Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies - Christa Pöppelmann - E-Book

Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies E-Book

Christa Pöppelmann

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Beschreibung

Was hat der Siebenjährige Krieg mit der Unabhängigkeit der USA zu tun und warum studierten die Japaner einst "Hollandkunde"? Was passierte in der Schlacht von Gallipoli, die für die Australier die Schrecken des Ersten Weltkriegs symbolisiert, und welch bittere Geschichte steckt hinter dem Siegeszug von Zucker und Kaffee? Bei einem spannenden Streifzug durch Zeiten und Kulturen werden Sie erleben, wie vernetzt die Welt schon seit der Jungsteinzeit war. Sattsam bekannte Ereignisse erscheinen so in ganz neuem Licht. Daneben werden Sie unter Garantie aber auch auf viel Neues stoßen.

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Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies

Schummelseite

Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d‐nb.de abrufbar.

1. Auflage 2017

© 2017 WILEY‐VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.

Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies‐Mann‐Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.

Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.

Coverfoto geman_images /Thinkstock

Projektmanagement und Lektorat boos for books, Evelyn Boos‐Körner, Schondorf am Ammersee

Satz SPi Global, Chennai

Print ISBN: 978‐3‐527‐71413‐1

ePub ISBN: 978‐3‐527‐81103‐8

mobi ISBN: 978‐3‐527‐81102‐1

Über die Autorin

Christa Pöppelmann (Jahrgang 1967) hat in Bamberg und München Geschichte, Kommunikationswissenschaft und Politologie studiert und eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule absolviert. Seit 2000 schreibt sie Bücher zur Allgemeinbildung, am liebsten über geschichtliche Themen.

Ihre Veröffentlichungen umfassen Überblickswerke über die Frühen Hochkulturen, die Antike, das Mittelalter, das Dritte Reich, die deutsche Geschichte und Wendepunkte der Weltgeschichte. Daneben hat sie Bücher zu den Kreuzzügen, dem Leben der einfachen Menschen im Mittelalter, den Musketieren, den europäischen Königshäusern und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verfasst. Auch mit der Architekturgeschichte, der Geschichte der Philosophie, der Bedeutung von Persönlichkeit im Mittelalter und den Weltreligionen hat sie sich schon befasst.

Christa Pöppelmann sagt über sich und dieses Buch:

»Meine Leidenschaft für Geschichte hat begonnen, seit ich mit etwa 10 Jahren Rosemary Sutcliffs Der Adler der Neunten Legion und andere historische Kinderbuch‐Klassiker verschlungen habe. Irgendwann wurde aus einer Begeisterung für spannende Geschichte eine für spannende Fakten. Aber ich wusste immer, dass ich nicht zur Wissenschaftlerin geboren bin, die akribisch nach neuen Details forscht, sondern mein Talent eher darin liegt, die Ergebnisse der Wissenschaft zielgruppengenau zu einem Bild zusammenzusetzen.

Jedes Format ist dabei eine Herausforderung. An manchen Passagen von Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies habe ich damit gekämpft, den Stoff, über den ich schon ganze Bücher geschrieben habe, auf zwei Seiten zusammenzufassen, und an anderen Stellen taten sich plötzlich offene Fragen auf, die für gerade dieses Buch unbedingt beantwortet werden mussten, um die Darstellung »rund« zu machen.«

Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin

Einführung

Über dieses Buch

Konventionen in diesem Buch

Was Sie nicht lesen müssen

Törichte Annahmen über den Leser

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Teil I: Gestatten, die Weltgeschichte! Eine Einführung

Teil II: Die Zeit der alten Reiche – Frühgeschichte und Antike

Teil III: Die Zeit der Kaiser und Könige – Mittelalter und frühe Neuzeit

Teil IV: Die Zeit der Nationalstaaten – Neuere und neueste Geschichte

Teil V: Der Top‐Ten‐Teil

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Wie es weitergeht

Teil I: Gestatten, die Weltgeschichte! Eine Vorstellung

Kapitel 1: Was Weltgeschichte eigentlich ist

Was Weltgeschichte von Erd‐ und Naturgeschichte unterscheidet

Das Wichtigste aus der Weltraum‐, Erd‐ und Naturgeschichte

Was Weltgeschichte von der Vorgeschichte unterscheidet

Das Wichtigste aus der Vorgeschichte

Vorgeschichte versus Völkerkunde

Was Weltgeschichte von Universalgeschichte unterscheidet

Was Weltgeschichte vom Schulfach Geschichte unterscheidet

Kapitel 2: Wie Weltgeschichte gegliedert wird

Von der Entdeckung der Frühgeschichte

Von der nicht ganz so klassischen Antike

Vom westeuropäischen und anderen Mittelaltern

Von der immer länger werdenden Neuzeit

Kapitel 3: Wie Weltgeschichte dargestellt wird

Die erdrückende Dominanz großer Männer

Der schwere Blick über den Tellerrand

Der Wettstreit der Narrative

Die Instrumentalisierung der Geschichte

Teil II: Die Zeit der alten Reiche – Frühgeschichte und Antike

Kapitel 4: Jungsteinzeit: Das Ende des Nomadenlebens

Sesshaftigkeit: Ein Trend setzt sich durch

Warum aus Jägern Bauern wurden

Was der Bau der ersten Städte bedeutete

Wie sich das agrarische Know‐how verbreitete

Komplexes Miteinander: Die Wasserbaukulturen

An Euphrat und Tigris

Am Nil

An Huang He und Jangtsekiang

Kapitel 5: Bronzezeit: Die Blüte der alten Hochkulturen

Vorreiter Mesopotamien

In den sumerischen Stadtstaaten

Im Reich von Akkad

Im alten Babylon

Konstante am Nil: Ägypten

Das Geheimnis der Pyramiden

Reiche und Zwischenzeiten

Das Neue Reich: Die Wagnisse von Thutmosis, Echnaton & Co.

Im Schatten der Großmächte

Geheimnisvoll: Der chinesische Held Yu und seine Erben

Fortschrittlich: Die Kultur am Indus

Siegreich: Die Erfolgsgeheimnisse der Hethiter

Kunstsinnig: Die erste europäische Hochkultur auf Kreta

Kriegerisch: Die mykenische Kultur

Kapitel 6: Die »dunklen Jahrhunderte«

Geheimnisvolle Indoeuropäer

Umstrittene Urheimat

Ungeklärte Ausbreitung

Kulturelle Blüte im Indien der Veden

Rätselhafte Kriege

Mykene gegen Troja

Die Angriffe der Seevölker

David gegen Goliath

Umkämpfte Levante

Die Herrschaft der Assyrer

Die Abenteuer der Phönizier

Der Triumph der Babylonier

Kapitel 7: Griechenland & Co.: Das klassische Altertum

Weltreich und Stadtstaaten: Perser gegen Griechen

Die Kultur von Ilias, Odyssee und Olympia

Der Glanz des Perserreichs

Krieg bei Marathon und Salamis

Bruderkampf: Athen gegen Sparta

Demokratie in Athen

Krieg auf dem Peloponnes

Der lachende Dritte: Makedonien

Neuordnung der Welt

Gigantisch: Das Reich Alexanders des Großen

Zerstritten: Die Diadochen

Buddhistisch: Das Mauryareich in Indien

Philosophisch: Konfuzius und die streitenden Reiche

Übersehen: Die Skythen

Eisenzeitgewinner: Die Kelten

Aufstieg einer Weltmacht: Rom

Erste Schritte im Schatten der Etrusker

Bewährungsprobe gegen Hannibal

Die Eroberung der griechischen Kultur

Kapitel 8: Rom und sonst nicht viel

Machtkämpfe im Weltreich

Der Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla

Die Siege Caesars

Der Triumph des Augustus

Die Herrschaft der Cäsaren

Sex & Crime: Die Ära der Skandalkaiser

Auf der Höhe der Macht: Die Epoche der Adoptivkaiser

Das Reich in der Krise: Die Zeit der Soldatenkaiser

Jenseits von Rom

Parther und Sassaniden

Die skythisch‐hellenistische Welt

Das chinesische Kaiserreich

Das Reich von Aksum

Der Zerfall des Imperiums

Konstantin und das Christentum

Germanen und Hunnen

Westrom und Ostrom

Teil III: Die Zeit der Kaiser und Könige – Mittelalter und frühe Neuzeit

Kapitel 9: Das turbulente Frühmittelalter

Umbruch am Rhein: Das Frankenreich

Die Eroberungen Chlodwigs

Die Bruderkriege der Merowinger

Das Werk der Missionare

Kontinuität in Konstantinopel

Byzanz unter Justinian

Byzanz gegen die Goten

Byzanz und Osteuropa

Revolution in Arabien

Das Wirken Mohammeds

Die Schia

Die arabische Expansion

Eine neue Großmacht: Das karolingische Imperium

Was der Pakt mit den Päpsten bedeutete

Was Kaiser Karl zum »Großen« machte

Was sich aus seinem Erbe entwickelte

Gefährliche Weltenbummler: Die Wikinger

Der Überfall auf Lindisfarne

Die Erforschung des Atlantiks

Die Gründung des russischen Reichs

Kapitel 10: Das glänzende Hochmittelalter

Kaiser und Päpste

Erneuerung des Kaiserreichs: Otto der Große

Universaler Machtanspruch für die Kirche: Gregor VII.

Strahlende Verlierer: Die Staufer

Islam und Christenheit

Die Eroberung Spaniens

Kämpfe in Sizilien

Blutige Kreuzzüge

England und Frankreich

Der Coup Wilhelms des Eroberers

Die Verdienste Ludwigs des Dicken

Die Heirat der Eleonore von Aquitanien

Mongolen und Chinesen

Der Zug des Dschingis Khan

Das Schicksal der Khanate

Die Ming‐Kaiser und ihre Nachbarn

Kapitel 11: Das vielschichtige Spätmittelalter

Die neuen Mächte in Europa

Die osteuropäischen Königreiche

Das Haus Habsburg

Die Spanier

Die oberitalienischen Stadtstaaten

Die großen Katastrophen

Der Schwarze Tod

Der Hundertjährige Krieg

Die Eroberungen des Timur Leng

Die Hochkulturen in Amerika und Afrika

Peru und die Inka

Mittelamerika und die Maya

Die Azteken

Die Reiche von Mali

Kapitel 12: Die neue Welt der Renaissance

Die großen Entdeckungen

Wagemutig: Die Expeditionen der Portugiesen

Überraschend: Die Entdeckung Amerikas

Grausam und profitabel: Der Sklavenhandel

Glänzend: Die Geschäfte der Niederländer

Die asiatischen Reiche

Türkei: Das Sultanat der Osmanen

Indien: Die Pracht der Großmogule

Japan: Die Ära der Shogune

China: Die Machtübernahme der Mandschu

Das Europa der Glaubenskriege

Die Reformation

Philipp, Elisabeth und die aufständischen Niederländer

Der Dreißigjährige Krieg

Kapitel 13: Die Machtentfaltung des Barocks

Die Zeit der absolutistischen Fürsten

Das Vorbild des Sonnenkönigs

Die Abenteuer der Schweden

Die merkwürdigen Anfänge Brandenburg‐Preußens

Die Taten Peters des Großen

Aufbruch zu neuen Kontinenten

Pionierzeit in Nordamerika

Tea Party und Unabhängigkeit

Die Entdeckung der Südsee

Das Europa der Aufklärung

Das England des John Locke und der Glorious Revolution

Das Deutschland Immanuel Kants und Friedrichs des Großen

»Weltkrieg« um Schlesien

Teil IV: Die Zeit der Nationalstaaten: Neuere und neueste Geschichte

Kapitel 14: Der Beginn der Moderne: Revolution in Europa

Freiheit, Gleichheit . . . Terror: Die Französische Revolution

Umsturz in Paris

Ein Direktorium im Krieg gegen Europa

Heilsbringer und Ungeheuer: Napoleon

Der junge Held

Der Herr Europas

Alte Prinzipien, neue Machtgefüge: Die Welt des Wiener Kongresses

Die Neuordnung Europas

Die vielen Revolutionen von 1848

Kapitel 15: Globale Verflechtungen: Die industrialisierte Welt

Die Industrielle Revolution

Englisches Tuch erobert die Welt

Dampfmaschinen überall

Aufstand der Arbeiter

Europa und seine Kolonien

Die Siege des Simón Bolívar

Die Macht des British Empire

China in Bedrängnis

Der Wettlauf um Afrika

Das Werden der USA

Die Eroberung des Wilden Westens

Auswanderung aus Europa

Bürgerkrieg und Sklavenbefreiung

Machtverschiebungen in Europa

Florence Nightingale und der Krimkrieg

Die Einigung Italiens

Das deutsche Kaiserreich

Kapitel 16: Gefährliche Großmachtpolitik: Der Weg in den Ersten Weltkrieg

Neue Mächte in Asien

Restauration in Japan

Revolution in China

Viele Krisen und ein Krieg

Der kranke Mann am Bosporus

Säbelgerassel und Konferenzen

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs

Ein Krieg ergreift die Welt

Von der Ausbreitung des Ersten Weltkriegs

Vom Problem, einen Krieg zu beenden

Von den Folgen für Russland

Von den Folgen für Europa

Von den Folgen für die arabische Welt

Kapitel 17: Gesteigertes Grauen und Zweiter Weltkrieg

Wenig goldene Jahre

Die überdrehten Zwanziger

Faschismus & Co.

Krieg am Pazifik

Hakenkreuze über Deutschland

Die Machtergreifung

Das Terrorregime

Der Beginn der rassischen Verfolgungen

Die Herausforderung Europas

Zweiter Weltkrieg und Holocaust

Hitlers »Blitzkriege«

Die globale Ausweitung

Der Völkermord an den Juden

Der Zusammenbruch

Kapitel 18: Kalter Krieg: Die Dominanz der zwei Blöcke

Neuordnung nach 1945

Zerstrittene Machthaber: Das Quartett der großen Vier

Der Coup von Jerusalem: Die Gründung des israelischen Staats

Auf den Spuren Gandhis und der Mau‐Mau: Die Entkolonialisierung

Versöhnung in Europa: Der Beginn der Europäischen Gemeinschaft

Die Welt der zwei Blöcke

NATO und Warschauer Pakt

Stellvertreterkriege und Kubakrise

Vietnamkrieg und Studentenproteste

Die Welt im Zeichen des Wettrüstens

Neue Mächte, neue Konflikte

Roter Riese China

Verwerfungen in Lateinamerika

Afrika und sein schweres Erbe

Der Coup des Ayatollah Chomeini

Die Suche nach der arabischen Einheit

Kapitel 19: Globalisiert: Die moderne Welt

Die Welt nach dem Kalten Krieg

Die Wiedervereinigung Europas

Die Auflösung der Sowjetunion

Die Rückkehr des Kriegs

Die Welt im Zeitalter neuer Bedrohungen

Der Schock, der alles veränderte: Nine Eleven

Kein Frühling: Die große Krise der arabischen Welt

Gespenst aus der Vergangenheit: Die Rückkehr von Nationalismus und Geopolitik

Nicht gelöst: Die Verwerfungen der globalisierten Wirtschaft

Die lautlose Gefahr: Digitale Bedrohungen

Horrorszenario im Hintergrund: Der Klimawandel

Teil V: Der Top‐Ten‐Teil

Kapitel 20: Die zehn fähigsten Herrscherinnen

Hatschepsut, Königin von Ägypten

Zenobia, Königin von Palmyra

Suiko, Kaiserin von Japan

Olga, Regentin von Kiew

Blanka von Kastilien, Regentin von Frankreich

Margarethe I., Königin von Skandinavien

Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande

Elisabeth I., Königin von England

Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich

Katharina die Große, Zarin von Russland

Kapitel 21: Die zehn tödlichsten Ereignisse

Der Schwarze Tod

Die Spanische Grippe

Der Zweite Weltkrieg

Die mongolischen Eroberungen

Die Herrschaft von Mao

Die Kolonialisierung Lateinamerikas

Die Taiping‐Rebellion

Die Kriege der drei Königreiche

Die Justinianische Pest

Die Eroberung des Mingreichs

Kapitel 22: Die zehn größten Reiche

Das British Empire

Das russische Kaiserreich

Das Mongolenreich

Das chinesische Kaiserreich

Das spanische Kolonialreich

Das französische Kolonialreich

Das Kalifat der Abbasiden

Das portugiesische Empire

Das Kök‐Türken‐Reich

Das altpersische Achämenidenreich

Kapitel 23: Die zehn wichtigsten politischen Systeme

Theokratie

Erbmonarchie

Wahlmonarchie

Konstitutionelle Monarchie

Autoritäre/autokratische Herrschaft

Oligarchie

Räterepublik

Einparteiensystem

Parlamentarische Demokratie

Präsidialdemokratie

Kapitel 24: Die zehn markantesten Daten

333 v. Chr. – Die Schlacht bei Issos

0 – Zeitenwende

800 – Die Kaiserkrönung Karls des Großen

1250 – Der Tod Kaiser Friedrichs II.

1500 – Die Geburt Karls V.

1717 – Die Geburt von Erzherzogin Maria Theresia

1799 – Der Staatsstreich Napoleons

1888 – Das Dreikaiserjahr in Deutschland

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9. November

Stichwortverzeichnis

Wiley End User License Agreement

Einführung

Weltgeschichte – das ist ein großes Wort. Es geht um nicht weniger als die Geschichte aller Völker und Kulturen von den Anfängen unserer Zivilisation bis heute. Vieles davon ist Ihnen bestimmt bekannt: Von den Griechen und den Römern, von Karl dem Großen und Friedrich Barbarossa, dem Dreißigjährigen Krieg oder dem amerikanischen Bürgerkrieg haben die meisten zumindest schon einmal gehört. Oft aber stehen einzelne Wissensbrocken recht unverbunden nebeneinander, bei anderem fehlt der Hintergrund.

Über dieses Buch

Als Autorin sehe ich meine zentrale Aufgabe darin, die Weltgeschichte für Sie verständlich aufzubereiten. Ich möchte möglichst viele bekannte und unbekannte Fakten und Ereignisse aufführen, unterfüttern, ergänzen und in die großen Zusammenhänge einbinden. Dabei will ich nicht werten und interpretieren, Ihnen aber zeigen, welche Entwicklung wohin führte, wie sich der Übergang von einer Epoche zur anderen gestaltete und wie die verschiedenen Völker und Kulturen weltweit in Zusammenhang standen.

Natürlich ist es unmöglich, alles Interessante und Wissenswerte, was in über 5000 Jahren Weltgeschichte passiert ist, zwischen diese beiden Buchdeckel zu pressen. Die Auswahl der Fakten zielt einerseits darauf ab, Ihnen all das zu bieten, was hierzulande zur Allgemeinbildung in Sachen Weltgeschichte gehört. Andererseits soll Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies auch da Lücken füllen, wo Geschichte anderswo oft zu europazentriert, zu sehr auf die Taten großer Männer schielend oder unter Vernachlässigung nicht so populärer Themen erzählt wird. Es ist mir ein Anliegen, Ihnen nicht nur zusätzliche Informationen zu bereits bekannten Geschehnissen zu liefern, sondern auch mit viel Neuem aufzuwarten und – so hoffe ich – ein tieferes Verständnis dafür zu wecken, wie die Welt zu dem geworden ist, was sie heute ist.

Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies bietet

eine Darstellung aller wichtigen politischen Entwicklungen von der Neolithischen Revolution bis heute – kompakt und gut verständlich;

die Einbettung der politischen Ereignisse in die verschiedensten Kontexte, etwa den sozialen, geistesgeschichtlichen, kulturellen, ökonomischen oder technischen Zusammenhang;

einen globalen Blick, der viele spannende Ereignisse und Entwicklungen enthält, die im Schulunterricht nie thematisiert wurden;

einen Spagat zwischen Weltgeschichte und Allgemeinbildung, der sowohl das historisch besonders Wichtige umfasst als auch das, worüber mit Vorliebe gesprochen wird;

ein spezielles Augenmerk auf Entwicklungen, Dynamiken und Verflechtungen, damit Sie eine bessere Vorstellung davon bekommen, welches historische »Karma« die einzelnen Nationen mit sich herumtragen.

Konventionen in diesem Buch

Sie müssen Allgemeinwissen Weltgeschichte für Dummies nicht von vorne nach hinten durcharbeiten. Wenn die Römer und Griechen Sie wenig interessieren, können Sie auch gerne bei den Kaisern des Mittelalters, den japanischen Shogunen oder mit dem Kalten Krieg beginnen. Aber ich hoffe natürlich, dass Sie danach auch noch Lust auf die anderen Kapitel bekommen! Denn zu verfolgen, wie sich ein Ereignis aus dem anderen ergibt – manchmal scheinbar fast zwangsläufig, manchmal völlig unerwartet –, gehört zu den faszinierendsten Aspekten, wenn man sich mit Weltgeschichte beschäftigt.

Damit Sie das Wichtigste sofort erfassen können, sind Schlüsselbegriffe, die neu eingeführt werden, kursiv geschrieben.

In den Kästen stehen Dinge, die nicht so recht in den Fließtext passen, wie etwa ein Datenüberblick oder interessante Ergänzungen. Das können Informationen sein, wie die breite Masse der Menschen in der geschilderten Epoche lebte. Oder welche Neuerungen es in Kunst, Naturgeschichte oder Technik gab. Oder biografische Zusatzinformationen zu bedeutenden Persönlichkeiten.

Was Sie nicht lesen müssen

Alles, was Sie nicht interessiert! Das Buch ist weitestgehend modular aufgebaut, sodass Sie jederzeit an interessanten Stellen einsteigen können. Auch die Kästen sind für das Verständnis nicht zwingend, sodass Sie die (erst einmal) überspringen können.

Törichte Annahmen über den Leser

Leider konnte ich Sie vor dem Schreiben nicht persönlich fragen, warum Sie zu einem Buch über Weltgeschichte greifen. Also habe ich mir selbst ein paar Gedanken dazu gemacht:

Sie sind geschichtsinteressiert, möchten aber mehr Struktur in Ihr Wissen bringen.

Sie kennen sich auf bestimmten Gebieten der Geschichte gut aus, möchten aber Ihren Blick für die großen weltgeschichtlichen Zusammenhänge erweitern.

Sie haben sich bisher nicht viel mit Weltgeschichte beschäftigt, sind aber aus irgendeinem Grund neugierig geworden.

Sie legen Wert auf eine gute Allgemeinbildung und arbeiten systematisch daran, diese zu erweitern. Jetzt ist Weltgeschichte dran.

In Ihrem Umfeld ist Weltgeschichte ein wichtiges Thema und Sie möchten mitreden können.

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Ziel dieses . . . für Dummies‐Buchs ist es, Ihnen einen möglichst guten Überblick über die Weltgeschichte zu geben.

Teil I: Gestatten, die Weltgeschichte! Eine Einführung

Im ersten Teil geht darum, welche Ereignisse der Weltgeschichte zur Allgemeinbildung gehören, wie man sie einteilt und auf welch verschiedene Arten man sie darstellen kann.

Teil II: Die Zeit der alten Reiche – Frühgeschichte und Antike

Der zweite Teil umfasst die vor‐ und frühgeschichtlichen sowie die antiken Epochen von der Neolithischen Revolution um 10 000 v. Chr. bis zum Ende des Weströmischen Reichs um 476 n. Chr. Zu den vorgestellten Reichen gehören das alte China, die Indus‐Kultur, das Reich von Akkad, das Assyrerreich, das Babylonische Reich, das Hethiterreich, das Alte, Mittlere und Neue Ägyptische Reich, das Perserreich und das Römische Reich. Des Weiteren geht es auch um die sumerischen, phönizischen und griechischen Stadtstaaten sowie halbnomadisch lebende Völker, beispielsweise die Indoeuropäer oder die Skythen.

Teil III: Die Zeit der Kaiser und Könige – Mittelalter und frühe Neuzeit

Der dritte Teil beginnt um 470 n. Chr. mit dem Aufstieg der fränkischen Könige aus dem Geschlecht der Merowinger und schließt mit dem Ende der Bourbonenherrschaft durch die Französische Revolution. Sie lernen darin neben den europäischen Herrscherdynastien auch die türkischen Sultane, die Kaiser von China und Japan, die Großmoguln von Indien und die indianischen Inka‐, Maya‐ und Aztekenherrscher kennen.

Teil IV: Die Zeit der Nationalstaaten – Neuere und neueste Geschichte

Der vierte Teil umfasst die neuere Geschichte seit dem Beginn der Französischen Revolution im Jahr 1789 bis heute. Sie erfahren darin, wie die heutigen Staaten zu dem wurden, was sie sind – samt ihren historischen Eigenheiten und Belastungen. In dieser Epoche ist endgültig die ganze Erde Schauplatz der Weltgeschichte. Sie werden sehen, wie regionale Ereignisse durch weltweite Verflechtungen immer größere globale Auswirkungen haben.

Teil V: Der Top‐Ten‐Teil

Dieser Teil kann als kleiner Bonus dafür verstanden werden, dass Sie bis hierher durchgehalten haben. Oder er dient als Appetitmacher, wenn Sie einen besonders schnellen und lockeren Einstieg ins Thema haben möchten. In jedem Fall werden in den Top‐Ten‐Listen wichtige und spannende Fakten auf den Punkt gebracht: Hier erfahren Sie Wissenswertes über die zehn fähigsten Herrscherinnen, die zehn tödlichsten Ereignisse, die zehn größten Reiche, die zehn wichtigsten politischen Systeme und die zehn markantesten Daten der Weltgeschichte.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Auch in der Weltgeschichte gibt es FAQs, häufig gestellte Fragen. Hier werden sie beantwortet.

Dieses Symbol verweist auf harte Fakten: Hier werden neu eingeführte Begriffe definiert oder Wichtiges kompakt zusammengefasst.

Auflockerung tut immer gut. Dieses Symbol macht Sie auf Anekdoten, Kuriositäten oder andere Elemente der Geschichte aufmerksam, die sich gut zum Weitererzählen eignen.

Teil I

Gestatten, die Weltgeschichte! Eine Vorstellung

IN DIESEM TEIL …

Hier erhalten Sie einen ersten Überblick – jedoch nicht über die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten der Weltgeschichte (das kommt später!), stattdessen möchte ich Ihnen das grundlegende Thema im wahrsten Sinne des Wortes vorstellen.

Sie erfahren, was Weltgeschichte ausmacht und wo sie in der Gesamtheit des historischen Geschehens verortet ist.

Ich zeige Ihnen auch, wie Weltgeschichte gegliedert wird, wie sie erzählt wird und durch welche verschiedenen Brillen – manchmal auch Zerrspiegel – man historische Geschehnisse betrachten kann.

Kapitel 1

Was Weltgeschichte eigentlich ist

IN DIESEM KAPITEL

Geschehenes und Geschichte

Politik und der Rest des Lebens

Relevantes und Populäres

Und jetzt lassen Sie mich mit dem Urknall beginnen . . . Nein, natürlich nicht! Mit der Entstehung der Galaxien, der Bildung von Sauerstoff und den Anfängen der Einzeller wird sich dieses Buch nicht aufhalten. Und vieles andere, was seit dem Urknall passiert ist, kommt genauso wenig zur Sprache. Weltgeschichte – das ist Ihnen natürlich bewusst – ist keineswegs die Gesamtheit all dessen, was je geschehen ist. Aber was ist sie dann? Dieses erste Kapitel zeigt Ihnen den Rahmen, in dem sich Weltgeschichte abspielt.

Was Weltgeschichte von Erd‐ und Naturgeschichte unterscheidet

Wenn von »Geschichte« die Rede ist, dann geht es in der Regel nur um die Geschichte der Menschheit. Was sich seit dem Urknall im Universum abgespielt hat, bezeichnet man als Geschichte des Weltraums oder historische Kosmologie. Wie sich unsere Erde entwickelt hat, erforscht die Erdgeschichte oder historische Geologie. Die Evolution von Tieren und Pflanzen dagegen ist Inhalt der Naturgeschichte.

Das Wichtigste aus der Weltraum‐, Erd‐ und Naturgeschichte

Das Wichtigste aus der Weltraum‐, Erd‐ und Naturgeschichte

Vor etwa 13,8 Milliarden JahrenUrknallVor etwa 4,7 Milliarden JahrenEntstehung der ErdeVor etwa 4,0 Milliarden JahrenEntstehung der ersten BakterienVor etwa 3,0 Milliarden JahrenBeginn der Sauerstoffbildung durch Cyano‐BakterienVor etwa 2,5 Milliarden JahrenErste Pflanzen (Grünalgen) und Tiere (Einzeller)Vor etwa 1,2 Milliarden JahrenBeginn der Bildung von KontinentenVor etwa 416 Millionen JahrenErste LandwirbeltiereVor etwa 225 Millionen JahrenErste SäugetiereVor etwa 65,5 Millionen JahrenErste Primaten (Menschenaffen)Vor etwa 6 Millionen JahrenErste aufrecht gehende Primaten

Daraus ergibt sich natürlich ein Problem: Seit Charles Darwin ist bekannt, dass die Menschen vom Affen abstammen, ja rein biologisch gesehen eigentlich Affen sind, wenn auch eine ziemlich besondere Spezies. Wo genau aber ist die Scheidelinie zwischen Menschen und Menschenaffen? Oder anders gefragt: Wann hört die Menschheit auf, Gegenstand der Naturgeschichte zu sein und wird das Objekt der eigentlichen Geschichte?

Die Forscher sind sich da ziemlich einig: Sie definieren den Zeitpunkt, an dem unsere Vorfahren Werkzeuge nicht nur benutzten, sondern begannen, diese selbst herzustellen, als die Scheidelinie zwischen Mensch und Tier. Das war vor etwa 2,5 Millionen Jahren der Fall. Da es sich bei diesen ersten Werkzeugen um Hackwerkzeuge (Chopper) aus Stein handelt, markiert dieser Zeitpunkt auch den Beginn der Steinzeit. Der Schauplatz war Ostafrika. Die ältesten Chopper wurden in Äthiopien und Tansania gefunden. Die Urmenschen, die sie herstellten, werden der Art Homo rudolfensis zugerechnet, benannt nach dem Rudolf‐ beziehungsweise Turkanasee in Kenia.

Chopper sind Steinbrocken, die durch einseitiges Bearbeiten eine scharfe Schneidekante erhalten haben. Bei den etwas jüngeren Chopping‐Tools wurde die Kante von beiden Seiten bearbeitet. Die ersten zugespitzten und von mehreren Seiten behauenen Faustkeile entstanden erst vor etwa 1,6 Millionen Jahren.

Was Weltgeschichte von der Vorgeschichte unterscheidet

Sollten Sie sich jetzt auf ausführliche Informationen über Neandertaler und Mammutjagden gefreut haben, muss ich Sie leider enttäuschen. Denn vor 2,5 Millionen Jahren begann zwar die Menschheitsgeschichte, doch noch nicht jene Epoche, die man im engeren Sinn als Geschichte oder Weltgeschichte bezeichnet. Alles, was zwischen der ersten Verwendung von Werkzeugen und dem Aufkommen der Schrift passierte, bezeichnen die Wissenschaftler als Ur‐ oder Vorgeschichte beziehungsweise Prähistorie.

Das Wichtigste aus der Vorgeschichte

Das Wichtigste aus der Vorgeschichte

Vor etwa 2,5 Millionen JahrenErste Steinwerkzeuge/Beginn der AltsteinzeitVor etwa 1,8 Millionen Jahren Ausbreitung des Menschen nach Asien und Europa (älteste Funde in Georgien) Vor etwa 800 000 JahrenEntwicklung des Homo heidelbergensis mit größerem GehirnVor etwa 230 000 JahrenWeiterentwicklung des Homo heidelbergensis zum NeandertalerVor etwa 160 000 JahrenEntwicklung des Homo sapiens in AfrikaVor etwa 100 000 JahrenVerbreitung des Homo sapiens in AsienVor etwa 50 000 JahrenVerbreitung des Homo sapiens in AustralienVor etwa 40 000 Jahren Verbreitung des Homo sapiens in Europa (Cro‐Magnon‐Mensch) Vor etwa 15 000 JahrenVerbreitung des Homo sapiens in AmerikaVor etwa 12 000 JahrenBeginn des Ackerbaus im Nahen Osten

Wo und wann aber entwickelten die Menschen das erste Mal eine Schrift? Das ist umstritten. Manche Forscher interpretieren Zeichen aus Ost‐China, die um 6600 v. Chr. entstanden sind, als Schrift. Vielleicht waren sie das auch. Doch es gibt keinerlei Hinweise, dass diese Zeichen eine kulturelle Revolution ausgelöst hätten. Deshalb gelten die Keilschrift, die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. im Süden des heutigen Irak erfunden wurde, und die vermutlich etwas jüngeren ägyptischen Hieroglyphen als die ersten »richtigen« Schriften. In beiden Fällen setzte mit ihrem Aufkommen eine dynamische Entwicklung ein, die zur Entstehung komplexer Gesellschaften führte, die von den Wissenschaftlern als Hochkulturen bezeichnet werden.

Ein wichtiges Kennzeichen solcher Hochkulturen ist, dass sie nicht mehr isoliert für sich existieren, sondern entscheidenden Einfluss auf ihre Nachbarn nehmen. Teils aktiv durch Handelskontakte, kulturellen Austausch, politische Hegemonie (Führungsrolle) oder Eroberung, teils passiv durch die Anziehungskraft, die sie auf ärmere und weniger entwickelte Kulturen ausüben. Damit sind Hochkulturen die Keimzelle für eine global verbundene Menschheit und folglich setzt die Darstellung von Weltgeschichte gemeinhin bei ihnen an.

Trotzdem werde ich etwas weiter ausholen und mir einen kleinen Rückgriff in die Vorgeschichte erlauben. Und zwar in die Zeit um 10 000 v. Chr. Damals gaben die ersten Menschen ihr Nomadenleben auf, wurden sesshaft und begannen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.

Der Prozess der Sesshaftwerdung leitet die Epoche des Neolithikums, der Jungsteinzeit, ein. Wegen seiner Dynamik wird er in der Wissenschaft gerne als Neolithische Revolution bezeichnet.

Dieser grundlegende Wandel der Lebensweise war für die Entstehung der Hochkulturen eine so entscheidende Voraussetzung, dass man ihn unbedingt mit einbeziehen sollte, um den Beginn der Weltgeschichte zu begreifen. Aus diesem Grund wird die Darstellung der weltgeschichtlichen Ereignisse in Kapitel 4 genau hier einsetzen.

Was aber ist mit den Völkern, die erst sehr spät anfingen, eine Schrift zu benutzen? Über den Gallischen Krieg etwa hat der Sieger – Gaius Iulius Caesar – ein Buch geschrieben, mit dem jeder Lateinschüler traktiert wird. Von den unterlegenen Galliern gibt es dagegen keine Stellungnahme, da diese keine Schrift hatten. Sind der allen Asterix‐Lesern bestens bekannte Fürst Vercingetorix und seine Gallier damit nicht Teil der Weltgeschichte? Doch, natürlich sind sie das! Nach der Entwicklung der ersten Hochkulturen endet für die Nachbarvölker die Vorgeschichte nicht mit der Einführung einer Schrift, sondern mit dem Kontakt zu einer der Hochkulturen.

Vorgeschichte versus Völkerkunde

Im Amazonasdschungel sollen bis heute Menschen leben, die keinen Kontakt mit dem Rest der Welt haben. Andere sogenannte Naturvölkerbekamen erst sehr spät Anschluss an die »Zivilisation«. Sie verharrten damit also sehr lange – oder tun es teils immer noch – im Zustand der Vorgeschichte. Große Veränderungen gab es manchmal über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende nicht.

Diese Völker geschichtlich zu untersuchen, ist relativ uninteressant, weil quasi »nichts« passierte. Umso spannender ist es dagegen zu erforschen, welche Überlebensstrategien, welche gesellschaftlichen Strukturen, Mythen und künstlerische Ausdrucksweisen sie in ihrer relativen Isolation entwickelten. Da dafür aber ganz andere Fragestellungen nötig sind als in der Geschichte, werden diese Kulturen von Völkerkundlern untersucht, nicht von Historikern.

Was Weltgeschichte von Universalgeschichte unterscheidet

Welcher Aspekt der Geschichte interessiert Sie besonders? Die Geistesgeschichte? Oder Wirtschaftsgeschichte, Religionsgeschichte, Kunstgeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Militärgeschichte, Agrargeschichte . . .? Weltgeschichte, so könnte man meinen, ist »ein bisschen was von allem«. Doch das stimmt nicht ganz. Weltgeschichte ist in erster Linie politische Geschichte. Klingt abschreckend? Aber nicht doch!

Politik ist überaus spannend. In diesem Buch wird es um Macht und Einfluss gehen, um Kaiser und Könige, um Kriege und Revolutionen, um innenpolitische Umwälzungen und außenpolitische Erschütterungen. Sie werden den Heldenmut Einzelner und die Macht der Massen erleben, brutale Eroberungen und Willkür, aber auch die Überwindung von Gewalt. Sie werden erfahren, wie unendlich langwierig und schwierig der Weg oft war, bis sich vernünftige und segensreiche Ideen durchsetzen konnten, und wie in anderen Fällen ein kleiner Zufall – etwa der Tod eines Thronfolgers oder ein ungewollter Fauxpas – alles Bestehende urplötzlich über den Haufen geworfen hat.

»Politik ist der Kampf um die Veränderung oder Bewahrung bestehender Verhältnisse.«

Christian Graf von Krockow, Historiker

Selbstverständlich aber werden Veränderungen nicht nur durch politisches Handeln ausgelöst. Andere Gründe für große Umwälzungen oder plötzliche Brüche (Zäsuren) sind zum Beispiel

Naturkatastrophen, etwa wenn Dürren oder Überschwemmungen große Fluchtbewegungen auslösen;

Wirtschaftskrisen, wie etwa die Weltwirtschaftskrise 1929, die das Entstehen des Faschismus begünstigte;

Religion, etwa die Entstehung der großen Weltreligionen, aber auch neu entstehende religiöse Ideen wie der Kreuzzugsgedanke;

technischer Fortschritt wie die Industrielle Revolution;

neue Ideen wie die Aufklärung;

neue künstlerische Entwicklungen wie der Barock, der den fürstlichen Repräsentationszwang auf die Spitze trieb und manche Länder in den Ruin stürzte, was teilweise Revolutionen nach sich zog;

Familiendramen wie der Tod des kinderlosen Königs von Frankreich, der den Hundertjährigen Krieg auslöste.

Allein aus diesen Gründen kann sich eine Darstellung der Weltgeschichte nicht auf die Politik beschränken. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass es weder Spaß macht noch Sinn ergibt, politische Geschichte allzu isoliert zu betrachten. Wie die Menschen damals lebten, was sich auf den Feldern der Wissenschaft und Kultur tat, gehört schlichtweg dazu. Ich werde Ihnen also über die Politik hinaus die nötigen Informationen liefern, damit Sie sich ein möglichst umfassendes Bild machen und Ihr vorhandenes historisches Wissen aus den verschiedensten Bereichen mit dem Gelesenen verknüpfen können. Doch der rote Faden meiner Darstellung wird die politische Entwicklung sein.

Was Weltgeschichte vom Schulfach Geschichte unterscheidet

Vielleicht haben Sie ja schon ein bisschen im Inhaltsverzeichnis geblättert und vermissen so einiges, was Sie aus Ihrem Schulunterricht kennen. Ich weiß natürlich nicht, wann Sie zur Schule gegangen sind. Die Vorstellungen, über welche historischen Ereignisse Schüler und Schülerinnen unbedingt Bescheid wissen sollen, haben sich im Laufe der Zeit recht stark gewandelt. Eines jedoch ist immer gleich geblieben: Das Schulfach Geschichte ist ein Mischmasch aus nationaler Geschichte und Weltgeschichte. Dieses Buch dagegen heißt Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies und nimmt diesen Titel ernst.

Nehmen wir zum Beispiel die Schlacht im Teutoburger Wald. In der deutschen Geistesgeschichte hat dieses Ereignis (das man heute wegen der Zweifel am Schauplatz Teutoburger Wald übrigens lieber Varus‐Schlacht nennt) eine enorme Rolle gespielt und gehört daher selbstverständlich in den deutschen Geschichtsunterricht. Nimmt man allerdings die Weltgeschichte als Maßstab, dann ist die Frage, aus welchen Gründen manche Regionen nicht Teil des Römischen Reichs waren, eher zweitrangig. Ebenso ergaben die englischen Rosenkriege natürlich einen herrlichen Stoff für Shakespeares Dramen und sind damit britisches Kulturgut. Für den Rest der Welt aber war es nicht so entscheidend, ob nun gerade das Haus York oder Lancaster auf dem Thron saß.

Dieses Buch erspart Ihnen nicht die Lektüre weiterer Publikationen über die Geschichte Ihres Heimatlands, wenn Sie auch auf diesem Gebiet gründlich Bescheid wissen wollen. Aber es hilft Ihnen, das, was Sie im Geschichtsunterricht an nationaler Geschichte gelernt haben, in den weltpolitischen Kontext einzuordnen.

Andererseits lautet der Titel dieses Buchs nicht nur Weltgeschichte, sondern Allgemeinbildung Weltgeschichte für Dummies. Und zu dem, was wir Allgemeinbildung nennen, gehört auch die Kenntnis über so manche historischen Personen und Ereignisse, deren Einfluss auf den Verlauf der Geschichte eigentlich nicht besonders groß war. Nehmen Sie zum Beispiel den ägyptischen Pharao Echnaton und seine schöne Frau Nofretete. Echnaton entfachte eine kurze kulturelle und religiöse Revolution, die sich nicht einmal auf ganz Ägypten erstreckte und bald nach seinem Tod wieder vorbei war. Von der Warte der Kunstgeschichte aus betrachtet sind die Funde aus dieser Zeit sensationell. Den Lauf der Weltgeschichte haben sie indes nicht beeinflusst. Auch Echnatons Familienverhältnisse sind eher Stoff für eine erstklassige historische Soap als wirklich von Relevanz.

Aber es wird eben nicht nur über wichtige Dinge allgemein gesprochen, sondern auch über solche, die spannend, schön, herzergreifend, witzig oder aus anderen Gründen populär sind. Und was das betrifft faszinieren Echnaton und Nofretete die meisten Menschen mehr als alles andere Altägyptische jenseits der Pyramiden. Sogar die Wissenschaft gibt große Summen aus, um nachzuweisen, dass der jugendliche Pharao Tutanchamun Echnatons Sohn war.

Noch nie von Tutanchamun oder Nofretete gehört zu haben, ist weit peinlicher, als etwa die Gründe für den Krimkrieg nicht zu kennen, obwohl dieser weltgeschichtlich viel relevanter war.

Die Idee einer allgemeinen Bildung, über die jeder Mensch verfügen sollte, ist ein Kind der Aufklärung. In Frankreich erschien im Jahr 1751 der erste von insgesamt 17 Bänden der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (zu Deutsch: Enzyklopädie oder ein durchdachtes Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Handwerke

Kapitel 2

Wie Weltgeschichte gegliedert wird

IN DIESEM KAPITEL

Die problematische Dominanz der Griechen und Römer

Die heiße Diskussion um weltgeschichtliche Zäsuren

Der Unterschied zwischen gefühlter und definierter Neuzeit

Klassischerweise wird die Weltgeschichte in drei Epochen gegliedert: Antike, Mittelalter und Neuzeit. Doch es gibt gute Gründe, an dieser Tradition ein bisschen zu rütteln. In diesem Kapitel erkläre ich Ihnen, warum Teil II, III und IV nicht exakt diesem Schema folgen werden.

Von der Entdeckung der Frühgeschichte

Die Antike beginnt gemeinhin mit den Griechen. Etwa um 800 v. Chr. Merken Sie etwas? Zwischen dem Aufkommen der ersten Hochkulturen im 4. Jahrtausend v. Chr. und dem Beginn der Antike tut sich eine ziemlich große Lücke auf. Wo kommt die bloß her?

Das ist relativ einfach zu erklären. Diese Definition von Antike stammt aus einer Zeit, in der man von den früheren Hochkulturen noch wenig Ahnung hatte. Natürlich kannte man die Pyramiden, aber da auch noch Griechen und Römer mit dem Ägyptischen Reich zu tun hatten, wurden diese Bauten irgendwie als Teil der Antike begriffen, obwohl sie weit älter waren.

Die ungeheuren zeitlichen Dimensionen des Ägyptischen Reichs geraten leicht aus dem Blick. Die Pyramiden von Gizeh wurden zwischen 2620 und 2500 v. Chr. errichtet, die letzte Königin Kleopatra lebte von 69 bis 30 v. Chr. Dazwischen liegt eine Zeitspanne, die länger ist als die zwischen der Seeschlacht von Salamis und der griechischen Finanzkrise zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Oder zwischen den Lebzeiten von Angela Merkel und dem Keltenfürsten vom Glauberg.

Informationen über Ur und Uruk, Babylon und Ninive, über Meder und Elamiter, Aramäer und Assyrer fanden sich fast nur in der Bibel. Erst Ausgrabungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zeigten, welch bedeutende Zivilisationen es schon lange vor der Zeit der griechischen Antike gegeben hat.

Seitdem ist klar, dass man die Weltgeschichte nicht mehr mit der Antike oder die Antike nicht mit den Griechen beginnen lassen kann. Was aber tun?

Vielfach wird die Zeit zwischen dem Aufkommen der Schrift und der klassischen Antike nun als Frühgeschichte bezeichnet. Das klingt nicht besonders spannend, und oft wird die Frühgeschichte auch so behandelt: als eine Epoche, die nur für Spezialisten interessant ist und deren Kulturen weiterhin im Schatten der Griechen und Römer stehen.

Die Sprachkonventionen sind jedoch keineswegs einheitlich. Teilweise wird auch der Begriff Antike auf die Frühgeschichte ausgedehnt. Oder diese wird als Altertum bezeichnet, was zwar das Gleiche bedeutet wie Antike, aber historisch nicht so sehr mit Griechen und Römern verknüpft ist.

Dieses . . . für Dummies‐Buch wird keine künstliche Trennung zwischen Frühgeschichte und Antike vornehmen. Teil II umfasst daher die ganze Geschichte vom Aufkommen der ersten Hochkulturen bis zum Beginn des Mittelalters.

Von der nicht ganz so klassischen Antike

Aber nicht nur die Frühgeschichte, sondern auch die klassische Antike hat weit mehr zu bieten als Griechen und Römer. Wissen Sie zum Beispiel, dass die Phönizier so viele Kolonien im Mittelmeerraum gründeten, dass heute noch jeder 17. Anwohner phönizisches Erbgut in den Genen hat? Oder dass der persische König Dareios I. ein Reich regierte, das von Griechenland bis nach Tadschikistan reichte? Oder ist Ihnen bekannt, dass das Reich des indischen Königs Ashoka den antiken Griechen als Inbegriff des Luxus galt?

Manchmal werden all diese anderen Reiche und Völker nur im Rahmen der griechisch‐römischen Geschichte behandelt:

die Perser als Kriegsgegner der Griechen,

die phönizischen Karthager als die Feinde der Römer,

Indien als das Reich, das Alexander der Große fast auch noch erobert hätte,

Ägypten vor dem Hintergrund von Caesars Liebschaft mit Kleopatra . . .

Angemessen ist das natürlich nicht. Aus diesem Grund werden Sie außerdem

von den erstaunlich weitreichenden Handelsverflechtungen der frühen Geschichte erfahren,

die Entwicklung Chinas von den Anfängen an verfolgen,

die rätselhafte Ausbreitung der Indoeuropäer kennenlernen,

sehen, wie der Buddhismus Ostasien veränderte.

Wann aber ist diese erste Epoche der Weltgeschichte vorbei? Die Diskussionen der Historiker darüber füllen Bände. Macht man das Ende am Untergang antiker Strukturen fest? Oder doch besser am Aufkommen christlicher Staaten? Bewertet man Veränderungen auf der Landkarte höher oder einen geistesgeschichtlichen Wandel? Blickt man eher auf Westeuropa oder auf den Osten?

Die Vorschläge der Experten rangieren zwischen dem Jahr 325 n. Chr. (erstes christliches Kirchenkonzil in Nicäa) und 632 (Beginn der arabischen Expansion).

Ich werde Teil II mit dem Zerfall des Weströmischen Reichs Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. enden lassen.

Das Weströmische Reich endete formal, als ein germanischer Offizier namens Odoaker am 4. September 476 in Ravenna Kaiser Romulus Augustulus absetzte. Das Ganze verlief für die Zeitgenossen ziemlich unspektakulär. Erstens hatte bereits vorher Chaos geherrscht, zweitens füllte Odoaker als König von Italien noch eine Weile das Machtvakuum. Das genaue Datum ist also vorwiegend als Symbol für eine Epoche des Umbruchs zu sehen.

Zwar bedeutete dieser Einschnitt nicht das Ende Roms. Das Oströmische oder Byzantinische Reich bestand noch bis 1453. Auch im Westen wurde das antike Erbe in Spanien, Südfrankreich oder dem Ostgotenreich weiterhin gepflegt. Doch die kulturelle und politische Einheit des Mittelmeerraums, der bislang zusammen mit dem Nahen Osten Hauptschauplatz der großen geschichtlichen Ereignisse gewesen war, war damit zerbrochen. Die Entwicklung verlagerte sich nun mehr in andere Regionen wie Westeuropa oder auf die Arabische Halbinsel. Mit dem Christentum und dem Islam begannen auch neue Religionen eine politische Rolle zu spielen.

Vom westeuropäischen und anderen Mittelaltern

Für Westeuropa ist die Sache klar: Das Mittelalter ist die Zeit der christlichen Königreiche. Die Ära begann mit der Taufe des Frankenkönigs Chlodwig im Jahr 498. Als Endpunkt setzt man gerne das Jahr 1517 an, als Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte. (Ob er sie wirklich an die Schlosskirchentür in Wittenberg nagelte, ist fraglich.) Damit zerbrach die christliche Einheit. Es zerbrach auch sonst so einiges. Das neue Denken der Renaissance ließ die Menschen zunehmend an göttlichen Ordnungen zweifeln. Stattdessen rückten der individuelle Mensch, aber auch die Naturwissenschaften in den Mittelpunkt.

Doch bereits für Italien passen die westeuropäischen Zäsuren nicht mehr so recht. Das mittelalterliche Weltbild bröckelte hier viel früher. Dafür bedeutete die Reformation für den Stiefelstaat keineswegs denselben kulturellen Bruch wie für Deutschland und andere Länder, die – zumindest teilweise – protestantisch wurden.

Begonnen hat die Renaissance in Italien im 14. Jahrhundert. Als Initialzündung gilt die Göttliche Komödie, die der Dichter Dante Alighieri (1265–1321) kurz vor seinem Tod fertig stellte. Gemeint ist mit dem Begriff Renaissance (der allerdings erst viel später aufkam) eine »Wiedergeburt« der antiken Kunst und Geistesgeschichte.

Außerhalb Europas sieht die Sache noch einmal anders aus. Für Asien beispielsweise stellten die Eroberungen der Mongolen zwischen 1206 und 1294 sowie die Raubzüge Timur Lengs zwischen 1380 und 1402 eine entscheidende Umwälzung dar, während Europa mit einem kurzen Schrecken davonkam.

Insgesamt kann man jedoch sagen, dass es um das Jahr 1500 eine ganze Reihe bedeutsamer Ereignisse gab, sodass hier zweifellos eine weltpolitische Zäsur stattfand:

um 1450: Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg

1453: Eroberung Konstantinopels durch die Türken

1492: Entdeckung Amerikas durch die Europäer

1498: Erschließung des Seewegs nach Indien durch die Europäer

1510: Beginn des atlantischen Sklavenhandels

1517: Beginn der Reformation

1526: Beginn des Mogulreichs in Indien

Die Zäsur beschränkte sich also nicht auf Europa. In Amerika führte die Ankunft der Europäer zur Eroberung und Zerstörung der indianischen Kulturen. Gleichzeitig begann der Handel mit afrikanischen Sklaven, der den Kolonialismus und die Zerstörung der afrikanischen Traditionen nach sich zog. Im Nahen Osten bildete sich mit dem Osmanischen Reich eine neue Macht heraus. Indien geriet unter die Herrschaft der islamischen Großmogule. Nur in China fand der große Umbruch etwas später statt: Im Jahr 1644 eroberten die Mandschuren Peking und installierten eine Dynastie, die das »Reich der Mitte« bis 1911 regierte.

Warum trotz all dieser einschneidenden Veränderungen Teil III dieses Buchs nicht um das Jahr 1500 endet, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.

Von der immer länger werdenden Neuzeit

Die Dreiteilung der Geschichte in Antike, Mittelalter und Neuzeit stammt vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Damals war die Neuere Geschichte wirklich neu, nämlich keine 200 Jahre alt. Seitdem sind jedoch 300 weitere Jahre vergangen und der Dreißigjährige Krieg oder der Absolutismus erscheinen nicht mehr ganz so brandaktuell. Im Vergleich zu den rund 1000 Jahren Mittelalter und den 4000 Jahren des Altertums sind die 500 Jahre Neuzeit zwar dennoch kurz, aber die Anzahl relevanter Akteure, die im Weltgeschehen mitmischen, hat sich seitdem kontinuierlich erhöht. Auch die Dynamik der Entwicklungen ist immer rasanter geworden.

Ich habe mich deshalb entschlossen, die Frühe Neuzeit, die bis zum Beginn der Französischen Revolution 1789 reicht, mit dem Mittelalter in Teil III zusammenzufassen. Zum einen erschien mir ein Teil, der die ganze Neuzeit umfasst, zu überladen. Zum anderen bin ich der Meinung, dass die Französische Revolution aus heutiger Sicht eine interessantere geschichtliche Zäsur ist als das Jahr 1500. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe:

1. Bis zur Französischen Revolution wurde Geschichte im Wesentlichen durch einzelne Herrscher »gemacht«. Länder definierten sich dadurch, dass das gesamte Territorium unter der Gewalt eines Regenten stand. Danach aber traten zunehmend Völker als handelnde Akteure der Geschichte auf. Das aber führte auch zu der Frage, was eigentlich ein Volk ist, sowie zum Nationalismus mit all seinen Schattenseiten.

2. Während die Ereignisse des 18. Jahrhunderts – und davor – gefühlsmäßig meist wirklich weit weg sind und auf den ersten Blick nicht allzu wichtig erscheinen, um die Welt von heute zu verstehen, gilt das für vieles, was im 19. Jahrhundert passierte, keineswegs! Epochen und Ereignisse wie die Kolonialgeschichte, die Einigung Deutschlands 1871 oder der Amerikanische Bürgerkrieg

Kapitel 3

Wie Weltgeschichte dargestellt wird

IN DIESEM KAPITEL

Bewusste Verfälschungen und unbewusste Verzerrungen

Blick durch verschiedene Brillen

Die Grenzen der Korrektheit

Wenn man sich für Geschichte interessiert, bekommt man immer wieder mal die provokante Frage zu hören, warum es denn so wichtig sein soll, zu wissen, was in der Vergangenheit geschehen ist. Doch auch die, die sich nicht mit Geschichte beschäftigen, werden ständig mit ihr konfrontiert. Alle Dinge, Menschen, Institutionen, Gesellschaften, Normen, Bräuche, Erkenntnisse und Ideen haben ihre Historie und die wird immer wieder herangezogen, um die Gegenwart zu erklären. Diese Erklärungen aber sind häufig in der ein oder anderen Weise ausgeschmückt, vereinfacht, verzerrt oder verfälscht. Die Beschäftigung mit Geschichte ist also allein deshalb nötig, um solche bewussten oder unbewussten Manipulationen zu erkennen und richtig zu stellen.

»Richtig« ist natürlich ein heikles Wort. Dinge, die heute allgemein anerkannt sind, können schon morgen durch neue Erkenntnisse oder Entdeckungen widerlegt werden. So hat sich etwa in Bezug auf Ötzis Kupferbeil (mehr dazu in Kapitel 4) völlig unerwartet zwischen der ersten Manuskriptfassung dieses Buches und der Überarbeitung ein neuer Stand ergeben. Andere Dinge sind selbst unter Wissenschaftlern umstritten. Deshalb werden Sie bei der Lektüre immer wieder auf Relativierungen wie »möglicherweise«, »vermutlich« oder »könnte« stoßen.

Doch selbst der völlig korrekte, wissenschaftliche Umgang mit den Fakten erfolgt notwendigerweise mit einer bestimmten Brille und führt so zwangsläufig zu überaus unterschiedlichen Sichtweisen. Lassen Sie mich im Folgenden ein paar Beispiele geben:

Die erdrückende Dominanz großer Männer

Im Jahr 1935 sinnierte Bertolt Brecht in seinem Gedicht »Fragen eines lesenden Arbeiters«:

»Der junge Alexandereroberte Indien. Er allein? . . . Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte untergegangen war. Weinte sonst niemand? . . . Alle zehn Jahre ein großer Mann. Wer bezahlte die Spesen?«

Ähnliches haben Sie sich vielleicht auch schon ironisch gefragt, wenn geschichtliche Ereignisse als die Heldentaten eines einzelnen Tausendsassas dargestellt wurden. Ein renommierter Geschichtsprofessor sagte mir einmal, zu Beginn seiner Studienzeit habe Geschichte ausschließlich aus den Taten großer Männer bestanden. In den 1970er‐Jahren sei diese Sichtweise – zumindest an den Universitäten – dann total umgekrempelt worden. Nicht, dass man jetzt die großen Frauen entdeckt hätte – Katharina die Große oder Maria Theresia waren schon immer »große Männer ehrenhalber«. Nein, nun rückten die politischen Systeme und die Sozialgeschichte in den Mittelpunkt der Forschung. Auf Individuen zu schauen – und seien sie noch so mächtig gewesen – war plötzlich völlig verpönt. Auch wer seinen Geschichtsunterricht in der DDR genossen hat, bekam womöglich mehr über die Strukturen der römischen Sklavenhaltergesellschaft als über die Taten Caesars zu hören.

Tatsächlich ergeben sich oft völlig neue Sachlagen, wenn man seinen Blick einmal von den handelnden Personen löst. Denken Sie nur an die zahlreichen Feldherren und Eroberer! Ungeachtet dessen, wie man ihre Unternehmungen moralisch bewertet, stehen das taktische Geschick, die Durchsetzungsfähigkeit und schließlich der Erfolg oder Misserfolg Einzelner im Mittelpunkt, wenn man Geschichte vor allem personenbezogen sieht. Aus heutiger Sicht sind andere Fragen aber viel relevanter: Was für ein Konflikt lag eigentlich zugrunde? Wurden zuvor andere Lösungsansätze gesucht? Hat vielleicht mehr die strukturelle Schwäche des Gegners als das Geschick des Feldherrn über Sieg oder Niederlage entschieden? Wie sehr war die Bevölkerung involviert? Wie gestaltete sich der Wiederaufbau? Wurden Kultur, Wirtschaft und andere Errungenschaften des Unterlegenen bewahrt?

Deswegen ist der biografische Blickwinkel in der Geschichtswissenschaft heute zwar nicht mehr verpönt, doch andere Ansätze versprechen meist mehr und wichtigere neue Erkenntnisse. In populären Geschichtswerken dagegen stehen große Männer – und starke Frauen – nach wie vor oft im Mittelpunkt Denn kaum etwas interessiert die meisten Menschen mehr als die Schicksale anderer Menschen. Vor allem wenn ihre Geschichten bewährten Mustern wie »Vom Tellerwäscher zum Millionär«, »Ein einsamer Held/eine starke Frau gegen das System« oder »Glanz und Tragik gekrönter Häupter« folgen.

Wer entscheidet eigentlich darüber, welche Herrscher »der/die Große« werden? Der Beiname geht auf den altorientalischen Titel Großkönig (Mittelpersisch: Schahan Schah) zurück, der einem König zustand, der über andere Könige herrschte (in Europa wurde für diesen Fall der Titel Kaiser geschaffen). Alexander der Große und einige Herrscher aus der Dynastie der Seleukiden (mehr zu diesen in Kapitel 7), die sich als Nachfolger der persischen Großkönige sahen, benutzten diesen Titel ebenfalls (auf Griechisch: Megas Basileus). Die Römer machten dann einen Ehrentitel für die Herrscher daraus, die sie wirklich als »groß« ansahen wie Kyros II. oder eben Alexander. In dieser Tradition wurden in Europa Herrscher, aber auch vereinzelt mächtige Frauen (wie Zarin Katharina II.), Päpste (wie Leo I.) oder Gelehrte (wie Albert Magnus) von ihren Zeitgenossen oder der Nachwelt als »Große« bezeichnet. Durchgesetzt haben sich diese Beinamen allerdings nur, wenn es einen weitgehenden Konsens über ihre »Größe« gab. Dem Versuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. seinen Großvater Wilhelm I. zu »Wilhelm dem Großen« zu verklären, mochte dagegen niemand so recht folgen, ließ Wilhelm I. seine Politik doch weitgehend von Kanzler Otto von Bismarck machen. Dort aber, wo sich der Beiname durchgesetzt hat, wurden die Herrscher auch damit bekannt. Deshalb werde ich sie in diesem Buch auch stets so nennen – obwohl sie natürlich zu Beginn ihrer Karriere noch nicht so genannt wurden. Aber würden Sie auf Anhieb hinter Alexander III. von Makedonien den Welteneroberer erkennen?

In diesem . . . für Dummies‐Buch müssen so viele Fakten untergebracht werden, dass für ein einzelnes Geschehnis wenig Raum bleibt. Deshalb werde ich – trotz Bertolt Brechts berechtigter Kritik – verkürzende Formulierungen wie »Alexander eroberte Indien« benutzen. Jedenfalls dort, wo wirklich sehr dominante Persönlichkeiten – und das war Alexander der Große nun mal – das Geschehen bestimmten.

Überhaupt: Je kürzer Geschichte dargestellt werden muss, desto mehr ist sie zwangsläufig auf »Taten« fixiert: also auf Handlungen und Geschehnisse, die tatsächlich große Veränderungen ausgelöst haben. Die Opfer dieser Veränderungen, die marginalisierten, von der Macht ausgeschlossenen Gruppen von damals, kommen nur am Rande vor. Auch ist kein Platz für innovative Ideen, die sich noch nicht durchsetzen konnten, oder mutige Menschen, deren Wirken begrenzt blieb. Auch schwierige Entscheidungsprozesse müssen verkürzt dargestellt werden und Konflikte können nicht in all ihrer Vielschichtigkeit ausgebreitet werden. Aber dafür gibt es schließlich spezielle geschichtliche Werke. Es würde mich freuen, wenn es mir gelungen ist, in diesem . . . für Dummies‐Buch die Ereignisse so zusammenzufassen, dass Sie bei dem ein oder anderem Lust bekommen, sich genauer damit zu befassen.

Der schwere Blick über den Tellerrand

Sind Ihnen Shihuangdi, Wudi, Kangxi, Daoguang und Pu Yi bekannt? Wenn nicht, brauchen Sie sich nichts dabei zu denken. Auch Leute, die die europäischen Herrscher und Dynastien rauf und runter benennen können, kennen oft keinen einzigen chinesischen Kaiser mit Namen. Das zeigt ein weiteres Manko, das auch faktisch korrekter Geschichtsschreibung eigen ist: Sie ist meist ethnozentristisch, das heißt, im Mittelpunkt steht die eigene Kultur.

Solange sich ein Werk dezidiert mit der deutschen oder chinesischen Geschichte beschäftigt, ist es natürlich nur logisch, dass die Geschichte anderer Länder in Bezug auf das Geschehen in Deutschland oder China gesehen wird. Weltgeschichte jedoch sollte eigentlich ausgewogen dargestellt werden. Aber geht das überhaupt?

Weltgeschichte hierzulande sieht traditionell meist so aus: Sie beginnt bei den alten Hochkulturen des Vorderen Orients (andere gab es damals ja noch nicht), verweilt etwas länger bei den Ägyptern (da sehr populär), widmet sich ausgiebig den Griechen und Römern (als Wiege der abendländischen Zivilisation) und geht dann zum Frankenreich und Karl dem Großen über. Danach stehen das eigene Land und die anderen »Großen« Europas im Mittelpunkt. Kleinere europäische Staaten finden nur am Rand Erwähnung. Andere Kontinente kommen im Augenblick der Entdeckung durch die Europäer dazu. Danach weitet sich der ursprünglich eurozentrische Blick auf die »westlichen Industriestaaten«. Andere Regionen werden gemessen an ihrer Bedeutung für den Westen berücksichtigt.

Das klingt nicht sehr korrekt, und in der Tat ist der Eurozentrismus in der Geschichtsschreibung längst als Problem erkannt. Dennoch wird auch dieses Buch in gewissem Maße – aber natürlich nicht so stark wie oben dargestellt – eurozentrisch sein. Warum?

Ich kann nicht anders. Natürlich kenne ich mich auch in der außereuropäischen Geschichte aus, sonst würde ich mir nicht anmaßen, ein Buch über Weltgeschichte zu schreiben. Aber mein Wissen über die chinesische Geschichte etwa hat längst nicht dieselbe Tiefe wie über die europäische. Und es gibt ja nicht nur China, sondern auch Indien, Japan, Persien, die kleineren Staaten Ost‐ und Zentralasiens, die islamische Welt, das stets vernachlässigte Afrika, das noch stärker vernachlässigte Ozeanien und die indigenen Kulturen beider Amerikas. Zu behaupten, man könne die Geschichte all dieser Regionen gleichermaßen fundiert behandeln, wäre schlicht und einfach Etikettenschwindel!

Dieses Buch verspricht Ihnen eine Allgemeinbildung Weltgeschichte. Trotz aller globalen Annäherung ist Allgemeinbildung aber immer noch regional geprägt. Hierzulande brauchen Sie keine chinesischen Kaisernamen zu kennen, um geschichtliche Kompetenz zu beweisen. Aber die Bourbonen für Whiskey‐Erfinder zu halten, wäre doch eher peinlich.

Der Bourbon‐Whiskey wurde übrigens entweder nach dem Bourbon County in Kentucky oder der Bourbon Street in New Orleans benannt. Der Name Bourbon war in den USA populär, weil das gleichnamige französische Herrschergeschlecht die amerikanischen Kolonien in ihrem Unabhängigkeitskrieg gegen England unterstützt hatte. (Mehr dazu in Kapitel 13.)

Trotzdem dürfen Sie sich natürlich auch auf einen Blick über den europäischen Tellerrand freuen. Die Herren Shihuangdi, Wudi, Kangxi, Daoguang und Pu Yi werden Ihnen zum Beispiel in den Kapiteln 8, 12, 15, 16 und 17 wieder begegnen.

Der Wettstreit der Narrative

Der Begriff Narrativ ist in jüngster Zeit in Mode gekommen. Gemeint ist damit eine individuell oder kulturell geprägte Art, Geschehenes zu erzählen. Ein Narrativ ist meist mit Emotionen verbunden und dient der Sinnstiftung.

Das Tückische dabei: Selbst, wenn keinerlei Fakten verfälscht werden, kann es zu ein und demselben Ereignis höchst unterschiedliche Narrative geben.

Gründe dafür sind etwa:

die Zugehörigkeit zu verschiedenen Konfliktparteien. Bei Kriegen sind abweichende Narrative die Regel: Was für die eine Seite Freiheitskampf ist, ist für die andere Rebellion. Was die einen als Aggression werten, ist für die anderen die legitime Antwort auf eine Provokation. Selten ist die Schuld so eindeutig verteilt, dass sich frühere Konfliktparteien rückblickend heutzutage einig wären. Der Zweite Weltkrieg ist in dieser Hinsicht eine Ausnahme, die den Blick für die Normalität verstellt.

ein unterschiedlicher Grad an Betroffenheit. Die Besiedlung Amerikas durch die Europäer etwa bedeutet für die amerikanischen Ureinwohner die Auslöschung ihrer Kultur und eine bis heute andauernde Diskriminierung. Auch wenn Sie das grundsätzlich anerkennen, bewundern Sie womöglich nichtsdestotrotz den Pioniergeist eines weißen Auswanderers, wenn Sie dessen Geschichte lesen. Sie sehen in erster Linie einen mutigen Menschen, nicht einen gewissenlosen Profiteur der entsetzlichen Verbrechen an den Indianern.

unterschiedliche politische und weltanschauliche Positionen. Das alte Rom war zweifellos ein Sklavenhalterstaat und betrieb zudem eine aggressive Expansionspolitik. Doch es war eben auch ein Motor der Zivilisation, von dessen Fortschrittlichkeit, wirtschaftlicher Stärke und Stabilität viele der zuvor unterworfenen Regionen profitierten. Welcher Aspekt im Vordergrund steht, hat meist mehr mit den allgemeinen Ansichten des Betrachters zu tun als mit einer strittigen Informationslage über das Imperium Romanum.

unterschiedliche Interessen. Nicht jeder, der sich mit Geschichte beschäftigt, ist unbefangen neugierig. Oft genug wird Geschichte aus sehr konkreten Gründen bemüht. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Die Instrumentalisierung der Geschichte

Es gibt Länder, in denen Historiker, die diese Bezeichnung auch verdienen, gefährlich leben. Die meisten autoritären Machthaber unterdrücken nicht nur jede freie Meinungsäußerung zu aktuellen Themen, sondern halten es auch für notwendig, ein Geschichtsbild zu entwerfen, das ihre Machtansprüche untermauert. Wer daran Zweifel äußert, wird wegen Verrat am Volkstum oder Schändung der nationalen Ehre verfolgt. Doch auch hierzulande hat so manches Berufen auf die Vergangenheit vor allem den Zweck, die eigene Position zu stärken. Sei es, um sich als Teil einer Familie, Institution, Berufsgruppe oder Nation mit positiver Tradition zu fühlen, seien es handfeste Interessen, um das eigene Handeln zu legitimieren oder das der Gegenseite zu diskreditieren. Gegen solche Vereinnahmungen helfen eine gesunde Skepsis, gute Allgemeinbildung und im Zweifelsfall ein Faktencheck anhand verlässlicher, wissenschaftlicher Quellen.

Doch es braucht weder Böswilligkeit noch Verfälschungen, nicht einmal unlautere Schönfärberei, um Geschichte zu instrumentalisieren. Das kann auch in bester Absicht geschehen. Zum Beispiel, wenn erfolgreiche Frauen als Beweis dafür herangezogen werden, dass es eben doch möglich gewesen sei, sich in einer männerdominierten Umwelt durchzusetzen. Aber als Ausnahmen bestätigen sie eben nur die Regel: Der Löwenanteil der Weltgeschichte war von Männern (und auch da meist nur von einer kleinen elitären Gruppe) dominiert. Frauen (und Männer, die nicht zur jeweils privilegierten Schicht gehörten) hatten nahezu keine Chance, Weltbewegendes zu leisten.

Natürlich macht es trotzdem Sinn, auch auf Frauen (und Männer) zu blicken, die im Schatten der sogenannten »Großen« stehen. Dabei lassen sich tolle Menschen und interessante Ideen (die sich – leider – nicht durchgesetzt haben), aber auch wertvolle Erkenntnisse über die damaligen sozialen Strukturen entdecken. Aber man muss sich eben mit unbefangener Neugierde auf diese Entdeckungsreise machen und nicht mit der Absicht, irgendetwas beweisen zu wollen.

Selbst der Wunsch, möglichst korrekt zu agieren, ist eine Absicht und nicht ohne Tücken. Besonders kritisch wird es, wenn der eine richtige Begriff für einen Sachverhalt gefunden werden soll. Ein Beispiel: Vielleicht sind auch Sie noch mit der Bezeichnung Reichskristallnacht aufgewachsen? Dieser von Zeitzeugen geschaffene Name für die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der in Deutschland nicht nur die Scheiben unzähliger jüdischer Geschäfte in Scherben geschlagen, sondern auch viele Synagogen niedergebrannt und Menschen ermordet wurden, war in der Bundesrepublik bis in die 1990er‐Jahre allgemein üblich. Doch seit jeher hat es auch Kritik gegeben, dass er zu verharmlosend sei. Zum 50. Jahrestag 1988 wurde diese Kritik lauter und inzwischen hat sich in Deutschland (im Ausland ist weiterhin Kristallnacht üblich) in der Regel Reichspogromnacht oder Novemberpogrom durchgesetzt. Das Problem dabei: Ein Pogrom, also eine spontane gewaltsame Volkserhebung gegen eine Minderheit, sollte bei dieser von den Nazis sorgfältig inszenierten Terroraktion eben nur vorgetäuscht werden. Natürlich klingt der neue Begriff dem Geschehenen angemessener, aber korrekter ist er nicht. Im Gegenteil: Während der Begriff Reichskristallnacht vielleicht Emotionen, aber keine harten Fakten transportierte, ist die Bezeichnung Pogrom für die damaligen Ereignisse schlichtweg falsch.

»Holocaust« oder nicht?

Das Bedürfnis nach Korrektheit und Angemessenheit betrifft natürlich besonders die jüngere Vergangenheit und da besonders die sensible NS‐Zeit (während etwa historische Piraterie weiterhin als Abenteuerspaß für Kinder gelten darf). Dabei ist auch der gängige Begriff Holocaust in die Kritik geraten. Holocaust heißt wörtlich übersetzt »Brandopfer«. Viele Menschen empfinden es deshalb als zynisch, den millionenfachen Massenmord an den Juden so zu benennen und fordern Alternativen, zum Beispiel Shoah

Teil II

Die Zeit der alten Reiche – Frühgeschichte und Antike

IN DIESEM TEIL …

Ich werde Sie zunächst 12 000 Jahre zurück in den Nahen Osten führen, wobei Sie viele spannende Kulturen kennenlernen, aber auch sehen werden, wie spektakuläre Entdeckungen von Troja bis Ötzi das Bild der frühen Geschichte ein ums andere Mal veränderten.

Auch neue Techniken, etwa in jüngster Zeit die Genanalyse oder die Klimaforschung, führen gerade im Bereich der frühen Geschichte zu revolutionären Erkenntnissen, die noch vor einigen Jahrzehnten so nicht möglich waren.

Erleben Sie die Römer und Griechen – eingebettet in eine vielschichtige Welt!

Kapitel 4

Jungsteinzeit: Das Ende des Nomadenlebens

IN DIESEM KAPITEL

Die ersten Bauern

Die Verbreitung von agrarischem Know‐how

Der Fortschritt durch das Leben an einem großen Fluss

Nun geht es also los, der Lauf der Geschichte beginnt! In diesem Kapitel werfen Sie einen kurzen Blick auf die Jungsteinzeit, denn hier passiert etwas ganz Entscheidendes: Die ersten Menschen geben ihr Nomadenleben auf; aus Jägern und Sammlern werden Ackerbauern und Viehzüchter.

Sesshaftigkeit: Ein Trend setzt sich durch

Begonnen hat der Prozess der Sesshaftwerdung gegen Ende der letzten Eiszeit im Nahen Osten, genauer gesagt im Fruchtbaren Halbmond.

Der Fruchtbare Halbmond ist eine Region, die sich sichelförmig von der Mittelmeerküste entlang der Abhänge von Taurus‐ und Zagrosgebirge zum Persischen Golf zieht. Er umfasst die heutigen Staaten Israel‐Palästina, den Libanon, den Norden Syriens, den Südosten der Türkei, große Teile des Irak und das iranische Tiefland.

Natürlich sind die Menschen nicht über Nacht sesshaft geworden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Nomaden zunächst an Stellen, die sie häufiger aufsuchten, gezielt Samen ausstreuten. Das ist jedoch archäologisch schwer nachzuweisen, weshalb man nicht genau sagen kann, wann und wo erstmals richtiger Ackerbau stattfand. Möglicherweise vergingen mehrere Jahrtausende, bis aus einer Pflege der Rastplätze tatsächliche Sesshaftigkeit wurde. Der älteste Nachweis gezielter Pflanzenzucht sind derzeit knapp 11 000 Jahre alte Emmerkörner aus einer Siedlung in der Nähe von Damaskus, die deutlich größer als ihre wilden Verwandten sind.

Die ersten Agrarprodukte im Nahen Osten sind die Weizenarten Emmer und Einkorn sowie Gerste. Etwas später folgen Erbsen, Kichererbsen, Linsen, Steinlinsen und Flachs. Die ersten Haustiere sind, neben dem Hund, der schon Begleiter der eiszeitlichen Nomaden war, Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine.

Der Fruchtbare Halbmond ist jedoch nicht die einzige Gegend, in der die Landwirtschaft erfunden wird. Unabhängig davon geschieht das auch in China (spätestens 8500 v. Chr.), auf Neuguinea (spätestens 6000 v. Chr.), an der südamerikanischen