Always Isn't Forever – Kann wahre Liebe den Tod besiegen? - J. C. Cervantes - E-Book

Always Isn't Forever – Kann wahre Liebe den Tod besiegen? E-Book

J. C. Cervantes

5,0

Beschreibung

Ist der Tod wirklich das Ende? Hart Augusto und Ruby Armenta waren seit ihrer Kindheit beste Freunde und Seelenverwandte. Als Hart bei einem Bootsunfall tragisch ertrinkt, ist Ruby völlig erschüttert. Doch auch Hart kann Ruby nicht loslassen … Und durch eine göttliche Fügung wird ihm eine zweite Chance geboten. Das einzige Problem: Sein Körper liegt auf dem Meeresgrund, also muss ein neuer her. Und der gehört ausgerechnet Schul-Bad-Boy Jameson. Als Hart in die Stadt zurückkehrt, stellt er also fest, dass es schwieriger sein wird, Ruby zurückzugewinnen, als er es sich vorgestellt hat. Zum einen ist es ihm untersagt, Ruby die Wahrheit mitzuteilen. Und mit jedem Tag, den er als Jameson verbringt, beginnen die Erinnerungen an sein Leben als Hart zu verblassen. Obwohl Ruby immer noch um Hart trauert, kann sie nicht leugnen, dass sie irgendetwas zu Jameson hinzieht.Warum erinnert er sie so sehr an Hart? Verzweifelt versucht Ruby herauszufinden, ob die Verbindung, die sie spürt, echt ist, und beginnt, Jameson ihr Herz zu öffnen – aber wird ihre Liebe ausreichen, um die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 508

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.
Sortieren nach:
HaRoJo

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

Soooo schön!! Ich hab das Buch nicht weglegen können und in einem durchgelesen. Ich habe mitgefiert, geweint und gelacht. Es ist Fiktion, aber vielleicht hängt auch ein Stückchen Wahrheit darin?
00



Dieses Buch widme ich all jenenHerzen, die sich weigern, in einem»geordneten Leben voller Gründe undBeweise« eingesperrt zu sein.

Inhalt

Teil Eins

1 HART

2 RUBY

3 HART

4 RUBY

5 HART

Teil Zwei

6 RUBY

7 HART

8 RUBY

9 HART/JAMESON

10 HART/JAMESON

11 HART/JAMESON

12 RUBY

13 HART/JAMESON

14 HART/JAMESON

15 RUBY

16 HART/JAMESON

17 RUBY

18 LOURDES

19 HART/JAMESON

20 RUBY

21 HART/JAMESON

22 RUBY

23 HART/JAMESON

24 HART/JAMESON

25 RUBY

26 HART/JAMESON

27 RUBY

28 HART/JAMESON

29 RUBY

30 LOURDES

31 HART/JAMESON

32 RUBY

33 HART/JAMESON

34 RUBY

35 HART/JAMESON

36 RUBY

37 HART/JAMESON

38 RUBY

39 HART/JAMESON

Teil Drei

40 RUBY

41 HART/JAMESON

42 RUBY

43 HART/JAMESON

44 RUBY

45 HART/JAMESON

46 RUBY

47 RUBY

48 RUBY

49 HART/JAMESON

50 RUBY

51 HART/JAMESON

52 RUBY

53 HART/JAMESON

54 RUBY

55 HART/JAMESON

56 RUBY

57 LOURDES

58 HART/JAMESON

59 RUBY

60 LOURDES

61 JAMESON

62 RUBY

63 JAMESON

64 HART

65 RUBY

66 LOURDES

DANKSAGUNGEN

Die himmlischen Aufzeichnungen eines Engels

Das Leben nach dem Tod ist buchstäblich mein Job.

Meine Position diktiert, dass ich alle menschlichen Begegnungen dokumentiere. Ich habe Hunderte solcher Zusammentreffen miterlebt. Und ich bin dabei nie auf einen Menschen gestoßen, der nicht an irgendeine Form der romantischen Liebe glaubte. Es ist auf keinen Fall meine Aufgabe, jemanden dieser Vorstellung zu berauben, aber glaubt mir, wenn ich sage, dass nur sehr wenige Menschen jemals eine Liebe erfahren, die stark und rein genug ist, um sie in ihrem nächsten Leben wiederzufinden.

Und seien wir mal ehrlich, die Menschen denken viel zu oft, sie seien verliebt, aber Logik hat in Herzensangelegenheiten nichts verloren. Und das Wort Liebe? Nun, Menschen werfen damit wie mit Kleingeld um sich, aber selten haben sie dessen wahre Essenz je gekostet.

Leider erfahren nur wenige Seelen jemals die ewige Liebe.

Ich persönlich habe das nie.

Doch in diesem Bericht geht es nicht um mich. Hier geht es um Hart und Ruby, die erste Liebe und die Macht der Erinnerungen. Es geht darum, wie viel ein Herz ertragen kann, ehe es bricht. Aber vor allem geht es in dieser Geschichte um ein Leben, das zu früh genommen wurde, und um die Reise, auf die dieses eine Ereignis uns alle schickte.

1

HART

~ Fünfundzwanzig Stunden vor dem Ende ~

Es war schon immer Ruby.

Das ist die erste Zeile des Liebesbriefs, der mir aufgetragen worden war, und das ist alles, was ich wissen muss, um mich darauf einzulassen.

Ruby war schon immer die Richtige für mich, seit ich sie vor elf Jahren zum ersten Mal in unserem lokalen Gartencenter gesehen hatte, wie sie die Marienkäfer aus ihrem Netzgefängnis befreite. Sie stand nur viereinhalb Meter von mir entfernt, sechs Jahre alt, und riss die kleinen Netze auf.

Sie hatte diesen grimmigen Ausdruck im Gesicht, die Lippen fest zusammengepresst, und ihre dunklen Augen glühten vor Entschlossenheit. Und ich wurde sofort in ihren Bann gezogen. Selbst im reifen Alter von sieben Jahren wusste ich, dass sie etwas Besonderes war.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein Herz schneller schlug und mich dazu anhielt, zu ihr zu gehen und ihr zu helfen – mit ihr durch dick und dünn zu gehen: ein Risiko zu wagen! Doch so bin ich nicht gestrickt, war es noch nie. Risiken führen zu Verletzungen und Verletzungen führen zu Schmerzen und Schmerzen führen zu Elend. Verstehst du mein Problem? Außerdem war ich sieben und der Gedanke, in Dicks Gartengefängnis zu landen, klang nach der schlimmsten Art von Folter.

Also hielt ich mich zurück und starrte sie an, als wäre sie eine spannende Geschichte und ich müsste unbedingt herausfinden, wie sie ausgeht.

Einige der Marienkäfer waren klug genug, um davonzufliegen; andere krabbelten weiter entlang des Netzes, und der Rest? Sie landeten auf Rubys Armen und Händen. Sie stand einfach nur da, lächelte und beobachtete sie voller Ehrfurcht, und plötzlich wünschte ich mir, einmal im Leben im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit zu stehen. Es einmal zu erleben und in dem Gefühl zu baden.

Jeder andere wäre vom Tatort geflüchtet, doch nicht Ruby. Du musst wissen, dass Ruby ein Vorzeigeexemplar in Sachen Draufgängertum ist. Es war ihr egal, ob sie erwischt wird. Ihr ging es nur darum, diese verdammten Marienkäfer zu retten.

Ein Sonnenstrahl fiel auf Rubys goldbraunes wildes Haar und sie sah auf. Ihr Blick fiel auf mich. Mein Gesicht brannte und ich fühlte mich plötzlich, als hätte ich etwas falsch gemacht. »Bist du ein guter Lügner?«, fragte sie.

Ich drehte mich hastig weg und stieß dabei einen kleinen Topf mit frischer Minze aus dem Regal. Verlegen zuckte ich mit den Schultern und fühlte mich mehr verloren als je zuvor. »Ähm, nicht wirklich.«

Sie marschierte zielstrebig auf mich zu, was in mir den Gedanken weckte, dass ich vielleicht weglaufen sollte, aber bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, stand sie schon direkt vor mir. Die Marienkäfer krabbelten noch immer über ihre Haut.

»Das musst du aber sein«, sagte sie ernst, hob den Minztopf auf und stellte ihn wieder an seinen Platz. »Falls jemand fragt: Ich war nie hier. Du kennst mich nicht.«

»Aber … ich kenne dich wirklich nicht.«

In diesem Moment rief ihre Mom nach ihr. »Ich muss los«, erwiderte Ruby mit einem Lächeln, das einen fehlenden Schneidezahn offenbarte. »Vergiss nicht, was ich gesagt habe.« Sie gestikulierte wild mit ihren Händen, was ich als ›du hast mich nie gesehen‹ interpretierte.

Und dann war sie weg. Ich blieb wie benebelt neben einem verwelkenden Basilikumstrauch stehen und fragte mich, was gerade passiert war. Schließlich ging ich zurück in die Abteilung mit den Hauspflanzen, um in der Nähe der mexikanischen Palmen meinen Dad zu suchen. Auf dem Weg dorthin kitzelte etwas an meinem Handrücken. Mein Blick fiel darauf und ich schmunzelte. Einer von Rubys Marienkäfern krabbelte über meine Haut. Leuchtend rot, mit vier schwarzen Punkten. Seine Flügel öffneten und schlossen sich immer wieder. Öffnen, schließen, öffnen, schließen. Und dann flog er davon.

Yeah, wie ich bereits sagte, es war schon immer Ruby.

Jetzt gucke ich auf den Notizblock auf meinem Bett hinunter und mache mir große Sorgen, dass die Worte nicht gut genug sind. Ich muss noch viel mehr streichen, aber zumindest ist es ein Anfang für unsere Zeitkapsel, auf der Ruby besteht, um unsere Erinnerung zu bewahren.

Das Aufheulen eines Automotors und einer elektrischen Bohrmaschine erfüllt mein Zimmer. Ich wohne mit meinem Dad über seiner Autowerkstatt namens Jorgé’s. Er ist darauf spezialisiert, Oldtimer zu restaurieren. Früher habe ich es gehasst, den Lärm, die Ölspuren, die langen Nächte. Doch jetzt? Inzwischen kommt es mir wie eine Art Kunst vor; es ist beruhigend, ihm bei der Arbeit an einem alten Firebird oder einem Porsche zuzusehen.

Mein Blick fällt auf den Wecker auf meinem Nachttisch. Mist! Wir sollten in fünfzehn Minuten auf Martins Party sein und ich habe noch nicht mal meine Badehose an oder …

Meine Schlafzimmertür schwingt auf. Es ist Ruby.

Hastig schiebe ich meinen Brief unter ein Kissen, wobei ich fast meine Gitarre vom Bett stoße, und beschließe, dass ich sie am besten abwimmele, bevor sie losmeckern kann: »Gib mir zehn Minuten, dann bin ich fertig.«

»Du kommst noch zu deiner eigenen Beerdigung zu spät«, sagt Ruby, die immer noch in der Tür steht, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie reinkommen soll. Sie hat ihr dunkles Haar zurückgebunden, das wegen der Sonne von hellen Strähnen durchzogen ist. Ihre Ray-Ban sitzt auf ihrem Kopf, und zwar mit gedehnten Bügeln, weil ihr Kopf einfach so groß ist. Sie trägt Jeansshorts und ein T-Shirt, das von einer Schulter herabhängt und ihr rotes Bikinioberteil offenbart.

»Ich habe an dem Brief für unsere Zeitkapsel gearbeitet und dabei die Uhr aus den Augen verloren.«

»Du bist Songwriter. Das sollte einfach für dich sein.« Sie macht ein paar Schritte in mein minimalistisch eingerichtetes Zimmer und schaut sich um, als ob sie halb hofft, eine alte Socke auf dem Boden rumliegen zu sehen. Was für ein Monster ignoriert denn bitte den dafür vorgesehenen Wäschekorb?

Wie ich Ruby kenne, werden in ihrem Brief fünf Wörter stehen. Sie kann nicht einmal einen richtigen Wunsch auf eine Karte schreiben, also weiß ich nicht, warum sie sich so quält. Obwohl das Ganze ihre Idee war. Sie lässt sich zurück auf mein Bett fallen und landet dabei direkt auf meiner Brust.

Die Sonnenbrille fliegt ihr vom Kopf und fällt zu Boden.

»Hey, geht’s dir gut?« Ich rolle mich auf die Seite, stütze meinen Kopf auf den Ellbogen, schaue auf sie hinunter und frage mich, wie sie nach all der Zeit immer noch diese Wirkung auf mich haben kann. Immer wenn sie mir so nahe ist, möchte ich ihre Haut auf meiner spüren, ihren Duft einatmen, und denke, dass ich der glücklichste Mann der Welt sein muss, weil sie mich gewählt hat.

Sie zögert. Schweigen erfüllt mein Zimmer und ich bin mir nicht sicher, ob sie sich einen Witz oder eine Retourkutsche ausdenkt, die es in sich hat. Sie hat beides drauf, lässt aber beides bleiben. »Ich schätze, ich kann nicht glauben, dass wir in fünf Monaten schon in unserem letzten Jahr an der Schule sind. Es geht alles so schnell und …«

Ich nehme sanft ihre Hand in meine. »Hey, ich bin der Schwarzseher in unserer Beziehung, schon vergessen? Du machst mir meinen Titel noch streitig.«

Sie lässt sich nicht auf meinen Versuch ein, die Stimmung aufzuheitern.

»Ich fühle mich einfach, als ob … Ich weiß nicht.« Sie drückt meine Hand und sieht aus dem Fenster. Ihre Augen schweifen über den blauen Himmel davor.

Die Sache mit Ruby ist die: Sie macht sich nie Sorgen. Niemals. Sich vom Campus schleichen? Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden. Von einer Klippe ins Meer springen? Halt die Augen auf. Reifenpanne auf einer dunklen Nebenstraße? Lass uns im Wald verlaufen.

»Und deshalb müssen wir so tolle Erinnerungen schaffen wie heute Abend.«

»Die Party?«, stichelt sie, wohl wissend, dass ich die Überraschung meinte.

Ich habe schon seit Monaten etwas für sie geplant und wenn sie es sieht, wird sie ausflippen.

»Oder ich kann dir meine Überraschung ein andermal geben«, erwidere ich achselzuckend.

»Denk nicht mal dran.« Sie gibt mir einen Kuss, der eigentlich flüchtig sein sollte, aber ich bin gierig, und in einer Nanosekunde wird der Kuss tiefer, unsere Körper sind so eng aneinandergeschmiegt, dass ich mir vorstelle, wie wir mit der Matratze verschmelzen. Manchmal wünschte ich, wir hätten uns nie darauf geeinigt, mit dem Sex bis zum College zu warten, denn im Moment will ich nichts mehr als Ruby.

Im nächsten Augenblick stößt sie sich von mir ab, atmet angestrengt ein und guckt mich an, als hätte sie gerade genau denselben Gedanken gehabt. Oder auch nicht. Sie greift blitzschnell an mir vorbei und unter das Kissen und reißt den Brief hervor. Als hätte sie die ganze Zeit gewusst, dass er dort ist. Bin ich wirklich so berechenbar?

Ich stürze mich auf sie und falle auf sie drauf. Sie quiekt, schiebt sich meinen Brief unter den Rücken und starrt trotzig zu mir auf. Wir sind uns so nahe, dass unsere Stirnen aneinandergepresst sind. »Ich dachte, wir wollen nicht zu spät zur Party kommen?«, frage ich.

Ruby zieht einen Schmollmund. Diesen Ausdruck hat sie über die Jahre perfektioniert und ich kann ihr nie etwas abschlagen, wenn sie mich so anguckt.

»Gib mir nur eine Zeile«, bettelt sie, »so was wie einen Denkanstoß.«

Ich lache. »Wenn ich das mache, gibst du mir dann meinen Brief zurück?«

Aus der Nähe sehen ihre Wimpern länger aus und die goldenen Pünktchen in ihren dunklen Augen wirken heller. Sie blinzelt und ihre Wimpern streifen meine Wange. »Ich versprech’s.«

Ich setze mich auf, damit ich sie gut sehen kann, wenn ich die Worte sage. Ruby beginnt mit den Fingern, einen halbherzigen Trommelwirbel zu spielen. Aus der Werkstatt unter uns dringen Stimmen durch die Decke. Ein Automotor stottert ruckelnd.

»Bist du sicher, dass du dafür bereit bist?«, frage ich und lächle gutmütig.

»So gut kann es gar nicht sein.«

»Oh, das ist es.«

Sie rollt mit den Augen. »Dann sag’s mir.«

Ich zögere, lasse sie noch ein paar Sekunden zappeln, bevor ich brumme: »Es war schon immer Ruby.«

Sie ist wie ein offenes Buch für mich. Ihre Emotionen flackern wie in einer Diashow über ihr Gesicht: Verwunderung, daraufhin Überraschung, zuletzt Frustration. Dann ballt sie mein T-Shirt zwischen ihren Fäusten und ruft: »Ich hasse dich, Hart Augusto.«

Ich küsse sie auf ihre Nasenspitze. »Ich hasse dich auch, Ruby Armenta.«

»Wie sehr?«

»So sehr. Ich werde dich so lange hassen, bis du mir zum Hals heraushängst.«

»Abgemacht!« Sie springt vom Bett und beugt sich mit einer Hand auf der Hüfte über mich. »Also, gehen wir jetzt zu dieser Party Schrägstrich Überraschung, oder was?«

Ich ziehe mich blitzschnell um und als wir rausgehen, lege ich meinen Arm um ihre Schulter und küsse sie auf die Schläfe. Ich schmunzle zufrieden und finde meine erste Zeile perfekt.

Yeah.

Es war schon immer Ruby.

2

RUBY

~ Vierundzwanzig Stunden vor dem Ende ~

Wir sitzen in Harts gelbem 1982er-Mustang, einem Auto, das sein Dad ihm letztes Jahr zu seinem sechzehnten Geburtstag geschenkt hat, als es noch keine Reifen und nur einen halben Motor hatte. Es brauchte sechs Monate harter Arbeit in der Werkstatt, um dieses Monster fahrtauglich zu machen – und es fuhr gerade so. Ich versuchte zu helfen, aber letztendlich war ich mehr Hindernis als Hilfe, also ernannte Hart mich stattdessen zum DJ. Harts Monster hat ein altes Schaltgetriebe, der dritte Gang klemmt oft und es fährt nicht bergauf, schafft nur neunzig Kilometer pro Stunde und hat genug Dellen, um uns wissen zu lassen, dass es schon einiges auf dem Buckel hat. Und sein Fußraum ist immer – und ich meine wirklich immer – mit einer dünnen Sandschicht bedeckt, die auch wirklich kein Staubsauger besiegen kann. Hart hat’s versucht. Könnt ihr mir glauben.

Als wir den Hügel hinunter zum Meer fahren, heult Monsters Motor auf. Wir haben die Fenster heruntergelassen – das Auto hat keine Klimaanlage – und die warme Nachtluft strömt herein.

Schon bald schmettern wir aus vollem Halse den Text zum Song Beautiful Day von U2. Hart ist eine alte Seele und seine Musikauswahl trägt nur zur Atmosphäre bei. Mein ohnehin schon ausgeleierter Haargummi reißt, meine Haare peitschen um mein Gesicht und ich denke nur: Hoffentlich ändern wir uns nie.

»Hey, lass uns die Party klemmen«, schlage ich vor.

Hart dreht die Musik leiser. »Was ist los, Ruby?«

Ich wollte es ihm vorhin nicht sagen, aber ich fühle diese Spannung in der Mitte meines Solarplexus, die mir sagt, dass etwas nicht stimmt oder im Begriff ist, entsetzlich falsch zu laufen. Es ist ein seltsames Gefühl, fast so, als würden mit Dornen übersäte Äste in mir wachsen. Meine Mom sagt, meine Urgroßmutter hatte auch immer diese Art von Intuition – eine Gabe, wie sie es nannte. Ich bin nur genervt davon, von diesem Warnsignal, das mir nie die nötigen Details verrät, damit ich das Ergebnis tatsächlich beeinflussen oder abwenden kann.

Doch ich weigere mich, mich von meiner Intuition zu einer Schwarzseherin machen zu lassen.

Das ist Harts Metier.

Als wir Kinder waren, wollte er sich nie am Klettergerüst entlanghangeln oder auf irgendwas klettern, das mehr als einen Meter hoch war. Er startete sogar eine Petition für Sicherheitsgurte im Schulbus und bestand auf Helmen, wenn wir Fahrrad fuhren.

Ich sage zu Hart: »Wir könnten runter zum Ufer fahren und …«

Er drückt beruhigend meine Hand. »Ich hab dir eine Party versprochen und du hast mir versprochen, dich von mir überraschen zu lassen. Und heute Abend werden wir beide diese Versprechen einlösen.«

Warum muss er bloß so ein Regelverfechter sein? »Na gut«, murre ich und drehe die Musik wieder auf, aber der Augenblick ist verflogen und ich fürchte, dass sich alles ändern wird.

3

HART

»Im Anflug!«, ruft Martin, als er durch die warme Nachtluft fliegt und mit einer Arschbombe in den schwach beleuchteten Pool eintaucht.

Sein Aufprall bewirkt eine Flutwelle. Das ist keine große Überraschung, denn er ist der beste Tight End des Footballteams der Seaside High. Außerdem ist er knapp zwei Meter groß und wiegt mehr als hundert Kilo. Aber am meisten mag ich an Martin – abgesehen davon, dass wir seit unserer Bandzeit in der Middleschool befreundet sind –, dass er cool ist; er ist dieser wirklich gelassene Typ, der dir zwar auf dem Spielfeld die Rippen brechen kann, aber dann Saxofon spielt wie eine Art wiedergeborene Jazzikone.

Zu seiner Freitagabendparty zu gehen, war seltsamerweise meine Idee, um Ruby die trübsinnige Stimmung zu vertreiben. Die Party ist nicht allzu wild – nur ein paar Freunde und Freundesfreunde und die Freunde deren näherer Verwandten und wiederum deren Cousinen und Cousins zweiten Grades, die in Martins Wohnung abhängen, dessen Eltern zufälligerweise nicht zu Hause sind.

»Komm rein, Augusto!«, brüllt Martin vom tiefen Ende des Beckens aus. Ein Strandball fliegt durch die Luft. Ein paar Leute machen Mutproben, kreischen, lachen und schwimmen. Der Rest der Menge steht dicht gedrängt in Grüppchen um den Pool herum.

»Nein, schon okay«, rufe ich zurück, obwohl ich meine Badehose anhabe.

Das Problem ist nicht das Schwimmen, sondern dass ich von meinem Standpunkt aus sehen kann, wie die Keime praktisch auf dem Wasser schwimmen und mich niederknüppeln.

Mein Kumpel George stemmt sich auf den Rand des Pools, klettert heraus und tropft mir das Wasser auf die Füße. »Das Wasser ist perfecto, Mann. Du verpasst alles.«

Wir sind seit der dritten Klasse befreundet, als er mit seiner Mom, zwei älteren Brüdern und seinem Abuelo in die Stadt zog. In seinem Haus herrscht Chaos, es ist laut, sie streiten, aber alle sind unendlich loyal. Ich find’s toll.

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nichts verpasse«, sage ich gerade zu George, als seine Hündin Josie rübertrottet und ihren großen schokoladenbraunen Körper an meinen Beinen reibt.

»Hey, mein Mädchen.« Ich knie mich hin und streichle sie so, wie sie es mag. Josie neigt ihren Kopf zurück, um sicherzugehen, dass ich alle guten Stellen erwische, wobei ihre Zunge glücklich an der Seite aus ihrem Mund hängt.

»Sie mag dich lieber als mich«, brummt George und schürzt die Lippen. »Komm schon, Josie. Ich seh viel besser aus, Mädchen.«

Während Josie all meine Liebe aufsaugt und George total ignoriert, gluckse ich. Ich war dabei, als er sie vor fünf Jahren im Tierheim ausgesucht hat. Sie und George sind unzertrennlich; er hat sie sogar als Therapiehund zertifizieren lassen, damit sie mit uns überall hingehen kann. Sie sieht aus wie ein Höllenhund, aber tief im Inneren ist sie ein großer Softie. Es sei denn, du bist ihr fremd und sie mag dich nicht.

»Hey«, sagt George leise, damit nur ich ihn höre. »Hast du Marina gesehen? Sie sieht …« Er schließt die Augen und atmet ein. »Meinst du, ich kann bei ihr landen?«

»Yeah, Bro. Aber das würde bedeuten, dass du auch wirklich mal mit ihr reden musst.«

Josie rennt in Richtung Grill, der den köstlichen Duft von Brathähnchen verströmt. George fährt sich mit der Hand über sein dunkles nasses Haar und verzieht das Gesicht. »Ich kann nicht einfach auf sie zugehen und mit ihr reden, Mann. So funktioniert der Scheiß nicht mehr. Sind nicht mehr die alten Zeiten. Vielleicht könnte Ruby mir ihre Nummer besorgen und ich könnte ihr schreiben und …« George schüttelt den Kopf. »Nee, das würd schlecht ausgehen. Sie würde mir wahrscheinlich das Herz brechen. Oder was ist, wenn ich rausfinde, dass sie eine Spinnerin ist, und dann muss ich Schluss machen, oder was ist, wenn sie klammert und sich in mich verliebt und …«

Was mit George los ist? Er redet sich immer die Dinge aus, die er am meisten will, vor denen er aber auch die größte Angst hat. Jupp, das haben wir gemeinsam. Zwei Trottel, die sich gesucht und gefunden haben.

»All das könnte passieren«, sage ich. »Oder eben auch nicht.«

»Jo, aber du hast Ruby, also musst du dir anders als wir Normalsterblichen keine Gedanken über diese Dinge machen.« George schüttelt den Kopf, als hätte er sich schon entschieden.

»Marina guckt her«, sage ich.

»Scheiße, was soll ich machen? Auch gucken? Nee, das wär erbärmlich … Bruh, hilf mir!« Er ringt mit den Händen.

Ich lache amüsiert. »Angsthase.«

»Du hast gut reden.« George grunzt und springt mit einer Rolle vorwärts in den Pool, wobei er mich beim Aufprall nass spritzt.

Im selben Moment kommt Ruby zu mir herüber und sieht mit einem verständnisvollen Lächeln zu mir hoch. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und flüstert mir ins Ohr: »Das Chlor tötet alle Keime ab, bevor sie dich töten können.«

Ich werfe ihr einen abschätzenden Seitenblick zu. »Was ist mit Bakterien, Viren und Parasiten? Und all den toten Hautzellen, die hier rumschwimmen?«

»Die auch.«

»Du bist jetzt also eine Expertin in Sachen Pools«, murre ich.

»Nö, bloß hab ich’s gegoogelt, als ich dich am Rand des Pools stehen sehen habe, als würdest du hineinspringen wollen, aber dann so zweifelnd dreingeblickt hast, dass ich wusste, du würdest es nicht tun. Also dachte ich mir, ich komme und bewahre dich vor einem großen Fehler«, sagt sie und dreht sich in Richtung der Lichter der Stadt, die hinter der Oase in Martins Garten funkeln.

Endlich. Sie spricht einfach meine Sprache. »Mit dem großen Fehler meinst du hineinspringen?«

Ruby guckt wieder zu mir hoch, ein schüchternes Grinsen umspielt ihre Lippen und eine Herausforderung funkelt in ihren Augen. »Ich meine damit, es nicht zu tun.«

Ich schätze, in Sachen Liebe bin ich genauso schlimm wie George.

Und dann schubst sie mich hinein. Zum Glück stehen wir am tiefen Ende, denn ich fände es äußerst nervig, sechs Wochen vor den Sommerferien mit einer Platzwunde in einem verkeimten und wahrscheinlich mit Pisse verseuchten Pool zu sterben.

Ich stoße mich vom Grund ab, um nach Luft zu schnappen und Ruby hineinzuziehen, aber sie ist nicht mehr da.

Sie steht in der Nähe des Pavillons, ein frisches Handtuch in der Hand, und unterhält sich mit ihrer besten Freundin Serena, die von allem zu viel trägt und eine entsprechende Persönlichkeit hat. Serena ist auch auf dem besten Weg, Abschiedsrednerin zu werden, und plant, Chinesisch und Kunstgeschichte zu studieren, wenn sie aufs College geht.

Violett blühende Blumenranken fallen durch die mondbeschienenen Dachsparren. Die Klänge eines bluesigen Songs von John Coltrane auf dem Saxofon erfüllen die Luft. Martin liefert eine gute Show, obwohl seine Tanzschritte noch etwas zu wünschen übrig lassen. Verdammt, man muss den Kerl einfach dafür bewundern, dass es ihn nicht die Bohne juckt, was andere über ihn denken.

»Tanz mit mir«, ruft er einem Mädchen zu, das in seiner Nähe steht. Doch sie schlägt sich beschämt die Hände vors Gesicht und geht weg.

Leider meldet sich auch sonst niemand freiwillig, aber das schreckt Martin nicht ab. »Oh, Leute. Ihr seid Ö-D…«

Gerade als er das E aussprechen will, sehe ich Ruby. Sie geht mit ihrem typischen, ihrem Ruby-Lächeln auf Martin zu, neigt ihren Kopf nach rechts und macht ihm schöne Augen. »Ich kann dir ein paar bessere Moves zeigen«, sagt sie und ich schmelze dahin.

Viele Männer wären eifersüchtig. Ich meine, meine Freundin tanzt gerade mit dem König des souligen Saxofons, Martin Tomlinson, aber es stört mich überhaupt nicht. Erstens gehört Rubys Herz allein mir. Und zweitens weiß ich ganz genau, dass Martins Herz für alle schlägt. Letzte Woche war es Shaylee, die Woche davor John, die Woche davor? Na ja, ihr versteht schon, worauf ich hinauswill. Genau so ist er zu seinem Spitznamen gekommen: Fifty-two. Das ist nicht seine Trikotnummer, sondern die Anzahl der Wochen in einem einzigen Jahr: seiner Affären. Der Kerl hat einen Coole-Legende-Status erreicht, den Normalsterbliche wie ich nie erreichen können.

Nicht dass ich das jemals wollen würde, aber vielleicht … wäre es gar nicht so schlecht, der Typ zu sein, der immer das Richtige sagt und tut, ohne über jedes Detail nachzudenken. Ich bin bestimmt nicht megabeliebt, aber auch nicht unbeliebt. Ich schweb in der Mitte der Hierarchieleiter und gelte meistens als nett, was im Grunde bedeutet, dass ich für die beliebten Kids an der Seaside High keine Bedrohung bin.

Ruby hingegen steht mindestens zehn Sprossen über mir. Sie kann genauso gut im Hintergrund bleiben, wie sie mit Martin im Rampenlicht tanzen kann – oder mit jedem anderen, was das betrifft. Sie ist Kapitänin des Schwimmteams, Tyrannentöterin der Extraklasse und weigert sich, irgendein Fast Fashion-Teil zu tragen. »Guckt euch diese Kleidermüllhalden an«, sagt sie immer. Und sie lässt alles mühelos aussehen, auch das Tanzen.

Gerade als das Lied endet, treten durch die Doppeltür drei Typen in den Garten. Wer in der Mitte läuft, fragt ihr euch? Jameson Romanelli, der Quarterback und Bad Boy unserer Highschool, der schon immer gerne Ärger stiftet. Der Kerl ist ein privilegiertes Arschloch und jeder weiß es, aber er kommt damit durch, weil er zweihundert Yards werfen kann und gemunkelt wird, dass er irgendwann professionell Football spielen wird.

Sein Blick fällt auf Ruby und Martin.

Scheiße.

»Hey, Mann«, sagt Martin und schüttelt Jameson die Hand, als wäre er sein bester Bro. »Ich dachte, ihr würdet’s nicht schaffen heute.«

Das ist das Risiko bei Martins Partys. Man weiß nie, ob seine Musikcrew – ich und ein paar andere Bandfreaks aus unserer Junior-High-Zeit – oder seine Footballcrew kommen wird.

Ich habe Ruby nur hergeschleppt, um sie aus ihrer seltsamen Laune herauszuholen, und es schien zu klappen. Jetzt sieht sie einfach nur angewidert aus. Sie kann Jameson Romanelli nicht ausstehen. Er ist nach der Scheidung seiner Eltern in der sechsten Klasse wieder hergezogen, hat in der siebten Klasse ihr Haus mit Klopapier tapeziert, in der achten bei einem Mathetest bei ihr abgeschrieben und in der neunten das Gerücht gestreut, die beiden hätten auf einem Campingausflug miteinander geschlafen. Doch am meisten liegt es daran, denke ich, dass er meinen Dad um einige Kohle betrogen hat, als er seinen Porsche in die Werkstatt brachte, um ihn reparieren zu lassen. Das war beschissen von ihm und es ging gar nicht mal um so viel Geld, sodass ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe, aber Ruby? Sie war so wütend, weil sie die Sache dermaßen ungerecht fand, dass ich Angst hatte, sie würde einen Schlaganfall bekommen. »Er ist der arroganteste, egoistischste, unausstehlichste, hinterhältigste Hurensohn aller Zeiten«, rief sie damals. »Gott, wie kannst du nur so ruhig bleiben, Hart?«

Ich zog sie (und ihre ganze Wut) in meine Arme und sagte: »Er ist mir einfach nicht wichtig genug, um mich aufzuregen.«

»Hey«, sagt Jameson jetzt zu Ruby, die ihn böse anfunkelt, ehe ich ihr beistehen und eingreifen kann. Ein neuer Song dröhnt aus den Lautsprechern, aber ich achte nicht darauf. Ich will bloß etwas Abstand zwischen Jameson und Ruby schaffen.

Ruby beginnt, sich der Situation zu entziehen, indem sie sich bei Martin für den Tanz bedankt.

Martin lächelt und sagt: »Wollen wir noch eine Runde?«

»Yeah«, sagt Jameson und lässt seinen Blick über Rubys Körper gleiten. »Noch ’ne Runde.«

Ruby schaut sich um, als würde sie nach einem Drink suchen, den sie ihm ins Gesicht kippen kann. Doch sie findet nur mich, der ihr an die Seite eilt. »Wollen wir?«, frage ich. Mein Herz rutscht mir langsam in die Hose, weil ich diese Art von »Konfrontation« echt furchtbar finde.

Martin wirft seinem Teamkollegen einen wütenden Blick zu. »Entspann dich, Mann.«

George erscheint an meiner Seite und sagt kein Wort, aber das muss er auch nicht. Niemand legt sich jemals mit ihm an, und zwar nicht, weil er so groß oder stark ist, sondern weil er zwei ältere Brüder hat, die gefeierte Käfigkämpfer sind und nicht zögern würden, jemanden in die Wüste zu schicken und einfach auf den Müll zu werfen. Doch sie würden George nie in ihre Welt lassen. Er sagt, das liegt daran, dass er das Baby der Familie ist. Ich dagegen denke, dass ihr Abuelo mindestens einen Nicht-Kämpfer in der Familia haben will und sie alle verfluchen würde, wenn sie das täten.

Josie trottet herüber, stellt sich an Georges Seite und starrt Jameson an, als wüsste sie, was für ein Vollpfosten er ist.

Jameson wirft seine Hände hoch und tritt zurück. Tut so, als ob er ein Unschuldslamm wäre. Gleichzeitig guckt er zu mir herüber und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Hey, Tin Man.« Das ist eine Anspielung auf meinen Namen und er findet es witzig. Früher empfand ich es als Beleidigung, doch heute ist es einfach nur blöd.

Und dann rieche ich es. Den Gestank von abgestandenem Bier in Jamesons Atem. »Du bist besoffen.«

»Noch nicht«, sagt er, »aber ich arbeite dran.«

Josie stößt ein leises Knurren aus. Ja, sie ist jetzt definitiv in ihrem Höllenhundmodus.

»Was ist los mit dir?«, fragt Jameson Josie. »Warum hasst du mich so?«

»Sie ist eine gute Menschenkennerin«, sagt George mit einem sarkastischen Grinsen.

Jameson verdreht die Augen, dann schwankt er.

In diesem Moment sehe ich ein vertrautes Gesicht durch das Seitentor kommen. Gabi. Rubys kleine Schwester ist in der Middleschool und mit einer Schülerin hier, an die ich mich aus der Schule erinnere. Doch ihr Name ist mir entfallen. Dylan? Darcy? Damien?

George sieht Gabi auch und macht sich sofort auf den Weg, um Ruby die Sicht zu versperren, denn als das Mädchen das letzte Mal auf einer Party war, wurde sie versehentlich in eine Schlägerei verwickelt und kehrte mit einem blauen Auge heim. Danach hat Ruby in puncto Partys ein Machtwort gesprochen und wenn sie ihre kleine Schwester jetzt sieht, wird sie eine Szene machen. Das aber will ich lieber nicht, weil sie dann schlechte Laune hat und sich nicht mehr auf meine Überraschung freut. Ich persönlich finde, sie ist überfürsorglich. Gabi ist ein nettes Mädchen. Doch Ruby hört nie auf mich, wenn es um dieses Thema geht. Niemals. Und manchmal denke ich, dass Ruby mit ihrem Verhalten ausgleichen will, dass sie keinen Vater haben – als ob sie sowohl Elternteil als auch Schwester spielen müsste.

Alle meine Muskeln spannen sich an. »Hey, Rubes«, sage ich und lenke ihre Aufmerksamkeit auf mich, »lass uns mal besser gehen.«

Jameson nickt und wirft mir einen seiner herablassenden Guter Junge-Blicke zu. »Gute Idee.«

Ruby schüttelt den Kopf und baut sich vor Mr. QB auf. »Weißt du, was dein Problem ist?«

Er lächelt. »Nein, bin mir aber sicher, dass du’s mir gleich erzählen wirst.«

Ich schaue zu Gabi hinüber, die versucht, um George herumzukommen, als ihre Augen meine treffen und sie diesen Oh, Scheiße-Blick bekommt. Wenn Ruby sie hier findet, wird sie Gabi in einen Kirchturm sperren, wo sie den Rest ihres Lebens bei Wasser und Brot und so wenig Sauerstoff verbringen wird, dass ihre Lungen auf die Größe reifer Pflaumen zusammenschrumpeln.

Ich gucke wieder zu Ruby, die zu Jameson sagt: »Dein Problem bist du.«

Angespannt rubble ich mir über die Stirn und gucke zu Gabi. Mit angespanntem Kiefer und ruckartigen Kopfbewegungen fordere ich sie auf, sich zu ducken oder sich wie ein Ninja in den nächsten Busch zu rollen.

Wenn ich Ruby anlüge, ist es sehr wichtig, dass mein Puls gleichmäßig schlägt und meine Bewegungen langsam sind, sonst riecht sie Blut. Sie ist wie ein Haifisch. »Mir ist eben was eingefallen. Wir kommen noch zu spät, Rubes, wenn wir jetzt nicht gehen.«

Sie wirft mir einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Dann schaut sie auf ihr Handy. »Wir haben noch eine Stunde.«

Scheiße.

Sie muss meine Panik wittern, denn sie rollt mit den Augen und sagt: »Na gut, dann gehen wir halt.«

Ich führe sie durch die Türen hinaus, durch die Jameson gerade in den Garten gekommen ist, und in die entgegengesetzte Richtung von Gabi.

Als wir beim Auto ankommen, scannt Ruby mich mit ihren Röntgenaugen und sagt: »Ich hoffe, das ist kein Trick, um mich von Jameson wegzulocken, damit ich nicht …«

»Ist es nicht. Versprochen.«

»Irgendwie glaub ich dir nicht.«

»Du weißt, dass ich ein schlechter Lügner bin, also wüsstest du, wenn ich dich reinlege. Darf ich dich jetzt bitte überraschen oder nicht?«

Ruby kneift ihre Augen zusammen und beißt sich auf die Unterlippe. Sie denkt nach.

JaNeinJaNein. Und ich denke: Bitte, bitte sag Ja.

»Okay«, antwortet sie schließlich, »aber ist es eine große Überraschung oder eher eine kleine?«

»Es ist eine schöne Überraschung.«

4

RUBY

~ Zweiundzwanzig Stunden vor dem Ende ~

Weißt du, was einige der besten Eigenschaften an Hart sind?

1.Er würde mir sein letztes Hemd geben, den letzten Gummiwurm in der Tüte und die erste Sauerstoffmaske bei einem Flugzeugabsturz.

2.Er benutzt nie eine Bürste oder Haargel und trotzdem sieht sein Haar immer perfekt zerzaust aus.

3.Seine Überraschungen waren früher furchtbar, dann wurden sie besser und jetzt? Jetzt lohnt es sich immer, darauf zu warten.

Also warte ich, während wir zu der »Überraschung« fahren.

Als wir das Stadtzentrum erreichen – eine lange, von Palmen gesäumte Straße mit Geschäften, Restaurants, Fitnessstudios, Salons und Galerien mit roten Ziegeldächern –, hält Hart an einer roten Ampel an und sagt zu mir: »’kay. Mach die Augen zu.«

»Gehen wir zu diesem neuen Thailänder?« Für mich wäre das gar keine so schlechte Überraschung, da Hart sonst nie wirklich von Fleisch und Kartoffeln oder jeglicher mexikanischen Küche abweicht.

»Rubes, es ist zehn Uhr an einem Freitagabend.«

Code für: Diese Stadt klappt um neun Uhr abends die Bürgersteige hoch.

Er hat recht. El Cielo ist eine verschlafene Stadt in Kalifornien, die ziemlich links ist, sich weigert, Franchiseunternehmen innerhalb der Stadtgrenzen zuzulassen, und die aus Rentnern, Treuhandfondskids – daher die Galerien –, Ärzten, Gewerbetreibenden und halt uns anderen besteht. Es ist außerdem ein Tourispot, weshalb wir so tolle Restaurants, Cafés und eines der ältesten historischen Hotels an der Westküste haben.

»Gut, aber lass mich schnell mein Handy checken«, sage ich. Ich habe drei ungelesene Nachrichten. Die ersten beiden kamen vor einer Stunde rein.

Mom: Sei bitte vor Mitternacht zu Hause

Gabi: Darf ich deinen Love is Love-Pulli anziehen

Die letzte Nachricht kam vor etwa fünf Minuten von Serena: du bist schon gegangen?

Ich schicke Mom einen Daumen nach oben. Gabi einen Daumen nach unten. Und Serena ein trauriges Gesicht, gefolgt von: Sorry, brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?

Sie antwortet schnell: Nein, und: Jameson ist total dicht.

»Irgendwelche weltbewegenden Neuigkeiten?«, fragt Hart, fährt an den Straßenrand und hält an. »Oder kannst du jetzt die Augen zumachen?«

»Okay. Okay, ich mach sie schon zu.« Ich lege mein Handy weg und sitze mit geschlossenen Augen auf dem Beifahrersitz. Der Wind weht mir ins Gesicht, Hart fährt weiter und summt leise – ein Lied, das ich noch nie gehört habe – und obwohl ich ihn nicht sehen kann, weiß ich, dass er grinst.

Als er endlich parkt, vibriere ich praktisch schon in meinem Sitz. Während ich meine Augen immer noch geschlossen halte, hilft er mir aus dem Auto und führt mich an der Hand an unser Ziel. Ich höre, wie er auf einem Tastenfeld eine Pin eingibt, woraufhin ein hoher Piepton folgt. Und dann führt er mich über einen hölzernen Untergrund, der unter unseren Füßen knarrt. In diesem Moment weiß ich genau, wo wir sind. Ihm muss doch klar sein, dass ich weiß, dass wir am Hafen sind, oder?

Ich meine, wir kommen schon hierher, seit wir Kinder waren, und würden es die salzige Luft und die Geißblattblüte nicht verraten, würden es das Piepen und die anderen vertrauten Geräusche des knarrenden Stegs oder die Boote tun, die sanft an den Kai stoßen.

»Darf ich meine Augen öffnen?«, frage ich ungeduldig. Insgeheim vermute ich, dass mein Verdacht, dass dies ein Trick ist, um mich von der Party wegzuholen, leider zutrifft. Doch ich beschließe, noch eine Weile mitzuspielen.

Wir gehen an Miriams Jacht vorbei – einem fünfzehn Meter langen Luxuskreuzer mit drei Schiffsdecks und mehreren protzigen Schlafkabinen. Ich weiß das, weil ich die Stufen gezählt habe, und das Boot riecht nach neuem Leder und frisch poliertem Holz. Es ist dasselbe Boot, auf dem Hart und ich den ganzen Sommer über gearbeitet, den Touristen Drinks serviert, Delfine und andere Meeresbewohner beobachtet und dafür gesorgt haben, dass sich die Gäste amüsieren.

Wir gehen noch ein paar Meter weiter und Hart führt uns in ein Gebäude. Ich höre, wie sich eine Tür schließt und die Geräusche des Hafens verstummen. Das Klicken eines Lichtschalters. Dann lehnt Hart sich dicht an mich heran und flüstert mir ins Ohr: »Wenn es dir nicht gefällt, lüg mich an.«

Dieser Ort ist mir vertrauter als mein Haus und doch kribbelt es in meinem Bauch. »Okay.«

»Aber du musst nicht lügen, denn ich glaube, du wirst es lieben. Oh, und es gibt zwei Teile. Dies ist der erste.«

Dann zieht er seine Hände zurück und ich stehe vor einem kleinen Segelboot, das auf einem Anhänger liegt. Es ist klein – vielleicht sechs Meter – und der Rumpf ist zerkratzt und braucht dringend einen neuen Anstrich.

»Das ist die neue Ladybug.« Hart strahlt mich an.

Im Sommer der vierten Klasse bauten wir uns in der Werkstatt von Harts Dad ein Boot. Hart schrieb sogar einen Namen auf die Seite: Ladybug. Ich sagte damals, ich sei mir ziemlich sicher, dass Marienkäfer nicht schwimmen können, aber das schien ihn nicht zu interessieren.

In der fünften Klasse fiel unsere Ladybug auseinander, also bauten wir ein anderes Boot und in der siebten Klasse ging auch dieses kaputt. Wir bauten immer wieder eine, obwohl wir wussten, dass sie nicht lange halten würden. Doch das hielt uns nicht davon ab, denn der Spaß lag nicht in der Sache selbst, sondern im Bauen des Bootes.

Hart stottert, als er weiterspricht. »Miriam wollte es verschrotten, aber ich habe sie überredet, es mir zu verkaufen. Ich habe in den letzten drei Monaten am Motor gearbeitet und ein paar Sachen repariert. Jetzt muss ich bloß noch ein paar Raten abbezahlen und am Ende des Sommers gehört es mir. Ich meine uns und diese Ladybug wird sich nicht auflösen wie die anderen und …« Hart hat keine Chance, zu Ende zu reden, denn ich werfe meine Arme um seinen Hals und atme seinen Duft ein: Er riecht nach Chlor und Seife und so viel Gutem, dass ich nie wieder loslassen will.

Er lacht und zieht mich näher zu sich. »Heißt das, sie gefällt dir?«

»Es ist perfekt«, sage ich und meine es ernst. Hart ist ein unglaublich schlechter Geheimnisbewahrer und dass er in der Lage war, dies vor mir zu verbergen, ist an sich schon erstaunlich. Aber dann hat er auch noch sein Geld gespart und stottert die Raten für unser Boot ab? Das lässt mein Herz höherschlagen. Ein Traum wird wahr. Ich will das für ihn. Für uns.

Er führt mich auf das Boot, von wo aus ich es in einem neuen Licht sehe. Es ist nicht alt und baufällig. Es ist in jeder Hinsicht wunderschön. »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«, frage ich.

»Weil du Überraschungen magst.« Er lächelt immer noch, als er mich zu einer Bank führt und mich draufsetzt. Das Kissen ist zerrissen und die Füllung quillt heraus.

»Wäre es nicht toll, wenn wir mit ihr rausfahren könnten?«, sage ich.

Hart reibt sich den Nacken und sagt: »Ich muss bloß noch bisschen dran rumwerkeln.« Ich will wissen wann, möchte ihn aber auch nicht unter Druck setzen.

Hart legt seinen Arm über meine Schulter. »Na ja, mit ihr rausfahren geht heute nicht, aber Miriam meinte, wir könnten eins von ihren Booten nehmen.«

Ehe ich mich’s versehe, stehen wir an Bord eines von Miriams kleineren Seglern. Sie hat Boote in jeglicher Größe. Sie reichen von sechs Metern bis hin zu der wertvollen Jacht, die wir normalerweise für Gruppenreisen benutzen.

Der Mast ist bereits aufgerichtet und Hart und ich setzen flugs die Segel. Das haben wir schon oft gemacht, dank Miriam, die uns im letzten Sommer einen Segelbootkurs gegeben hat. Und diese neun Meter lange Schönheit mit Mahagoniholzvertäfelung, einem breiten Deck, vollem Bug und gemütlicher Kabine ist eins meiner Lieblingsboote.

Ein paar Minuten später segeln wir schon durch den Hafen. Ich beobachte, wie das Mondlicht wie winzige Diamanten übers schwarze Wasser tänzelt. Heute Nacht weht eine leichte Brise, die die Segel bläht. Und alles, was ich denken kann, ist: Halt nicht an. Mal sehen, wohin die See uns trägt. Mehr braucht es nicht, um meine Fantasie anzukurbeln: Mexiko, Belize, Griechenland, Kuba. Ich kann es kaum erwarten, die Welt zu sehen, sie zu schmecken, sie einzuatmen. Winkel zu entdecken, die nur aus Magie und Tausenden Möglichkeiten bestehen.

Sobald wir auf dem offenen Meer sind, ankert Hart unser Boot.

Wir sitzen am Bug und es schaukelt sanft. Von hier aus erstreckt sich das schwarze Wasser vor uns bis in alle Ewigkeit. Ein kühler Wind jagt mir einen Schauer über den Rücken und Hart schlingt seine Arme um mich. »Ich liebe es, nachts hier draußen zu sein.«

»Es ist, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt.« Ich schaue nicht auf die glitzernden Lichter von El Cielo zurück. Stattdessen richte ich meinen Blick auf den dunklen Horizont, den ich nicht zu ermessen weiß. »Versprich mir, dass wir nach dem Abschluss, vor dem College, irgendwo hinsegeln werden.«

»Ich hab doch schon gesagt, dass wir das machen.«

Ich weiß, dass Hart das ernst meint. »Ich will’s noch mal hören. Versprich mir, dass wir nach Napier fahren werden. Das ist in Neuseeland und wusstest du, dass es die schönste Art-déco-Stadt der Welt ist?«

»Rubes«, sagt er sichtlich belustigt, »ich wusste bis jetzt nicht mal, dass es den Ort gibt. Wie kommst du immer auf so was?«

»Ich hab buchstäblich keine Ahnung. Aber ich bin kürzlich auf diese coole Website gestoßen, die ein zufälliges Ziel für dich auswählt!«

»Klingt riskant.«

»Klingt gut.« Ich stehe auf, ziehe mich bis auf meinen Bikini aus und springe ins Wasser.

»Du bist verrückt!«, ruft Hart hinter mir.

Ich lache. »Komm rein. Es ist so schön.«

»Du hast nicht mal eine Schwimmweste an.«

Ich lache und drehe mich auf den Rücken, um mich mit einem Kraulbeinschlag über Wasser zu halten. Hart weiß, dass ich eine gute Schwimmerin bin, und kann mich mit nichts zurück an Bord locken, ehe ich nicht bereit bin. Ich liebe das Meer: seinen Rhythmus, seine Launen, seine Unberechenbarkeit. Deshalb bin ich im Schwimmteam, deshalb gewinne ich Medaillen. Nicht weil mich der Wettkampf interessiert, sondern weil ich im Wasser sein kann, wie ich will: vollkommen frei.

Einige Minuten später erbarme ich mich, weil ich Hart genug in Panik versetzt habe, und klettere die Leiter wieder hoch. Hart wartet mit einem Handtuch auf mich, dass er in Windeseile um mich legt.

»Oh, das hätte ich fast vergessen.« Er macht sich auf den Weg in die Kabine. Eine Sekunde später ertönt aus den Lautsprechern des Bootes Heart of the Night von Eric Church. Die Countrymusik ist leise und launisch, mit einem Hauch von Rock. Ich lasse mich auf dem Bug des Bootes nieder. Als Hart zurückkommt, hat er eine Tüte mit schokoladenüberzogenen Brezeln und Sour Patch Kids dabei. Stolz hält er sie hoch. »Abgestandene Brezeln oder eine halb aufgegessene Tüte Sour Patch Kids?«

»Ich brauche eindeutig mehr Zucker!«

Er setzt sich neben mich und stellt die offene Tüte zwischen uns. Dann fängt er an, sie zu durchwühlen. »Das ist so ein Beschiss. Ist bloß noch Blau übrig.«

»Warum regt dich das so auf?«, necke ich ihn, nehme Hart die Tüte ab und stecke mir ein blaues Bonbon in den Mund.

»Weil jeder weiß, dass Blau die blödste Geschmacksrichtung ist.«

»Stimmt nicht«, sage ich und kaue weiter. »Wusstest du, dass sie eine Tüte nur mit den blauen verkaufen? Und wer mag denn keine Himbeeren?«

»Wer nimmt Himbeere, wenn man Limette haben kann?« Hart runzelt die Stirn und starrt in die Tüte. »Findest du es nicht auch ein bisschen verdreht, dass wir gerade einen Haufen Kinderköpfe essen? Warum haben sie nicht etwas anderes draus gemacht, zum Beispiel Früchte oder Autos oder …?«

»Weil es dann keine Sour Patch Kids wären.«

»Toll, die Leute essen also lieber einen Haufen Kinder.«

Ich schnaube amüsiert. »Genau.« Ich lege mich zwischen Harts Beine und lehne mich an seine feste Brust. Sofort schlingt er seine Arme um mich und hält mich fest. Ich kann seinen Herzschlag spüren und entspanne mich.

Dann, im selben Moment, in dem ich zu ihm aufschaue, neigt er seinen Kopf zu mir und küsst meine Stirn, meine Nasenspitze, beide Augen. Meinen Mund. Schon bald schmecke ich die blauen Sour Patch Kids auf seiner Zunge und seine Hände wandern unter mein Oberteil und streicheln meinen Bauch.

»Deine Haut ist immer so weich«, murmelt er.

»Das nennt man Bodylotion.«

»Ich glaube, es liegt nur an dir, Ruby.«

Lachend drehe ich mich zu ihm um, ziehe meine Knie an, die zwischen seinen Beinen eingekeilt sind, sodass sich unsere Gesichter fast berühren, und lege eine Hand auf sein Herz. »Wir atmen genau im gleichen Rhythmus.«

Er streicht mir ein verirrtes Haar aus dem Gesicht. »Was ist los mit dir, Rubes? Sei ehrlich.«

»Wovon redest du?«

»Ich meine, ich kann spüren, dass in dir etwas vorgeht.« Er hat recht, aber ich weiß nicht, wie ich mein ungutes Gefühl in Worte fassen soll. Ich atme ein und wieder aus. »Können wir nicht einfach davonsegeln?«

»Das könnten wir«, sagt er lächelnd, »aber ich glaube, Miriam hätte etwas dagegen, wenn wir ihr Boot stehlen. Und unsere Familien könnten sauer sein, dass wir uns nicht verabschiedet und die Schule beendet haben.«

Schmollend stoße ich meine Stirn gegen seine. »Warum musst du immer so logisch sein?«

Er sagt schlicht: »Weil du der Träumer bist.«

Ich lehne mich zurück, bette meinen Kopf auf ein Handtuch und schlecke den Zucker von meinen Fingern. Hart lehnt sich ebenfalls zurück, aber in die entgegengesetzte Richtung. Seit wir klein waren, haben wir dieses Spiel gespielt, um zu sehen, wie weit wir voneinander entfernt sein können und es trotzdem schaffen, unsere Fingerspitzen zu berühren.

In den nächsten fünf Minuten starren wir in den schwarzen Nachthimmel, ohne ein Wort zu sagen. Das ist eines der Dinge, die ich an Hart liebe. Er verspürt nie den Drang, die Stille mit Small Talk zu füllen. Und schon bald verklingt die Musik und alles, was bleibt, ist das sanfte Rauschen des Meeres, das Wehen der Segel im Wind.

Wir sind gut einen Meter voneinander entfernt. Unsere Arme strecken sich entgegen, aber heute Abend berühren sich unsere Fingerspitzen nicht. Oder vielleicht geben wir uns nicht genug Mühe.

Ein warmes, vollkommenes Glück sprudelt in mir hoch und ich sage: »Ich liebe dich wirklich.«

Hart ist still. Ich schaue zu ihm hinüber; seine Augen sind geschlossen. »Schläfst du?«, flüstere ich.

In diesem Moment öffnet er die Augen, springt auf und fängt an, auf und ab zu gehen. Er schaltet sein Handy ein und beginnt auf dem Bildschirm zu tippen.

»Was ist los?«, sage ich, fast schon in Panik, dass etwas nicht stimmt.

»Mir ist gerade etwas Neues für das Lied eingefallen, das ich gerade schreibe.« Er streicht sich mit der Hand durch sein widerspenstiges Haar und tippt weiter. Ich lasse ihm seinen Freiraum, denn ich weiß, dass eine Unterbrechung des kreativen Moments ein Rezept für eine Katastrophe ist. Doch je aufgewühlter er wird, desto schwerer fällt es mir, nichts zu sagen. »Ist das der Song, dessen Text du mir nicht verraten willst?«

»Ja, genau der.«

»Warum ist es so ein Geheimnis?« Ich komme jetzt auf die Beine, verrenke mir den Hals und versuche zu sehen, was er tippt.

Hart entspannt die Schultern etwas und er sieht mich an. Ich weiß, dass er das, was ihm vor einer Minute durch den Kopf geschossen ist, jetzt aufgeschrieben hat. »Na ja. Wenn du Überraschungen nicht so sehr lieben würdest«, sagt er, »müsste ich es nicht geheim halten.«

»Oh, habe ich dir die Neuigkeiten nicht gesagt?«, necke ich ihn und ziehe mein Handtuch fester um mich. »Ich kann Überraschungen ab sofort offiziell nicht ausstehen, also kannst du mir die Worte jetzt gerne verraten.«

Hart ist voller Energie. Das hab ich schon mal gesehen. Dieses Glitzern in seinen Augen, während er förmlich vibriert.

»Ich bin so kurz davor«, sagt er. »Gib mir nur noch ein paar Tage. Es lohnt sich zu warten. Versprochen.«

»Nur eine Zeile«, flehe ich.

»Eine? Und dann wirst du dich gedulden?«

»Versprochen«, antworte ich.

Sein rechter Mundwinkel zieht sich nach oben und er beugt sich zu mir vor. »Es war schon immer Ruby.«

»Hart! Das kenne ich doch.«

Er sagt nichts. Stattdessen küsst er mich. Sein Körper presst sich gegen meinen, lang und schlank und stark. Ich verschmelze mit ihm und es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre. Und dann erinnere ich mich an den U2-Song von vorhin und denke: Hoffentlich ändern wir uns nie.

In diesem Moment vibriert sein Handy. Es ist Miriam.

Hart nimmt ab und eine Sekunde später versichert er ihr mit lauter Jas etwas. Unterdessen suche ich den Horizont ab, fixiert auf einen riesigen, funkelnden Stern, der gerade aufgeleuchtet ist und vor dem Sonnenaufgang wieder verschwinden wird.

»Ist alles okay?«, frage ich, nachdem er aufgelegt hat.

»Sie will nur, dass ich morgen Abend für Beau einspringe. Anscheinend plant sie eine besondere Geburtstagstour für ihre Cousine.«

»Aber die Sommerferien fangen doch erst nächsten Monat an. Vorher arbeiten wir offiziell gar nicht für sie.«

»Rubes!« Sein ganzes Gesicht strahlt und er sieht mich an, als ob ich etwas übersehen würde. »Sie hat gesagt, dass sie mir das Doppelte zahlen will, was bedeutet, dass ich Ladybug ASAP komplett abbezahlen kann!«

Ich will mich freuen, spüre aber stattdessen ein Ziehen in meinem Bauch, das so stark ist wie die Flut. Doch ich sage nichts, weil ich diese perfekte Nacht nicht ruinieren will.

Ich möchte einfach nur weitersegeln und wünsche mir, dass der Stern niemals verschwindet.

5

HART

~ Einhundertundzwanzig Minuten vor dem Ende ~

Als Ruby anruft, bin ich erst halb angezogen, zu spät für die Arbeit, und bügle gerade die letzte Falte aus meinem Sea-Breeze-T-Shirt.

»Ich denke, du solltest dich wirklich krankmelden«, sagt sie.

Ich hüpfe auf einem Fuß, versuche mit einer Hand meinen Schuh zu binden und halte mit der anderen das Handy an mein Ohr. »Ruby, können wir später drüber reden? Ich bin so was von spät dran.«

»Ich hab den Wetterbericht gesehen«, fährt sie fort, »und es soll regnen.«

Ich ziehe mir mein T-Shirt über den Kopf, kurz davor, einen Herzinfarkt zu bekommen, weil Ruby sonst nie nach dem Wetter schaut. Niemals. »Hör zu, es ist ein toller Gig«, sage ich, während ich meine Schlüssel nehme und zu Monster gehe. »Und wir waren schon oft im Regen draußen.«

»Hart! Ich denke wirklich, du solltest zu Hause bleiben. Wir können uns einen Film ansehen, Pizza bestellen, eine Liebeskomödie oder besser noch einen Gruselfilm …«

Ich bleibe mitten in der Einfahrt stehen und atme tief ein. »Hey, Ruby. Erstens, Gruselfilme sind kein gutes Verkaufsargument. Zweitens, es ist alles gut. Das ist ein glücklicher Zufall. Und habe ich dir schon gesagt, dass Miriam mir das Doppelte zahlt und ich das Trinkgeld zu hundert Prozent behalten darf?« Normalerweise bekommen wir nur die Hälfte.

»Wow, sie muss echt verzweifelt sein.«

»Das heißt, ich kann die Reparaturen an der Ladybug bezahlen und sie ASAP auslösen, damit wir mit ihr raussegeln können.«

Ruby schweigt. Das hasse ich. Ich checke die Zeit auf meinem Handy, kurz davor aufzulegen, doch dann sagt sie: »Gut. Schreib mir einfach, wenn du anfängst, und komm danach vorbei und … sei einfach vorsichtig.«

Ich lache. »Weißt du, mit wem du sprichst? Ich bin immer vorsichtig, schon vergessen?«

Ich bin schon dabei, mit Monster rückwärts aus der Einfahrt zu fahren, als Dad mich anhält. Er wird dieses Jahr sechzig und zum ersten Mal sieht man ihm sein Alter an, obwohl sein Haar noch voll und er ziemlich fit ist. Er sieht einfach nur müde und abgekämpft aus. Wahrscheinlich weil er in letzter Zeit zu viele Aufträge angenommen hat und seine Angestellten nicht aufgetaucht sind, was ihn zwingt, noch mehr zu stemmen. Ich helfe oft nach der Schule aus, wenn ich kann, aber das reicht nicht.

»Hey, ich bin spät dran«, rufe ich aus dem offenen Fenster und versuche, einer von Dads langatmigen Konversationen aus dem Weg zu gehen. Der Kerl kann ewig reden, ohne nach Luft zu schnappen. Ich schwöre, er braucht nicht zu atmen.

Er joggt trotzdem zu mir rüber. Er trägt die Uniform von Jorgé’s Autowerkstatt – einen blauen Overall, der verdammt ölverschmiert ist. »Du musst dir diesen neuen 72er-Benz ansehen, der grad reinkam. Eine wahre Schönheit. Ich dachte, wir könnten zusammen dran arbeiten.«

»Echt? Klingt gut. Guck ich mir nach der Arbeit an.«

Er deutet mit dem Daumen über seine Schulter und zeigt auf den Laden unter unserem Haus. »Dauert bloß ’ne Minute.«

»Tut mir leid, Pops. Miriam wird ausrasten, wenn ich zu spät komme. Geht um ein großes, wichtiges Familiending.«

Mit einem Seufzer klopft Dad auf das Dach des Mustangs und sagt: »Que te vaya bien.«

Innerhalb von zwanzig Minuten stehe ich auf der Jacht. Acht Leute stoßen mit Champagnergläsern an, lachen und schirmen ihre Augen vor den letzten Sonnenstrahlen des Tages ab, während Teddy, der Kapitän, uns aufs offene Meer hinausfährt.

Da ist immer dieser Moment, wenn das Boot auf den Ozean rausfährt und man einfach weiß, dass man nicht mehr im sicheren Hafen ist, und das hat etwas Befreiendes und zugleich Erschreckendes an sich. Aber es ist dieser Augenblick, in dem ich immer wieder auf die roten Ziegeldächer zurückblicke und auf die abfallenden Hügel, die über der Stadt thronen, und auf die Palmen, die sich biegen und wiegen, als ob sie Adiós sagen würden.

Und das Beste daran? Diese Aussicht ändert sich nie. Und es fühlt sich immer wie zu Hause an.

Charlie, Miriams sechsjähriger Neffe, rennt mit seiner älteren Schwester Anisa im Kreis um die Kücheninsel herum. Ich versuche angestrengt, ein paar Snackschalen aus dem Kühlschrank zu holen, aber die beiden rennen umher, als würden sie Ärger suchen.

Da kommt Miriam herein, scheucht sie mit ihrem Strenge Tante-Blick hinaus und ermahnt sie: »Zieht eure verdammten Westen an.«

»Die jucken«, jammert Charlie.

»Mom sagt, dass man nicht fluchen darf«, fügt Anisa stirnrunzelnd hinzu, die schmalen Lippen geschürzt.

Miriam seufzt. »Na, ich bin eure Tante und habe auch verdammt viel Autorität.«

»Was ist Authortä?«, fragt Charlie, als seine Schwester ihn aus der Kabine zerrt und etwas von Seehexen murmelt.

Miriam nimmt einen Schluck Wein und stellt das Glas mit Schwung ab. Sie ist um die vierzig, dreimal geschieden, und hat golden schimmernde Haut und schwarzes Haar, was sie aus der Menge hervorhebt.

»Du machst das wirklich gut, Hart«, sagt sie und zündet sich aufgewühlt eine Zigarette an. »Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du so mit anpackst.« Sie atmet den Rauch wieder aus, der sich kräuselt. »Gott, hast du das Minikleid gesehen, das meine Schwester trägt? Sie ist einundfünfzig, um Himmels willen!«

Um potenziellen Familienfehden aus dem Weg zu gehen, sage ich einfach: »Kein Ding. Ich helf gern.«

Sie nimmt noch zwei Züge und drückt die Zigarette dann im Waschbecken aus. »Familien können so dramatisch sein. Warum habe ich dieser Feier überhaupt zugestimmt?«

Ich bin mir nicht sicher, was ich dazu sagen soll, also nicke ich einfach.

Miriam lächelt leicht und sieht sich in der Küche um, als hätte sie vergessen, weshalb sie hergekommen ist. Am meisten mag ich an meiner Chefin, dass sie immer mit anpackt, obwohl sie viel anderes zu tun hat. So wie jetzt, als sie ein Tablett mit Aufschnitt von der Theke nimmt. Miriam besteht darauf, alle Angestellten selbst zu schulen, und eine der Fortbildungen ging um Gourmetgerichte und Weine (nur Weißweine, da Rotwein das Holz verfärben und auf dem Stoff der Jacht Flecken hinterlassen kann), obwohl ich keinen Alkohol ausschenken darf. Na ja, nicht offiziell. Doch Miriam neigt dazu, diese kleinen Details zu übersehen, wenn es ihr in den Kram passt.

Da kommt Beau ins Spiel. Er ist Mitte dreißig und total in sie verknallt. Er arbeitet schon für Sea Breeze, seit er vor einem Jahr von Napa hierhergezogen ist, doch heute Abend ist seine Lebensmittelvergiftung mein Gewinn.

Miriam ist schon fast aus der Küche raus, als sie sich noch einmal umdreht und sagt: »Kannst du in etwa zehn Minuten die Krabbenbeine rausbringen? Und in genau einer Stunde musst du verkünden, dass wir keinen Wein mehr haben.«

»Ich?«

Sie lächelt und neigt ihren Kopf zur Seite. »Sie werden nicht dich über Bord werfen.«

»Ha, verstehe!«

Nachdem sie gegangen ist, gucke ich schnell auf mein Handy. Kein Empfang, aber ich habe eine Nachricht von Ruby, die sie mir vor etwa einer Stunde geschickt hat. Es ist ein Selfie, auf dem sie mit den Augen rollt und die Zunge herausstreckt. Darunter hat sie geschrieben: Ich habe mich für die Liebeskomödie entschieden und bin sooo enttäuscht. Nicht genug Rom in der Com. Zeitverschwendung.

Obwohl ich weiß, dass sie meine Nachricht erst bekommen wird, wenn wir wieder im Hafen sind, schicke ich ihr eine Antwort: Langweilst dich schon ohne mich, hm?

Ich warte ein paar Minuten, bis ich das Tablett mit den Krabbenbeinen wie angewiesen zu Miriams Familie rausbringe. Der Himmel hat sich verdunkelt und der Mond sieht aus, als würde er nur noch am seidenen Faden am Firmament hängen, ehe er runterfällt.

Als ich nach einer heruntergefallenen Serviette greife, sehe ich auf einem der unteren Decks Charlie. Er lässt von der Seite der Jacht Münzen fallen.

Ich gehe hinunter, um herauszufinden, was er vorhat, und um zu sehen, ob ich ihn zu etwas anderem ermutigen kann. Zum Beispiel zum Anlegen seiner Schwimmweste. Doch als ich näher komme, lächelt er mich an und hält mir seine offene Handfläche mit lauter Münzen darin entgegen. »Willst du dir etwas wünschen?«

Ich will ihm seine gute Laune nicht verderben, aber nein, ich will wirklich keine Münze ins Meer werfen und unwissentlich ein paar Meeresbewohner verletzen und … Ich stoppe meine üblichen Gedanken. Wenn Rubes hier wäre, würde sie etwas sagen wie: »Es ist nur eine Münze, Hart.«

Genau in diesem Augenblick fängt es an zu regnen. Charlie findet das toll. Er dreht sich im Kreis und versucht, auf seiner Zunge Regentropfen zu fangen. »Hey, Kumpel«, rufe ich. »Wir sollten besser reingehen.«

Doch er rennt in Richtung des Hecks des Bootes davon. Ich renne ihm hinterher und kann ihn gerade noch einholen, als er auf die Reling tritt.

»Hey!« Mein Herz setzt praktisch einen Schlag aus. »Komm da runter.«

»Schau mal!« Er deutet auf etwas im Wasser, das ich nicht genau ausmachen kann. Vielleicht ein Delfin?

Blitze zucken übers Wasser. Es regnet heftiger.

Jemand ruft Charlies Namen, aber es klingt weit weg, denn die Stimme wird vom Wind verschluckt. Ich schaue nur eine Sekunde lang zurück, eine halbe Sekunde, um zu sehen, wer nach dem Jungen ruft. Und dann geschieht es. Charlie fällt ins Wasser.

»Mann über Bord!«, schreie ich und stürze mich über die Reling. All mein Training habe ich vergessen, so Sachen wie: Wirf der Person den Rettungsring raus. Aber, Mann, in so ’ner Situation ist das ganze Zeug einfach weg.

Das Wasser ist kalt und die See so aufgewühlt, dass ich Charlie nicht sehen kann.

Ich schwimme schnell, schneller als je zuvor in meinem Leben. Meine Arme und Beine pumpen wie wild, verzweifelt. Warum hat er nicht die verdammte Schwimmweste angelegt?

Dort.

In der Abenddämmerung sehe ich ihn, wie er mit den Armen rudert, weint und sich im aufgewühlten Wasser verliert, das ihm in den Mund läuft.

»Ich komme!«, rufe ich.

In diesem Moment leuchtet vom Boot aus ein helles Licht übers Meer und eine Sekunde später landet direkt vor mir ein Rettungsgürtel. Ich greife danach, strample, strecke mich, bete. Und alles, woran ich denken kann, ist Charlie. Charlie. Charlie.

Dann kommen die Schreie, das Geschrei einer Frau, der schrille Alarm.

Fast geschafft. Fast da. »Ich komme!«, rufe ich wieder. Und dann halte ich ihn in meinen Armen. Er klammert sich heftig an meinen Hals.

Der Wellengang wird stärker, während wir auf der Wasseroberfläche treiben. Es kostet mich all meine Kraft, ihn von mir wegzuziehen und den Schwimmgürtel um seine Taille zu befestigen. »Siehst du?«, krächze ich. »Das wird dir helfen, an der Oberfläche zu bleiben.«

»Ich will nicht sterben«, schreit er.

»Du wirst nicht sterben«, sage ich hastig. »Ich verspreche es. Tu einfach, was ich dir sage, okay?«

Der Regen wird stärker.

Meine Muskeln schreien vor Schmerz und Kälte, als ich Charlie zurück zum Boot ziehe, doch die verdammte Unterströmung versucht, uns in ihre Tiefen zu ziehen.

»Es wird alles gut werden«, sage ich immer wieder, während von irgendwoher Schreie widerhallen, die sich sehr weit weg anhören.