kilian zuwandte. »Was ist das für ein Gerät? Was locken wir damit an?«
»Wenn ich meine Mutter richtig verstanden habe, dann einen seltenen Regenbogenfisch!« Kilian zuckte mit den Schultern und erhob sich wieder. »Ich habe keine Ahnung von dem Zeug, Jason oder Blue sind da wohl die besseren Anlaufstellen!«
»Ein Regenbogenfisch ...« Lea lachte bitter auf. »Das glaubst du doch selbst nicht!«
»Hast du uns gesehen? Ich bezweifle, dass unsere Eltern uns mit was Grösserem als so einem Fisch beauftragen!« Kilian lachte und Lea stimmte mit ein.
Der Gedanke, dass diese Nerdtruppe überhaupt alleine auf ein Schiff durfte, war schon beängstigend amüsant genug.
»Spass beiseite ...«, unterbrach Lea den lachenden Moment und zeigte auf das Meer, das sie umgab. »Dieses Teil soll nicht einfach einen Fisch anlocken, das kann ich dir schon mal sagen!«
Kilian grinste noch immer, voller Überlegenheit. »Was dann?«
Lea schüttelte den Kopf. » Sicher keinen kleinen Fisch ... Fischschwärme sind davongeströmt, als dieses Ding aktiviert wurde ...«
Apple sonnte sich auf dem Oberdeck. Yuki brachte ihr eine Margherita und ein Stück Melone.
»Du bist ein Schatz!«
Yuki lachte, setzte sich neben Apples Füsse und sah in die Sonne. »Ist mein Job!«
Apple drehte sich fragend zu Yuki um. »Ja?«
Yuki sah sie an, lachte und erhob sich wieder. »Nichts, nichts!«
»Du bist auch blass wie ’ne Leiche!«, lachte Lea, als sie die Treppe vom Mitteldeck hochkam. »Bist nicht so oft draussen, wie?«
Apple griff nach ihrem Drink und lächelte sie an. »Ich bin nicht so der Menschentyp!«
»No shit!«, erwiderte Lea. »Es tut mir leid, aber das sieht man sogar deinem Bikini an!«
Apple sah an sich hinunter. »Was stimmt nicht damit?«
»Siehst du meinen?«, zeigte Lea auf ihre Brust im schwarzen Top.
»Nun … Ja …«, schluckte Apple.
»Es sieht aus, als hättest du einen Bären getötet, und Nein ... ich will nicht wissen, von welchem Film das ist!«
Apple schüttelte mit einem verkrampften Lächeln den Kopf. »Ist von einem Anime …«
»Hey, zum einen … ich wollte dich nicht angreifen, und zum anderen wollte ich genau das nicht wissen!«, spürte Lea, dass sie mal wieder zu weit ging.
Apple schüttelte den Kopf. »Es wirkte aber so …«
»Das war nur Spass!« Lea seufzte.
»Ja, und dennoch, es stimmt!« Apple griff sich ihre Melone, die von Yuki schon vorgeschnitten war, und bot Lea ein Stück an.
»Danke!«, nahm sich Lea ein Stück und biss in die rot glühende Frucht.
»Du und …«, begann Apple zögerlich.
»Sarah?«
»Genau ...« Verlegen sah Apple auf ihre Melone. »Ihr seid zusammen?«
»Jap!«
Apple hob den Kopf, sichtlich überrascht über die schnelle Antwort.
»Warum so überrascht?«, lächelte Lea.
Apple schüttelte den Kopf. »Nichts, es ist nur, ich habe noch keine Frau getroffen, die mit einer Frau zusammen ist.«
Lea lächelte ab Apples erröten. »Du kommst nicht viel raus, oder?«
»Nein … Ich studiere zwar an der Uni, aber ich werde durchgehend beschützt.« Sie schüttelte ihren Kopf mit den schmutzigen, blonden Zöpfen.
»Und wie kommt man eigentlich zu dem Namen Apple?«
Apple lachte, versuchte ernst zu wirken. » Meine Eltern sind reich! Damit können sie jedes Hirngespinst als legitim rechtfertigen.«
Blue setzte sich neben Jason, der konzentriert auf seinen Monitor starrte und mit dem Kopfhörer das Sonar abhörte. »Na, wie sieht es aus?«
Jason hob einen Finger, justierte einen Regler und nahm schliesslich die Kopfhörer ab. »Nichts ...«
»Wie, nichts …?«, stutzte Blue.
»Nichts ... seit wir hier vor Anker liegen, war das grösste ein junger Mako-Hai, vielleicht 1 Meter 70 gross ... ansonsten war alles kleiner. Bis auch diese kleinen Fische verschwunden sind!« Jason trank von seinem Energy-Drink.
»Verschwunden? Wegen dem Boot oder wie?« Blue schüttelte verwirrt den Kopf und suchte die Monitore ab.
»Hier ...« Jason legte ein Blatt vor Blue. »… das ist, was ich empfangen habe, als wir ankamen, aber all das hier stammt von nach der Inbetriebnahme dieses Football-Dings!«
»Es vertreibt Fische?«, blinzelte Blue Jason fragend an. »Es sollte doch welche anlocken?«
Schritte auf der Treppe liessen sie hochfahren, Kilian kam runter zu ihnen.
Blue löste sich von seinem Sitzplatz und ging Kilian entgegen. »Weisst du, dass dieses Ding da im Wasser die Fische vertreibt?«
»Ich habe gerade so etwas mitbekommen!« An Blue vorbei setzte sich Kilian vor das Funkgerät.
»Wie sollen wir diesen Regenbogenfisch anlocken, wenn wir alles vertreiben?«, redete Blue weiter auf ihn ein.
»Ich studiere Betriebswissenschaft, Blue! Du bist der Fischer, erklär du es mir!« Kilian griff sich das Handgerät und funkte. »Ozeanium Eins an Mutterschiff!«
»Mutterschiff ... Ernsthaft?« Blue setzte sich neben Kilian und drehte sich zu Jason. »Mutterschiff ...«
Jason bekam das Ganze gar nicht mit und Blue drehte sicher wieder zu Kilian.
»Ozeanium Eins an Mutterschiff!«, wiederholte Kilian. »Ozeanium an Mutterschiff!«
Rauschen drang aus dem Lautsprecher.
Genervt drückte er sich das Handgerät gegen die Stirn. »Das war ja ...«
»Vielleicht sind sie aus?«, zuckte Blue mit den Schultern.
»Natürlich sind sie aus ...« Kilian steckte seufzend das Handgerät zurück in seine Halterung.
»Und nun? Was hat deine Mutter vor?«, lehnte sich Blue zurück.
Kilian setzte sich auf und sah zum blinkenden Radar. »In zwei Stunden legen wir ab! Komm!«
»Wo gehen wir hin?«, hastete Blue aus dem Stuhl.
»Zu den Taucherinnen! Wenn jemand etwas darüber weiss, dann sicher sie zwei!«, griff Kilian nach dem Geländer und zog sich die Treppe hoch.
Lea stiess zu Sarah, die sich die Aufnahmen auf dem Monitor ihres Laptops ansah.
»Kann man was davon gebrauchen?«, setzte sich Lea auf das Bett neben Sarah und legte einen Arm um ihre Hüfte.
»Für die FFT-Aktivisten vielleicht ...« Seufzend zeigte sie auf den Monitor. »Hier startest du dieses Gerät!«
»Sie spüren etwas ...«, setzte sich Lea gerade auf.
»Als würdest du mit dem Finger schnippen und ...«, schnippte sie demonstrierend mit dem Finger, »... sie hauen ab!«
»Warum? Es sollte doch Fische anlocken?«
Sarah strich ihre Haare von der Stirn zurück und holte Luft. Das tat sie immer, wenn sie überlegte. »Es kann natürlich eine Fehlfunktion sein und es macht das Gegenteil von dem, was es soll!«
»Fische anlocken …«, flüsterte Lea.
»Genau, die Frage ist hier, wie soll es Fische anlocken!«
»Mit Ultra-irgendwas Schwingungen ...«, riet Lea mit einem Lächeln.
»Vielleicht etwas versüsst ausgedrückt, aber theoretisch ja ...« Sarah stand auf und ging durch den Lagerraum zu ihrem Rucksack. »Aber wie, ist die Frage!«
Mit einem kleinen blauen Buch in der Hand kam sie zurück. »Die Frage ist, welche Methode wird von diesem Gerät angewandt. Wie soll es den Fischen was zu verstehen geben?«
»Du meinst, die Anwesenheit von etwas?«
Sarah lächelte. »Was habe ich nur für ein cleveres Mädchen! Du erinnerst dich an den Mako?«
Lea nickte.
»Nun, auch der hat das Weite gesucht. Nicht so schnell wie die kleineren Fische, aber ja, auch er ist abgehauen!«
Leas Augen weiteten sich. »Wie sollen wir einen Fisch anlocken, der etwa drei bis vier Meter lang ist, wenn sogar ein Jäger wie der Mako abhaut?«
»Gar nicht ...«, öffnete Sarah das Buch und zeigte Lea die von ihr gedachte Passage.
Kilian und Blue trafen bei der Treppe auf Lea und Sarah.
»Zu euch wollten wir gerade!« Lea war aufgebracht und Sarah stellte sich vor ihre aufbrausende Freundin.
»Und wir zu euch!« Kilian blickte von Lea zu Blue und dann zu Sarah. »Was ist mit ihr?«
»Was wollt ihr von uns?«, fragte Sarah.
»Was es mit den Fischen auf sich hat ..? Die nirgends zu sehen sind! Wir sind keine Biologen ...« Blue klopfte Kilian auf den Rücken. »Ich habe ein kleines Hobbywissen, aber das war’s auch schon!«
Sarah blickte mit einer hochgezogenen Braue zu Lea. »Ich habe es dir gesagt!«
»Ihr habt keine Ahnung?«, rang Lea noch aufgebracht nach Luft.
»Wovon haben wir keine Ahnung?« Kilian sah von Lea zu Sarah. »Was ist hier los?«
»Wir suchen was deutlich Grösseres ...«, schloss Sarah die Augen. »Und nicht etwa einen einfachen Fisch ...«
»Wale?«, warf Blue in die Runde.
»Haie! Und vermutlich eher grosse!« Lea deutete auf ihr Lager. »Was wohl auch den Haikäfig erklärt, den wir zu verstauen hatten!«
»Haikäfig?« Kilian wurde blass und drehte sich zu Blue um.
Blue wandte sich Sarah zu. » Du meinst Hai … wie in der Weisse Hai?«
»Zum Beispiel ... oder Bullenhaie, Tigerhaie … etwas in der Filmgrösse jedenfalls!«
Kopfschüttelnd drehte sich Kilian um. »Nein ... Nein, nicht mit mir!«
Ein Klicken drang aus den Lautsprechern und Janosch meldete sich. »Kilian, wir brauchen euch auf dem Oberdeck!«
»Das trifft sich!« Kilian zitterte sichtlich, aber er griff das Geländer und stürmte auf der Treppe nach oben. Dabei nahm er zwei Tritte pro Schritt.
Janosch stand mit verschränkten Armen vor seiner Tür zum Steuerhaus und beobachtete Yuki, die Apples Kopf auf dem Schoss hatte und ihr sanft durchs Haar strich.
»Janosch, sehr gut, ich …«
Janosch blitzte nur kurz zu Kilian, der die Treppe hochpolterte, und zeigte auf die beiden Damen bei den Sitzpolstern.
»Was ist hier los?«, ging Kilian zu Yuki.
»Vorsichtig, Junge!« Janosch hielt Kilian an der Schulter zurück.
Nun sah er die grosse Fläche Erbrochenes, welches sich über den Liegestuhl bis aufs Deck verteilte.
»Was ist mit ihr?«, blieb Blue neben Janosch stehen. »Apple?«
»Sie hat zu viel gesoffen!«, knurrte Janosch und vermied den Augenkontakt mit Yuki.
»Sie hatte doch nur drei Drinks!«, seufzte Yuki schuldbewusst. »Aber sie lag den ganzen Tag in der Sonne!«
Blue scherte sich nicht um das Erbrochene auf dem Boden und hastete zu seiner Schwester.
»Hier!« Yuki reichte ihm eine Wasserflasche.
»Janosch, war dir bewusst, dass wir nach Haien jagen?«, drehte sich Kilian zu Janosch um.
»Ich weiss nur, dass ihr Spass haben wollt!«
Kilian schüttelte den Kopf. »Der Spass hat hiermit ein Ende! Wir holen dieses Ding hoch und fahren zurück zum Hafen!«
»Dann sollten wir eure Eltern informieren!«, nickte Janosch.
»Die können uns ...«
»Kilian, deine Mutter ist am Funk!«, unterbrach Jasons Stimme durch das Intercom Kilian.
Malena drehte das Eis in ihrem Drink, indem sie mit dem Handgelenk das Glas zum Rotieren brachte. Sie sass vor dem grossen Konferenztisch in der Präsidentensuite, sah dem Eis in ihrem Glas zu und wartete neben dem Funkgerät.
Stefan war mit Kurt rauchend auf dem Balkon und blickte wartend hinein. Peter und Klara sassen auf den Stühlen am Konferenztisch und drehten nervös ihre Gläser in ihren Händen.
»Ozeanium Eins an Mutterschiff!«, krächzte Kilians Stimme aus dem Funkgerät.
Stefan und Kurt drückten die Zigaretten aus und hasteten hinein. Peter und Klara erstarrten und Malena nahm das Mikrofon in die Hand.
»Mutterschiff an Ozeanium Eins! Habt ihr was gefunden?«
»Was macht dieser Football?«, fragte Kilian.
Malenas Augen wanderten zu Kurt. »Das haben wir euch doch erklärt, es lockt diesen seltenen Fisch an!«
»Es vertreibt die Fische, Mutter!«
Kurt setzte sich seufzend hin.
»Das ist, weil nur dieser angelockt werden soll!«, schüttelte Malena den Kopf und wandte sich zu Stefan, der mit den Schultern zuckte.
Kilian lachte unbelustigt. »Das ist nur möglich, wenn man einen Jäger anlocken will, weil andere das Gefühl haben, ein solcher sei in der Nähe!« Es folgte eine dramatische Pause, die Leitung blieb offen. »So etwas wie ein Haifisch? Mutter?«
Stefan hob überrascht die Augenbrauen. »Ganz verblödet scheint er doch nicht zu sein!«
»Als ob er von alleine darauf gekommen ist. Das waren sicher diese Taucherinnen ...« Malena holte Luft und drückte den Knopf auf dem Handgerät. »Mach dich nicht lächerlich, Kilian! Was sollen wir mit einem Hai?«
»Das ist uns zu viel, Mutter, wir drehen um!«
»Nein, nein!«, sprang Peter auf. »Eine Eröffnung ohne Attraktion ist das Todesurteil für die Ozeaniumgruppe!«
»Es käme der Bankrotterklärung gleich …«, fügte Klara hinzu und nahm einen grossen Schluck aus ihrem Drink.
Stefan nahm sich mit einem verschmitzten Lächeln eine Zigarre aus der Zigarrenbox und warf einen Blick in die Runde. »Nun scheint der Orca von Seaworld doch nicht mehr so blöd, was?«
»Das wirst du nicht tun, Kilian!«, befahl Malena.
»Wir holen noch dieses Ding hoch, dann sind wir auf dem Weg nach Hause!«
»Hör mir gut zu! Wenn ihr auf die Idee kommen solltet zu meutern, werden wir es als solches behandeln, kapiert?«, erhob sich Malenas Stimme zu einem Grollen.
Stefan blieb an der Balkontür stehen, alle Blicke fielen auf Malena, die mit der Faust geballt und hervorstehenden Adern auf der Stirn den Knopf für eine Antwort losliess.
»Was soll das heissen?«, hörte sich Kilian etwas unsicherer an.
Malena stützte sich ab und drückte auf den Knopf. »Das bedeutet, dass wir euch alle Mittel streichen werden, und dazu werdet ihr entlassen und enterbt!«
Einen kurzen Moment rauschte es, bis das Klicken einsetzte. »Das würdest du nicht tun ...«
»Ihr spielt da draussen mit unserem Geld, mit unserer Firma! So werden wir mit dem von euch spielen ... was bedeutet, ihr werdet keines mehr haben!«, drückte Malena das Handteil ans Funkgerät und drückte drei Schalter nach unten. Alle Lichter gingen damit aus.
Kilian sah zu den anderen.
»Das können sie nicht tun ...«, trank Jason nervös von seiner Cola.
»Sie können ... und sie werden ...« stöhnte Blue.
»Fuck!« Kilian drückte auf den Knopf. »Das ist Erpressung, Mutter!«
Lediglich ein Rauschen kam als Antwort.
»Mutter?«
»Sie ist weg …«, legte Jason eine Hand auf Kilians Schulter.
Kilian nickte langsam und hängte das Funkgerät mit einer zitternder Hand zurück.
»Und nun?«, fragte Blue. »Drehen wir um?«
Kilian lachte bitter, stand auf und klopfte seinem Freund auf die Schultern. »Willst du auf dein Leben verzichten?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Kilian an ihm vorbei. »Das dachte ich mir!«
»Wo gehst du hin?«, sass Blue noch immer neben der digitalen Glaswand.
»Lea und Sarah informieren …«, blieb Kilian mit einem beschämten Blick bei der Treppe stehen.
Jason drehte sich auf seinem Stuhl zu ihm um. »Wenn du schon dabei bist: Sag ihnen, sie können den Football wieder einholen, hier gibt es nichts!«
Kilian hob lediglich die Hand mit erhobenem Daumen und ging die Treppe hoch.
Sarah hielt Apples Hand, während Yuki ihr einen kühlen Lappen auf die Stirn legte.
»Sie kocht ...«, nahm Yuki die Tasse, in der ein Strohhalm steckte, und versuchte Apple Wasser einzutrichtern.
»Hatte sie nicht auch zu viel?« Mit der freien Hand wischte Sarah Apples Wangen sauber.
»Für ihre Verhältnisse wahrscheinlich schon, und dazu die sengende Sonne, die sie auch nicht gewohnt ist!« Yuki seufzte. »Danke!«
»Wo ist eigentlich der Rest der Besatzung?«
Yuki schüttelte den Kopf. »Nur ich und der Kapitän!«
Sarah stutzte. »Ist dieses Boot nicht zu gross für nur zwei Mann?«
Nickend wandte Yuki sich ab und nahm ein paar Tabletten aus dem Schrank neben dem Krankenbett.
»Und warum sind wir mitten auf dem Ozean ohne Besatzung?« Sarah spürte, wie eine Wärme in ihre Wangen stieg.
»Solange alles gut geht, reichen zwei ...« Yuki legte eine der Tabletten in Apples Mund und spülte sie mit dem Wasser runter.
Kilian traf auf Lea, die auf dem Sitzpolster des Mitteldecks sass und eine Zigarette rauchte.
»Wo ist deine Freundin?«
»Mit Apple und Yuki auf der Krankenstation ...«
Kilian nickte und vermied mit der untergehenden Sonne direkten Blickkontakt.
»Wir drehen nicht um ...« Kopfschüttelnd zog sie an der Zigarette.
»Uns wurde versichert, dass ...«, suchte Kilian nach einer Antwort.
»Ja ja ...«, winkte Lea ab. »Alles schon gehört«
Kilian schnappte kurz nach Luft und wischte Speichel von seinem Mundwinkel. »Aber wir können den Sensor wieder hochholen ... wir fahren weiter!«
»Aber wir werden den Football nicht in der Nacht runterbringen. Egal, wann wir die nächste Position erreichen!« Lea klopfte die Zigarette im Aschenbecher ab und hob den Kopf.
»Wir wollen ja auch ausgeruht an unsere Aufgabe gehen!«, lächelte Kilian schwach und drehte sich um. »Wenn wir ablegen, können wir erst mal Abend essen!«
Leas Magen knurrte ab der Erwähnung und ihr wurde bewusst, dass sie seit den Feigen Crostatas am Morgen nichts mehr gegessen hatte.
John stieg mit vorsichtigen Schritten nach oben.
»Morgen, Boss!«, grüsste Mike.
»Morgen ...« Er spuckte ins Meer und setzte sich neben Mike, der am Steuer sass.
»Kaffee?«, hielt Mike ihm eine Tasse hin.
»Danke ...«, nahm John die Tasse entgegen, setzte an und verzog das Gesicht. »Mein Gott, ist der schrecklich!«
»Genial, oder?«, lachte Mike und trank von seiner Tasse. »Rezept meines Vaters! Das Beste gegen einen Kater!«
»Du hast mir nie erzählt, dass dein Vater Alkoholiker war«, nahm John einen zweiten Schluck.
»Er kam auch nicht an dich ran ...«, zuckte Mike die Schultern, ohne das Gesicht zu verziehen.
John spuckte ein weiteres Mal, wischte sich den Mund mit seinem Shirt ab und steckte sich eine Zigarette in den Mund. »Wie ist unser Tempo?«
»Etwa vier Knoten zu langsam!«, hob Mike die Tasse.
John stellte seine ab und griff nach der Karte. »Das kostet uns beinahe einen halben Tag ...«
»Genug Zeit um zu sterben!«, schlürfte Mike und zeigte nach Steuerbord.
»Buckelwale?«, erhob sich John, schirmte die Augen ab und beobachtete die Walfamilie, die unweit von ihnen vorbeischwamm.
»Habe im Morgengrauen schon einige gesehen ... wahrscheinlich haben sie hier irgendwo ihre Brutstätte!«, blickte Mike ihnen sitzend nach.
John drehte sich mit einem feinen Lächeln auf den Lippen wieder nach vorne. »Das ist das Beste hier draussen, die ganzen Meeresbewohner …!«
»Die gibt es in der Schweiz nicht ...« Mike stellte die leere Tasse ab, verliess den Steuersitz und ging zur Hängematte. »Oder ... noch nicht!«
John setzte sich auf den nun freien Steuersitz. »Das ist nicht dasselbe.«
»Ja, das Meer hat schon was für sich ...«, lachte Mike und zog sich den Hut über die Augen.
»O ja ...« John nahm seine Tasse wieder in die Hand und blickte rauchend über das morgendliche Meer. Er inhalierte die salzige Seeluft und schlürfte seinen Kaffee. »O ja.«
Blue half Sarah aus dem Wasser, Apple nahm von Lea den Football entgegen und zog sie anschliessend hoch.
»Wie ist es da unten?«, stand Apple vor Lea und Sarah, die auf der Treppe sassen und ihre Flossen von den Füssen zogen.
»Wunderschön und beängstigend ausgestorben ...«, griff Sarah ihre Flossen.
Lea nickte seufzend. »Man hat das Gefühl, die ganzen Untergangstheoretiker hatten Recht, was die Verschmutzung der Meere angeht!«
»Immerhin haben wir eine Schildkröte gesehen ...«, zog sich Sarah das Oberteil ihres Neoprenanzug runter.
»Weil sie nicht schnell genug war ...« Lea hielt ihre Flossen in der Hand und folgte den Geschwistern auf das Mitteldeck.
Kilian stand an der Treppe zum Oberdeck. »In zehn Minuten legen wir ab. Wenn wir die Nacht durchfahren, sollten wir kurz vor Mittag die fünfte Position erreichen!«
Mit einem einmaligen Klatschen in seine Hände ging Kilian die Treppe hoch.
Lea und Sarah waren noch immer dabei, zu Atem zu kommen, und sassen auf den Sitzpolstern des Mitteldecks.
»Da unten ist wirklich nichts?«, stand Blue vor ihnen neben dem kleinen Tisch und liess eine Wasserflasche kreisen.
»Schon, bis wir dieses Ding starten ...« Sarah zog sich den Rest des Anzuges aus.
»Und es wurde nicht ansatzweise etwas angelockt!«, schloss Lea.
»Vielleicht auch besser so ...«, hielt sich Blue die Hand an den Nacken und folgte Kilian zum Oberdeck.
»Was ist deine Wahl heute?«, lächelte Apple gespannt. »Schliesslich steht es 4:0 für Yuki.«
Mit einem Lachen zwinkerte Lea. »Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich habe da was am Brodeln, um das Resultat zu drehen ...«
»Mein Gott!«, zog sich Sarah ein Shirt an. »Denkst du wirklich immer noch, du kannst Yuki schlagen?«
Lea schlüpfte in ihre Shorts und schickte Sarah einen Luftkuss. »Das werde ich schon noch! Du wirst schon sehen!«
Sarah schüttelte kichernd den Kopf.
»Zumindest isst sie besser als der Rest von uns!«, lachte Apple mit breiten Lippen.
Sarah schlüpfte in ihre Schlappen. »Und was gibt es für uns?«
»Krabben- oder Gemüsesuppe als Vorspeise. Fischfilet im Pretzelmantel oder Kartoffelsteak an Tintenfischnudeln und ein Fruchtsorbet als Nachtisch!«, zählte Apple auf und folgte Sarah zum Oberdeck.
»Tintenfischnudeln?«, folgte Lea den beiden.
»Schwarze Nudeln …«, erklärte Apple und hüpfte die Treppe hoch.
Kilian war in der Kommandozentrale und zeichnete die erneute Niederlage und die Wege dazu auf der Karte ein und beobachtete Jason, der das Radar und das Sonar beobachtete und simultan Chips in sich reinstopfte.
»Wir essen in 10 Minuten!«
»Gut ...«, schmatzte Jason und leckte sich die fettigen Finger ab. »Ich habe Hunger!«
»Wie kannst du nach dieser Tüte noch Hunger haben?« Kilian schüttelte lachend den Kopf und beugte sich wieder über die Karte.
»Das ist nur ein Appetitanreger!«, drückte er die leere Tüte in den Mülleimer.
»Aha ...« Kilian schmunzelte.
»Was meinst du mit Aha?«, drehte sich Jason auf dem Stuhl um.
»Nichts …«, grinste Kilian und zog eine blaue Linie neben ihre Koordinaten.
»Du willst damit andeuten, ich esse zu viel?«, zog sich Jason die Kopfhörer von seinen Ohren.
»Zu viel … Nein!«, schloss Kilian den Marker und legte ihn in die Stiftschale an der Präsentationswand.
»Pff…«, winkte Jason ab, mühte sich aus dem Stuhl und legte eine Hand auf Kilians Schulter. »Ich werde erst mal die sanitären Einrichtungen aufsuchen!«