Als Sklave im Osmanischen Reich und bei den Tartaren - Johann Schiltberger - E-Book

Als Sklave im Osmanischen Reich und bei den Tartaren E-Book

Johann Schiltberger

4,9

Beschreibung

Der Leser hört von den politischen Umwälzungen, die sich während dieser Zeitspanne im Vorderen und Hinteren Orient abspielten. Jedoch berichtet Schiltberger nicht nur von Kriegsfahrten und Eroberungen, er hat auch Land und Leute, Sitten und Gebräuche scharf beobachtet und sich Sagen und Erzählungen, die er an den Lagerfeuern hörte, gut gemerkt. Ein Thema liegt ihm als Teilnehmer eines Kreuzzugs natürlich besonders am Herzen: die Religion. So erhalten wir ein lebendiges Bild der erstaunlichen Vielfalt des religiösen Lebens in der "Heidenschaft", wie Schiltberger sich ausdrückt. Schiltbergers Bericht ist das erste Zeugnis eines deutschen Reisenden, der von Ereignissen aus dem türkischen und mongolischen Reich berichtet. Dieser Bericht liegt hier zum ersten Mal in neuhochdeutscher Fassung vor. Schiltberger war in Kleinasien, Ägypten, im Zweistromland und in Südrussland. Es ist fast schon angebracht, von einem "deutschen Marco Polo" zu sprechen. Sein entscheidender Nachteil im Vergleich mit dem berühmten Weltreisenden war jedoch sein Status. Marco Polo reiste auf eigene Faust, Schiltberger eher unfreiwillig. "Ich war Kriegsgefangener und nicht mein eigener Herr", so sagt er selbst in seinem Vorwort. Seine Reiseroute wurde durch die politischen Ereignisse bestimmt. Bei jedem Machtwechsel wechselte Schiltberger als lebendes Inventar den Besitzer und musste dahin gehen, wohin sein neuer Herr zog. Es ist reizvoll und nicht weniger interessant, einen Reisbericht zu lesen, dessen Routen durch das Schicksal und Kriegsglück bestimmt wurden. Mit Sicherheit bleibt der Leser dadurch stets an den Brennpunkten der Geschichte Vorderasiens. Auch die Perspektive des einfachen Soldaten, die der Erzähler als Sklave gezwungenermaßen einnimmt, gibt dem Bericht seine besondere Note. Sie bringt uns den Autor näher und macht ihn in seiner fast naiven Erzählweise liebenswert.

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Johann Schiltberger, ein junger Adeliger aus München, zog 1394 als Knappe eines bayerischen Ritters nach Ungarn. Dort wollten sie zusammen mit König Sigismund, dem späteren deutschen Kaiser, zu einem Kreuzzug gegen die Heiden aufbrechen. Denn Konstantinopel war von den Türken bedroht und sollte befreit werden. Für den jungen Münchner – er war zu der Zeit etwa 14 Jahre alt – endete die Kriegsfahrt schon zwei Jahre später, 1396, denn er geriet in der ersten und einzigen Schlacht dieses Feldzugs in türkische Gefangenschaft. Damit begann aber für Johann Schiltberger das große Abenteuer seines Lebens, denn er sollte erst 1427, nach 31-jähriger Gefangenschaft, seine Heimatstadt wiedersehen. Was er in dieser Zeit alles erlebte, erfahren wir in seinem Reisebuch. Er verspricht dem Leser von Kämpfen und Heerfahrten sowie von Städten und Menschen aus dem Heidenlande zu berichten, weiß aber auch »viele hübsche und seltsame Abenteuer« mitzuteilen.

Ulrich Schlemmer, Jahrgang 1947, hat in Stuttgart und Tübingen Philosophie, Germanistik und Geschichte studiert. Seit 1982 unterrichtet er an verschiedenen Gymnasien in Baden-Württemberg die Fächer Deutsch, Geschichte und Philosophie. In der Edition Erdmann hat er mehrere Reiseberichte herausgegeben bzw. an ihnen mitgewirkt.

Zum Buch

Schiltbergers Bericht ist das erste Zeugnis eines deutschen Reisenden, der von Ereignissen aus dem türkischen und mongolischen Reich berichtet. Dieser Bericht liegt hier zum ersten Mal in neu-hochdeutscher Fassung vor. Schiltberger war in Kleinasien, Ägypten, im Zweistromland und in Südrussland. Es ist fast schon angebracht, von einem »deutschen Marco Polo« zu sprechen. Sein entscheidender Nachteil im Vergleich mit dem berühmten Weltreisenden war jedoch sein Status. Marco Polo reiste auf eigene Faust, Schiltberger eher unfreiwillig. »Ich war Kriegsgefangener und nicht mein eigener Herr«, so schreibt er in seinem Vorwort. Seine Reiseroute wurde durch die politischen Ereignisse bestimmt. Bei jedem Machtwechsel wechselte Schiltberger als lebendes Inventar den Besitzer und musste dahin gehen, wohin sein neuer Herr zog. Es ist reizvoll und hochinteressant, einen Reisebericht zu lesen, dessen Routen durch das Schicksal und Kriegsglück bestimmt wurden.

ALTE ABENTEUERLICHE REISEBERICHTE

Sultan Bayasid I. (1354-1403).

Bei ihm war Schiltberger von 1396-1403, zuerst als Kriegsgefangener.

Johann Schiltberger

ALS SKLAVEIM OSMANISCHENREICH UND BEI DENTATAREN

1394-1427

Herausgegeben und eingeleitetvon Ulrich Schlemmer

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2013

Der Text basiert auf der Ausgabe Edition Erdmann, Wiesbaden 2008

Editorisch begleitet von Dr. Lars Hoffmann, Mainz

Korrekturen: Gudrun Kolb-Rothermel, Lenningen

Covergestaltung: Nele Schütz Design, München

Bildnachweis: Die Schlacht von Nikopolis

eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0069-3

www.marixverlag.de

INHALT

Einführung

Kapitel 1

Von der Schlacht, die König Sigismund gegen die Türken schlug

Kapitel 2

Wie der türkische König die Gefangenen behandelte

Kapitel 3

Wie Bayazid ein ganzes Land auslöschte

Kapitel 4

Wie Bayazid gegen seinen Schwager Krieg führte und ihn dabei tötete

Kapitel 5

Wie Bayazid den König von Sebast vertrieb

Kapitel 6

Der Plan, den sich sechzig von uns Christen ausdachten

Kapitel 7

Wie Bayazid die Stadt Samson eroberte

Kapitel 8

Von Schlangen und Nattern

Kapitel 9

Wie die Heiden mit ihrem Vieh im Winter und im Sommer auf den Weiden bleiben

Kapitel 10

Wie Bayazid dem Sultan ein Land abgewann

Kapitel 11

Vom Sultan

Kapitel 12

Wie Tämerlin das Königreich Sebast gewann

Kapitel 13

Wie Bayazid Kleinarmenien eroberte

Kapitel 14

Der Krieg Tämerlins gegen den Sultan

Kapitel 15

Wie Tämerlin Babylon eroberte

Kapitel 16

Wie Tämerlin Kleinindien eroberte

Kapitel 17

Wie ein Fürst dem Tämerlin viele Güter entführte

Kapitel 18

Wie Tämerlin an die siebentausend Kinder töten ließ

Kapitel 19

Wie Tämerlin mit dem Großkhan Krieg führen wollte

Kapitel 20

Tämerlins Tod

Kapitel 21

Die Söhne Tämerlins

Kapitel 22

Wie Joseph Miraschach köpfen ließ und sein ganzes Reich eroberte

Kapitel 23

Wie Joseph einen König besiegte und ihn köpfte

Kapitel 24

Wie ich zu Abubachir kam

Kapitel 25

Von einem Königssohn

Kapitel 26

Wer nacheinander Herrscher war

Kapitel 27

Von einer Heidin und ihren viertausend Jungfrauen

Kapitel 28

In welchen Ländern ich war

Kapitel 29

Die Länder, die ich besucht habe, welche zwischen der Donau und dem Meer liegen

Kapitel 30

Von der Sperberburg: Wie sie bewacht wird

Kapitel 31

Wie ein armer Gesell dem Sperber wachte

Kapitel 32

Nochmals von der Sperberburg

Kapitel 33

Von dem Land, in dem die Seide wächst, von Persien und anderen Königreichen

Kapitel 34

Von dem großen Turm zu Babylon

Kapitel 35

Von der großen Tatarei

Kapitel 36

Die Länder der Tatarei, die ich gesehen habe

Kapitel 37

Wieviele Sultane es gab, während ich unter den Heiden war

Kapitel 38

Vom Sankt Katharinenberg

Kapitel 39

Von dem dürren Baum

Kapitel 40

Von Jerusalem und dem Heiligen Grab

Kapitel 41

Von dem Brunnen im Paradies mit den vier Wassern

Kapitel 42

Wie in Indien der Pfeffer wächst

Kapitel 43

Von Alexandria

Kapitel 44

Von einem riesenhaften Ritter

Kapitel 45

Die verschiedenen Religionen der Heiden

Kapitel 46

Wie Mohammed und sein Glaube aufgekommen sind

Kapitel 47

Vom Ostertag der Heiden

Kapitel 48

Von einem anderen Feiertag

Kapitel 49

Vom Gesetz der Heiden

Kapitel 50

Warum Mohammed den Heiden den Wein verboten hat

Kapitel 51

Von einer Sekte der Heiden

Kapitel 52

Wie ein Christ zu einem Heiden wird

Kapitel 53

Was die Heiden von Christus und Maria glauben

Kapitel 54

Was die Heiden über die Christen sagen

Kapitel 55

Worin die Christen angeblich ihre Gebote nicht einhalten

Kapitel 56

Wann Mohammed lebte

Kapitel 57

Von Konstantinopel

Kapitel 58

Von den Griechen

Kapitel 59

Vom Glauben der Griechen

Kapitel 60

Wie die Stadt Konstantinopel gebaut wurde

Kapitel 61

Wie die Jassen heiraten

Kapitel 62

Von Armenien, seinen Städten und Sitten

Kapitel 63

Vom Glauben der Armenier

Kapitel 64

Von Sankt Gregorius

Kapitel 65

Von einem Lindwurm und einem Einhorn

Kapitel 66

Warum die Griechen und die Armenier Feinde sind

Kapitel 67

Durch welche Länder ich bei meiner Rückkehr aus der Heidenschaft gekommen bin

Anmerkungen

Zeittafel

Literaturverzeichnis

Bildnachweis

EINFÜHRUNG

Nachrichten von politischen Ereignissen, von sozialen und kulturellen Verhältnissen aus allen Ecken der Welt sind uns heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Es ist nicht leicht, noch etwas Neues, Interessantes und Aufregendes zu berichten.

Ganz anders zu Schiltbergers Zeiten: Die meisten Menschen verließen ihren Heimatort nie, und schon die kleinste Reise konnte zum Abenteuer werden. Berichte aus fernen und fremden Ländern waren sehr viel seltener und wurden mit entsprechend großem Interesse aufgenommen. So bildeten Marco Polos Erzählungen und Reiseberichte aus dem Heiligen Land eine äußerst beliebte Lektüre für ein gebildetes Publikum, das vor allem auch lesen konnte. Wie interessant musste den deutschsprachigen Lesern da ein Buch erscheinen, das von fernen Ländern und Abenteuern in türkischer Gefangenschaft zu berichten versprach, das außerdem von einem Landsmann, genauer gesagt einem Bayern, verfasst war, der das alles selbst erlebt haben wollte. Tatsächlich war Schiltbergers Reisebuch großer Erfolg beschieden; in Augsburg beispielsweise erschienen kurz hintereinander drei Ausgaben!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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