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In diesem Jahr hat die himmlische Weihnachtsorganisation mehr denn je zu tun, doch ausgerechnet jetzt drohen die Rentiere mit einem haarsträubenden Generalstreik. Meister Matthäus, der Leiter der Abteilung Auslieferung, ist händeringend auf der Suche nach Verstärkung. Und tatsächlich folgen bald Tiere aus der ganzen Welt seinem Aufruf, an Heiligabend Schlittenzugpferde zu werden. Die Einarbeitung führt zwar zu einem heillosen Durcheinander, und Widur, das außergewöhnlich kleine Widder-Kaninchen, bleibt trotz einfühlsamstem Training ein hoffnungsloser Fall. Doch pünktlich am 24. stehen alle Schlitten bereit. Und sogar der kleine Widder kann sich nützlich machen, denn unten auf der Erde wartet Lina gespannt auf die Bescherung ...
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Außerdem von Martin Klein im Carlsen Verlag erschienen: Pelé und ich CARLSEN-Newsletter Tolle neue Lesetipps kostenlos per E-Mail!www.carlsen.de Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- und strafrechtlich verfolgt werden. Veröffentlicht im Carlsen Verlag Copyright © 2003, 2006 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg Umschlag- und Innenillustrationen: Kerstin Meyer Umschlaggestaltung: formlabor Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-646-92175-5 Alle Bücher im Internet unterwww.carlsen.de
Inhalt
1. Eine besondere Begegnung 7
2. Herr Kaurismäki fordert Verstärkung 12
3. Zwei schwierige Wunschzettel 34
4. Sir Whopper Woolworth hat Mitleid 46
5. HIER KLICKEN 53
6. Himmlisches Training 69
7. Weihnachtsalarm 85
8. Schöne Bescherung 92
1. Eine besondere Begegnung
Es ist nichts Besonderes, wenn man in der Adventszeit einen Weihnachtsmann trifft. In den Wochen vor Heiligabend wimmelt es nur so von Zipfelmützen und weißen Bärten. Sie grinsen von den Plakatwänden und aus den Schaufenstern, stapfen von früh bis spät für Mobiltelefone und Tütensuppen durch sämtliche Fernsehkanäle und rennen mit völlig uninteressanten Reklamezetteln in den Fußgängerzonen herum.
Ein Weihnachtsmann als solcher ist im Dezember also nicht der Rede wert.
Etwas bemerkenswerter ist es schon, wenn man einen dieser Typen mitsamt seinem Schlittengespann trifft. Wenn das Gefährt nicht auf dem Boden steht, sondern durch die Luft düst und die Kufen einen Schweif aus glitzernden Funken hinter sich lassen, kann man allmählich von einer Begegnung sprechen, die auch in der Weihnachtszeit nicht alltäglich sichtbar wird. Sind aber keine Rentiere vor den Schlitten gespannt, sondern erstens ein echtes Dromedar, zweitens eine braun-weiß gefleckte Milchkuh, drittens ein Zebra, ordentlich gestreift wie ein Fußgängerübergang, und viertens ein mächtiger Stier mit geschwungenen, messerspitzen Hörnern, dann hat diese Erscheinung sicher besondere Aufmerksamkeit verdient. Möglicherweise steckt sogar eine außergewöhnliche Geschichte dahinter.
Das dachte jedenfalls Lina, die selber ein Teil dieser Geschichte ist, und mit ihrer Vermutung hatte sie vollkommen Recht.
Es geschah genau am Heiligabend. Linas Wunsch, ein Kaninchen geschenkt zu bekommen, hatte seine maximale Größe erreicht. Wäre das Ausmaß ihrer Sehnsucht nach dem Langohr auf seine Körpergröße übertragen worden, wäre das größte Kaninchen der Welt dabei herausgekommen. So groß, dass es einen Jäger vom Hochstand pusten würde, ohne sich dabei aufrichten zu müssen. Die Hoffnung auf die Erfüllung von Linas riesengroßem Weihnachtswunsch war jedoch bedauerlicherweise schrecklich klein geworden. Sie war so winzig, dass ein entsprechendes Kaninchen sich unter dem Spalt zwischen Wandleiste und Fußboden hätte verkriechen können.
In diesem Moment aber sah Lina den merkwürdig gemischten vierspännigen Schlitten mit der Geschwindigkeit einer Sternschnuppe auf das Fenster ihres Zimmers zurauschen. Sie bekam zunächst einen mächtigen Schrecken, denn so ein Weihnachts-Vierspänner passt nicht durch ein normales Kinderzimmerfenster. Doch schon wenige Augenblicke später hatte Linas Laune sich wesentlich geändert. Sie war nämlich sicher, dass sie auf dem Schlitten etwas ganz Bestimmtes erspäht hatte, und diese Beobachtung änderte einiges. Lina berechnete ihre Wunscherfüllungswahrscheinlichkeit auf der Stelle neu, und das Ergebnis war erfreulich. Das war kein Wunder, denn was sie gesehen hatte, war … Halt! Es war sehr wohl ein Wunder. Und doch wieder nicht, denn … Stopp! Schnitt. Das Ganze noch mal von vorn. Diesmal aber der Reihe nach.
2. Herr Kaurismäki fordert Verstärkung
»Nein!«
Ein energisches Schnauben drang durch eine Bürotür mit dem Schild: Meister Matthäus/Leitung der Abteilung Auslieferung, hallte über den Flur und brachte die elektrische Lichterkette, die ein wenig liederlich über der Tür aufgehängt war, zum Schaukeln.
»Nein, nein, nein!«
Aus dem energischen Schnauben wurde ein verärgertes Wiehern. Es prallte im Zickzack von den Flurwänden ab und verließ das schmucklose, einem Baucontainer ähnliche Haus durch den Haupteingang. Draußen verlor es an Wucht. Es glitt an einer stattlichen Ansammlung von großen fabrikähnlichen Bauten, Lagerhallen und Verwaltungsgebäuden vorbei, stieg langsam höher und verlor sich, leiser und leiser werdend, in den himmlischen Weiten.
Es war kurz nach dem sechsten Dezember. Hier, auf einem abgelegenen Trabanten irgendwo in der Unendlichkeit des Universums, hatte die Weihnachtsorganisation schon so lange ihr Hauptquartier, wie es den Heiligen Abend gibt.